Bergische Universität Wuppertal WS 2014/15 Blatt 12 20.1.15 Übungen zur Vorlesung Elemente der Komplexen Analysis Apl. Prof. Dr. G. Herbort Aufgabe 1. Sei λ : H + −→ C 00 holomorph und nicht konstant. Es gelte λ ◦ f = λ für alle f ∈ G . Zeigen Sie, dass λ für kein x0 ∈ R in eine Kreisscheibe ∆(x0 , r) holomorph fortsetzbar ist. Lösung. (A) Sei x0 ∈ R \ Q und angenommen, es sei λ auf einer Kreisscheibe ∆(x0 , r) holomorph. Sei weiter b0k := 4[4k x0 ] und d0k = 4k+1 x0 + 1, für genügend großes k. Dann kürzen bk , der ab genügend großem k in wir durch den ggT von b0k und d0k und erhalten einen Bruch dk ∆(x0 , r/2) liegt und bei dem bk durch 4 teilbar und dk ungerade ist. Da bk und dk teilerfremd sind, gibt es ganze Zahlen ak , ck mit ak dk − bk ck = 1. Dabei muss ak ungerade sein. Ist ck ak b k bk ungerade, so schreiben wir bk ck = 2 (2ck ), so dass Ak = . Wir erhalten dann mit ck d k bk ϕk = fAk , dass ϕk (it) − −→ 0 mit k → ∞, also x0 = lim ϕk (it). Dann hätten wir aber k→∞ dk wegen λ(ϕk (it)) = λ(it), dass λ konstant sein müsste. (B) Ist x0 ∈ Q und λ auf einer Kreisscheibe ∆(x0 , r) holomorph, so wählen wir immerhalb ∆(x0 , r/2) eine irrationale reelle Zahl x1 . Dann wäre λ auf ∆(x0 , r/2) holomorph, was nach (A) nicht geht. Aufgabe 2. a) Zeigen Sie, dass jede ganze nichtkonstante Funktion f , die kein Polynom ist, bis auf höchstens eine Ausnahme jeden Wert w ∈ C in unendlich vielen Punkten annimmt. b) Sei f ∈ O(C) und g = 1 + ef . Zeigen Sie, dass g nullstellenfrei ist oder unendlich viele Nullstellen hat. c) Angenommen, das Polynom p sei nicht das Nullpolynom. Zeigen Sie, dass dann f (z) = p(z) − ez unendlich viele Nullstellen haben muss. 1 Lösung. a) Ist f kein Polynom, so hat f ( ) in 0 eine wesentliche Singularität. Nun folgt die z Behauptung aus dem großen Picardschen Satz, den es gibt nun (bis auf höchstens eine Ausnahme) zu jedem Wert w in ∆(0, 2−n ) \ {0} ein Urbild zn für w unter f . Dann ist aber f (ζn ) = w längs der unbeschränkten Folge der Punkte ζn := z1n , wenn n → ∞. b) Angenommen, g habe eine Nullstelle, ohne die Nullfunktion zu sein. Dann nimmt ef den Wert −1 an und ist kein Polynom (da es keine Nullstelle hat). Nach a) nimmt ef dann unendlich viele Mal den Wert -1 an, also hat g unendlich viele Nullstellen. c) Hätte f keine Nullstelle, gäbe es eine ganze Funktion g mit f = eg , also p(z) = ez +eg(z) und damit p(z)e−z = 1 + eh(z) , mit h(z) = g(z) − z. Nun ist eh kein Polynom, sonst wäre auch ez ein Polynom. Da p nicht-konstant ist, hat es eine Nullstelle, also nimmt eh den Wert -1 an, nach a) geschieht dies in unendlich vielen Punkten, also hätte p unendlich viele Nullen, ein Widerspruch zu p 6= 0. Aufgabe 3. a) Angenommen, f, g ∈ O(C). Zeigen Sie: Wenn ef + eg = 1, so sind f und g konstant. c) Zeigen Sie: Ist die ganze Funktion f periodisch, so gibt es ein z0 mit f (z0 ) = z0 . Lösung. a) ef und eg lassen die Werte 0 und 1 aus, müssen also konstant sein. b) Sei ω 6= 0 eine Periode von f und g(z) = f (z) − z. Dann gilt g(z + ω) = f (z) − z − ω = g(z) − ω. Hat g eine Nullstelle z0 , so ist diese ein Fixpunkt für f . Hätte die Funktion g keine Nullstelle, müsste sie jeden anderen Wert, also auch ω, annehmen, etwa an einer Stelle z1 . Dann wird aber g(z1 + ω) = g(z1 ) − ω = 0, also ist z0 = z1 + ω Fixpunkt zu f . Aufgabe 4. Sei ℘ die Weierstraßsche ℘-Funktion zum Gitter Γ = ZZ⊕ZZe2πi/3 . Dann benutzen Sie, dass g2 = 0 (wobei g2 , g3 wie in der Differenzialgleichung der ℘-Funktion definiert sind), um zu zeigen, dass es meromorphe Funktionen f, g ∈ M (C) mit f 3 + g 3 = 1 gibt. (Man probiere a + b℘0 a − b℘0 f= ,g= ). ℘ ℘ Lösung. Wir errechnen f (z)3 + g(z)3 = a3 + 3a2 b℘0 (z) + 3ab2 ℘0 (z)2 + b3 ℘(z)3 + a3 − 3a2 b℘0 (z) + 3ab2 ℘0 (z)2 − b3 ℘(z)3 ℘(z)3 2a3 + 6ab2 ℘0 (z)2 2a3 + 6ab2 (4℘(z)3 − g2 ℘(z) − g3 ) = = ℘(z)3 ℘(z)3 2a3 − 4g3 = 24ab − ℘(z)3 2 Nun haben wir aber noch Freiheiten bei der Wahl von a und b. Sei also a so, dass a3 = 2g3 und dann b so, dass 24ab2 = 1.