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vorwort
Schwerkranke Menschen bei ihren letzten Schritten zu begleiten ist belastend: für alle
Beteiligten, insbesonders aber für Angehörige. Selbst unmittelbar betroffen stehen sie oft
in vordester Linie und fühlen sich manchmal überfordert. Besorgt blicken sie in die nahe
und fernere Zukunft. Manchmal fühlen sie sich hilflos oder gar nutzlos.
Dieses Handbuch versucht einige Antworten auf Fragen zu geben mit welchen betroffene
Angehörige konfrontiert sein können. Es gibt praktische Hinweise für den Umgang mit todkranken Mitmenschen und erklärt was man tun kann wenn nur noch wenig machbar ist.
Aber gerade dann ist wenig viel!
Weitere Informationen oder Ratschläge erhalten sie gerne von den Mitarbeitern unseres
Palliative-Care teams.
Dr Frank Jacob
1
was beim begleiten wichtig ist
Für begleitende Angehörige und Freunde ist es eine enorme Herausforderung, einen
schwerkran-ken Menschen in seiner letzten Lebenszeit zu begleiten. Man will das Sterben
verhindern, will dem schwerkranken Menschen Gutes tun. Wichtig ist allerdings, eines zu
akzeptieren: Der Weg des Ster-bens ist für jeden Menschen sehr unterschiedlich. Manche
brauchen Monate der Pflege und Zuwen-dung. Für andere ist es leichter, zu gehen. In
Träumen, im Halbschlaf oder auch im Selbstgespräch halten Sterbende mitunter
Rückblick auf ihr Leben. Einige tun dies ganz allein – manchen hilft wie-derum die aktive
oder die stille Anteilnahme einer anderen Person. So können für den Sterbenden
Ordnungen und Sinnzusammenhänge erkennbar werden. So können sich Ereignisse und
Erlebnisse zueinander fügen und angenommen werden.
... was tun?
Wer einen schwerkranken Menschen begleitet, der sollte bereit sein, die Art und Weise, die
der Sterbende für sich wählt, anzunehmen – auch, wenn das vielleicht den eigenen
Vorstellungen wider-spricht. Nur dann kann man den Sterbenden auch innerlich begleiten.
Es ist schließlich sein Sterben, um das es geht.
warum man als begleiter auch für sich sorgen soll
Wer einen Sterbenden begleitet, für den sind viele Dinge belastend – auch die Unsicherheit
hin-sichtlich der noch verbleibenden Zeit. Das beschäftigt nicht nur einen selbst, man
merkt auch, wie sich der Sterbende damit auseinandersetzt: Wie viel Zeit bleibt noch? Wird
es noch lange gehen? Was geschieht dann? Als Angehöriger bemüht man sich, dem
Sterbenden gegenüber möglichst positiv und stärkend zu sein. Aber viele fragen sich
selbst: Wie lange kann ich die Belastung noch (er)tragen? Wie lange halte ich noch durch?
Und man stellt sich auch die vielleicht erschreckende, aber im Verlauf des Begleitens „normale“ Frage: Wann wird der geliebte Mensch endlich von seinen Schmerzen und Leiden
erlöst? Wer einen Sterbenden begleitet, wird rasch mit der Grenze der eigenen Belast-barkeit konfrontiert – auch, wenn man plötzlich mehr Kraft hat, als man sich je vorstellen
konnte.
... was tun?
- Vergessen Sie als Begleiter nicht auf sich selbst zu achten. Nehmen Sie sich neben der
Begleitung Zeit für sich alleine, treffen Sie Freunde, üben Sie Aktivitäten aus, die Ihnen
Freude bereiten. So tanken Sie erneut Kraft für die Begleitung.
2
- Nehmen Sie in praktischen Pflege- und Alltagsfragen professionelle Hilfe in Anspruch.
Unser mobiles Palliativteam steht Ihnen zur Verfügung. Auch die allgemeinen Hilfs- und
Pflegedienste können hier hilfreich sein. Diese professionelle Dienste unterstützen Sie
bei der Begleitung und ermöglichen Ihnen Zeit für sich selbst oder für das Gespräch mit
anderen.
was beim begleiten wichtig ist
Für begleitende Angehörige und Freunde ist es eine enorme Herausforderung, einen
schwerkran-ken Menschen in seiner letzten Lebenszeit zu begleiten. Man will das Sterben
verhindern, will dem schwerkranken Menschen Gutes tun. Wichtig ist allerdings, eines zu
akzeptieren: Der Weg des Ster-bens ist für jeden Menschen sehr unterschiedlich. Manche
brauchen Monate der Pflege und Zuwen-dung. Für andere ist es leichter, zu gehen. In
Träumen, im Halbschlaf oder auch im Selbstgespräch halten Sterbende mitunter
Rückblick auf ihr Leben. Einige tun dies ganz allein – manchen hilft wie-derum die aktive
oder die stille Anteilnahme einer anderen Person. So können für den Sterbenden
Ordnungen und Sinnzusammenhänge erkennbar werden. So können sich Ereignisse und
Erlebnisse zueinander fügen und angenommen werden.
