Schaffhauser Bock - Spitäler Schaffhausen

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Vorträge in den Spitälern Schaffhausen: Dominik Müntener, Leitender Arzt am Kantonsspital Schaffhausen, zum Thema «Schlaganfall»
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall
SCHAFFHAUSEN. Je schneller der Neurologe nach einem
Schlaganfall reagieren kann, desto grösser sind die Heilungschancen des Patienten. Deshalb ist es wichtig, bei festgestellten Symptomen sofort das Spital aufzusuchen.
VON ANDREA HAGER
Nach Krebs und Herzkrankheiten ist der
Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in der westlichen Welt. Er ist auch die
zweithäufigste Ursache einer Demenz und
sogar die häufigste Ursache einer bleibenden Behinderung. An jedem zweiten Tag
Der «Johann Jacob Wepfer Award»
Seit 2005 verleiht die Europäische
Schlaganfallgesellschaft
(European
Stroke Conference) den «Johann Jacob Wepfer Award» für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der
zerebrovaskulären Krankheiten und
des Schlaganfalls. Der Schaffhauser
Stadtarzt Johann Jacob Wepfer (16201695) war als viel gefragter Praktiker oft konsiliarisch unterwegs und
begründete die weit herum bekannte
Schaffhauser Ärzteschule. Von seinen
Werken sind zwei besonders erwähnenswert: Mit einer Schrift über den
Wasserschierling begründete Wepfer
in der Toxikologie die systematische,
tierexperimentelle Giftprüfung und in
seinen 1658 in Schaffhausen erschienenen «Oberservationes anatomicae»
widmete er sich als Erster dem Thema
Schlaganfall.
erleidet in Schaffhausen ein Mensch einen
Schlaganfall, pro Jahr sind es rund 200.
Die Tendenz ist steigend, und auch wenn
das vorgerückte Alter ein wesentlicher
Risikofaktor ist, so sind doch auch immer
öfter jüngere Menschen davon betroffen,
wie Dr. Dominik Müntener in seinem von
rund 300 Personen besuchten Vortrag bei
den Spitälern Schaffhausen ausführte.
Müntener verstand es ausgezeichnet, die
Zuhörer für das Thema zu sensibilisieren
und verdeutlichte ihnen, dass sie sich
unbedingt an das englische Merkwort
«Fast» – also «schnell» – halten sollten:
F wie «Face» bedeutet, das Gesicht anzuschauen. Lächelt der Patient, kann er
Zähne zeigen? A wie «Arms»: Kann er seine Arme anheben? S wie «Speech»: Kann
er einen Satz nachsprechen? Und T wie
«Time» mahnt uns, nach drei negativen
Antworten sofort den Notruf (Nummer
144) anzurufen.
Die wichtigsten Symptome
Was aber ist ein Schlaganfall? Es handelt
sich um eine akute, umschriebene Funktionsstörung des Gehirns aufgrund einer
Durchblutungsstörung. Diese rührt zu
20 Prozent von einer Hirnblutung, das
heisst dem Riss einer Hirnarterie, her, zu
80 Prozent aber von einem Hirninfarkt,
wenn ein verschlossenes Gefäss zu einer
Mangeldurchblutung führt.
Der Schlaganfall verursacht keine
Schmerzen, aber mit einem schlagartigen Beginn verschiedene neurologische Ausfälle wie eine einseitige Lähmung oder Gefühlsstörung des Gesichts
oder anderer Extremitäten. Nicht selten kommt es zu einem verwaschenen
Reden, verbunden allenfalls mit einer
Schluckstörung, sowie zu Sprach- und
Sehstörungen. Der Patient – es handelt
sich öfters um Männer als um Frauen –
leidet an einem unsicheren Gang, an
Dreh- und Schwankschwindel sowie an
Koordinationsstörungen. Selten kommt
es, vor allem bei einer Blutung, zu starken, ungewohnten Kopfschmerzen.
In seinem Referat ging Dominik Müntener
vor allem auf den Hirninfarkt ein, der entsteht, wenn ein Blutgerinnsel (Thrombus)
ein Hirngefäss verschliesst. Die Quelle liegt
häufig ausserhalb des Gehirns; der Thrombus wird dann mit dem Blut ins Gehirn
gespült (Embolus). In 30 Prozent der Fälle liegt die Ursache bei einer Herzerkrankung, in 20 Prozent ist eine Arteriosklerose der Hals- oder Hauptschlagader der
Auslöser, und in 10 Prozent der Fälle liegt
eine Kleingefässerkrankung vor. Beim
Rest handelt es sich entweder um andere
oder um unklare Ursachen; Müntener betonte, dass diese hohe Dunkelziffer für den
Genesungsprozess kein Nachteil ist.
Zur Diagnose verwendet die Neurologie
eine Computertomographie, eine Magnetresonanztomographie oder aber einen
Ultraschall der hirnzuführenden Arterie.
Meist kommen Herz- und Blutuntersu-
on durch Physio- und Ergotherapie sowie
Logopädie.
Für eine intravenöse Thrombolyse stehen dem Arzt rund 4,5 Stunden nach
Symptombeginn zur Verfügung, für die
aufwendige intraarterielle Thrombose,
die nur in grossen Zentren durchgeführt
wird, sind es sechs Stunden. Je schneller
eine Einlieferung erfolgt, desto besser sind
die Erfolgsaussichten einer vollständigen
Wiedergenesung: Die Hälfte der Patienten sind ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall wieder weitgehend selbständig,
20 Prozent sind allerdings verstorben,
30 Prozent pflegebedürftig.
Dominik Müntener wies darauf hin, dass
die Spitäler Schaffhausen so gut eingerichtet sind wie ein Kompetenzzentrum
Dr. Dominik Münterer referierte in den Spifür Schlaganfall (Stroke Unit), und riet
tälern Schaffhausen bei einem öffentlichen
Vortrag zum Thema Schlaganfall.
Bild: zVg den Zuhörern zu Präventionsmassnahmen wie einem gesunden Lebensstil sochungen hinzu, eher selten die Unter- wie einer konsequente Therapie der Gesuchung der Hirnstromkurve sowie des fässrisikofaktoren.
Nervenwassers.
Selbsthilfegruppe vorhanden
In Schaffhausen gibt es eine SelbsthilfeHirndurchblutung verbessern
Im Spital wird für eine Verbesserung der gruppe von Fragile Ostschweiz, die sich
Hirndurchblutung durch Wiedereröff- immer am zweiten Freitag im Monat von
nung des verschlossenen Gefässes und 19 bis 21 Uhr im Lindli-Huus an der Fiauch der kollateralen Durchblutung scherhäuserstrasse 47 trifft. Kontakt: Su(Flüssigkeitszugabe, Erhöhung des Blut- sanne Klingenfuss (Telefon Geschäft 071
drucks) gesorgt. Zudem sollen wieder op- 686 26 07; susanne.klingenfuss@stgag.
timale Bedingungen für die Nervenzellen ch) oder Katharina Häne-Vollenweider
geschaffen werden durch Sauerstoffzu- (Telefon 052 657 12 75; rinadesign@
führung oder Blutzuckerkorrektur. Unter gmx.ch).
Vermeidung sekundärer Schäden werden
die Ursachen des Hirninfarkts abgeklärt Am Dienstag, 11. März 2014, referiert Dr.
und die Sekundärprophylaxe gestartet. Jörg Püschel um 19 Uhr im PsychiatriezentWichtig ist die schnelle Akutrehabilitati- rum Breitenau über Burn-out.
Schaffhauser Bock, 25. Februar 2014
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