Winkelcodierer über und unter Wasser Für Schleusensteuerungen, Staubeckenüberwachung, Hafenausbau und Arbeiten auf dem Meeresboden. Die zunehmende Automatisierung in allen Arten des Wasserbaus erfordert Geräte, die über oder unter Wasser Bewegungen und Positionen von mechanischen Stellgliedern und Antrieben erfassen und als elektrische Messgröße an Steuerungen oder Anzeigen weitergeben. Abhängig von den örtlichen Bedingungen müssen diese allgemein als „Geber“ bezeichneten Geräte den vorliegenden Umweltbedingungen hinsichtlich Korrosionsbeständigkeit, Dichtigkeit und Temperaturbereich standhalten. In dem Aufsatz werden sogenannte Winkelcodierer beschrieben, die in verschiedenen Ausführungen für die erwähnten Aufgaben ausgelegt sind und eingesetzt werden. Elektro-optische Winkelcodierer für den Überwasserbereich Bei dieser Bauart wird ein Sensorsystem bestehend aus LED`s als Lichtquelle und Fotozellen als Lichtempfänger benutzt. Eine Codescheibe zwischen diesen beiden Elementen generiert bei Drehung ein winkelproportionales, digitales Ausgangssignal. Über ein nachgeschaltetes Getriebe wird jede weitere Umdrehung digital erfasst, sodass nach der elektronischen Aufbereitung am Ausgang des Winkelcodierers für jede Position ein absoluter, eindeutiger Messwert zur Verfügung steht. Dieser kann an eine Steuerung oder Anzeige weitergeleitet werden. Mechanisch bestehen die Gehäuse der Multitour-Winkelcodierer aus seewasserbeständigem Aluminium und Wellen aus Edelstahl. Doppelkugellager und Wellendichtring gewährleisten Belastbarkeiten und Feuchtigkeitsbeständigkeit, wie sie in rauer Umgebung erforderlich sind. Sie entsprechen Schutzarten bis IP 66. (Bild1) Bild 1: Elektro-optischer MultitourWinkelcodierer für maximal 4096 Umdrehungen. Bild 2: Winkelcodierer mit Seilzug zur elektrischen Übertragung des Wasserstandes (WVB Eifel-Rur, Staubecken Obermaubach). Zur Wasserstandsanzeige und Schleusensteuerung Bild 2 zeigt einen Winkelcodierer, der zusammen mit einem Seilzug zur Wasserstandsmessung an einem Staubecken dient. Messbereiche von 2 bis 10 m werden damit erfasst. Die Parameter können über ein Programmiergerät auf den benötigten Grenzwert vorgegeben werden. Die Programmierung ist vor Ort möglich und kann auch später wieder geändert werden. In einem anderen Einsatzfall an einer Wehrklappe werden Winkelcodierer mit analoger Schnittstelle verwendet. Sie liefern ein Messsignal von 4 bis 20 mA. Eine zusätzliche Heizung mit Außenanschluss WBG 12159 AD Seite 1 dient zur Vermeidung von Kondenswasserbildung im Gehäuseinneren und damit zum Schutz der Elektronik. Zur interaktiven Koordination von Funktionsabläufen, wie dies z. B. bei Flussschleusen erforderlich ist, werden Antriebs- und Rückmeldesysteme über Feldbusse und entsprechende Steuerungen miteinander verbunden. Bild 3 zeigt Multitour-Winkelcodierer mit PROFIBUS-Schnittstelle, die die Position von Obertor, Untertor und Längswasserkanaltoren erfassen und an die zentrale Steuerung weiterleiten. Wegen der hohen Sicherheitsrelevanz sind die Winkelcodierer in der PROFIsafe-Version ausgeführt. Diese beinhaltet eine Reihe von Überwachungsfunktionen, die durch eine zusätzliche Protokollschicht der Software umgesetzt