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Impfen heißt Verantwortung tragen –
für den Einzelnen und die Gesellschaft
FACTSHEET
PNEUMOKOKKEN
KRANKHEITSBILD
MIKROBIOLOGIE
Eine Infektion mit Pneumokokken kann zu lokal be­
grenzten oder zu invasiven Erkrankungen führen.
Lokal begrenzte Erkrankungen sind zumeist Otitis
media, Sinusitis und Pneumonie, wobei bei Kindern
Infektionen der oberen, bei Erwachsenen Infektionen
der unteren Atemwege dominieren. Bei bis zu zehn
Prozent der Fälle entwickelt sich jedoch eine invasive
Erkrankung mit Bakteriämie, eitriger Meningitis und
anderen Komplikationen. Diese invasiven Erkrankun­
gen können trotz intensivmedizinischer Betreuung
tödlich verlaufen.
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind
grampositive Diplokokken, die eine Polysaccharid­
kapsel besitzen. Unterschiedliche antigene Merk­
male auf der Kapsel der Bakterien erlauben die
­Unterteilung in mehr als 90 Serotypen, die jedoch
nicht alle pathogen sind.
Die Kolonisierung des Nasopharynx mit Pneumokok­
ken erfolgt schon im Kleinkindalter. Eine Tröpfchenin­
fektion von Mensch zu Mensch kann bei entsprechen­
der Prädisposition zu einer Pneumokokkeninfektion
führen. Da Erkrankungen durch Pneumokokken eine
Besiedelung mit dem entsprechenden Serotyp erfor­
dern, sind der genaue Infektionszeitpunkt und damit
die Inkubationszeit nicht bestimmbar.
EPIDEMIOLOGIE 1
Die Inzidenz aller invasiven Pneumokokkeninfektio­
nen ist altersabhängig und weist zwei Gipfel auf.
Besonders gefährdet sind Kinder und ältere Men­
schen, aber auch Personen mit Immundefizienzen
und anderen Grundkrankheiten.
Im Jahr 2012 hat die Nationale Referenzzentrale für
Pneumokokken 255 Fälle von invasiven Pneumo­­
kokkenerkrankungen und 21 Todesfälle in Österreich
erfasst. Daraus ergeben sich in Österreich eine
­Inzidenz von 3,3 invasiven Erkrankungen/100.000
Einwohner und eine Gesamtletalität von 7,5 pro
100.000. Lokal begrenzte ­Pneumokokkenerkrankungen
werden statistisch nicht erfasst.
Pneumokokken sind weltweit verbreitet. Die mehr als
90 bekannten Serotypen unterscheiden sich jedoch
stark in ihrer Prävalenz und Inzidenz, auch die regio­
nale Verteilung ist unterschiedlich. Die fünf häufigs­
ten Serotypen im Jahr 2012 in Österreich waren
Serotyp 3 (17,2 Prozent), 14 (10,3 Prozent), 19A (7,8
Prozent), 7F (7,4 Prozent) und 22F (6,9 Prozent).
IMPFEMPFEHLUNGEN 2
Kinder
Pneumokokken können bei Säuglingen und Kleinkin­
dern zu schweren invasiven Erkrankungen (Sepsis,
Meningitis), zur Mittelohr- oder Lungenentzündung
führen. Im Rahmen des Gratisimpfprogrammes wird
derzeit der 10-valente Impfstoff allen Kindern kosten­
los zur Verfügung gestellt. Den Erziehungsberechtig­
ten steht es frei, die Impfung mit dem 13-valenten
Impfstoff auf eigene Kosten durchzuführen.
Die Impfung wird nach dem 2+1 Schema im dritten,
fünften und zwölften (–14.) Lebensmonat verabreicht.
Auch Risikokinder in dieser Altersgruppe werden
nach dem 2+1 Schema geimpft.
