I. Schwerepotential und Integralformeln I.1 Das Konzept "natürlicher" Koordinaten im Schwerefeld Unter physikalischer Geodäsie versteht man das Studium der physikalischen Eigenschaften des Schwerefeldes des Körpers Erde bezüglich geodätischer Anwendungen, insbesondere hinsichtlich der Koordinatenbestimmungen von Festpunkten. Das Schwerepotential W ( x iP ) der Erde bildet bezüglich eines erdverbundenen Koordinatensystems X eine skalare Raumfunktion. Die Dimension des Potentials ist ( m=Meter ; s=Sekunde ) 1) m2⋅s-2 2) geopotentielle Einheit 1gpu = 10 m2⋅s-2 Flächen gleichen Schwerepotentials i W ( x ) = const nennt man Äquipotentialflächen des Erdschwerepotentials oder kurz Niveauflächen. Die ideelle Meeresoberfläche ist definiert als eine spezielle Niveaufläche i W ( x ) = W0 = const ; sie wird Geoid genannt. Der Begriff der Äquipotentialfläche ist vor allem zur Veranschaulichung des (abstrakten) Potentialbegriffs von fundamentaler Bedeutung. W1 W1<W2 W2 Geoid Erdoberfläche Erdschwerpunkt W=V+φ Das Fliehkraftpotential ist Null entlang der Rotationsachse der Erde und wird größer für Punkte P weiter entfernt von dieser Achse. Das Gravitationspotential wird kleiner, je weiter man sich (z.B. längs einer Lotlinie) nach außen oder nach innen von der Erdoberfläche entfernt. Gekrümmte Linien, die alle Niveauflächen senkrecht durchdringen, werden Kraftlinien des Erdschwerepotentials oder kurz Lotlinien genannt; sie führen alle zum Erdschwerpunkt (Massenzentrum der Erde). Hängt man in einem mit der sich drehenden Erde verbundenen Punkt P (also nicht etwa z.B. in einem Satelliten) ein Lot auf, so bildet die Lotschnur die Tangente an der durch den Punkt P laufenden Lotlinie. Das Lot zeigt nur näherungsweise zum Erdschwerpunkt, da Lotlinien keine Geraden sind. Die Kraft, mit der das Erdschwerepotential einen Lotkörper von der Masse 1 kg (Einheitsmasse) anzieht, wird Schwerebeschleunigung oder kurz Schwere g P im Punkte P genannt; sie kann unmittelbar im Punkte P gemessen werden (Anschauliche Vorstellung : Lot mit Federwaage). Lotrichtung und Schwerebeschleunigung werden zusammengefaßt zum SchwereH beschleunigungsvektor g , cos Φ cos Λ P P H g = g P cos ΦP sin Λ P sin ΦP T eH 0 H1 e2 = 0 H e3 g P T eH HΦ eΛ H eh Die Winkel Φ und Λ beschreiben die Lotrichtung bezüglich der Achsen eines globa-len geozentrischen Systems X und werden astronomische Länge Λ und Breite Φ genannt; beide Winkel kann man (indirekt) im Punkte P messen. Niveauflächen Lotlinie Das Erdschwerepotential wird zerlegt entsprechend seiner beiden Ursachen in das Erdgravitationspotential V und das Erdfliehkraftpotential φ, Es seien Karten der Erde gegeben, in der Kontinente und Städte nach ihren astronomischen Koordinaten Φ und Λ eingezeichnet sind, wobei anstelle von Höhenlinien Äquidistanzlinien gleicher Schwere g angegeben sind. Ein Navigator kann dann seine Position unmittelbar an Ort und Stelle feststellen, jedoch nicht, in welcher Richtung und Entfernung ein angestrebtes Ziel liegt. Horizontalentfernung, Horizontalwinkel und Höhen sind konventionell, d.h. durch Konvention definierte Größen. Es sei eine mathematische Funktion gegeben, die das Potential als Funktion kartesii scher Koordinaten x beschreibt. Der Schwerevektor kann dann als Gradient der i skalaren Raumfunktion W ( x ) berechnet werden. Es ergibt sich ∂W / ∂x 1 2 g = grad W = ∂W / ∂x 3 ∂W / ∂x T e 1 e2 e3 I.2 Im Hinblick auf die mathematische Beschreibung des Schwerepotentials eines im Raum rotierenden Körpers wie die Erde zerlegt man das Schwerepotential W in die Summe von Fliehkraftpotential φ und Gravitationspotential V, also W = V +φ Das Fliehkraftpotential in einem Punkt P wird ausgedrückt durch und damit die Meßgrößen g, Φ und Λ zu cos Φ cos Λ g cos Φ sin Λ = sin Φ Fliehkraftpotential der Erde 1 φ (t ) = ω 2 (t ) p 2 (t ) 2 ∂W / ∂x 1 2 ∂W / ∂x 3 ∂W / ∂x ω ( t ) ... p( t ) ... momentane Rotationsgeschwindigkeit des Körpers Abstand des Punktes P von der momentanen Rotationsachse. Man beachte: oder zu 2 1) 1 tan Λ = ( ∂W / ∂ x ) / ( ∂W / ∂ x ) 2 2 ∂W ∂W ∂W g = 1 + 2 + 3 ∂x ∂x ∂x 2 2) 2 ∂W ∂W tan Φ = (∂W / ∂ x 3 ) / 1 + 2 ∂x ∂x 3) Die momentane Rotationsachse eines freien Körpers verläuft jederzeit durch sein Massenzentrum (Schwerpunkt). Die Richtung der Rotationsachse verlagert sich sowohl innerhalb des Körpers (Polbewegung) als auch im Raum (Präzession, Nutation). Die Rotationsgeschwindigkeit ist zeitlich variabel. Als absolut gelagertes geodätisches Koordinatensystem wird jedes geodätische Koordinatensystem bezeichnet, dessen Ursprung im Massenzentrum der Erde liegt. i Sind die Koordinaten eines Punktes P( x ) auf der Erdoberfläche in einem globalen, absolut gelagerten Koordinatensystem bekannt, so ist zunächst umzuformen 2 i Das inverse Problem, die Berechnung der Koordinaten x aus dem Tripel ( g , Φ, Λ ) kann (oder kann nicht) eindeutig sein, führt aber sicherlich zu einem nicht-linearen Problem, das iterativ gelöst werden muß. Die Lösungstechnik wird in Abschnitt II. 4 beschrieben. Die Elemente des Größentripels ( g , Φ, Λ ) , manchmal auch des Tripels (W , Φ, Λ ) , werden als "natürliche" Koordinaten bezeichnet. i Die mathematische Beschreibung der Funktion W ( x ) ist Hauptaufgabe der physikalischen Geodäsie. [x (t )] = [ P (t ) ][x ] i i j i [ P (t )] = Polbewegungsmatrix i j (orthogonale Matrix) 3 Sodann definiert man die Komponenten des Abstandsvektors p bezüglich der x Achse des Systems X durch T p1 ( t ) x 1 ( t ) x 1(t ) x 1(t ) 2 2 2 2 2 , ( p( t ) ) = p (t) = x (t) x (t) x (t) 3 p (t) 0 0 0 x1 2 1 x = M 3 x 0 Die Komponenten des Fliehkraftvektors ergeben sich bezüglich des Systems X ( t ) mittels ∂φ / ∂x x (t ) H 2 2 2 2 ∂φ / ∂x = ω ( t ) x ( t ) = ω ( t ) p ( t ) 3 ∂φ / ∂x 0 1 1 ω 2 0 0 ∂ 2 φ / ∂x 1∂x 3 ∂ 2 φ / ∂x 2∂x 3 = 0 ω 2 0 0 ∂ 2 φ / ∂x 3∂x 3 0 0 Die Matrixelemente sind die Komponenten des Tensors der 2. Ableitungen bezüglich des Systems X ; bezüglich eines anderen Systems werden die anderen Komponenten nicht Null. Die Spur der Matrix ergibt folgende Gleichung : ∂ 2φ ∂ 2φ ∂ 2φ + + = ∆φ = 2ω 2 ∂x 1∂x 1 ∂x 2∂x 2 ∂x 3∂x 3 Diese Gleichung wird Poissongleichung genannt. Das Fliehkraftpotential wird unendlich groß für p → ∞, 1 3) Q K 1 [θ ] = M ∫∫∫ ρ ij 0 0 0 Q [ R] Q dKQ [ R] = [ x][ x] T ; K In Komponenten ausgedrückt ergibt sich [ R] zu 0 [ R ] = − x 3 2 x ( x 2 −x 0 1 3 x x 2 0 − x 3 0 −x 1 x 2 x 2 + x 3x 3 1 2 = − x x 1 3 − x x Gravitationspotential und Volumenintegrale; Laplace Gleichung Folgende Volumenintegrale sind von wesentlicher Bedeutung in der Geodäsie ( ( ) ) ) 0 x 1 −x x (x x 1 1 2 x 1 −x 0 3 −x 2 3 +x x 2 −x x 1 3 3 ) 1 3 2 3 −x x −x x (x x 1 1 2 +x x 2 ) Masse des Körpers Beachte: M = ∫∫∫ ρ Q dK Q ; dK Q = Volumenelement - Bei einem starren Körper sind die Komponenten zeitunabhängig bezüglich einer körperverbunden Basis. K 2) x1 2 x dKQ = 3 x Q Die Komponenten des für das Rotationsverhalten des Körpers (und damit für das Fliehkraftpotential) wichtigen Trägheitstensors sind definiert (bezüglich eines beliebigen Systems X ) durch lim φ ( P ) = ∞ 1) ∫∫∫ ρ M p →∞ I.3 K Ein absolutes terrestrisches System X ist definiert durch die Bedingung Die Komponenten des Tensors der 2. Ableitungen (stets eine symmetrische Matrix) ergeben sich zu ∂ 2 φ / ∂x 1∂x 1 ∂ 2 φ / ∂x 1∂x 2 2 2 1 2 2 2 ∂ φ / ∂x ∂x ∂ φ / ∂x ∂x 2 3 1 2 3 2 ∂ φ / ∂x ∂x ∂ φ / ∂x ∂x ∫∫∫ x1 2 ρ Q x dK Q 3 x Q Koordinaten des Massenzentrums (Schwerpunkt) des Körpers bezüglich eines beliebigen Systems X - Rotiert ein starrer Körper, so sind die Komponenten des Trägheitstensors stets zeitabhängig bezüglich einer inertialen Basis. Der Tensor selbst ist aber zeitunabhängig, d.h. Invarianten wie Eigenwerte, Spur, Determinante usw. sind zeitunabhängige Konstante. - Bei einem deformierbaren Körper ist der Trägheitstensor zeitabhängig, d.h. neben den Komponenten also auch seine Eigenwerte usw. 4) und den Elementen H H Das Gravitationspotential (skalares Raumfeld) eines Körpers in einem Punkt P ist definiert durch VP = k ∫∫∫ K ρQ l PQ H h1 2 h dK Q 3 h PQ ) ) ) ( ( ( ) ) ) 1 1 1 3 ∂ 1 / l h1 / ∂ x P x P − x Q / l PQ PQ 2 2 2 2 3 h = ∂ 1 / l PQ / ∂ x P = − x P − x Q / l PQ 3 3 3 3 3 h PQ ∂ 1 / l PQ / ∂ x P x P − x Q / l PQ Man führe die partiellen Ableitungen von (1 / l PQ ) selbst durch. Die Komponenten des Tensors der 2. Ableitungen sind definiert durch P =k ∫∫∫ K ρQ [ H ij ] PQ 2 ij PQ [ (1 / ) / ∂ x ∂ x ] = ∂ 3 1 3 (x +3 +3 (x ) 1 − xQ l 2 P 5 ) 2 ) 2 2 − xQ 5 3 P 3 − xQ 5 2 H 12 H 13 H 23 (x =3 1 P (x =3 1 P (x 2 P =3 1 )( 2 2 − xQ x P − xQ ) 5 1 )( 3 3 ) 3 3 ) − xQ x P − xQ 5 2 )( − xQ x P − xQ 5 2 i PQ 1 ∂x ∂x j ij 2 ∂ V 1 + 2 ∂x ∂x −4π kρ = ∆V = ∂x ∂x 0 2 ∂ V 2 + ∂ V 3 3 ; P im Körper ; P außerhalb des Körpers - Eine Gleichung ∆V=0 wird Laplace Gleichung genannt, ihre Lösungen heißen harmonische Funktionen. - Eine Gleichung der Form ∆V=c(xi) wird Poissongleichung genannt. - Ist die Dichte ρ(xi) gegeben, können das Gravitationspotential sowie die Komponenten des Gravitationskraftvektors und des Tensors der zweiten Ableitungen unabhängig voneinander für jeden beliebigen Punkt des Raumes durch (numerische) Integration berechnet werden. i - Die umgekehrte Aufgabe, die Berechnung der Dichte ρ ( x ) aus Angaben über das Gravitationspotential, ist nicht eindeutig lösbar, d.h. es gibt unendlich viele Lösungen. Zur eindeutigen Lösung werden zusätzliche Informationen (Geophysik) benötigt. I.4 dK Q mit der symmetrischen Matrix [H ] =− 1 1 P Beachte: wobei (Vorzeichen!) ij 33 =− l 3 Die Spur der Matrix E ∂V / ∂ x 1 2 ∂V / ∂ x = k ∫∫∫ ρ Q K 3 ∂V / ∂ x [E ] 22 =− (x +3 [ ] ergibt (Divergenz des Gravitationskraftvektors) dK Q Die Komponenten des Gravitationskraftvektors g~ P sind definiert bezüglich eines beliebigen Systems X durch ( ( ( 11 1 Gravitationspotential und Oberflächenintegrale, das Konzept von Flächenbelegungen und Flächendipolbelegungen Die folgenden Integraltransformationen beruhen auf der Integralformel von Gauß und den aus ihr abgeleiteten Integralformeln von Green. Die Identität von Gauß lautet (mit i dS : = nach außen gerichtete Flächennormale) r ∫∫∫ div F dK = ∫∫ [ F ] [ dS ] i T K S Anwendung auf den H ~ = −4πkρ zu divg −4πk T i ∫∫∫ K Gravitationskraftvektor H i i ~ g = ∂V / ∂x ≡ F [ ] [ ] führt mit 0 H ~ g = 0 ~ g Dann ist ρ dK = ∫∫ [ i ~ g S ] [ dS ] T i T 0 ∫∫ 0 ∆S ~ g und damit zu der wichtigen Formel q kM = − 1 4π eH H1 e2 H e3 Y 1 ∫∫ [ ~g ] [ dS ] = − ∑ ∫∫ [ ~g ] [ dS ] 4π i T i S i T cos σ1 g cos σ 2 dS = ∆S cos β g~ = ∆S ~ cos β i q ∆S q d.h. aus den Schwerewerten an der Erdoberfläche kann die Masse der Erde berechnet