Astrologie und die Archetypen

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Astrologie und traditionelle europäische Medizin
Astrologie und die Naturheilkunde der Alten sind eins. Denn die Basis der Astrologie ist das System der
Tierkreiszeichen, das letztendlich die Jahreszeiten beschreibt. Und die Basis der alten Heilkunst ist die Lehre
der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, die ebenfalls die vier Jahreszeiten verkörpern. Das System der
Tierkreiszeichen, das die Grundlage der Astrologie bildet, kleidet dieses Heilsystem in das Gewand des
Jahreskreislaufs. Bestimmte Jahreszeiten rufen bestimmte Krankheiten hervor, und schaffen zugleich - vor
allem in der Pflanzenwelt – Heilmittel für den Menschen. Der Jahreskreis des Entstehens und Vergehens aber
ist wiederum der Entwurf für das Entstehen und Vergehen des Menschen, beschreibt seinen Lebenskreis und
damit auch die in den verschiedenen Altersstufen gehäuften Krankheiten, die man ebenfalls anhand der
Elemente der Natur beschreiben kann. Hier bewegt sich der Mensch vom Zeitalter des Wassers, in dem sich
der Säugling befindet – wasserreich und von Milch ernährt – über die Triebhaftigkeit des luftigen Frühjahrs
in das vom Feuer dominierte Erwachsenenalter, das von Leidenschaft gezeichnet wird, bevor die Hitze der
Lebenskraft im Alter verdämmert und der Mensch „vererdet“, also Krankheiten entwickelt, die mit Kälte,
Trockenheit und „Verkalkung“, also Mineralisierung einher gehen.
Jedes Lebewesen ist in diesen Kreislauf der Natur hinein verwoben und damit selbst ein zyklisches,
beständig im Entstehen und Vergehen begriffenes Wesen. Man merkt das mitunter recht deutlich wie eine
Frau in den fruchtbaren Jahren, deren Gebärmutter Monat für Monat den Kreis des Mondumlaufs mit macht.
Die Biorhythmen des Menschen aber gehen weit über diese sichtbaren Zeichen hinaus. Egal ob Mann oder
Frau, ob Kind, Erwachsener oder Alter, jeder Mensch ist dadurch, dass seine Organe Regelkreisläufen
unterworfen sind, angebunden an die Kreise der Schöpfung und der Natur. Und auch die Mehrzahl der
Krankheiten entstehen daraus, dass diese natürliche Bewegung in Kreisen gestört wurde. Daraus ergibt sich
aber auch, dass eine verstärkte Berücksichtigung der Kreise der Natur heilend wirksam sein kann. Wie das
konkret geschieht – dafür hat jede Zeit ihre Antworten gefunden. Die Alten versuchten, Gesetzmäßigkeiten
dafür von den Umläufen von Mond, Sonne und Planeten abzuleiten. Die übrigen Himmelskörper aber nannte
man Fixsterne, und glaubte in ihrer Anordnung „Sternbilder“ zu erkennen. Durch die Bewegung der Erde
und ihre Beziehung zur Sonne entstanden in unseren Breiten die Jahreszeiten. Parallel dazu traten je nach
Jahreszeit aber auch verschiedene Sternbilder auf den Plan und verblühten mit dem Verschwinden der
Jahreszeit wieder. Die Basis der Astrologie sind also weniger Anordnungen von Sternen als Bilder der
Jahreszeit, in denen sich die klimatischen Bedingungen spiegeln, die den Menschen und seine Gesundheit
beeinflussen.
In Mitteleuropa steht das Leben in der Abfolge vier klar definierter Jahreszeiten. Im Frühjahr wird es warm
und feucht, im Sommer trocken und warm, im Herbst kühl und trocken und im Winter kalt und feucht. Diese
klimatischen Einflüsse erklären uns unterschiedliches Befinden in diesen Jahreszeiten, denn wir sind
Lebewesen, die auf Temperatur und Feuchtigkeit reagieren. Wie das geschieht, kann man gut an einfacheren
Organismen studieren. Nehmen wir hierbei die Farbe von Blättern.
