- EPub Bayreuth

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Andreas Peterek
Marianne Lauerer
Ralf Schunk
Ulrike Bertram
SteinReich
Gesteine im Ökologisch-Botanischen Garten
Universität Bayreuth
Inhalt
Einführung: Der ÖBG und seine Gesteine
................................
Zur Erdgeschichte Nordostbayerns ..........................................
Einteilung der Gesteine
............................................................
Vulkanite .....................................................................................
Granite ........................................................................................
Sedimentgesteine .......................................................................
Metamorphite ..............................................................................
Belebte Steine
3
4
10
11
15
18
26
........................................................................... 30
Lage der Gesteine
Übersichtskarte ........................................................................... 31
Asien-Abteilung .......................................................................... 32
Gewächshäuser .......................................................................... 33
Geologische Karte der Region
mit Angaben zur Herkunft der Gesteine im ÖBG
Übersicht der Gesteine im ÖBG und ihre Herkunft
Weiterführende Literatur
......................
9
................... 34
........................................................... 33
Ökologisch-Botanischer
Garten Bayreuth
Der Ökologisch-Botanische Garten (ÖBG) ist eine zentrale Einrichtung der Universität Bayreuth.
Auf seinem Gelände wachsen
über 12.000 Pflanzenarten aus verschiedenen Teilen der
Erde, die überwiegend geografisch und in naturnah
gestalteten Pflanzengemeinschaften angeordnet sind.
Autoren: Andreas Peterek, Ralf Schunk, LS für Geomorphologie, Universität Bayreuth;
Marianne Lauerer, Ulrike Bertram, ÖBG, Universität Bayreuth.
Titelseite: Kissendiabas
V2
im „Kaukasus“.
Einführung
Der ÖBG und seine Gesteine
Ein Besuch des ÖBG der Universität
Bayreuth ist gleichzeitig auch ein Spaziergang in die Erdgeschichte Nordostbayerns. Dies ermöglichen mehr als
2.800 Tonnen Gestein, die zur Gestaltung des Gartens eingebaut worden
sind und von wenigen Ausnahmen
abgesehen aus der Umgebung von
Bayreuth stammen. Es war die Initiative von Prof. Dr. G. Rossmann, dem
ersten Direktor des ÖBG, dass dabei
eine für unsere Region repräsentative
und einmalige Gesteinssammlung
entstanden ist.
Basaltschlacken V6 im Nebelwaldhaus, umrankt von Pflanzen der Kanarischen Inseln.
„Geo-Architektur“ Nordostbayerns
Die Verteilung sehr unterschiedlicher Gesteine in der Umgebung von
Bayreuth erklärt sich aus der spannenden Erdgeschichte dieses Raumes.
Eine Bohrung im ÖBG würde bis in 1000 m Tiefe Sedimentgesteine des
sogenannten mesozoischen Deckgebirges antreffen, darunter den variskischen Grundgebirgssockel. Nur etwa 15 km östlich von Bayreuth liegt im
Fichtelgebirge sowie im Frankenwald dieses Grundgebirge an der Oberfläche. Ursache dafür ist eine Verwerfung, die Fränkische Linie. An ihr ist
der östliche Block in geologisch junger Zeit (Oberkreide und Tertiär) um
mehr als 2000 m gehoben worden, wobei dort die Sedimentdecke abgetragen und das Grundgebirge freigelegt wurde. Westlich der Fränkischen
Linie ist bei den tektonischen Bewegungen der Erdkruste ein Streifen von
etwa 20 km Breite in einzelne Schollen zerbrochen. In dieser sogenannten Bruchschollenzone liegt der Hochschulort Bayreuth. Nach Westen
schließt sich die Frankenalb an. Aus allen drei geologischen Landschaftseinheiten stammen die Gesteine im ÖBG.
3
Erdgeschichte
Die geologische Zeit –
unsere Region hat eine (Erd-) Geschichte
Gesteine sind die Zeugnisse der Geschichte der Erde. In unserer
Region belegen sie eine erdgeschichtliche Vergangenheit von über
600 Millionen Jahren und ermöglichen es, die Entstehung und das
Vergehen von Ozeanen, Gebirgen und Landschaften und sogar der
Lebewelt zu rekonstruieren.
Irgendwo
der
Raum
tum (Paläozoikum)
im
Ozean
im
–
Bayreuther
Erdalter-
Zwischen dem späten
Die Erde
Präkambrium und dem Oberim Ordovizium
karbon lag unser Raum zwischen
(vor 420 Mio. Jahren).
den beiden Großkontinenten Laurasia
(= Norderde) und Gondwana (= Süderde) im Bereich eines großen
ozeanischen Meeresbeckens. Hier wurden in Abhängigkeit von der
Entfernung zur Küste unterschiedliche Sedimente am Meeresboden
abgelagert. Zeitgleich ergossen sich untermeerisch mächtige Magmenströme auf den Grund des Ozeans, die uns heute als Diabase
überliefert sind. Im Verlauf des Erdaltertums bewegten sich die Großkontinente aufeinander zu,
so dass der dazwischen
liegende Ozean immer
kleiner wurde und
Im Oberkarbon vor
etwa 320 Mio Jahren beherrschte eine einzige große
Landmasse die Erde, die Pangäa.
4
Erdgeschichte
Die Erdgeschichte gliedert man in einzelne Zeitalter, diese wiederum in
Systeme und Serien. Aus der rechten Hälfte der Tabelle geht hervor, aus
welchen Zeiteinheiten die Gesteine im ÖBG stammen.
die beiden Kontinente am Ende des Oberkarbons (vor ca. 320 Mio.
Jahren) miteinander kollidierten. Es war die Zeit der variskischen
Gebirgsbildung, die nach der alten Bezeichung für die Stadt Hof
(= Curia variscorum) benannt wurde.