... was tun?
Wer einen schwerkranken Menschen begleitet, der sollte bereit sein, die Art und Weise, die
der Sterbende für sich wählt, anzunehmen – auch, wenn das vielleicht den eigenen
Vorstellungen wider-spricht. Nur dann kann man den Sterbenden auch innerlich begleiten.
Es ist schließlich sein Sterben, um das es geht.
warum man als begleiter auch für sich sorgen soll
Wer einen Sterbenden begleitet, für den sind viele Dinge belastend – auch die Unsicherheit
hin-sichtlich der noch verbleibenden Zeit. Das beschäftigt nicht nur einen selbst, man
merkt auch, wie sich der Sterbende damit auseinandersetzt: Wie viel Zeit bleibt noch? Wird
es noch lange gehen? Was geschieht dann? Als Angehöriger bemüht man sich, dem
Sterbenden gegenüber möglichst positiv und stärkend zu sein. Aber viele fragen sich
selbst: Wie lange kann ich die Belastung noch (er)tragen? Wie lange halte ich noch durch?
Und man stellt sich auch die vielleicht erschreckende, aber im Verlauf des Begleitens „normale“ Frage: Wann wird der geliebte Mensch endlich von seinen Schmerzen und Leiden
erlöst? Wer einen Sterbenden begleitet, wird rasch mit der Grenze der eigenen Belast-barkeit konfrontiert – auch, wenn man plötzlich mehr Kraft hat, als man sich je vorstellen
konnte.
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... was tun?
- Vergessen Sie als Begleiter nicht auf sich selbst zu achten. Nehmen Sie sich neben der
Begleitung Zeit für sich alleine, treffen Sie Freunde, üben Sie Aktivitäten aus, die Ihnen
Freude bereiten. So tanken Sie erneut Kraft für die Begleitung.
- Nehmen Sie in praktischen Pflege- und Alltagsfragen professionelle Hilfe in Anspruch.
Unser mobiles Palliativteam steht Ihnen zur Verfügung. Auch die allgemeinen Hilfs- und
Pflegedienste können hier hilfreich sein. Diese professionelle Dienste unterstützen Sie
bei der Begleitung und ermöglichen Ihnen Zeit für sich selbst oder für das Gespräch mit
anderen.
er oder was bei der begleitung unterstützt
Durch die Möglichkeiten der modernen Schmerztherapie mit Tabletten, Zäpfchen, Tropfen,
Pflaster und Infusionen können Schmerzen unterschiedlicher Art weitgehend gelindert
werden. Das erleich-tert dem Betroffenen das Leben und verhindert unnötiges Leid. Es gibt
zudem zahlreiche Maßnah-men, die das körperliche und seelische Wohlbefinden verbessern und Schmerzen lindern, wie Mas-sagen, Wickel, Bäder, Lymphdrainage oder auch
Musik. Deshalb sollte man die Möglichkeiten der Palliativmedizin und Palliativ-pflege in
Anspruch nehmen.
... was tun?
- Nehmen Sie die Leistungen der Palliativmedizin in Anspruch: Je nach Schmerzursache
und -intensität verordnet der Arzt wirksame Medikamente - häufig in Kombination.
- Die professionnelle Hauskrankenpflege kann Sie bei der Begleitung unterstützen und
bietet Ihnen und dem Patienten unter anderem folgende Leistungen an: vorlesen, zuhören, kleine Hilfsdienste und Begleitung bei Spaziergängen oder Untersu-chungen.
- Nehmen Sie die Leistungen eines mobilen Palliativteams in Anspruch. Es berät und hilft
Ihnen in allen Fragen rund um Schmerztherapie, Symptombehandlung sowie in Fragen
zur Pflege und in psychosozialen Belangen. Zudem unterstützen die Mitarbeiter des
Mobilen Palliativteams Patienten und Angehörige bei beim Wechsel zwischen
Krankenhaus und Pflege daheim. Diese professionellen Mitarbeiter werden durch eine
eigene Ausbildung auf ihre Tätigkeit vorbereitet sowie durch regelmäßige Fortbildung und
Supervision bei ihren Aufgaben unterstützt.
