DONALD-News Last berücksichtigt auch die Menge des verzehrten kohlenhydrathaltigen Lebensmittels. Der glykämische Index und die glykämische Last in der Ernährung von Kindern In experimentellen Studien wird nach dem Verzehr einer Kost mit hohem glykämischem Index eine überschießende Insulinantwort beobachtet, auf die 3–4 Stunden später ein starker Abfall des Blutzuckerspiegels folgt, der Hunger auslöst. Daher wird der regelmäßige Verzehr einer Kost mit höherem glykämischem Index als eine Ursache für das immer häufiger werdende kindliche Übergewicht diskutiert. Im Zuge der allgemeinen Verringerung der Fettzufuhr hat der Kohlenhydratverzehr auch bei Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren zugenommen. Da dies jedoch häufig mit einem vermehrten Verzehr von stark verarbeiteten Fertigprodukten und Softdrinks einhergeht, habe sich – wie vielfach postuliert – auch der glykämische Index und die glykämische Last der Kost erhöht. Auf den 3-Tages-Ernährungsprotokollen der DONALD-Studie basierend haben wir daher den glykämischen Index bzw. die glykämische Last der Kost von 7–8-Jährigen aus den Jahren 1990, 1996 und 2002 verglichen (siehe auch British Journal of Nutrition, 2005). Jedem kohlenhydrathal- Der glykämische Index ist ein Maß für die Blutzuckerwirksamkeit von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln; die glykämische Abb.1 Relativer Beitrag verschiedener Kohlenhydratquellen zur glykämischen Last in der Kost 7–8-jähriger Teilnehmer der DONALD-Studie. Der Vergleich basiert auf 3 Kollektiven aus den Jahren 1990 (n⫽46), 1996 (n⫽56) und 2002 (n⫽53); modifiziert nach BUYKEN et al., Br J Nutr 2005; 94: 796–803 Süßwaren, Knabberartikel, Limonaden Brot, Brötchen Milch, Milchprodukte Obst Zerealien, Frühstückszerealien 1990 1996 2002 Obstsäfte Nudeln Pommes frites, Bratkartoffeln, Kartoffelpüree Gekochte Kartoffeln Gemüse Reis 0 5 10 15 20 25 30 35 % 1 tigen Lebensmittel wurde ein publizierter glykämischer Index zugeordnet. Kinder im Jahr 2002 aßen eine Kost mit leicht höherem glykämischem Index und höherer glykämischer Last als 7–8-Jährige im Jahr 1990 (56,5 versus 55,1%; p⫽0,03 bzw. 17,5 versus 16,7 g/MJ; p⫽0,04). In allen 3 Jahren leisteten die sog. »geduldeten Lebensmittel« (Süßwaren, Knabberartikel und Limonaden) den höchsten Beitrag zur mittleren glykämischen Last der Kost und überstiegen sogar den Beitrag von Brot und Brötchen (Abb. 1). Reis, Kartoffelpüree, Pommes frites und Bratkartoffeln – bekannt für ihren relativ hohen glykämischen Index – spielten hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Kinder, die einen niedrigeren glykämischen Index erreichten (unteres Drittel), ernährten sich ernährungsphysiologisch günstiger als jene mit einem höheren glykämischen Index (oberes Drittel): sie aßen zuckerärmer, eiweiß- und ballaststoffreicher, verzehrten mehr Kohlenhydrate aus Obst und Obstsäften und weniger Kohlenhydrate aus Süßwaren, Knabberartikeln und Limonaden (p ⬍0,05). Diese Auswertungen der DONALD-Studie bestätigen die Vermutung, dass sich glykämischer Index und glykämische Last in der Kost von Kindern in den letzten Jahren erhöht haben. Bereits ein teilweiser Austausch von Süßwaren, Knabberartikeln und Limonaden gegen Lebensmittel mit niedrigem glykämischem Index, z. B. Obst, Kartoffeln und Vollkornprodukte, könnte diesem leichten Trend entgegenwirken und sich zudem günstig auf die Qualität der Ernährung auswirken. Dr. W. SICHERT-HELLERT Forschungsinstitut für Kinderernährung Heinstück 11 44225 Dortmund [email protected] pädiat. prax. 69, 89–90 (2006/2007) 2