Aujeszkysche Krankheit beim Hund Dr. Michael Leschnik Klinik für Interne Medizin und Seuchenlehre Veterinärmedizinische Universität Wien VETERINÄRMEDIZINISCHE UNIVERSITÄT WIEN Aujeszkysche Krankheit beim Hund Herpesvirusinfektion Suid Herpesvirus-1 Hauptwirt: Schweine infektionsanfällig: Hunde, Katzen, Frettchen Wiederkäuer Nagetiere, Hasenartige Aujeszky beim Hund in Europa 2006 – 2010 (Quelle:OIE) Aujeszky beim Hund in Österreich 2004-2010 Aujeszkysche Krankheit beim Hund Übertragungsweg beim Hund: orale Aufnahme von infektiösem Material oder Infektion über Bißverletzungen durch (Wild-) Schweine Virus ist in der Umwelt mehrere Wochen infektiös: Sonnenlicht Trockenheit Desinfektionsmittel (Chlor, Formalin, Ammonium) Alkohol und Phenole sind nicht wirksam Aujeszky - Eintrittspforten 1. orale Aufnahme: Maulschleimhaut N. trigeminus N. glossopharyngeus N. vagus 2. orale Aufnahme: Magen-Darmschleimhaut N. vagus Auswirkungen Entzündung der Magenschleimhaut Lungenentzündung Blutungsneigung durch Zerstörung von Gefäßwänden (Herz, Lunge, Verdauungstrakt) Zerstörung der Nervenzellen (häufig asymmetrisch) periphere Ganglien Hirnstammneurone Problematik der Symptomentstehung und der ‚typischen‘ Symptome das Virus verursacht nicht primär Juckreiz sondern die zentrale Empfindung (ein Virus verursacht nicht primär Angst vor Wasser, sondern schmerzhafte Rachenkrämpfe) theoretisch kann jedes Symptom (Empfindung, Muskelaktivität) im ZNS ausgelöst werden klinische Symptome – Phase 1 Unruhe Speicheln Zittern Erbrechen Freßunlust Fieber klinische Symptome – Phase 2 Aufnahme Maulschleimhaut Juckreiz Kopf (Lefze, Augen, Wangen) Aufnahme Magen-Darmschleimhaut Juckreiz Ohren, Rachen Automutilation Speicheln Tremor - Zittern Verhaltensänderungen: Aggressivität Schmerzverhalten klinische Symptome – Phase 3 Krampfanfälle Stupor – Koma Kopfnervenausfälle fehlender Schluckreflex ungleichgroße Pupillen Schielen innere Schleimhautblutungen Hypothermie – Schock zentrales Atemversagen andere diagnostische Massnahmen Liquor: manchmal ggr. verändert Zellzahl ggr. erhöht Eiweiß ggr. erhöht keine Antikörperproduktion im Blut zu kurzer Verlauf ! durch die Verbreitung innerhalb der Nervenfasern geschützt Virusausbreitung - Ausscheidung Ausbreitung über Nerven (? ausschließlich ?) Erregernachweis intra vitam: Zeitdauer (Probennahme – Einsendung – Bearbeitung – Befund) zumeist negativ (Liquor, Rachentupfer) d.h. keine Gefahr der Weiterverbreitung vom lebenden Hund auf andere Tiere in der Tierarztpraxis: Standarddesinfektion Verlauf Erstsymptome nach 3-5 Tagen Krankheitsdauer: 16 – 48 Stunden die letzten 6-12 Stunden immer Koma – keine Narkose mehr notwendig immer letales Ende Therapiemöglichkeiten symptomatische Therapie bis (Diagnose) / Verdachtsdiagnose sich erhärtet: Sedierung – Narkose Antibiotika Infusionen dann Euthanasie (wenn kein Tollwutverdacht!) DD: Tollwut; FSME; Staupe, Intoxikationen, Juckreiz anderer Ursache beim Auftreten akuter neurologischer Symptome beim Hund…… immer Tierarzt aufsuchen bei Bedarf stationäre Aufnahme oder Überweisung in Tierklinik (Ausnahme Tollwutverdacht) bei Versterben des Hundes: Obduktion !!! (nicht vergraben oder im Wald liegen lassen!)