Seite 1/5 Tipps vom Gärtner zum Thema: Buchsbaum mit Beschwerden Buchsbaum mit Beschwerden Der Buchsbaum ist derzeit eine Trendpflanze mit großer Tradition. In letzter Zeit häufen sich jedoch die Anfragen besorgter Grabstellen- und Gartennutzer, die von Verfärbungen, Blattflecken, Wucherungen und andere Schadbildern an ihrem Buchs berichten. Der immergrüne Buchsbaum ist mittlerweile auf vielen Grabstellen und in vielen Gartenanlagen wieder zu finden. Ob als Solitärgehölz oder als Heckenpflanze, als Einfassung oder als geschnittene Figur, den Verwendungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Der Buchsbaum ist langlebig und wird bei regelmäßigem Schnitt mit den Jahren immer attraktiver und wertvoller. Umso ärgerlicher sind hier schädigende Organismen und Krankheiten, die das Aussehen und die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen. Vor allem ist der Buchsbaum eine Wieder-Entdeckung: lange Jahre zierte er Schloß- und große Bauerngärten. Doch irgendwie und irgendwann war er aus der Mode – oder auch schon einmal krank? Seite 2/5 Zu den derzeitigen Auffälligkeiten: Zeigen Ihre Pflanzen an jungen Blättern orangebraune Flecken und ältere zeigen einheitlich braune im feuchten Zustand eher graue Verfärbungen? Die Rinde ist dabei mit dunklen bis schwarzen Streifen durchzogen? In der Folge wirft der Buchs zum Teil massiv seine Blätter ab und ganze Triebe sterben ab? Dann handelt es sich um eine Erkrankung durch den Pilz Cylindrocladium buxicola. Einige Faktoren summieren sich in dieser Erkrankung, die erst 2002 erstmalig in Baumschulen, in Gärten und auf Friedhöfen im Nordwesten der Bundesrepublik auftaucht ist: Zum ersten: Buchsbaum ist seit Jahren sehr beliebt. Die Gärtner betreiben getrieben von der immensen Nachfrage, und des bisher guten Verkaufspreises eine Massenvermehrung. Oft sind die Vermehrungsbedingungen in den Baumschulen aufgrund des bisher bekannten robusten Charakters der Pflanze aber eher gering. Aber gerade in diesen großen Jungpflanzenbeständen, wie auch in anderen Massenbetrieben haben Krankheitserreger ein großes Spielfeld. Der Infektionsdruck und Wechselwirkungen steigen. Zum Vergleich seien hier Monokulturen von Getreide, oder Viehbeständen genannt. Zum zweiten: Die lang anhaltenden Wärmeperioden der letzten Sommer – bezogen auf das Regionalklima des Nordwesten muß man wohl von trockener Hitze sprechen! - haben bereits vorhanden Buchsbaumpflanzungen unter enormen Trockenstress gesetzt: das Wasservolumen im Boden ist deutlich geringer als normal, der Grundwasserspiegel ist tiefer als normal abgesunken, das Wurzelwerk kann nicht mitwachsen. Durch den Mangel sinkt das Wasservolumen (Turgor) in den Stielen und Blättern. Wenn dann nach einer solchen Trockenperiode wieder einmal ein Niederschlag fällt, platzen oft die Rinde oder andere Oberflächen des Pflanzenkörpers auf. Denken sie im Vergleich an Tomaten oder Kirschen die infolge der hohen Konzentration der eingelagerten Nährkristalle bei Regen aufplatzen! Sollte dann diese auftretende Feuchtigkeit länger anhalten und es zudem warm sein, sind diese offenen, feuchten Wunden beste Bedingungen für eine Infektion. In diese Wunden dringt dann der sowohl über die Luft, als auch über infizierte Bearbeitungswerkzeuge (Scheren, Rechen, Schuhe, (Klein-)Tiere und anderes) eingetragene Pilz ein, und breitet sich über die Leitbahnen aus und verstopft diese: daher auch der Name „cylindrocladium“. Diese Augenfälligkeit fällt auf wer die Menge der infizierten Buchsbaumbestände, zuerst vor allem auf sonnigen, sandigen Böden, mit denen der stärker lehm- und humushaltigen in schattigen Lagen vergleicht. Diese Beobachtung konnte ich auf Seite 3/5 mehreren Friedhöfen immer wieder machen und auch durch Fotodokumentation beweisen. Ebenso auch auf „aufgeschütteten Böden“ – also nicht „gewachsenem“ Boden, auch dort ist der Befall besonders stark, denn hier ist der „Wasserfaden“ zu den Grundwasser führenden Schichten nicht ausgebildet!!! Zum dritten: Auch Buchsbaum fühlt sich nicht überall wohl. Wenn ein Boden nicht optimal vorbereitet ist, kann auch hier der Infektionsdruck durch den entstehenden „Stress“ der Pflanzen steigen. Ähnlich wie ein gutes, oder eben als Gegensatz schlechtes, Schuhwerk, kann dies beim Menschen zu Haltungsschäden bis hin zu Zahnproblemen und Migräne führen. Die Buchsbaumpflanze kann ebenso in schlechten und schlecht vorbereiteten