- Wenn der Aufenthalt daheim nicht mehr möglich ist, bietet sich unsere stationäre
Krankenstation an. Aufgenommen werden schwerstkranke und sterbende Menschen mit
einer unheilbaren, weit fort-geschrittenen Erkrankung mit zeitlich begrenzter
Lebenserwartung. Die wichtigsten Leistungen liegen in der Überwachung von
Schmerztherapie und Symptomkontrolle sowie in der pflegerischen, psychosozialen und
spirituellen Begleitung und Betreuung bis zum Tod.
was man über die letzte
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lebenszeit wissen sollte
Der sterbende Mensch verfügt über immer weniger körperliche Energie. Er zieht sich mehr
und mehr von der Außenwelt zurück, schläft oder ruht viel. Es handelt sich dabei um eine
Form von Müdigkeit mit Schwäche und Erschöpfung, die nicht durch körperliche
Belastungen ausgelöst wird und die sich auch nicht durch Erholung bessert (in der
Fachsprache: „Fatigue“). Sie ist ein Symptom einer Krebserkrankung oder des
Lebensendes. Eine medikamentöse Therapie ist meist nur vorübergehend hilfreich. Der
sterbende Mensch verliert in der Folge jedes Zeitgefühl und erkennt anwesende Perso-nen
möglicherweise nicht mehr. Er sieht und spricht auch zu Menschen, die schon verstorben
sind. Der sterbende Mensch ist mitunter unruhig. Es kann sein, dass er an den Leintüchern
zupft, ziellose Arm- und Beinbewegungen macht oder die Finger ohne ersichtlichen Grund
schüttelt.
... was tun?
- Ein liebevolles Nahesein, sanftes Berühren, leichte Massage können die Lebensqualität
verbessern, ebenso das Anbieten von kleinen Portionen einer Lieblings-speise oder eines
Lieblingsgetränks (auch alkohlische Getränke sind erlaubt).
- Achten Sie darauf, dass die Bedürfnisse wechseln können: Manchmal möchte der sterbende Mensch Nähe und Berührung, manchmal empfindet er die Berührung als störend.
Missverstehen Sie die Ablehnung nicht als Zeichen mangelnder Liebe - der sterbende
Mensch ist mit sich und seinem Leben beschäftigt.
- Wichtig ist die Gestaltung des Tagesablaufes je nach persönlichen Neigungen ihres
Angehörigen. Ess- und Ruhezeiten sollten individuell und flexibel gestaltet werden.
Dadurch können Kräfte und Sinnquellen aktiviert werden.
- Es ist wichtig, dem sterbenden Menschen seine Realität nicht auszureden oder als
Halluzination abzutun. Versuchen Sie, an seiner Welt Anteil zu nehmen und durch
Zuhören mehr darüber zu erfahren. Dies kann auch Ihre Wirklichkeit erweitern.
wie sich der körper verändert
Der Körper eines sterbenden Menschen verändert sich sichtbar und spürbar. Der Blutdruck
sinkt, der Puls verändert sich. Auch die Körpertemperatur bleibt nicht gleich: Arme und
Beine können durch die geringere Durchblutung kälter werden. Häufig verändert sich der
Atem: Er kann schneller werden (bis zu 40 Atemzüge in der Minute) - oder viel langsamer,
mit langen Pausen zwischen den Atemzügen. Beim Ausatmen kann ein Pfeifen oder Blasen
entstehen. Wenn der sterbende Mensch Schleimabsonderungen nicht mehr abhusten
kann, entsteht im Rachen ein Rasseln oder Gurgeln. Für Sie kann es ein sehr beunruhigendes Geräusch sein, weil Sie den Eindruck bekommen, der Ster-bende drohe jeden
Moment zu ersticken. Alle diese Veränderungen des Atems kommen und gehen, sie müssen aber das Befinden des Sterbenden nicht unbedingt belasten. Ein Mensch kann tagelang
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so atmen, dass man meint, jeder Atemzug wäre der letzte. Vom Sterbenden kann ein
besonderer Geruch ausgehen. Bei Krebspatienten kann dies manchmal schon lange vor
dem Tod sein.
... was tun?
- Versuchen Sie durch Socken und Wärmeflasche den Körper warm zu halten. Wenn der
Sterbende übermäßig schwitzt, dann sind dünne Decken oder nur ein Bettbezug oder
Leintuch zu verwen-den.
- Häufig kann es für den Sterbenden eine Erleichterung sein, wenn Sie seinen Kopf und
Oberkörper z.B. mit zusätzlichen Kissen höher lagern.