Im Frühjahr sind die frischen Blätter hellgrün durch das Chlorophyll. Dieser Farbstoff nimmt bei Pflanzen
die Rolle ein, die beim Menschen das rote Hämoglobin, der Blutfarbstoff hat. Als Sauerstoff-träger ist er die
Quelle des Lebens für alle Gewebe. Chlorophyll ist chemisch dem Hämoglobin ähnlich, außer dass hier
Magnesium statt Eisen im Kern sitzt. Für das Blatt ist die Speicherung von Sonnenlicht die Lebensquelle. Im
Sommer findet unter der größten Sonnenkraft ein Maximum des Chlorophyllgehalts eines Blattes statt.
Im Herbst ändert es seine Farbe. Die neu auftretenden Schattierungen werden von Substanzen gebildet, die
bislang als Schutz für das Blatt als Arzneien im Hintergrund wirksam waren. Die orangen und gelben
Karotinoide, die den Früchten des Sommers (Karotten, Mais, Bananen, Tomaten, Paprika, Orangen) ihre
Farbe verleihen, treten nun in den Vordergrund neben den roten, purpurfarbenen und lila Anthocyanen, die
für das Rot von Herbstfrüchten wie Äpfeln oder Trauben und das dunkle Blau von Blaubeeren und Pflaumen
verantwortlich sind. Zuletzt treten noch die bräunlichen Tannine hinzu. Sie schmecken bitter und zeigen
dadurch ihre erdige, herbstliche Qualität an. Wenn man die chemischen Eigenschaften dieser Farbstoffe
berücksichtigt, zeigt sich ein klares Bild ihrer Zuordnung zu den Elementen. Oranges und gelbes weißt auf
das Element Feuer hin, und Karotinoide sind Antioxidantien, die eine „Überhitzung“ von Gewebe
verhindern. Das Gleiche ist von den Anthocyanen zu sagen. Sie schützen in einer Zeit, in der die Sonnenkraft
vorherrscht. Die Tannine haben kühlende und trocknende Eigenschaften und sind ebenso fähig, Blätter, die ja
am stärksten dem feuchtwarmen luftigen Element ausgesetzt sind, Stabilität zu verleihen. All diese
Farbstoffe sind Arzneien, die zu einem Zeitpunkt sichtbar werden, an dem das Blatt gegen den Untergang
kämpft und letztendlich stirbt.
Wie schon erwähnt erfolgt die Einteilung der pflanzlichen Arzneien nach der Naturheilkunde dem Prinzip
der Signaturenlehre. Die Signatur entsteht dadurch, dass sich die Elemente in lebenden aber auch toten
Organismen äußern, dass sie eine Sprache sprechen. Die Natur gibt uns durch die Gestalt einer Pflanze und
ihr Verhalten als Lebewesen Hinweise darauf, für welche Art von Krankheiten sie als Arznei in Frage
kommen könnte. So gibt es Pflanzen, die beispielsweise dunkelgrün und flauschig sind und damit dem
Element Wasser zugeordnet werden können. Wie sie aber als Heilmittel wirkt, können wir durch diese
Beschreibung noch nicht sagen. Sie kann, wie beispielsweise die Gurke, einfach eine Pflanze sein, die viel
Wasser gespeichert hat und damit alle Krankheiten heilen kann, die durch Trockenheit oder Hitze entstehen –
durch das Gegensatzprinzip. Sie gleicht den Flüssigkeitsmangel aus und löscht somit das Feuer, das den
Menschen krank gemacht hat. Aber auch das Gegenteilige ist möglich. Die Brunnenkresse hat zahlreiche
dunkelgrüne Blätter und lebt überall dort, wo Wasser fließt. Zweifellos passt sie sehr gut in das Bild einer
Pflanze, die dem Element Wasser zugeordnet werden kann. Doch wer einmal ein Blatt Brunnenkresse
gekostet hat, weiß, wie intensiv würzig sie schmeckt, beinahe wie Senf. Dieser Geschmack beweist, dass die
Pflanze wärmen kann, denn jedes Gewürz wärmt den Menschen auf. Die Botschaft der Brunnenkresse ist
also etwas anders zu verstehen als die der Gurke. Dafür gibt es aber auch eindeutige Hinweise, die eine
scharf beobachtende Kräuterhexe schnell dem Signum der Pflanze zuordnen könnte. Und das ist die
Tatsache, dass die Brunnenkresse schon im frühesten Frühjahr zum Zeitpunkt der ersten Sonnenstrahlen in
der Gegenwart des eisig kühlen Wassers zu sprießen beginnt. Diese Tatsache ist ein Zeichen dafür, dass in ihr
das Element Feuer steckt, mit dem die Pflanze die unwirtlichen Wachstumsbedingungen ausgleichen kann.
