die radiodoktor-infomappe - RadioKulturhaus

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DIE RADIODOKTOR-INFOMAPPE
Ein Service von:
ORF
A-1040 Wien, Argentinierstraße 30a
Tel.: (01) 50101/18381
Fax: (01) 50101/18806
Homepage: http://oe1.ORF.at
Österreichische Apothekerkammer
A-1091 Wien, Spitalgasse 31
Tel.: (01) 404 14-600
Fax: (01) 408 84 40
Homepage: www.apotheker.or.at
Gesundheitsressort der Stadt Wien
A-1082 Wien, Rathaus
Homepage: www.wien.at
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
Die Sendung
Die Sendereihe „Der Radiodoktor“ ist seit 1990 das Flaggschiff der
Gesundheitsberichterstattung von Ö1. Jeden Montag von 14.03 bis 14.40 Uhr werden
interessante medizinische Themen in klarer informativer Form aufgearbeitet und Ö1Hörerinnen und -Hörer haben die Möglichkeit, telefonisch Fragen an das hochrangige
Expertenteam im Studio zu stellen.
Wir über uns
Seit September 2004 moderieren Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz, Univ.-Prof. Dr. Karin
Gutiérrez-Lobos, Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und Dr. Christoph Leprich die
Sendung.
Das Redaktionsteam besteht aus Walter Gerischer-Landrock, Mag. Nora Kirchschlager,
Dr. Doris Simhofer, Dr. Ronny Tekal-Teutscher und Dr. Christoph Leprich.
Das Service
Seit dem 3. Oktober 1994 gibt es das, die Sendereihe flankierende, Hörerservice, das
auf größtes Interesse gestoßen ist.
Unter der Wiener Telefonnummer 50 100 ist „Der Radiodoktor“ mit Kurzinformationen
zur aktuellen Sendung die ganze Woche per Tonband abrufbar. Die zu jeder Sendung
gestaltete Infomappe mit ausführlichen Hintergrundinformationen, Buchtipps und
Anlaufstellen komplettiert das Service und stellt in der Fülle der behandelten Themen
eigentlich bereits ein kleines Medizin-Lexikon für den Laien dar.
Die Partner
Ermöglicht wird die Radiodoktor-Serviceleiste durch unsere Partner: das
Gesundheitsressort der Stadt Wien und die Österreichische Apothekerkammer.
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei unseren Partnern für die
Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken!
Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit in dieser Infomappe zumeist
auf die weiblichen Endungen, wie z.B. PatientInnen, ÄrztInnen etc. verzichtet haben.
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HÜFTPROBLEME:
MODERNE BEHANDLUNGSSTRATEGIEN
Mit Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
4. Oktober 2010, 14.03 Uhr, Ö1
Redaktion und Infomappe: Dr. Ronny Tekal-Teutscher
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INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS
HÜFTPROBLEME:
MODERNE BEHANDLUNGSSTRATEGIEN
Neue Materialien für längere Haltbarkeit
Hüftoperation als Folge von Stürzen
Vorbereitung auf eine Operation
Sofort aus dem Bett
Viele Fragen an Ärzte und Therapeuten
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DAS HÜFTGELENK
Das abgenützte Hüftgelenk – die Coxarthrose
Verletzungsbedingte Hüftschädigungen
So äußert sich der Bruch
Typische Bruchstellen
Tipps zur Vermeidung von Brüchen
Reparatur des Knochens: Osteosynthese
Endoprothese in der Unfallchirurgie
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DIE PROTHESE
Materialien
Mit und ohne Zement
Haltbarkeit der Prothese
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VOR DER OPERATION
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DIE OPERATION
Minimalinvasive Variante
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NACH DER OPERATION
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KOMPLIKATIONEN
Verschleißerscheinungen des künstlichen Hüftgelenkes
Was man mit einer Hüftprothese alles (nicht) tun darf
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BUCHTIPPS
QUELLEN UND LINKS
SENDUNGSGÄSTE
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RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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HÜFTPROBLEME
HÜFTPROBLEME:
MODERNE BEHANDLUNGSSTRATEGIEN
Die Hüftgelenke werden im Laufe des Lebens besonders stark belastet. Jeder zweite
Mensch jenseits des 60. Lebensjahres weist hier massive Verschleißerscheinungen auf.
