OBSTNEUKIRC 20.10.2003 16:46 Uhr Seite 1 OBSTLEHRPFAD NEUKIRCHEN Willkommen im Kreisobstlehrgarten Liebe Besucher! Dieser Obstlehrpfad wurde konzipiert von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Straubing-Bogen mit Unterstützung durch den Naturpark Bayerischer Wald e.V.. Realisiert wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Neukirchen, dem Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Straubing-Bogen, dem Obst- und Gartenbauverein Neukirchen und dem Imkereiverein Steinburg-Neukirchen. Wir freuen uns über Ihren Besuch und wünschen Ihnen einen interessanten Einblick in die Natur des Obstlehrgartens. Unter dem Leitspruch “Der Natur auf der Spur” sind Sie eingeladen, den Kreisobstlehrgarten Neukirchen an insgesamt 14 Stationen näher kennenzulernen. Hier erfahren Sie auch viel Interessantes und Wissenswertes über den Obstanbau. Die Reihenfolge der Stationen spielt für Ihren Rundgang keine Rolle. 13 14 12 11 10 9 2 8 7 1 6 Standpunkt Troadkasten Häuslicher Obstanbau Wer bin ich? Lebensraum Streuobstwiese Schmetterlinge, die lautlosen Flieger Blumen, die farbenfrohe Pracht Wunderwelt der Bienen Lehrbienenstand Alle Vögel sind schon da... 10 11 12 13 14 Hallo Kinder! 5 4 1 2 3 4 5 6 7 8 9 3 Vögel, die Akrobaten der Lüfte Nisthöhlengang Sitzplatz Schmetterlingslied Obstverwertung einmal ganz anders An dieser Stelle findet Ihr an mehreren Stationen Interessantes für Euch. Viel Spaß beim Mitmachen und Ausprobieren! Und noch ein Tip: versucht doch einmal barfuß über den Pfad zu gehen -ein tolles Erlebnis! OBSTNEUKIRC 20.10.2003 16:46 Uhr Seite 2 OBSTLEHRPFAD NEUKIRCHEN Lebensraum Streuobstwiese Streuobstanbau ist eine jahrhundertealte Form der Obsterzeugung und ein typisches Element traditioneller bäuerlicher Kulturlandschaft. Schon um die Jahrhundertwende war der Neukirchener Raum bekannt als Obstanbaugebiet. Neukirchner Obst wurde dabei mehrmals bei Wettbewerben mit Urkunden und Diplomen ausgezeichnet. Obsthändler kamen aus Hamburg, Sachsen, Berlin und Pommern in den Neukirchner Winkel. Noch im Jahre 1950 standen im Neukirchener Raum ca. 30.000 Obstbäume. Was versteht man unter Streuobstwiesen? Streuobstwiesen sind Bestände hochstämmiger (unterster Ast der Krone in ca. 1,80 m Höhe), robuster und wenig pflegebedürftiger Obstbäume (Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschge) auf Wiesen, die weder gedüngt noch mit chemischen Mitteln behandelt werden und jährlich ein- bis zweimal gemäht oder abgeweidet werden. Welche Bedeutung haben Streuobstbestände? Während das gewonnene Obst früher noch häufig den Speisezettel bereicherte, spielen Streuobstflächen für den Erwerbsobstbau heutzutage eine eher untergeordnete Rolle. Streuobstwiesen zählen mit etwa 5.000 bis 6.000 Tier- und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Viele zum Teil gefährdete Vogel- und Insektenarten nutzen Streuobstwiesen als unersetzliche Rückzugsgebiete. Wir wollen Ihnen einmal einige Vertreter aus der Gruppe der Wiesenpflanzen und Schmetterlinge näher vorstellen. Lassen Sie sich überraschen! Huhn oder Hahn? Pflücke eine Grasähre und stelle jemandem die Frage: Was willst du, Huhn oder Hahn? Der Gefragte gibt seinen Wunsch an. Nun ziehe den Halm durch die Finger nach unten. An der Form des Grasbüschelchens zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen lässt sich nun ablesen, ob ein Hahn oder ein Huhn entstanden ist: Sind die “Schwanzfedern” groß und hoch, ist es ein Hahn; sind sie stumpf und klein ist es ein Huhn. OBSTNEUKIRC 20.10.2003 16:46 Uhr Seite 3 OBSTLEHRPFAD NEUKIRCHEN „Alle Vögel sind schon da...“ heißt es im Volkslied! ...und tatsächlich sind Streuobstbestände Lebensraum für viele zum Teil hochgradig gefährdete Vogelarten. Die enge Verzahnung von Brut- und Jagdgebiet ist für viele dieser Arten entscheidend, da sie hier, in Nachbarschaft zum Nest, ein ausreichend großes Futterangebot zur Jungenaufzucht finden. Aber auch die Brutmöglichkeit spielt eine wichtige Rolle: so besitzen Streuobstwiesen eine hohe Attraktivität für bodenbrütende Vögel (z. B. Goldammer). Von besonderer Bedeutung sind jedoch die in älteren Anlagen anzutreffenden Baumhöhlen, die einer großen Zahl von Höhlenbrütern unter den Vögeln (z. B. Spechte) als Nistgelegenheit, Tageseinstand und als Schlafplatz dienen. 