PNP vom 05.04.2016 Damit die Erde weiter "spricht" Diplomarbeit von Markus Gork trägt dazu bei, ohne Unterbrechung Erdbeben und Bombeneinschläge zu messen von Herwig Slezak Stolz präsentiert Markus Gork (rechts) seine Diplomarbeit. Darin entwirft der frisch gebackene Elektrotechnikingenieur (FH) ein vorübergehendes Energiekonzept für die Anlage GERES, die seismische Erschütterungen misst. Die Landkarte, die sein Chef Franz Hofmann hochhält, verdeutlicht die Lage der Messstation auf dem Berg Haidel im Unteren Bayerwald. Rechts einer der 26 Sensoren der Anlage, die weltweit Erdbeben oder Explosionen von Atombomben erkennt. − Fotos: Slezak/red Johanniskirchen/FRG. Auf einem Höhenrücken zwischen Bischofsreut und Haidel im Unteren Bayerwald steht eine von weltweit 50 Primär-Messstationen, die Erdbeben sowie Explosionen von Nuklearwaffen erfassen. Jetzt soll die Anlage komplett erneuert werden. Zuständig für die Energieversorgung während der Umbauphase ist die Firma HPE aus Johanniskirchen. Das Konzept entwickelte der erst 25-jährige Mitarbeiter Markus Gork im Rahmen seiner hochgelobten Diplomarbeit. Der junge Ingenieur (FH) der Elektrotechnik sowie sein Firmenchef Franz Hofmann verrieten der Heimatzeitung die Eckpfeiler des umfassenden Projekts. Auch die UNnutzen die DatenHinter dem verlassenen Dorf Leopoldsreut liegt die Anlage namens GERES (German Experimental Seismic System) verborgen. Gemessen werden dort seismische Wellen, die sich im Erdinneren ausbreiten. Die gewonnenen Daten wertet zum einen der Betreiber der Station aus, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Zum anderen nutzen die Vereinten Nationen (UN) die Ergebnisse im Rahmen des Kernwaffenteststopp-Vertrags (CTBT). In der Tat erfasste die Station die Erderschütterungen bei der Reaktorkatastrophe von Fuku- shima in Japan vor fünf Jahren, ebenso den jüngsten Bombentest der Nordkoreaner. "Die Anlage stellte sogar fest, dass es sich um eine Atombombe gehandelt hat und nicht um eine Wasserstoffbombe, wie Nordkorea verlauten hat lassen", erklärt Elektrotechniker Franz Hofmann, der HPE-Chef aus dem Sulzbachtal. -2- Relativ unscheinbar stehen die Stationen im Gelände und verraten doch so feinfühlig, was auf der ganzen Welt los ist. GERES umfasst ein Areal von 16 Quadratkilometern. Darin sind in einem Kreis 26 Messstationen angelegt. Die Einzelsensoren bestehen jeweils aus einem etwa fünf Meter tiefen Schacht aus Glasfaserkunststoff. Auf deren Boden steht ein so genanntes GS19-Messgerät. An der Oberfläche sehen die einzelnen Stationen aus wie ein Gully. Darüber hinaus befinden sich auf dem Haidel weitere Sensoren, die Luftdruckschwankungen erkennen. Aufgabe der Firma HPE aus Johanniskirchen ist es, die Stromversorgung sicherzustellen, solange die Anlage nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen ist. Den Vorgaben der Vereinten Nationen gemäß soll dies emissionsfrei, erschütterungsfrei sowie weitgehend lautlos erfolgen. Zugleich muss die Datenübertragung ans Rechenzentrum aufrechterhalten bleiben. Stets ist zu gewährleisten, dass Temperaturen von plus 40 Grad bis zu minus 30 Grad zu verkraften sind, dass die Anlage mit bis zu drei Meter Schnee bedeckt sowie monatelang nicht erreichbar sein kann. Stromversorgungper BrennstoffzellenWie man allen Anforderungen gerecht werden kann, genau das hat Markus Gork im Rahmen seiner Diplomarbeit erarbeitet. Dabei verfuhr er nach einem Ausschlussprinzip. Sein Ergebnis: Die optimale Stromversorgung während der Erneuerung von GERES erfolgt mittels Brennstoffzellen. Diese werden seinen Plänen nach mit Methanol betrieben. Zugleich läuft die Datenübertragung am besten über das konventionelle LTE-Netz, also so wie auch Handys funktionieren. Markus Gork stammt aus Senftenberg im Süden von Brandenburg. Den Kontakt nach Niederbayern knüpfte er über die Tochter des HPE-Gründers. Mit ihr studierte er nämlich zusammen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. "Wir sind stolz auf ihn und seine hochqualifizierte Arbeit", freut sich der Vater seiner Kommilitonin sowie sein jetziger Arbeitgeber Franz Hofmann. Ebenso beeindruckt von Gorks Planungen war Namensvetter Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard Hofmann, bei dem der junge Mann seine Arbeit einreichte. Diese wurde dann mit der selten vergebenen Traumnote 1,3 bewertet. -3"Als ich die Diplomarbeit abgegeben habe, war das ein herrliches Gefühl", erzählt der frisch gebackene Ingenieur. Natürlich freut er sich darüber, dass er seine gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten Pläne sogleich in die Praxis umsetzen kann. Die dafür nötigen Firmen wurden von HPE bereits beauftragt. Markus Gork sieht natürlich immer wieder nach dem Rechten. Einst Horchpostenin den OstenÜbrigens: Warum sich der Bayerische Wald bestens für seismologische Messungen eignet, erklären Franz Hofmann und Markus Gork wie folgt: "Das darunter liegende Böhmische Massiv wirkt zum einen wie ein riesiger Messkörper. Zum andern sind tief im Wald die störenden Außeneinflüsse relativ gering." In der kleinen eingezäunten Zentrale, in der heute die Daten sternförmig zusammenlaufen, spähten bis zum Ende des Kalten Krieges die US-Amerikaner mit einem Horchposten in den Ostblock hinein. Was seine berufliche Zukunft anbelangt, will Markus Gork dem Thema Brennstoffzellen treu bleiben. Gut vorstellen kann es sich der 25-jährige Wahl-Niederbayer, sogar einmal eine Doktorarbeit über die kleinen Kraftwerke zu schreiben. Was ihn antreibt, erklärt er wie folgt: "Für unser modernes Leben brauchen wir Energie, und wenn wir sie emissionsfrei erzeugen, schonen wir die Umwelt." Was hier in nächster Zeit passieren soll, darüber berichtet in den nächsten Tagen der Waldkirchener Lokalteil, da die Umbaumaßnahmen auch direkten Einfluss auf Maßnahmen auf lokaler Ebene haben kann.