- Gerüche (z.B. Duftlampe) sollten Sie nur dezent einsetzen. Achten Sie darauf, welchen
Geruch der Sterbende mag - und welchen nicht.
- Es ist wichtig, die Haut gut zu pflegen und eine gute Lagerung zu sichern, die alle paar
Stunden verändert wird. Entsprechende Ratschläge und Handlungsanleitungen geben die
Mitarbeiter vom palliativen Mobilteam.
was beim essen wichtig ist
Essen und Trinken bringen unserem Körper Energie und Kraft. Wir essen, um zu leben. Bei
einem sterbenden Menschen ist es daher natürlich, dass das Interesse an der Nahrung
abnimmt und natürlich, dass er weniger bzw. nichts mehr essen möchte. Appe-titlosigkeit
ist ein häufiges Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Oft wird Appetitlosigkeit
durch Medikamente verursacht. Auch das Erleben der Krankheitssituation mit Angst,
Erschöpfung und Traurigkeit kann appetitlos machen. Schwer verdauliche Nahrungsmittel
werden von den Betrof-fenen zuerst abgelehnt, später auch weicheres Essen. Als
Angehörigem fällt es einem schwer, dieses Verhalten und den Wunsch nach wenig oder gar
keinem Essen zu akzeptieren. Immer wieder hört man Sätze wie "man kann den Ster-benden ja nicht verhungern lassen!" Wer aber einen Sterbenden zum Essen „zwingen“ wollte,
der fügt ihm nur unnötiges Leid zu.
... was tun?
- Bei Appetitlosigkeit kann es hilfreich sein, öfter kleine Mahlzeiten appetitlich auf kleineren Tellern angerichtet anzubieten.
- Weil sich der Geschmackssinn auf bestimmte Speisen immer wieder ändert, sollte man
öfter nach Lieblings-speisen oder Lieblingsgetränken fragen.
- Auch das Essen in Gesellschaft kann Appetit fördernd wirken.
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- Ein Problem bei der Nahrungsaufnahme können Schluckstörungen sein. Sie entstehen
durch krankhafte Veränderungen im Bereich der Speiseröhre oder durch Entzündungen.
Sie können aber auch seelische Ursachen haben. Neben der entsprechenden medizinischen Versorgung muss man als Angehöriger auf Folgendes achten: Das Essen sollte mit
aufrechtem Oberkörper einge-nommen werden. Der Patient sollte beim Essen nicht
abgelenkt werden (z.B. durch Gespräche oder Fernsehen).
- Im Fall einer vorangegangenen Chemotherapie wurde vielleicht ein zentraler
Venenzugang ein-gepflanzt. Damit können auch zu Hause – von Angehörigen, unter
Anleitung von Hausarzt und Pflegeteam - Infusionen verabreicht werden.
- Befindet sich der Betroffene in der letzten Lebensphase, dann wird meist jede
Nahrungsaufnahme abgelehnt. Die Vor- und Nachteile einer Ernährung mit Hilfe von
Infusionen sind gut abzuwägen – oft kann dadurch die Lebenszeit nicht mehr verlängert,
aber das Auftreten quälender Symptome ( z.B. Atemnot, Inkontinenz ) hervorgerufen oder
verstärkt werden.
was beim trinken wichtig ist
Während die Appetitlosigkeit mit fortschreitender Erkrankung mehr und mehr zunimmt,
haben Betroffene ein wachsendes Bedürfnis nach Flüssigkeit. Die Versorgung von kranken
Menschen mit Flüssigkeit ist wichtig, um Austrocknung zu verhindern: Durch zuwenig
Flüssigkeitszufuhr oder durch zuviel Flüssigkeitsverlust kommt es zu Wasser- und häufig
auch zu Salzmangel im Körper (Exsikose); trockene Haut, stehende Hautfalten und
Mundtrockenheit und Durst sind typische Merkmale dafür. Bei aus-geprägtem
Flüssigkeitsmangel kann es zu Unruhe, Bewusstseinsstörungen und zu Muskelkrämpfen
kommen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bringt häufig eine rasche Besserung der
belastenden Symptome.
... was tun?
- Solange der Patient schlucken kann, sollte er ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.
- Wenn er nicht mehr mit Hilfe eines Schnabelbechers oder Strohhalms trinken kann, können Sie ihm mit einem Tee-löffel kleine Mengen von Flüssigkeit in den Mund geben.
- Achten Sie darauf, dass das Getränk nicht zu kalt oder zu heiß ist.
