X0AS_X1AS_COTE1_D_Das Bedürnis des Menschen zu atmen

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Das Bedürfnis des Menschen zu atmen
Anmerkung :
•
•
Alle Elemente in Kursivschrift sind als Informationszusatz zu betrachten und nicht für
Prüfungen und Examen zu lernen.
Die Abkürzung PE steht für Pflegeempfänger.
Unterrichtsunterlagen für die Klassen X0AS und X1AS
1
Vorkenntnisse
• Anatomie und Physiologie des Atemapparates.
• Anatomie und Physiologie des Herz und Kreislaufsystems.
Als Grundlage für die Anatomie und Physiologie gilt das Buch „Pflegeassistenz“1.
1
Blunier E., Lehrbuch Pflegeassistenz, Hans Huber Verlag, Bern, ISBN 3-456-83810-7
2
Inhaltsverzeichnis
1. Definition und Wichtigkeit des Bedürfnisses
2. Beeinflussende Faktoren
3. Die Beobachtung der Atmung
a. Der Atemtyp
b. Die Atemfrequenz
c. Die Atemintensität
d. Der Atemrhythmus
e. Atemgeräusche
f. Der Atemgeruch
g. Husten und Sputum
h. Dyspnoe
i. Zyanose
j. Sauerstoffsättigung des Blutes
k. Das Gesamtempfinden des Pflegeempfängers
l. Schlussfolgerung
4. Puls und Pulsmessung
5. Der Blutdruck
6. Vokabular
Quellenangabe
Annexes
3
1. Definition und Wichtigkeit des Bedürfnisses
Die Atmung (la respiration) dient der Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und dem
Ausstoß von Kohlendioxid. Sie wird vom Atemzentrum aus gesteuert, das sich im
verlängerten Rückenmark des Gehirns befindet.
Atmung und Herz-Kreislauf
stehen in direktem Zusammenhang. Sie sind
lebensnotwendige Funktionen des menschlichen Körpers. Atmung, Puls und
Blutdruck zählen deshalb zu den sogenannten Vitalparameter.
Die
Messung
Arztverordnung
dieser
Parameter
benötigen
und
sind
pflegerische
auch
von
der
Maβnahmen,
die
keine
Krankenpflegehelferin
in
Zusammenarbeit mit der Krankenpflegerin durchgeführt werden können.
Eine ernsthafte Störung der Vitalfunktionen ist lebensbedrohlich (Atemstillstand oder
Herz-Kreislaufstillstand) oder wird zumindest von der betroffenen Person als
lebensbedrohlich empfunden (Atemnot, rasender Puls, sehr hoher Blutdruck).
2. Beeinflussende Faktoren
Die Atmung kann außerhalb jedes krankhaften Prozesses durch verschiedene
Faktoren beeinflusst werden.
Körperliche Faktoren
Psychische Faktoren
Umweltfaktoren
Lebensstil
Alter
Gefühle (Angst,
Ozonkonzentration
Rauchen
Gewicht
Aufregung, sexuelle
Umweltverschmut-
Beruf
Körperliche Betätigung Lust,...)
zung
Freizeit
in Beruf und Freizeit
Geistige Übungen
Klimatische
(Sport z.B.)
(Meditation)
Verhältnisse
Schlaf
(Höhenluft z.B.)
Veränderungen der Atmung können aber auch im Zusammenhang mit einer Vielzahl
von Erkrankungen auftreten.
•
Erkrankungen der Atemwege
•
Erkrankungen des Herzens oder der Blutgefässe
•
Stoffwechselstörungen
4
3. Die Beobachtung der Atmung
Bei der Beobachtung der Atmung gilt es zu unterscheiden zwischen einer normalen
Atmung und einer aufgrund krankhafter Prozesse veränderten Atmung.
Eine Atembeobachtung ist notwendig:
•
bei
der
Aufnahme
eines
jeden
Pflegeempfängers
im
Rahmen
des
Erstgesprächs bzw. der Pflegeanamnese,
•
bei Pflegeempfängern mit Lungen- oder Herzerkrankungen,
•
bei
Sauerstofftherapie,
während/nach
einer
Narkose,
bei
Gabe
atemdepressiver (die Atmung dämpfender) Medikamente wie z.B. Morphium
Die gesunde, normale Atmung (Eupnoe) erfolgt regelmäßig, gleichmäßig tief, ist
geräuscharm und geruchlos.
Zur Beobachtung der Atmung gehört die Beobachtung folgender Parameter:
•
Atemtyp.
•
Atemfrequenz.
•
Atemintensität.
•
Atemrhythmus.
•
Atemgeräusche.
•
Atemgeruch.
•
Husten und Sputum.
•
Dyspnoe/ Atemnot.
•
Zyanose.
•
Sauerstoffsättigung (SaO2) im Blut.
Außerdem :
•
Atembewegungen.
•
Gesamtbefinden des Pflegeempfängers.
•
Rauchgewohnheiten.
5
a) Der Atemtyp
Man unterscheidet zwischen Bauchatmung (Zwerchfell übernimmt die Atemarbeit)
und Brustatmung (Zwischenrippenmuskulatur übernimmt die Inspiration).
Daneben gibt es eine Mischatmung (Arbeitsteilung zwischen Zwerchfell und
Zwischenrippenmuskulatur)
sowie
eine
Auxiliaratmung
(Beinahme
der
Atemhilfsmuskulatur)
Vorkommen
physiologisch
pathologisch
Bauchatmung
oder
Abdominalatmung
oder
Zwerchfellatmung
Männer
Säuglinge
Kleinkinder
Schonatmung
nach
Brustkorb-Verletzungen oder
-operationen
Brustatmung
oder
Kostalatmung
oder
Thorakalatmung
Frauen
Schonatmung nach BauchVerletzungen
und
operationen
Mischatmung
Körperliche Anstrengung
Auxiliaratmung:
Zuhilfenahme
der
Atemhilfsmuskulatur
des Schultergürtels
schwere Atemnot (Dyspnoe)
6
b) Die Atemfrequenz
Definition und Norm:
= Anzahl der Atemzüge pro Minute.
Dabei besteht ein Atemzug aus einer kompletten Einatmung und Ausatmung.
Der normale Wert der Atemfrequenz liegt beim Erwachsenen zwischen 12 und 20
Atemzügen pro Minute (Az./ Min).
Um
die
Atemfrequenz
korrekt
zu
erfassen,
müssen
folgende
Richtlinien
berücksichtigt werden:
•
Die Beobachtung der Atmung erfolgt immer so, dass es der Pflegeempfänger
nichts bemerkt. Denn sobald sich der Mensch seiner Atmung bewusst wird,
beeinflusst er sie. So kann man zum Beispiel im Rahmen der Pulsmessung
die Finger noch am Handgelenk des Pflegeempfängers halten, und so die
Atemfrequenz zählen.