werden. Beachte : - Kennt man Gravitationskraftvektor und Form der Erdoberfläche, so kann man die Masse der Erde kM bestimmen, ohne die Dichte des Erdkörpers zu kennen. - Da über Skalarprodukte integriert wird, können bei einer numerischen Integration für jedes finite Oberflächenelement ∆S q die Komponenten von Gravitationskraftvektor und Flächenelementvektor in jeweils einem geeigneten lokalen Koordinatensystem bestimmt werden. - Es H sei die Erdoberfläche in ebene Dreiecke zerlegt mit folgenden Komponenten für dS wobei ∆S = ∆S cosβ der Betrag der Horizontalfläche ist. Die Identitäten von Green verknüpfen zwei Funktionen U und V miteinander. Die erste Identität von Green lautet T ∫∫∫ U ∆V dV + ∫∫∫ K K β := Winkel zwischen Lotrichtung und Richtung senkrecht zum finiten Flächenelement ( Geländeneigung) In einem solchen lokalen System ist [ ] Die zweite Identität von Green lautet T ∂V ∫∫∫ (U ∆V − V ∆U ) dV = ∫∫ U i ∂x S K [ dS ] i cos σ cos σ 1 1 dS cos σ 2 = ∆S cos σ 2 cos β cos β T ∂U ∂V ∂V i i i dV = ∫∫ U i dS ∂x ∂x ∂x S [ dS ] − ∫∫ i S T ∂U i V i dS ∂x [ ] .. Komponenten des (axialen) Vektors, der senkrecht zur Fläche S steht und dessen Länge die skalare differentielle Flächengröße ist. [∂V / ∂x ] ,[∂U / ∂x ] i i .. Komponenten der Raumfunktionen grad U und grad V bezüglich der Basis, auf die sich die Komponenten des differentiellen Flächenelementes beziehen. Ein wichtiger Sonderfall ergibt sich, wenn man U = 1 / l einsetzt. Wegen der dann dessen Lösung auftretenden Polstellen für l → 0 erhält man ein nicht-triviales Problem, H oft als 3. Identität von Green bezeichnet wird. Sie lautet ( dS soll in beiden Fällen nach außen zeigen): 1. Fall : I ist der Innenraum einer geschlossenen Fläche S ∫∫∫ 1 ∆V dK = − pV + ∫∫ l 4π .... wenn p = 2π .... wenn 0 .... wenn I S T 1 ∂V i l ∂x P in I P auf S P in A Definiert man T ∂ (1 / l ) i i dS − ∫∫ V dS i ∂x S [ ] [ ] A 1 l V( P) = 4π ∫∫ S µ = V / 4π k und 4π k ∂n ∫∫ κ S 1 l dS + k ∫∫ µ S ∂ (1 / l ) ∂n dS Beachte: S 1 ∂V i l ∂x P in A P auf S - Integrale der Form V1 nennt man Potentiale einer Flächenbelegung mit der Flächendichte κ. - Integrale der Form V2 nennt man Potential einer Flächendipolbelegung mit der Flächendipoldichte µ. - Jede harmonische Funktion läßt sich in dieser Form ausdrücken. - Sind S sowie κ und µ auf S gegeben, kann man das Potential im Außenraum eindeutig berechnen. P in I Man bleibt wesentlich flexibler, wenn man mit der vektoriellen Form arbeitet. T ∂ (1 / l ) i ∂x [ dS ] − ∫∫V i S [ dS ] i Für die Geodäsie ist der 2. Fall von Interesse; wenn V das Gravitationspotential ist, wird das Volumenintegral ebenfalls Null und es bleibt folgende Formel 1 ∂V V ( P ) = V1 + V2 = k T ∆V dV = − pV + ∫∫ 4π .... wenn p = 2π .... wenn 0 .... wenn 1 erhält man 2. Fall : A ist der Außenraum einer geschlossenen Fläche S (V muß gewisse Bedigungen im Unendlichen erfüllen z.B.: V ( P ) = 0 für P → ∞ ) ∫∫∫ κ=− T 1 ∂V i l ∂x T ∂ (1 / l ) i dS − ∫∫ V i dS i 4π S ∂x [ ] 1 [ ] Es sei erinnert, daß die Komponenten beider Gradienten und des (axialen) Flächenelementvektors bezüglich der gleichen Basis zu bestimmen sind. I.5 Schwerepotential und Linienintegrale; das Konzept des Nivellements In jedem konservativen Kraftfeld (rot g = 0) ist ein Linienintegral wegunabhängig; sein Ergebnis ist die Potentialdifferenz zwischen den Endpunkten P und Q, ∫ Anmerkung: Oft findet man in der Literatur, daß eine lokale Basis so gewählt wird, daß sich folgende Komponenten für den Flächenelementvektor ergeben ∂ (1 / l ) / ∂y 1 dS 1 0 ∂V / ∂y 1 2 2 2 dS = 0 sowie ∂V / ∂y und ∂ (1 / l ) / ∂y 3 ∂ (1 / l ) / ∂n dS dS ∂V / ∂n T P P ∂V i WP − WQ = g ds = i ds = Q ∂x Q ds g W ∫ [ ] ∑ ∫ g ds q ∆S q .... differentielle Weglänge .... konservativer Kraftvektor .... zu dem Kraftfeld gehörendes Potentialfeld Beachte: - Es ist nicht erforderlich, daß die Laplace-Gleichung erfüllt ist, sondern nur, daß H H der Kraftvektor g aus einem Potential ableitbar ist, also daß gilt rot g = 0. Daher kann die Formel unmittelbar zur Bestimmung von Schwerepotentialdifferenzen (auch im Körperinnern) verwendet werden: WP − WQ = (V + φ ) P − (V + φ ) Q - Da über Skalarprodukte integriert wird, können bei einer numerischen Integration für jedes finite Integrationslinienelement die Komponenten von Schwerkraftvektor und Linienelementvektor bezüglich einer lokalen Basis verwendet werden. - In dem lokalen System eines Nivellementstandpunktes gilt ∆h = Differenz der Lattenablesung Man wählt die lokale Basis so, daß ∆s 1 H H 2 ds = ∆s = ∆s ∆h T eH H1 e2 H e3 T 0 H g = 0 − g eH H1 e2 H e3 Damit wird T 0 H H g ds = 0 ∆S q gP ∫ ∆s 1 ∆s 2 = − gq ∆hq ∆hq und zwischen zwei Festpunkten P und Q entspricht dem Integral die Summe (numerische Integration des Linienintegrals) WP − WQ = − ∑ g ∆h q q q Aus den somit gewonnenen Potentialdifferenzen werden Höhen über dem Meeresspiegel (Höhen über NN) berechnet. Potentialdifferenzen sind physikalische Größen; alle Höhen über dem Meeresspiegel sind hingegen konventionelle, d.h. durch zweckmäßige Konvention definierte Größen. (siehe Abschnitt VIII.) II. Potential homogener Kugelschalen; der Begriff des Normalpotentials und Störpotentials ( P ) = k ∫∫∫ ρ K II.1 = 2πkρ Die Erde ist in einer ersten, verhältnismäßig groben Näherung aufgebaut aus homogenen Kugelschalen. Zur mathematischen Beschreibung des Gravitationspotentials einer homogenen Kugelschale führt man zweckmäßigerweise auf die Richtung zu P bezogene Kugelkoordinaten (r = Abstand vom Kugelzentrum, ψ PQ = sphärischer Abstand = sphärische Cobreite, α PQ = Azimut = spärische Länge) ein. 1 l 2 Q ( rQ sin ψ PQ drQ dψ 2 sin ψ PQ rQ + rP − 2 rP rQ cos ψ PQ 2 2 PQ ) dα Q −1/ 2 drQ dψ PQ Wegen d rQ rP 2 2 2 l = rQ sin ψ PQ rQ + rP − 2 rP rQ cos ψ PQ ( ) −1/ 2 ergibt sich für die Integration über ψ PQ zwischen 0≤ ψ PQ ≤ π der Ausdruck Q rP rQ π ∫ ∫r Ri ψ = 0 dψ PQ P 2π ∫∫ ∫ Ri ψ = 0 α = 0 Ra Potential homogener Kugeln und Kugelschalen l PQ l Ra π dK = kρ r Q 2 2 rQ + rP − 2 rP rQ cos ψ PQ rP ( ψ PQ ) 1/ 2 2 rQ π 2 = 2 rQ ψ =0 rP für rP ≤ Ri für rP ≥ Ra 0 Ri Man erhält somit Ra ( P ) = 4πkρ ∫ rQ 2 4π 1 3 3 drQ = Ra − Ri kρ 3 rP rP rQ ( ) (P im Außenraum) ( P ) = 4πkρ ∫ rQ drQ = 2πkρ ( Ra2 − Ri2 ) = const . (P im Innenraum) rQ Abb.: Schnitt durch 0,Q,P Für den Rauminhalt K K bzw. die Oberfläche OK einer Kugel mit dem Radius R gilt Bei dieser Wahl von Koordinaten hängt der Ausdruck 1 l ( = rQ + rP − 2rP rQ cos ψ PQ 2 2 ) KK = −1/ 2 4 3 π R 3 bzw. OK = 4π R 2 Damit kann man das Ergebnis auch in folgender Form ausdrücken nicht von der dritten Kugelkoordinate α PQ ab, eine große Erleichterung für die folgende Integration. Mit ρ = const und dK = drQ rQ dψ PQ rQ sin ψ PQ dα PQ ergibt sich daher unmittelbar: ( )( ) für P im Außenraum ( P ) = kρ ( Ka − Ki ) 1 rP ( P) = für P im Innenraum kρ 2 (O a ) − Oi = const Für die Vollkugel, d.h. Ri = 0, Ra = R ergibt sich (P im Außenraum) 4π 1 kM 3 = R k ρ 3 rP rP ( P) = Das Außenraumpotential einer Kugel bzw. einer Kugelschale kann also durch eine Punktmassensingularität im Kugelmittelpunkt dargestellt werden, sowie man sich umgekehrt eine Punktmassensingulariät physikalisch durch eine sehr kleine, sehr dichte Kugel ( R → 0 , M = const ., ρ → ∞ ) im Singularitätspunkt Q vorstellen kann. Rechnet man mit dieser Formel einen Potentialwert für einen Punkt P im Kugelinneren, so nennt man diese Größe die analytische Fortsetzung des Außenraumpotentials. Dieser Wert stimmt nicht mit dem tatsächlichen Potential im Körperinnern überein, jedoch spielt der Begriff der sogenannten analytischen Fortsetzung von Außenraumpotentialen eine wichtige Rolle bei der Approximation des Außenraumpotentials der Erde. Zur Berechnung des tatsächlichen Potentials in einem Punkt P im Inneren einer homogenen Kugel (oder homogenen Kugelschale) zerlegt man die Integration in zwei Summen und erhält ( P) = k rP ∫ ∫∫ r =0 ψ α = 4π 3 ρ l r kρ rP 3 P R ∫ ∫∫ dK + k r = rP ψ α + 2πkρ R 2 − rP2 ( ρ l also, wie bereits erwähnt, einen anderen Wert als für die analytische Fortsetzung ( P ) = kM / rP II.2 Verhalten des Potentials im Erdinnern Die für die homogene Kugel abgeleitete Formel kann benutzt werden, um das Verhalten des Potentials im Erdinnern zu untersuchen. Dazu wird eine kleine, als homogen vorausgesetzte Kugel um einen Punkt P0 nahe P im Körperinnern ausgespart bei der Integration und durch den Ausdruck für die homogene Kugel ersetzt P( x i ) q p P0 ( x 0i ) q= 2 rP 3 i ) 2 Man erhält also für das Potential für einen Punkt P im Innern eines Körpers ) I =k ∫∫∫ E−K ρ 2 1 2 dK + 2π k ρ p − q l 3 ) Läßt man p→0 und q→0, bzw x P − x0 → 0 gehen, so verschwindet der zweite Summand und man erhält wie für den Außenraum P im Körperinnern einer Kugel I =k ∫∫∫ E und 2 2 1 r ( P ) = 2πkρ Ra2 − Ri3 − P 3 3 rP − x0 dK ( i P i also ( P ) = 2πkρ R 2 − ∑( x ρ l i i dK Bildet man die 1. Ableitungen, erhält man für den Schwerevektor P im Körper einer Kugelschale W=U+T ∂V / ∂ x = − k i P ∫∫∫ ( ρ x P − xQ i l E−K i 3 ) dK − 4 π k ρ ( x 3 i P − x0 i ) und damit für p → 0, q → 0 wie für den Außenraum ∫∫∫ ∂V / ∂ x = − k i P ( ρ x P − xQ i l E i 3 Die Forderung beinhaltet, daß sich das Normalpotential U aus einem (möglichst einfachen) Gravitationspotentialanteil U und dem tatsächlichen Fliehkraftpotentialanteil φ zusammensetzt. Der einfachste Ausdruck für den Gravitationsanteil U ist das Potential einer homogenen Kugel, für das Außenraumpotential also ) dK Erst für die Diagonalelemente des Tensors der 2. Ableitungen zeigt sich eine Abweichung gegenüber dem Verhalten im Außenraum. Man erhält ∂ V 2 ∂x ∂x i P j P = 3k ∫∫∫ E und ∂ V 2 ∂ x P∂ x P i j =k ∫∫∫ E ( )( ρ x P − xQ x P − xQ i i l j j 5 ( i i x P − xQ 1 ρ − 3 + 3 5 l l ) )dK 2 4 dK − 3 π k ρ für i ≠ j für i = j Die Spur des Tensors der 2. Ableitungen wird demnach −4πkρ ∆V = 0 im Körperinnern im Außenraum Für das Schwerepotential (also einschließlich Fliehkraftpotential) erhält man 2ω 2 − 4πkρ ∆V = 2ω 2 II.3 Die Zerlegung wird so vorgenommen, daß im Hinblick auf Reihenentwicklungen - das Störpotential T harmonisch ist im Außenraum des Körpers - das Störpotential T möglichst klein ist im Körperinnern im Außenraum Das Konzept von Normalpotential und Störpotential II.3.1 Das Konzept eines Normalpotentials Das Schwerepotential W eines rotierenden Körpers kann zerlegt werden in die Summe eines sogenannten Normalpotentials U und eines Störpotentials T U = VU + φ = kM rP + 1 2 ω p 2 2 In der Geodäsie wird meist eine andere Forderung an das Normalpotential gestellt, daß nämlich eine Äquipotentialfläche U 0 = const. ein Rotationsellipsoid ist (siehe Abschnitt V). Dieses