Themenräume Im Reich der Tiere Streifzüge durch Kunst und Natur

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Im Reich der Tiere Streifzüge durch Kunst und Natur
23. März bis 12. August 2012
Geliebt und genutzt:
Hunde und Pferde
Hunde entwickelten sich sehr früh zu treuen Begleitern der Menschen.
Ihre Stellung verdeutlichen die vielen Gemälde, auf denen Hunde abgebildet
wurden. Sie zeigt sich jedoch auch in Gräbern, in denen Hunde bestattet
wurden und das bereits vor Tausenden von Jahren.
Trotz aller Unterschiede zwischen den einzelnen Hunderassen haben alle Hunde
nur einen gemeinsamen Vorfahren: den Wolf. Das Raubtiergebiss weist Hunde
immer noch als fleischfressende Jäger aus.
Die besonderen Fähigkeiten, insbesondere den ausgeprägten Geruchssinn,
nutzen Menschen in vielfältiger Weise. Manche Funktionen haben die Künstler
ausgezeichnet getroffen!
Die überragende Rolle, die Pferde in der Kulturgeschichte der Menschen
spielten, zeigt sich zum Beispiel an den Höhlenmalereien, die insbesondere
Pferde darstellen.
Pferde waren die längste Zeit Jagdbeute. Um aber Tiere erlegen zu können, die
viel schneller sind, waren entsprechende Jagdtechniken und Jagdwaffen
erforderlich. Mit Speeren, deren Wurfeigenschaften modernen Wettkampfeigenschaften ebenbürtig sind, gelang das schon vor mehreren hunderttausend
Jahren.
Erst im Verlauf der Jungsteinzeit begann die Pferdezucht. Der heutige
Freizeitwert der Pferde täuscht leicht darüber hinweg, dass sie eine im wahrsten
Sinne tragende Rolle spielten: Sie trugen Millionen von Kriegern.
Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Deutschland
[email protected]
www.landesmuseum-hannover.de
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Institution
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Landes
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Niedersachsen
Niedersachsen
Spielarten menschlichen Jagdeifers
Vor Beginn der Tierzucht gab es für die Beschaffung von Fleisch noch keine
Alternative zur Jagd. Aus diesem Grund wird Jagd oft mit der Ernährung in
Verbindung gebracht. Die meiste Zeit war das auch so, denn die längste Epoche
der Menschheitsgeschichte lebten die Menschen als Jäger und Sammler.
Der Jagderfolg hing nicht nur von den Jagdwaffen ab, vom Geschick der Jäger
und Jägerinnen, sondern auch von den Kenntnissen über die Tiere.
Trotz Übergang zur Viehzucht wurde die Jagd weiter betrieben. Sie entwickelte
sich bereits im frühen Mittelalter zum Freizeitvergnügen der oberen
Gesellschaftsschichten.
Noch heute spielt die Jagd eine erstaunliche Rolle. Sie erfüllt verschiedene
Funktionen. Den Aspekt der Trophäenjagd und die Ausrichtung auf Gewinn
können die Sammlungen des Landesmuseums eindrucksvoll verdeutlichen.
Viele Körperteile seltener Tiere gelten in anderen Kulturen als Heilmittel. Die
Nachfrage ist groß, selbst wenn Belege für ihre tatsächliche Wirksamkeit fehlen.
In den meisten Ländern gibt es Gesetze, die die Jagd auf bedrohte Tierarten
einschränken oder verbieten. Die hohe Gewinnspanne macht die unerlaubte
Jagd immer noch lohnenswert.
Auf dem Bauernhof
Bis vor rund 10 000 Jahren war das Jagen wilder Tiere und das Sammeln
natürlich vorkommender Pflanzen die Wirtschaftsweise der Menschen weltweit.
Dann begannen die Menschen neue Tier- und Pflanzenarten zu züchten. Dieser
Vorgang wird als Domestikation oder Domestizierung bezeichnet.
Domestikation bedeutet die Veränderung von wild lebenden Tieren in Haustiere
beziehungsweise von Wildpflanzen in Kulturpflanzen durch gezielte Züchtung.
Die Wurzeln der Domestikation lagen in der eingehenden kulturellen
Auseinandersetzung mit Tieren und Pflanzen.
In Treibjagden war es den Menschen gelungen, Tiere kurzfristig gefangen zu
nehmen. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt
zu einer planmäßigen Haltung von Tieren. Zuerst waren es Ziegen und Schafe,
Schweine und Rinder folgten. Das Piétrain-Schwein macht diesen Züchtungsvorgang leichter vorstellbar, da es dem Wildschwein noch sehr nahe steht.
Der Wandel in der Nutzung der Umwelt vollzog sich mit zeitlichen
Verschiebungen in verschiedenen Gebieten der Welt.Eine allgemein gültige
Erklärung für die Veränderung der Lebensweise fehlt bis heute, aber die
tiefgreifenden Umweltveränderungen am Ende der letzten Eiszeit haben eine
wichtige Rolle gespielt.
Im Studierzimmer
Das Studierzimmer veranschaulicht die vielfältigen Bemühungen, durch
Abbildungen die Wissenschaft voranzutreiben.
In Deutschland war es Albrecht Dürer (1471-1528), der das Nachahmungsprinzip im Sinne einer genauen Wiedergabe der Natur zu einem neuen
Grundsatz erhob.