•
Das Zählen der Atemfrequenz erfolgt über den Zeitraum einer Minute.
Normabweichungen der Atemfrequenz
Ursachen
Definition
Tachypnoe Gesteigerte
Atemfrequenz
(>20
Az./
Min)
physiologisch
- Körperliche Anstrengung
- Psychische Belastung
- Hitze
- Aufenthalt in großer Höhe
Bradypnoe
Verminderte - Schlaf
Atemfrequenz - Tiefe Entspannung
(<12
Az./
Min)
Apnoe
Atemstillstand
pathologisch
- Schmerzen
- Fieber
- Herzkrankheit
- Lungenkrankheit
- Anämie
- Schädigung des
zentralen Nervensystems
- Vergiftungen
- Stoffwechselkrankheiten
- Verletzung der
Atemwege
- Lähmung des
Atemzentrums
! Eine nicht behandelte Apnoe führt innerhalb von 3-5 Minuten zum
Tod!
7
c) Die Atemintensität
Beim Gesunden entspricht die Atemintensität dem tatsächlichen Bedarf an Sauerstoff
und hängt vom aktuellen Kohlendioxidgehalt des Blutes ab d.h. steigt der
Sauerstoffbedarf oder ist der Kohlendioxidgehalt zu hoch, so werden die Atemzüge
tiefer und die Atemfrequenz steigt.
Abweichungen
•
Hyperventilation: gesteigerte Atemtätigkeit, mehr als der eigentliche
Bedarf
o
•
Atemzugvolumen und Atemfrequenz sind erhöht.
Hypoventilation: verminderte Atemtätigkeit,
o
Folge: der Bedarf des Organismus an O2 wird nicht gedeckt und
zuwenig CO2 wird aus dem Blut entfernt
o
•
Meist sind Atemzugvolumen und Atemfrequenz erniedrigt.
Eine alveoläre Minderbelüftung ist eine zu geringe Belüftung einzelner
Lungenanteile (meist gekoppelt mit einer Minderdurchblutung). Hierfür gibt
es unterschiedliche Ursachen (Immobilität, Schonhaltung, …).
Achtung! Minderbelüftete Alveolen (Lungenbläschen) bieten Bakterien
einen idealen Nährboden. Dies begünstigt die Entstehung einer
Lungenentzündung (Pneumonie).
d) Der Atemrhythmus
Als normaler (physiologischer) Atemrhythmus wird ein regelmäßiger Atemrhythmus
bezeichnet:
• die Atemzüge sind etwa gleich tief
• die Zeit von Atemzug zu Atemzug ist gleich lang
• das Atemzugvolumen ist konstant.
Die Atmung des Gesunden ist also regelmäßig und gleichmäßig tief.
Das Zeitverhältnis zwischen Einatmung und Ausatmung entspricht etwa 1:2, d.h. die
Ausatmung dauert etwa doppelt so lange wie die Einatmung
8
Quelle: Frey I. et al, Krankenpflegehilfe, p.447
Normabweichungen des Atemrhythmus
a) Physiologische Abweichungen
Körperliche Tätigkeit und bewusste Einflussnahme können eine Änderung des
Atemrhythmus bewirken.
b) Pathologische Abweichungen
Pathologische Abweichungen beeinflussen meist Atemrhythmus, -frequenz
und -intensität. Man spricht dann von pathologischen Atemmustern.
o Cheyne Stokes’sche Atmung
= Kleine, flache, immer tiefer werdende keuchende und wieder
abflachende Atemzüge mit Atempausen, z.B. bei Sterbenden oder
Schwerstkranken.
o Schnappatmung
= unregelmäßige, schnappende Atemzüge, schwerste Form der
Cheyne Sokes’schen Atmung bei Sterbenden.
o Kußmaul-Atmung
= große, tiefe, regelmäßige und pausenlose Atemzüge, z.B. bei
schweren Stoffwechselstörungen wie dem Coma diabeticum.
o Biot’sche Atmung
= mehrere gleichmäßig tiefe Atemzüge werden periodisch
wiederkehrend von Atempausen unterbrochen, z.B. bei
Hirnschädigungen mit erhöhtem Hirndruck.
9
e) Atemgeräusche
Normalerweise geschieht das Atmen geräuschlos.
Als nicht natürlich werden folgende Geräusche während der Atmung bezeichnet:
•
Schnarchen: typisches Atemgeräusch während des Schlafes, infolge der
Erschlaffung
der
Rachenmuskulatur
oder
einer
Behinderung
der
Nasenatmung
•
Stridor (Zischen, Pfeifen): Abnormes hohes Geräusch, das meist beim
Einatmen
(inspiratorischer
Stridor),
manchmal
auch
beim
Ausatmen
(expiratorischer Stridor) infolge einer Verengung oder Blockierung der oberen
Luftwege entsteht.
•
Rasselgeräusche:
krankheitsbedingte
Atemgeräusche,
die
durch
Schleimansammlung in den Bronchien entstehen.
•
Brodelnde Geräusche: bedingt durch Wasser in den Lungen (Lungenödem)
•
Keuchen: Bei schwerer Anstrengung oder Atemnot.
•
Singultus: Schluckauf (unwillkürliche Zwerchfellkontraktionen) infolge einer
Reizung des Nervus phrenicus
f) Der Atemgeruch
Ein normaler Atem ist fast geruchlos. Ein systematischer unangenehmer
Atemgeruch, auch Foetor genannt, deutet auf eine Erkrankung hin.
Man unterscheidet:
•
Azetongeruch (z.B. bei diabetischem Koma, längerer Nahrungskarenz; der
Abbau der Fettreserven führt zu einer erhöhten Produktion von Ketonkörpern)
•
Ammoniakgeruch (z.B. bei stark beeinträchtige Leberfunktion; die Leber ist
nicht mehr in der Lage, das Ammoniak abzubauen)
•
Foetor hepaticus (bei Leberversagen, riecht wie frische Leber)
•
Fäulnisgeruch (Zerfallsprozess in den Atemwegen)
•
Eitergeruch (bakterielle Infektion)
•
Foetor uraemicus (Endstadium des Nierenversagen, riecht urinös)
10
g) Husten und Sputum
Als Husten bezeichnet man das plötzliche Ausstoßen von Luft, um Bronchialsekret
(Sputum), Fremdkörper und schädliche Gase oder Partikel aus den Atemwegen zu
entfernen.
Der Hustenreflex ist ein Schutzreflex, der die Atemwege von Fremdkörpern und
anderen schädigenden Reizen befreit. Auch das Einatmen trockener Luft
(Heizungsluft) kann den Hustenreflex auslösen.