- Fällt dem Betroffenen das Schlucken schwer, sollte man kleinste Flüssigkeitsmengen löffelweise oder mit kleinen Pipetten verabreichen.
- Hilfreich ist es auch, dem Patienten den Mund immer wieder zu befeuchten (z.B. mit
Eiswürfel aus Tee, Geschmacksstäbchen oder einem frischgewaschenen feuchten
Waschlappen, an dem er saugen kann).
- Bei weiter bestehendem Flüssigkeitsmangel können eventuell Infusionslösungen in eine
Vene oder unter die Haut (subkutan) notwendig sein. Allerdings bringt künstliches
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Zuführen von Flüssigkeit in machen Fällen eher eine körperliche Verschlechterung, als
eine Besserung (z.B. Wasseransammlungen in der Lunge). Da eine reduzierter
Flüssigkeitsbedarf oft ein „natürlicher Vorgang“ im Sterbeprozess ist.
wie man atemnot lindert
Atemnot ist das subjektive Gefühl, wenig oder keine Luft zu bekommen. Schmerzen und
Angst ver-mehren die Atemnot. Das Gefühl zu ersticken, kann zu Panik und Todesangst
führen. Die Ursachen der Atemnot sind vielfältig und können sowohl durch Erkrankungen
der Lunge und der Atemwege als auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden.
... was tun?
- Sorgen Sie für Frischluft im Raum.
- Befreien Sie den Menschen von engen Kleidern, lagern Sie ihn aufrecht.
- Beruhigen Sie den Betroffenen durch stille Anwesenheit oder durch ruhigen Zuspruch.
- Atem- und Entspannungstechniken
Symptomlinderung.
ermöglichen
manchmal
eine
deutliche
- Setzen Sie die vom Arzt verschriebenen Notfallmedikamente ein.
- Die Sauerstoffgabe ist bei Sterbenden selten hilfreich kann sogar durch das Austrocknen
der Schleimhäute unangenehm sein.
was gegen mundtrockenheit hilft
Mundtrockenheit ist ein häufiges Problem bei Schwerkranken, das für die Betroffenen sehr
unange-nehm ist. Die Ursachen liegen zumeist in den bestehenden Erkrankungen.
Mundtrockenheit kann aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten entstehen. Zudem
wird mit zunehmendem Alter die Speichelproduktion weniger. Bei Sterbenden trocknen oft
die Lippen, die Mundschleimhaut und die Zunge durch eine verstärkte Mundatmung aus.
Dagegen kann man als pflegender Angehöriger etwas tun. Zu beachten ist aber: Der Mund
gilt als eine der Intimzonen des menschlichen Körpers. Die Mundpflege soll als „angenehm“ empfunden werden - geschmackliche Vorlieben sind zu berücksichtigen.
... was tun?
- Wattestäbchen zum Anfeuchten und Reinigen der Mundhöhle können je nach Vorlieben
des Pati-enten einfach in Wasser, Salbei- oder Kamillentee, Cola aber auch in Bier, Wein,
Sekt oder in etwas Pikantes getaucht werden. Einige Mineralwassersorten gibt es in
Sprayform.
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- Hilfreich ist der Einsatz von kleinen Pipetten, mit denen man Flüssigkeiten verschiedener
Art und Medikamente in Tropfenform verabreichen kann.
- Das Lutschen von Fruchtstückchen wie Ananas oder Eisstückchen von gefrorenem
Fruchtsaft rufen ein angenehmes Gefühl im Mund hervor und regen den Speichelfluss an.
Der Saft der Ana-nas reinigt auch die Zunge.
- Ein kleines Stückchen einer Brausetablette mit Vitamin C - auf die Zunge gelegt - ist sehr
wirksam bei belegter Zunge und kann fest anhaftende Beläge lösen. (Selber vorher ausprobieren!)
- Vorsicht bei der Verwendung von säuerlichen Produkten oder handelsüblichen
Mundspühlungen da offene Stellen im Mund gereizt wer-den können.
- Lippenpflege ist auch mit Butter, Haselnussbutter oder Olivenöl möglich.
wann spirituelle Begleitung thematisiert werden darf
Viele sterbende Menschen wünschen und benötigen den seelsorgerisch-religiösen
Beistand angesichts ihres bevorstehenden Todes. Dies gilt oft auch für den Menschen, der
zeitlebens ohne engere Beziehung zur Religion gelebt hat. Am Ende eines Lebens werden
die Fragen nach dem Sinn des Lebens überhaupt und die eventuelle Weiterexistenz nach
dem Tode immer wichtiger. Als Angehöriger ist man oft nicht auf solche Fragen und Überlegungen vorbereitet, man ist überfordert und es fällt schwer die richtigen Worte zu finden.
