Dramatische Erzählstrukturen Eine knappe und in sich geschlossene, organisch erwachsene Handlung, unmittelbar gegenwärtig in Dialog und Monolog, und zwar nicht nur durch das die Phantasie anregende Wort sondern auch durch szenische Darstellung auf der Bühne zur Anschauung bringt und damit dem Zuschauer durch Entlastung der nachschaffenden Phantasie ein direktes äußeres und inneres Mitgehen ermöglicht. Das eigentliche Drama ist auf die Bühnendarstellung hin angelegt. Grundbestandteil des Drama ist der Konflikt polarer Kräfte oder gegensätzlicher Haltungen, welche die Spannung erzeugen, durch Umsetzung des leidenschaftlichen Wollens in die Tat miteinander in Widerspruch oder Kampf geraten und aus der Wechselwirkung (Aktion und Reaktion) die dramatische Handlung entfalten. Hinsichtlich der Verteilung der Gegensätzlichkeit im Drama unterscheidet man • Den innerseelichen Konflikt des Helden durch Widerstreit von zwei Lebenshaltungen (Faust) oder zwei sittlichen Anforderungen (Iphigenie, Antigone) • Den Kampf des Helden mit einer äußeren (höheren, gleichwertigen oder niederen) Gegenmacht oder deren Verkörperung durch Personengruppen bzw. einzelne Gegenspieler (bspw. Schicksal: Ödipus) Der Gespaltenheit der Welt als innerem Gesetz des Dramas steht als äußeres Gesetz die Einheit der Handlung gegenüber, sie fordert streng kausale und überzeugende Verknüpfung und Motivierung zwecks eindeutiger Wirkung. Die Rücksicht auf Darstellbarkeit verlangt straffste zeitliche wie stoffliche Konzentration des Geschehens, engstes Ineinandergreifen der Wechselwirkungen innerhalb des schmal dargestellten Handlungsausschnittes. Die Handlung wird bestimmt von der Umsetzung innerseelischer Willensäußerungen in die Tat. Sie ist Inhalts- und Strukturelement und unentbehrliche Ursache der Konflikte im Drama. [Definitionen aus: von Wilpert, 1989] Das Exposé Bevor wir anfangen zu schreiben, müssen wir die vier Grundelemente eines Drehbuchs kennen (d.h. die Grundelemente der Geschichte, die wir schreiben wollen): Den Schluß, den Anfang, den Plotpoint am Ende des Akt I und den Plotpoint am Ende des Akt II. Ein Plotpoint ist eine dramatische Handlung die das Geschehen wendet, nach einem Plotpoint ist nichts mehr wie es war. Ein Drehbuch kann viele Plotpoints haben. Sie sorgen für eine lebendige spannende Geschichte. Wichtig ist aber nur im Moment die beiden Plotpoints am Ende des ersten Akts und zweiten Akts zu kennen. Die Auflösung erfolgt im dritten Akt, die Exposition im ersten Akt und die Konfrontation im zweiten Akt. Jede dramatische Handlung (also jedes Drehbuch) hat Akt I, II & III , einfach vorzustellen als Anfang, Mitte und Ende. Das Exposé ist ein einseitiger Abriß der Geschichte. Der Mainplot muß vollständig dargestellt sein, die Hauptfiguren müssen kurz beschrieben sein und ihre Entwicklung soll aufgezeigt werden. Ein Exposé zu schreiben lohnt sich immer, da es den Autor zwingt seine Geschichte ganz kurz darzustellen. Dadurch lernt er die wichtigsten Handlungslinien kennen. Am Exposé sollte sich niemand vorbeimogeln. Das Treatment Das Treatment beschreibt, was ein Zuschauer beim Schauen des (noch zu produzierenden) Films erleben wird. Es ist sozusagen die Vorwegnahme unseres visuellen Produkts durch das geschriebene Wort. Ein Treatment wird im Präsens geschrieben, es ist eine Geschichte, ohne formale Hinweise oder Intentionen. Die einzelnen Punkte aus der Stoffentwicklung werden in eine Sequenzabfolge eingebracht: • Beschreiben, was man sieht und hört vom Bildschirm • Wo möglich sollten auftretende Personen schon durch Zitate eingebracht werden • Eine bildliche, farbenreiche Sprache hilft dem Leser, sich den Film bereits vorzustellen • Nichts schreiben, was einen unglaubwürdigen hohen Aufwand hätte, um es zu filmen Für ein Spielfilmtreatment gibt Syd Field ein paar Richtlinien. Er selber verweist aber auch darauf, daß diese Vorschriften nicht zwingend sind, sie sind als Empfehlungen zu verstehen. Nach Rezept gliedert sich das Treatment also folgendermaßen auf: „Wenn Sie sich für eine Anfangsszene (Opening) entschieden haben, setzen Sie sich hin und schreiben Sie die narrative Handlung, die die Geschichte zu Beginn bestimmt- auf ungefähr eine halbe Seite [...] Auf der folgenden halben Seite [...] schreiben Sie ein paar Absätze, die die Handlung bis zum Plotpoint am Ende des ersten Akts beschreiben [...] Auf der zweiten Seite schreiben Sie den Plotpoint am Ende des ersten Akts, genau, wie Sie es beim Opening gemacht haben. Beschreiben Sie die Handlung etwa eine halbe Seite lang. Nehmen Sie zwei drei Hindernisse aus dem 2, Akt, die den Konflikt im Verlauf Ihrer Geschichte erzeugen. Treiben diese Konfrontationen Ihre Story zum Plotpoint am Ende des 2. Aktes? Schreiben Sie sie auf ca. eine Seite. Jetzt können Sie den Plotpoint am Ende des 2. Aktes in Angriff nehmen. Was ist der dramatische Wendepunkt am Ende ihres 2. Aktes? Schreiben Sie ihn, wie den Plotpoint am Ende des 1. Aktes auf eine halbe Seite, indem Sie die Handlung darstellen. Das führt Sie zum dritten Akt, der Auflösung. Beschreiben Sie die Handlungsstränge die zur Auflösung führen und das Ende.