Es ist das Senföl, das sie in ihrem Inneren bilden kann und dieses Signum besagt, dass die Brunnenkresse
jedem Lebewesen helfen kann, ein Übermaß des Elementes Wasser in sich zu überwinden, sich also für die
Bekämpfung von Erkältungskrankheiten eignet. Deswegen soll man die Brunnenkresse im Vorfrühling zu
sich nehmen und wird dabei schneller die Trägheit und Schwerfälligkeit der „Frühjahrsmüdigkeit“
überwinden – und die Gurke isst man am besten in der Hitze des Sommers, der im Körper den Boden für
trockene Entzündungen bereitet.
Auf den ersten Blick erscheinen die Tierkreiszeichen recht zufällig gewählt. Eine genaue Abgleichung mit
den einzelnen Monaten geht aus heutiger Sicht ja nicht, weil die Länge unserer Monate von Julius Caesar
nach seinem Aufenthalt in Ägypten willkürlich angepasst wurde. Der bis dorthin gültige Kalender richtete
sich nach dem Umlauf des Mondes, hatte 28 Tage, und bot den meisten Frauen im gebärfähigen Alter eine
ganz präzise Bestimmung, wo sie gerade im Zyklus waren. Nach der Reform ging das nicht mehr. Dafür aber
konnte jeder Tag des Jahres, egal ob dieses nun die heute üblichen 365 oder 366 Tage hatte, von
Verwaltungsbeamten Jahr für Jahr präzise bestimmt werden.
Wir wissen heute nicht mehr, wie lange es gedauert hat, bis die Menschen diese Reform so verinnerlicht
hatten, wie das bei uns heute der Fall ist. Aber es gibt sogar heute noch viele Menschen, die hier ein
Doppelleben führen. Sie richten sich in einem Leben nach dem Kalender – und im anderen nach den
Mondphasen. So war es schon bei den alten Römern, wenn sie die Tage der Aussaat oder der Ernte
festlegten, und im ländlichen Bereich ist das heute auch bei uns noch der Fall. Hier sind den Menschen die
Tierkreiszeichen treue Gefährten geblieben. Sie folgen zumindest auf unserer nördlichen Erdkugel dem
Sonnenumlauf durch die vier Jahreszeiten. Der Widder beginnt mit dem 21. März, der die Tag-Nacht-Gleiche
im Frühjahr beschreibt und somit die warme Jahreszeit einleitet. Ähnlich wird der Beginn des Krebses auf
den 21. Juni zur Sommersonnenwende, die Waage auf den 23. September zur Tag-Nacht-Gleiche im Herbst
und der Steinbock auf den 22. Dezember, die Wintersonnenwende, gelegt.
Wenn man diesen über viele Jahrhunderte gepflegten Brauch beachtet, kann es einen nicht weiter
verwundern, dass die Tierkreiszeichen nicht zufällig gewählt sind, sondern Symbole einer tief gehenden
Bedeutung, die weit über den Jahreskreis hinausgeht. Denn die Abfolge der Tierkreis-zeichen ist eine
Sprache des Entstehens und Vergehens und somit ein Code für das Leben schlechthin. Deshalb kann sie auch
die Medizin als Erzählung auffassen, in der die Grundbedingungen des Lebens und das Wirken der Elemente
kurz und bildhaft zusammengefasst sind. Sie beschreiben also nicht nur den Ablauf eines Jahres, sondern
auch den eines Menschenlebens und deshalb auch die seelischen Spannungsfelder, die ein Mensch im Laufe
seines Lebens durchläuft. Und damit sind wir wieder bei der Astrologie und die Bedeutung, die wir den
einzelnen „Sternzeichen“ zumessen. Zu beachten ist aber an dieser Stelle schon, dass zwar die Geburt unter
einem bestimmten Zeichen Bedeutung für das Leben eines Menschen hat. Zugleich aber wird er – und jeder
andere Mensch in dieser Erdregion auch - jedes Jahr von Monat zu Monat wieder vom Kraftfeld eines
Tierkreiszeichens in das nächste Wechseln und somit dem Einfluss der Jahreszeit unterworfen sein. Um
seinen Geburtstag herum aber wird er in einer ganz besonderen Sphäre schweben. Viele spüren das und
sagen deshalb, dass sie gerade diese Jahreszeit um ihren Geburtstag herum besonders lieben.