Husten ist meist ein harmloses Symptom, das vor allem bei Erkältungen auftritt.
Es lassen sich verschiedene Arten des Hustens beobachten. Nach Häufigkeit, Dauer
und Schleimsekretion werden unterschieden:
•
Akuter Husten: z.B. bei einer akuten Bronchitis oder Lungenentzündung
•
Chronischer Husten: z.B. bei langjährigem Rauchen, Bronchialkarzinom oder
Tuberkulose
•
Rezidivierender Husten: z.B. bei Asthma bronchiale
•
Produktiver
Husten:
Es
wird
Sekret
abgehustet,
das
von
der
Bronchialschleimhaut gebildet wurde
•
Unproduktiver Husten (trockener Reizhusten): sekretloser Husten. Er entsteht
bei Atemwegsreizungen, aber auch bei ernsten Erkrankungen wie dem
Bronchialkarzinom oder Keuchhusten. Er ist für den Kranken besonders
quälend und erschöpfend.
•
Als
Sputum
(Auswurf,
Expektoration)
bezeichnet
man
das
ausgehustete
Bronchialsekret.
Glasig-helles Sputum in sehr geringer Quantität, welches manchmal ausgehustet
wird, ist normal.
Bei
zahlreichen
Erkrankungen,
aber
auch
bei
Rauchern,
wird
vermehrt
Bronchialsekret gebildet. Oft ist seine Beschaffenheit nicht normal, sondern z.B. in
Farbe oder Geruch verändert.
Die Beobachtung des Sputums umfasst folgende Parameter:
•
Makroskopisch:
o Farbe
o Menge
o Geruch
11
o Beschaffenheit (Konsistenz)
o Beimengungen (wie Eiter, Blut, Nahrungsreste oder Gewebeteile)
•
Mikroskopisch: eventuell Bakterien, Pilze oder Tumorzellen
Anomalie
Mögliche Ursache
Zäh, fadenziehend, glasig
Asthma bronchiale
Weißlicher Schleim, vor
Chronische Bronchitis, sog. „Raucherhusten”
allem morgens abgehustet
Eitrig, grün-gelb, oft leicht
Bakterielle Infektion der Atemwege, z.B. eitrige
süßlich riechend
Bronchitis, Lungenentzündung, Lungenabszess
Übel riechend-faulig
Gewebezerfall der Lunge bei Bronchialkarzinom
Rotbraune Verfärbungen
Geringe Blutmengen bei Lungenentzündung,
Bronchialkarzinom, Tuberkulose, Lungenembolie
Dünnflüssig, schaumig, evtl.
Akutes Lungenödem
leicht blutig
12
h) Dyspnoe (Atemnot)
Definition
Erschwerte Atmung mit dem (subjektiven) Gefühl, nicht genügend Luft zu
bekommen,
-
meist ist die Atemarbeit sichtbar verstärkt (sichtbare Anstrengung),
-
Inanspruchnahme der Atemhilfsmuskulatur (Auxiliaratmung),
-
der Pflegeempfänger klagt über ein Beklemmungsgefühl,
-
er ist unruhig und ängstlich, bei schwerster Dyspnoe zeigt sich
Todesangst
-
häufig begleitet von Atemgeräuschen,
-
eventuell begleitet von Zyanose.
Die Nasenflügelatmung (Bewegung der Nasenflügel) kann ein Begleitsymptom der
Dyspnoe sein (z.B. bei schwerer Pneumonie).
Die Dyspnoe ist in jedem Fall ein Symptom einer Erkrankung, die Ursachen können
sehr verschieden sein! Der Patient leidet unter der Atemnot.
Ursachen
Eine Dyspnoe kann vielfältige Ursachen haben:
A. Pulmonale Ursachen:
-
akute und chronische Lungenerkrankungen wie z.B. Pneumonie,
Bronchitis, Asthma bronchiale, Tumore, Lungenemphysem.
-
Thoraxverletzungen (= Verletzungen des Brustkorbes).
-
Lähmung der Atemmuskulatur.
-
Verlegung der Atemwege z.B. durch Aspiration von Fremdkörpern.
B. Kardiale Ursachen:
-
Herzinfarkt.
-
Herzinsuffizienz mit Lungenödem.
-
Angeborene Herzerkrankungen (Herzfehler).
13
C. Extrathorakale Ursachen:
-
Schock.
-
Diabetisches Koma.
-
Störungen im Bereich des Atemzentrums wie z.B. Schlaganfall, Hirntumor,
Enzephalitis.
-
Anämie.
-
Adipositas.
-
Pseudo-Krupp oder Krupp.
-
Psychische Ursachen (Emotionen).
-
Physiologisch bei körperlicher Anstrengung.
Die Schweregrade der Dyspnoe
Vor allem bei Lungen- und Herzerkrankungen ist zu beachten, welche körperlichen
Anstrengungen zur Atemnot führen und ob es sich dabei um leichte oder schwere
Tätigkeiten handelt. Entsprechend wird der Schweregrad der Dyspnoe beurteilt:
Grad I
Atemnot nur bei großer körperlicher Anstrengung
wie
schnellem
Gehen
auf
ebener
Strecke,
Bergaufgehen oder Treppensteigen
Grad II Atemnot
schon
bei
mäßiger
körperlicher
Anstrengung, z.B. beim langsamen Gehen auf
ebener Strecke
Grad
Atemnot
bereits
bei
geringen
III
Anstrengungen wie An- und Ausziehen oder
Belastungsdyspnoe
(Anstrengungsdyspnoe)
körperlichen
leichten Verrichtungen im Haushalt
Grad
Atemnot auch in Ruhe
Ruhedyspnoe
IV
Orthopnoe
Orthopnoe (höchste Atemnot): Schwerste Form der Dyspnoe. Der Pflegeempfänger
sitzt aufrecht und setzt die Atemhilfsmuskulatur voll ein. Er hat Todesangst und ringt
nach Luft. Die Haut ist livide (= blass-bläulich, violett) oder blass-zyanotisch gefärbt.
14
Pflegehilfe bei Belastungsdyspnoe:
•
Auf die Grenzen der Belastbarkeit des Patienten achten.
•
Belastungen abschätzen und eventuell Teilhilfe anbieten (z.B. einen Teil
einer Gehstrecke zu Fuß, den anderen Teil mit dem Rollstuhl fahren).
•
Dem Patienten genügend Zeit für Pausen geben (Arbeitsplanung).
•
Sobald der Patient Atemnot bekommt: Tätigkeit unterbrechen.
Pflegehilfe bei Ruhedyspnoe:
•
Keine aktivierende Pflege bei Patienten mit Ruhedyspnoe.
