Aufgabenblatt 2: Abgabe am 24.09.09 vor der Vorlesung Auf diesem Aufgabenblatt wird in einfachster Form ein Thema behandelt, welches Sie in der gesamten Vorlesung begleiten wird: algebraische Strukturen und strukturverträgliche Abbildungen. Die Vorlesung behandelt im wesentlichen die algebraische Struktur Vektorräume und streift dabei die Strukturen Gruppen und Körper. All diese Strukturen (und viele andere wie Ringe, Moduln und Algebren, die höchstens einmal kurz Erwähnung finden werden) haben ein gemeinsames Grundthema, welches hier nur schematisch dargestellt werden soll (konkret wird es in der Vorlesung): • Eine algebraische Struktur ist eine Menge (oder mehrere Mengen) mit einer (oder mehreren) Verknüpfungen (Operatoren), die sich noch in innere und äußere Verknüpfungen aufteilen. Ein Beispiel für eine Struktur auf einer Menge mit einer inneren Verknüpfung wurde mit der Struktur Gruppe in der Vorlesung schon vorgestellt. Ein Beispiel einer Menge mit einer inneren Verknüpfung, welches keine Gruppe ist, wäre die Menge der natürliche Zahlen N = {1, 2, . . .} mit der inneren Verknüpfung Plus: +“. ” Eine innere Verknüpfung ist immer eine Vorschrift, die auf nur einer Menge definiert ist und zwei Elementen dieser Menge ein weiteres Element dieser Menge zuordnet. Eine Verknüpfung heißt äußere, wenn sie zwischen Elementen verschiedener Mengen definiert ist und diesen ein Element in einer weiteren Menge zuordnet. Ein Beispiel dafür wäre die aus der Schule bekannte Multiplikation eines Vektors mit einem skalaren Faktor, welches wieder einen Vektor ergibt. • Eine strukturverträgliche Abbildunge ist eine Abbildung zwischen zwei Strukturen gleichen Typs (Gruppe zu Gruppe oder Vektorraum zu Vektorraum), welche im wesentlichen pro auf der Struktur definierter Verknüpfung folgendes Grundprinzip erfüllt: Das Bild einer Verknüpfung ist gleich der Verknüpfung der Bilder.“ ” Beispiel: Für Mengen G und H mit inneren Verknüpfungen ∗ und • ist eine Abbildung f : G −→ H strukturverträglich, wenn für alle Elemente g1 , g2 ∈ G gilt: f (g1 ∗ g2 ) = f (g1 ) • f (g2 ). Auf diesem Zettel werden nur Mengen mit einer inneren Verknüpfung betrachtet. Aufgabe 5. Es seien die beiden Mengen N und Z betrachtet, zusätzlich die bekannten Rechenoperationen für Zahlen Plus: +“, Minus: −“ Mal: ·“, und Geteilt: ÷“. ” ” ” ” Weiter sei noch die Verknüpfung Hoch: ˆ“ betrachtet, die definiert sei ” durch aˆb := ab . Eine der obigen Rechenoperationen heißt innere Verknüpfung auf einer der beiden Mengen, wenn das Ergebnis der Rechenoperation mit zwei Elementen einer Menge wieder in derselben Menge liegt (z.B. ist ÷“ ” 2 Aufgabenblatt 2: Abgabe am 24.09.09 vor der Vorlesung keine innere Verknüpfung von N, da für 1, 2 ∈ N das Ergebnis der Rechnung 1 ÷ 2 nicht mehr in der Menge N liegt). a.) (2P) Zählen Sie alle Tupel (M, ◦) auf, für die ◦ eine innere Verknüpfung auf M ist, wobei gelten soll: M ∈ {N, Z} und ◦ ∈ {+, −, ·, ÷, ˆ}. Für die Tupel (M, ◦), bei denen ◦ keine innere Verknüpfung auf M ist, geben Sie ein Beispiel mit a, b ∈ M und a ◦ b ∈ / M an. b.) (2P) Eine innere Verknüpfung ◦ auf einer Menge M heißt kommutativ, wenn für alle Elemente a, b ∈ M gilt: a ◦ b = b ◦ a. Zählen Sie alle in Teil a.) gefundenen Mengen mit kommutativer innerer Verknüpfung auf. Für die Mengen mit nicht-kommutativer innerer Verknüpfung geben Sie jeweils ein Beispiel mit a ◦ b 6= b ◦ a an. Aufgabe 6. (4P) Eine Verknüpfung bzw. ein Operator ◦ auf einer Menge M heißt innere Verknüpfung, wenn für zwei Elemente a, b ∈ M gilt: a ◦ b ∈ M . Die Verknüpfungen Plus: +“ und Mal: ·“ sind innere Verknüpfungen ” ” auf R, d.h. es gilt für alle a, b ∈ R sowohl a + b ∈ R als auch a · b ∈ R. Sind (M, ◦) und (N, ∗) Mengen mit jeweils inneren Verknüpfungen, so heißt eine Abbildung f : M −→ N verknüpfungs- oder strukturverträglich, wenn für alle a, b ∈ M gilt: f (a ◦ b) = f (a) ∗ f (b). Zeigen Sie für die folgenden Abbildungen, ob sie strukturverträglich sind oder nicht: f1 : (R, +) −→ (R, +) mit f1 (x) := 3x + 4 f2 : (R, +) −→ (R, +) mit f2 (x) := x2 f3 : (R, +) −→ (R, ·) mit f3 (x) := 2x f4 : (R, +) −→ (R, +) mit f4 (x) := cos(x) f5 : (R, +) −→ (R, +) mit f5 (x) := 2x f6 : (R, ·) −→ (R, ·) mit f6 (x) := x2 f7 : (R, +) −→ (R, +) mit f7 (x) := 0 Des weiteren sei auf der Gruppe S(M ) aller Bijektionen einer nichtleeren Menge M mit der Komposition von Abbildungen ◦“ als Ver” knüpfung folgende Abbildung mit Hilfe eines f ∈ S(M ) definiert: φf : S(M ) −→ S(M ) mit φf (g) := f ◦ g ◦ f −1 für g ∈ S(M ). Aufgabenblatt 2: Abgabe am 24.09.09 vor der Vorlesung 3 (Dabei ist f −1 die Inverse Abbildung zu f .) Zeigen Sie, daß φf strukturverträglich ist. Bemerkung: Eine strukturverträgliche Abbildung zwischen zwei Gruppen hat den Namen Gruppenhomomorphismus (aus dem Griechischen übersetzt bedeutet Homomorphismus gleiche Form“), so daß unter anderem die Abbildung φf in der obigen Aufgabe ein ” Gruppenhomomorphismus ist (Achtung: (R, ·) ist keine Gruppe! Somit sind die Abbildungen der Aufgabe, in denen (R, ·) vorkommt, evt. strukturverträglich, aber keine Gruppenhomomorphismen.). Das Beispiel φg ist noch aus einem anderen Grund hervorzuheben: Allgemein kann für eine Gruppe (G, ∗) mit Hilfe eines g ∈ G eine Abbildung φg : G −→ G durch φg (h) := g ∗ h ∗ g −1 definiert werden, wobei g −1 das Inverse zu g sei. φg ist für alle g ∈ G immer ein bijektiver Gruppenhomomorphismus von G in sich und heißt Konjugation“. Diese Abbildungen ” spielen eine große Rolle bei der Analyse der Struktur einer Gruppe. Aufgabe 7. Nach Beispiel 2.2.iv der Vorlesung ist die Menge Sn (siehe Aufgabe 2) zusammen mit der (inneren) Verknüpfung Komposition ” von Abbildungen“ eine Gruppe. a.) (3P) Geben Sie die Gruppentafel von S3 an und zeigen Sie, daß S3 keine abelsche Gruppe ist. b.) (1P) Zeigen Sie, daß S2 eine abelsche Gruppe ist, und für n ≥ 3 die Gruppe Sn jeweils eine nicht-abelsche. Aufgabe 8. (4P) Seien N , M Mengen und f : M −→ N eine Abbildung. Beweisen Sie: f bijektiv ⇐⇒ Es gibt eine Abbildung g : N −→ M mit f ◦ g = idN und g ◦ f = idM . Bemerkung: Diese Aufgabe liefert ein schönes Hilfsmittel, um die Bijektivität einer Abbildung f : M −→ N zu beweisen: anstatt die Eigenschaften injektiv und surjektiv explizit (und oft aufwendig) nachzurechnen, kann bei Kenntnis der Umkehrabbildung g mit dieser (oft viel einfacher) gezeigt werden: f ◦ g = idN und g ◦ f = idM . Viel Erfolg!!!