Suche nach geladenen Higgs-Bosonen im

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Suche nach geladenen Higgs-Bosonen im Zerfallskanal H + →
τ ν mit dem ATLAS Experiment
Anna Kopp
Physikalisches Institut, Universität Freiburg
Das Standardmodell (SM) der Teilchenphysik, das maßgeblich in den 1960er Jahren formuliert wurde, beschreibt die Wechselwirkungen zwischen Elementarteilchen mit hoher
Genauigkeit. In vielen Experimenten konnten die Vorhersagen der Theorie immer wieder bestätigt werden, doch einige Fragen lässt das SM noch immer ungeklärt. Durch
den Englert-Brout-Higgs-Guralnik-Hagen-Kibble-Mechanismus enthält es zwar eine Erklärung, woher Elementarteilchen ihre Masse bekommen. Durch die Einführung eines
skalaren Feldes, das einen von Null verschiedenen Vakuumerwartungswert hat, werden
durch spontane Symmetriebrechung Massenterme erzeugt und ein skalares Teilchen, das
sogenannte Higgs-Boson resultiert daraus. Doch z.B. die Natur der Dunklen Materie
lässt sich im SM nicht beantworten.
Supersymmetrische Erweiterungen des Standardmodells (SUSY) können einige weitere
offene Fragen klären. Sie bieten Kandidaten für Dunkle Materie, können das HierarchieProblem lösen oder zu einer Vereinigung der Kräfte führen. Durch die Einführung einer
Symmetrie zwischen Bosonen mit ganzzahligem und Fermionen mit halbzahligem Spin
enthält schon das Minimale Supersymmetrische Standardmodell (MSSM) mehr als doppelt so viele Teilchen wie das SM. Statt eines Higgs-Bosons wie im SM gibt es im MSSM
5, von denen 3 ungeladen (h, H und A) und 2 geladen (H + , H − ) sind.
Eines der Ziele am Large Hadron Collider (LHC) am CERN war und ist die Entdeckung
des Higgs-Bosons sowie möglicher Neuer Physik wie zum Beispiel SUSY. Der LHC bietet Zugang zu Energiebereichen, die noch mit keinem anderen Beschleuniger untersucht
werden konnten. Seitdem im Jahr 2010 bei einer Schwerpunktsenergie von 7 TeV mit
der Datennahme begonnen und diese im Jahr 2011 erfolgreich fortgesetzt wurde, wurde die Schwerpunktsenergie im Jahr 2012 auf 8 TeV erhöht. Mit Daten aus den Jahren
2011 und 2012 konnten im Juli 2012 die ATLAS und CMS Kollaborationen am LHC die
Entdeckung eines neuen Teilchens verkünden. Die Messungen und Zerfallskanäle lassen
darauf schließen, dass es sich um ein Boson handelt, wobei ein Spin 0 Teilchen durch
die Ergebnisse favorisiert wird. Ob es allerdings ’das’ Higgs-Boson des SM ist, lässt sich
noch nicht eindeutig beantworten. Noch sind die Messungen auch damit vereinbar, dass
es sich bei dem entdeckten Teilchen um das leichteste Higgs- Boson des MSSM handelt.
Würde nun ein weiteres, geladenes Higgs-Boson entdeckt, wäre dies ein klares Zeichen
dafür, dass das SM erweitert werden muss.
In diesem Vortrag wird die Suche nach geladenen Higgs-Bosonen im Zerfallskanal H + →
τ ν bei ATLAS vorgestellt, ins Besondere mit Endzuständen mit hadronisch zerfallenden
τ Leptonen und weiteren Jets. Ist die Masse der geladenen Higgs-Bosonen kleiner als die
des Top-Quarks, mH + < mt , so ist der dominante Produktionsmechanismus am LHC
über den Zerfall einess Top-Quarks, t → H + b. Ist die Masse der geladenen Higgs-Bosonen
größer als die des Top-Quarks, mH + > mt , so ist der Hauptproduktionsmechanismus am
LHC über gb- oder gg-Fusion. In vielen Modellen ist das Verzweigungsverhältnis der
geladenen Higgs-Bosonen in τ -Leptonen sehr groß. Daher bietet dieser Kanal gute Entdeckungsmöglichkeiten. Mit den Daten aus dem Jahr 2011 wurden obere Grenzen auf das
Verzweigungsverhältnis t → H + b gesetzt für leichte geladene Higgs-Bosonen, mH + < mt .
Dabei wurden alle Untergründe datenbasiert abgeschätzt. Anstatt die Untergrundbeiträge nach Produktionsprozessen zu unterscheiden, wurden sie dafür nach dem Ursprung
des τ -jets eingeteilt. Somit ergeben sich Ereignisse mit wahren τ -Leptonen und solche,
in denen ein Elektron oder ein quark- bzw. gluoninitiierter Jet als τ -Lepton fehlidentifiziert wurde. Der größte Untergrundbeitrag ist der mit wahren τ -Leptonen. Um bei der
Abschätzung nicht auf Simulation angewiesen zu sein, wurde hierfür eine Einbettungsmethode verwendet. Dafür wurden zum Hauptuntergrund topologisch ähnliche Ereignisse,
die allerdings ein Myon statt eines τ -Jets im Endzustand haben, in den Kollisionsdaten
selektiert. Das Myon wurde anschließend entfernt und durch ein simuliertes τ -Lepton
ersetzt. Somit enthält das Ereignis am Ende alle Information bis auf das τ -Lepton aus
Daten. Im Vortrag wird die Einbettungsmethode genauer erläutert. Es werden verschiedene Studien und Ergebnisse vorgestellt, die bei der Suche nach geladenen Higgs-Bosonen
damit erzielt wurden.
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