spezielle Niveauellipsoid dient dann als Grundlage zur Definition geodätischer (ellipsoidischer) Koordinaten. Die Formeln (nicht das Konzept) werden wesentlich komplizierter. II.3.2 Störpotential und Schwerestörungsvektor ( 1 2 Das Störpotential sei als eine Funktion der kartesischen Koordinaten x , x , x 3 ) P oder praxisnäher der Kugelkoordinaten (ϕ , λ ,r ) P mathematisch durch eine entsprechende Funktion ausgedrückt ( T ( P ) = f kar x , x , x 1 2 3 ) = f (ϕ , λ , r ) Kug Der Schwerestörungsvektor wird durch Gradientenbildung aus dem Störpotential abgeleitet T ∂T / ∂x 1 er r1 r 2 δg = grad T = ∂T / ∂x e2 r 3 ∂T / ∂x e3 Bezüglich folgender lokaler Basis im Punkte P r r1 Richtung zum Südpol (θ= 90 - ϕ) eθ = g = r r e λ = g 2 = Richtung nach Osten r r er = g 3 = Richtung des Radiusvektors Herleitung der Vektorkomponentenformeln: erhält man dann ∂T / ∂y 1 2 ∂T / ∂ y 3 ∂T / ∂y r δg = grad T = = = ∂T / ∂θ ∂T / ∂λ ∂T / ∂ r T ∂T / ∂θ ∂T / ∂λ ∂T / ∂ r T er rθ eλ r er T ( 1/ r P 0 0 HP Wir führen die lokalen, auf den Punkt P bezogenen Winkel ψ PQ undα PQ , ein, die der spärischen Cobreite θ und der spärischen Länge λ im globalen System entsprechen. Q ) T 0 ( 1 / rP sin θ P ) 0 r e ∂T / ∂θ T rθ eλ = ∂T / ∂λ r er ∂T / ∂r 0 0 1 gr rθ gλ r gr er rθ eλ r er P r e3 Q′ P′ ϕQ ψ PQ α PQ λQ ϕP Oft ist das Störpotential als Funktion des reziproken Abstandes 1/ l gegeben, l= rP2 + rQ2 T=k − 2 rP rQ cos ψ PQ , vor allem in Integralformeln wie z.B. ∫∫∫ E δρ l dK r e1 r e2 λP Äquator r Man erhält dann folgenden Ausdruck für die Komponenten von δg r δg = H P − r −1 P−1 = − rP ∂T / ∂θ ∂T / ∂λ = ∂T / ∂r cos α PQ sin α PQ HP ∂T / ∂ψ ∂T / ∂ψ ∂T / ∂r ∂ψ / ∂θ ∂ψ / ∂λ ∂T / ∂ψ ∂T / ∂ψ ∂T / ∂r Transformationsformeln (ϕ = 90 − θ ) : Wir gehen aus von dem Einheitsvektor ( ) ( ) cos ϕ sin ϕ − sin ϕ cos ϕ cos λ − λ sin ψ cos α P Q P Q Q P PQ PQ sin ψ PQ sin α PQ = cos ϕ Q sin λQ − λP sin ϕ P sin ϕ Q + cos ϕ P cos ϕ Q cos λQ − λP cos ψ PQ ( ) Diese Vektorkomponentenformel wird in der Geodäsie sehr oft benutzt. Um die beiden Terme ∂ψ / ∂ϕ und ∂ψ / ∂λ zu bestimmen, differenzieren wir die dritte Gleichung nach ϕ P bzw. λP − sin ψ PQ − sin ψ PQ ∂ψ PQ ∂ϕ P ∂ψ PQ ∂λP ( = cos ϕ P sin ϕ Q − sin ϕ P cos ϕ Q cos λQ − λP ( = cos ϕ P cos ϕ Q sin λQ − λP ) ) ∂ϕ ∂ψ PQ = − cos α PQ ∂λ = − cos ϕ P sin α PQ was zu beweisen war. II. 4 "Natürliche " Koordinaten und Kugelkoordinaten II.4.1 Kugelkoordinaten als "natürliche" Koordinaten des Gravitationsfeldes einer homogenen Kugel Dem Gravitationspotential einer Punktmasse (homogene Kugel der Masse M) im Ursprung des Koordinatensystems entspricht folgendes Potential ( P) = kM ( 2 ( sin Φ = ∂V∂x 3 2 ) / (∂V / ∂x ) 1 )/ g = kMx 3 2 kM x ( r ) = kM ( r ) x 3 3 = (r )3 g 1 2 3 kM x ( r ) 3 kM ( r ) = = x 2 x 1 x = tan λ 3 r = sin ϕ "Natürliche" Koordinaten Φ und Λ sind den Kugelkoordinaten ϕ und λ nur im Falle des Gravitationsfeldes einer homogenen Kugel identisch; kM spielt die Rolle eines Maßstabsfaktors. II.4.2 Transformation zwischen "natürlichen" Koordinaten des Erdschwerefeldes (g,Φ,Λ) und Kugelkoordinaten Es seien gegeben die Kugelkoordinaten (ϑ , λ , r ) eines Punktes P, das Normalpotential U durch U= kM r + 1 2 ω p 2 2 T = T (ϕ , λ , r ) . ∂V / ∂x x / (r ) 2 3 2 ∂V / ∂x = kM x / ( r ) 3 3 3 ∂V / ∂x x / (r ) P 1 1 3 Man erhält durch Differenzieren für die "natürlichen" Koordinaten Man erhält als "natürliche" Koordinaten des Punktmassenfeldes (∂V / ∂x ) + (∂V / ∂x ) + (∂V / ∂x ) = kM = kM / ( r ) und das Störpotential T als Funktion von Kugelkoordinaten z.B. in Form einer Reihenentwicklung rP Der Gradient im Punkte P ergibt sich zu g= g tan Λ = ∂V / ∂x Einsetzen der 1. und 2. Transformationsformel in diese Ausdrücke und Division durch sin ψ PQ ergibt ∂ψ PQ also 1 2 2 2 [( x ) + ( x ) + ( x ) ] / (r ) 1 2 2 2 3 2 3 2 6 g 1 ∂W / ∂x 1 1 / r P 2 2 g = ∂W / ∂x = 0 3 3 g ∂W / ∂x 0 0 ( 1 / rP cos ϕ 0 ) 0 ∂U / ∂ϕ + ∂T / ∂ϕ 0 ∂U / ∂λ + ∂T / ∂λ 1 ∂U / ∂r + ∂T / ∂r Aus dem dazugehörigen Einheitsvektor cos Φ cos Λ r r g = ge = g cos Φ sin Λ sin Φ erhält man unmittelbar die astronomische Länge und Breite. Der Absolutbetrag der Schwere wird als dritte "Koordinate" angegeben. Die inverse Transformation geht aus von der gemessenen Schwere bzw. der astronomischen Länge und Breite g,Φ , Λ Die Transformation muß, da U und T als Funktion der Kugelkoordinaten gegeben sind, iterativ durchgeführt werden, indem man beim 1. Iterationsschritt setzt . ( λ,ϕ ,r ) = ( Λ ,Φ, kM / g ) Wenn, wie stets in der Praxis, δλ = ( Λ − λ ), δψ = ( Φ − ϕ ), δg = ( γ − g ) klein sind ( γ = kM / r = Normalschwere für eine Kugel) , führt die Iteration nach wenigen Schritten zum Ziel. 2 III. Gravitationspotential und Reihenentwicklung nach Kugelfunktionen 1 α 2 α rP 3 = α l 4 α α 5 M III.1 Legendresche Polynome Die Entfernung l läßt sich ausdrücken mittels (der Ausdruck ist unabhängig vom Azimut !) ( l = rP2 + rQ2 − 2rP rQ cos ψ PQ ) 1/ 2 r 2 rQ Q = rP 1 + − 2 cos ψ PQ rP rP 1/ 2 Der Faktor in Klammern ist eine dimensionslose Größe. Führt man weiterhin zur Abkürzung die dimensionslosen Größen α und t ein, rQ rP [ Pn (t )] = K ij erhält man ( ) rP T = [α n ] l 0 1 0 1 − 2 0 1 M 3 2 0 − 3 8 0 63 8 M O 3 2 0 − 15 8 M 0 5 2 15 4 0 − 0 M 35 4 M 35 8 0 M 1 t 2 t t 3 4 t t 5 M n t sodaß man auch schreiben kann −1 / 2 [ n t n = 0,∞ ∞ ] ∑ rP T = [α n ] Pn ( t ) = l Eine Entwicklung in eine Taylorreihe nach α um α=0 liefert folgende (unendliche ,d.h. n → ∞) bilineare Form K ij Die sog. Legendreschen Polynome sind definiert durch den Vektor = α ≤ 1 , cos ψ PQ = t , t ≤ 1 rP = 1 + (α 2 − 2α t ) l T n= 0 rQ Pn cos ψ PQ rP n ( ) Für praktische Anwendungen sind Rekursionsformeln extrem wichtig. Für die Legendreschen Polynome bzw. für die Komponenten der Matrix K ij kann man herleiten 2n − 1 n − 1 t P (t ) − P (t ) Pn ( t ) = n n −1 n n−2 Ausführlich geschrieben erhält man für die ersten Glieder bzw. 2i − 1 i i − 1 ( i −1) k ( j −1) − k k ij+1 = i i j (i = Zeile, j = Spalte) III.2 Helmholtz-Polynome, zugeordnete Legendresche Funktionen und harmonische Funktionen Es sei folgende Klasse von Funktionen definiert Pnm (ϑ ) = sin m ϑ Hnm (c) = sin m ϑ N nm = 21−δ ( 2n + 1) m0 0 δ m0 = 1 für m = 0 für m ≠ 0 sind sie definiert durch m d P ( c) dc m n ( n − m) ! ( n + m) ! mit Pnm (ϑ ) = N nm Pnm (ϑ ) c = cosϑ ; 0 ≤ m ≤ n sowie Die Polynome Hnm ( c) werden Helmholtz-Polynome, die Funktionen Pnm (ϑ ) werden zugeordnete Legendresche Funktionen genannt. In Matrizenschreibweise kann man schreiben Hnm ( c) = N nm Hnm (c) In Matrizenform erhält man = Hnm ( c) Pnm (ϑ ) O sin m ϑ O also z.B.: P00 P 10 P20 M H 00 H 10 = H 20 M P11 P21 H11 H 21 P22 O H 22 1 3 5 7 9 M 3 5/ 3 7/6 9 / 10 5 / 12 7 / 60 9 / 180 7 / 360 9 / 2520 9 / 20160 O Wir definieren weiter die (harmonischen) Kugelflächenfunktionen 1 sin ϑ 2 sin ϑ O O wobei 1 P ( c) 1 1 ( ) 3c 3 = P2 c 1 2 15c − 1 15c 15 P3 ( c) 2 M O Es ist für die meisten (nicht alle) Anwendungen zweckmäßig, sogenannte "normalisierte" Funktionen einzuführen. Mit dem Normalisierungsfaktor H ij N nm = ( ) Rnm (ϑ , λ) = Pnm (ϑ ) cos m λ S nm (ϑ , λ) = Pnm (ϑ ) sin m λ sowie die "normalisierten" Kugelflächenfunktionen Rnm (ϑ , λ) = N nm Rnm (ϑ , λ) S nm (ϑ , λ) = N nm Rnm (ϑ , λ) Räumliche Kugelfunktionen werden definiert durch Knm ( r ,ϑ , λ) = r n Rnm (ϑ , λ) bzw. K nm ( r ,ϑ , λ) = Lnm ( r ,ϑ , λ) = r n S nm (ϑ , λ) bzw. Lnm ( r ,ϑ , λ) = 1 r n +1 1 r n +1 Rnm (ϑ , λ) S nm (ϑ , λ) wobei der jeweils 2. Ausdruck in der Geodäsie zur Anwendung kommt. Die räumlichen Kugelfunktionen lassen sich als Produkt zweier Diagonalmatrizen mit einer Dreiecksmatrix darstellen, z.B. O n r = O Knm Pnm (ϑ ) O cos mλ O Man kann zeigen, daß die Elemente der Matrix der räumlichen harmonischen Funktion r n Rnm (ϑ , λ) bzw. r n Snm (ϑ , λ) homogene Polynome in den Koordinaten x , y , z sind. Man erhält bis zum Grade 2 1 z x = 2 1 2 2 2 2 z − 2 ( x − y ) 3xz 3( x − y ) r n Rnm ( ) Rnm ϑ P , cos m λP , sin m λP und ( a / rP ) sind Funktionen der Kugelkoordinaten ( rP ,ϑ P = 90 − ϕ P , λP ) eines Punktes auf oder außerhalb der Erdoberfläche. In Matrixschreibweise kann man die Formel als Spur der folgenden Produkte von Diagonal- und Dreiecksmatrizen darstellen n O n+1 a ( P ) = Spur r P P (ϑ ) O nm O + Spur und 0 = 0 y 0 3 yz 6xy r n S nm Hierbei ist a eine geeignet gewählte Konstante; i.a. wird hierzu die große Halbachse a des mittleren Erdellipsoids gewählt. a nm bzw. bnm sind konstant für eine starre Erde, zeitabhängig für die deformierbare Erde. a rP n+1 P (ϑ ) O nm O cos mλ O anm O sin m λ O bnm Da wegen sin 0λ ≡ 0 ebenfalls S n0 ≡ 0 ist, werden auch die bn0 ≡ 0 gesetzt für alle n. Entsprechende Ausdrücke erhält man für die "normalisierten" Kugelfunktionen, wenn man definiert Diese Terme bis zum Grade n = 2 werden im Abschnitt III.5 benötigt. Für praktische Anwendungen sind Rekursionsformeln von ausschlaggebender Bedeutung. III.3 Reihenentwicklung nach Kugelfunktionen a nm = 1 N nm a nm , b = nm N 1 nm b nm III.32 Reihe für die harmonische Funktion (1/l) III.3.1 Reihe für eine Potentialfunktion V(P) Die Entwicklung einer harmonischen ( d . h. ∆V = 0) räumlichen Funktion V(P) an der Stelle P mittels n +1 n a ( P)= a nm Rnm (ϑ P , λP ) + bnm S nm (ϑ P , λP ) n = 0 rP m= 0 wird als Reihenentwicklung nach Kugelfunktionen bezeichnet; sie ist das wichtigste Hilfsmittel zur Beschreibung des Gravitationspotentials der Erde. ∞ ∑ ∑[ ] Zur Entwicklung des Potentials eines Körpers ist es extrem wichtig, daß sich die Funktion (1/l) nicht nur in eine Reihe nach Legendreschen Polynomen, sondern ebenfalls in eine Reihe nach räumlichen Kugelfunktionen darstellen läßt. Man kann zeigen, daß die Reihe in "normalisierten" Funktionen folgende einfache Form annimmt: n 1 1 ∞ 1 rQ n = ∑ ∑ R ϑ , λ R ϑ , λ + S nm ϑ P , , λ P S nm ϑ Q , , λ Q l rP n = 0 ( 2n + 1) rP m= 0 nm P , P nm Q , Q [ ( ) ( ) ( ) ( )] erhält man durch Einsetzen der Reihenentwicklung für (1/ l ) (wobei Größen, die nicht von Q abhängen, vor das Integral gezogen werden) in Matrizenschreibweise d.h. man hat in die allgemeine Form als Koeffizienten einzusetzen anm = ( 1 R ϑ ,λ rQ ( 2n + 1) nm Q Q ) ( 1 S ϑ ,λ rQ ( 2n + 1) nm Q Q , bnm = ) , a = rQ ( P) = Vergleich mit der Entwicklung nach Legendre Funktionen ergibt den Ausdruck 1 Pn ( cos ψ) = ( 2n + 1) ∑ [ R (ϑ n m= 0 nm P, ( ) ) ( ) ( , λ P Rnm ϑ Q , , λQ + Snm ϑ P , , λ P Snm ϑ Q , , λQ )] O Rnm ( P ) O a n +1 Spur rPn +1 K O n S nm ( Q) rQ ( 2n + 1)a n+1 O a n+1 + Spur n+1 rP O 1 1 = Spur ( n +1) l rP ( ) O Rnm P Rnm ( Q) O n rQ (1 / ( 2n + 1)) O Integration über K ergibt die beiden Koeffizientenmatrizen (obere