Entlohnung der Arbeit 1. Kapitel: Lohn – was ist das? (1) Ein Arbeiter bekommt Lohn für seine Arbeit. (2) Ein Angestellter bekommt Gehalt für seine Leistung. (3) Der hier ist ein besonderer Fall: Lehrer sind in der Regel Beamte und werden vom Staat besoldet. Und auch du bist nach der Schule wahrscheinlich ein besonderer Fall. Wenn du eine Berufsausbildung beginnst, beziehst du auch weder Lohn noch Gehalt, sondern erhältst eine so genannte Ausbildungsvergütung. Vergütung, Besoldung, Gehalt, Lohn: Wer im öffentlichen Dienst oder für ein Unternehmen Arbeit oder eine Leistung verrichtet, erhält dafür in der Regel Geld als Gegenleistung. Man nennt diese Arbeit Erwerbsarbeit. Sie unterscheidet sich von ehrenamtlicher Arbeit wie in einem Verein oder der Arbeit von Familienmitgliedern, beispielsweise im Haushalt. Geld für Arbeit gab es nicht zu allen Zeiten. Früher erhielten Knechte und Mägde für ihre Arbeit häufig lediglich Kost und Logis. Also etwas zu essen und eine einfache Unterkunft wie hier auf dem Bauernhof. Das ist eine Gehaltsabrechnung von heute. Hier findest du alles über deinen Verdienst und so genannte Abzüge. Du unterscheidest dabei zwischen dem Brutto- und dem Nettolohn. Brutto und Netto sind lateinischen Ursprungs und bedeuten so viel wie unrein und rein. Im Italienischen bedeutet das Wort Brutto das Fehlerhafte oder Hässliche. Vom Bruttogehalt werden noch Steuern und Lohnnebenkosten wie Sozialversicherungen abgezogen. Auf deinem Konto bekommst du dann nur das Nettogehalt gutgeschrieben, also dem Begriff nach: das reine Gehalt. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 1 2. Kapitel: Lohn- oder Gehaltsabrechnung (1) Brutto – Netto. Alles klar! (2) Ja, aber Sozial … Dings … also wer bekommt jetzt was? (3) Sozialversicherungsbeiträge führt der Arbeitgeber beispielsweise an die Krankenkasse ab. (4) Siehst du nie was von. Genau. (5) Steuern ans Finanzamt. Auch weg. Marion hat nach der erfolgreichen Ausbildung ihren ersten Arbeitsvertrag als Landschaftsgärtnerin unterschrieben. Sie verdient 2.010,- EUR brutto und freut sich auf ihr erstes Gehalt. Sie ist dann aber über ihre Lohnabrechnung enttäuscht. Vom Bruttolohn gehen Sozialversicherungen wie • 14,9 % Krankenversicherung, • 1,95 % Pflegeversicherung, • 2,8 % Arbeitslosenversicherung und • 19,9 % Rentenversicherung ab. Zudem werden • 248,08 Euro Lohnsteuer, • 13,64 Euro Solidaritätszuschlag • und 19,84 Euro Kirchensteuer abgezogen. Bleibt ein Nettogehalt von 1321,92 Euro. Die so genannte Kirchensteuer wird an die Religionsgemeinschaften abgeführt. Marion ist Mitglied der evangelischen Kirche und bezahlt daher Kirchensteuer. Die Lohnsteuer und der Solidaritätszuschlag gehen an den Staat, der damit die öffentlichen Aufgaben finanziert. Von den gesetzlichen Pflichtversicherungen wird beispielsweise deine gesundheitliche Versorgung oder später deine Rente bezahlt. Oder auch dein Arbeitslosengeld, falls du mal den Job verlierst. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 2 Dein Arbeitgeber führt die Steuern und Beiträge an das Finanzamt und die Versicherungsträger ab. Dabei bezahlt er nicht nur das Bruttogehalt, sondern auch 50% der Beiträge zu den Sozialversicherungen und 100% der gesetzlichen Unfallversicherung. Zudem können weitere tarifliche oder betriebliche Lohnnebenkosten, wie beispielsweise Sonderzahlungen als Urlaubs- oder Weihnachtsgeld sowie Beiträge für eine betriebliche Altersvorsorge oder vermögenswirksame Leistungen für den Arbeitgeber dazukommen. So bezahlt ein Arbeitgeber für die Leistungen des Arbeitnehmers monatlich erheblich mehr als das Bruttogehalt. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 3 3. Kapitel: Unterschiedliche Löhne (1) Warum verdient ein Bäcker eigentlich weniger als ein Grafikdesigner? (2) Die Frage ist wohl eher: Warum verdient eine Bäckerin weniger als ein Bäcker! (3) Vielleicht weil der Mann eine Familie ernähren muss? (4) Haaalllooo? – Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert! (5) Gibt es da wo du herkommst eigentlich schon elektrischen Strom? (6) Strom??? Trotz Gesetzgebung zur Gleichstellung von Frauen und Männern und zur Antidiskriminierung und trotz Gleichstellungsstellen, so genannten Frauenbeauftragten in Verwaltung und Unternehmen, verdienen Frauen heute durchschnittlich immer noch rund 30 Prozent weniger als Männer. Männer werden eher befördert und verdienen oft mehr für die gleiche Arbeit. Das ist fachlich und sachlich oft unbegründet und daher ungerecht. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeitbeschäftigungen. Auch weil sie sich mehr um die Kindererziehung kümmern. Oft bilden geringere Einkommen der Frauen, Erziehungszeit und berufliche Qualifikation jedoch einen Teufelskreis. Weil Frauen weniger verdienen, entscheiden sich Familien oft gegen geteilte Erziehungszeiten oder dagegen, dass der Mann im Beruf pausiert. Starke Lohn- und Gehaltsunterschiede treten jedoch auch von Beruf zu Beruf und von Branche zu Branche auf. Auch das solltest du dir bei deiner Berufswahl überlegen. In der Ausbildung beispielsweise zum Florist oder zur Floristin, Maler oder Malerin, Friseur oder Friseurin verdienst du im ersten Ausbildungsjahr nur knapp über 300,– Euro brutto im Monat. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 4 Als Drucker oder Druckerin verdienst du immerhin über 800,– Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr. Als angehender Journalist oder Journalistin in einem Volontariat verdienst du sogar noch deutlich mehr. Meist wird hier allerdings ein abgeschlossenes Studium als Voraussetzung erwartet. In den meisten Ausbildungsberufen erhältst du im ersten Ausbildungsjahr eine Vergütung zwischen 500 und 600 Euro brutto im Monat. Das kann dir als Orientierung dienen, ob du in einem Beruf durchschnittlich, eher gut oder eher weniger gut verdienst. Jeweils gültige Lohn- und Gehaltstabellen oder die Höhe der Ausbildungsvergütung werden in so genannten Tarifverträgen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbart. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 5 4. Kapitel: Wer bestimmt, wie viel ich verdiene? (1) Arbeitgeber wollen möglichst wenig Geld bezahlen für möglichst viel an Leistung. (2) Arbeitnehmer wollen möglichst wenig arbeiten oder möglichst viel Geld verdienen. (3) Ganz schön knifflig. Löhne und Gehälter werden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt. Dazu bilden beide Seiten Interessenvertretungen, die auch Tarifparteien genannt werden. Arbeitgebervereinigungen oder Arbeitgeberverbände schließen mit den Vertretungen der Arbeitnehmer, den Gewerkschaften, in Tarifverhandlungen Verträge ab. Oft scheitern solche Verhandlungen um Tarifverträge und unabhängige Schlichter versuchen dann, für beide Seiten tragbare Kompromisse zu finden. Werden diese nicht gefunden, kommt es zum so genannten Tarifkonflikt, zu Warnstreiks und schließlich zum Arbeitskampf mit Urabstimmung und Streik der Gewerkschaften. In der Regel wird dann so lange gestreikt, verhandelt und geschlichtet, bis ein tragbarer Kompromiss zustande kommt. So können Streiks manchmal wochenlang dauern. Tarifautonomie bedeutet, dass die Tarifparteien unabhängig handeln. Der Staat darf sich in Deutschland nur dort in Tarifkonflikte einmischen, wo er selbst als Arbeitgeber auftritt – also im öffentlichen Dienst. Beamte hingegen dürfen gar nicht streiken. Gewerkschaften sind nur stark, wenn sie genügend Mitglieder haben. In den letzten Jahren haben sie viele Mitglieder verloren. Die stärksten Einzelgewerkschaften in Deutschland sind die IG Metall und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Tarifverträge werden oft für Regionen und Gebiete, so genannte Bezirke, abgeschlossen und von anderen Bezirken dann übernommen. In einzelnen Unternehmen und Konzernen werden aber auch betriebliche Tarifvereinbarungen ausgehandelt. Tarifverträge regeln im so genannten Manteltarifvertrag den Rahmen von Arbeitsbedingungen. Der Verdienst ist in so genannten Lohn- und Gehaltstarifverträgen geregelt. Tarifverträge bilden immer nur einen Rahmen für die individuelle Entlohnung von Arbeit. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 6 Bringst du besondere Fähigkeiten oder Kompetenzen mit, und ein Arbeitgeber will genau dich in einem Job haben, wird er auf deine Vorstellungen von Gehalt, Arbeitszeit oder Arbeitsplatz eher eingehen. Einem Arbeitsverhältnis sollte immer ein Vertrag – also beispielsweise ein Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag – zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zugrunde liegen. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 7 5. Kapitel: Lohn ist wichtig! (1) Ganz schön ungerecht, was? Was, was? (2) Na, der hier lässt arbeiten und bekommt Geld. (3) Die hier arbeiten und bekommen keines! Arbeit ist sehr viel flexibler geworden. Und es gibt viele Modelle von Arbeit und ihrer Entlohnung: (1) Gleitende Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit, (2) so genanntes Jobsharing, das Teilen eines Arbeitsplatzes. (3) Alternierende Telearbeit, wie beispielsweise das Arbeiten von zu Hause aus. (4) oder von sonst wo. Um nur einige zu nennen. In Zeiten der wirtschaftlichen Krise und hoher Arbeitslosigkeit ist aber Lohndruck, zuweilen gar Lohndumping, also die sehr niedrige Entlohnung von Arbeit, für die Menschen ein Problem. Niedriglöhne oder Armutslöhne bezeichnen Einkommen, die kaum über oder sogar unter der Armutsgrenze liegen. „Arm trotz Arbeit“ beschreibt diese Schieflage. Um Kosten zu sparen oder wettbewerbsfähig zu sein, verlagern Unternehmen ihre Produktion oder Standorte in Regionen mit niedriger Lohnstruktur oder ins Ausland. Die Folgen sind steigende Arbeitslosigkeit und der Verlust der Kaufkraft. Die Menschen können sich also weniger leisten und konsumieren folglich weniger. Das führt zu wirtschaftlicher Rezession und verschärft die Krise. Die Politik versucht, durch so genannte Konjunkturprogramme die Wirtschaft wieder anzukurbeln und durch Steuererleichterungen oder die Einführung von Mindestlöhnen Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft zu entwickeln. Verzicht ist in Zeiten der Finanzkrise und hoher Managergehälter und Abfindungen sicher ein Thema, das zur Diskussion steht. Ebenso wird diskutiert, ob Verzicht auf Lohn eine Antwort auf konjunkturelle Krisen und Arbeitslosigkeit sein kann. Einkommen – Löhne und Gehälter – sind wichtig für den Einzelnen und die Kaufkraft eines Landes. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 8 6. Kapitel: Zusammenfassung Bei der Lohn- oder Gehaltsabrechnung unterscheidet man zwischen • dem Brutto• und dem reinen ausbezahlten Netto-Gehalt. Abzüge vom Bruttogehalt sind • Steuern wie Lohn- oder Kirchensteuer • und die Beiträge zu den gesetzlichen Sozialversicherungen, also Renten-, Arbeitslosen-, Unfall-, Kranken- und Pflegeversicherung. Unterschiede bei Lohn- und Gehalt finden sich häufig • nach Geschlecht, • Beruf und Branche • sowie Regionen. Als Tarifparteien bezeichnet man • Arbeitgeber, oft vertreten durch die Arbeitgebervereinigungen oder Verbände • und Arbeitnehmer, vertreten durch die Gewerkschaften. In der wirtschaftlichen Krise gibt es kein Wachstum und es herrscht ein Teufelskreis zwischen • Rezession, • Arbeitslosigkeit • und Sinken der Löhne und Kaufkraft. Kommentartext „Entlohnung der Arbeit“ © www.didactmedia.eu, 2009 9