Wasser = Winter = Lebensbeginn
Der Jahreskreis des Lebens beginnt im Winter mit den Tierkreiszeichen Steinbock, Wassermann und Fische.
Sie alle stellen das Element Wasser dar, das aus medizinischer Sicht nicht nur im Winter, sondern auch im
Säuglingsalter vorherrscht. Wasser ist kühl und feucht wie das Meer, in dem auf der Erde das erste Leben
entstanden ist – und wie das Fruchtwasser, in dem wir unsere ersten Entwicklungsstadien verlebten. Die
Botschaft der einzelnen Monate hilft uns, das Element Wasser verstehen zu lernen. Das erste
Tierkreiszeichen beschreibt hier das Eintauchen in die Zeit des Wassers, das zweite das Herankommen der
Regenzeit, das dritte das Leben im Element Wasser.
Die Geburt des Menschen wird durch den Steinbock symbolisiert. Ursprünglich hieß er der „Ziegenfisch“,
weil sein Oberkörper der einer Ziege und sein Unterleib der eines Fisches ist. Das hat seine Bewandtnis in
der Sage des griechischen Hirtengottes Pan, der von einem Ungeheuer verfolgt wurde und ins Meer sprang,
um in Gestalt eines Fisches zu entkommen. Die Flucht gelang nur halb, und so entstand ein Zwitterwesen
zwischen Wasserbewohner und Landbewohner. Die Geschichte erzählt davon, dass wir Säugetiere, die
einstmals aus dem Meer kamen, nicht dorthin zurückkehren können. Es ist die Sehnsucht nach der Mutter,
die uns beschützt und die uns nährt. Ausdruck findet sie im Mythos des christlichen Erlösers, der gegen Ende
des Monats geboren wird, in dem der Steinbock regiert, um den 20. Dezember. Die Geburt Jesu ist das
Symbol unserer eigenen Geburt. Mit jedem Menschenkind kommt die ganze Hoffnung neuen Lebens in die
Welt. Wir werden als ein Wesen geboren, das unendliche Möglichkeiten hat, plastisch ist, ungeformt und
unbegrenzt wie das Meer. Zugleich aber sind wir wie Pan etwas, das Erbanlagen in sich trägt, eine bestimmte
Gestalt hat und zu einer bestimmten Gestalt hin strebt. Dieses Spannungsfeld wird durch die Geburt in uns
angelegt, und wir können uns durch unsere Kreativität, die wie eine Quelle in uns sprudelt, in ganz
verschiedene Richtungen entwickeln.
Auch äußerlich vollzieht ein menschliches Baby bei der Geburt diese Entwicklungsgeschichte allen
tierischen Lebens noch einmal nach. Zuerst ist es ein primitiver Mehrzeller, wird dann zum Fisch, zum
Reptil, bekommt immer größere Arme und Beine und einen menschlichen Kopf, ein Prozess der Anlandung,
dessen bedeutsames Element der Wechsel von Wasser zu Trockenheit ist, und taucht letztendlich aus dem
Fruchtwasser in der hiesigen Welt auf, wird hier mit Muttermilch empfangen und dadurch zum Säuger, bevor
ihm später die Zähne hervorbrechen und er Fresser und Raubtier wird. Dann wird er ganz angelandet sein,
doch in der Phase des Säuglings ernährt sich der zu 80 Prozent aus Wasser bestehende Mensch nahezu
vollständig von Wasser, lebt im wässrigen Element. Daran wichtig ist auch, dass der Embryo und der Fötus
im Dunkel lebten, und durch die Geburt in das Licht hervorbrechen. Licht ist Feuer, ist Sonne. Wir tauchen
bei unserer Geburt gleichsam aus dem Dunkel der Meerestiefe auf. Deshalb ist auch die Vorstellung des
Todes vielfach die eines Zurücksinkens in das Dunkel. Wir trinken das Wasser des Vergessens im Schlaf, der
ein kleiner Tod ist und Dunkel braucht. Selbstvergessenheit, Kreativität und die Beschäftigung des Künstlers
mit dem Tod, all das gehört in diese Periode.
Das zweite Tierkreiszeichen des Winters ist der Wassermann. Er geht auf Deukalion zurück, den Menschen,
der nach der griechischen Mythologie die Sintflut überlebte. Seine Entsprechung in der Bibel heißt Noah.