Dreiecksmatrizen) O 1 + Spur ( n +1) r P ( ) O S nm P S nm ( Q) O n rQ (1 / (2n + 1)) O a nm k ∫∫∫ K und ρ dK Q O ρ dK Q O Durch Einbeziehung des Normalisierungsfaktors N nm erhält man beide Ausdrücke für die nicht-normalisierten Funktionen, sie sind etwas komplizierter. In Matrizenschreibweise hat man die Spur der folgenden beiden Produkte von Diagonal- bzw. Dreiecksmatrizen zu bilden. S nm ( P ) O ∫∫∫ O Rnm ( Q) rQn ( 2n + 1)a n +1 k bnm wobei deren Elemente berechnet werden mittels Mittels der Reihenentwicklung für (1/l) werden im nächsten Abschnitt Ausdrücke für die Kugelfunktionskoeffizienten eines (starren) Körpers abgeleitet. a nm III.4 Kugelfunktionsentwicklung des Gravitationspotentials der Erde bnm Ausgehend von dem Volumenintegral P =k ∫∫∫ K 1 l PQ k = ( a 2n + 1) k = ( a 2n + 1) ( P) = mit ( K ∫∫∫ K n ( ) rQ S nm ϑ Q , λQ ρQ dKQ a n ( ) Durch die Spurbildung erhält man ρ Q dK Q dK Q = dx 1dx 2 dx 3 = drQ rQ dϑ Q ∫∫∫ rQ Rnm ϑ Q , λQ ρQ dKQ a ) ( r sinϑ Q dλQ ) ∞ ∑ n=0 n +1 a rP n ∑ [a m= 0 nm ] Rnm (ϑ P , λ P ) + bnm Snm (ϑ P , λ P ) Damit die gesamte Summe dimensionslos wird, definiert man gewöhnlich dimensionslose Koeffizienten mittels (kM = Gesamtmasse des Körpers) cnm = a ⋅ anm / kM , snm = a ⋅ bnm / kM a10 = k R10 ϑ Q , λQ ρ dK = k ∫∫∫ r R11 ∫∫∫ r S11 Q E a11 = k so daß man als endgültiges Ergebnis erhält Q ∞ ∑ n =1 n a rP n ∑ [c m= 0 ] nm Rnm (ϑ P , λ P ) + snm Snm (ϑ P , λ P ) Zu jedem Satz von Kugelfunktionskoeffizienten cnm , snm gehört immer die Angabe derjenigen Größen kM und a, die zu deren Definition verwendet wurden. Normalerweise wird man als Geodät nicht in die Situation kommen, cnm , snm zu bestimmen, wohl aber, berechnete Werte zu verwenden (Vorinformation). Beachte: - da die Dichte ρ nicht bekannt ist, müssen die Kugelfunktionskoeffizienten auf andere Art und Weise bestimmt werden, nicht mittels obiger Formeln - jedes geophysikalische Dichtemodell der Erde sollte jedoch die geodätisch bestimmten Werte erfüllen. III.5 Kugelfunktionskoeffizienten als Funktion von Erdmasse, Schwerpunktskoordinaten und Trägheitstensorkomponenten 1.) Kugelfunktionskoeffizient 0. Ordnung Man erhält a 00 = k ∫∫∫ ρ dK = kM E Der Koeffizient entspricht also der Gesamtmasse der Erde multipliziert mit der Gravitationskonstanten. 2) Kugelfunktionskoeffizienten 1. Ordnung Man erhält ( x si = Schwerpunktskoordinaten) durch Einsetzen der homogenen Polynome für die räumlichen Kugelfunktionen die Beziehungen b11 = k Q 3 Q dM = kM x S3 1 Q dM = kM x S1 E E kM ( P) = {1 + rP ( ) ∫∫∫ x (ϑ , λ ) ρ dK = k ∫∫∫ x (ϑ , λ ) ρ dK = k ∫∫∫ x ∫∫∫ r Q Q E E Q 2 Q Q dM = kM x S2 E Die (nicht-normalisierten) Kugelfunktionskoeffizienten entsprechen also den Schwerpunktskoordinaten. Sie werden Null, wenn der Ursprung des Referenzsystems im Massenzentrum der Erde gelagert ist. 3) Kugelfunktionskoeffizienten 2. Ordnung Man kann unmittelbar, durch Einsetzen der homogenen Polynome für die räumlichen Kugelfunktionen, folgende linearen Beziehungen ableiten. 1 a 20 2 a = k 1 22 − 4 1 2 1 4 −1 θ11 θ 22 0 θ 33 b22 θ 12 a 21 = k θ 13 b21 θ 23 Fallen die Koordinatenachsen mit den Hauptträgheitsachsen des Körpers zusammen, so werden bekanntlich die Deviationsmomente θ 12 ,θ 13 ,θ 23 Null. Das ist (näher rungsweise) der Fall für die x 3 − Achse des terrestrischen Systems, so daß in guter Näherung gilt ( θ 13 = θ 13 = 0 und somit ) a 21 = b21 = 0 Bei der deformierbaren Erde vollzieht die Hauptträgheitsachse Bewegungen in der r Erde; hinsichtlich einer festen x 3 − Achse werden dadurch a 21 und b21 zeitabhängig. IV Störpotential und Randwertaufgaben für die Kugel IV.1 Allgemeines Die Dichte ρ im Erdinnern ist nicht bekannt, so daß die bisher angegebenen Formeln nicht zur Berechnung des Gravitationspotentials genutzt werden können. Man kann jedoch gewisse Größen an der Erdoberfläche S messen, die Funktionen des Potentials sind, nämlich sogenannte Randwerte f (T ) P , P ∈ S . Die Lösung von Randwertaufgaben wird in der Geodäsie zur Bestimmung des Störpotentials T benutzt. Aus den folgenden Informationen 1) 2) 3) das Störpotential T erfüllt im Außenraum die Laplace-Gleichung ∆T = 0 . der Rand sei bekannt, sei z.B. durch eine Funktion r = f (ϕ , λ) mathematisch beschrieben die Funktion der Randwerte f ( T ) P , P ∈ S ist bekannt kann das Störpotential auf der Körperoberfläche und im Außenraum bestimmt werden, nicht jedoch eindeutig im Körperinnern. Eine Aufgabe dieser Art wird als Randwert- aufgabe bezeichnet. Die folgenden Betrachtungen sind auf den einfachsten Fall beschränkt, in denen der Rand eine Kugel ist. Um den Zusammenhang mit Kugelfunktionsentwicklungen unmittelbar aufzuzeigen, wird die Methode der Separation der Variablen verwendet. Hierbei soll die gesuchte Funktion T(P) als Produkt von 3 unabhängigen Funktionen dargestellt werden, bei der Verwendung von Kugelkoordinaten also durch T ( r ,θ , λ) = f ( r ) ⋅ g(ϑ ) ⋅ h( λ) Ist dies möglich, zerfällt die partielle Differentialgleichung in ein System von 3 gewöhnlichen Differentialgleichungen. Sind diese gewöhnlichen Differentialgleichungen vom sogenannten SturmLiouvilleschen Typ, dann ergibt das Produkt der Systeme der sogenannten Eigenfunktionen der gewöhnlichen Differentialgleichungen das System der Eigenfunktionen der partiellen Differentialgleichung. Die Lösung der partiellen Differentialgleichung ergibt sich als Linearkombination der Eigenfunktionen (Reihe). Die Kugelfunktionsentwicklung entspricht einer typischen Lösung mittels der Methode der Separation der Variablen. IV.2 Laplace-Gleichung in orthogonalen, krummlinigen Koordinaten IV.2.1 Transformationsformeln und Metriktensor Die Lösungsstrategie hängt ab von a) b) c) der Form der partiellen Differentialgleichung. Die Laplace Gleichung ist die einfachste unter den partiellen Differentialgleichungen 2. Ordnung. der Form der Körperoberfläche. Die Kugel hat die einfachste Form. Bereits das Rotationsellipsoid als Randfläche führt zu äußerst komplizierten Randwertaufgaben. der Form der Funktion für die Randwerte. Die einfachsten Formen sind f (T ) = T (Dirichlet-Problem) f ( T ) = ∂T / ∂n (Neumann-Problem) f ( T ) = c1 ∂T / ∂n + c 2 T ; c1 , c 2 = const . (Robin-Problem) wobei n die Änderung in Richtung der Flächennormale bezeichnet. Unter den generellen Strategien zur Lösung von partiellen Differentialgleichungen sind drei, die in der Geodäsie Anwendung finden a) Die Methode der Separation der Variablen b) Die Methode der Greenschen Funktion bzw. der reproduzierenden Kerne c) Die Methode der Transformation in Integralgleichungen Standardkoordinaten im Euklidischen Raum sind rechtwinklige kartesische Koori j dinaten x ; krummlinige Koordinaten q seien implizit durch die Formeln ( ) x = fi q i j definiert. Man bildet die vollständigen Differentiale [dx ] i ( ) ∂x i ∂f q j i j dq j = dq = ∂q j ∂q j [ ] [ ] Die Transformationsmatrix wird oft als Jacobi-Matrix bezeichnet. Die Matrix T ∂x i ∂x i [ M] = j j ∂q ∂ q wird als Metriktensor bezeichnet. Für orthogonale krummlinige Koordinaten gilt, daß die Komponenten des Metriktensors eine Diagonalmatrix bilden. Für orthogonale Koordinaten kann man deshalb schreiben [dx ] = [ H ] [dq ] = [dy ] i i j j j i ∂ V 1 ( ∂ V 2 1 + ∂x ∂x 2 2 2 + ∂x ∂ x 3 ∂ V 2 3 = 2 ∂y ∂ y 1 ∂ V 1 + ∂y ∂y 2 ∂ V 2 2 + ∂y ∂y 3 3 =0 Bezüglich orthogonaler krummliniger Koordinaten kann man zeigen, daß die Laplace-Gleichung folgende Form annimmt ∆V = ∂ h1h2 h3 ∂q1 1 0 dy 1 p 2 dy = 0 3 0 dy 0 0 1 2) Kugelkoordinaten q1 = λ , q2 = ϕ , q3 = r ∂ V 2 ∂x ∂x 1 i Mi Bezüglich kartesischer (orthonormaler) Koordinaten hat die Laplace-Gleichung die einfache allgemeine Form (V allgemeine Potentialfunktion) ∆V = 0 h h ∂V ∂ h h ∂V ∂ 2 3 + 1 3 + h q q ∂ ∂ ∂q 3 1 1 2 h2 ∂q 2 h h ∂V 1 2 = 0 h3 ∂q3 IV.2.2 Laplace-Gleichung bezüglich Zylinder- und Kugelkoordinaten ( 1) Zylinderkoordinaten q1 = p , q2 = λ , q 3 = z dx 1 − p sin λ 2 dx = p cos λ 3 0 dx ) ( x1 x1 + x 2 x 2 tan λ 2 1 x /x p = 3 x z x1 p cos λ 2 x = p sin λ 3 z x cos λ sin λ 0 0 1 0 0 0 1 dλ dp dz ∂ 2V 1 ∂V 1 ∂ 2V ∂ 2V + 2 ∆V = + + =0 ∂p∂p p ∂p p ∂λ∂λ ∂z∂z mit den Elementen hi = Hi = p2 [ M] = 0 0 0 0 1 dλ dp dz ) 1/ 2 ) (ϑ = 90 − ϕ ) 2 1 tan λ x /x / 1 2 3 1 1 2 2 tan ϕ = x / x x + x x 1 1 2 2 3 3 1/ 2 x x + x x + x x r x1 r cos ϕ cos λ 2 x = r cos ϕ sin λ 3 r sin ϕ x ( dx 1 − r cos ϕ sin λ 2 dx = r cos ϕ cos λ 3 0 dx − r sin ϕ cos λ r 2 cos 2 ϕ [ M] = 0 0 0 0 1 0 r 2 0 − r sin ϕ sin λ r cos ϕ ( cos ϕ cos λ cos ϕ sin λ sin ϕ dy 1 r cos ϕ 2 dy = 0 3 0 dy ) ) dλ dϕ dr 0 r 0 0 0 1 dλ dϕ dr 2 ∂ 2V 2 ∂V 1 ∂ 2V cot ϑ ∂V 1 ∂ V ∆V = + =0 + 2 + 2 + 2 2 ∂ϑ r sin ϑ ∂ϑ∂ϑ r ∂r∂r r ∂r r ∂ϑ∂ϑ 2 Multplikation mit r ergibt 2 2 ∂ 2V ∂V ∂ V ∂V ∂ V 1 2 ∆V = r + 2r =0 + + cot ϑ + 2 ∂r ∂ϑ∂ϑ ∂ϑ sin ϑ ∂ϑ∂ϑ ∂r∂r IV.3 Das System der Eigenfunktionen der Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten Die Kugelfunktionen 2. Art werden in der Geodäsie verwendet bei der Lösung von Randwertaufgaben für das Ellipsoid als Randfläche, insbesondere bei der Ableitung des ellipsoidischen Normalpotentials. Basierend auf einer Separation der Variablen in der Form IV.4 Orthogonalitätseigenschaften der Kugelfunktionen ( r ,θ , λ) = f ( r ) ⋅ g(ϑ ) ⋅ h( λ) Die harmonischen (normalisierten) Funktionen (Kugelflächenfunktionen) zerfällt die partielle Differentialgleichung ∆V = 0 in folgendes System von 3 gewöhnlichen Differentialgleichungen d f (r ) df ( r ) 2 I: r 2 dr 2 + 2r d g(ϑ ) dr − n ( n + 1) f ( r ) = 0 sin ϑ 2 d h( λ) dϑ 2 − 2 cos ϑ dg(ϑ ) dϑ 2 m + n( n + 1) − g(ϑ ) = 0 2 sin ϑ dλ 2 + m h( λ) = 0 2 Die Lösungen dieser Differentialgleichungen ergeben folgende Menge von harmonischen Funktionen, die sogenannten Eigenfunktionen des Laplace-Operators bzw. der Laplace-Gleichung (Prüfung durch Einsetzen in die Differentialgleichungen) I: II: III: f1 (r ) = r − ( n + 1) f 2 (r ) = r n g1 (ϑ ) = Pnm ( cosϑ ) g2 (ϑ ) = Qnm ( cosϑ ) h1 ( λ) = cos m λ h2 ( λ) = sin m λ Die Funktionen Qnm ( cosϑ ) = Qnm ( t ) werden als Legendresche zugeordnete Kugelfunktionen 2. Art bezeichnet. Sie sind definiert durch m Qnm ( t ) = sin ϑ d m dt m erfüllen auf der Einheitskugel σ folgende Orthogonalitätsbeziehungen Rnm ( Q) S sr ( Q) dσ Q = 0 = σ ∫∫ ∫∫ Rnm ( Q) S sr ( Q) dσ Q ∫∫ Rnm ( Q) Rsr ( Q) dσ Q σ n 1 k =1 k ∑ P( k −1) ( t ) P( n − k ) ( t ) σ ∫∫ S ( Q) S (Q) dσ nm sr Q = 0= σ ∫∫ S (Q) S ( Q) dσ nm sr Q σ 3) Für s = n und r = m gilt 1 4π ∫∫ R (Q) R ( Q) dσ nm nm Q = σ 1 4π ∫∫ S (Q) S ( Q) dσ nm nm Q =1 σ Für die gewöhnlichen Kugelfunktionen ergibt sich (Einsetzen des Normalisierungsfaktors) 4π mit Rnm ( Q) Rsr ( Q) dσ Q = 0 = σ 1 Qn ( t ) 1 1+ t Qn ( t ) = ln P (t ) − 2 1− t n ∫∫ 2) Für s ≠ n und/oder r ≠ m gilt 2 III: Snm ( P ) = Pnm ( t ) sin mλ 1) Es gilt stets 2 II: Rnm ( P ) = Pnm ( t ) cos m λ , ∫∫ R ( Q) R ( Q) dσ no σ no Q = 1 (N ) nm 2 = 1 2n + 1 1 4π ∫∫ R ( Q) R (Q) dσ nm nm Q = σ = 1 ∫∫ S (Q) S (Q) dσ nm 4π I= Q σ 1 ( nm N nm ) 2 = ( n + m) ! 