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. Nicht zuletzt aufgrund der
steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung, nehmen die Abnutzungserscheinungen
der Gelenke zu. Auch Übergewicht begünstigt die Entstehung einer Coxarthrose, so der
medizinische Ausdruck für ein mechanisch überbeanspruchtes und abgenütztes
Hüftgelenk.
Neue Materialien für längere Haltbarkeit
Die Einpflanzung eines Kunstgelenkes gehört zu den Routineoperationen. In Österreich
werden aufgrund von Arthrosen jährlich rund 14.000 Hüfttotalendoprothesen
implantiert. Weitere 2.000 Mal pro Jahr muss aufgrund eines Bruches des
Schenkelhalses operiert werden.
Bei der Totelendoprothese, kurz TEP, wird das gesamte Hüftgelenk, also sowohl der
Hüftkopf des Oberschenkelknochens, als auch die Gelenkspfanne des Beckenknochens,
durch künstliche Implantate ersetzt. Die Prothesen bestehen aus Metalllegierungen,
Keramik oder Kunststoff. Hierzulande hat sich die zementfreie Implantation
durchgesetzt.
Die Lebensdauer moderner Hüftimplantate wird derzeit mit bis zu 30 Jahren angegeben.
Der Einsatz neuer Materialien, wie etwa von Polyethylen-Gleitpaarungen, trägt dazu
dabei, den Abrieb zu vermindern und damit die Haltbarkeit der Prothesen noch weiter
zu verlängern.
Hüftoperation als Folge von Stürzen
Im Fall eines Sturzes, mit nachfolgendem Bruch des Oberschenkelknochens im
Hüftbereich, ist man bemüht, innerhalb weniger Stunden zu operieren. Mit speziellen
Hilfsmitteln, wie dem Gamma-Nagel, der dynamischen Hüftschraube oder
Winkelplatten, kann der Knochen wieder in die korrekte Position gebracht werden.
Doch auch Totalendoprothesen kommen in der Unfallchirurgie zum Einsatz.
Vorbereitung auf eine Operation
Nicht jeder Hüftschmerz weist auf ein kaputtes Hüftgelenk hin. So können auch
wirbelsäulenbedingte Schmerzen häufig in die Hüften ausstrahlen. Der Röntgenbefund -
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HÜFTPROBLEME
obwohl er fallweise nicht das Beschwerdebild widerspiegelt - gibt gemeinsam mit der
klinischen Untersuchung darüber Auskunft, ob eine Hüftoperation notwendig ist.
Nach wie vor ist in Österreich mit monatelangen Wartezeiten auf einen
Operationstermin bei zu rechnen. Diese Zeit kann jedoch sinnvoll genützt werden, um
sich körperlich auf die Operation und die Zeit mit der künstlichen Hüfte vorzubereiten.
Denn eine gute Konstitution vermindert nicht nur die Gefahr von Stürzen, die zu
Brüchen am Hüftknochen führen können, sie erleichtert auch die Rehabilitation nach
erfolgter Operation.
Sofort aus dem Bett
Die frühzeitige Mobilisierung ist das Um und Auf, um das Ergebnis einer erfolgreichen
Operation zu sichern. Denn neben der Vermeidung von gefürchteten Komplikationen,
wie Thrombose oder Lungenentzündung, kann so rasch die normale Beweglichkeit
wiederhergestellt werden.
Daher beginnt die Rehabilitation bereits rasch nach dem Eingriff. Die künstliche Hüfte
ist sofort belastbar, ab dem zweiten Tag können die Patientinnen und Patienten in der
Regel schon erste Gehversuche mit Krücken unternehmen. Das natürliche Körpergefühl
stellt sich nach kurzer Zeit wieder ein. Damit kehrt auch die Selbstsicherheit beim
Gehen schnell zurück.
Viele Fragen an Ärzte und Therapeuten
Die meisten Fragen an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte betreffen
Verhaltensregeln, die bei dem Leben mit einem künstlichen Hüftgelenk zu beachten
sind. Das Interesse der Patientinnen und Patienten reicht dabei von der Durchführung
diverser Alltagstätigkeiten, über die Art der sportlichen Aktivitäten bis hin zur
Sexualität.
Dabei können Menschen mit einem künstlichen Hüftgelenk ein weitgehend normales
Leben ohne Einschränkungen führen. Ein Alterslimit für den Einsatz einer neuen Hüfte
gibt es nicht.
DAS HÜFTGELENK
Das Hüftgelenk ist das größte und am stärksten belastete Gelenk des Menschen. Als
Kugelgelenk hat es eine große Bewegungsfreiheit.
