Die Frauen sind noch lange nicht am Ziel

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Inland|5
SAMSTAG
23. MAI 2015
FBP-Termine
Frauen und Männer
in der neuen Arbeitswelt: Strategiewechsel
auf der Zielgeraden?
TRIESEN Frauen sind noch nicht dort,
wo sie sein sollten. Dies gilt sowohl
für die Politik wie auch für die Arbeitswelt. Die Gemeinderatswahlen,
bei denen die Frauen leider sehr
schlecht abgeschnitten haben, zeigten es überdeutlich. Die Wahl von
Maria Kaiser als erst zweite Frau an
der Spitze einer Gemeinde kann
nicht darüber hinwegtäuschen,
auch wenn wir uns gerade ausserordentlich freuen. Die Frauen in der
FBP wollen dieser stagnierenden
Entwicklung nicht tatenlos zusehen.
Wir möchten wachrütteln, aktiv an
der Stärkung der Frau in Politik,
Wirtschaft und Verwaltung arbeiten
und die Präsenz von Frauen in allen
Entscheidungsgremien stärken. Dazu werden wir künftig sicht- und
hörbarer und wir nehmen durch
Veranstaltungen und Diskussionsrunden eine aktive Rolle ein.
Programm am Donnerstag, den 28.
Mai, Kulturzentum Gasometer, Triesen
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Eröffnung durch Clarissa Frommelt, Vorsitzende der Frauen in
der FBP
Referat von Dr. Monique R. Siegel
Referat von Regierungsrätin
Dr. Aurelia Frick
Moderierte Podiumsdiskussion
mit den Referentinnen und Vorsteherin Maria Kaiser
Anschliessend Get Together-Apéro
Frauen in der FBP
Ortsgruppe Triesenberg: Tagesausflug
nach München
TRIESENBERG Am Samstag, den 30.
Mai, organisiert die FBP-Ortsgruppe
Triesenberg einen Tagesausf lug
nach München. Start ist um 7 Uhr
beim Dorfzentrum in Triesenberg.
Nach einem Frühstückshalt unterwegs ist das Eintreffen in München
um circa 10 Uhr vorgesehen. Bis zur
Rückfahrt um 19 Uhr steht der Tag
zur freien Verfügung. Pro Person ab
16 Jahren belaufen sich die Kosten
auf 45 Franken, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre bezahlen 30 Franken. Um Anmeldung bis 22. Mai wird
gebeten (+423 237 79 40 oder per EMail an f bp@f bp.li).
FBP-Ortsgruppe Triesenberg
Ortsgruppe Vaduz
lädt am 1. Juni zur
Jahresversammlung
VADUZ Die FBP-Ortsgruppe Vaduz
lädt alle Einwohnerinnen und Einwohner von Vaduz herzlich zur Jahresversammlung ins Restaurant Royal (1. Stock) ein. Diese findet am
Montag, den 1. Juni 2015, um 19 Uhr
statt. Zu Beginn wird der Politikwissenschaftler Dr. Wilfried Marxer
zum Thema «Gemeindewahlen
2015» ein Kurzreferat mit Analyse
halten. Neben den Vorstandswahlen
werden die ausscheidenden Mandatare gebührend verabschiedet. Ein
weiteres Traktandum ist die Nominierung der GPK-Kandidaten. Im Anschluss an die Jahresversammlung
lädt die FBP-Ortsgruppe Vaduz zum
Apéro und gemütlichen Beisammensein ein. Wir freuen uns, zahlreiche
Gäste im Restaurant Royal begrüssen zu dürfen.
Vorstand der FBP-Ortsgruppe Vaduz
LIECHTENSTEIN
Wuhrstrasse 13, 9490 Vaduz
Telefon: 237 79 40
E-Mail: [email protected]
www.fbp.li
«Die Frauen
sind noch lange
nicht am Ziel»
Debatte Auch wenn sie
selbst nie eine Freundin der
Quote war, hält Ministerin
Aurelia Frick eine Diskussion
über verpflichtende FrauenMänner-Anteile für dringend
notwendig. «Wir sollten uns
mit dieser Frage beschäftigen
und die Vor- und Nachteile
abwägen.»
VON MICHAEL BENVENUTI
«Volksblatt»: In der Einladung zur
Veranstaltung der Frauen in der FBP
wird die mangelnde Vertretung der
Frauen in Politik und Wirtschaft beklagt. Damit wird auch Bezug auf die
Gemeinderatswahlen genommen.
Wie schätzen Sie die Situation ein?
Aurelia Frick: Ich bedaure die Situation sehr. Auch nach 31 Jahren seit
der Einführung des Frauenstimmrechts gelingt es uns bis heute nicht,
ausreichend Frauen in politischen
Gremien zu etablieren. In 31 Jahren
haben erst zwei Frauen erfolgreich
für den Vorstehersitz kandidiert.
Der Frauenanteil in den Gemeinderäten liegt bei lediglich 17 Prozent.
kussion, die alle Vor- und Nachteile
abwägt.
Sie haben oben ausgeführt, Frauen
müssten sich an anderen Kriterien
messen lassen als Männer. Was meinen Sie damit?
Ich erlebe es selbst. Mutter werden in
der Regierungsverantwortung ist etwas völlig anderes, als in derselben
Rolle Vater zu werden. Andere Fragen, andere Beurteilungen und Verurteilungen, andere Massstäbe. Als
Frau ist man zu dünn, zu dick, die
Frisur wird kritisiert, die Schuhe
werden bewertet und so weiter. Dies
alles verstellt den Blick auf Kompetenz, Erfahrung und Wissen. Wird
man als Frau emotional, ist man zu
weich, der Herausforderung nicht gewachsen. Bleibt Frau ruhig und sachlich, ist sie kalt und berechnend. Das
sind Kriterien, die Männer nicht über
sich ergehen lassen müssen.