1 (0 ≤ ϑ ≤ π) orthogonal und die normalisierten Polynome Pn ( t ) = Rno ( t ) in diesem Fall orthonormal sind. IV.5 Reihenentwicklung einer Funktion f(Q) auf einer Kugel f (ϑ , λ) = ∑ f n (ϑ , λ) = n=0 n ∑ ∑ [a nm I= = 4π 1 4π ∫∫ ( a nm = ∫∫ ∑ ∑ a σ nm Rnm (ϑ , λ) R sr (ϑ , λ) + bnm S nm m= 0 I= 1 a nm 4π m= 0 n ∑∑ n= 0 ∫∫ σ R nm (ϑ , λ) 4π ∫∫ f (ϑ , λ) R (ϑ , λ) dσ = ∆σq 1 4π ∑ ( ~ ~ f q Rnm ϑ q , λq q ) ) Zur Transformation von Reihen in Integralformeln erweist sich folgender ( ( 1 4π ∫∫ S σ nm (ϑ ,λ) ) ∑ [a n f n ϑ P , λP = (ϑ , λ) Rsr (ϑ , λ) dσ R sr (ϑ , λ) dσ + bnm ) Integralausdruck in den lokalen Koordinaten ψ PQ ,α PQ als äußerst bedeutsam nm ( ) ( Rnm ϑ P , λP + bnm S nm ϑ P , λP m= 0 = Vertauschen von Integration und Summation führt zu ∞ 1 ) IV.6 Randwertaufgaben für die Kugel f (ϑ , λ) R sr (ϑ , λ) dσ n ∫∫ f (ϑ , λ) Snm (ϑ , λ) dσ = bnm 4π σ Diese beiden Formeln sind die grundlegenden Formeln für die Bestimmung der Koeffizienten der Kugelfunktionsentwicklung einer Funktion f (ϑ , λ) , gegeben auf einer Kugel. Ist insbesondere eine Funktion empirisch, also in Form eines Datensatzes f ϑ q , λq auf einer Kugel gegeben, so werden die Kugelfunktionskoeffizienten mittels numerischer Integration bestimmt, also durch σ ∞ n=0 f (ϑ , λ) Rnm (ϑ , λ) dσ = a nm σ ( ] Man berechnet die Koeffizienten durch formales Einsetzen der Reihenentwicklung für f (ϑ , λ) in das folgende bestimmte Integral 1 ∫∫ ~ ~ wobei f q und Rnm ϑ q , λq Mittelwerte für das jeweilige Flächensegment ∆σ q sind. Rnm (ϑ , λ) + bnm S nm (ϑ , λ) n = 0 m= 0 1 I= Die Grundlage zur Lösung der Randwertaufgaben für die Kugel mittels der Methode der Separation der Variablen bildet die Reihenentwicklung nach Kugelkoordinaten für eine auf einer Kugel gegebenen beliebigen Funktion f (ϑ , λ) . Eine derartige Reihen-entwicklung besitzt folgende Form ∞ 4π Eine entsprechende Entwicklung ergibt entsprechend 2( 2 n + 1) ( n − m) ! Man beachte, daß die Legendreschen Polynome Pn ( t ) = Rno ( t ) im Intervall ∞ 1 2n + 1 4π ∫∫ σ ( f ϑ Q , λQ )] ) P (cos ψ ) dσ n PQ Er ist leicht herzuleiten durch Einsetzen der Identität R sr (ϑ , λ) dσ n 1 Pn cos ψ PQ = ∑ Rnm ϑ P , λP Rnm ϑ Q , λQ + Snm ϑ P , λP 2 n + 1 m= 0 Infolge der Orthogonalitätseigenschaften der Kugelfunktionen haben die in eckigen Klammern stehenden Integrale alle den Wert Null, bis auf eines. Für s = n und r = m hat das Integral den Wert Eins und man erhält daher ( ) ( ) ( in das Integral, was dem Leser überlassen sei. ) ( ) ( S nm ϑ Q , λQ ) Äußerst wichtig: stets Rekursionsformeln benutzen bei der praktischen Verwendung dieser und aller folgenden Reihen. IV.6.1 Reihenlösungen von Laplace Die allgemeine Lösung von Randwertaufgaben für die Kugel ergibt sich als Linearkombination der Eigenfunktion des Laplace-Operators 2) Integrallösung, Formel von Poisson 1) für P im (massefreien) Innenraum einer Kugel mit Radius a mittels Man setzt den Integralausdruck für n rP Vn ϑ P , λP i n=0 a 2) für P im (massefreien) Außenraum einer Kugel mit Radius a mittels ∞ ( P ) = V ( rP ,ϑ P , λP ) = ∑ a ∞ ( P ) = V ( rP ,ϑ P , λP ) = ∑ n= 0 ( a rP n +1 ) ( P ) , λP in die Reihenlösung ein, n +1 ∑ a = n = 0 rP n +1 ∑ ) 2n + 1 4π ∫∫V (ϑ Q ) ( ) , λQ Pn cos ψ PQ dσ , σ vertauscht Summation und Integration und erhält wobei n (ϑ ) ∑ [a n P , λP = nm ( ) ( Rnm ϑ P , λP + bnm Snm ϑ P , λP m= 0 )] ( P) = Von Interesse in der Geodäsie ist die Außenraumlösung. IV.6.2 (ϑ a ( P ) = Vn ( P ) n = 0 rP ∞ ∞ Vn ϑ P , λP n 1) Reihenlösung anm 1 = bnm 4π Q ) , λQ auf der Kugel. Man berechnet die Koeffizien-ten R (ϑ , λ) nm dσ nm (ϑ , λ) ∫∫ V (ϑ , λ) S σ ∞ ( P) = ∑ n=0 ∞ ∑ n=0 n +1 a Vn ( P ) rP a rP n +1 ∑ [a n m= 0 nm ( ) ∫∫ σ ∑ a ( 2 n + 1) rP ( )∑ ( ) dσ ( Rnm ϑ P , λP + bnm S nm ϑ P , λP )] n +1 ( ) Pn cos ψ PQ = ( a rP − a 2 l 2 ) 3 sodaß man erhält ( P) = (empirisch durch numerische Integration) und erhält unmittelbar für den Außenraum die Lösung = ∞ n=0 (ϑ 4π n +1 ∞ a ( 2n + 1) Pn cos ψ PQ V ϑ Q , λQ n= 0 rP Die unendliche Reihe in eckigen Klammern kann durch folgenden Ausdruck ersetzt werden 1.Randwertaufgabe, Formeln von Poisson (Dirichletsches Problem) Gegeben ist die Funktion 1 ( a rP − a 2 4π 2 ) ∫∫ V (ϑ σ Q , λQ ) l1 3 dσ Diese Integrallösung für die 1. Randwertaufgabe wird als Poissonsches Integral bezeichnet. Herleitung der Summationsidentität: ( P) = Man multipliziere den Ausdruck 1 l ( = r + a − 2 r a cos ψ PQ 2 2 ( 2 mit dem Faktor − a l / l 2 ) −1 / 2 1 ∞ ∑ a = n=0 a r n +1 ( Pn cos ψ PQ ) g= − ) und seine radiale Ableitung ∞ ∑ a n+ 2 ( n + 1) r n=0 ( Pn cos ψ PQ 2 l 2 ) 3 ∞ = ∑ n= 0 a ( 2 n + 1) r n +1 ( Pn cos ψ PQ a rP n +1 ( Vn ϑ P , λP ) bildet man die radialen Ableitungen ) mit dem Faktor ( − 2 a r ) . Addition der beiden Produkte ergibt ( ∑ n= 0 r − a cos ψ PQ d 1 1 = − 2 = − 3 dr l a l a r −a ∞ ) was zu zeigen war. ∂V = ∂r 1 rP ∞ ∑ n=0 ( a ( n + 1) rP n +1 ( Vn ϑ P , λP ) ) Für die Randkugel rP = a erhält man folgende Funktion ( ∞ ) ∑ g (ϑ g ϑ Q , λQ = n Q ) , λQ = 1 ∞ n a n=0 Gliedweiser Vergleich der Reihenglieder ergibt n= 0 n + 1 gn ϑ Q , λQ = V ϑ Q , λQ a n ( ) ( (ϑ ∑ ( n + 1) V Q , λQ ) ) also ausgeschrieben IV.6.3 2.Randwertaufgabe (Neumannsches Problem) ∑ [d 1. Reihenlösung ∂V ∂r n = m= 0 = g ( a ( ) a nm Rnm ϑ Q , λQ + ( n + 1) a )] bnm Snm ϑ Q , λQ ( ) und damit auf der Kugel. Man berechnet zunächst die Koeffizienten d 1 nm = enm 4π ( n + 1) ∑ ) Rnm ϑ Q , λQ + enm Snm ϑ Q , λQ nm m= 0 Gegeben seien die radialen Ableitungen − ( n ∫∫ σ R (ϑ , λ) nm dσ g (ϑ , λ) S nm (ϑ , λ) (empirisch durch numerische Integration). Um mittels dieser Komponenten d nm , enm das Außenraumpotential zu berechnen, ist zunächst ihr Zusammenhang mit den Koeffizieten a nm und bnm zu bestimmen. Ausgehend von d nm n + 1 anm = enm a bnm und a nm a d nm = bnm n + 1 enm Einsetzen in die Reihe für das Außenraumpotential ergibt ∞ ( P) = a ∑ n= 0 a rP n +1 n d nm ∑ ( n + 1) R (ϑ m= 0 nm P ) , λP + Snm ϑ P , λP ( n + 1) enm ( ) In der Praxis wird man i.a. die Koeffizienten a nm , bnm aus d nm , enm berechnen und dann die Laplace-Reihe benutzen. 2. Integrallösung Man setzt den Integralausdruck für n (ϑ Q , λQ )= ( a ) g n ϑ Q , λQ in die Reihe ( n + 1) (empirisch durch numerische Integration). Um mittels dieser Komponenten das Außenraumpotential zu berechnen, ist zunächst der Zusammenhang zwischen d nm , enm und a nm ,bnm zu bestimmen. Wiederum ausgehend von ( ) ( ) ein ∞ ( P) = a ∑ n=0 a rP n +1 2n + 1 1 n + 1 4π ∫∫ g (ϑ Q ) ( σ ∞ ( 2n + 1 a ∑ n + 1 r ) ∑ n +1 ( n=0 IV.6.4 ( Pn cos ψ PQ ) = 2la − ln ) l + a − r cos ψ PQ ( r 1 − cos ψ PQ ) 3.Randwertaufgabe; Formeln von Stokes und Vening-Meinesz Das folgende Problem führt zu einer der wichtigsten Formeln der physikalischen Geodäsie, der Formel von Stokes. Bei einer dritten Randwertaufgabe seien Randwerte der Form ∂V 2 ∆g (ϑ , λ) = − + V ∂r a , d .h. c1 = − 1 , c2 = − 2 n +1 ( Vn ϑ P , λP ) ∂V 2 1 ∆g ( P ) = − − V = ∂r r rP ∞ ∑ n= 0 a ( n − 1) rP n +1 ( Vn ϑ P , λP ) Dann erhält man auf der Randkugel (d.h. für rP = a ) folgende Funktion ( ) ∑ ∆g ∆g ϑ Q , λQ = ∞ n= 0 1 ∞ a n=0 ∑(n − 1) Vn ( Q) n ( Q) = Gliedweiser Vergleich der Reihenglieder ergibt n − 1 ∆g n ϑ Q , λQ = V ϑ ,λ a n Q Q ( ) ( ) also ausgeschrieben für jeden Punkt Q die Beziehung ∑ [d ( n nm n = ( n − 1) ∑ m= 0 ) ( Rnm ϑ Q , λQ + enm Snm ϑ Q , λQ m= 0 a vorgegeben. In der Praxis sind ∆g (ϑ , λ) die sogenannten Schwereanomalien. a ( ) anm Rnm ϑ Q , λQ + )] ( n − 1) a bnm S nm ϑ Q , λQ ( ) Dann und nur dann, wenn d10 = d11 = e11 = 0 , kann man für folgende Gleichungen 1. Reihenlösung Man berechnet die Koeffizienten d nm 1 = enm 4π n=0 a rP bildet man zunächst ∞ n +1 2n + 1 a ( P) = g ϑ Q , λQ P cos ψ PQ dσ n = 0 rP n + 1 n 4π σ Die unendliche Reihe in eckigen Klammern kann durch folgenden geschlossenen Ausdruck ersetzt werden (Pick et.al. 1973, S. 478): ∫∫ ( P) = ∑ ) , λQ Pn cos ψ PQ dσ Vertauschen von Integration und Summation führt zu a ∞ ∫∫ σ ( ( Rnm ϑ Q , λQ ∆ g ϑ Q , λQ S nm ϑ Q , λQ ( ) ) ) d nm = dσ ( n − 1) a anm bzw. die inversen Gleichungen bilden enm = ( n − 1) a bnm a nm = a ( n − 1) bzw. d nm bnm = a ( n − 1) wobei S(ψ) als Funktion von Stokes bezeichnet wird. Als Formel von Stokes bezeichnet man dann enm T ( P) = und erhält damit als Reihenlösung für den Außenraum a ∞ ( P) = a ∑ n =1 n +1 r d nm ∑ ( n − 1) R (ϑ n nm P, ) , λP + m= 0 Snm ϑ P , λP ( n − 1) enm ( ) ( ) a Tn ϑ Q , λQ = n −1 ( ∆g n ϑ Q , λQ r δg ( P ) ) T ( P) = 4π ∫∫ σ ∞ ∆g ϑ Q , λQ n=2 ( )∑ a rP n +1 2n + 1 P ( cos ψ ) dσ n −1 n Die unendliche Reihe in eckigen Klammern kann durch folgenden geschlossenen Ausdruck ersetzt werden ( ∞ ) ∑ S rP , ψ = n= 2 2n + 1 n −1 a rP n +1 Pn ( cos ψ ) 3l a a 2 rP = + 1− − cos ψ rP l rP rP rP − a cos ψ + l 5 + 3 ln 2 rP Auf der Kugel, d.h. für a = rP , ergibt sich mit l = 2 a sin (ψ / 2) S (ψ ) = 1 sin( ψ / 2 ) ( − 6 sin ( ψ / 2 ) + 1 − 5 cos ψ ) −3 cos ψ ln sin ( ψ / 2 ) + sin ( ψ / 2 ) 2 ∫∫ ∆g (ϑ Q ) , λQ S (ψ ) dσ σ 1 ∂T − a ∂ϕ ∂T 1 = − a cos ϕ P ∂λ 2 − ∆g − T a cos α ∂T − a ∂ψ cos α ∂T = − a ∂ψ 2 − ∆g − a T in die Reihenlösung ein, erhält man ( im folgenden mit ψ PQ = ψ ; ∆g 0 = 0 ) a 4π Der Schwerestörungsvektor an der Kugeloberfläche ergibt sich ferner zu 2. Integrallösung, Formeln von Stokes und Vening-Meinez In der Praxis benutzt man diese Lösung zur Bestimmung des Störpotentials T, von dem vorausgesetzt wird, daß es keine Terme nullter und erster Ordnung enthält. Setzt man den Integralausdruck für a T er rϕ e λ r er T er rϕ e λ r er mit α = α ( P , Q) und ψ = ψ ( P , Q) . Für die lateralen Komponenten δg1 und δg 2 ergeben sich nach Vertauschung von Integration und Differentiation folgende Integral-formeln δg1 a =− 4π δg2 ∫∫ ∆g (ϑ Q σ , λQ ∂S ) ∂ψ cos α PQ dσ sin α PQ Die Integralformeln werden als Formeln von Vening-Meinesz, die Funktion ∂S (ψ ) ∂ψ = − cos (ψ / 2) 2 sin 2 (ψ / 2 ) [ + 8 sin ψ − 6 cos (ψ / 2) − 3 + 3 sin ψ ln sin (ψ / 2 ) + sin 2 1 − sin(ψ / 2) (ψ / 2)] als Funktion von Vening-Meinesz bezeichnet. Sowohl S (ψ ) als auch ∂S / ∂ψ haben für ψ = 0 eine Polstelle sin ψ lim S (ψ ) = ∞ ψ →0 lim ψ →0 ∂S =∞ ∂ψ sodaß die Umgebung eines Aufpunktes P bei der numerischen Integration zunächst ausgeklammert und gesondert behandelt werden muß. S (ψ ) hat zwei Nullstellen S (ψ = 39°) = 0 S (ψ = 117°) = 0 und zwei relative Extremwerte S (ψ = 74 ,5°) = min ≈ − 2 S (ψ = 180°) = max ≈ + 3 Man skizziere danach die Funktion S (ψ ) . V. Ellipsoidisches Normalpotential V.1 Normalpotential; Grundformeln ( ~ 1 U = U 0 = const . , φ 0 = ω~ 2 (b 2 + E 2 ) 1 − P2 ( sin β ) 3 also Elliptische und ellipsoidische (geodätische) Koordinaten ( E 2 = a 2 − b 2 ) ~ 0 x1 r sin ϑ cos λ ( N + h) cos ϕ cos λ u2 + E 2 cos β cos λ 2 2 2 ( ) sin sin cos sin cos sin = + = + = x ϑ λ β λ r ϕ λ u E N h x 3 r cos ϑ (1 − e2 ) N + h sin ϕ u sin β ( ) ~ u = const. : abgeplattetes Rotationsellipsoid mit kleiner Halbachse u b = reduzierte Breite b = const. einschaliges Rotationshyperboloid wobei Es kann gezeigt werden, daß das Potential einer längenunabhängigen Potentialfunktion durch folgende Reihe nach Kugelfunktionen dargestellt werden kann: ~ (u, β ) = ∑ n= 0 Qn i Qn i ( 1 ~ = U 0 − φ 0 = U 0 − ω~ 2 (b 2 + E 2 ) 1 − P2 ( sin β ) 3 u E ~ A P ( sin β ) b n n E (u , β ) = q ( u) = ~ E 1 q ( u) kM arctan + ω~ 2 a 2 P ( sin β ) u 3 q (b ) 2 E E u 1 u2 1 + 3 2 arctan − 3 u E 2 E E 1 ~ k M = U 0 − ω~ 2 a 2 E / arctan b 3 ~ ~ und somit wegen U = V + φ U (u , β ) = b = kleine Halbachse eines Referenzellipsoides Konstanten: Als Normalpotential wählt man ~ ~ U = V +φ ~ kM q ( u) E 1 1 arctan + ω~ 2 a 2 P2 ( sin β ) + ω~ 2 ( u 2 + E 2 ) cos β u 3 E q (b ) 2 ~ a ,b , k M , und ω~ ~ U 0 ,~ c20 , k M und ω~ ~ a ,~ c , k M und ω~ 20 mit Achtung: ( ) ) Es handelt sich also um eine erste Randwertaufgabe für ein abgeplattetes Rotations~ elllipsoid als Rand mit 0 = const . als Randwerte. Es kann gezeigt werden (Heiskanen - Moritz 1967, S. 66), daß Elliptische Koordinaten: ∞ ) ( 1 1 2 2 ~ 1 φ = ω~ 2 ( x 1 ) + ( x 2 ) = ω~ 2 ( u 2 + E 2 ) cos 2 β = ω~ 2 ( u 2 + E 2 ) 1 − P2 ( sin β ) 2 2 3 ) ~ Das normale Gravitationspotential bestimmt man als Lösung folgender Randwertaufgabe. Auf einem Referenzellipsoid mit u = b sei (geometrisch) (physikalisch) (praktisch; Referenzsystem 1980) Durch Festlegung von 4 Konstanten ist das Normalpotential U im ganzen Raum festgelegt. ~ c20 , k M und ω~ kann die zur Berechnung des Aus den Konstanten U 0 , ~ Referenzellipsoids notwendige Größe E ( und dann b 2 = a 2 − E 2 ) berechnet werden. V.2 Normalschwere am Niveauellipsoid (exakte Formeln) γ = Metriktensor: Man kann zeigen, daß ( q1 = u , q 2 = β , q 3 = λ) dy1 g11 dy2 = dy3 0 Mit 2 2 m q ′(b) ρ P = 1 + e′ 3 q (b ) r d y = orthonormale lokale Basis in Richtung der Koordinatenlinien Die Elemente des Metriktensors sind g11 = a a sin β + b cos β 2 [ρ p sin 2 β + ρe cos 2 β ] mit den Hilfsgrößen (Abkürzungen) 0 dq1 dq 2 g33 dq 3 g22 kM 2 q ′ ( u) = − u 2 + E 2 sin 2 β , g22 = u 2 + E 2 sin 2 β , g33 = ( u 2 + E 2 ) cos 2 β . u2 + E 2 m= hi = gii ∂ U / ∂ S1 (∂ U / ∂ q1 )(∂ q1 / ∂ S1 ) (1 / h1 )(∂ U / ∂ u) r γ = ∂ U / ∂ S2 = (∂ U / ∂ q2 )(∂ q 2 / ∂ S 2 ) = (1 / h2 )(∂ U / ∂ β ) ∂ U / ∂ S 3 (∂ U / ∂ q 3 )(∂ q3 / ∂ S 3 ) (1 / h3 )(∂ U / ∂ λ) E dq u 2 + E 2 u = 1 − arctan − 1 u du E E ω2 a2 b kM kM ρ (Schwere am Äquator) ab e kM wird γ P = 2 ρ P (Schwere am Pol) a wird γ e = Für β = 00 erhält man die Komponenten des Normalschwerevektors in der lokalen Basis mittels u2 + E 2 E me′ q ′(b) ρe = 1 − m − 6 q(b) Für β = 90 0 Theorem vom Clairaut: kann aus obiger Formel abgeleitet werden a − b γ P − γ e ω 2 b e′ q ′ (b) * + = 1+ = f − f γe γ e 2 q (b ) a oder ausführlich geschrieben: (Prüfung durch Einsetzen). Mittels dieses Theorem und weltweit verteilten (wenigen) Schweremessungen leitete Helmert im Jahre 1901 den Wert für die Abplattung von f=1/298,3 ab. ∂U γ 1 = γ u = ( u + E ) ( u + E sin β ) ∂u 2 2 2 2 γ 2 = γ β = 1 / u 2 + E 2 sin 2 β γ 3 = γ λ = 1/ (u 2 + E 2 ) cos 2 β 2 ∂U ∂β ∂U ∂λ (γ β = 0 nur am Normalellipsoid (γ λ ≡ 0 ) wegen Rotatiossymmetrie) Bildet man die partielle Ableitung von U nach u und setzt u = b (Schwere am Normalellipsoid) erhält man folgenden Ausdruck für die Normalschwere am Normalellipsoid U = U0 Aus obiger Formel ergibt sich γ= a γ P sin 2 β + b γ e cos 2 β a 2 sin 2 β + b 2 cos 2 β Mit tan β = (b / a ) tan ϕ ergibt sich das Abb.: V.1 Normale Lotlinie und Ellipsoidnormale V.3 Kugelfunktionsentwicklung des Gravitationsanteils des Normalpotentials Theorem von Simogliana: γ= a γ e cos 2 ϕ + b γ P sin 2 ϕ Der Gravitationsanteil % des Normalpotentials kann, da es nicht von l abhängt (rotationssymmetrisch), nur zonale Terme enthalten: a 2 cos 2 ϕ + b 2 sin 2 ϕ Nach dieser exakten Formel wird die Normalschwere am Niveauellipsoid U = U 0 berechnet. In Außenräumen sind die exakten Formeln für die Normalschwerekomponenten: γ u = h1 γβ + r ~ kM r a ∑ ~cn 0 Pn ( cos ϑ ) r n= 2 ∞ n 2i i E ( −1) 2i m e′ ~ 1 + cn = ~ c2 i = a ( 2i + 1) 3q (b ) ( 2i + 3) ∂U ω 2 a 2 q( u) 2 2 2 = h2 = h1 − ω u + E sin β cos β ∂β u 2 + E 2 q(b) Anstelle dieser Formeln werden in der Praxis durch Taylerreihenentwicklung entstandene Formeln benutzt: Achtung: Das in der Satellitengeodäsie benutzte Störpotential (homogene Kugel als Normalpotential) und in der terrestrischen Geodäsie benutzte Störpotential T, (W=U+T), hängt zusammen durch geod 2 3 γ h = γ 0 1− (1 + f + m − 2 f sin 2 ϕ ) h h 2 a 2 h ϕ * − ϕ = δϕ =& f * sin 2ϕ =& − 0′′.17 hkm sin 2ϕ R Ellipsoidnormalen = ~ kM Zum andern kann es, wegen der Äquatorsymmetrie, nur gerade zonale Terme (n = 2i, n = 2,4 ...) enthalten. Man kann ableiten (Heiskanen - Moritz 1967, S. 73) kM ∂U 1 ω 2 a 2 E q ′( u) 1 2 sin β − − ω 2 u cos 2 β = − h1 2 + 2 2 2 6 ∂u u + E q (b ) 2 u + E δ ϕ L Winkel zwischen Normalschwerevektors. ~ cn = cn − ~ cn sat V.4 Geodätische Referenzsysteme und Bezugsellipsoid und Richtung des International vereinbart durch die Internationale Union für Geodäsie und Geophysik sollen seit 1980 folgende Größen zur Definition geodätischer Referenzsysteme (GRS 1980) verwendet werden: a = 6378137 m % = 398600.5 × 10T m3 sec −2 kM δϕ J 2 = + 1082 . 63 × 10 −6 = − c%20 ω% = 7 . 292115 × 10 −5 rad / sec Mittels der beiden exakten Gleichungen ϕ ~ c20 = − ( e′ 2 3 1 + e′ 2 ) 2 m e′ 1 − 3,5 q(b) q (b ) = 2 b b E 1 1 + 3 arctan − 3 E E b 2 [( = 3 + e′ 2 ) arctan e′ − 3] ( 2e′ ) 2 lassen sich iterativ die beiden Größen e ′ und q (b) berechnen und, wenn e ′ berechnet ( ) ist, alle anderen Größen z . B. U o , f , b , γ e , γ P usw. . VI.1 Höhenanomalien und Geoidundulationen Definition: Die Höhenanomalie eines Punktes P im Raum ist gleich dem Abstand des Punktes P von der normalen Niveaufläche U = WP = const , gemessen längs der normalen Lotlinie durch P. Ist ein Normalpotential U definiert, so ergibt sich das Störpotential T aus Theorem von Bruns: VI. Ellipsoidisches Störpotential W =U + T Achtung: Das Störpotential und alle daraus abgeleiteten Begriffe sind abhängig von Figur und Lagerung des das Normalpotential definierende Niveauellipsoids. ς P = TP / γ Q Beweis: Taylorentwicklung ( ) T P = W P − U P = WP − U Q − ( ∂ U / ∂ h ) Q ς P + L = 0 + γ Q ς P Definition: Die Höhenanomalie eines Punktes P am Geoid wird Geoidundulation genannt. Die Höhenanomalie eines Punktes P an der Erdoberfläche wird Quasigeoidundulation genannt. Als Quasigeoid wird die Fläche bezeichnet, die durch Auftragen der Quasigeoidundulation auf das Ellipsoid entsteht (rein fiktive Fläche). Als Telluroid wird die Fläche bezeichnet, die durch Abtragen der Quasigeoidundulationen nach unten entsteht (rein fiktive Fläche). VI.2 Schwerestörungsvektor und Lotabweichungskomponenten Der Schwerestörungsvektor ergibt sich mittels ∂ T / ∂ y ∂ W / ∂ y ∂ U / ∂ y 1 1 1 r δ g = ∂ T / ∂ y 2 = ∂ W / ∂ y 2 − ∂ U / ∂ y 2 ∂ T / ∂ y 3 ∂ W / ∂ y 3 ∂ U / ∂ y 3 Es ist zweckmäßig, 3 lokale Basen zu betrachten (Abb. VI.2): r y3 = Richtung der realen Lotlinie ( P auf Einheitskugel) r y 3γ = Richtung der normalen Lotlinie ( P* auf Einheitskugel) r y3 = Richtung der Ellipsoidnormalen ( P auf Einheitskugel) Abb. VI.1 : Meridianausschnitt r x3 [yri ] = R((90°−Φ)) R(∆λ) R(−(90°−Φ)) R(−ξ * )[yri ]γ . 2 Λ−λ η r γ ∗ ξ* r - nE Θ P f f** r g r x1 λ ξ r y3 cos ξ * ≈ 1,sin ξ * ≈ ξ * ,cos ∆λ ≈ 1,sin ∆λ ≈ ∆λ und ψξ * ≈ 0 mit ψ = ∆λ sin( Φ) lauten die Formeln: Φ γ z1 sin( Φ) 0 cos( Φ) 1 − ∆λ 0 sin( Φ) 0 − cos( Φ) 1 0 − ξ* 0 γ = 0 1 0 1 0 ∆λ 1 0 0 1 0 0 0 z2 γ z 3 − cos( Φ) 0 sin( Φ) 0 0 1 cos( Φ) 0 sin( Φ) ξ* 0 1 − γ r y3γ r x2 Λ 0 1 − ∆λ sin( Φ) − ξ* * * 1 − ∆λξ sin(Φ) − ∆λ cos(Φ 0 = ∆λ sin( Φ) − ξ ∆λ cos( Φ) − γ ∆λ cos( Φ) 1 ξ* ξ *γ ξ*γ ξ *γ = γ ( ∆λξ* sin( Φ) + ∆λ cos( Φ)) = γ ( ψξ* + η) ≈ γη − γ −γ −γ erfolgt aufgrund der Definitions- ξ = Φ − ϕ = ξ − δϕ * ϕ − ϕ = δ ϕ =& − 0′′.17 hkm sin 2ϕ * 0 r r r δg = g − γ = 0 − g ∂ U / ∂ y1γ 0 ∂ U / ∂ y 2 γ = 0 ∂ U / ∂ y − γ γ r Transformation der Komponenten des normalen Schwerkraftvektors in das y -System erfolgt mittels T ξ * γ r [yi ] − ηγ −γ T − ξ*γ r [yi ] = − ηγ − g + γ T ξ*γ r [yi ] = − ηγ ( g − γ ) T [yvi ] Die Größe δ g = ( g − γ ) wird Schwerestörung genannt. Alle Komponenten des Schwerestörungsvektors sind von gleicher Größenordnung: ξ Die lokalen Basen sind so gewählt, daß für die realen und normalen Schwerkraftskomponenten gilt: ∂ W / ∂ y1 0 ∂ W / ∂ y = 0 2 ∂ W / ∂ y3 − g 2 r y3 Die positive Richtungsfestlegung für ξ und η gleichungen * 2 Nach Einführung der Vereinfachungen r r r Abb. VI.2: Lokale Zenitrichtungen y 3 , y 3γ , y 3 auf der Einheitskugel ξ = Φ−ϕ η = Λ−λ 3 * max ~ 1′ , η max ~ 1′ , δ g max ~ 300 mgal VI.3 Schwereanomalien Dg (Meßgrößen) und Formel von Stokes Definition: ∆ g = gP − γ Q Wegen 1 ∂γ TP γ P = γ Q + (∂ γ / ∂ h ) ς = γ Q + γ ∂ h Q erhält man 1 ∂ γ TP ∆ g = gP − γ P + γ ∂ h ( ) ∆ gP = − 1 ∂γ T + ∂ h γ ∂ h Q ∂T Setzt man g =& R = 6371 km, g =& G = 979,8 gal = kM/ R 2 erhält man ∂γ ∂h =& ∂G 2 = − G = − 0.3086 [mgal / m] R ∂R und 1 ∂γ γ ∂h =& 1 ∂G G ∂R =− 2 R Damit erhält man ∂ T 2 ∆ g =& − + T R ∂ γ Unter Vernachlässigung der Tatsache, daß diese Werte auf der Erdoberfläche als Rand und nicht zu einer mittleren Erdkugel als Rand gegeben sind, kann man sie in die Formel von Stokes einsetzen und erhält (IV.6.4) in guter Approximation T= R 4π ∫∫ ∆ g S (ψ ) dϑ 0 Mit Hilfe dieser Formel wird das Störpotential bzw. Quasigeoidundulationen aus Schwereanomalien berechnet. VII. erhält man Theorie des Nivellements ∫ gr VII.1 Geometrisches Nivellement q r r r ⋅ dy q = g ⋅ ∆s = − g ⋅ ∆n q Das Linienintegral in dem konservativen Kraftfeld des Erdschwerevektors ergibt die Potentialdifferenz und WB − WA = − B r r WB − WA = g ⋅ dx ∫ ∑g q ⋅ ∆nq q A Man zerlegt das Integral in eine Summe über q einzelne Standpunkte: WB − WA = ∑ ∫ gr q q Sei W = WNN = const . die Äquipotentialfläche Normal Null, die als Höhenbezugsfläche in Deutschland dient. Dann nennt man C A = WNN − WA r ⋅ dx q q q Für jeden Standpunkt wählt man ein neues lokales System y : r