Die Jahreswende markierte in den wärmeren Regionen des vorderen und mittleren Orients, in denen die
Tierkreiszeichen entstanden, den Beginn der Regenzeit. In ihrer extremsten Ausprägung konnte diese
sintflutartig anschwellen. Auch dieser Mythos bezieht sich auf den Wassertransport im Körper. Die
Naturheilkunde kennt Situationen, in denen Körperteile zu trocken sind oder zu feucht werden. Vor allem
aber gilt der Wassermann als Fuhrmann der Niere, des Ausscheidungsorgans für das Wasser. Alles, was
Wasser treiben kann, ist im Januar hilfreiche Arznei.
Die Symbolik des Wassermanns ist aber auch die einer Gestalt, die durch das Bewässern von Pflanzen Leben
ermöglicht. Der Quell wird so zum Lebensquell. Nur dort, wo Wasser fließt, kann man auch leben. So regnet
es im Januar über der Ackerfurche, in der in diesem Jahr neues Leben entstehen soll. Der Mensch aber denkt
über das Leben nach. Der Wassermann kann einen Brand löschen. Zugleich aber ist ein Übermaß an Wasser
auch gefährlich, kann die Fundamente eines Hauses fortreißen und alles Lebende mit sich hinab in den Tod
ziehen.
Den Winter beschließt das Tierkreiszeichen der Fische. Wir sind nun ganz im Element des Wassers gelandet,
gewissermaßen ins Meer zurückgekehrt. Die Fische werden im Tierkreis immer doppelt abgebildet, als ein
Fisch der nach links, und einer, der nach rechts schwimmt. Im alten Rom wurde das Symbol der Fische für
die Venus gebraucht, die Göttin der Liebe. In dieser Phase des Lebens ist die Mutterliebe entscheidend für
das Gedeihen des Lebens. Venus ist die Göttin, die zur Morgenröte aus dem kühlen Meer auftaucht als Botin
des Lebens und der Liebe. Die naturheilkundliche Entsprechung ist das Element Jod, das die Farbe der
Morgenröte hat, und den kalten, feuchten Körper des Menschen erwärmt. Es ist die Aufgabe der Schilddrüse,
dieses Element über die Blutbahn an alle Enden des Körpers zu bringen und dabei auch die anderen
Geschlechtsdrüsen vorzubereiten, deren Aufgabe es ja vor allem ist, den Menschen zu wärmen, zu
befeuchten und für den Mitmenschen zu öffnen. So wird die Meeresbotin Venus auch zur Schirmherrin des
Lebensabschnitts, der der selbstbezogenen Säuglingsperiode folgt. Das lebhafte Kleinkind mit den rosigen
Wangen sucht Liebe: Zuerst bei der Mutter oder den Geschwistern, richtet sich als Schulkind auf
Freundschaften ein, und beginnt sich als Jugendlicher zu verlieben. All das gehört schon in den Frühling des
Lebens, wird aber im Februar zur Zeit des Sternbildes der Fische vorbereitet, ebenso wie in den nach außen
hin noch kahlen Bäumen bereits der Saft hoch steigt, der schon bald Blätter und Blüten treiben wird.
Menschen brauchen im Winter Wärme und das Gefühl von Geborgenheit.
Bevorzugen Sie im Winter trocknende und wärmende Einflüsse, heizen Sie Ihre Räume stärker, verwenden
Sie eher trocknende, entwässernde Getränke wie Kaffee, Grün- und Schwarztee und bevorzugen Sie salzige
Speisen.
Luft = Frühjahr = Jugend
Für den Heranwachsenden sind die Tierkreiszeichen des Frühlings wichtige Symbole. Es ist eine unsichere
Zeit voller Selbstzweifel und Mangel an Orientierung, und der Widder, der Stier und die Zwillinge zeigen,
worauf es in diesem Lebensalter ankommt. Es sind Symbole der Kraft und Wegweiser. Medizinische
Behandlungen in dieser Periode sollen die Entwicklung, die Ausformung eines Menschen befördern. Deshalb
steht sein Zentralnervensystem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Das Sternbild des Widders hieß im Altertum auch „Ackerbauer“ oder „Ackerbesteller“, da es zu einem
Zeitpunkt auftaucht, zu dem man die erste Frühlingssaat ausbringt. Dieses Thema ist der zentrale Punkt in
der Jugend, die Saat, die einmal im Menschen reifen soll. Heute konzentrieren wir uns zu sehr auf
Wissensvermittlung – auch die Bildung des Herzens muss in dieser Zeit stattfinden. Und wie beim Ackerbau,
ist es wichtig, die Saat des Wissens, die man wählt, gut auszusuchen und auch zu beschränken, damit eine
reichliche Ernte erbracht werden kann.
