Sorption von hydrophoben organischen Verbindungen an gelösten

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- Einleitung
- Sorption von hydrophoben organischen Verbindungen an gelösten
Huminstoffen
- Mechanismus der Sorption an Huminstoffen
- Quantifizierung von Sorptionsgleichgewichten
- Experimentelle Methoden zur Bestimmung von Sorptionskoeffizienten an
gelösten Huminstoffen
- Empirische Modelle zur Vorausberechnung von Sorptionskoeffizienten
- Beziehungen zwischen dem Sorptionsverhalten und den strukturellen
Eigenschaften von Huminstoffen
- Einfluß von gelösten Huminstoffen auf die Biokonzentration und Toxizität
hydrophober Verbindungen
- Einfluß von gelösten Huminstoffen auf die Biokonzentration
- Einfluß von gelösten Huminstoffen auf die Toxizität von hydrophoben
Verbindungen
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
- Material und Methoden
- Verwendete Huminstoffe
- Bestimmung von KDOC-Werten mit Hilfe der SPME
- Erläuterungen zu den einzelnen Versuchsreihen
- Vergleich des Sorptionsverhaltens unterschiedlicher Sorptive
- Vergleich des Sorptionsverhaltens von Huminstoffen unterschiedlicher Herkunft
Einleitung
Natürliche Huminstoffe (HS) bilden den größten Pool an organischem Kohlenstoff in
der Welt. Sie sind sowohl in der organischen Substanz von Böden und Sedimenten
als auch in gelöster Form in Oberflächen-, Poren- und Grundwässern enthalten.
Gelöste Huminstoffe bilden mit einem Anteil von 60-80% die Hauptfraktion des
gelösten organischen Kohlenstoffs (DOC) in natürlichen Wässern. Etwa 10% des
DOC entfallen auf identifizierbare Substanzen wie Aminosäuren, Kohlenhydrate und
Fettsäuren. Den Rest stellt polyionisches polymeres Material dar, das durch XADHarze adsorbiert wird, jedoch nicht in die Kategorie der Huminstoffe fällt. Huminstoffe
sind organische Makromoleküle, die durch biotische Ab- und Umbauprozesse aus
abgestorbenem tierischen und pflanzlichen Material gebildet werden. Sie besitzen
keine einheitliche Struktur. Allgemein können sie als polyphenolische Verbindungen
mit einer Vielzahl an Carboxylgruppen und eingebauten Kohlenhydrat- und
Peptidresten charakterisiert werden. Gelöste Huminstoffe werden nach ihrer
Adsorbierbarkeit an XAD-Harzen und ihrer Löslichkeit in Säuren in Humin- und
Fulvosäuren unterteilt. Huminsäuren bilden eine stärker hydrophobe, Fulvinsäuren
eine stärker hydrophile Fraktion der Huminstoffe.
Da Huminstoffe sowohl eine Vielzahl an funktionellen Gruppen als auch hydrophobe
Bereiche besitzen, sind sie in der Lage Wechselwirkungen mit verschiedenen
Schadstoffklassen einzugehen. So können sie sowohl Metallionen komplexieren, als
auch organische Verbindungen durch Sorption und Reaktion binden. Das
Sorptionsvermögen von gelösten Huminstoffen ist insbesondere gegenüber
hydrophoben organischen Verbindungen ausgeprägt. Hierzu zählen viele
umweltrelevante Chemikalien, wie beispielsweise die polyzyklischen aromatischen
Kohlenwasserstoffe (PAK), die polychlorierten Dibenzodioxine (PCDD) und -furane
(PCDF), die polychlorierten Biphenyle (PCB) und viele Pestizide (z.B. DDT, Lindan
oder die Pyrethroide).
Sorptionsprozesse an Huminstoffen können maßgeblich den Transport und das
Verhalten von Xenobiotica in der Umwelt beeinflussen. Während die Sorption an den
partikulären Huminstoffen in Böden oder Sedimenten eine Rückhaltung des
Schadstoffs am Kontaminationsort bewirkt, führt die Sorption an gelösten
Huminstoffen in Poren-, Grund- und Oberflächenwässern zu einer erhöhten
scheinbaren Wasserlöslichkeit und damit zu einer verstärkten Ausbreitung von
hydrophoben Schadstoffen. Weitere Auswirkungen der Wechselwirkungen von
Xenobiotika mit gelösten Huminstoffe sind die Reduzierung der Verflüchtigung, die
Erhöhung der Photolysegeschwindigkeit sowie die Veränderung der Bioverfügbarkeit
und Toxizität von organischen Verbindungen.