werden. Die Geräte sind für den Safety Integrity Level SIL2 ausgelegt und zertifiziert. Bild 3: ROFIsafe-Multitour-Winkelcodierer bei der Automatisierung von Flussschleusen in Duisburg-Meiderich: Elektromagnetische Winkelcodierer arbeiten auch unter Wasser Anders als vorstehend beschrieben, besteht das Sensorsystem dieser Modellreihe aus HallElementen, die in einem ASIC integriert sind, und einem kleinen Permanentmagneten. Dreht sich der Magnet, wird eine winkelpropotionale Spannung erzeugt. Anschließend wird das Signal digitalisiert oder analogisiert. Dementsprechend erhält man z.B. 4096 Schritte im Gray-Code oder ein Stromsignal von 0 bis 20 mA je Umdrehung. Ausgeführt sind diese Winkelcodierer in ZweiKammer-Bauweise, d.h. der Magnet befindet sich mit der Verstellwelle in der Vorkammer und wirkt durch eine Metallwand auf die Elektronik in der Hauptkammer. Ein Wellendichtring vor zwei robusten Doppelkugellagern sorgt für die Druckfestigkeit auf der Frontseite während die Elektronik in der Hauptkammer durch vollständigen Verguss druckdicht gegen Wassereintritt geschützt ist. Auch bei Überflutung und bei Wassertiefen bis mindestens 30 m ist daher eine einwandfreie Funktion gewährleistet. (Bild 4) Bild 4: Elektromagnetischer Winkelcodierer in Zwei-Kammer-Bauweise. Bild 6: Wasserdichte Winkelcodierer ohne eigene Lagerung der Welle zur berührungslosen Aktivierung. Bei einer zweiten Modellreihe wird der Magnet mit der Welle eines Motors oder eines Stellgliedes verbunden und berührungslos ohne eigene Lagerung in das Rundloch des dichten Codierergehäuses eingeführt. Diese Version wird z. B. an Seil- und Kabelwinden verwendet, um Ablauflängen und –geschwindigkeiten zu ermitteln. (Bild 6) WBG 12159 AD Seite 2 Für Stauklappensteuerung und im Hafenbau Die Winkelcodierer werden z.B. als Stellungsmelder an Stau- und Spülklappen von Wasserkraftanlagen eingesetzt Bild 5. Ein anderes Beispiel ist die Verwendung der Multitour-Version zum Erfassen von vielen Umdrehungen in einer Spezial-Baumaschine. Diese wurde zur Erweiterung eines Hafenbeckens vor der australischen Küste entwickelt. Winkelcodierer dienen dabei als Positionsmelder zur Fernsteuerung mehrerer Achsen der Maschine in 30 m Tiefe. Bei den erwähnten Einsätzen sind Gehäuse, Welle und Kabelanschlüsse in Edelstahl ausgeführt. Bild 5: Winkelcodierer als Positionsmelder an Stauklappen von Wasserkraftanlagen. (Bild: Lukas Anlagenbau) Viele mechanische und elektrische Versionen sind möglich Wie bereits erwähnt, können die Winkelcodierer mit analogen oder digitalen Ausgangsschnittstellen geliefert werden. Für die Einbindung in Feldbus-Netze wie PROFIBUS, CANopen oder InterBus sind geeignete Versionen verfügbar. Das Gleiche gilt für den Einsatz in sicherheitsrelevanten Anlagen. Dafür werden die Geräte entsprechend den Bedingungen für SIL2 oder SIL3 ausgelegt. Eine neue Entwicklung befasst sich mit der Verwendung von Winkelcodierern zur Steuerung mobiler Arbeitsgeräte in Meerestiefen bis 200 m. Bild 7: Multitour-Winkelcodierer in Edelstahl zum Einsatz in 30 m Meerestiefe. TWK-ELEKTRONIK GmbH · PB. 10 50 63 · D-40041 Düsseldorf Tel.: +49/211/63 20 67 · Fax: +49/211/63 77 05 · [email protected] WBG 12159 AD Seite 3