Der Stier versinnbildlicht den Kampfeswillen, die Durchsetzungsfähigkeit, die Willenskraft an sich. Es ist
das Gehirn, das den Körper steuert. Besonders durch die heutige Reizüberflutung des Gehirns durch eine
Vielzahl von Informationen sind unsere Sinne überbelastet. Diese Eigenschaft eines Menschen im Frühjahr
erklärt, warum wir mit dem so genannten ADHS-Syndrom so viele Probleme haben. Viele Kinder stehen
stark im Zeichen des Stiers, würden vor allem für Kampfessituationen, körperliche Leistungen und
Entbehrungen geschaffen sein, würden sich gerne mit ihrem Körper behaupten. Stattdessen werden sie mit
Autos in die Schule gefahren und sollen dort den ganzen Tag still hinter einem Schreibtisch hocken wie
Greise, die sich im Element Erde aufhalten und wegen ihrer Arthroseschmerzen lieber nichts anderes tun
würden.
Zu den Frühlingssternbildern gehören auch die Zwillinge. Sie waren im Altertum ein mächtiges Symbol für
Fruchtbarkeit, was ja auch zu den wichtigsten Themen der Adoleszenz gehört, eine Zeit, in der früher
regelhaft die ersten Kinder empfangen und geboren wurden. Die Legende der Zwillinge Castor und Pollux,
denen ja der römische Staat am Forum einen eigenen Tempel errichtete, greift aber tiefer. Ursprünglich, in
Griechenland, hießen sie Kastor und Polydeukes. Sie waren vom Göttervater Zeus mit einer Sterblichen
gezeugt worden, wodurch Kastor menschliche, und Polydeukes göttliche Natur hatten. Als nun Kastor starb,
bat sein Bruder Zeus darum, seine Unsterblichkeit mit dem Bruder teilen zu dürfen. Der Bitte wurde
entsprochen, und nun leben die Zwillinge die Hälfte des Jahres (in der warmen Jahreszeit) zusammen und
müssen die andere Hälfte im Todesreich verbringen. Die Unzertrennlichkeit der Zwillinge und ihre
Solidarität miteinander passen thematisch gut in dieses Lebensalter, in dem Herzensfreundschaften geschlossen werden.
Versuchen Sie, im Frühjahr Neues zu entdecken, und auf den Weg der Selbstfindung zu kommen.
Bevorzugen Sie im Alltag trocknende und kühlende Einflüsse, halten Sie Ihre Räume kühl und trocken,
nutzen Sie bittere Getränke wie Pampelmusensaft oder versuchen Sie auch einmal einen bitteren Aperitif.
Feuer = Sommer = Reife
Die Sommersternbilder Krebs, Löwe und Jungfrau erscheinen uns auf den ersten Blick ohne jeden
innerlichen Zusammenhang. Wenn wir aber erfahren, dass der Krebs ursprünglich im alten Babylon der
Skarabäus war, mit dem man die Unsterblichkeit bezeichnete, dass der Löwe als Wappentier Macht
symbolisiert und die Jungfrau als Bild der höchsten Göttin Isis, des Urquells der Weisheit, gilt, erkennen
wir, dass es unsere Aufgabe ist, im Sommer des Lebens die höchste Ausformung unseres Wesens zu
erreichen. Dafür gibt es drei Richtungen. Unsterblichkeit ist den schöpferischen Menschen gegeben, wenn es
ihnen gelingt, ihre Anlagen auszuformen. Macht ist das Resultat des Strebens nach Einfluss in der
Gesellschaft. Nicht zuletzt sollte kurz vor dem Herbst des Lebens aber die Weisheit stehen, jene Eigenschaft,
die nur durch ständige Charakterbildung erreicht werden kann. Für das Bild der Jungfrau hat auch
Persephone Pate gestanden, die Tochter des Zeus und der Demeter. Sie wurde vom Totengott Hades entführt,
der sie zur Frau nahm und trotz Drängens des Göttervaters Zeus nicht wieder freigeben wollte. Letztendlich
wurde ein Kompromiss geschlossen. Persephone durfte zur Frühlings-beginn auf die Erde und musste sie zu
Herbstbeginn wieder verlassen. Als Tochter der Göttin des Ackerbaus stellt sie also die Reifezeit des Korns
von der Aussaat bis zur Ernte dar, und so wird auch das Reifen eines Menschen erst bewusst, wenn Erntezeit
gehalten wird, und das ist erst nach der Midlife-Crisis in der Lebensmitte der Fall. Der Mensch, der eben
noch in der Blüte seiner Jahre stand, merkt, dass er altert und dass seine Kräfte nachlassen. Erst die
Besinnung auf seine Schätze, das Können und das Wissen, dass er in den letzten zwanzig Jahren erworben
hat, können ihn hier vor der Depression bewahren.