y 3 = Lotrichtung die geopotentielle Kote eines Höhenfestpunktes A. die geopotentielle Höhe CB eines anzuschließenden Neupunktes B C B = WNN − WB ergibt sich mittels Niveau − C A − CB = WB − WA = − fläche ∑g q ⋅ ∆n q q Geopotentielle Koten werden in geopotentiellen Einheiten ( geopotential units ) [g.p.u.] angegeben: ∆n q = Differenz der Lattenablesung r ∆s q Ist die Lattenentfernung so klein, daß man setzen kann 0 r g = 0 − g q ∆s cos α q r r ∆s = ds = ∆sq sin α ∆n q 1[ g . p. u .] = 1 kgal ⋅ meter VII.2 Astrogeodätisches Nivellement Ein Linienintegral in dem konservativen Kraftfeld des Schwerestörungsvektors ergibt die Potentialdifferenz B r r TB − TA = δg ⋅ ds ∫ A Mit γ ⋅ ξ * r δg = − γ ⋅ η δg und ds cos α r ds = ds sin α dh erhält man B B ∫ ∫ TB − TA = − γ ( ξ cos α + η sin α )ds − ( g − γ )dh * A A oder, wegen γ =& G = const B ∫ B TB − TA = − G ( ξ cos α + η sin α )ds − G A * ∫ A δg G dh Das zweite Glied wird Null, wenn das Nivellement längs einer Äquipotentialfläche (z.B. das Geoid) durchgeführt wird. Die Meßwerte für ξ und η müssen so dicht sein, daß linear zwischen den Meßwerten interpoliert werden kann. Bei dem astro-geavimetrischen Nivellement benutzt man Schweremeßwerte und die Formel von Vening-Meinesz, um zwischen gemessenen Lotabweichungen zu interpolieren. VIII. Höhen über dem Meeresspiegel VIII.1 Normalhöhen VIII.1.1 Ellipsoidische Höhe h und Normalpotential Aus den geopotentiellen Koten C P werden Höhen über dem Meeresspiegel H P abgeleitet durch Division mit einem geeignet gewählten Schwerewert. Die Wahl des Schwerewertes bestimmt die Definition der Höhe. Bei der Definition von Höhen ist zu beachten: - aus gegebener Höhe H P muß die geopotentielle Kote C P eindeutig ableitbar sein. - Die Höhe H P über dem Meeresspiegel und die ellipsoidische Höhe h P müssen eindeutig verknüpft sein. Beiden Forderungen entsprechen am besten die von Molodenski definierten Normalhöhen ; die Definition geht von der 2. Forderung aus. Das Linienintegral längs einer normalen Lotlinie P r r* U P − U 0 = γ ⋅ dh = γ ⋅ dh ∫ ∫ Q0 kann geschrieben werden als 1 * (U P − U 0 ) = hP * h P P ∫ γ ⋅ dh Q0 * * wobei h P ( Länge der normalen Lotlinie) mit der ellipsoidischen Höhe h P fast identisch ist. Der Ausdruck 1 * hP P ∫ γ ⋅ dh = γ = * Q0 1 hP P ∫ γ ( z ) ⋅ dz Q0 ist der Mittelwert der Normalschwere längs der normalen Lotlinie. Wird der Ausdruck 2 3 2 2 γ ( z ) = γ 0 1 − ( 1 + f + m − 2 f sin ϕ )z + 2 z a a in das Integral eingesetzt, erhält man 2 hP hP 2 γ = γ 0 − γ 0 ( 1 + f + m − 2 f sin ϕ ) + a a und damit für die ellipsoidische Höhe hP = hP * ( U P − U 0 ) = γ hP ( U P − U 0 ) ist aus hP direkt, hP aus ( U P − U 0 ) iterativ zu berechnen, wobei die Breite ϕ P näherungsweise bekannt sein muß. Q ∫ γ dh = H γ CP = VIII.1.2 Normalhöhen über NN * Q0 2 HP* HP* γ = γ 0 − γ 0 (1 + f + m − 2 f sin 2 ϕ ) + a a W = WP ( Höhe des Punktes P ) P Q ζP ∫ * * ∆W = γ dh = ∆H γ =& ∆H γ Q Q Q P ∆h ∫ TP = γ dh = ζ γ =& ζγ Q * Q Q C P = WNN − WP wobei bezeichnet wird * h H als Normalhöhe * ∆H als Datumskorrektion ζ als Höhenanomalie W = WNN ( Höhenreferenzflä che) x ∆W = Wg − WNN W = Wg ( ozeanographisches Geoid ) Offensichtlich ist dann mit sehr hoher Genauigkeit h = H + ξ + ∆H * W = W0 = U 0 ( geodä tisches Geoid ) Q0 Der Normalhöhe allein kommt keine geometrische Bedeutung zu, jedoch kann aus ihr C P jederzeit eindeutig wieder berechnet werden. * Sind Normalhöhen H ( Nivellement ) und ellipsoidische Höhe h ( z.B. GPS ) gegeben, kann daraus ζ + ∆H = h − H * C P = geopotentielle Kote ∆W = Höhendatum * * und T + ∆W = ( ζ + ∆H ) ⋅ γ Q * Man kann zerlegen U 0 − WP = W0 − ( WP − TP ) = ( W0 − WP ) + TP = C P + ∆W + TP man zerlegt entsprechend die Integration willkürlich in 3 Teile Q Q P Q0 Q Q U 0 − U P = ∫ γ dh + ∫ γ dh + ∫ γ dh = C P + ∆W + TP mit berechnet werden. Sobald T ( Satellitenmission ARISTOTELES ) mit sehr hoher Genauigkeit bestimmt * ist, kann ∆W berechnet werden. Dann wird man Normalhöhen H ableiten aus H = h − ( ζ + ∆H ) * und weiträumige Nivellements werden entbehrlich. Orthometrische Höhen haben daher nur theoretische Bedeutung ; sie wurden früher in der Praxis durch Helmert-Höhen, Niethammer-Höhen usw. als Näherungswerte für die orthometrischen Höhen ersetzt. VIII.2 Orthometrische Höhen P VIII.3 Sphäroidische Höhen Da es bei der Entstehung des Deutschen Haupthöhennetzes noch keine transportablen Gravimeter gab, konnten keine Schwerewerte gemessen werden. Nach einem Vorschlag von Helmert kann man daher Näherungswerte für die geopotentiellen Koten ausgerechnen mittels H P0 B ∆H W = WNN ∫ ~ ~ ∆C AB = WB − WA = γ dn A P0 N W = U0 Der Fehler ( Soll - Ist ) beträgt offensichtlich ∫ ∫ ∫ f∆C AB = g dn − γ dn = δg dn Q0 U0 Die orthometrische Höhe ist definiert als Länge der Lotlinie zwischen dem Punkt P und der Äquipotentialfläche W = WNN P 1 C P = g dH = H H P ∫ 0 P P0 ∫ g dH = Hg Um g exakt bestimmen zu können, muß die Dichte ρ des Gesteins der Topographie bekannt sein. Zwar gilt die Formel: h = H + ∆H + N jedoch muß zur Berechnung von N das tatsächliche Störpotential T ( P0 ) im Erdinneren bekannt sein, wozu wieder die Dichte ρ des Gesteins der Topographie bekannt sein muß. Dieser theoretische Schleifenschlußfehler wurde zusammen mit den Meßfehlern ausgeglichen. ~ Eine darauffolgende Berechnung sog. sphäroidischer Höhen H ~ ~ C P = H P γ~P mit 1 γ~ = ~ HP ~ HP ∫γ dz z=0 entspricht offensichtlich der Berechnung der Normalhöhen. Sphäroidische Höhen sind als Approximation von Normalhöhen anzusehen ( Wolf, Zfv 1974 ). IX. Gravitationspotential und Kollokationsverfahren ; Kelvinkugel mit der dimensionslosen Größe ( IX.1 Grundprinzipien Als Kollokationsverfahren bezeichnet man die Aufstellung einer speziellen Lösung ~ einer Differentialgleichung ( im folgenden ∆T = 0 ) derart, daß die Lösung T vorgegebene Informationsdaten f ( T , Qi ) in Punkten der Randfläche oder im Außenraum (wo ∆T = 0 gilt) exakt reproduziert: ( ) ( ~ f T ; Qi ≡ f T ; Qi ) ∑b K i f Die Funktionen K ( P , Q ) sind die sogenannten reproduzierenden Kerne von speziellen Hilberträumen harmonischer Funktionen. In den beiden angegebenen Fällen ist eine einfache physikalische Interpretation der Kerne und damit des Approximations-verfahrens möglich. Wir stellen die dimensionslose Größe σin folgender Form dar ( P , Qi ) 2 ~ ~ also für den zunächst betrachteten einfachsten Fall f ( T , P ) = T ( P ) ∑ b K ( P, Q ) i i Die von den Meßpunkten Qi und dem Punkt P, an dem die Funktion berechnet werden soll, abhängige Funktion K ( P , Qi ) wird reproduzierender Kern genannt. Es kann gezeigt werden, daß für Potentialfunktionen, die außerhalb einer sogenannten Kelvin-kugel mit dem Radius R harmonisch sind, der reproduzierende Kern die folgende, sehr einfache Form haben muß ∞ σ= rk rP rQ = rM rP wobei i K ( P , Q ) = ∑ k nσ 1 2 IX.2.1 Punktmassenmodell i ~ T ( P) = 2 IX.2 Kelvintransformation und physikalische Interpretation Die Lösung hat die Form einer Summe ~ f (T , P) = ) L = σ − 2σ cos ψ + 1 2 rM = rk rQ der Radiusvektor eines Punktes M innerhalb der Kelvinkugel mit dem Radius rk ist. (siehe Abb. IX.1) 2 n +1 Pn (cos ψ ) ; kn ≥ 0 ; σ= n= 0 rk rP rQ wobei ψ der räumliche Winkel zwischen P und Q ist. Für gewisse k n kann diese Reihe aufsummiert werden. Insbesondere ergeben sich für K ( P ,Q) = kn ≡ 1 kn = 1 n +1 σ L K L ( P , Q) = ln L +σ +1 L −σ +1 Abb. IX.1 : Kelvinkugel und Kelvinspiegelung Der Faktor km / c hat die Dimension eines Potentials. Das Integral hat folgende Lösung ( nachprüfen durch Differenzieren ! ) Es läßt sich einfach nachweisen σ L = rM l z2 ∫ wobei l die räunliche Strecke zwischen P und M ist. Man erhält ~ T( P)= biσi ( bi rM ) ∑ b K ( P , Q ) = ∑ L( P , Q ) = ∑ l ( P , M i i i i i i l = ln A − ln B = ln ) ( i i ( − z ) + (s ) ( B = zP ( k mi ) ∑ l( P , M B ( ) 1 2 2 P ( + zP 1 2 2 ) −z ) ) A = z P − z2 + s P + z P − z2 Ordnet man andererseits Punktmassen kmi in den Punkten M i an, erhält man T( P ) = A mit i i z1 dz ) 1 2 2 1 In Kugelkoordinaten erhält man für eine Massenlinie, angeordnet in radialer Richtung, folgenden Ausdruck Vergleich der Koeffizienten der beiden Summen ergibt ϕ ( P) = bi rM = k mi i Die zunächst abstrakten Koeffizienten b i (Dimension eines Potentials) lassen sich r also als Punktmassen dividiert durch den Radiusvektor M der Postion dieser Punktmassen interpretieren. i [ln(r − r c km P )] cos ψ + 1 r2 r = r1 Setzt man r1 = 0 (r ) 2 r2 = rM = σ rP = K rQ IX.2.2 Massenlinienmodell erhält man folgenden Ausdruck Das Potential einer homogenen Massenlinie, angeordnet in Richtung der z-Achse, wird mathematisch beschrieben durch ϕ ( P) = k z2 ∫ z1 ρ ...... ...... km ...... c ρ l z2 dz = k ρ ∫ z1 dz l Massenliniendichte Länge der Linie Gesamtmasse der Linie = km c z2 ∫ z1 ϕ ( P) = dz l km c L + σ − cos ψ ln 1 − cos ψ Multipliziert man Zähler und Nenner mit ( L − σ + 1) , kann man den Ausdruck umformen zu c ≡ rM : ( ϕ ( P) = ) km c ln ( L + σ + 1) ( L − σ + 1) = km rM K L ( P ,Q) K L ( P , Q) ist ein weiterer Sonderfall eines reproduzierenden Kerns. Die Massenlinien müssen nicht unbedingt bis zum Kugelmittelpunkt reichen. Setzt man für den unteren Begrenzungspunkt, anstelle von r1 = 0 , r1 rP = (r M −c rP ) In planarer Approximation ( lokaler Teil einer Äquipotentialfläche ( Geoid ) wird durch Horizontalebene als Tangentialebene approximiert ) kann das Störpotential dargestellt werden mittels: T ( P ) = ∑ bi K P , Qi =σ ( ( ) ) L +σ +1 km ( L + σ + 1) ln ϕ ( P) = − ln c ( L − σ + 1) L −σ +1 ( ) ( ) ) k m ( L + σ + 1) L − σ + 1 ln ϕ ( P) = c ( L − σ + 1) L + σ + 1 ) ( ( ) ) → [( LR = R + z P ( σ P Q ) R + zP + L ) 2 + sP ) ] 1 2 2 2 1 2 + sP 2 L Die Bedeutung der Größen sind folgender Zeichnung zu entnehmen. IX.2.2 Planare Formen (Halbraumformen) Die planaren Formen entstehen durch eine Kelvinspiegelung an einer Ebene, mathematisch ausgedrückt durch also (B + z L = B + zQ + z P Radiale Massenlinien, die nicht bis zum Erdmittelpunkt reichen, kann man offensichtlich gut nutzen, um geophysikalisch vorgegebene Massenanomalien ( z.B. Krustenwurzeln von Gebirgen, abtauchende tektonische Platten usw. ) zu modellieren. Hierbei wird das Potential von vertikalen Quadern durch radiale Massenlinien approximiert; die zunächst mathematisch abstrakte Approximationsformeln erhalten einen geophysikalischen Sinn. ( z M − z k ) = −( zQ − z k ) (R + z ) + L wobei Läßt man c gegen Null gehen, bei Beibehaltung der Gesamtmasse, muß sich offensichtlich als Grenzwert das Potential eines Massenpunktes ergeben, also : rM ( L + σ + 1) L − σ + 1 ln c ( L − σ + 1) L + σ + 1 ) oder mit ( entspricht Massenlinien ) K P , Qi = ln ( ( ( 1 2 2 B K P , Qi = B s P 2 + z P + zQ + B = L bzw. c→0 ) mit ( entspricht Punktmassen ) erhält man lim ( i z M = −( zQ − 2 z k ) = −( z Q + 2 B ) ***** Beachte, daß B , R > 0 und z P , zQ > − B / 2 sein müssen, normalerweise sind z P , zQ > 0 .Damit sind aus physikalischer Sicht die grundlegenden Informationen zur Form der Massensingularitäten zusammengestellt, allerdings nur für den Fall, daß als Dateninformationen nur Potentialwerte T ( Q) vorliegen. IX.4 Prädiktionseigenschaften IX.3 Massenbestimmung Das Problem der Massenbestimmung führt zur Aufstellung und Lösung eines linearen Gleichungssystems. Es seien eine Anzahl von Potentialwerten T Qi im Außenraum der Kelvin-Kugel (in der Praxis auf oder außerhalb der Erdoberfläche ) gegeben. Das Potentialmodell ~ T ( P ) ( d.s. als Parameter die Punkt- bzw. Linienmassen ) soll so bestimmt werden, ~ daß die Modellwerte T ( P ) exakt mit den Potentialwerten T ( Q) in den Meßpunkten Q übereinstimmen, daß also gilt: ( ) Prädiktionsfunktionen in sog. Hilberträumen mit reproduzierendem Kern weisen alle die sog. Minimum-Norm Eigenschaft auf ~ T ( P ) − T ( Q) = 0 Es sind n Daten ( die Potentialwerte T ( Q) ) gegeben und n Unbekannte ( die Koeffizienten bi = kmi / rM ) gesucht. Man stellt nun folgendes Gleichungssystem ( mit zunächst unbekannten bi ) auf, wobei in dem mathematischen Ausdruck für K ( P , Q) P = Q j und Q = Qi gesetzt wird : i ( ) ( ) ( ) ( ) T ( Q ) = b K ( Q , Q ) + b K ( Q ,Q )+ .....