Was sind Alternativen für einen
Strategiewechsel zur Quote?
Hätte ich das Rezept, würde ich es
gerne verraten. Ich hätte es der Partei auch schon früher auf den Tisch
gelegt. Ich habe es aber nicht. Ich
baue aber darauf, dass wir die Veranstaltung
der
«Frauen in der
«Wenn wir die Quote
FBP» dazu verwenIm Titel der Verandiskutieren, dann müssen den können, Ideen
staltung heisst es
wir sie für alle Bereiche und Konzepte zu
«Strategiewechsel
entwickeln. Vieldiskutieren.»
auf der Zielgeraleicht noch nicht an
den?». Braucht es
der Veranstaltung
einen Strategiewechsel?
selbst. Aber die Diskussion soll eine
Generationen von Frauen setzen Initialzündung für dieses wichtige
sich jetzt seit Jahrzehnten für die Thema sein.
Stärkung der Frauen in Politik und
Wirtschaft ein. Immer wieder wur- Wäre es nicht besser, durch Kampaden die Parteien von Frauenorgani- gnen dagegen anzutreten als mit eisationen mit diesem Anliegen kon- ner Quote?
taktiert. Die Frauen selber haben Das sind schöne Worte. Das entversucht, parteiübergreifend Zei- spricht der Strategie der Vergangenchen zu setzen. Die Parteien bemüh- heit. Eine Strategie mit schwachen
en sich, Frauen für Kandidaturen zu Ergebnissen. Wir können natürlich
gewinnen und sie berichten, wie
schwer das sei. Viele Frauen sind
entmutigt. Wir befinden uns also ANZEIGE
nicht auf der Zielgeraden. Die bisherigen Strategien haben versagt. Ein
Strategiewechsel wird meines Erachtens notwendig.
Ihre Co-Referentin am Anlass der
Frauen in der FBP spricht von einer
zeitlich befristeten Quote. Ist dies
für sie eine Lösung?
Ich war nie Freundin einer Frauenquote. Ich bin tief beseelt von der
Überzeugung, dass Frauen genau
wie Männer gewählt werden aufgrund von Kompetenzen, Erfahrungen, Wissen, Persönlichkeit und Eloquenz. Dem scheint aber nicht so zu
sein. Frauen müssen sich an Kriterien messen lassen, die mit einer fairen Aus-Wahl nichts zu tun haben.
Um dem entgegenzutreten, wäre die
Quote vielleicht ein geeignetes Mittel. Wir sollten uns mit dieser Frage
beschäftigen und die Vor- und Nachteile abwägen. Dann können wir entscheiden, ob die Quote ein Weg sein
kann. Wenigstens die Diskussion darüber müssen wir führen.
Auch vertrete ich die Ansicht, dass
wir sofort beginnen sollten, Kommissionen, Stiftungsräte und Verwaltungsräte, die unter der Bestellung der Regierung stehen, nur noch
mit einem Frauen-Männer-Anteil
von 50:50 zu besetzen. Finden sich
die geeigneten Kandidatinnen nicht,
bleibt der Sitz konsequent leer. Natürlich auch im Falle eines vakanten
Männer-Sitzes.
Und bei Landtags- und Gemeindewahlen?
Ich will keiner Diskussion vorgreifen. Wenn wir aber die Quote diskutieren, dann müssen wir sie für alle
Bereiche diskutieren. Es geht mir
dabei um eine ergebnisoffene Dis-
«Wir brauchen die Stimmen, Meinungen und Kompetenzen von Frauen. Auch die
Männer müssen dazu beitragen, dieses Ziel für die Frauen zu erreichen», betont
Regierungsrätin Aurelia Frick. (Foto: ZVG).
auch einfach zuwarten. Vielleicht ist
die nächste Generation aufgeschlossener oder die übernächste. Aber
wohin führt das? Wir müssen etwas
unternehmen. Und ich bin froh, dass
sich die Frauen in der FBP diesem
Thema stellen. Ich helfe gerne mit,
aufzurütteln und etwas zu verändern. Wir dürfen die Hände nicht in
den Schoss legen. Frauen sind noch
lange nicht am Ziel!
Jetzt klingen Sie wie eine Frauenrechtlerin?
Erstens ist es ja nichts Verwerfliches, wenn sich Frauen für die Rechte der Frauen einsetzen. Zweitens
sehe ich mich nicht so. Es geht um
ein Miteinander auf Augenhöhe. Die
Gesellschaft, die Wirtschaft und die
Politik brauchen die Fähigkeiten von
Frauen. Frauen tun jedem Gremium, jedem Verwaltungsrat, jedem
Gemeinderat, jeder Kommission
gut. Wir brauchen die Stimmen,
Meinungen und Kompetenzen von
Frauen. Auch die Männer müssen
dazu beitragen, dieses Ziel für die
Frauen zu erreichen.
Sind deshalb auch Männer zum Anlass der Frauen in Triesen eingeladen?
Auf jeden Fall! Die Männer sollen am
28. Mai auch in den Gasometer kommen. Dort werden wir über die Situation und die Rolle der Frau diskutieren, es soll und darf kontrovers
sein. Für diese Diskussion braucht
es Frauen und Männer.
WIR LÜFTEN DAS GEHEIMNIS
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