Es besteht aus der Gelenkspfanne, die Teil des Beckenknochens ist und in der sich der
Hüftkopf des Oberschenkelknochens befindet. Eine Knorpelschicht überzieht die
Gelenksflächen. Das Gelenk wird von einer Kapsel umschlossen, darin befindet die
Gelenksinnenhaut (die Synovia) und die Gelenksflüssigkeit. Starke Bänder und
Muskeln sorgen für den nötigen Halt und die erforderlichen Bewegungen.
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HÜFTPROBLEME
Im Rahmen eines Gelenksersatzes durch eine Totel-Endoprothese (TEP) werden sowohl
Pfanne, als auch Gelenkskopf durch künstliche Implantate ersetzt. Diese Operation zählt
zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen.
Das abgenützte Hüftgelenk – die Coxarthrose
Als Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenkes) bezeichnet man alle Veränderungen im
Bereich dieses Gelenkes, die durch Erkrankung, Unfall oder Verschleiß hervorgerufen
werden. Bei jedem zweiten Menschen über 60 sind bereits beträchtliche
Abnützungserscheinungen im Hüftgelenk nachweisbar. Mit den Jahren verlieren die
Gelenkknorpel an Elastizität und Dicke, werden rau und rissig. Die Schmierwirkung
durch die Gelenkflüssigkeit nimmt ab, die Abriebteilchen verursachen Entzündungen
der Gelenkinnenhaut.
Die Verschleißerscheinungen im Hüftgelenk lösen typischer Weise Knie- oder
Hüftschmerzen aus, vor allem kurz nach dem Aufstehen. Die Schmerzen können aber
auch in die Leistengegend, die Oberschenkel, die Kniegelenke oder ins Gesäß
ausstrahlen. Zudem besteht eine eingeschränkte Beweglichkeit, so ist zum Beispiel das
seitliche Abspreizen der Beine nur schwer möglich. Das Gangbild verändert sich
dadurch, manche der Betroffenen beginnen zu hinken.
Die Entscheidung ob und wann ein künstliches Hüftgelenk implantiert werden soll,
basiert einerseits auf den klinischen Beschwerden, der Bewegungseinschränkung des
Hüftgelenkes und des Röntgenbefundes. Radiologisch sollte eine schwere Form einer
Coxarthrose oder eine Hüftkopfnekrose zu sehen sein.
Mitunter besteht jedoch eine Diskrepanz zwischen dem Beschwerdebild der Betroffenen
und den am Röntgenbild sichtbaren Veränderungen.
Verletzungsbedingte Hüftschädigungen
Einerseits können durch Osteoporose brüchig gewordene Knochen, andererseits kann
auch mangelnde körperliche Aktivität, eine Koordinations- oder Muskelschwäche dazu
führen, dass ein Sturz weitreichende Folgen hat und zu einem Bruch im Bereich des
Oberschenkelknochens führt.
So äußert sich der Bruch
Anzeichen für einen Bruch sind neben starken Schmerzen auch ein Bluterguss über dem
betroffenen Gebiet, ein Druck und Stauchungsschmerz oder eine sichtbare anatomisch
verschobene Stellung des Beines.
Die verunfallte Person sollte so rasch als möglich in ein Unfallkrankenhaus überstellt
werden. Der Betroffene wird mit leicht gebeugtem Hüftgelenk auf einer
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HÜFTPROBLEME
Schaumstoffschiene oder Vakuummatratze gelagert. Es sollten von den Ersthelfern
keine Versuche unternommen werden, einen verschobenen Knochen einzurichten.
Typische Bruchstellen
Oberschenkelbrüche entstehen zumeist durch große mechanische Belastungen, wie sie
eben z.B. bei einem Sturz auftreten. Allerdings wenn die Knochensubstanz bereits
geschädigt ist, wie dies etwa bei Osteoporose der Fall ist, genügen bereits geringe
Krafteinwirkungen, um eine Fraktur zu verursachen.
Der Hüftkopf kann vor allem bei Verrenkungen brechen. Bei Stürzen auf die seitliche
Hüfte oder das gestreckte Bein kann der Schenkelhals, also die Verbindung zwischen
Hüftkopf und Oberschenkelschaft, brechen.
Tipps zur Vermeidung von Brüchen
In einem sind sich die Experten einig: Die Stärkung der Muskulatur und der Erhalt der
Beweglichkeit können einem Bruch vorbeugen.