•
Da der Patient Mühe hat beim Sprechen gilt es z.B. geschlossene Fragen
zu stellen.
•
Wegen der Mundatmung muss auf eine geeignete Mundhygiene geachtet
werden um die Mundschleimhaut feucht zu halten.
•
Atemerleichternde Oberkörperhochlagerung mit Entlastung des Gewichts
von Armen und Schultergürtel
•
Dosierte Lippenbremse anwenden
•
O2 –Zufuhr auf AV und in Zusammenarbeit mit der Krankenpflegerin.
•
Obstipationsprophylaxe: Der Patient sollte weichen Stuhlgang haben,
damit er nicht pressen muss.
Pflegehilfe bei Orthopnoe:
Die durch die Todesangst bedingte Panik verstärkt die Atemnot, und es kommt leicht
zu einem Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. Daher ist es vor allem
wichtig, dem Pflegeempfänger die Angst zu nehmen:
•
Sofort den Arzt oder Krankenschwester rufen!!!!
•
Oberkörperhochlagerung, beengende Kleidung öffnen.
•
Selbst ruhig bleiben und beruhigend auf den Patienten einwirken.
•
Aufgeregte Zimmernachbarn und Besucher falls nötig freundlich aber
bestimmt aus dem Zimmer bitten.
•
Beim Pflegeempfänger bleiben.
•
Fenster öffnen.
•
Den Patienten nicht zum Tiefdurchatmen auffordern. Ihn bitten ruhiges
Atmen zu versuchen, soweit es ihm möglich ist.
15
•
Keine Pflegemaßnahmen in dieser Situation durchführen bis es ihm besser
geht.
•
Bewusstseinslage,
Hautfarbe, Atmung, Blutdruck und Pulsfrequenz
engmaschig kontrollieren.
i) Die Hautfarbe
Bei normaler Atmung ist die Hautfarbe rosa bis rosa-rot. Diese Farbe erhält die Haut
durch eine gute Durchblutung mit sauerstoffreichem Blut.
Bei gestörter oder ungenügender Atmung gelangt weniger Sauerstoff ins Blut. Es
kommt zu Sauerstoffmangel im Blut, dies nennt man auch noch: HYPOXIE.
Sauerstoffarmes Blut hat eine dunklere (bläuliche) Farbe. So kommt es, dass die
Haut, aber besonders die Lippen und Fingernägel, die Ohrläppchen und die
Nasenspitze blauviolett verfärbt werden = ZYANOSE.
j) Sauerstoffsättigung im Blut (SaO2)
= Anteil des Oxyhämoglobins am Gesamthämoglobin
Normwert im arteriellen Blut > 95%
Ursachen einer niedrigen SaO2: siehe Zyanose
Kontrolle der Sauerstoffsättigung: Pulsoxymetrie, transkutane Messung der
arteriellen Sauerstoffsättigung an einem Finger mittels eines Pulsoxymeters (O2Saturometer), unblutige Methode.
k) Das Gesamtempfinden des Pflegeempfängers
Wie urteilt der Pflegeempfänger über seine Atmung?
Hat er Schmerzen, die atemabhängig sind?
Wird seine Atmung durch psychische Faktoren beeinflusst?
Wie sind seine RAUCHGEWOHNHEITEN?
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l. Schlussfolgerung
Die Beobachtung der Atmung des Pflegeempfängers ermöglicht es festzustellen, ob
sie als befriedigend oder als unbefriedigend einzuschätzen ist.
• Zeichen der Unabhängigkeit / Befriedigung
Die Atmung des Menschen ist als ausreichend, korrekt zu betrachten, solange sie es
ermöglicht ihren Aufgaben gerecht zu werden, und dies ohne ein Übermaß an
Anstrengung oder Erschöpfung zu bedeuten.
Die einzelnen beobachtbaren Zeichen der Unabhängigkeit wurden oben unter der
Beobachtung der Atmung als Normalzustand aufgeführt.
• Zeichen der Abhängigkeit / Nichtbefriedigung
Sobald die Atmung ihren Aufgaben in einem angemessenen Rahmen nicht mehr
gerecht werden kann, spricht man von einer Abhängigkeit. Objektive Zeichen, welche
diese Abhängigkeit belegen, wurden unter der Beobachtung der Atmung behandelt.
17
4. Puls und Pulsmessung
A. Definition
Puls (pulsus = Stoß): Anstoßen der Blut- oder Druckwelle an die Arterienwand.
Mit jeder Kammersystole wird eine gewisse Menge Blut (zirka 70 - 100 ml =
Herzschlagvolumen) in die Aorta befördert. Da das Blut aufgrund der
Taschenklappen nicht mehr ins Herz zurückströmen kann, wird es durch die
Elastizität der Aorta in den nächsten Gefässabschnitt gepresst. Von der Aorta
aus gelangt das Blut in alle Arterien unseres Körpers. Da alle Arterien
elastisch sind, dehnen sie sich jedesmal aus, wenn ein Blutstoss kommt, und
ziehen sich gleich wieder zusammen-60- bis 80-mal pro Minute. Das ergibt
eine nie endende fortlaufende Blutwelle in unseren Arterien: die Pulswelle.
Quelle: Pflegeassistenz, S.149
Die Pulswelle lässt sich mit den Fingern ertasten und messen.
B. Die Pulsmessung
Die Pulsmessung ist ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Herz- und
Kreislauffunktion (=Vitalzeichen)
Bei der Kontrolle des Pulses werden folgende Eigenschaften des Pulses bewertet
(Beobachtungskriterien):
-
Pulsfrequenz
-
Pulsrhythmus
-
Die Pulsqualität
18
C. Die Pulsfrequenz
Definition: Anzahl der tastbaren Pulswellen pro Minute.
Beim gesunden Erwachsenen schlägt das Herz im Durchschnitt ca. 70-mal pro
Minute im Ruhezustand (Schlag- oder Herzfrequenz). Mit jedem Herzschlag
werden ca. 70 ml Blut ausgeworfen (Schlagvolumen). Innerhalb einer Minute
pumpt das Herz etwa 5 Liter Blut in den Körper und die Lungen. Diese Größe
wird auch als Herzminutenvolumen bezeichnet.
Die Normalwerte der Pulsfrequenz sind altersabhängig und liegen beim Säugling
und beim Kind höher als beim Erwachsenen.
Der Normwert beim einem erwachsenen Menschen beträgt 60-80 Schläge/ Minute.
Abweichungen
sind
jedoch
häufig
und
können
physiologische
als
auch
pathologische Ursachen haben.
Tachykardie : beschleunigte Herzfrequenz > 100 Schläge/Min.
