Nierenfunktionsstörung P a t i e n t e n r a t g e b e r Diese Broschüre hilft Ihnen, eine Nierenerkrankung zu verstehen. Weiterhin finden Sie Tipps und Anregungen, mit denen Sie einer Verschlechterung der Nierenerkrankung entgegenwirken können. Welche Aufgaben haben meine Nieren? Entgiftungsfunktion Elektrolyt-, Wasserund Säure-Basen-Haushalt Blutdruck-Regulation Hormonproduktion Vitamin-D3-Aktivierung Hormon-Abbau (z.B. Insulin) Die Nieren sind faustgroße bohnenförmige Organe, die sich etwa in der Mitte des Rückens unter dem Rippenbogen befinden. Die Nieren werden täglich von ca. 280 l Blut durchströmt und filtern daraus ca. 1– 2 l überflüssiges Wasser (abhängig von der Trinkmenge) und Stoffwechselabfallprodukte. Sie sind somit die am stärksten durchbluteten Organe des Körpers. Außerdem bilden die Nieren drei lebenswichtige Hormone: 1. Erythropoetin (= EPO, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt), 2. Renin (das den Blutdruck reguliert und die Funktion der Nebennierenrinde beeinflusst) und 3. Aktives Vitamin-D3 (= Vitamin-D3-Hormon, welches das Gleichgewicht von Kalzium für die Knochen aufrechterhält). Als weitere Funktion baut die Niere körpereigene Hormone (z.B. Insulin) ab. Wie funktionieren meine Nieren? Niere Nephron Nierenrinde Glomerulum Urinführendes Röhrchen (Tubulus) Nierenmark R I N D E Nierenbecken Blut mit Abfallstoffen Gereinigtes Blut Henlesche Schleife M A R K Sammelrohr Harnleiter Urin Jede Niere enthält etwa 1 Million Nephrone. Ein Nephron ist die kleinste Funktionseinheit der Niere und befindet sich teils im Nierenmark und teils in der Nierenrinde (siehe Abb. rechts). Aus dem Blut wird im Nierenkörperchen (Glomerulum) Primärharn gefiltert und im harnleitenden System (Henlesche Schleife) zum größten Teil wieder aufgenommen. Bestimmte harnpflichtige Substanzen können zusätzlich in das harnleitende System abgegeben werden. Das Endprodukt dieser komplizierten Regelmechanismen ist der Urin. An der Regulation der Urinbildung sind verschiedene Hormone beteiligt, die teilweise in der Niere selbst gebildet werden. Durch das Nierenbecken und den Harnleiter wird der Urin schließlich in die Blase abgeleitet. Ursachen und Folgen Die Ursachen einer Nierenerkrankung können sehr vielfältig sein. Häufige Ursachen sind: • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) • Bluthochdruck (Hypertonie) • entzündliche Erkrankungen (z.B. Glomerulonephritis) • erbliche Erkrankungen (z.B. Zystennieren) • Abflussstörungen des Urins • Harnwegsinfektionen Genauso vielfältig wie die Ursachen der Nierenerkrankung sind auch die Folgen: • Blutarmut (renale Anämie) Bedingt durch die Nierenerkrankung wird in den Nieren weniger EPO gebildet, was zu einer geringen Zahl roter Blutkörperchen führt. • Knochenstoffwechselstörung (renale Osteopathie) Durch die geringere Bildung von aktivem Vitamin-D3 in den Nieren kommt es zur Abnahme des Kalziumgehaltes im Knochen und somit zu einer Störung des Knochenstoffwechsels. • Bluthochdruck (Hypertonie) Bei nierenkranken Patienten kann die Bildung von blutdruckregulierenden Hormonen eingeschränkt sein. Dieses kann zu einer weiteren Verschlechterung des Blutdruckes führen und somit die weitere Schädigung der Nieren fördern. Mögliche Zeichen einer Nierenerkrankung Die unten aufgeführten Zeichen können auf eine Nierenerkrankung hinweisen. Hierbei können die Beschwerden einzeln oder zusammen vorkommen. • Atemnot • • • • Müdigkeit Konzentrationsschwäche Kopfschmerz Leistungsknick • Bluthochdruck • Verfärbung/ Trübung des Urins • schaumiger Urin • Juckreiz • Blässe • geschwollene Beine • Knochenschmerzen • Flankenschmerz • Verstopfung Was kann ich tun? Die folgenden Maßnahmen helfen, Ihre Niere vor einer weiteren Schädigung zu schützen: • Achten Sie auf Ihren Blutdruck und Blutzucker • Bewegen Sie sich ausreichend • Vermeiden Sie möglichst - Cholesterin - Eiweiß (je nach Einschränkung der Nierenfunktion) - Phosphat • Verzichten Sie auf Nikotin • Verzichten Sie auf eine medikamentöse Eigenbehandlung (z.B. Schmerzmittel) • Notieren Sie ein- bis zweimal in der Woche Ihr Körpergewicht • Lassen Sie regelmäßig (mind. 1 mal jährlich) Ihren Urin untersuchen • Nehmen Sie 2 – 3 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich (vornehmlich Wasser). Beachten Sie dabei, dass Nahrungsmittel auch Wasser enthalten Folgende Nahrungsmittel enthalten etwa: > 75 % Flüssigkeit: Suppen, Obst, Gemüse, Eis, Joghurt 75 % Flüssigkeit: Eintopfgerichte 50 % Flüssigkeit: Reis, Brei, gekochte Kartoffeln 25 % Flüssigkeit: Auflauf, Bratkartoffeln, Pasta < 25 % Flüssigkeit: Brot, Wurst, Käse, Fisch, Fleisch, Eier Was kann