5
Erdgeschichte
Im Fichtelgebirge und südlich davon wurden während der variskischen Gebirgsbildung die ozeanischen Sedimente teilweise unter
hohem Druck und hoher Temperatur zu metamorphen Gesteinen
umgewandelt. In Teilbereichen erreichte die Versenkung der Gesteine sogar so große Tiefen, dass sie bei über 600° C aufgeschmolzen
wurden. Diese Gesteinsschmelzen stiegen in der Folge vor 320 bis
290 Mio. Jahren (im Oberkarbon) als glutflüssige Magmen wieder in
die höhere Erdkruste auf und erstarrten dort zu den bekannten
Fichtelgebirgsgraniten. Im Bereich des Frankenwaldes hingegen
waren ähnliche Ausgangsgesteine wie die des Fichtelgebirges weit
geringeren Drucken und Temperaturen ausgesetzt. Diese lassen
daher ihren ursprünglichen Charakter als Sedimentgesteine oder
vulkanische Gesteine noch gut erkennen.
Eine über 1000 m dicke Sedimenthülle –
der Bayreuther Raum im Erdmittelalter (Mesozoikum)
Der variskischen Gebirgsbildung folgten 20 – 30 Mio. Jahre (während der Zeit des Rotliegenden), in denen das junge Gebirge abgetragen und eingeebnet wurde.
Es entstand eine weite
flache Landschaft,
die sich zu großen
Teilen ab der nachfolgenden Zechsteinzeit kontinuierlich abzusenken begann. Der SenDie Erde
kungsraum umfasste große
vor 220 Mio. Jahren im Mesozoikum.
Bereiche Süddeutschlands und
angrenzender Regionen und nahm in den folgenden ~100 Mio. Jahren eine Sedimentdecke von über 1000 m Mächtigkeit auf. Schicht
auf Schicht wurden in dem festländischen Becken die sandigen und
tonigen Abtragungsprodukte einer flachen Gebirgsumrahmung
6
Erdgeschichte
abgelagert. Zu diesen gehören auch die Sandsteine,
auf denen heute die Stadt
Bayreuth liegt.
Der Bayreuther Raum lag zur
Zeit des Malms in einem
inselreichen Schelfmeer
(Abb. verändert
aus Mäuser u.a. 2002).
Während des Zechsteins und des Muschelkalks drängte mehrfach
ein flaches Meer von Norden in unseren Raum vor, dessen Küste
teilweise nur wenige 10 km südlich von Bayreuth lag. Im Malm bestand sogar eine breite Verbindung mit einem Vorläufer
des heutigen Mittelmeeres
(= Tethys). Unter den damaligen subtropischen Klimaverhältnissen existierte in dem
inselreichen flachen Schelfmeer eine reiche Tierwelt,
darunter die bekannten
Ammoniten oder die Belemniten. Zeugnisse dieses
Malmmeeres sind die
kalkreichen Gesteine der
Frankenalb.
Kalkgesteine aus der
Zeit des Malms S3 (Jura)
in den „Gebirgen Europas“.
7
Erdgeschichte
Unsere Landschaft entsteht –
der Bayreuther Raum in der Erdneuzeit (Känozoikum)
Mit dem Rückzug des Jurameeres begann für den süddeutschen
Raum in der Kreide eine lange Festlandszeit. Die im Jura abgelagerten Kalkgesteine unterlagen dabei der Verkarstung (= Lösung der
Gesteine unter dem Einfluss von CO2-haltigem Wasser, z.B.
Regenwasser). Durch diesen Prozess dürften sich zu dieser Zeit
bereits die ältesten Höhlen der
Frankenalb gebildet haben.
Die Erde vor rund 70 Mio.
Jahren. Nur auf den
ersten Blick
schon so wie heute!
Unter dem Druck der
entstehenden Alpen (alpidische
Gebirgsbildung) und der dadurch auf Mitteleuropa wirkenden Kräfte
wurde in unserem Raum die sog. Fränkische Linie zwischen 140
und 20 Mio. Jahren vor heute mehrfach aktiv. Östlich dieser großen
Verwerfungslinie verursachten die Bewegungen die Hebung des
Grundgebirges um mindestens 2000 m! Die abgetragenen Hüllgesteine des heutigen Grundgebirges wurden teilweise als grobe
Sande nach Westen auf das Deckgebirge umgelagert und bilden dort
die mancherorts noch vorhandenen Gesteine aus der Zeit der Oberkreide (z.B. in der Hollfelder Mulde). Erst seit geologisch verhältnismäßig junger Zeit (seit etwa 20 – 30 Mio. Jahren) entwickeln sich die
Grundzüge unserer heutigen Landschaft. In diese Zeit fällt vor rund
20 – 10 Mio. Jahren in Mitteleuropa ein intensiver Vulkanismus,
dessen Reste u.a. die ausgedehnten Basaltvorkommen im östlichen
Fichtelgebirge (z.B. Großer Teichelberg) und die Basaltberge südlich
von Kemnath (u.a. der Rauhe Kulm) sind.
8
Geologische Karte
Das heutige Bild der Verteilung der geologischen Einheiten im Raum
Bayreuth mit der Angabe zur Herkunft der Gesteine im ÖBG.
9
Welt der Gesteine
Einteilung der Gesteine
Gesteine sind durch natürliche Vorgänge entstandene Körper, die
sich aus Mineralien, Gesteinsbruchstücken oder Organismenresten
aufbauen. Ihre Zusammensetzung und ihre Verbreitung an der Erdoberfläche erlauben es, die Geschichte der Erde über Millionen von
Jahren zurückzuverfolgen. Sie sind damit zugleich Baustoff der Erde
und Archiv der Erdgeschichte.
Nach ihrer Entstehung unterscheidet man drei große Gesteinsgruppen: Magmatite (= Erstarrungsgesteine), Sedimentite (= Sedimentgesteine) und Metamorphite (= Umwandlungsgesteine). Alle drei
Gruppen lassen sich weiter differenzieren. So werden beispielsweise
die Magmatite nach dem Ort ihrer Erstarrung in die Plutonite (in der
Erdkruste) und die Vulkanite (an der Erdoberfläche) eingeteilt.