Gönnen Sie sich im Sommer das Gefühl der Anerkennung für Lebensleistungen und vertrauen Sie darauf,
dass die Selbstheilungskräfte Sie stark machen werden. Bevorzugen Sie befeuchtende und wärmende
Einflüsse, halten Sie Ihre Räume kühl, gegebenenfalls mit einem Befeuchter, trinken Sie viel kühle
Flüssigkeit und gönnen Sie sich saure Speisen.
Erde = Herbst = Alter
Die Herbststernbilder berichten über die seelischen Kernkonflikte des wohl schwierigsten Lebensalters: Dem
Ruhestand. Hier wird Gericht gehalten und hier werden Strafen für Lebenssünden verhängt – symbolisiert
von der Waage. Die Waage bedeutet aber auch, dass man in dieser Zeit die Aufgabe, alles im Lot zu halten,
wahrnehmen muss, dass diese Fragestellung zum lebensbeherrschenden Thema wird und sich Erfolg und
Misserfolg dadurch unterscheiden, wie uns das gelingt. Im Herbst des Lebens erlebt man auch heimtückische
Krankheiten, die oft in kürzester Zeit zum Tod führen: Das will uns das Bild des Skorpions sagen. Hier ist
Wachsamkeit gefragt. Wer sich nicht oft genug beim Arzt checken lässt, stirbt früher als der Vorsichtige. Und
in dieser Lebensphase stirbt man selbst im besten Fall: Dafür steht der Schütze, der in alten Bildern als
Mensch mit dem Unterleib eines Pferdes dargestellt wird. Gerade in der letzten Lebensphase muss man vor
allem mit dem Kernkonflikt umgehen, dass lieb gewordene Freunde sterben und man einsam zurückgelassen
wird. Das Bild des Schützen hat aber auch etwas sehr tröstliches. Es handelt sich hier um den bereits
bekannten Cheiron, der den Heilgott Asklepios ausbildete und ihn alles lehrte, was für die Behandlung von
Krankheiten notwendig ist. Pfeil und Bogen sind deshalb ganz klare Hinweise auf den Tod, doch Cheiron ist
auch ein kräftiges Symbol für das Lebenspendende, denn er opferte seine Unsterblichkeit Prometheus, den
strebenden Menschen, der sich gegen die Götter versündigt hatte, und wurde dafür von Zeus zum Sternbild
gemacht. Dass uns große Taten Unsterblichkeit auch dann verleihen, wenn die sterbliche Hülle des Körpers
von Tag zu Tag defekt wird und schließlich verrottet, ist ein Trost für Menschen, die sonst nicht geneigt sind,
an ein ewiges Leben zu glauben. Und dass man auch im hohen Alter durch Selbstlosigkeit und Einsatz für
andere Seelenfrieden gewinnt, weiß der eine oder andere auch. Der nahe Tod kann befreien und ermöglicht
manchmal notwendige und richtige selbstlose Handlungen, die der junge Mensch aus Angst darüber, sich
seine Zukunft zu „verhauen“, unterlässt.
Versuchen Sie, im Herbst Unvermeidliches anzunehmen und Trauer über Verluste zuzulassen. Bevorzugen
Sie im Alltag befeuchtende und wärmende Einflüsse, heizen Sie Ihre Räume stärker, vergessen Sie aber nicht
auf Luftbefeuchtung. Nutzen Sie warme Tees und süße Speisen.
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