Glauben ist eine Beziehung 2

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1. Bergfestsonntag 2013 "Glauben ist eine Beziehung"
Bikermesse 10.00 Uhr
Liebe Biker, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Können Sie sich erinnern, als Sie zum allerersten Mal vor Ihrer BMW, Ihrer Honda oder
Yahama standen? - Nicht wahr, das war Liebe auf den ersten Blick!? Und vielleicht auch eine
Menge Ehrfurcht vor so viel Technik. Und Sie konnten es nicht erwarten, sie auszuprobieren.
Und dann war da ein riesengroßer Respekt vor diesem Kraftpaket!
Und vor wenigen Tagen, Sie wussten, die Glocken des Bergkirchls würden Sie rufen, zu dieser
Bikermesse - wie lange haben Sie gebraucht, Ihre Maschine so herauszuputzen, wie sie jetzt
mit den anderen in Reih und Glied draußen steht? - Mit wieviel Eifer und Hingabe sind Sie ans
Werk gegangen?! Mit Liebe bis ins kleinste Detail. Man kann sich richtig spiegeln in den
Chromteilen.
Und dann haben Sie den Zündschlüssel rumgedreht, ein bisschen nur Gas gegeben: Da war er
wieder, der vertraute satte Sound. Und dann schnurrt sie dahin, meine BMW, Honda oder
Yahama, treu, brav, zuverlässig. Und wie sie wegzieht!. Pure Freude!
Liebe Biker, Schwestern und Brüder im Herrn! Was, bittschön, hätten Sie geantwortet, wenn ich
Sie zu Beginn des Gottesdienstes gefragt hätte, was "glauben" heißt? Vielleicht hätten Sie
vielen Leuten nach dem Mund geredet: "Glauben" - das ist "nicht wissen".
Aber "nicht wissen" - das heißt "glauben" ganz und gar nicht. Vielmehr gilt: Der Glaube an Gott
setzt voraus, dass Gott mir wenigstens teilweise bekannt ist. Ich muss z.B. wissen, welches
Gottesbild Jesus hatte, um genauso vertrauensvoll wie er das Vaterunser beten zu können. Ich
muss wissen, wie Jesus das Reich Gottes und sein Königtum verstanden hat, um ihm, wie er es
will, mit Herz und Hand folgen zu können. Ich muss eine ganze Menge wissen, um glauben zu
können.
Genauso wie Sie als Biker mindestens die Gebrauchsanweisung für Ihr Motorrad kennen müssen.
Andererseits erschöpft sich der Glaube keineswegs im Wissen. Es kann einer durchaus den
ganzen Katechismus über Gott und die Welt auswendig kennen, und trotzdem nicht an Gott
glauben. So wie jener Schüler, dem der Pfarrer in Religion eine "6" ins Zeugnis geschrieben
hat. Vom Schulleiter zur Rede gestellt, der Schüler habe doch alle schriftlichen Proben mit "sehr
gut" abgeliefert, und im Mündlichen habe er eine "1", antwortete der Pfarrer kurz und knapp.
"Ja, schon. Aber er glaubt´s nicht."
Genau so, wie Ihnen die bloße Theorie der Gebrauchsanweisung nichts nutzt, wenn Sie z.B.
nicht der Fliehkraft trauen oder nicht schon mal erfahren haben, wie die Bremskraft Sie aus
dem Sattel schleudern kann.
Was ist aber "glauben" dann, wenn das "Wissen" nicht so sehr in Frage kommt und schon gar
nicht das "Nichtwissen"?
Erinnern Sie sich, wie ich vorhin von Ihnen und Ihrer BMW, Yahama oder Honda geredet habe?
- Ich habe von Ihrer "Liebe auf den ersten Blick" gesprochen, von ihrem "Respekt vor diesem
Kraftpaket", von dem "vertrauten, satten Sound", den Sie so gern hören. Sie haben sie mit Eifer
und Hingabe für diesen Gottesdienst hergerichtet. - Nicht wahr? Sie und ihre Maschine sind
unzertrennlich, Sie würden sie nicht um alles in der Welt hergeben. Darf ich sagen - mit der
Sprechweise eines jungverliebten Ehepaares: Sie haben eine sehr "innige" Beziehung zu Ihrem
Motorrad.
Sehen Sie, das ist auch der innere Kern von Glauben. Und der begegnet uns auf Schritt und
Tritt in der Bibel, in dem Glaubensbuch, in dem so ausführlich steht, wie Gott sich durch die
Propheten, durch Mose, durch Jesus Christus den Menschen geoffenbart, sich bekannt
gemacht hat. Wie ER uns sein Herz öffnet, sein innerstes Denken und Fühlen uns kundtut. Und
dann um uns wirbt und uns einlädt, aus freien Stücken mit IHM eine ganz persönliche Liebesund Lebens-Beziehung zu beginnen..
Der Glaube als persönliche Beziehung. Und ganz gleich, welche Bibelübersetzung wir zu Rate
ziehen, immer läuft es auf das Gleiche heraus.
In der hebräischen Bibel heißt das Wort "glauben", sich an jemandem festmachen". In der
griechischen so viel wie: "treu sein" und "vertrauen". Und das lateinische "credo", ich glaube"
kann auch übersetzt werden mit: "das Herz geben".
Wenn wir genau hinhören und "glauben" übersetzt bekommen als ein "Sich-festmachen,
Vertrauen, Treu-sein, Sein-Herz-geben", dann stellen wir fest, dass das alles Inhalte vor allem
einer Ehe-Beziehung sind.