Schematische Darstellung der Entstehung und des Auftretens einzelner Gesteinsgruppen mit geologischer Herkunft der Gesteine im ÖBG.
10
V
Vulkanite
Feuer und Stein aus der Tiefe – Vulkanite
Über tiefgreifende Spalten in der Erdkruste kann glutflüssige Gesteinsschmelze (das Magma) aus bis zu
100 km Tiefe bis an die Erdoberfläche gelangen.
Diesen geologischen Prozess bezeichnet man als Vulkanismus.
Da das Magma an der Erdoberfläche rasch abkühlt, wird der
Mineralbestand
mikroskopisch
klein in der Schmelze „eingefroren“, so dass man in den dabei
entstandenen Vulkaniten mit bloßem Auge meist vergeblich danach sucht. Im ÖBG gibt es verschiedene Vulkanite, die alle – mit
Ausnahme der Quarzporphyre –
zur Gesteinsfamilie der Basalte
gehören und deren Schmelzen
aus dem oberen Erdmantel
stammen.
Diabase V1 im Tropischen
Hochgebirgshaus.
Vulkane auf dem Meeresgrund –
Diabase aus dem Paläozoikum V1
V2
V3
Auf den Grund des paläozoischen Ozeans zwischen Laurasia und
Gondwana ergossen sich vor rund 370 Mio. Jahren (im Oberdevon)
große Mengen basaltischer Gesteinsschmelzen. Von den Kräften der
variskischen Gebirgsbildung erfasst, liegen die ursprünglichen
Ozeanbodenbasalte heute als Diabase V1 vor. Besonders deutlich
wird ihre Herkunft bei den Kissen- oder Pillow-Diabasen V2 . Die
kugeligen Formen dieser Gesteine entstanden, als das über 1000°C
heiße Magma durch das kalte Tiefseewasser abgeschreckt wurde.
11
Vulkanite
V
Von ehemals in den Diabasen
eingeschlossenem Gas (meist
CO2) leitet sich der Porenraum
der Diabasmandelsteine V3
ab. Diese Hohlräume sind
sekundär meist mit dem weißlichen Mineral Calcit gefüllt.
Diabasmandelstein V3 in der
„Zentralasiatischen Steppe“.
Natürliche Geometrie – Basaltsäulen aus dem Tertiär
V4
Zeugnisse des im Tertiär in Mitteleuropa weit verbreiteten Vulkanismus sind u.a. die basaltischen Gesteine im Fichtelgebirge und im
Kemnather Raum. Während der vulkanischen Aktivität ergossen sich
zum Teil mächtige Lavafluten über die Erdoberfläche. Beim Auskühlen dieser Lava und der damit verbundenen Volumenverminderung
der Gesteinsmasse
entwickelten
sich
ausgehend
von der Abkühlungsoberfläche
Schrumpfungsrisse. Sie zerlegen
die ursprüngliche
Lavadecke
auf
natürliche Weise in
polygonale
Säulen, die bekannten Basaltsäulen.
Basaltsäulen im Tropenwaldhaus
12
V4
.
V
Auf Abwegen –
Blockhalden aus Basalt
Vulkanite
V5
Durch die Verwitterung (Frost) zerfallen die natürlich entstandenen
Basaltsäulen zu grobem Blockschutt.
Der Schwerkraft folgend kleiden sie
dann häufig als Blockhalden die
Hänge der aus Basalt bestehenden
Hügel ein, besonders eindrucksvoll
am Rauhen Kulm bei Kemnath.
Blockhalde aus Basalten V5 in den
„Laubwäldern Japans“.
Gasreiche Schmelzen –
Basaltische Eruptionsprodukte
V6
V7
V8
Magmatische Schmelzen, die große Mengen Gas enthalten, erstarren zu Gesteinen, die von zahlreichen Hohlräumen und Poren durchsetzt sein können. Solche porösen Gesteine werden als vulkanische
Schlacken V6 bezeichnet. Besonders blasenreich sind ursprünglich
viskose (zähflüssige) Schmelzen, da aus diesen das vulkanische Gas
nur schlecht entweichen konnte. Zahlreiche Stücke im ÖBG zeigen
daher
Fließstrukturen,
Kennzeichen der zähflüssig
ausgeflossenen Schmelze.
Steigt im Inneren eines Vulkans der Gasdruck über ein
Blöcke vulkanischer Schlacke
V6 und Pyroklastika V7 als
Bodendecke im Nebelwaldhaus.
13
Vulkanite
V
kritisches Maß an, kommt es zu
vulkanischen Eruptionen. Dabei
kann das Gesteinsmaterial in
unterschiedlichen Größen herausgeschleudert werden. Solche als
Pyroklastika V7
bezeichneten
Gesteinsfragmente bedecken beispielsweise den Boden im Nebelwaldhaus. Große Komponenten
(> 63 mm) werden als vulkanische
Bomben V8
bezeichnet. Diese
finden sich in der Asien-Abteilung.
Vulkanische Schlacken V6 als Wandverkleidung im Nebelwaldhaus.
Mitbringsel aus dem oberen
Erdmantel –
Olivine im Basalt V9
Olivin-Nephelin Basalt V9 in
den „Laubwäldern Japans“.
14
Basaltische Schmelzen stammen
aus dem oberen Erdmantel, in dem
hohe Temperaturen (ca. 1500 °C)
und ein enorm hoher Druck herrschen. Unter diesen extremen
Bedingungen können nur wenige
Mineralien existieren, z.B. der
flaschengrüne und glasähnliche
Olivin. Beim Aufdringen des
Magmas werden solche Olivine
sehr häufig als mehrere cm große
Einschlüsse im Gestein mitgeführt.