Vielleicht steht die Frage der Krankensalbung im Raum, aber man weiss nicht wann der
richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Die Seelsorge kann Trost, Sterbegebete, Gespräche
über Gott und die Welt vermitteln und dem der dafür offen ist, innere Ruhe und Frieden
ermöglichen.
... was tun?
- Bei Gesprächen in denen es um Existenzängste, oder Sinnfragen geht dürfen sie dem
sterbenden Menschen, die Begleitung eines Seelsorgers (bei uns Pastoralassistent/in)
anbieten. Oft fällt es dem Kranken leichter, über diese Dinge mit einem
Aussenstehenden, als mit den eigenen Angehörigezu reden.
- Die Krankensalbung, welche als ein Sakrament der Stärkung in schwerer Krankheit und
damit nicht als Sterbesakrament zu betrachten ist, sollte zu einem Zeitpunkt in dem der
Sterbende noch bewusst daran teilnehmen kann, gespendet werden. Sowohl die
Krankensalbung, als auch das Sakrament der Versöhnung(Beichte), kann nur ein
Priester spenden.
- Ist es der Wunsch des Sterbenden zu beten , oder die Kommunion zu empfangen, ist der
Seelsorger/in gerne bereit zu kommen.
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- Oft tritt der Tod unerwartet ein. Die Krankensalbung wurde aus welchem Grund auch
immer noch nicht gespendet. Da dieses Sakrament ein Sakrament der Lebenden ist, werden sie kaum einen Priester finden der bereit ist dieses noch nachträglich zu spenden.
Wenn es aber für sie wichtig und tröstlich ist ihren Verstorbenen mit Gott verbunden zu
wissen, gibt es die Möglichkeit einer gemeinsamen Verabschiedungsfeier mit Gebeten
und Segnung des Verstorbenen und der Angehörigen. Diese Feier kann sowohl von einem
Priester als auch einer Seelsorgerin gestaltet werden.
- Sie finden bestimmt, sowohl im Krankenhaus als auch zu hause, eine/n Seelsorger/in die
bereit sind sie und den Sterbenden auf dem letzten Weg zu begleiten.
wenn der sterbende ins koma fällt
Manche Menschen fallen in ihren letzten Tagen in ein Koma. Viele Angehörige sind sich
unsicher, ob und wie sie in dieser Situation den Patienten noch begleiten können.
Untersuchungen zeigen: Auch wenn Menschen nicht bei Bewusstsein sind, geht der
Hörsinn nicht verloren. Es macht also Sinn, beim im Koma liegenden Menschen zu verweilen und mit ihm zu kommunizieren.
... was tun?
- Man kann mit dem Betroffenen so weiter reden, als wenn er bei Bewusstsein wäre. Das
Senken der Stimme ist zu vermeiden.
- Sie können Lieblingstexte oder Lieblingsgebete laut und deutlich vorlesen;
Lieblingsmusik spielen
- Für wichtige Mitteilungen (für den Patienten und den Angehörigen) ist es nie zu spät (z.B.
„Es tut-mir leid“, „Ich liebe dich“). Fragen stellen beunruhigt aber einen Menschen, der
nicht mehr sprechen kannn! (Nicht "Brauchst du etwas? - Hast du Schmerzen?")
- Wenn man den eigenen Atem an den des Betroffenen anpasst, ist eine besondere
Verbundenheit auch im Koma herstellbar.
wenn der tod kommt
Wer einen sterbenden Angehörigen begleitet, erlebt viele Veränderungen des Betroffenen
mit. Dass der Tod tatsächlich naht, kündigt sich an mehreren Anzeichen an: Die Augen sind
offen oder halbof-fen, aber sehen nicht wirklich. Die Pupillen reagieren immer weniger auf
Lichteinwirkung. Der Mund ist offen. Die Körperunterseite, die Füße, Knie und Hände verfärben sich dunkler. Der Puls wird noch schwächer. Der Sterbende wird teilnahmsloser und
gibt keine Reaktionen mehr auf seine Umwelt. Der Tod tritt ein, wenn der Herzschlag und
der Atem aufhören. Was manchmal wie der allerletzte Atem wirkt, wird nach einigen
Minuten noch von ein oder zwei langen Atemzügen vollendet.
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... was tun?
- Nachdem der Tod eingetreten ist, sollten Sie nicht gleich aktiv werden. Lassen Sie die
Stille und Besonderheit dieses Augenblickes auf sich wirken.