Und in der Tat, liebe Biker, Brüder und Schwestern, das ist der tiefste Sinn von Glauben: eine
Ehegemeinschaft mit Gott eingehen, sich mit Gott vermählen dürfen. So sieht es die Bibel. Im
Alten Testament sprechen die Propheten davon, im Neuen Testament spricht Jesus davon:
dass Gott der Bräutigam ist, der um das Volk Gottes, seine Braut wirbt, und Er auf ihr Ja-Wort
wartet. Gelegentlich ist mit der Braut auch der einzelne Mensch gemeint: Du und ich.
Wie sollen wir nun diese ganz persönliche Beziehung mit Gott leben, eine Beziehung, die den
Menschen mit all seinen Sinnen und Gefühlen in Beschlag nimmt? Nun, ich denke wirklich
genauso, wie Eheleute miteinander umgehen.
Fragt man Fachleute, was das Wichtigste in einer Ehe sei, dann sagen sie übereinstimmend:
das Gespräch miteinander und die Treue zueinander.
Es ist einmal festgestellt worden, dass Eheleute im Durchschnitt 7 1/2 Minuten pro Tag miteinander reden, im Durchschnitt! Das heißt: mindestens die Hälfte aller Verheirateten sprechen
weniger als 7 1/2 Minuten, viele reden gar nicht miteinander. Wenn aber das MiteinanderReden das Erstwichtigste einer Ehe ist, dann kann man sich ausrechnen, dass viele Ehen eben
daran scheitern, weil man nicht mehr miteinander spricht.
Und genauso ist es mit dem Glauben, mit der persönlichen Beziehung zu Gott. Das zuerst
Wichtigste an ihr ist das Reden mit Gott. Wir sagen dazu: das Gebet. Ich bin überzeugt, die
größte Gefahr für einen lebendigen Glauben liegt in der Stummheit des Menschen Gott
gegenüber, darin, dass er im Durchschnitt nur noch 7 1/2 Minuten oder weniger oder gar nicht
mehr betet. Glauben Sie mir, die persönliche Beziehung zu Gott löst sich früher oder später in
Luft auf.
Wenn Sie stumm sind, wenn Sie nicht mehr oder viel zu selten beten, - den Sonntagsgottesdienst schließe ich hier mit ein -, dann geben Sie Gott, weil er unseren freien Willen über alles
schätzt, keine Möglichkeit, in Ihr Leben einzuwirken. Dann erfahren Sie Gott auch nicht mehr in
Ihrem Leben oder viel zu selten. Und dieses Erfahrungsdefizit bewirkt, dass Sie sich schlussendlich von Gott trennen. Glauben Sie mir: Gott hält das aus. Sie nicht!
Das Zweitwichtigste ist die Treue zueinander, sagen die Fachleute von der Ehe. Das heißt: in
guten und in schlechten Tagen zueinander stehen. Sich gegenseitig aushalten und ertragen,
wenn die Hoch-Zeiten vorbei sind und der graue Alltag nicht enden will.
Wir machen in unserer Beziehung zu Gott oft einen grundlegenden Fehler. Wir meinen, immer
in der bräutlichen Verliebtheit, in ständigen "Hochzeits"-Gefühlen mit Gott verbunden bleiben zu
müssen.
Gewiss, der Glaube an Gott kann sehr schön sein, das Gebet, ein Gottesdienst, rundum
erfüllend und erhebend und das Herz berührend.
Aber es kann auch Sand im Getriebe zwischen Gott und mir geben, wenn ich auf sein Rufen
nicht antworte, oder es ist eine langandauernde innere Leere, eine gähnende Langeweile sogar
beim Beten. Und manchmal ist es ungeheuer belastend, sich dann selber zu ertragen.
Manchmal muss man auch viel Geduld mit Gott haben.
In solchen Beziehungsproblemen das Gebetbuch nicht zuklappen, den Sonntagsgottesdienst
nicht aus dem Wochenplan streichen, nicht stumm werden, nicht anderen Göttern nachlaufen sondern trotzdem und immer wieder von neuem die Gemeinschaft mit Gott suchen - das ist
Treue.
Nicht wahr, liebe Biker, spätestens im Mai, wenn die Sonne länger am Himmel steht, die hellen
Tage und die warmen Nächte da sind, müssen Sie Ihre BMW, Ihre Honda oder Yahama aus
der Garage holen. Sie werden sie mit Lust und Leidenschaft blitz und blank putzen, den Motor
aufheulen lassen, um sich zu vergewissern, dass er so richtig rund läuft. Und dann schwingen
Sie sich auf die Maschine und los geht´s. Den ganzen Sommer hindurch immer wieder, oft und
oft. Und immer wieder machen Sie die Erfahrung, wie Ihre Maschine wegzieht, welche Kraft in
ihr steckt, welche Wendigkeit sie besitzt, wie die Fliehkraft Sie hält und wie sanft Sie die
Bremse betätigen müssen.
Dieser ganzen Beziehungskiste zwischen Ihnen und Ihrem Motorrad, entspricht unser
Verhältnis zu Gott das Reden mit IHM und die Treue zu IHM. - Nur, warum wenden die
wenigsten von Ihnen Ihre Erfahrungen mit dem Motorrad auf Ihre persönliche Beziehung zu
Gott an? Amen.
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