G
Granite
Helle Schmelzen aus der Tiefe – Granite
Granite gehören zu den magmatischen Gesteinen und dort zu den Plutoniten. Im Gegensatz zu den basaltischen Magmen, die aus dem
oberen Erdmantel (30 – 100 km Tiefe) stammen, leiten sich granitische Schmelzen von aufgeschmolzenen Gesteinen der darüber
liegenden Erdkruste ab. Sie unterscheiden sich von den Basalten
auch dadurch, dass das granitische Magma noch vor Erreichen der
Erdoberfläche, also in der Tiefe, erstarrt ist. Dort kühlte es langsam
ab (vielfach über Zeiträume von mehreren Mio. Jahren!) und es
kristallisierten die gut im Gestein erkennbaren Minerale aus dem
zunehmend zähflüssigeren Gesteinsbrei aus: Feldspat, Quarz und
Glimmer. Granite zeigen im Gegensatz zu den dunklen basaltischen
Gesteinen eine helle Gesteinsfarbe und sind reich an SiO2.
Waldstein-Granit
G1
Reutgranit
G2
Randgranit
G3
Weißenstädter Granit
G4
Granite des Fichtelgebirges im Detail.
15
Granite
G
Granitgestalten
Zahlreiche Granitblöcke im ÖBG
fallen durch ihre rundlichen Formen auf. Diese Granit-Wollsäcke, wie sie auch für die
Luisenburg bei Wunsiedel oder
viele Blockmeere im Fichtelgebirge typisch sind, verdanken ihre
Entstehung der Verwitterung des
Granits innerhalb einer Granitgrus- bzw. Bodendecke. Entlang
der vertikalen und horizontalen
Risssysteme schreitet die Verwitterung im Granit voran und
rundet vorspringende Ecken ab,
so dass kugelige Blöcke entstehen. Durch den späteren Abtrag
der Grusdecke werden die Blöcke
aus ihrer Umhüllung freigelegt.
Granit-Wollsäcke in der Amerika-Abteilung.
Die Granite des Fichtelgebirges sind in der Spätphase der variskischen Gebirgsbildung in den zuvor entstandenen geologischen Gebirgsrahmen eingedrungen. Unterschiede in der Zusammensetzung
und der Körnigkeit der gesteinsbildenden Minerale hängen u.a. von
den Magmenquellen und der Lage der Gesteine innerhalb der Granitstöcke zusammen. Dies zeigt sich deutlich in den unterschiedlichen
Graniten im ÖBG.
Nachzügler – Gangquarze aus dem Fichtelgebirge
G5
Granite besitzen ein Ganggefolge. Dies sind meist langgestreckte
Spaltenfüllungen, die dem Riss- und Bruchsystem der Erdkruste
folgen und in der Spätphase der Platznahme der Granite entstehen.
Ursache für die Entstehung dieser Gänge ist die Anreicherung von
„Lösungen“ in den Restschmelzen der Granite, die unter hohem
16
G
Granite
Druck stehen. In diesen Lösungen reichern sich Quarz,
seltene Elemente (Lithium,
Uran, Tantal u.a.) und Erze
wie Gold, Wolfram, Kupfer
oder Zinn an. Das Ganggefolge kann damit wirtschaftlich von großer Bedeutung
sein. Im Fichtelgebirge war
es das Zinn, das im Mittelalter den Wohlstand dieser
Gangquarz G5 im Australienhaus.
Region begründete. Die
allermeisten Gänge bestehen allerdings „nur“ aus Quarz, der in Hohlräumen oft in schönen Bergkristallstufen auskristallisiert sein kann.
Granitschmelzen an der Oberfläche – Quarzporphyre
G6
Granitische Schmelzen können auch die Erdoberfläche erreichen.
Dann wird ihr bis dahin gebildeter Mineralbestand (meist schöne
Feldspatkristalle) in einer
dichten Grundmasse „eingefroren“. Im Fichtelgebirge
oder südlich davon kommen
solche Gesteine allerdings
nur selten vor und zählen
zu den späten Nachläufern
der Fichtelgebirgsgranite,
beispielsweise die Quarzporphyre (= Paläorhyolite)
vom Kornberg bei Erbendorf.
Typisch sind Paläorhyolite
Quarzporphyr G6 mit Feldspäten (rosa)
für den Thüringer Wald.
in den „Japanischen Laubwäldern“.
17
Sedimentgesteine
S
Schicht auf Schicht –
Sedimentgesteine
Sedimente entstehen durch Ablagerung von
Mineral- und Gesteinspartikeln oder von Schalenresten abgestorbener Organismen. In Jahrmillionen können sich
durch das Absetzen einer Partikelschicht auf die andere am Grunde
eines Sedimentationsbecken bis zu viele 100 m mächtige Schichtenfolgen anhäufen. Durch Verfestigung (= Diagenese) entstehen daraus die Sedimentgesteine. Die Einwirkung schwacher gebirgsbildender Prozesse kann – wie im Falle des nicht-metamorphen Grundgebirges – diese Gesteine darüber hinaus verändern, ohne dass
diese ihren sedimentären Charakter verlieren.
Ein 205 Millionen Jahre
altes Flussdelta –
der Rhätolias-Sandstein
S1
Am Ende einer längeren Festlandsphase drängte sich ab
dem Übergang von der Trias
zum Jura (= Rhätolias) ein
flaches Meer von Norden gegen eine Festlandsschwelle,
Rhätolias-Sandstein S1 mit natürderen Küste etwas südlich und
licher Eisenimprägnation.
östlich von Bayreuth lag. Nach
Süden grenzte dieser Landrücken, das Vindelizisch-Böhmische Land,
unseren Raum gegenüber dem damaligen Mittelmeer (= Tethys) ab.
Über ein ausgedehntes Flusssystem, das dieses Festland nach Norden ins Meer entwässerte, wurden große Mengen Sand antransportiert und zu einem Flussdelta aufgeschüttet. Bayreuth liegt heute etwa
im Zentrum dieses damaligen Schwemmlandes.