• Physiologische Ursachen:
o körperliche Anstrengung.
o Aufregung.
o Nikotin- oder Koffeinkonsum
• Pathologische Ursachen:
o Bei Fieber erhöht sich der Puls normalerweise um 8-12 Schläge/Minute
pro Grad Körpertemperatur.
o Blutungen.
o Flüssigkeitsverlust z. B. durch massive Durchfälle.
o Stoffwechselstörungen (z.B. eine Hyperthyreose).
o Verschiedene Vergiftungen.
o Starke Schmerzen.
o Herzrhythmusstörungen.
o Arzneimittelnebenwirkung, z.B. nach Adrenalingabe.
19
Bradykardie: Herzfrequenz < 60 Schläge/Min.
• Physiologische Bradykardie:
o
Während des Schlafes.
o Bei tiefer Entspannung.
o Bei Leistungssportlern.
Bei letzteren stößt das starke Herz mit jedem Herzschlag so viel Blut
aus, dass auch bei erniedrigtem Puls der Körper ausreichend mit Blut
versorgt wird.
• Pathologische Bradykardie:
o Herzreizleitungsstörungen wie der AV-Block
o Arzneimittelüberdosierungen, z.B. mit Digitalispräparaten oder βBlockern
o Stoffwechselerkrankungen, z.B. eine Hypothyreose
Asystolie: fehlende Kontraktion des Herzens, erkennbar an der Pulslosigkeit, d.h.
weder peripher noch zentral ist ein Puls zu tasten.
D. Der Pulsrhythmus
Normalerweise ist der Puls regelmäßig, d.h. die Pulswellen erfolgen in
gleichmäßigen Abständen.
Eine unregelmäßige Schlagfolge wird als Pulsarrhythmie bezeichnet. Eine
Arrhythmie hat gewöhnlich eine pathologische Ursache.
Arrhythmie: Herzrhythmusstörung mit unregelmäßigen Zeitabständen zwischen den
einzelnen
Herzmuskelkontraktionen,
auch
in
Verbindung
mit
zu
schneller
(Tachyarrhythmie) oder zu langsamer (Bradyarrhythmie) Herzfrequenz.
20
Quelle: Pflegeassistenz, S. 152
Extrasystole: Außerhalb des regulären Grundrhythmus auftretender Herzschlag.
Arrhythmien treten z.B. auf bei:
• Herzerkrankungen
• Überdosierung verschiedener Medikamente (z.B. Digitalispräparate)
• Elektrolytverschiebungen im Blut
• Hormonstörungen, insbesondere bei gestörter Schilddrüsenfunktion.
Eine
Arrhythmie
dokumentieren
die
Pflegenden
zusätzlich
zur
ertasteten
Pulsfrequenz, indem sie die Messwerte durch eine Wellenlinie verbinden
(hausinterne Richtlinie beachten).
21
E. Die Pulsqualität
Definition: Spannung und Füllung des Pulses.
Füllung: Die Blutmenge im Blutgefäss ist abhängig von der zirkulierenden
Blutmenge und dem Schlagvolumen des Herzens.
Der Puls ist gut gefüllt, wenn das pulsierende Gefäß sich voll anfühlt. Der Puls
ist schlecht gefüllt, wenn das pulsierende Gefäß sich schwach anfühlt.
Spannung: Hiermit ist der Widerstand der Pulswelle gegen den Druck, den man
beim Pulsfühlen ausübt, gemeint. Die Pulsspannung ist abhängig von der
Herzkontraktion und von der Elastizität der Arterien.
Man spricht von einem weichen Puls, wenn der Puls auffällig leicht zu
unterdrücken ist, z.B. bei Hypotonie, Herzinsuffizienz, ....
Man spricht von einem harten Puls, wenn der Puls sich nur schlecht oder gar
nicht unterdrücken lässt z.B. bei Hypertonie, Druckerhöhung im Gehirn,....
Der normale Puls des Gesunden ist weich und gut gefüllt.
Abweichungen von der normalen Pulsqualität sind:
•
Harter Puls bei arteriosklerotisch veränderten („verkalkten”) Arterien oder
allgemein bei hohem Blutdruck (Hypertonie)
•
Sehr weicher und schlecht gefüllter Puls bei niedrigem Blutdruck
(Hypotonie), bei Herzinsuffizienz oder Fieber
•
Fadenförmiger Puls: Kleiner, weicher, schwach gefüllter und
beschleunigter Puls bei Kollaps oder im Schock.
22
F. Bei welchen PE ist die Pulskontrolle besonders wichtig?
•
Bei Pflegeempfängern mit Herz-Kreislauferkrankungen.
•
Nach Operationen (Gefahr der Nachblutung).
•
Nach schweren Verletzungen.
•
Bei Schädel-Hirn-Trauma.
•
Unter Therapie mit kreislaufwirksamen Medikamenten (z.B. β-Blockern,
Digitalisglykosiden).
G. Die Technik der Pulsmessung.
Wo können wir den Puls tasten?
Den Puls kann man überall dort tasten, wo eine Arterie oberflächlich verläuft und
gegen eine harte Unterlage (Muskel, Knochen, Sehne) gedrückt werden kann.
Man unterscheidet den zentralen Puls vom peripheren Puls.
• Der periphere Puls:
Hier wird der Puls an Arterien der Extremitäten (Beine und Arme) gefühlt.
Bei der peripheren Messung können schwache Pulswellen an den kleinen
Arterien nicht immer getastet werden. Dies ist bei Arrhythmien oder sehr
niedrigem Blutdruck der Fall. Deshalb wird der Puls bei sehr unregelmäβigem
Puls oder im Schock bevorzugt an zentralen Gefäßen gemessen.
Taststellen für den peripheren Puls sind:
o Arteria radialis (Handgelenk unterhalb des Daumenballens)
o A. temporalis (Schläfe)
o A. poplitea (Kniekehle)
o A. dorsalis pedis (vorderer Fußrücken)
o A. tibialis posterior (dorsal des Innenknöchels)
23
• Der zentrale Puls:
Der zentrale Puls kann an allen groβen (herznahen) Arterien getastet werden
und gibt relativ genau die Herzfrequenz wieder.
Taststellen für den zentralen Puls sind:
o
A. carotitis (seitliches Halsdreieck)
o
A. femoralis (Leiste)
Quelle: Krankenpflegehilfe, S. 467
24
Spezielle Vorbereitung des Pflegeempfängers?
Routinemäßig sollte der Puls im Ruhezustand beim liegenden oder sitzenden
Pflegeempfänger gemessen werden (keine Anstrengung oder Aufregung während 15
Minuten vor der Pulsmessung).
Mit welchen Fingern tastet man den Puls?