ich tun? Phosphat in Nahrungsmitteln: Phosphat wird über die Nieren ausgeschieden. Bei einer Funktionsstörung der Nieren kommt es daher zu einem erhöhten Phosphatspiegel im Blut. Diese hohen Phosphatwerte können langfristig zu einer Knochenerkrankung führen. Achten Sie daher schon bei Ihrem Einkauf auf Ihre Ernährung! Meiden Sie Nahrungsmittel mit einem hohen Phosphatanteil, wie z.B. Suppenund Fleischextrakte, Schmelzkäse, Schokolade, Kondensmilch, phosphathaltige Wurst und Instant-Kaffee. Was kann mein Arzt tun? Ihr Arzt wird verschiedene Methoden zur Diagnose einer Nierenerkrankung einsetzen. Hierzu zählen: • Klinische Untersuchungen • Blut- und Harnuntersuchungen • Bildgebende Verfahren (Ultraschall) • Nierenfunktionstests Ihr Arzt wird durch verschiedene Maßnahmen versuchen, Ihre Nieren zu schützen und Folgeerkrankungen zu behandeln: • Einstellung des Blutzuckerspiegels • Einstellung des Blutdruckes • Abstimmung der Medikamente • Erstellung eines Diätplanes • Behandlung der Blutarmut durch Gabe des Hormons EPO • Ausgleich eines Vitamin-D -Mangels mit aktivem Vitamin-D 3 zur Behandlung einer möglichen Knochenschädigung (renale Osteopathie) Was ist was? Akut — Plötzlich auftretend, Gegenteil: chronisch Anämie — Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Blutdruck — Der in den Schlagadern herrschende Druck Blutzucker — Konzentration von Glucose im Blut Chronisch — Dauernd bestehend, Gegenteil: akut Clearance — Plasmavolumen (Blut in ml), aus dem in einer bestimmten Zeit (in Min.) eine Substanz entzogen wird Dialyse — Verfahren zur Entfernung von Giftstoffen aus dem Blut GFR — Glomeruläre Filtrationsrate: Maß für die Entgiftungsfunktion der Nieren Harnpflichtige Substanz — Substanzen, die beim Gesunden über die Niere ausgeschieden werden (z.B. Harnstoff, Kreatinin, Salze, Säuren u.a.) Hb-Wert (Hämoglobin) — Messwert, der den Anteil des roten Blut farbstoffs im Blut angibt Hb-A1 / Hb-A1c — Anteil (%) des mit Zucker beladenen Hämoglobins am Gesamthämoglobin Hormon — Körpereigener Stoff, der von bestimmten Drüsen oder Geweben ins Blut abgegeben wird und eine Wirkung an anderen Stellen des Körpers ausübt Was ist was? Kalium — Wichtiger Mineralstoff, der bei zu hoher und zu niedriger Konzentration zur Herzschädigung führen kann Kalzium — Wichtiger Mineralstoff für Knochen und Zähne Kreatinin — Abbauprodukt des Muskelstoffwechsels, welches in der Niere aus dem Blut gefiltert werden muss Kreatinin-Clearance — Maß für die Entgiftungsfunktion der Nieren Nephrologe — Facharzt für Nieren- und Bluthochdruckerkrankungen Niereninsuffizienz — Eingeschränkte Nierenfunktion Parathormon (PTH) — Ein in der Nebenschilddrüse gebildetes Hormon, das Kalzium im Blut erhöht. Kalzium wird im Knochen mobilisiert und die Kalziumausscheidung in der Niere gebremst Phosphat — Salz der Phosphorsäure; zusammen mit Kalzium Bestandteil des Knochenminerals Renal — Durch die Niere bedingt Renin — Enzym, welches in der Niere gebildet wird und die Bildung von blutdruckerhöhenden Hormonen (Angiotensin) stimuliert Was ist was? Hämatokrit — Messwert, der den Anteil der roten Blutkörperchen im Blut angibt Serum — Wässriger Bestandteil des Blutes Serum-Kreatinin — Gehalt von Kreatinin im Serum Shunt — Operativ angelegte Verbindung zwischen Arterie und Vene, wobei das arterielle Blut z.T. sofort über die Vene zurück zum Herzen fließt. Durch den so erhöhten Druck in der Vene wird diese sehr dick und ermöglicht eine Dialysebehandlung Urämie — Vergiftung des Körpers durch Substanzen, die normalerweise von den Nieren ausgeschieden werden Vitamin-D-Hormon — Aktive Form des Vitamin-D3, welches für den Knochenaufbau wichtig ist Welche Fragen habe ich an meinen Arzt? Therapieverlauf Hier kann Ihr Nephrologe Ihren Therapieverlauf eintragen 80 Kreatinin-Clearance ml/min 70 60 50 40 30 20 10 Wert: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1,00 0,875 0,75 1/Serum-Kreatinin 0,625 0,50 0,375 0,25 0,125 Wert: Therapieziele Blutdruck Blutzucker Hb-A1c Gewicht Serum Kreatinin 1/Serum Kreatinin Blutdruck Blutzucker Hb-A1c Gewicht Serum Kreatinin 1/Serum Kreatinin Zielwert Normwert Datum An wen kann ich mich wenden? Hausarzt Nephrologe Klinik Selbsthilfegruppen, Deutsche Nierenstiftung Bundesverband Dialysepatienten Deutschlands e.V. (DD e.V.) Weberstraße 2, 55130 Mainz, Tel.: 06131-85152 www.Dialysepatienten-Deutschlands.de Geschä[email protected] www.Nephrologe.de LEO Pharma GmbH • Frankfurter Str. 233, A3 • D-63263 Neu-Isenburg • www.leo-pharma.de D261 01/03 Deutsche Nierenstiftung Postfach 3, 69491 Hirschberg, Tel.: 06201-599533, Fax: 06201-599535 www.nierenstiftung.org