- Manche Angehörige haben quälende Schuldgefühle, wenn sie genau im Augenblick des
Todes nicht beim Sterbenden waren. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Sterbende häufig geht, wenn er alleine ist.
- Lassen Sie sich Zeit. Lassen Sie Ihre Gefühle zu. Lassen Sie Erinnerungen an
Gemeinsames auftau-chen.
- Wenn es Ihnen unheimlich ist, alleine mit dem Verstorbenen zu sein, rufen Sie jemand aus
Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis an – am besten jemand, der schon Erfahrung
mit dem Sterben und dem Tod hat.
- Kinder sollten hier nicht ausgeschlossen werden.
- Angst vor dem sogenannten Leichengift ist fehl am Platz. Einige Stunden nach dem Tod
entstehen basische Stoffe. Der Kontakt mit diesen Stoffen oder die eventuelle Aufnahme
in den eigenen Körper, z.B. bei eigenen Verletzungen, ist ungefährlich.
- Verständigen Sie den Hausarzt, damit er Tod feststellen kann und einen Totenschein und
eventuell eine ärztlche Genehmigung zur Feuerbestattung ausstellen kann. Bei einem
Todesfall im Krankenhaus verständigt das Pflegeteam den zuständigen Arzt.
- In der ersten Stunde, vor dem Einsetzen der Leichenstarre, ist es leichter, den
Verstorbenen zurechtzumachen (z.B. ankleiden). Behandeln Sie den Verstorbenen mit
Achtung und Respekt.
- Legen Sie den Verstorbenen flach hin.
- Schließen Sie behutsam die Augenlider, legen Sie eventuell ein feuchtes
Wattebäuschchen für ca. eine Stunde auf die Augenlider.
- Geben Sie vorsichtig die Zahnprothesen wieder in den Mund.
- Damit der Mund geschlossen bleibt, können Sie ein kleines Handtuch rollen und unter das
Kinn geben oder eine Kieferbinde anlegen.
- Mitunter entleert sich beim Verstorbenen noch einmal die Blase oder der Darm. Sofern
es Ihr Wunsch ist, können Sie den Körper des geliebten Menschen waschen.
- Entfernen Sie Medikamente und Pflegehilfsmittel aus dem Zimmer und setzen Sie
Zeichen, die für Sie wichtig sind (z.B. Kerzen anzünden, Blumen, Rosenkranz).
- In unserem Krankenhaus steht ihnen auch noch ein Abschiedszimmer zur Verfügung. Ein
Mitarbeiter unseres Pflegeteams oder die Seelsorgerin begleiten Sie und Ihe
Angehörigen gerne dahin.
- Falls es Ihnen und Freunden – die weiter weg leben - hilft, machen Sie ein Foto vom
Verstorbenen.
- Mit dem vom Arzt ausgestellten Totenschein, dem Familienbuch oder dem Geburtschein
oder der Heiratsurkunde wenden Sie sich an das Standesamt der Gemeinde in der Ihr
Angehöriger gestorben ist. Hier wird dann eine Sterbeurkunde ausgestellt.
(Sterbeurkunden werden zur Vorlage bei Sozial- und Pensions-versicherungen, bei weiteren Versicherungen und Banken, usw benötigt.)
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- Findet das Begräbnis in einer anderen Gemeinde statt benötigen Sie einen
Transportschein. Dieser wird auch durch das Standesamt ausgestellt, hierfür benötigen
Sie den Personalausweis des Verstorbenen.
- Danach können Sie das Bestattungsunternehmen informieren. Das Begräbnis darf frühestens 36 Stunden nach Todeseintritt und sollte spätestens 72 Stunden danach stattfinden
mit trauer umgehen lernen
Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise, mit dem Verlust eines geliebten Menschen
umzuge-hen. Oft stellt sich die Trauer nach dem Begräbnis wieder besonders intensiv ein.
Sie verläuft zumeist in Phasen, über Wochen und Monate. Manche Verluste werden lebenslang als sehr schmerzhaft empfunden.
... was tun?
- Geben Sie Ihrer Trauer Raum und Zeit und verdrängen Sie sie nicht!
- Bei großer und lang anhaltender Trauer ist es ratsam, zusätzlich zur Unterstützung durch
Familien-mitglieder und Freunde, Hilfe von außen zu suchen.
- Hilfreich kann auch ein Gespräch mit den Menschen sein, die den Verstorbenen beim
Sterben betreut haben.
- Für viele Menschen ist es tröstlich, sich mit anderen Trauernden auszutauschen.