Um das Verhalten von neuen Wirkstoffen oder von bereits in die Umwelt
eingetragenen Schadstoffen abschätzen zu können, ist es deshalb notwendig, die
Wechselwirkungen mit den ubiquitären Huminstoffen zu verstehen und im nächsten
Schritt diese mit Hilfe geeigneter Modelle beschreiben zu können.
Während für die partikuläre organische Substanz in Böden und Sedimenten eine
Reihe von Modellen zur Vorausberechnung von Sorptionskoeffizienten organischer
Verbindungen vorgeschlagen wurden und sich in der Diskussion befinden, ist diese
Aufgabe für die gelöste organische Substanz bisher nur in wenigen Arbeiten
aufgegriffen worden. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Gelöste Huminstoffe
verschiedener Herkunft unterscheiden sich wesentlich stärker in ihrem
Sorptionsverhalten, als Böden verschiedener Herkunft. Eine einheitliche Behandlung
der Sorption an der gelösten organischen Substanz verschiedenen Ursprungs, wie
sie für Böden und Sedimente im Rahmen vernünftiger Fehlergrenzen möglich ist,
erscheint für gelöste Huminstoffe deshalb nicht zulässig.
Zum anderen ist die Frage nach der mechanistischen Basis für derartige Modelle
noch unzureichend geklärt. Die Vorstellungen reichen von einer Verteilung des
Sorptivs zwischen Wasser und micellartigen Strukturen innerhalb der gelösten
Huminstoffe, bis hin zu spezifischen Wechselwirkungen des Sorptivs mit definierten
Sorptionsplätzen des Huminstoffs.
Als Ausgangspunkt wie auch als Überprüfungskriterium für jedes Modell sind
experimentell bestimmte Sorptionskoeffizienten für eine möglichst große Zahl an
Verbindungen unerläßlich. Die Bestimmung von Sorptionskoeffizienten an gelösten
Huminstoffen stellt jedoch eine anspruchsvolle analytische Aufgabe dar und die
verwendeten Methoden werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit teilweise immer noch
kontrovers diskutiert.
In der vorliegenden Arbeit wird der derzeitige Kenntnisstand zu den erläuterten
Problemen bei der Modellierung von Sorptionsprozessen an gelösten Huminstoffen
zusammengefaßt, wobei neben der Literatur auch Ergebnisse eigener
experimenteller Arbeiten einfließen sollen. Auf dieser Grundlage soll die Literatur
zum Einfluß gelöster Huminstoffe auf die Biokonzentration und Toxizität von
hydrophoben organischen Verbindungen erörtert werden.
Zusammenfassung
Die Sorptionskoeffizienten von hydrophoben organischen Verbindungen an gelösten
Huminstoffen werden durch die chemischen Eigenschaften des Sorptivs und die
Qualität der organischen Substanz bestimmt.
Während empirische KDoc-Kow-Korrelationen substanzklassenspezifisch sind, gelingt
es mit Hilfe des Löslichkeitsparamterkonzeptes Sorptionskoeffizienten von
hydrophoben organischen Verbindungen ganz unterschiedlicher Stoffgruppen (PAK,
nichtkondensierte Arene, PCB, Alkane) gut und mit einer einheitlichen, theoretisch
begründeten Gleichung vorauszuberechnen. Der Erfolg des modifizierten FloryHuggins-Konzeptes ist darin zu sehen, daß beide Triebkräfte der hydrophoben
Sorption - die Unvereinbarkeit zwischen Wasser und hydrophobem Sorptiv und die
Affinität zwischen Sorptiv und Sorbens explizit berücksichtigt werden.
Die untersuchten Huminstoffe unterschiedlicher Herkunft, die eine natürliche
aquatische Humin- und Fulvosäure, verschiedene aus Böden extrahierte
Huminsäuren, anthropogene Humin- und Fulvosäuren aus dem Wasser und dem
Sediment einer Schwelwasserdeponie sowie eine kommerzielle Huminsäure
umfaßten, wiesen deutliche Unterschiede in ihrem Sorptionspotential auf. Der
Sorptionskoeffizient für ein gegebenes Sorptiv variierte um bis zu eine
Größenordnung innerhalb der verschiedenen Huminstoffe.
