Klima und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen Dr. Nicole Müller Urbaner Wald im Klimawandel 11.06.2015 Gelsenkirchen Einführung Klima • Einflussgrößen auf das Klima: - Geographische Breite - Topographie - Orographie • Großräumige Einordnung NRWs: - maritim geprägt - warm-gemäßigtes Regenklima (Klimaklassifikation nach Köppen) - Ausgeprägte Jahreszeiten mit kühlen Sommern und milden Wintern • Kleinräumig: - Reliefbedingte Unterschiede (Mittelgebirge) - Stadt-Umland-Effekt (Städtische Wärmeinsel) 2 Derzeitiges Klima in NRW Lufttemperatur und Niederschlag www.klimaatlas.nrw.de 3 Derzeitiges Klima Stadt-Umland-Unterschied Quelle: LANUV 2013 4 Derzeitiges Klima – Stadt-Umland-Unterschied: Mittlere Lufttemperatur 2011 und 2012 Quelle: LANUV 2013 5 Derzeitiges Klima – Stadt-Umland-Unterschied: Urbane Wärmeinsel Quelle: LANUV 2013 6 Stadtklima • Einflussfaktoren auf das Stadtklima Stadtgröße Einwohneranzahl Wärmespeicherung Flächennutzung Versiegelungsgrad hoher Energieverbrauch durch Verkehr und Produktion zusätzliche Abwärmefreisetzung Problemfeld Städtische Wärmeinsel • Situation in NRW: Metropole Ruhr > 5 Millionen Einwohner Köln > 1 Million Einwohner NRW: Einwohnerdichte : 515 EW/km² (zum Vgl.: D: 226 EW/km²) Globaler Klimawandel CO2-Konzentration der Atmosphäre und Temperaturanomalie der globalen Lufttemperatur 1 450 0.8 425 0.6 400 0.4 375 0.2 350 0 325 -0.2 300 -0.4 275 -0.6 250 Datenquelle: NOAA -0.8 1880 225 1890 1900 1910 1920 1930 1940 T-Anomalie in K 8 475 +100 ppm => + 0,8 K 1950 1960 1970 CO2-Konzentration in ppm 1980 1990 2000 2010 CO2-Konzentration in ppm (1880-1958 Rekonstruktion aus Eisbohrkernen, ab 1959 Messungen am Maouna Loa) Temperaturanomalie der bodennahen Lufttemperatur über Landoberflächen bezogen auf das Mittel des 20. Jahrhunderts in Kelvin 1.2 Klimawandel in NRW Entwicklung der mittleren Lufttemperatur und Abweichung vom langjährigen Mittel in NRW Abweichung vom Mittelwert 1901-2014 2 dekadisches gleitendes Mittel linearer Trend 1901-2014 1.5 1 2010 2000 1990 1980 1970 1960 1950 1940 1930 -0.5 1920 0 1910 0.5 1900 Abweichung vom Mittelwert in °C 2.5 -1 -1.5 -2 Datenquelle: DWD 9 Klimawandel in NRW Entwicklung der mittleren Niederschlagssumme und Abweichung vom langjährigen Mittel in NRW 1901-1930 833 mm 1931-1960 839 mm 1961-1990 875 mm 1991-2013 896 mm 1901-2013 847 mm dekadisch gleitendes Mittel 30 20 2010 2000 1990 1980 1970 1960 1950 1940 1930 -10 1920 0 1910 10 -20 -30 -40 -50 10 Mittelwert Abweichung vom Mittelwert 1901-2014 in % 40 1900 Abweichung vom Mittelwert in % 50 Zeitraum Datenquelle: DWD Der Klimawandel ist in NRW angekommen – nicht drastisch aber stetig • Anstieg der Durchschnittstemperaturen: seit Beginn des 20.Jahrhunderts um ca. 1,2 °C im Winter um 1,5 °C Abnahme der Frosttage, Zunahme der Sommertage • Zunahme Gesamtniederschläge: durchschnittlich fällt heute ca. 10 % mehr Niederschlag als vor gut 100 Jahren Zunahme v.a. im Winterhalbjahr, starke regionale Unterschiede • Zunahme Extremniederschläge (leichter Trend): Tage mit Starkregen haben zugenommen 11 Klimafolgen – Beispiel Beginn der Apfelblüte Beginn der Apfelblüte 140 130 Tag im Jahr 120 110 100 90 80 Datenquelle: DWD http://www.lanuv.nrw.de/kfm-indikatoren/ 12 Klimafolgen – Beispiel Waldbrandgefahr Kanadischer Waldbrandindex 1961-2013 Nordrhein-Westfalen 250 Anzahl Tage 200 150 100 50 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Waldbrandstufe 1+2 Waldbrandstufe 4+5 http://www.lanuv.nrw.de/kfm-indikatoren/ 13 Datenquelle: DWD Klimafolgen – Beispiel Wassertemperatur Rhein Gewässertemperatur an der Station Kleve-Bimmen 30.00 28.00 Wassertemperatur in °C 26.00 24.00 22.00 20.00 18.00 16.00 14.00 12.00 10.00 1972 1977 1982 1987 "mittlere Wassertemperatur" http://www.lanuv.nrw.de/kfm-indikatoren/ 14 1992 1997 2002 "maximale Wassertemperatur" 