- Mitunter können Gespräche in Trauergruppen oder Einzelgespräche mit Trauerbegleitern
oder Psychotherapeuten hilfreich und notwendig sein.
wichtige ziele für die letzte lebensphase
Angesichts des Sterbens geht es um das Leben – ein würdiges Leben bis zuletzt. Die „Kunst
zu ster-ben“ ist nicht zu trennen von der Lebenskunst. Der Schlüssel liegt in der
Begegnung einander zu helfen und voneinander zu lernen.
Bestmögliche medizinische, pflegerische und psychosoziale Behandlung und Begleitung
tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei.
Behandlung und aufmerksame Linderung der Krankheitssymptome (z.B. Schmerz,
Atemnot, Übel-keit, Obstipation) helfen Entgleisungen zu vermeiden und beugen weiteren
Beschwerden vor. Umfassende Betreuung entsprechend braucht Kontinuität und
Koordination rund um die Uhr: Zuhause und im Krankenhaus.
Angehörige dürfen auch nach dem Tod des Patienten auf Unterstützung und Begleitung
hoffen.
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wichtige kontakte für betroffene und angehörige
Palliativ-Team
Hôpital Saint Louis Ettelbruck
Unité de Soins 53:
Tel : 81 66 51530
Fax: 8166 51539
Antenne mobile
Tel : 8166 64444
Ergothérapie:
Tel : 81 66 61426
Physiothérapie:
Tel : 81 66 63231
Assistante sociale:
Tel : 81 66 63253
Assistante pastorale:
Tel : 81 66 63071
Diététicienne :
Tel : 81 66 63211
Médecin Généraliste :
Tel : ……………..
Réseau de soins à domicile :
Tel : ……………..
Autres :
……………………..
……………………..
……………………..
Hôpital Saint Louis
120, avenue Salentiny
L-9080 Ettelbruck
CCPL: LU 68 1111 0049 5003 0000
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literatur:
BOULAY, Shirley & SAUNDERS Cicely , Ein Leben für Sterbende, Tyrolia Innsbruck-Wien,1987
FÄSSLER-WEIBEL, Peter, Nahe sein in schwerer Zeit, Topos 2004
FÄSSLER-WEIBEL, Peter, Wenn Eltern sterben, Topos 2004
HELLER, Andreas / HEIMERL, Katharina / HUSEBOE, Stein Wenn nichts mehr zu machen ist, ist
noch viel zu tun; Lambertus 1999
HUSEBÖ ST: & KLASCHIK E., Palliativmedizin – Grundlagen und Praxis, Springer. 2003
HUSEBOE, Stein; Was bei Schmerzen hilft; Ein Ratgeber; Herder 1999
KÜBLER-ROSS, Elisabeth, Interviews mit Sterbenden, Kreuz. Stuttgart 1999
KÜBLER-ROSS, Elisabeth: Was können wir noch tun? Kreuz, Stuttgart. 1974
MÜLLER, M./SCHNEGG, M., Unwiederbringlich – vom Sinn der Trauer, Herder, 1997
PERA Heinrich, Da sein bis zuletzt. Erfahrungen am Ende des Lebens. Herder 2004
SCHWEIGGL Klaus SJ; Schweig nicht zu meinen Tränen. Begleitung auf dem Weg der Trauer.
Erfahrungen.
Impulse. Gebete. Tyrolia 2004
SPECHT-TOMAN M./TROPPER D.: Zeit des Abschieds. Sterbe und Trauerbegleitung. Aus der
Hospizbewegung. Verlag Königsfurt/Krummwisch bei Kiel 2001
TAUSCH-FLAMMER, D./ BICKEL L.: Jeder Tag ist kostbar. Endlichkeit erfahren – intensiver leben.
Herder,
Freiburg 2000
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Jeder, der geht,
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach großem Regen,
ehe der heutige Tag
die Bilder wieder verwischt.
Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen,
auf die wir gelegt sind,
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen, ohne die nichts
sein Gewicht hat.
Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es. Und sie?
Sie können die Lehre nicht wiederholen.
Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht?
So hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.
Hilde Domin 1987
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Idee und Konzeption:
Dachverband HOSPIZ ÖSTERREICH
Müllnergasse 16, A 1090 Wien
Tel & Fax: +43-1-803 98 68
Email: [email protected] / Internet: www.hospiz.at
Verwendete Unterlage:
Dr. Daniele Tausch-Flammer/Lis Bickel; Die letzten Wochen und Tage;
Eine Hilfe zur Begleitung in der Zeit des Sterbens
Redaktion:
Mag. Hildegard Teuschl CS, Mag. Andreas Kratschmar, Dr Frank Jacob, Monique Schiltz
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