18
S
Sedimentgesteine
Die angelieferten feinen bis groben
Sande setzten sich nahezu vollständig aus gerundeten Quarzkörnern
zusammen. Sie stammen als chemisch und mechanisch stabile Minerale aus der Abtragung von Grundgebirgsgebieten des VindelizischBöhmischen Landes. Die ursprünglich vollständig zu Sandsteinen verbackenen Sedimente des Flussdeltas lieferten und liefern in der Umgebung von Bayreuth wichtige Rohstoffe. So wurde vor 60 bis 200 JahDer Bayreuther Raum im späten
ren dieser Sandstein als Mauer- Rhät (nach Mäuser u.a. 2002).
stein in Steinbrüchen v.a. westlich
von Bayreuth gewonnen. Heute sind es hauptsächlich die leicht
abbaubaren Sande, die durch Verwitterung aus den Sandsteinen
entstanden sind und als Baustoff große Bedeutung haben.
Die Sande und
Sandsteine des
Rhätolias
S1 sind im
Bayreuther
Raum wichtige
Baumaterialien.
19
Sedimentgesteine
S
Puzzlestücke in der Evolution der Pflanzen –
die Florenfossilien des Rhätolias
Zwischen den Sandsteinschichten des Rhätolias finden sich hin und wieder
kleinere Tonlinsen, darunter z.B. die für die Thurnauer Gegend wichtigen
Töpfertone. Aus paläontologischer Sicht große Bedeutung haben die in den
Tonlinsen vorhandenen Pflanzenreste und -abdrücke, die aufgrund ihrer
außerordentlich guten Erhaltung eingehende paläobotanische Studien zulassen. Die u.a. von dem Bayreuther Fossiliensammler Carl Friedrich Wilhelm Braun (1800-1864) an diesem Material durchgeführten Untersuchungen und wissenschaftlichen Erstbeschreibungen waren wichtige Puzzlestücke in der Rekonstruktion der erdgeschichtlichen Entwicklung der Pflanzen. Zahlreiche Exemplare der Rhätolias-Pflanzenfossilien sind im Urweltmuseum Bayreuth ausgestellt.
Sedimente in einem warmen Meer – Kalkgesteine
S2
S3
Im Verlauf der Erdgeschichte bestanden in unserem Raum mehrfach
günstige klimatische und geologische Vorausetzungen für die Bildung flacher, warmer Meeresbecken. Darin haben sich Kalkschlämme v.a. aus Schalen- und anderen kalkigen Organismenresten abgesetzt. Vom Festland wurde
allerdings auch Tontrübe in das
Meer eingetragen und abgelagert. So entstanden besonders
zur Zeit des Muschelkalks und
des Malms Kalkgesteine mit
einer typischen Bankung, bei
denen die Kalksedimente durch
dünne Mergellagen unterbrochen
sind (Mergel sind Mischungen
aus Ton und Kalk).
Kalksteine aus dem Malm
am Bienenhaus.
20
S3
S
Gesteine des Muschelkalks
S2
Sedimentgesteine
in der Mitteleuropa-Abteilung.
Das flache und warme Meer zur Zeit des Muschelkalks war Lebensraum einer überaus reichen Fauna: Meereswürmer, Seelilien,
Brachiopoden, Muscheln, Schnecken, Ceratiten und Meeressaurier.
Auf den Schichtflächen vieler Kalksteine finden sich zahlreiche Spurenfossilien, im Querbruch der Gesteine häufig sogar Grabbauten
von Krebsen und Würmern (= Rhizocorallium). Jede Schichtoberfläche ist damit ein uralter, fossiler Meeresboden!
Bayreuths bekanntester Fossiliensammler –
Georg Graf zu Münster (1776 – 1844)
Rund 142.000 (!) Fossilien umfasste die Privatsammlung des Bayreuther
Regierungsdirektors Graf zu Münster. Besonders erwähnenswert sind seine
Fundstücke aus dem Muschelkalk der Bayreuther Region, u.a. der aus einem Steinbruch bei Bindlach stammende und von Graf zu Münster erstmals
wissenschaftlich exakt beschriebene Nothosaurus mirabilis, ein bis sieben
Meter langes Meeresreptil. Dieser Meeressaurier und ein kleinerer Teil der
Münster’schen Sammlung bilden heute den Grundstock des Urweltmuseums in Bayreuth (Kanzleistr. 1).
21
Sedimentgesteine
S
Die weißen Kalksteine des
Malms S3 im ÖBG gehören zur
sogenannten Schichtfazies dieser Zeit. Sie wurden in den Bekkenbereichen zwischen größeren
Riffkomplexen (= Riff-Fazies) abgelagert. Diese fossilen Riffe,
deren kompakte Felsen weite
Teile der Fränkischen Schweiz
prägen, wurden von Schwämmen und Kalkalgen aufgebaut,
nur sehr selten finden sich Korallen. Den Lebensraum der Meere
bewohnten aber auch die bekannten Ammoniten der Frankenalb („Ammonshörner“). Sie
sind vielfach das Sammlerfossil
unserer Region!
Kalksteine und -scherben aus dem
Malm S3 (Nähe Bienenhaus). Im
Hintergrund: Überlebensgroße Nachbildung eines Ammoniten von dem
Bayreuther Künstler Axel Luther.
Kieselsäure auf Wanderschaft –
die „Weidenberger Karneole“
S4
Zur Zeit des Buntsandsteins war der Bayreuther Raum Festland, und
es herrschte ein subtropisches, halbtrockenes (semiarides) Klima.
Durch Verwitterung wurde aus Gesteinen die Kieselsäure (SiO2) in
großen Mengen herausgelöst und nach kurzen Transportwegen konzentriert wieder ausgefällt. Es bildeten sich mancherorts horizontbe22
S
Sedimentgesteine
ständige Kieselkrusten, wie der
sogenannte
Weidenberger
Karneolhorizont. Durch Elementbeimengungen, beispielsweise von Eisen, können diese
reinen Kieselgesteine sehr vielfältig und intensiv gefärbt sein.
Kieselgesteine des Weidenberger
Karneolhorizontes S4 („Karneol“)
in der „Steppe“.
