Seminar zum F-Praktikum WS 08/09 Anna Beczkowiak Kalorimeter Unter einem Kalorimeter versteht man ein Detektorsystem zur Messung der Energie eines Teilchens. Dazu wird das Teilchen im Detektor vollständig absorbiert und die Energie des Teilchens durch, für das Teilchen typische Wechselwirkungsmechanismen, an das Detektormaterial abgegeben. Die dabei entstehenenden Wechselwirkungsteilchen wie Photonen oder Elektronen- /Loch-Paare werden dann in elektrische Signale umgewandelt. Als Detektor für die Energie eines Teilchens kommt nahezu jeder Detektortyp in Frage, es können also Halbleiterdetektoren, Čerenkov-Detektoren, Szintillatoren oder Ionisationskammern verwendet werden. Man unterscheidet Kalorimeter nach der Bauart in „Homogene Kalorimeter“ und „SamplingKalorimeter“ und nach der Art der zu detektierenden Teilchen in „Elektromagnetische Kalorimeter“ und „Hadron-Kalorimeter“. Homogene Kalorimeter Das Charakteristikum von Homogenen Kalorimetern ist, dass der gesamte Detektor sensitiv für die Energie eines Teilchens ist. Das Detektormaterial ist also gleichzeitig Absorber, damit Teilchen gestoppt werden können, und Detektor, in dem die Energie der Teilchen gemessen werden kann. Man verwendet daher Detektormaterialien mit hoher Dichte und großer Ordnungszahl, wie zum Beispiel NaJ(Tl) bzw. PbWO4 für Szintillatoren oder Bleiglas für Čerenkov-Detektoren. Diese Bauweise von Kalorimetern hat den Vorteil, dass der Aufbau, dadurch dass das gesamte DetektoAbb.1: PbWO4-Kristall des CLEO II-Detektors am rmaterial energiesensitiv ist, eine sehr gute Energieauflösung liefert, DAFNE-Beschleuniger aber auch den Nachteil, dass die Herstellung sehr teuer ist, da die Detektormaterialien sehr rein sein müssen. In Abb.1 sieht man einen PbWO4-Kristall eines homogenen Kalorimeters, das Szintillatoren als Detektoren verwendet. Sampling-Kalorimeter Das Sampling-Kalorimeter zeichnet sich durch eine alternierende Anordnung von Absorber- und Detektorschichten aus unterschiedlichen Materialien aus, die optimal darauf angepasst werden können die Teilchen zu stoppen oder ihre Energie zu messen. In Abb.2 ist der schematische Aufbau eines Samplin-Kalorimeters dargestellt. Man kann Sampling-Kalorimeter kompakter bauen als homogene Kalorimeter. Als Absorber verwendet man meist Blei oder Uran, als Detektoren bevorzugt Szintiallatoren oder FlüssigAbb. 2: Schematischer Edelgas-Detektoren. Der Nachteil dieser Bauweise ist, dass man Aufbau eines Samplingeine geringere Energieauflösung erhält als Kalorimeters bei homogenen Kalori-metern, da die Energie, die die Teilchen in den Absorberschichten abgeben, nicht detektiert werden kann. Elektromagnetische Kalorimeter Elektromagnetische Schauer Elektromagnetische Teilchen wie Elektronen, Positronen und Photonen geben ihre Energie durch elektromagnetische Wechselwirkungen an das Material, auf das sie treffen, ab. Dabei entsteht im Material eine elektromagnetische Kaskade, da bei der Wechselwirkung der Teilchen mit den Atomen des Materials sekundäre Teilchen erzeugt werden, die ihrerseits wiederum mit den Atomen in Wechselwirkung treten. Nach einem Modell des elektromagnetischen Schauers nach W. Abb. 3: Monte-CarloSimulation einer elektromag. Kaskade Seminar zum F-Praktikum WS 08/09 Anna Beczkowiak Heitler und B. Rossi, nach dem ein Photon nach einer Strecke X0 genau ein e-/e+-Paar erzeugt und jedes e- und jedes e+ jeweils nach einer Strecke X0 ein Bremsstrahlungsquant aussendet, erhält man eine Abhängigkeit der Anzahl der Teilchen im Schauermaximum proportional zur Energie. Wichtige Größen zur Beschreibung eines elektromagnetischen Schauers sind die Strahlungslänge X0 und der Molière-Radius RM. X0 gibt die Strecke an, nach der die Energie eines Teilchens auf 1/e seiner Anfangsenergie abgesunken ist. Für Blei und Uran liegt sie bei 1-2cm. RM ist ein Maß für die transversale Ablenkung eines Teilchens nach einer Strecke X0. 