2007 Der Klimawandel in NRW zeigt Folgen - schon heute! • Erhöhte Temperaturen Verlängerte Vegetationsperiode Ausbreitung wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten (auch fremder) Anstieg der Sterblichkeit während Hitzewellen v.a. in Städten • Häufigere Starkregen Zunahme Bodenerosion Überlastung der Kanalnetze, Überflutungen im urbanen Bereich • Erhöhung der Wassertemperatur im Rhein Auswirkungen auf Flora und Fauna der Gewässer Verlust an Kühlkapazität z. B. für 15 Kraftwerke Foto: J. Weiss Blick in die Zukunft - Klimaprojektionen • Mathematische Modelle berechnen die wahrscheinliche Entwicklung des zukünftigen Klimas • Komplexe Modelle unter Berücksichtigung verschiedener Teilsysteme des Klimasystems und Wechselwirkungen untereinander • Grundlage: Annahmen zu Treibhausgasemissionen bis 2100 (Klimaszenario) • Berechnung in mehreren Stufen: global lokal • Berechnung von Modellensembles Projektionen sind keine Vorhersagen, es können lediglich Tendenzen abgeschätzt werden 16 Quelle: Dieter Kasang Quelle: DWD (Deutscher Wetterdienst: www.dwd.de) Klimaprojektion Entwicklung der mittleren jährlichen Lufttemperatur Datenquelle: DWD 17 Klimaprojektion Entwicklung der mittleren jährlichen Niederschlagssumme Datenquelle: DWD 18 Klimaprojektion Entwicklung der mittleren Niederschlagssumme im Sommer Datenquelle: DWD 19 Klimaprojektion Entwicklung der mittleren Niederschlagssumme im Winter Datenquelle: DWD 20 Zu erwartende Klimaänderungen in NRW • Lufttemperatur Zunahme der mittleren Jahrestemperaturen (um 0,8 bis 1,7 K im Zeitraum 2021-2050 und 2,3 bis 3,8 K im Zeitraum 20712100) Zunahme der Mitteltemperaturen für alle meteorologische Jahreszeiten (im Winter und Herbst stärkere Erwärmung als im Frühjahr und Sommer) Zunahme der Sommertage, heißen Tage und tropischen Nächte Abnahme der Frosttage und Eistage • Niederschlag 21 Abnahme der Niederschlagssumme im meteorologischen Sommer (4 bis 29 % im Zeitraum 2071-2100, in der nahen Zukunft sowohl Ab- als auch Zunahme möglich Zunahme der Niederschlagssumme im Winter (1 bis 13 % im Zeitraum 2021-2050 und 7 bis 21 % im Zeitraum 2071-2100) möglicherweise Zunahme von Starkniederschlagereignissen Mögliche Auswirkungen Gesundheit und städtische Ballungsräume • Höhere Lufttemperaturen, häufigere und länger andauernde Hitzewellen erhöhte thermische Belastung durch Hitzeinseln in Städten Anstieg der Hitze-Morbidität und –Mortalität • Zunehmende Starkregenereignisse häufigere Siedlungsüberschwemmungen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur 22 Mögliche Auswirkungen Wald und Forstwirtschaft • Erhöhte Luft- und Bodentemperaturen Veränderung der phänologischen Prozesse Veränderung der Standortverhältnisse Veränderung der Artenzusammensetzung Zunahme der Schädlingsaktivitäten Zunahme der Waldbrandgefahr • Weniger Sommerniederschläge/ häufigere Starkniederschläge Veränderung der Standortverhältnisse Veränderung der Artenzusammensetzung Zunahme der Sturmwurfgefahr 23 Mögliche Auswirkungen Waldbrandgefahr Datenquelle: DWD 24 Fazit • Klimawandel und Klimawandelfolgen sind in NRW nachweisbar • Menschlicher Einfluss (v.a. Treibhausgasemissionen) ist als Hauptursache des Klimawandels zu sehen (5. IPCC-Sachstandsbericht) • Weitere Veränderungen durch fortschreitenden Klimawandel sind zu erwarten • Handeln ist nötig: → Klimaschutz: Reduktion der Treibhausgasemissionen zur Vermeidung weiterer Klimawandelfolgen → Klimaanpassung: Abmilderung der unvermeidbaren Klimafolgen, Reduktion der Schäden für Mensch und Umwelt 25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Nicole Müller Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW FB 37: Klimaschutz, Klimawandel Koordinierungsstelle Leibnizstraße 10 | 45659 Recklinghausen Dienstort: Wallneyer Straße 6 | 45133 Essen [email protected] 26 www.lanuv.nrw.de www.umwelt.nrw.de