Elegante Streifenmuster –
Tonschiefer-Quarzit-Wechselfolgen aus dem Paläozoikum
S5
Dem wechselnden Eintrag von
tonigem und feinsandigem Sediment verdanken die elegant
gebänderten Gesteine in der
Asien-Abteilung ihre Entstehung
im Paläozoikum. Durch schwache gebirgsbildende Prozesse
haben die Sedimente, besonders
die ursprünglich sandigen, heute
quarzitischen Lagen, bereits Veränderungen ihres Gesteinsgefüges erfahren. Ihr Ausgangscharakter ist allerdings noch deutlich
zu erkennen.
Paläozoische Tonschiefer-QuarzitFolge S5 in der Asien-Abteilung.
23
Sedimentgesteine
S
Falscher Marmor –
Flaserkalke aus dem Frankenwald
Flaserkalke S6 am Gipfel
der Asien-Abteilung.
S6
Sehr feinkörnige und polierfähige Kalkgesteine werden im Handel
häufig als Marmore bezeichnet, obwohl sie mineralogisch oft keine
sind. So auch die im Oberdevon (etwa vor 370 Mio. Jahre) abgelagerten Flaserkalke („Marxgrüner Marmore“), die den Gipfel der
Asien-Abteilung aufbauen und aus dem Frankenwald stammen. In
manchen der oft rötlichen oder rosa farbenen Gesteine ist deutlich
die flaserige (muskelstrangartige) Schichtung erkennbar, der das
Gestein seinen Namen verdankt. Die günstigen gesteinstechnischen
Eigenschaften der verschieden farbigen, attraktiven Flaserkalke
haben die „Marxgrüner
Marmore“ zeitweilig zu
einem beliebten Exportprodukt der Frankenwälder
Steinindustrie
gemacht
(Handelsname
„DeutschRot“).
Frischer Anschnitt eines Flaserkalkes S6 (Asien-Abteilung).
24
S
Sedimentgesteine
Vom Skelettgerüst zum Gestein –
Lydite aus dem Frankenwald S7
Meerwasser enthält gelöste Kieselsäure
(SiO2), die mikroskopisch kleine Einzeller,
sogenannte Radiolarien, zum Aufbau ihrer
Skelette nutzen. Nach dem Absterben der
Organismen lagern sich die Skelettreste
auf dem Meeresboden ab. GesteinsbilMikroskopisch kleine
dende Lagen entstehen daraus v.a. dort, Einzeller: Radiolarien
wo aufgrund hoher Wassertiefen oder (nur 0,1 - 0,5 mm groß!).
niedriger Wassertemperaturen die Bildung
kalkiger Sedimente unterbunden ist. Damit sind Radiolarienschlämme besonders für Ablagerungen der Tiefsee typisch. Die versteinerten Radiolarienschlämme aus der Zeit des Silurs, deren schwarze
Farbe auf ein im Gestein fein verteiltes organisches Pigment zurückgeht, werden als Lydite bezeichnet. Charakteristisch für diese Gesteine sind zahlreiche, mit weißem Quarz „verheilte“ Risse.
Lydite
S7
vor dem Gebäude der Paläobotanischen Sammlung.
25
Metamorphe Gesteine
M
Umgewandelt –
Metamorphe Gesteine
Gesteine unterliegen während einer Gebirgsbildung hohen Drucken und Temperaturen und
erfahren dabei in unterschiedlichem Maße eine
Umwandlung zu metamorphen Gesteinen (griech. metamorphóo =
umgestalten). Das Ausmaß der Veränderung der Gesteine kennzeichnet jeweils den Grad der Metamorphose (schwach bis hoch).
Den Höhepunkt der Metamorphose erlebten die Gesteine des Grundgebirges im Bayreuther Raum während der variskischen Gebirgsbildung im Oberkarbon, als sie bis zu mehreren Kilometern in die
Erdkruste versenkt wurden. Durch mehrfache Hebung und einhergehende Abtragung des Auflagers liegen sie heute wieder an der
Erdoberfläche.
Seidenglanz – Phyllite aus dem Fichtelgebirge
M1
Sehr typische Gesteine für den westlichen Rand des Fichtelgebirges
sind feinschiefrige, auf ihren Spaltflächen (= Schieferungsflächen)
seidig glänzende Phyllite und Quarzitphyllite (quarzitisch gebänderte Phyllite). Phyllite gehen bei einer schwachen Metamorphose
aus Tonen bzw. Tonschiefern
hervor. Quarzitphyllite, die sich
von den Phylliten durch die in
den Schieferungsebenen liegenden Quarzitlagen unterscheiden, lassen sich meist auf
Ton-Feinsand-Schichtenfolgen
zurückführen. Der Glanz auf
den Schieferungsflächen rührt
von mikroskopisch kleinen
Mineralschüppchen her.
Quarzitphyllit M1 in „Kanada“.
26
M
Begehrter Baustein – Wunsiedler Marmor
Metamorphe Gesteine
M2
Zu den höher metamorphen Gesteinen des Fichtelgebirges gehört
der Wunsiedler Marmor. Dieser ist aus Kalkgesteinen hervorgegangen, die während des Oberkambriums (vor ~ 520 Mio. Jahren)
abgelagert wurden und während
der variskischen Gebirgsbildung
Temperaturen von rund 440° C
ausgesetzt waren. Die Metamorphose verursachte ein Wachstum
der ursprünglich kleinen Kalzitkörner des Gesteins zu größeren, die
Phyllitische Bänderung im
nun mit bloßem Auge erkennbar
Wunsiedler Marmor M2 .
sind. Aus den ursprünglich mergeligtonigen Zwischenschichten sind phyllitische Lagen entstanden, die
den Marmor vieler Herkunftsorte im Fichtelgebirge deutlich prägen. Gewonnen
wurde der Wunsiedler Marmor in
zahlreichen Steinbrüchen im östlichen
Fichtelgebirge, u.a. für den Bau der
Wunsiedler Stadtmauer.