Die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sybilla Merian (1647-1717) hat nicht
nur auf die detailgetreue Wiedergabe der Natur geachtet. Sie setzte die
Beobachtung an erste Stelle und nutzte die Abbildung, um Sachverhalte zu
erklären. Ihre Zeichnungen stellen die Verwandlungen (Metamorphose) der
Insekten dar, die sie unter anderem auf ihrer Reise in das tropische Suriname in
Südamerika gesammelt hat.
Der große Pädagoge Johann Amos Comenius (1592-1670), schätzte die
Begegnung mit Originalen. Sollten diese nicht zugänglich sein, so können an
ihrer Stelle Modelle oder Bilder eingesetzt werden, die zu Lehrzwecken
angefertigt worden sind. Comenius schuf mit seinem Schulbuch, dem „Orbis
sensualium pictus“, eine sichtbare Welt in Bildern.
Nach den klassischen druckgrafischen Techniken (unter anderem Kupferstich
und Radierung) haben zunächst die Fotografie, dann der Film und zuletzt die
Computertechnik die Darstellungsmöglichkeiten revolutioniert.
Tiere aus aller Welt
Ein Strauß Seidenblumen, Wachsfiguren bekannter Persönlichkeiten der
Gegenwart oder historischer Zeit sowie Tierpräparate begeistern viele
Menschen. Was macht ihren besonderen Wert aus?
Die Kopien erfüllen im Prinzip unerfüllbare Wünsche. Sie erlauben es zum
Beispiel, einem gefährlichen Tier von Angesicht zu Angesicht
gegenüberzustehen. Die Nachbildungen stellen eine körperliche Nähe zum
eigentlich Unerreichbaren her. Das gelingt durch die Verwendung echter oder
täuschend echter Materialien und einer Größe, die dem Original genau
entspricht.
Mit den Präparaten des Landesmuseums ist die Begegnung mit Tieren nicht nur
hautnah, sondern auch über einen ausreichend langen Zeitraum möglich. Die
meisten Präparate geben den Körperbau der jeweiligen Tiere richtig wieder. Auf
diese Weise lassen sich die einzelnen Merkmale genau studieren und mit
gemalten oder gezeichneten Darstellungen oder mit Tierplastiken vergleichen.
Die Papageienallee entlang zum Raubtierhaus
Fremdartiges wirkt anziehend und insbesondere exotische Tiere üben diese
Anziehungskraft aus. Es sind lebendige Wesen, die nicht nur durch das
Aussehen Interesse wecken, sondern auch durch ihr Verhalten überraschen.
Die Tiere ziehen die Aufmerksamkeit über einen gewissen Zeitraum auf sich.
Insbesondere weil Freizeit und finanzielle Mittel im Übermaß vorhanden und der
Besitz exotischer Tiere dem Ansehen in der Gesellschaft förderlich waren,
entstanden bei den Palästen der Oberschicht so genannte Menagerien. Die dort
in Gehegen präsentierten Tiere demonstrierten Macht und Reichtum ihres
Besitzers, denn allein der Transport der Tiere aus aller Welt kostete ein
Vermögen.
Eine der bedeutendsten Menagerien entstand unter Ludwig XIV. im Schlosspark
von Versailles bei Paris. Diese Menagerie beeinflusste die Gestaltung anderer
Anlagen in Europa.
Tiere, die dort präsentiert wurden, können hier in der Ausstellung bewundert
werden: Einer der berühmtesten Tiermaler der Zeit, Jean-Baptiste Oudry, hat die
exotischen Tiere porträtiert.
Die Zoologischen Gärten, die im späten 18. und im 19. Jahrhundert die
Menagerien ablösten, haben viele Künstler angeregt.
Untiere
Untiere sind erdachte Tiere. Um Untiere dennoch sichtbar zu machen, müssen
die Erfinder von Untieren schöpferisch tätig werden. Sie setzten einzelne
Körperteile von unterschiedlichen Tieren zu einem neuen Wesen zusammen. Die
Nähe zu realen Tieren ist erforderlich, damit die Tiere glaubhaft wirken.
Bei der Neuschöpfung von realistisch und am besten bedrohlich wirkenden
Untieren, sind gute Kenntnisse über die Anatomie, den Aufbau der verwendeten
Tiere Voraussetzung. Herangezogen werden überwiegend Säugetier- und
Vogelmerkmale, wirbellose Tiere spielen nur eine geringe Rolle.
Schon die Beispiele von drachenartigen Wesen auf Altarbildern der
Landesgalerie genügen, um zu zeigen, wie groß der Einfallsreichtum der
Künstler war. Angesichts der zahllosen fantastischen Geschöpfe, die heute durch
Film und Fernsehen, durch Comics und Videospiele verbreitet werden, wirken
die vor vielen hundert Jahren entstandenen Untiere nur wenig abschreckend.
Andere Darstellungen von Untieren beruhen auf der Kenntnis von realen
Missbildungen und wurden als Zeichen der herannahenden Apokalypse
(Weltuntergang) gedeutet. Der Kupferstich „Die wunderbare Sau von Landser“
von Albrecht Dürer beweist, dass Fehlbildungen Beachtung fanden.
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