Herrschen oder dienen?

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Texte: Markus 10,35-45
Autor: Hartmut Burghoff
Predigt
Die Bitte von Jakobus und Johannes
35 Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten an Jesus heran und sagten:
»Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. 36 »Was wollt ihr?«, fragte er.
»Was soll ich für euch tun?«
• Jesus geht auf sie beide ein. Er stellt diese Frage: „Was wollt ihr, dass ich euch tun
soll?“ Mit dieser Frage bringt er sie dazu, gleich zum Kern der Sache zu kommen.
• Eine hilfreiche Frage für die Seelsorge: Wenn Jesus jetzt vor dir stehen würde und du
könntest dein Anliegen formulieren; was würdest du ihn bitten, was er für dich
tun soll?
• Diese Frage hilft uns, uns zu fokussieren.
• Aber (selbst wenn wir fokussiert sind) und unser Anliegen klar ausdrücken können,
heisst das nicht, dass wir den Kern der Sache wirklich treffen.
• Selbst wenn wir die Frage Jesu beantworten können, heisst das nicht, dass es in seinen Augen das ist, was richtig ist (was dran) ist.
37 Sie antworteten: »Wir möchten, dass du uns in deiner Herrlichkeit neben dir sitzen
lässt, den einen an deiner rechten Seite und den anderen an deiner linken Seite.«
• Wohlgemerkt: Dieses geschah, nachdem Jesus ihnen von seiner bevorstehenden
Kreuzigung berichtet hat. Da ist kein tröstendes Wort; keine Bekundung ihrer Liebe
und Treue zu ihm. Sie denken an sich und ihre künftige Stellung im Reich Gottes …
• Und doch war ihr Anliegen auch irgendwie gut gemeint und edel, aber dennoch fehl
am Platze. Edel deswegen, weil sie Christus nahe sein wollten.
• Fehl am Platz deswegen, weil sie Grossartiges für sich selbst suchten.
• Sie zeigten zwar Glauben daran, dass Jesus sein Reich aufrichten würde, aber sie
hätten eher an sein bevorstehendes Leiden denken sollen.
38 »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet«, entgegnete Jesus.
• Ihr habt je keine Ahnung… Eurer Anliegen zielt in die ganz falsche Richtung!
• Um ihnen das zu zeigen, stellt er ihnen weitere Fragen:
»Könnt ihr den bitteren Kelch trinken, den ich trinken werde, und die Taufe empfangen,
mit der ich getauft werden muss?«
39 »Das können wir!«, erklärten sie. Da sagte Jesus zu ihnen: »Den Kelch, den ich trinke,
werdet ihr zwar auch trinken, und die Taufe, mit der ich getauft werde, werdet auch ihr
empfangen.
• Jesus fragte sie, ob sie in der Lage seien, seinen Kelch zu trinken (damit bezog er sich
auf sein Leiden) und seine Taufe zu teilen (damit bezog er sich auf seinen Tod).
• Sie behaupteten, dazu in der Lage zu sein. Das klingt aus ihrem Mund irgendwie
überheblich bzw. anmassend.
• Aber Jesus bestätigte es; ja, ihr werdet aus Liebe zu mir leiden müssen. Jakobus wird
den Märtyrertod sterben (Apg 12,2).
• Ihre voreilige Antwort war also nicht falsch… obwohl sie einen überheblichen
`Touch` hatte.
40 Aber darüber zu verfügen, wer an meiner rechten und an meiner linken Seite sitzen
wird, das steht nicht mir zu. Wer dort sitzen wird, das ist ´von Gott` bestimmt.«
Dann erklärte er, dass Ehrenplätze im Reich Gottes nicht durch Vitamin B verteilt werden.
• Der Zugang zum Reich erfolgt aus Gnade durch den Glauben.
• Die Stellung im Reich wird durch Treue für Christus bestimmt. (=Frucht des Glaubens). Ehrenplätze werden `verdient` (durch das Mass, das wir uns Christus zur Verfügung stellen und er durch uns seine Taten vollbringt. 1. Kor 4, 1f. „Als Diener
Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes. Von
Verwaltern aber verlangt man, dass sie sich treu erweisen.“
Herrschen oder dienen?
