Dres. med. Eisenbach Simon Schwar z Block Internisten Gastroenterologen Franz-Kail-Straße 2 51375 Leverkusen Telefon 0214.55036 Telefax 0214.504900 Hepatitis B praxis@gastroenterologie leverkusen.de www.gastroenterologie leverkusen.de Allgemeine Informationen: Die Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten übertragbaren (ansteckenden) Krankheiten. Das Hepatitis B-Virus ist in Deutschland mit einem Anteil von 30 % der zweithäufigste Erreger von virusbedingten Lebererkrankungen. Jährlich gibt es bei uns etwa 25.000 bis 30.000 neue Hepatitis BInfektionen. Etwa 0,5 % der Bevölkerung in Deutschland haben eine chronische Hepatitis B, weltweit sind es schätzungsweise 300 Millionen Menschen. In einigen tropischen und subtropischen Landen sind fast 30 % der Bevölkerung chronische Hepatitis B-Träger. Übertragung / Ansteckungsmöglichkeit: Das Hepatitis-B-Virus wird durch infiziertes Blut übertragen. Übertragungswege sind z.B. Geschlechtsverkehr (vaginal, oral, anal), infizierte Nadeln oder Spritzen, infizierte Blutkonserven/Blutprodukte und der Geburtsvorgang (von der infizierten Mutter zum Kind). Selten kann das Virus über die Muttermilch beim Stillen übertragen werden. Ein besonderes Ansteckungsrisiko haben Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Menschen, die mit chronisch infizierten Patienten zusammenleben, Drogenabhängige , die Drogen in die Blutwege spritzen, Empfänger von Blut und Blutprodukten, Dialyse-patienten, Neugeborene von Müttern mit chronischer Hepatitis B und Angehörige von Heil- und Pflegeberufen. Die Zeit zwischen Infektion und Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt 1 bis 6 Monate. Die akute Infektion verläuft in 50 bis 65% der Fälle ohne größere Beschwerden und heilt bei Erwachsenen in 95% innerhalb von 6 Monaten komplikationslos aus. 5% entwickeln aber eine chronische Hepatitis B. Ein schwerer Verlauf mit Leberversagen tritt nur in etwa 1% der Fälle auf (sogenannter fulminanter Verlauf). Bei Übertragung durch die Mutter bei Geburt (perinatal) auf das Kind heilen leider nur 5% der akuten Hepatitis-B-Infektionen aus und 95% werden chronisch. Dies stellt die gesamte Welt betrachtet immer noch den häufigsten Ansteckungsweg dar. Diagnose: Die Diagnose einer Hepatitis B erfolgt durch den Nachweis von Antikörpern (AK) gegen das Hepatitis-BVirus im Blut. Es werden sowohl Antikörper gegen Bestandteile der Virushülle (HBs, HBe) als auch gegen innere Eiweißbestandteile des Virus (HBc) in der Diagnostik benutzt. Wichtig ist nicht zuletzt der Nachweis der Erbinformation (HBV-DNA) im Blut und die Menge des HBs-Ag. Einmalig sollte bei jeder Patientin/jedem Patienten eine Koinfektion mit Hepatitis-D ausgeschlossen werden, da dieses Virus sich nur in Anwesenheit des HBs-Ag vermehren kann. Als chronisch bezeichnet man eine Hepatitis B, wenn mehr als ein halbes Jahr nach der akuten Leberentzündung noch eine aktive Vermehrung von Hepatitis BViren (HBV-DNA positiv, HBs-Ag positiv, HBe-Ag positiv) nachweisbar ist. PRAX PRAXSS Thomas Karl-Georg Gabriela Thomas Verlauf der chronischen Hepatitis B: Man unterscheidet grundsätzlich zwei Hauptverlaufsformen, die chronisch nicht aktive Hepatitis B (Leberwerte normal) und die chronisch aktive (früher aggressive) Hepatitis. In 10 bis 30% der Fälle entwickeln sich Komplikationen (vorwiegend bei der chronisch aktiven Hepatitis B). Am Ende einer chronischen Hepatitis B kann eine zunehmende Einschränkung der Leberfunktion, eine Leberzirrhose und selten ein Leberzellkarzinom stehen. Durch zuverlässige Unterdrückung der HBV-DNA-Viruslast mit den u.g. modernen Medikamenten und Unterbrechung des Fortschreitens der Erkrankung ist eine Lebertransplantation bei behandelten Patienten mit chronische Hepatitis B jedoch nur noch selten notwendig. Therapie der chronischen Hepatitis B: Um o.g. Komplikationen zu vermeiden ist bei Patienten mit chronisch aktiver Hepatitis B (GPT erhöht, HBV-DNA-PCR >2.000 IU/ml) möglichst frühzeitig eine antivirale Behandlung Leitlinie DGVS) empfohlen. Therapieziel ist es, durch Virusinaktivierung im Blut den Entzündungsvorgang zu stoppen. Bevor eine Behandlung begonnen werden kann, sind verschiedene Blutuntersuchungen zur Beurteilung der Krankheitsaktivität und zum Ausschluss von Hinderungsgründen für eine Behandlung, eine Sonografie des Bauchraumes und gegebenenfalls