4 8 5 6 3 2 In der Hecke hinter der Tafel sind verschiedene Vogelattrappen versteckt. Schau einmal genau hin und versuche sie zu finden. Kennst du auch die Namen der einzelnen Vögel? Zur Kontrolle kannst du sie mit den Vögeln auf dieser Tafel vergleichen. 1 7 1 Gartengrasmücke 2 Steinkauz 3 Neuntöter 4 Goldammer 5 Star 6 Kuckuck 7 Buntspecht 8 Wendehals 160IGERTAFE 20.10.2003 16:40 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen) Vögel, die Akrobaten der Lüfte Vögel sind Zeiger (Indikatoren) für den Zustand ihrer Umwelt. Ihr Vorhandensein deutet darauf hin, ob der Lebensraum intakt und vielfältig strukturiert oder aber gestört und eintönig ist. Betrachten wir einmal 3 typische Vogelarten die in einer solchen Streuobstgegend vorkommen. Wenn sie sich noch etwas Zeit nehmen, können sie die Vögel vielleicht zu Gesicht bekommen. Wer spießt seine Beute auf Dornen? Der Neuntöter ist der Charaktervogel offener, heckenreicher Landschaften. Sein Nest legt er als Freibrüter bevorzugt in dornigen Sträuchern wie Schlehe, Weißdorn oder Wildrose an. Als Insektenjäger findet er insbesondere in extensiv genutzten Landschaften wie hier bei uns im Kreisobstlehrgarten Neukirchen ausreichend Nahrung. Die Beseitigung vieler Hecken hat in den letzten 25 Jahren zu einem starken Rückgang des Neuntöters geführt. Durch die Anlage neuer Hecken sowie die Einführung extensiver Landbewirtschaftungsformen beginnen sich die Neuntöterbestände gebietsweise wieder zu erholen. Wenn der Neuntöter gerade keinen Hunger hat, spießt er seine Beute auf Dornen auf. Wer singt Die Goldammer gehört noch zu den häufigsten Vogelarten reichstrukturierter, busch- und heckenreicher Landschaften. Die Intensivierung der Landnutzung hat jedoch auch bei dieser Art mancherorts zu einem besorgniserregenden Rückgang geführt. Im vorderen Bayerischen Wald und hier bei uns im Kreisobstlehrgarten Neukirchen trifft man die Goldammer dagegen noch recht zahlreich an, sofern geeignete Büsche oder Bäume als Singwarten und ungenützte Randstreifen zur Nestanlage vorhanden sind. denn da? Das Lied der Goldammer ist sehr einprägsam und im Volksmund als “wiewiewiewie wie hab ich dich lieb “ bekannt. Im Gegensatz zu anderen Singvogelarten trägt sie ihr Lied auch in der Mittagshitze vor. Wer klopft denn da? Spechte sind die Höhlenbauer unter den Vögeln. Durch ihre Bautätigkeit schaffen sie Brut-, Schlaf- und Winterquartiere für eine Vielzahl anderer Tierarten, z. B. Hohltaube, Sperlingskauz, Fledermäuse, die als Folgenutzer auf die Höhlen der Spechte angewiesen sind. Der größte einheimische Specht ist der im Wald lebende krähengroße Schwarzspecht. Die Nahrung der Spechte besteht u. a. aus Larven holzbewohnender Insekten. Wieso bekommt der Specht eigentlich kein Kopfweh? Der Specht hat eingebaute Stoßdämpfer! Eine “federnde” Verbindung zwischen Schnabel und Schädel sowie besonders kräftige Muskeln dämpfen die Stöße. Ohne diese Schutzeinrichtungen würde der Specht beim Meißeln eine Gehirnerschütterung bekommen! 160IGERTAFE 20.10.2003 16:40 Uhr Seite 2 (Schwarz/Process Black Bogen) Schmetterlinge, die lautlosen Flieger In Deutschland gibt es ca. 3.500 Schmetterlingsarten. Die meisten davon bekommen wir leider nie zu Gesicht, weil sie lokal begrenzt, selten oder nur kurzzeitig vorkommen. Wir wollen Ihnen ein paar typische Vertreter zeigen, die auch hier bei uns im Kreisobstlehrgarten Neukirchen vorkommen. Sie werden staunen! Schwalbenschwanz Papilio machaon Charakteristisch sind die am äußeren hinteren Rand der Hinterflügel vorhandenen schwanzartigen Verlängerungen, die dem Schwanz von Schwalben ähneln. Distelfalter Cynthia cardui Ein Weitstreckenflieger unter den