41 Die übrigen zehn Jünger hatten dem Gespräch zugehört und ärgerten sich über Jakobus
und Johannes. 42 Da rief Jesus sie alle zusammen und sagte: »Ihr wisst, dass die, die als
Herrscher über die Völker betrachtet werden, sich als ihre Herren aufführen und dass die
Völker die Macht der Grossen zu spüren bekommen. 43 Bei euch ist es nicht so. Im Gegen-teil: Wer unter euch gross werden will, soll den anderen dienen; 44 wer unter euch
der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein.
• Die anderen zehn Jünger waren »unwillig … über Jakobus und Johannes«, (empört)
weil sie versuchten, mehr und besser zu sein als sie.
• Ihre Unwilligkeit verriet die Tatsache, dass sie den gleichen Geist der Konkurrenz
und der Rivalität hatten.
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• Das gab dem Herrn Jesus die Gelegenheit, eine revolutionäre Lektion über wahre
Grösse zu erteilen. Jesus sagt mit anderen Worten: Unter den unbekehrten grossen
Männern und Frauen in Politik und Wirtschaft gibt es viele, die nach Gutdünken regieren. Sie sind anmassend, herrschsüchtig, selbstherrlich und egoistisch.
• Aber in Christi Reich ist wahre Größe durch Dienst gekennzeichnet: »Wer von euch
der Erste sein will«, soll zuvor Diener aller sein. Das hat Jesus uns vorgemacht: „Er
erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.“
Phil. 2,8)
45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern
um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.«
• Das überragende Beispiel ist der Sohn des Menschen (Jesus) selbst. Er ist unser
grosses Vorbild.
• Vers 45 ist der Schlüsselvers dieses Evangeliums. Er enthält die ganze Theologie in
Kurzform, der Rahmen des grossartigsten Lebens, das die Welt je gesehen hat.
• Wie haben die Jünger darauf reagiert? Wie würden wir reagieren?
• Nachdem die Situation damals `bereinigt` wurde, geschah ein weiteres Wunder Jesu: Der Blinde (Bartimäus) wurde geheilt.
Fazit und mögliche Anwendung für unser Leben:
• Ja, Jesus nimmt auch Bitten (Erwartungen, Vorstellungen) ernst. Selbst, wenn sie
Ausdruck von Unwissenheit, oder Unreife sind. Oft enthalten unsere Bitten einen
wichtigen und richtigen Kern. Wir sagen und wünschen durchaus etwas Richtiges.
Und doch sind es Teilwahrheiten, die vorbeizielen am Reich Gottes.
• Ja, unter Jüngern Jesu gibt es Situationen der Unwilligkeit und des Ärgers über das
Reden und Verhalten der anderen. Jesus sagte: Stopp! Kommt alle zu mir. Wir müssen reden. Dann hat er die Situation geklärt und bereinigt. So wurde nicht der Ärger
multipliziert, sondern der Segen.
• Es gibt unter Jüngern Jesu (damals und heute) Phasen der Spannung und des Ärgers.
Jesus hat es nicht zugelassen, dass Ärger und Unwilligkeit einfach unter den Teppich
gekehrt wurden. Das fördert nicht ein Klima des Vertrauens und der Wertschätzung.
Es ist wichtig, die Dinge im Beisein von Jesus und seinem Wort anzusprechen und zu
klären. Das befreit, stellt Beziehungen wieder her und schafft einen geistlichen Klimawandel; wie bei den Jüngern.
• Und auch das stimmt: Es gibt unter Christen richtendes und selbstherrliches Reden
und Verhalten. Jesus sagt: Unter euch soll das nicht so sein. Tut Busse; kehrt um.
• Ein Beispiel, wie in unserer Stadt durch die `Umkehr` eines Menschen das geistliche
Klima verändert wurde: Werner Sidler (Lebenserfahrungen, Skript S. 12)
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