Üblicherweise wird der Puls an der A. radialis getastet. Diese Arterie ist leicht
aufzufinden, wenn man an der Innenseite des Handgelenks zunächst die deutlich
tastbare Muskelsehne nahe der Mitte fühlt und sich dann nach auβen, also zur
Daumenseite des Handgelenks vortastet.
Das Fühlen des Pulses erfolgt mit den Kuppen des Zeige-, Mittel- und Ringfingers.
Der Puls wird unter leichtem Druck an der ausgesuchten Arterie getastet. Er muss
deutlich zu fühlen sein.
Welches Arbeitsmaterial braucht man zur Pulsmessung?
Man braucht eine Uhr mit einem Sekundenzähler oder eine digitale Zeitanzeige in
Sekunden (z.B. T°-Me βgerät).
Wann beginnt man mit zählen und wie lange muss man zählen?
Man zählt die Pulsschläge üblicherweise während 15 Sekunden und multipliziert
das Ergebnis mit 4 um auf die Pulsschläge pro Minute zu kommen
Z.B. 17 Schläge/15 Sekunden 17x4 = 68 Schl./ Min.
Gleichzeitig werden aber auch die anderen Pulseigenschaften überprüft (Rhythmus,
Spannung und Füllung).
Wichtige Anmerkung:
Eine volle Minute wird bei allen neu aufgenommenen Pflegeempfängern sowie bei
Pflegeempfängern mit sehr langsamem und unregelmäβigem Puls gezählt.
25
Mögliche Fehlerquellen:
•
Wenn der eigene Daumen zum Messen benutzt wird (Verwechslung der
eigenen Pulswelle mit der des Pflegeempfängers).
•
Wenn wegen zu leichten Druckes nicht alle Schläge wahrgenommen werden.
•
Wenn wegen zu starken Druckes die Pulswelle unterdrückt wird.
Was muss der Pflegende tun nachdem er den Puls gemessen hat?
Nach der Pulsmessung erfolgt sofort eine korrekte Dokumentation in der Pflegeakte:
Bei graphischer Darstellung erscheint die Pulsfrequenz ROT.
Bei Abweichungen muss sofort dem zuständigen Pfleger/in Bescheid gesagt werden.
26
5. Die Blutdruckmessung
A. Der Blutdruck
Bei der Herzkontraktion (Systole) pumpt das Herz Blut in die Aorta und übt dabei
einen Druck auf die arteriellen Gefäßwände aus. Man spricht vom systolischen
Blutdruck.
Da Arterien sehr elastisch sind, ziehen sie sich während der Diastole wieder
zusammen. Da aber auch während der Diastole die Arterien natürlich mit Blut gefüllt
sind, entsteht ein Druck, der diastolische Blutdruck.
So herrscht also zu jeder Zeit ein Blutdruck in den arteriellen Gefäßen: abwechselnd
ein systolischer und ein diastolischer Blutdruck.
Quelle: Pflegeassistenz, S. 152.
Der arterielle Blutdruck hängt von folgenden drei Faktoren ab:
•
Gefäßwiderstand der Arterien
•
Herzminutenvolumen
•
Blutvolumen im Gefäßsystem.
27
B. Definitionen:
• Blutdruck (BD) = Druck, Kraft, die das Blut auf die Wände der Blutgefäße
ausübt.
Meist
gemessen
in
der
konventionellen
Einheit
Millimeter
Quecksilbersäule (mm Hg).
• Systolischer BD = Maximaler Druck des Blutes auf die Gefäβwände,
während der Systole.
• Diastolischer BD = Minimaler Druck auf die Gefäβwände, während der
Diastole.
Der diastolische BD ist das Maß für die Dauerbelastung der Gefäßwände.
C. Maßeinheit, Normwerte und Abweichungen
Der Blutdruck wird meistens in mm Hg (Höhe der Quecksilbersäule in mm)
angegeben, z.B. 130/80 mm Hg. Der erste höhere Wert entspricht dabei dem
systolischen Blutdruck, der zweite tiefere dem diastolischen.
Im Sprachgebrauch wird der Blutdruck auch oft in cm Hg ausgedrückt, z.B. 13/8 cm
Hg
Die Normalwerte des Blutdrucks sind altersabhängig.
Beim Erwachsenen:
Systolischer Blutdruck: 90-140 mm Hg oder 9-14 cm Hg
Diastolischer Blutdruck: 60-90 mm Hg oder 6-9 cm Hg
Hypertonie : erhöhter Blutdruck , höher als 140/90 mm Hg.
Hypotonie : tiefer Blutdruck, tiefer als 105/60 mm Hg.
Zur Beurteilung der gemessenen Werte muss man von
den normalen Werten des jeweiligen Patienten ausgehen
28
D. Beeinflussende Faktoren
Blutdrucksteigernde Faktoren
• Physiologisch
o Körperliche Arbeit.
o Aufregung.
• Pathologisch
o Nierenerkrankungen.
o Adipositas (Fettsucht).
o Arteriosklerose.
o Hormonelle Störungen (z.B. Überfunktion der Schilddrüse).
Ältere Menschen haben oft verengte Gefäße mit verhärteten Gefäßwänden
(Arteriosklerose). Der Blutstrom ist verlangsamt, Pulswelle und Pulsdruck werden
stärker, der Druck des Blutes in den Arterien steigt.
Blutdrucksenkende Faktoren
• Physiologisch:
o
Ruhe,
o zu rasches Aufstehen am Morgen.
• Pathologisch:
o
Schock,
o Blutverlust,
o Herz- Kreislauferkrankungen (z.B. Herzfehler),
o hormonelle Störungen (Unterfunktion der Schilddrüse.
Orthostatische Hypotonie
Wiederkehrender Blutdruckabfall beim Wechsel vom Liegen zum Stehen. Durch die
kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns wird dem Pflegeempfänger schummrig
und schwarz vor Augen, er kann stürzen und ohnmächtig werden.
29
E. Indikationen
Laut Tätigkeitskatalog wird die Blutdruckmessung auf Eigeninitiative vorgenommen.
Für gewöhnlich sind die Blutdruckmessung und deren Häufigkeit durch den
Pflegeplan, ein Pflegeprotokoll oder eine ärztliche Anordnung festgelegt.
Standardsituation in denen eine Blutdruckmessung zu erfolgen hat sind:
•
vor jeder Untersuchung und Eingriff, um einen
Ausgangswert zu ermitteln.
•
bei Eintritt ins Krankenhaus oder eine Institution
•
bei jeder Veränderung des Zustandes des Patienten
•
nach invasiven Eingriffen und Narkosen
Beobachtet die Krankenpflegehelferin Symptome, welche auf eine Hyper- oder eine
Hypotonie hinweisen, so muss sie die Initiative ergreifen den Blutdruck zu messen
und eine höher qualifizierte Pflegeperson zu informieren.