Schmetterlingen. Jedes Jahr fliegt dieser Wanderfalter aus Südeuropa und Nordafrika nach Mitteleuropa ein. Ein Teil der Falter fliegt wieder in den Süden zurück, die anderen überleben das kalte Herbstwetter nicht. Ohne Raupe kein Falter aus der umgewandelten Puppe schlüpft der fertige Falter Schachbrett Melanargia galathea “Der Unverwechselbare”- so wird der Falter ob seiner schachbrettartigen Zeichnung seiner Flügel auch genannt, unterscheidet dies den Schmetterling doch von allen anderen Tagfaltern Mitteleuropas. Admiral Vanessa atalanta Ein Wanderfalter, der jedes Jahr im Mai und Juni einzeln aus dem Süden in Mitteleuropa einzieht und im Herbst zum Großteil wieder in den Süden zurückwandert. Einzelne Falter können auch den Winter überstehen. die erwachsene Raupe häutet sich zur Puppe, die keine Nahrung mehr aufnimmt und sich nicht mehr fortbewegen kann Viele Schmetterlinge haben die meiste Zeit ihres Lebens bereits hinter sich, wenn der Falter aus der Puppe schlüpft, denn alle Schmetterlinge machen - wie viele andere Insekten auch - eine vollständige Verwandlung (Metamorphose) durch. Bewundern Sie einmal die Verwandlung des heimischen Schwalbenschwanzes! nach der Befruchtung legt das Weibchen einzeln seine Eier ab aus dem Ei schlüpft die fertig entwickelte Raupe, die sich viermal häutet und ihr Gewicht vervielfacht 160IGERTAFE 20.10.2003 16:40 Uhr Seite 3 (Schwarz/Process Black Bogen) Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu Hypericum perforatum Blumen, die farbenfrohe Pracht Obstwiesen sind wichtige Rückzugsgebiete für Pflanzen, die im heutigen Wirtschaftsgrünland keine Überlebensmöglichkeiten mehr finden. Entscheidend für die Vielfalt der Pflanzenwelt in Obstwiesen ist das Fehlen einer regelmäßigen, starken Düngung. Lernen Sie ein paar Arten kennen! Was macht gute Laune? Johanniskraut ist eine alte Heilpflanze und wird heute als Pflanzenauszugspräparat in Form von Kapseln oder Dragees aber auch als Tee sehr gerne verwendet. Medizinisch erwiesen beeinflusst es das Wohlbefinden und wird zur Stimmungsaufhellung für empfindliche Menschen verabreicht (z.B. Frauen in den Wechseljahren, Frühjahrsmüdigkeit). Wie bei vielen pflanzlichen Mitteln setzt eine Wirkung erst nach einer 2-3 wöchigen Anwendungszeit ein. Der Name Johanniskraut verweist außerdem auf die Blütezeit der Pflanze (24. Juni Johannistag). Was zeigt sich nur am Vormittag? Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense Der Name Bocksbart (griechisch tragos=Bock, pogon=Bart) bezieht sich auf die aus den Hüllblättern als Bart herausragenden Haare der Fruchtknoten. Die Körbchen öffnen sich gegen 8 Uhr und schließen sich wieder gegen Mittag. Interessant ist bei den Storchschnabelarten die Samenverbreitung: die Granne (Feder) am Samen ist eingerollt und in dieser Lage gespannt. In einem bestimmten Reifestadium löst sich diese Spannung schlagartig und die Samen werden herausgeschleudert, oft bis zu 2,5 m weit. Wer wirft seine Samen 2 Meter weit? 40IGERTAFEL 20.10.2003 16:42 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen) Wer bin ich? Wir sind nicht besonders groß und haben kein Fell. Wir sind fast alle nicht besonders bunt, sondern meist grün Wir legen Eier. Diese sind aber viel viel kleiner als Hühnereier. oder braun. Die meisten von uns legen ihre Eier im Herbst in den Boden. Im Frühjahr schlüpfen unsere Jungen, die sich 5 bis 7x häuten, bis sie erwachsen sind. Viele von uns ernähren sich von Gräsern, manche aber fressen auch kleine Insekten. Die meisten von uns leben in der Wiese. Du kannst unsere Männchen darin singen hören. Sie singen aber nicht richtig. Sie machen Geräusche mit den Beinen und den Flügeldecken. Wir sind Spitzen-Springer: Du kannst uns nicht Wir können 100 x so weit springen wie wir selbst lang sind. leicht fangen, weil wir sehr flink sind. Nur wenn es kalt ist, dann sind wir langsamer, weil sich unsere Körpertemperatur der Umgebung anpaßt. Einer von uns ist sogar ein Fernsehstar, er heißt Flip! Heuschrecke