Erwachsene
Bei älteren Menschen verursachen Pneumokokken­
infektionen schwerwiegende Atemwegserkrankun­
FACTSHEET • PNEUMOKOKKEN
gen. Die Durchimpfungsrate in Österreich ist speziell
im geriatrischen Bereich sehr niedrig, bei einem
­ohnehin erhöhten Risiko für schwere Pneumokokken­
infektionen im höheren Lebensalter. Erwachsenen ab
dem 51. Lebensjahr wird die Impfung gegen Pneumo­
kokken-Erkrankungen empfohlen. Für Personen aller
Altersgruppen mit erhöhtem Risiko ist die Impfung
besonders dringend empfohlen.
Die Impfung soll für Personen ohne vorangegangene
Pneumokokkenimpfung zuerst mit dem 13-valenten
konjungierten Impfstoff (PCV13) und nach einem Jahr
mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff (PPV23)
durchgeführt werden. Für Erwachsene, die bereits
mit PPV23 angeimpft sind, wird nach 2 Jahren eine
Impfung mit dem konjugierten Impfstoff (PCV13)
empfohlen.
Erwachsenen erfolgt die Impfung mit dem konjugier­
ten 13-valenten Impfstoff ab dem 51. Lebensjahr ein­
malig, gefolgt von einer Impfung mit dem 23-valtenten
Impfstoff. Bei immunkompetenten Erwachsenen sind
derzeit keine weiteren Auffrischungsimpfungen/­ReVakzinierungen geplant.2 Ob und in welchem Abstand
doch noch weitere Impfungen notwendig sind, ist
Gegenstand laufender Untersuchungen.
IMPFSTOFFE 3
Kinderimpfstoffe:
• Prevenar 13 ® (Konjugatimpfstoff, ab 6 Wochen)
• Synflorix ® (Konjugatimpfstoff, ab 6 Wochen
bis 5 Jahre)
• Pneumo 23 ® Vaccine „Merieux“ (Polysaccharid­
impfstoff, ab 2 Jahren)
SCHUTZDAUER
Die konjugierte Pneumokokkenimpfung benötigt nach
der Grundimmunisierung und dem Booster im Kindes­
alter keine weiteren Auffrischungsimpfungen. Bei
Erwachsenenimpfstoffe:
• Pneumo 23 ® Vaccine „Merieux“ (Polysaccharid­
impfstoff)
• Prevenar 13 ® (Konjugatimpfstoff)
Pneumokokken-Impfschema laut österreichischem Impfplan 2013
Für gesunde Erwachsene ohne erhöhtes Risiko ab dem 51. Lebensjahr Für Personen mit erhöhtem Risiko ab dem 6. Lebensjahr
Ungeimpft
Vorgeimpft mit
PPV-23
PCV-13
Ungeimpft
Vorgeimpf mit
–
PPV-23 †
PCV
≥ 1-2 Jahre*
≥ 8 Wochen
PPV-23
Abstand
–
2 Jahre
1 Jahr
Abstand
Impfung
PCV-13
PCV-13
PPV-23
Impfung
PCV-13
PCV-13
Abstand
1 Jahr
Abstand
≥ 8 Wochen
≥ 2-60 Monate**
Impfung
PPV-23
Impfung
PPV-23
PPV-23
Ob und in welchem Abstand weitere Impfungen notwendig sind, ist Gegenstand laufender Untersuchungen.
* Für die Altersgruppe 18. – 50. Lebensjahr: Abstand ≥ 1 Jahr
Für die Altersgruppe ab dem 51. Lebensjahr: Abstand ≥ 2 Jahre
** Für die Altersgruppe 6. – 50. Lebensjahr: Abstand ≥ 8 Wochen
Für die Altersgruppe ab dem 51. Lebensjahr: Abstand ≥ 5 Jahre
oder PCV-7 in der Altersgruppe 6. – 17. Lebensjahr
PCV = Pneumokokken-Konjugat- Impfstoff
PCV-13 = 13-valenter-Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff
PPV-23 = 23-valenter-Pneumokokken-Polysaccharid-Impfstoff
†
QUELLEN
1 Referenzbericht AGES 2012
2 Impfplan Österreich 2013 „Evidenz-basierte Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums“. Erhältlich unter: http://www.bmg.gv.at/
3 Austria Codex, in alphabetischer Reihenfolge
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