+b K ( Q , Q ) P = Q1 T Q1 = b1 K Q1 , Q1 + b2 K Q1 , Q2 + .....+bn K Q1 , Qn rK → 0 P = Qn 2 0 1 ( ) 2 ( 1 2 2 ) ( 2 n ) 2 ( ) Man erhält in Matrizenschreibweise ( die Matrix K ij ist symmetrisch ) i , j = 1, n Zwar ist det K ij ≠ 0 stets erfüllt, aber das System wird schlecht konditioniert, wenn rK → 0 . Die [bi ] werden mit dem Algorithmus von Gauß bzw. Choleski berechnet. Formal ist die Lösung [b ] = [ K i i j T% = min Die Norm ist mathematisch darstellbar entweder durch eine quadratische Form oder ein Integral über den Außenraum Ω K bzw. die Oberfläche ω K der Kelvin-Kugel. Als quadratische Form hat man stets ~ T 2 )] [T (Q )] −1 j Die Integralformen sind verschieden für individuelle reproduzierende Kerne. Für die beiden bisher behandelten Kerne kann man zeigen K ( P , Q) = ~ T ] [T ] j ~ Die mittels der Werte bi = kmi / rM definierte Potentialfunktion T ( P ) P erfüllt die ~ Bedingung T ( P) − T ( Q) = 0 . 2 σ : L = 1 4π K ( P ,Q) = ln ~ T −1 i ][ ( [ = T ( Qi ) K Qi , Q j n T Qn = b1 K Qn , Q1 + b2 K Qn ,Q2 + .....+bn K Qn , Qn T j = K ij bi ~ Man beachte, daß das Modellpotential T ( P ) nur ein Modell unter unendlich vielen Modellen ist, die die Daten exakt reproduzieren würden. Das Ergebniss ist abhängig von der ( völlig beliebigen ) Form des reproduzierenden Kerns, d.h. von den Koeffizienten k n und dem Radius rK der Kelvin-Kugel. Es stimmt sicher nicht mit dem tatsächlichen Potential T überein, sondern ist immer nur eine Annäherung an dieses. IX.4.1 Globale Prädiktionseigenschaften ; Minimale Norm 2 = ~ ~ TdΩ ∫∫∫ r grad Tgrad 1 K ΩK L +σ +1 : L −σ +1 1 4π ~ ~ TdΩ ∫∫∫ grad Tgrad ΩK K + 1 2π ∫∫ grad ωK 2 ~ ~ Tgrad 2 Tdω K Hierbei ist ( r,ϕ , λ = Kugelkoordinaten ) gesetzt ~ 2 2 ~ ~ ∂T ~ 2 ~ 2 grad Tgrad T = + ( grad 2 T ) = (δg ) + ( grad 2 T ) ∂ r K (ψ ) mit der Gitterweite ∆ψ übereinstimmt. Der Wendepunkt von K (ψ ) ist stark korreliert mit dem Radius rK der Bjerhammar-Kugel. IX.4.2.2 Kriterium des minimalen Prädiktionsfehlers : und ~ 2 ~ ~ 1 ∂T 1 ∂T + grad 2 Tgrad 2 T = r ∂ϕ r cos ϕ ∂λ 2 d.h. die Integrationen werden über die Quadrate der radialen bzw. lateralen Komponenten des Schwerestörungsvektors durchgeführt. Infolge dieser globalen Prädiktionseigenschaften ist das Verfahren sehr gut geeignet zur numerischen Berechnung Von Ableitungen aus gegebenen Funktionswerten (numerisches Differenzieren bzw. numerische Gradientenbildung ). IX.4.2 Lokale Prädiktionseigenschaften ; Radius der Kelvinkugel Die lokalen Prädiktionseigenschaften hängen ab von: - dem Verhalten der Datenwerte (von der Natur vorgegeben) der Verteilung der Meßpunkte (kann der Mensch wählen) der Form des reproduzierenden Kerns (insbesondere der Größe rk des Radius der Kelvinkugel) Es empfiehlt sich i.a., von den Daten eine Kugelfunktionsentwicklung des Störpotentials niedrigen Grades n und Ordnung m abzuziehen. Es empfiehlt sich weiterhin, entweder von vornherein ein einigermaßen regelmäßiges Datengitter anzustreben oder, bei stark unregelmäßig verteilten Meßdaten, ein regelmäßiges Datengitter durch Interpolation zu erzeugen. IX.4.2.1 Stabilitätskriterium Damit die Interpolationskurve zwischen den Stützpunkten nicht oszilliert, sollten die Horizontalgradienten in den Stützpunkten nicht zu groß werden. Für den Fall, daß die Daten T ( Q) auf einer Ebene bzw. auf einer Kugel r = R = const in einem regelmäßigen Gitter angeordnet sind, erreicht man das folgendermaßen; Durch Variation von rK wird K ( P , Q) = K (ψ ) so gewählt, daß der Wendepunkt der Kurve Das Verhalten der Daten wird mathematisch durch ihre sog. Kovarianzfunktion beschrieben; sie ist definiert für Daten auf einer Kugel. ∞ C(ψ ) = ∑ cn Pn ( cos ψ ) cn ≥ 0 n= 0 Ihre sog. Halbwertsbreite ψ H ist definiert durch C(ψ H ) = 1 C(ψ = 0) 2 Da die Halbwertsbreiten der beiden bisher behandelten reproduzierenden Kerne für gleiches σ extrem stark verschieden sind, können durch eine geeignete Linearkombination der Form σ L + σ + 1 K ( P ,Q) = a + b ln L L − σ + 1 die Faktoren a und b so bestimmt werden, daß gilt K (ψ = 0) = C(ψ = 0) und K (ψ H ) = C(ψ H ) Die so bestimmte Kernfunktion ist eine gute Approximation der Kovarianzfunktion der Daten, die zur Fehlerberechnung benötigt wird. Man beachte, daß hierbei nicht über den Radius rK der Bjerhammar-Kugel verfügt wird, der ( in gewissen Grenzen ) frei wählbar bleibt. IX.5 Kollokation und Kugelfunktionsentwicklung Man beachte die Ähnlichkeit der Formeln für die Koeffizienten verglichen mit den entsprechenden Integralformeln im Abschnitt IX.4 , insbesondere für k n ≡ 1 und bi = k m / rM ( Punktmassen ). Es ist nur die Integration über die Erdmassen durch eine Summation über Punktmassen ersetzt worden. In die Summe für das Störpotential n ~ T ( P) = ∑ bi K ( P , Qi ) i =1 IX.6 Gradienten und generalisierte Dipole setzt man ein K ( P , Q) = 1) ∞ ∑ n= 0 r = M rP n +1 2) σ 3) Pn ( cos ψ ) = IX.6.1 Grundprinzipien und generalisierte Dipole Bisher wurden als Stützpunktdaten nur Potentialwerte T Qi betrachtet. Das Kollokationsverfahren kann für beliebige Funktionale des Störpotentials verallgemeinert werden. Im folgenden werden die Komponenten des Schwerestörungsvektors als Stützpunktdaten einbezogen. Es sei der geodätisch relevante Fall betrachtet, daß in einem Stützpunkt Q folgende vier Informationsdaten gegeben sind : ( ) k nσ n +1 Pn ( cos ψ ) n +1 R 2 = B rP rQ n +1 1 n R nm ( P ) R nm ( Q) + S nm ( P) S nm ( Q) 2 n + 1 m= 0 ∑[ ] und erhält k n rM bi i =1 n = 0 2 n + 1 rP I ∞ ∑ ∑ ~ T ( P) = n +1 n ∑[R m= 0 nm ( P ) R nm ( Q) + S nm ( P ) S nm ( Q)] 1) der Potentialwert T ( Q) 2) radiale Komp. des Schwerestörungsvektors ∂T δg r = + ∂r Q 3) 1.laterale Komp. des Schwerestörungsvektors δgϕ = 1 ∂T rQ ∂ϕ Q 4) 2.laterale Komp. des Schwerestörungsvektors δg λ = ∂T rQ cos ϕ Q ∂λ Q Vertauschen der Summationen ( immer möglich, solange I ≠ ∞ ) führt zu : a n = 0 rP ∞ ∑ ~ T ( P) = n +1 n ∑ [c nm R nm ( P ) + s nm S nm ( P)] n +1 c nm rM = bi ( 2n + 1) a i =1 n +1 s nm rM = bi ( 2n + 1) a i =1 ∑ I ∑ kn kn Um die vier Daten exakt zu reproduzieren, muß man im Kelvinpunkt M i vier Werte vorgeben, die zusammen das Störpotential erzeugen. Man wählt m= 0 mit folgenden Koeffizienten bezüglich einer Referenzkugel mit Radius a I 1 ( ) R nm Qi 1) 2) 3) 4) eine Massensingularität einen radialen ( generalisierten ) Dipol 1.lateraler ( generalisierter ) Dipol 2.lateraler ( generalisierter ) Dipol km r kκ ϕ kκ λ kκ Entsprechend der bekannten Formel für das Potential eines Dipols ( ) S nm Qi ϕ ( P) = −κ ∂ 1 ∂ nl definiert man das Potential für 1) einen rad. ( generalisierten ) Dipol 2) 1.lateral ( generalisierter ) Dipol 3) 2.lateral ( generalisierter ) Dipol ϕ ( P ) = −( kκ ) ∂ K ( P ,Q) ∂rM 1 ∂ ϕ ϕ ( P ) = −( kκ ) K ( P ,Q) rM ∂ϕ M ϕ ( P ) = −( kκ ) r ∂σ ∂rM = 1 ∂ψ = − cos α QP rP ∂ϕ Q ∂ψ = − cos ϕ Q sin α QP ∂λQ wobei gilt K ( P , Q) = ∂ 1 K ( P ,Q) rM cos ϕ M ∂λM Da der reproduzierende Kern i.a. als Funktion der beiden Hilfsgrößen σ und ψ ausgedrückt wird, werden folgende partiellen Ableitungen ( siehe auch Abschnitt IX.4) benötigt: λ kκ λ ∂ sin α QP ϕ ( P ) = − K ( P ,Q) ∂ψ rM K K σ ψ = bi sin α PQ K ψ ( P ,Q ) i σ L (1 − σ cos ψ ) ( P , Q) = 3 L ( P , Q) = −σ sin ψ 2 3 L und entsprechende Formeln für das Potential von Massenlinien. IX.6.2 Dipolmassenbestimmung Mit ∂ ∂rM ∂ ∂ϕ M ∂ ∂λM = ∂ ∂σ ∂σ ∂rM = = ∂ ∂ψ ∂ψ ∂ϕ M ∂ ∂ψ ∂ψ ∂λM 1 ∂ = Das Problem der Dipolmassenbestimmung führt ebenfalls zur Aufstellung und Lösung eines linearen Gleichungssystems. Zur Aufstellung der Gleichungen hat man zu berücksichtigen, daß nunmehr vier Arten von Daten ( Funktionale ) und vier Arten von Unbekannten ( Massen bzw. Dipolmassen ) miteinander zu verbinden sind. Zur Berechnung der Koeffizienten für das lineare Gleichungssystem hat man entsprechende Funktionale zu bilden, die in folgender Tabelle aufgelistet sind. rP ∂σ = = 1 rM 1 rM cos α QP sin α QP ∂ ∂ψ ∂ D \U ∂ψ T ( P) ergeben sich folgende Formeln für die generalisierten Dipole km K ( P , Q) rM kκ r ∂ ϕ ( P ) = − K ( P ,Q) rM ∂σ kκ ϕ ∂ cos α QP ϕ ( P ) = − K ( P ,Q) ∂ψ rM ϕ ( P ) = km rM ( = bi K P , Qi = bi K σ 1 − δg ( P ) ) ( P ,Q ) ϕ δg ( P ) − λ δg ( P ) − i = bi cos α QP K ψ ( P ,Q ) i 1 rP K ( P , Q) ∂K cos α PQ ∂σ ∂K rP sin α PQ ∂ψ ∂K rP ∂ψ ( P ,Q) ( P ,Q) ( P ,Q) kκ r − rM ∂ K ( P , Q) ∂σ 2 ∂ K ( P ,Q) ∂σ∂σ 2 ∂ K ( P ,Q) ∂ψ∂σ 2 ∂ K ( P ,Q) ∂ψ∂σ kκ ϕ − rM D \U T ( P) 1 − δg ( P ) ϕ δg ( P ) − λ δg ( P ) − 1 rP ∂ cos α QP K ( P , Q) ∂ψ 2 ∂ K cos α PQ ∂ψ∂σ 2 ∂ K rP sin α PQ ∂ψ∂ψ 2 ∂ K rP ∂ψ∂ψ ( P , Q) ( P ,Q) ( P ,Q) kκ λ − rM sin α QP ∂ K ( P , Q) ∂ψ 2 ∂ K ( P , Q) ∂ψ∂σ 2 ∂ K ( P ,Q) ∂ψ∂ψ 2 ∂ K ( P ,Q) ∂ψ∂ψ Aus den angegebenen Formeln sind leicht die entsprechenden Formeln für Linearkombinationen von Potential und Gradientenkomponenten abzuleiten, z.B. für Schwereanomalien ∂T 2 2 ∆g = − + T = δg − T ∂r r r Es ist zu beachten, daß bei geeigneter Modellierung die Koeffizientenmatrix stets gut konditioniert sein sollte. Schlechte Konditionierung weist immer auf das Auftreten von unerwünschten Oszillationen hin - eine letzte Warnung des Algorithmus hinsichtlich nicht sachgerechter Modellbildung.