eine Leberpunktion mit Gewebeentnahme oder als nicht-invasive Fibrosemessung ein FIBROSCAN® oder ARFI® notwendig. Ziel der antiviralen Therapie ist die Normalisierung der Leberwerte, fehlender Virusnachweis, Verschwinden des HBe-Ag mit Ausbildung von Antikörpern gegen HBe-Ag (anti-HBe), im Idealfall eine Ausheilung mit Verschwinden von HBs-Ag und Nachweis von anti-HBs (nur in maximal 10% möglich). Interferone: Zur Therapie der chronisch aktiven Hepatitis B mit Nachweis des HBe-Ag und einer GPT > 3x Normbereich wird α-Interferon als Verzögerungsinterferon (PEGASYS®, PEGINTRON®) 1 x wöchentlich über 48 Wochen eingesetzt. Interferon wird gentechnisch hergestellt und ist eigentlich ein körpereigener Stoff, der zur Abwehr von Virusinfektionen dient. Eine Reihe von Nebenwirkungen sind unter der Therapie zu beobachten. Neben grippalen Symptomen (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gelenkbeschwerden, Fieber, verminderter Appetit, trockener Husten) können Blutbildveränderungen, Kreislaufbeschwerden, Inappetenz mit Gewichtsverlust, Schlafstörungen, Depressionen, vorübergehender Haarausfall und Hautprobleme sowie seltenere Nebenwirkungen auftreten, so dass während der Therapie regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen erforderlich sind. Nukleos(t)idanaloga: Als zweite Möglichkeit zur Therapie der chronischen Hepatitis B werden Substanzen eingesetzt, die als „falsche“ Bausteine der Erbinformation des HBV-Virus wirken und dadurch die Virusvermehrung hemmen. In Europa ist aus dieser Medikamentengruppe bisher Lamivudin 100mg (ZEFFIX®), Adefovir 10mg (HEPSERA®), Entecavir 0,5mg/1mg (BARACLUDE®), Telbivudin 600mg (SEBIVO®) und Tenofovir 245mg (VIREAD®) zur Behandlung der chronischen Hepatitis B zugelassen. Diese Therapie sollte nach DGVS-Leitlinie 12 Monate über die Konversion von HBe-Ag zu anti-HBe oder dem Verschwinden von HBs-Ag bis zur Bildung von anti-HBs und in anderen Fällen wahrscheinlich sogar dauerhaft (bei hoher Rückfallquote von ca. 75% nach Absetzen) durchgeführt werden. Im Vergleich zu den anderen Medikamenten in Tablettenform sind Entecavir und Tenofovir stärker wirksam und werden deshalb heute bevorzugt eingesetzt. Auch während dieser Behandlung sind regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen notwendig. Schwangerschaft und Hepatitis B: Eine Schwangerschaft sollte während der Behandlung und 6 Monate über das Behandlungende hinaus bei Adefovir und Entecavir sicher verhindert werden. Bei mit Telbivudine und Tenofovir vorbehandelten Frauen ist die Fortsetzung der Behandlung bei strenger Indikationsstellung weiter möglich. Die Fehlgeburts-/ Missbildungsrate ist im Vergleich zu unbehandelten Patientinnen nicht erhöht. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist es bei Schwangeren mit chronischer Hepatitis B und hoher Virusmenge > 1 Millionen IU/ml nach Leitlinie DGVS empfohlen gezielt antiviral (Lamivudin, Telbivudin oder Tenofovir) zu behandeln, um die Übertragungswahrscheinlichkeit von der Mutter auf das Kind bei Geburt zu senken. Im Jahr 2016 wird die Zulassung von Tenofovir-Alafenamid-Fumarat (TAF), einer modifizierten, wirksameren Form des Tenofovir zur Behandlung der Hepatitis B in Europa erwartet. Allgemeine Maßnahmen: Als allgemeine Maßnahmen ist allen Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis B eine gesunde fettarme Ernährung und ein maßvoller Umgang mit alkoholischen Getränken zu empfehlen. Der behandelnde Arzt sollte eine gezielte Auswahl von leberschonenden Medikamenten bei Notwendigkeit einer anderweitigen Therapie (z.B. zur Behandlung eines erhöhten Blutdruckes) treffen. Zusätzlich sollten sich Patientinnen/Patienten mit chronischer Hepatitis B gegen Hepatitis A impfen zu lassen, sofern keine Immunität gegen Hepatitis A-Virus besteht (vorherige Laboruntersuchung erforderlich). Alle Menschen, die mit Patientinnen/ Patienten mit chronischer Hepatitis B zusammenleben, sollten gegen Hepatitis B geimpft werden, wenn bei Ihnen bisher Antikörper gegen das Hepatitis B-Virus im Blut fehlen. Wenn Sie an weiteren Informationen über dieses Krankheitsbild interessiert sind, stehen wir für Fragen gerne zu Ihrer Verfügung. Auch halten wir für Sie zusätzlich eine ausführliche Informationsbroschüre bereit. Dres. Th. Eisenbach / K.-G. Simon / G. Schwarz / Th. Block und Mitarbeiterinnen