F. Wie wird der Blutdruck gemessen?
Es gibt zwei Messmethoden, um den Blutdruck zu bestimmen:
• Die direkte, blutige Blutdruckmessung über eine Drucksonde direkt in der
Arterie.
• Die indirekte, unblutige Blutdruckmessung, nach Riva-Rocci, bei der der
Blutdruck auskultatorisch an der Oberarmarterie/ A. brachialis gemessen wird:
Quelle: Pflege heute, S. 126
30
Es gibt darüber hinaus elektronische Messgeräte für die Selbstmessung (mit
digitaler Anzeige) oder für eine kontinuierliche Messung (Monitoring, Holter).
G. Bedingungen für eine korrekte Blutdruckmessung
•
Bei Spital- oder Heimeintritt wird der Blutdruck an beiden Armen
gemessen.
•
Störungen (Radiomusik, Fernseher) usw. ausschalten.
•
Der Pflegeempfänger soll liegen oder bequem sitzen (stehend nur auf
Anordnung messen).
•
Den Arm (auf Herzhöhe) entspannt lagern.
•
Den Arm freimachen, es darf nichts einengen, die Manschette muss genug
Platz haben (den Pflegeempfänger aus dem Ärmel schlüpfen lassen).
•
Besteht ein Unterschied zwischen dem linken und dem rechten Arm
gemessenen Blutdruck, so wird er an dem Arm gemessen wo der Wert am
höchsten war.
•
Idealerweise messen die Pflegenden den BD stets unter gleichen
Bedingungen: In Ruhe; in gleicher Position; am gleichen Arm!
Nicht gemessen werden darf der Blutdruck an einem Arm:
•
mit Gefäßzugängen (Infusionen)
•
mit Lymphödemen
•
mit einem Shunt (Dialyse-Patienten)
•
nach Brustamputation (auf der betroffenen Seite).
•
Mit einer Lähmung.
31
H. Welches Arbeitsmaterial braucht man?
•
Eine Blutdruckmanschette (3) mit Manometer (1) zum Ablesen des
Blutdrucks (Messeinheiten von 0 bis 300 mm Hg) und einem kleinen Ballon
mit Ventil zum Aufblasen (3).
Die Blutdruckmanschette (mit Haken- oder Klettverschluss) muss zu der
Breite des Armes passen. Für dicke oder sehr dünne Pflegeempfänger gibt
es breitere/ schmalere Manschetten.
Es gibt auch Manschetten ohne Manometer, dieses befindet sich dann als
Stand- oder Wandmanometer beim Bett des Pflegeempfängers.
•
Ein Stethoskop mit Flachmembran oder Trichter zum Abhören der
Strömungsgeräusche. Die Ohr-Oliven werden ins Ohr gesteckt.
32
I. Die auskultatorische Methode der Blutdruckmessung nach Riva-Rocci
Ist die Arterie nicht komprimiert, so strömt das Blut frei
hindurch.
1)
Blutdruckmanschette
luftleer und straff am Oberarm
ca.
2-3
cm
Ellenbeuge
oberhalb
anlegen.
der
Darauf
achten, dass die ableitenden
Schläuche nicht unmittelbar in
der
Ellenbeuge
liegen;
dies
führt
zu
störenden
Geräuschen während des Messens.
2)
Die Membran des Stethoskops auf die A. brachialis
in die Ellenbeuge legen (da wo der Brachialispuls tastbar
ist). In diesem Moment ist durch das Stethoskop nichts zu
hören.
3)
Beachten
dass
das
Manometer 0 anzeigt und das
Ventil des Blutdruckapparates
schlieβen.
4)
Ohr-Oliven
Stethoskops
des
locker
ins
Ohr
stecken.
Membran/Trichter des Stethoskops liegt in der Ellenbeuge, guter Hautkontakt,
Membran leicht andrücken.
5)
Manschette
Aufblasballon
mit
dem
füllen,
bis
33
Manschettendruck arteriellen Blutdruck erreicht (kein Puls
mehr tastbar). Der Blutstrom in der A. brachialis wird
unterbrochen.
Die Manschette weiter aufpumpen bis der Manschettendruck höher als der
systolische Blutdruck ist (um ca. 30 mm Hg erhöhen).
6)
Durch sehr vorsichtiges
Öffnen des Ventils Luft aus
Manschette entweichen lassen
(max. 3-5 mm Hg/ Sek.). um
genaue
Werte
ablesen
zu
können.
In
dem
Moment,
in
dem
Manschettendruck
und
systolischer Druck gleich groβ sind, strömt zum ersten Mal wieder Blut durch die A.
brachialis. Es strömt jedoch nicht kontinuierlich, da der diastolische Druck noch
geringer ist als der Manschettendruck. Es kommt zu einem Wechsel “Blut strömt”
(Systole)- “Blut strömt nicht” (Diastole). Dieser Wechsel verursacht die typischen
Strömungsgeräusche, die mit dem Stethoskop als Klopfen hörbar sind.
Erster Ton/erstes Geräusch
= systolischer Wert des BD
Das Ventil wird weiter geöffnet, der Druck in der Manschette fällt weiter. Sinkt er
unter
den
diastolischen
Blutdruck,
bleibt
die
Arterie
ständig
offen.
Die
Strömungsgeräusche verschwinden oder werden zumindest deutlich leiser.
Letzter Ton/letztes Geräusch
= diastolischer Wert des BD
34
J. Palpatorische Methode der Blutdruckmessung
Wenn eine Pflegekraft beim Erlernen der Blutdruckmessung anfangs unsicher ist
oder wenn die Strömungsgeräusche nur schlecht zu hören sind, kann alternativ zum
Abhören mit dem Stethoskop der Puls getastet werden:
•
Puls tasten,
•
Manschette aufpumpen, bis Puls nicht mehr fühlbar ist,
•
Langsam Manschettendruck ablassen, bis Puls wieder tastbar ist,
•
Der beim ersten tastbaren Puls angezeigte Druckwert entspricht dem
systolischen Blutdruck.
Der diastolische Blutdruck kann mit dieser Methode allerdings nicht bestimmt
werden.
K. Fehlerquellen
•
Einengende Kleider (zu enge Hemd-, Blusenärmel) nicht ausgezogen.
•
Falsche Manschette (zu breit, zu schmal).
•
Manschette zu locker oder falsch angelegt, Klettverschluss hält nicht.
•
Manschette nicht völlig luftleer vor dem Anlegen.
•
Zu lange gestaut oder Druck zu langsam abgelassen.
•
Messung direkt nach dem Essen, nach Aufregung.
•
Nichts gehört wegen Lärm im Zimmer.
L. Nachbereitung
•
Dem Pflegeempfänger wenn nötig beim Anziehen helfen.