Böden „nicht richtig Fuß fassen“. Wenn nun unter diesen Stressbedingungen (Staunässe, zu weicher Boden) auch noch eine Mangelernährung durch fehlende Nachdüngung des Buchsbaumes ausbleibt, sind Infektionen und schleichenden Krankheiten Tür und Tor geöffnet. Beide Fotos jeweils vollsonnige Lagen! Diese Faktoren zusammen haben nun in den letzten zwei Jahren zu einer Epidemie der neuen Krankheit geführt. Wer also mit offenen Augen über Friedhöfe geht, kann sich davon selber ein Bild machen. Der erneut vor allem frühe und dann lang anhaltende und heiße Sommer im Jahr 2007, die folgende feuchte Spätsommerperiode und die nun andauernde Warmperiode des Winters führen es überdeutlich vor Augen. Die Symptome sind: braune Blattflecken, teilweise mit orange-braunem Rand und dunkle Flecken auf den Stängeln, die sich von unten nach oben ausdehnen. Auffällig sind auch die reichlich auftretenden weißlichen Sporen auf den Blattunterseiten. In der Folge: sterben Triebe, Äste und schließlich die ganze Pflanze ab. Wie ein symbolischer „Hilfeschrei“ bleibt oft eine letzte grünende Spitze auf den graubraunen Pflanzenresten stehen. Kein Signal für einen Seite 4/5 Neuaustrieb wie es viele zu hoffen wagen, sondern der Anfang vom totalen Ende der Pflanzen! Als diese Erkrankung 2002/03 erstmals auftrat, wurde sie zunächst auch nicht als eigenständige Erkrankung erkannt. Zumal eine Erkrankung mit ganz ähnlichen Auswirkungen existiert: das Volutella-Zweigsterben (Volutella buxii). Diese Krankheit beginnt mit fahlgrün verfärbten Blättern, die schließlich vertrocknen. Auch hier sterben ganze Triebe ab. Deutlich zu identifizieren ist dieser Pilz aber durch seine rosa gefärbten Pilzlager an den Blättern. Ins Auge fallen dabei auch die krebsartigen Wucherungen, die am Ansatz stärkerer Triebe auftreten. An diesen Stellen schält sich die Rinde ab. Wegen dieser Wucherungen spricht man oft vom Buchsbaumkrebs. Der Pilz wird ebenfalls durch feuchte Witterung begünstigt. Hecken und gut geschnittener Formbuchs trocknen durch ihre dichte Belaubung nach einem intensiveren Regenguss schlecht ab und sind besonders gefährdet. Um einer weiteren Ausbreitung dieser Pilze entgegenzuwirken, müssen bei beiden Krankheiten befallene Triebe bis ins gesunde Holz ausgeschnitten werden. Am besten ist es sogar – gerade im Falle von Cylindrocladium buxicola - den gesamten erkrankten Pflanzenbestand zu entfernen!!! Dabei auch alle abgeworfenen Blätter entfernen. Spezielle Dauersporen von Cylindrocladium können mehrere Jahre in der Erde ausharren, ohne ihr Infektionsvermögen zu verlieren! Bei stärkerem Befall sollte daher ebenso die oberste Erdschicht mit abgetragen werden. Aus Vorsorgegründen ist derzeit von einer Wiederbepflanzung mit Buchsbaum dringend abgeraten! Einzige bisher zu empfehlende Gegenmaßnahmen: Kurz bevor das Wachstum beginnt, alles abgestorbene Material entfernen und entsorgen (vor allem auch das, was am Boden liegt) – dabei die Pflanzen nicht mit einem Rechen durch hartes kratzen zusätzlich verletzten, sondern mit behandschuhten Händen ausputzen. Bei starkem Befall Anwendung von Fungiziden auf Kupferbasis knapp vor dem Austrieb (Mai), mit 2xigen Wiederholungen. Diese Maßnahmen garantieren aber keine Besserung, Wideraustrieb. Es ist trotzdem - aus heutiger Sicht - mit weiteren Ausfällen zu rechnen. Ein Vergleich zum Krankheitsverlauf von AIDS sei hier gestattet: Stabilisierung und Lebensverlängerung aber keine Genesumg, Heilung. Durch diese Krankheit ist Buchsbaum für den fachkundigen Gärtner für die Verwendung völlig entwertet. Derzeit angebotene Bestände mit besonders verlockenden Preisen, sind daher zu meiden, da auch hier von einer Grundinfektion Seite 5/5 bereits auszugehen ist, oder durch den hohen Infektionsdruck der vorhandenen Bestände eine rasche Infizierung erfolgen kann. Salopp könnte man meinen: Buchsbaum ist derzeit selbst geschenkt noch zu teuer! Außerdem: es gibt genug Alternativen, fachkundige Gärtner können Sie beraten. Übrigens: Wird der Buchs nur einseitig sich auch um die Auswirkung von gelb und stirbt partiell ab, kann es Hunde-Urin handeln. In diesem Fall hilft nur ein Abschirmen der Pflanze, zum Beispiel mit einem Zaun. Zur Entwicklungsgeschwindigkeit: links Mitte Oktober, rechts Anfang November AUTOR: Harald Münch Gärtnermeister & Florist – An den Schanzen 22, - 49584 Fürstenau Tel. 05901 2273 – fax: 7068 www.gaertnereimuench.de