“(Field, 1993, S.60 ff.) Das Drehbuch Die Form des Drehbuchs ist bei uns, im Gegensatz zu den USA, dem Autor völlig freigestellt. Einige Usancen haben sich dennoch eingebürgert. Hier eine kleine Auflistung ohne Anspruch auf Vollständigkeit: • Übersichtliche Absätze lassen • Zeilenabstand mindestens einhalten • Dialog sollte in die Mitte der Seite • Ortsangaben nicht vergessen • Namen von Charakteren in Großbuchstaben schreiben • Außen/Tag wird A/T abgekürzt und vice versa • Innen/ Nacht wird I/N abgekürzt und vice versa • Das Ende einer Szene mit Schnitt oder Blende bezeichnen Schreiben des Drehbuchs Die vier Grundelemente des Drehbuchs sind: 1. Ende 2. Anfang 3. Plotpoint am Ende des ersten Aktes 4. Plotpoint am Ende des zweiten Akts. Ein Drehbuch ist eine in Bildern erzählte Geschichte, die Handlung bewegt sich vom Anfang bis zum Ende und durchläuft dabei Akt I, II & III. Der Anfang der Geschichte: Der erste Akt reicht von der Eröffnung bis zum Plotpoint am Ende des ersten Akts. Es gibt also einen Anfang des Anfangs, eine Mitte des Anfangs und ein Ende des Anfangs. Er bildet eine selbständige Einheit dramatischer Handlung. Gegen Ende des ersten Akts taucht ein Plotpoint auf, ein Vorfall oder ein Ereignis, das in die Handlung eingreift und ihr eine neue Wendung gibt. Der dramatische Kontext des ersten Akts ist die sogenannte Exposition. Der Autor muß in die Geschichte einführen. Dazu muß er die Hauptfigur vorstellen, die dramatische Voraussetzung offenlegen und visuell wie dramatisch die Situation umreißen. Es empfiehlt sich, gleich zu Beginn, die Atmosphäre des (späteren) Films dicht und intensiv darzustellen. Zeit und Ort sollen eingeführt werden, verschiedene Nebenfiguren sind vorzustellen. Ich muß meinen Mainplot (line of action) und meinen subplot (the film`s theme) kennen und etablieren. Von Bedeutung sind auch die einzelnen Ziele, die die Charaktere im Laufe des Films erreichen wollen: • Das Ziel des Protagonisten • Das Ziel des Antagonisten • Ziele der Nebenfiguren • Unterziele von Protagonist / Antagonist Das alles muß im ersten Akt eingeführt werden. Der Zuschauer muß sich die Frage stellen: Wird die Hauptfigur ihr Ziel erreichen? Diese Hauptfrage wird nicht vor dem Ende des dritten Akts beantwortet werden. Der Mittelteil der Geschichte: Der zweite Akt ist der Mittelteil des Drehbuchs. Er trägt den Hauptanteil der Handlung. Er reicht vom Anfang des zweiten Aktes bis zum Plotpoint am Ende des zweiten Akts. Auch der Mittelteil hat Anfang, Mitte und Ende, auch er bildet eine dramaturgische Einheit. Der Zentrale Punkt in der Mitte des zweiten Akts, der die Handlung des zweiten Akts zusammenhält, , Der Zentrale Punkt stellt eine wirksame Verbindung im dramatischen Ablauf des zweiten Akts dar. Er ist die erste Information/ Handlung, die zur Auflösung führt und teilt den Akt II in zwei Hälften. Was hält alles zusammen? Das ist das erste, was ich unbedingt wissen muß. Wenn erst mal der dramatische Kontext der ersten Hälfte festgelegt ist, kann man den Inhalt einsetzten, die einzelnen Szenen, die die Geschichte ausmachen. Jede Hälfte hat ihren dramatischen Kontext. Für den gesamten Akt II ist der dramatische Kontext Konfrontation. Die Hauptfigur stößt auf Hindernisse, die sie davon abhalten, ihr Ziel zu erreichen. Sobald das „innere Bedürfnis“ einer Figur definiert ist, erfinde man Hindernisse. Drama ist Konflikt. Die Geschichte des Films ist die Geschichte des Helden, der allen Widrigkeiten zum Trotz sein Ziel erreicht. Das ist die Stärke des dramatischen Kontexts. Wenn er etabliert ist, kann man sich daran halten und eine dramatische Handlungslinie ziehen, die vom ersten Plotpoint bis zum Zentralen Punkt und von dort bis zum zweiten Plotpoint reicht. Die Funktion des dramatischen Kontexts es, daß er alles zusammenhält, er ist Struktur. Das Ende der Geschichte: Der dritte Akt bringt den Schluß oder die Auflösung der Geschichte. Auch der Schluß hat Anfang, Mitte und Ende. Er beginnt beim zweiten Plotpoint und reicht bis zum Ende des Drehbuchs. Der dramatische Kontext ist die Auflösung der Geschichte. Was passiert mit der Hauptfigur? Im Akt III sollten keine neuen Charaktere mehr eingeführt werden. Vor dem großen Showdown empfiehlt es sich alle Nebenplots abzuschließen, damit ist eine volle Konzentration zur Auflösung der Hauptfrage gewährleistet. Zum Schluß stelle man sich die Frage: Wird die Hauptfrage auch beantwortet?