95% der Energie eines Schauers werden in longitudinaler Richtung innerhalb einer Strecke von 10-15 Strahlungslängen abgegeben und in transversaler Richtung in einem Radius von 2RM. Energieauflösung von elektromagnetischen Kalorimetern Die Energieauflösung eines Detektors σ/E wird in Einheiten von 1/√(E) angegeben. Bei homogenen Kalorimetern sind die wesentlichen Beiträge die statistische Fluktuation der Teilchenzahl, das „energy leakage“, das dadurch entsteht, dass durch die endliche Ausdehnung des Detektors nicht der gesamte Schauer im Detektorkörper enthalten ist, und die Fluktuation der Photoelektron-Statistik, die dadurch gegeben ist, dass nicht alle entstandenen Signalträger in elektrische Signale umgewandelt werden können. Für Sampling-Kalorimeter kommen noch Beiträge durch Sampling-Fluktuationen dazu, die dadurch entstehen, dass nur Energiebeiträge gemessen werden können, die im Detektormaterial stattfinden, Landau-Fluktuationen, die dadurch entstehen, dass die Energieabgabe in dünnen Schichten keiner Gauß-Verteilung folgt sondern der asymmetrischen Landau-Verteilung, die nicht-vernachlässigbare Wahrscheinlichkeitsanteile bei hohen Energien zeigt und schließlich noch Spurlängen-Fluktuationen, die dadurch entstehen, dass die Teilchen unterschiedliche lange Wege durch die Absorber- und Detektorschichten zurücklegen. Typische Werte sind σ/E=5%/√(E[GeV]) für homogene Kalorimeter (OPAL-Detektor am CERN) und σ/E=5,7%/√(E[GeV]) für Sampling-Kalorimeter (KLOEDetektor am DAFNE-Beschleuniger in Frascati). Hadron-Kalorimeter Hadron-Schauer Hadronische Elementarteilchen wie z.B. Protonen und Neutronen geben ihre Energie durch Spallation, Kernanregung und –spaltung ab. Dabei werden sekundäre Hadronen erzeugt und eine hadronische Kaskade bildet sich aus. Zudem entstehen elektromagnetische Schauer, da ein π0 instantan in 2 Photonen zerfällt. Die Größe zur Beschreibung eines Hadron-Schauers ist die Absorptionslänge λ, die umgekehrt proportional zum Wirkungsquerschnitt der Hadronen ist. Sie liegt in einem Abb.4: Monte-Carlo-Simulation Bereich von 10-20cm, weshalb hadronische Schauer eine eines Hadron-Schauers größere Ausdehnung haben als elektromagnetische. 95% der Energie werden hier in longitudinaler Richtung in 7-8λ abgegeben. Das Signal eines Hadrons ist im Vergleich zu dem Signal eines elektromagnetischen Teilchens gleicher Anfangsenergie kleiner, da in einem hadronischen Schauer nicht detektierbare Anteile enthalten sind, zum Beispiel durch entstehende Neutrinos, die den Detektor ohne Wechselwirkungen verlassen. Da diese Effekte die Energieauflösung verschlechtern, versucht man das Signal zu „kompensieren“, indem man die hadronische Komponente durch zum Beispiel geeignete Wahl des Absorbers (z.B. Uran, da durch induzierte Kernspaltung Neutronen frei werden) verstärkt. Energieauflösung Alle Beiträge, die bei der Energieauflösung elektromagnetischer Kalorimeter eine Rolle spielen, treten auch bei Hadron-Kalorimetern auf. Der Beitrag der Sampling-Fluktuationen hat hier allerdings wegen der größeren Wechselwirkungsstrecke der Hadronen eine größere Wichtung. Zusätzlich treten noch Fluktuationen in den Signalanteilen zwischen der elektromagnetischen Seminar zum F-Praktikum WS 08/09 Anna Beczkowiak und den rein hadronischen Komponenten auf. Typische Werte für die Energieauflösung sind σ/E=35%/√(E[GeV]) (ZEUS-Detektor am DESY in Hamburg) und σ/E=42%/√(E[GeV]) (ATLASDetektor am CERN). Literaturangaben: • • • • C.Grupen, B.Shwartz, Particle Detectors, Cambrige University Press, 2008 K.Kleinknecht, Detektoren für Teilchenstrahlung, Teubner Studienbücher Physik Vorlesung: Detektoren in der Hochenergiephysik, www-linux.gsi.de/~wolle/Schuelerlabor/TALKS/DETEKTOREN/VO-6-Kalorimeter.pdf www.cern.ch