•
Manschette und Stethoskop-Oliven reinigen und desinfizieren.
35
•
Dokumentation:
o Gemessene Werte sofort aufschreiben. Am besten ist die sofortige
Dokumentation in die Krankenakte, da somit Überschreibungsfehler
vermieden werden können.
o Der
systolische
und
der
diastolische
Wert
werden
beim
Aufschreiben durch einen Schrägstrich getrennt z.B. Beispiel
130/80 mm Hg oder 13/8 cm Hg.
o Es gibt verschiedene Dokumentationssysteme z.B. Tabellen!!!
M. Reaktion der Krankenpflegehelferin beim Messen von anormalen Werten
Bei Pflegeempfängern, bei denen man den Blutdruck kontrollieren muss, ist in der
Regel eine obere Grenze festgelegt, ab wo man von anormalen Werten ausgehen
muss. Wenn nicht, gelten obere Grenzwerte von z.B. 160/90 (Arzt oder diplomierte
Krankenpflegerin fragen).
Wenn der gemessene Wert über diesem Grenzwert liegt:
• Am anderen Arm messen (wenn möglich)
• Beide Werte sofort einer qualifizierten Krankenpflegerin
(oder gegebenenfalls dem Hausarzt melden)
• Diese werden evtl. ein blutdrucksenkendes Medikament geben und den
Blutdruck nach ca. 30 Minuten wieder kontrollieren (lassen).
36
Vokabular D/F : die Atmung und Erkrankungen des Atemapparates
die Lungen
les poumons
der Lungenlappen
le lobe pulmonaire
die Bronchien
les bronches
die Luftröhre
la trachée
der Kehlkopf
le larynx
der Rachen
le pharynx, la gorge
die Mundhöhle
la cavité buccale
die Nasenhöhle
la fosse nasale
der Nasenflügel
l’aile du nez
das Nasenloch
la narine
die Gaumenmandeln
les amygdales palatines
die Rachenmandeln
les amygdales
das Halszäpfchen
la luette
das Atemzentrum
le centre respiratoire
die Atemfrequenz
la fréquence respiratoire
die Atemgeräusche
le bruit respiratoire
der Atemrhythmus
le rhythme respiratoire
der Schluckauf
le hoquet
der Husten
la toux
der Auswurf, das Sputum
le crachat
der Atemgeruch
l’odeur de l’haleine
die Atemnot
la dyspnée, la crise d’étouffement
der Atemstillstand
l’arrêt respiratoire
die Belastungsdyspnoe
la dyspnée d’effort
die Ruhedyspnoe
la dyspnée de repos
die Atemübung
l’exercice respiratoire, la gymnastique
respiratoire
die Atemlosigkeit, atemlos sein
l’essoufflement, être essoufflé, être hors
d’haleine
das Atemvolumen
le volume respiratoire
37
die Schnappatmung
la respiration de suffocation
der Sauerstoffmangel
le manque d’oxygène
die Zyanose
la cyanose
zäher Schleim
le crachat visqueux
eitriges Sputum
le crachat purulent
schaumig, rötliches Sputum
le crachat écumeux, rougeâtre
das Nasenbluten
l’hémorragie nasale, le saignement du
nez
der Schnupfen
le rhume
der Heuschnupfen
le rhume des foins
die Laryngitis
la laryngite
die Sinusitis
la sinusite
die Pharyngitis
la pharyngite, l’inflammation de la gorge
niesen
éternuer
hustenstillend
antitussif, qui calme la toux
die Nasentropfen
les gouttes nasales
der Hustensaft
le sirop (contre la toux)
der Hustenanfall
a quinte de toux, l’accès de toux
die Heiserkeit
l’enrouement
die Halsschmerzen
le mal de gorge
die Schluckbeschwerden
les troubles de la déglutition, la
dysphagie
die Mandelentzündung
l’angine tonsillaire, l’amygdalite
die Bronchitis
la bronchite
die Tracheitis
la trachéite
das Asthma bronchiale
l’asthme
die Lungenentzündung
la pneumonie
das Lungenemphysem
l’emphysème pulmonaire
der Lungenkrebs
le cancer du poumon
die Lungentuberkulose
la tuberculose pulmonaire
die Brustfellentzündung
la pleurésie
die Rippenfellentzündung
la pleurésie
die Rippenfraktur
la fracture des côtes
38
die Rippenserienfraktur
la fracture des côtes en série
die Lungenembolie
l’embolie pulmonaire
der Lungenabszess
l’abcès pulmonaire
das Lungenödem
l’oedème pulmonaire
das Thoraxtrauma
le traumatisme thoracique
die Fremdkörperaspiration
l’aspiration d’un corps étranger
die Kurzatmigkeit
le manque de souffle
die Sauerstoffgabe
l’administration d’oxygène
die Inhalation
l’inhalation
das Erstickungsgefühl
le sentiment d’étouffement, l’asphyxie
die Brustschmerzen
les douleurs thoraciques
der Reizhusten
la toux sèche
rasselndes , brodelndes Atemgeräusch
un bruit de bouillonnement
pfeifendes Atemgeräusch
la respiration sifflante
keuchendes Atemgeräusch
la respiration haletante
röchelndes Atemgeräusch, das Röcheln
le râle, râler
die Lobektomie= operative Entfernung
la lobectomie
eines Lungenlappens
die Pneumektomie = operative
la pneumectomie
Entfernung einer Lunge
der Tuberkulintest
le test tuberculinique
die Impfung durch den BCG=
la vaccination par le BCG
Tuberkuloseimpfung
39
Quellenangabe:
• Schäffler A. et al, 2004, Pflege Heute, Urban&Fischer, 3. Auflage.
• Schäffler A. et al, 2007, Pflege Heute, Urban & Fischer, 4. Auflage.
• Blunier E., 2002, Lehrbuch Pflegeassistenz, Verlag Hans Huber, 2te Auflage.
• Juchli L., 2000 und 2004, Pflege-Praxis und Theorie der Gesundheits- und
Krankenpflege, Thieme Verlag, 9. Auflage und 10. Auflage.
• I. Frey et al. 2002, Krankenpflegehilfe, 11. Auflage, Georg Thieme Verlag,
2002.
• Ministère de la Santé, Weiterbildungsmaßnahme in bezug auf den erweiterten
Tätigkeitskatalog der Krankenpfleghilfe, inédit.
• LTPS, Script 12SI 2008-2009-Bedürnis zu atmen, inédit.
• Balg-Alengrin M.-C., Balg G., 2006, Medizinisches Wörterbuch, MedPharm,
3.Auflage.
40
Annexes
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Beschriften Sie folgendes Schema:
42
43
44
45
46
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