Im ÖBG fallen die Wunsiedler Marmore oft durch
ihre bizarren Formen auf.
Diese sind das Ergebnis der
Verkarstung der Gesteine
unter dem Einfluss
kohlensäurehaltigen
Wassers.
Wunsiedler Marmor M2 am
Gipfel des „Himalayas“.
27
Metamorphe Gesteine
M
Versteinerte Schlangenhäute? – Serpentinite
M3
Das Mineral Serpentin (ein Mg-Silikat) bzw. das nahezu ausschließlich daraus bestehende Gestein Serpentinit hat seinen Namen von
Schlangenhaut-ähnlichen
Flecken und von seiner Anwendung als Mittel gegen
Schlangenbisse (lat. serpens
= Schlange). Hervorgegangen
ist der meist schwarzgrüne
Serpentinit aus Gesteinen,
welche die tieferen Anteile der
ozeanischen
Kruste
oder
sogar des darunter liegenden
oberen Erdmantels aufbauen.
Die Serpentinite im ÖBG
sind damit Relikte des alten
Ozeans zwischen Laurasia
und Gondwana. Serpentinite
enthalten nur wenig Calcium,
Natrium und Kalium, so dass
sich auf den daraus entstehenden Böden nur eine spezielle Mangelflora etablieren
kann.
Serpentinit-Schuttflur
M3
im „Ural“.
Wenn die Kompassnadel abweicht – der Haidberg bei Zell
Serpentinit kann einen hohen Eisenanteil besitzen, der u.a. in dem Eisenmineral Magnetit gebunden ist. Dieses Erzmineral bedingt eine auffällig
hohe magnetische Wirkung des Gesteins. So erkannte bereits Alexander
von Humboldt 1796 dieses Phänomen am Haidberg bei Zell (nahe Gefrees)
durch die Abweichung seiner Kompassnadel.
28
M
Ortsfremd, nicht nur im ÖBG –
Gesteine der Münchberger Masse
M4
Metamorphe Gesteine
M5
Seit über 100 Jahren wurde über die Gesteine der sogenannten
Münchberger Masse wissenschaftlich diskutiert (zur Lage siehe
Karte Seite 9). Heute gilt als sicher, dass diese große Gesteinsmasse während der variskischen Gebirgsbildung aus Südosten als
ortsfremde Einheit (= tektonische Decke) herantransportiert worden
ist. Sie steht daher mit den sie umgebenden und unterlagernden
Gesteinen in keinem genetischen Zusammenhang.
Von den zahlreichen Gesteinen der Münchberger Masse sind einige
im ÖBG vertreten. Ehemals Diabase und vulkanische Auswurfprodukte stellen die heute als feinkörnige, olivgrüne Prasinite M4
vorliegenden Gesteine dar (griech. prasino = grün). Ebenfalls ehemalige Vulkanite (Keratophyre), jedoch anderer chemischer und
mineralogischer Zusammensetzung, sind die Albit-Epidot-Felse M5 .
Die Bezeichnung „Fels“ kennzeichnet diese Gesteine als massige
Bestandteile des Gesteinsverbandes. Die Hauptbestandteile der
Felse sind der helle Feldspat Albit und der pistaziengrüne Epidot.
Epidot-Albit-Felse
M5
in der Asien-Abteilung.
29
Belebte Steine
Genügsame Lebenskünstler – Moose und Flechten
Gesteine verwittern im Laufe der Zeit. Sie werden durch Wind und
Wetter mechanisch und chemisch angegriffen und nach und nach
in ihre Bestandteile zerlegt. Aber auch Pflanzen tragen dazu bei.
Flechten, eine zu einem Organismus gewordene Lebensgemeinschaft aus Algen und Pilzen, siedeln sich häufig als erste auf Gesteinen an und tragen mit ihren Stoffwechselprodukten zu deren
chemischer Verwitterung bei. Viele Nährstoffe stehen ihnen dabei
nicht zur Verfügung, sie wachsen deshalb sehr langsam, nur 0,1 bis
10 mm pro Jahr, können aber mehr als 4.500 Jahre alt werden!
Die Gelbflechte (Xanthoria elegans) bevorzugt
kalkführende Gesteine, kommt aber auch auf Betonplatten und Dachziegeln vor. Sie ist eine der am
weitesten verbreiteten Flechtenarten in Deutschland und gilt als Zeiger für hohen Stickstoffeintrag
aus der Luft.
Erst wenn sich
organische Substanz auf den Gesteinen angereichert hat, besiedeln erste Moose
die Gesteinsoberflächen. Zu ihnen
gehört beispielsweise Schistidium
apocarpum.
Die
Schüsselflechte (Physcia
ascendens)
hat
eine breite ökologische Amplitude. Sie bevorzugt
nährstoffreiches
Substrat
und
kommt sowohl auf
Rinden wie auch
auf Gesteinen vor.
Flechten- und Moosbewuchs auf Epidot-Albit-Fels
30
M5
in der Asien-Abteilung.
Übersichtsplan ÖBG
Lage der Gesteine im ÖBG.
Zu den Gesteinen in der Asien-Abteilung und in den Gewächshäusern
siehe Detailkarten auf den Seiten 32 und 33. Die verwendeten Symbole
werden in den Tabellen auf den Seiten 34/35 erläutert.
31
Detailkarte Asien
Lage der Gesteine in der Asien-Abteilung des ÖBG.
Zur Erläuterung der Symbole siehe Tabellen auf den Seiten 34/35.
32
Detailkarte Gewächshäuser
Lage der Gesteine in den Gewächshäusern des ÖBG.
Zur Erläuterung der Symbole siehe Tabellen auf den Seiten 34/35.
Ergänzende und weiterführende Literatur (Auswahl)
Mäuser, M., Schirmer, W. & Schmidt-Kaler, H. (2002) Wanderungen durch
die Erdgeschichte (12) – Obermain-Alb und Oberfränkisches
Bruchschollenland. – 144 S., Pfeil-Verlag, München.
