Buchsbaumzünsler Mittwoch, 16. Oktober 2013 glarner woche 2 Klein, aber gefrässig «Wir mussten tatenlos zusehen, wie der Zünsler unseren Vorgarten zerstörte» ■ Von Haymo Peter Empl Alles begann vor drei Jahren in Basel: Das städtische Forstamt und die Friedhofsgärtnerei stellte fest, dass ein bis dahin unbekannter Schädling die Buchsbäume in allen städtischen Anlagen ratzekahl frass. Nun ist die grüne Raupe auch im Glarnerland angekommen. «Wir waren machtlos – und mussten letzendlich resignieren», erklärt Betty Elmer. Die Hecke, welche Sichtschutz bieten sollte, ist ein braunes Trauerspiel. Ratzekahl abgefressen vom Buchsbaumzünsler. Die grüne Raupe ist gefrässig. Und macht sich für den Winter bereit. Wie er nach Europa gelangte, ist nicht gänzlich geklärt. Vermutungen zufolge hängt es mit dem weltweiten Transport von Produkten zusammen. Die Raupen des Buchsbaumzünslers können Schäden verursachen, welche die Buchsbäume bis zum Absterben bringen können. Bei einem frischen Befall sind kaum Schäden zu erkennen, da die Raupen im inneren Teil des Gehölzes mit Fressen beginnen. Durch die dichte, feine Verzweigung des Buchsbaums sind die Raupen sehr gut geschützt. Erst wenn die Raupen die Blätter an der Oberfläche des Buchsbaums fressen, fallen die Frassspuren auf. Es wer- Die gefrässige Raupe ist für Vögel ungeniessbar. den die Blätter und die noch grüne Rinde der jungen Triebe gefressen. Das kann bis zur kompletten Entlaubung des ganzen Strauchs führen. Zu ihrem eigenen Schutz spinnen sich die Raupen zwischen Blättern ein und können sich dort meist ungestört verpuppen. Diese Gespinste sind weisslich und können sich an der ganzen Pflanze befinden. Man kann sie sogar im Winter finden, häufig mit Puppen im Innern. «Und genau das ist das Problem: Ich dachte, durch den letzten strengen Winter würde der Zünsler nicht überleben», erklärt Betty Elmer. «Aber bereits im April habe ich junge Raupen entdeckt.» Wie soll ich mit meinen Kindern Gift versprühen? Es folgte eine wahre Schädlingsbekämpfungs-Odyssee. «Wir haben so ziemlich alles ausprobiert», so Elmer. «Da die Kinder im Garten gerne spielen, habe ich es erst mit biologischen Tipps aus dem Internet probiert.» Das begann beim Absammeln der Raupen bis hin zum Besprühen mit einem Bakterium, welches den Schädling «verhungern» lassen sollte und endete schliesslich mit dem massiven Einsatz von Gift, «und letztendlich haben wir die abgefressenen Zweige mit einem Flammenwerfer abgebrannt». Aber auch das hat nur kurzfristig geholfen. Bald tauchten erneut Frassspuren auf. Im August war es dann besonders schlimm. «Ich musste dann doch zu einem Frassgift greifen», so Elmer. «Ich habe die Buchsbäume damit besprüht und musste in Kauf nehmen, dass auch Nützlinge sterben Die rund acht Millimeter langen, jungen Raupen des Buchsbaumzünslers werden bis zur Verpuppung etwa fünf Zentimeter lang und besitzen einen grünen Leib mit Rückenstreifen und schwarzem Kopf. Die Schmetterlinge sind mit abgespreizten Flügeln gut 40 Millimeter breit und etwa 25 Millimeter lang. Sie tragen helle Flügel mit charakteristischem dunklem Saum. Buchsbaumzünsler-Raupen überwintern in Gespinsten meist im Innern des Buchsbaums und beginnen je nach Witterung ab Mitte März zu fressen. Sie durchlaufen bis zur Verpuppung mehrere Larvenstadien und leben als Schmetterlinge nur wenige Tage, in denen sie dann ihre Eier ablegen. In der Schweiz können bei günstigen Witterungsbedingungen pro Jahr bis zu vier Generationen von Buchsbaumzünslern auftreten, weshalb sich der Schädling innerhalb von wenigen Jahren rasant vermehrt hat. Man kann davon ausgehen, dass etwa alle zwei Monate eine neue Zünsler-Generation schlüpft. Die jetzige Generation wird überwintern – daher ist es wichtig, dass in den nächsten Tagen Buchsbäume auf möglichen Befall überprüft werden und Buchsbaumraupen-Gespinnste entsprechend entfernt werden. Jasper Elmer (12) versucht sich in der Schädlingsbekämpfung. Bilder Haymo Empl