Die Gegenüberstellung von Sorptionseigenschaften und Strukturparametern der
Huminstoffe unterschiedlichen Ursprungs ergab, daß die Sorption von PAK durch
eine geringe Polarität und eine hohe Aromatizität des Huminstoffs gefördert wird. Mit
Hilfe einer Zweiprameterkorrelation unter Verwendung des Extinktionskoeffizienten
bei 280 nm und des H/O-Elementverhältnisses konnte das Sorptionspotential der
Huminstoffe unterschiedlicher Herkunft überraschend gut beschrieben werden.
Dieses Ergebnis spricht zum einen für einen ähnlichen Mechanismus der Sorption
von PAK an Huminstoffen ungeachtet deren unterschiedliche Herkunft. Gleichzeitig
liefert es einen Hinweis dafür, daß die für die Sorption von PAK verantwortlichen
Bereiche in Huminstoffen durch aromatische Strukturen gebildet werden und das
Sorptionspotential eines Huminstoffs durch deren Anteil sowie Substitutionsgrad
bestimmt wird. Es bleibt zu prüfen, ob eine derartige Beziehung auch für hydrophobe
Verbindungen anderer Stoffklassen gültig ist.
Um der Frage nachzugehen, ob zwischen PAK und den aromatischen Strukturen in
Huminstoffen spezifische zwischenmolekulare Wechselwirkungen vorliegen, wurde
überprüft, ob die Sorptionskoffizienten für PAK an einer Huminsäure mit hoher
Aromatizität (Roth-HA) hinlänglich mit Hilfe eines Löslichkeitsparameterkonzeptes
beschrieben werden können. Als Referenzsorptive zur Bestimmung des
Löslichkeitsparameters der Huminsäure wurden die Sorptionskoeffizienten von nAlkanen verwendet, da diese ausschließlich zu unspezifischen Wechselwirkungen
befähigt sind. Die Übereinstimmung zwischen den experimentell bestimmten
Sorptionskoeffizienten der PAK und den anhand des Löslichkeitsparameterkonzeptes berechneten Werten zeigt, daß die Affinität zwischen PAK und
Huminstoffen auf der Basis unspezifischer zwischenmolekularer Wechselwirkungen
erklärt werden kann und spricht gegen einen signifikanten Beitrag von spezifischen
Wechselwirkungen, wie Charge-Transfer-Wechselwirkungen, zur Sorption von PAK
an Huminstoffen.
Gelöste Huminstoffe können die Biokonzentration von organischen Schadstoffen in
Organismen signifikant erniedrigen. Als Ursache für diesen Effekt wird im
Allgemeinen die Sorption der Verbindungen an die gelösten Huminstoffe angesehen,
die zu Komplexen führt, die zu groß und/oder zu polar sind, um durch die
Organismen aufgenommen zu werden. Das Ausmaß der Erniedrigung der
Biokonzentration wird hauptsächlich durch die Konzentration der gelösten
Huminstoffe aber auch durch deren Qualität bestimmt und ist von dem
Sorptionskoeffizienten der Verbindung abhängig. Eine signifikante Beeinflussung der
Bioverfügbarkeit ist für stark hydrophobe Verbindungen bereits bei niedrigen, umweltrelevanten DOC-Konzentrationen zu erwarten.
In einigen Untersuchungen führte die Anwesenheit von DOM auch zu einer
Erhöhung der Biokonzentration, jedoch nur bei geringen DOC-Konzentrationen. Für
den Effekt der Erhöhung der Biokonzentration in Gegenwart von DOM gibt es in der
Literatur bisher keine einheitliche Erklärung.
Die Verringerung der Biokonzentration von organischen Schadstoffen in Gegenwart
von gelösten Huminstoffen hat generell eine Erniedrigung ihrer Toxizität zur Folge.
Dies kommt in erhöhten EC50-Werten in Gegenwart von gelösten Huminstoffen
gegenüber DOC-freien Kontrollen in akuten Toxizitätstests zum Ausdruck.
Neben der Verringerung der Bioverfügbarkeit können weitere Wirkungen von DOM
die Toxizität von organischen Verbindungen beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist die
Umsetzung organischer Verbindungen mit reaktiven Spezies, die bei photolytischen
Reaktionen von Huminstoffen gebildet werden können. Dabei können sowohl
weniger als auch stärker toxische Folgeprodukte entstehen.
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