Müller, F. (1991) Bayerns steinreiche Ecke. 2. Auflage. – 288 S., Gondrom,
Bayreuth.
Peterek, A. & Rossmann, G. (2003) Der Ökologisch-Botanische Garten der
Universität Bayreuth als Archiv der Erdgeschichte Nordostbayerns. –
Ber. Naturwiss. Ges. Bayreuth, 25 (im Druck).
Sperber, H. & Hohenberger, E. (1979) Geologisch-botanische Streifzüge
durch Nordostbayern. 310 S., Oberfränkische Verl.-Anst., Hof.
33
Auf einen Blick
Abk.
Gestein /Alter
Seite
Im ÖBG
Herkunft
Bad Berneck
11
Oberdevon (~370 Ma)
F / Asien
G / THG
Pillow-Diabas
F / Asien
Bad Berneck
11
F / Asien
F / Amerika
Bad Berneck
11
Gr. Teichelberg,
Dreikirchen
(Westerwald)
12
Tertiär (~20 Ma)
F / Eingang
G / TRW
Basalt-Blockhalde
F / Asien
Brand bei
Marktredwitz
13
Ochtendong (Eifel)
13
Quartär (~ 200.000 Jahre)
F / Asien
G / TNW
G / TRW
Pyroklastika
G / TNW
Ochtendong (Eifel)
13
F / Asien
Wölsau bei
Marktredwitz
13
F / Asien
Zinster Kuppe
14
Großer Waldstein
15
Oberkarbon (~305 Ma)
F / Eingang
G / AUS
Reutgranit
F / Asien
Gefrees
15
F / Amerika
Ochsenkopf
15
F / Amerika
Weißenstadt
15
G / AUS
Waldstein,
Waldershof
17
F / Asien
Kornberg bei
Erbendorf
17
Ma = Mio. Jahre
V1
Basische Vulkanite
V2
V3
V4
V5
V6
V8
V9
G1
Granite und Gefolge
Oberdevon (~370 Ma)
Diabas-Mandelstein
Oberdevon (~370 Ma)
Basaltsäulen
V7
G2
G3
G4
G5
G6
34
Diabas
Tertiär (~20 Ma)
Basaltschlacke
(Blasenlava)
Quartär (~ 200.000 Jahre)
Vulkanische Bomben
Tertiär (~20 Ma)
Nephelin-Olivin-Basalt
Tertiär (~20 Ma)
Waldstein-Granit
Oberkarbon (~325 Ma)
Randgranit
Oberkarbon (~305 Ma)
Weißenstädter Granit
Oberkarbon (~325 Ma)
Gangquarz
Oberkarbon (325-290 Ma)
Quarzprophyr
Permokarbon (~290 Ma)
Auf einen Blick
Abk.
Gestein /Alter
Seite
Im ÖBG
Herkunft
Rödensdorf,
Bauerngrün
18
Rhät/Lias (~205 Ma)
G / AUS
F / s. Karte S.31
Kalkstein
F / Mitteleuropa
Bindlacher Berg
20
F / Europa
Pilgerndorf bei
Hollfeld
20
F / Asien
Tressau,
Geiersleite bei
Kirmsees
22
F / Asien
Bad Berneck
23
F / Asien
Horwagen bei
Bobengrün
24
F / Vorplatz
Döbra,
Döbraberg
25
Brandholz bei Bad
Berneck
26
Ordovizium (~480 Ma)
F / Amerika
F / Asien
Wunsiedler Marmor
F / Asien
Dechantsees,
Holenbrunn,
Göpfersgrün,
Sinatengrün,
Stemmas
27
F / Asien
Wurlitz (Hof),
Haidberg (Zell)
28
F / Asien
Hohenknoden
29
F / Asien
Hohenknoden
29
Ma = Mio. Jahre
Sedimentgesteine
S1
S2
S3
Rhätolias-Sandstein
Muschelkalk (~230 Ma)
Kalkstein (Werkkalk)
Malm (~155 Ma)
„Weidenberger Karneole“
S4
Buntsandstein (~245 Ma)
S5
Tonschiefer-QuarzitWechselfolge
Paläozoikum
S6
Flaserkalk
Oberdevon (~370 Ma)
S7
Lydit (Kieselschiefer)
Silur (~430 Ma)
Metamorphite
M1
M2
M3
Quarzitphyllite / Phyllite
Oberkambrium
(~520 Ma)
Serpentinite
Paläozoikum
Prasinite
M4
M5
Jungpräkambrium
(~540 - 580 Ma)
Albit-Epidot-Felse
(wie Prasinite)
F = Freigelände des ÖBG
G = Gewächshäuser
AUS = Australienhaus
THG = Tropisches Hochgebirgshaus
TNW = Tropisches Nebelwaldhaus
TRW = Tropenwaldhaus
35
ÖBG: Öffnungszeiten / Anreise
Außenanlagen: Werktag (Mo bis Fr) 8 – 17 Uhr
Außenanlagen & Gewächshäuser: Sonntag 10 – 16 Uhr
Jeden 1. Sonntag im Monat findet um 10 Uhr eine öffentliche Führung statt
(Themen siehe Presse oder Internetseite).
Führungen für Gruppen nach Anmeldung.
Ökologisch-Botanischer Garten
95440 Bayreuth
e-mail: [email protected]
Tel.: 0921/552961
Fax: 0921/552976
http://www.uni-bayreuth.de/obg
So finden Sie zum ÖBG
Der Ökologisch-Botanische Garten liegt im Süden des Uni-Geländes.
Sie erreichen uns:
- mit dem Auto: A9, Abfahrt „Bayreuth Süd“- weiter Richtung Universität.
- mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Stadtbus Linie 6 (Hohlmühle Campus - Markt - Roter Hügel) oder Linie 4 (Universität - Markt Südfriedhof) Haltestelle „Uni-Verwaltung“.
Herausgeber: Freundeskreis Ökologisch-Botanischer Garten e.V.
Bayreuth, Juni 2003
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