Die Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie empfiehlt daher zur Vorbeugung
bei älteren Patientinnen und Patienten:
Dem Wetter angepasstes Schuhwerk und Gehhilfen
Altersgerechte Wohnungseinrichtung (Türschwellen und Teppiche vermeiden,
Handläufe benutzen)
Überprüfung und Korrektur der Sehfähigkeit
Gute Beleuchtung auch nachts
Medikamente, die das Gleichgewicht beeinträchtigen, anpassen
Muskelaufbau- und Kräftigungsübungen
Bei Verdacht auf eine Osteoporose müssen eine entsprechende Abklärung und falls
nötig Behandlung durchgeführt werden
Im Gegensatz zu den geplanten, „elektiven“ Eingriffen, die auf einer orthopädischen
Station durchgeführt werden, müssen Unfallchirurgen rasch handeln, um ein gutes
Ergebnis erzielen zu können.
Wurde in früheren Zeiten bei älteren Patienten in schlechtem Allgemeinzustand
mitunter lediglich eine Extensionstherapie, also eine mechanische Zugbehandlung am
verletzten Bein, durchgeführt, so versucht man nun in den ersten vier bis sechs Stunden
nach dem Unfall zu operieren.
Zwei operative Strategien stehen dabei zur Verfügung: Die Osteosynthese und der
Einsatz einer Endoprothese.
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HÜFTPROBLEME
Reparatur des Knochens: Osteosynthese
Die Osteosynthese, also die Versorgung durch Platten und Schrauben zur
Knochenheilung wird vor allem bei Patientinnen und Patienten mit stabilen, nicht
verschobenen Brüchen vorgenommen, die eine gut erhaltene körperliche
Leistungsfähigkeit aufweisen. Auch verschobene Brüche, die sich gut wieder in die
richtige Stellung bringen lassen werden auf diese Art versorgt.
In aller Regel werden die Knochenbruchstücke mit Fremdmaterial, also Schrauben und
Platten, in der richtigen Position aneinander befestigt.
Verwendet werden können z. B. Schrauben und Platten.
Auch ein Marknagel kann zur Erhöhung der Stabilität eingesetzt werden. Liegen die
Brüche in der Nähe des Hüftgelenks, so werden spezielle Elemente, wie Gamma-Nagel,
dynamische Hüftschraube oder Winkelplatte verwendet.
Endoprothese in der Unfallchirurgie
Die Totalendoprothese (TEP) kommt bei Schenkelhalsbrüchen zum Einsatz, wenn der
Bruch stark verschoben und eine ausreichende Reponierung nicht möglich ist. Auch bei
älteren Menschen oder bei Personen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit wird diese
Methode bevorzugt.
Liegt zudem eine massive Coxarthrose vor, so kann diese Abnützungserscheinung auch
den Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes bei einem Bruch sinnvoll machen. Vor
allem bei jungen Patienten versucht man jedoch den frühzeitigen Einsatz einer
Endoprothese eher zu vermeiden.
Quellen:
Leitlinien der deutschen und österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie:
http://www.awmf-leitlinien.de/012-001.htm
DFP-Artikel Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Bösch Vorstand der Abt. f. Orthopädie und
orthopädische Chirurgie 2009, MMA 2008
DIE PROTHESE
Dieses besteht aus den gleichen Teilen wie das menschliche Hüftgelenk: Aus der
Gelenkpfanne und dem Gelenkkopf, der auf dem Gelenkschaft sitzt. Die Gelenkpfanne
wird im Beckenknochen verankert, während der Gelenkkopf mit dem Gelenkschaft in
den Oberschenkelknochen eingebaut wird. Einen Sonderfall stellt die Hüft-Teilprothese
dar, bei der lediglich der Gelenkkopf ersetzt wird
Materialien
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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HÜFTPROBLEME
Die ersten künstlichen Gelenke wurden in der Hüfte bereits vor mehr als 100 Jahren
implantiert. Waren früher noch ein höheres Lebensalter limitierend, so gibt es, aufgrund
der besseren medizinischen Versorgung im Umfeld der Operation, besseren
Operationstechniken aber auch dem Umstand, dass die älteren Menschen generell heute
vergleichsweise „fit“ sind, keine Altersbeschränkung für den Einsatz eines künstlichen
Hüftgelenkes.
Mit Verbesserung der Materialien und der Operationstechnik wird heute die Indikation
schon fast altersunabhängig nach dem Beschwerdebild gestellt.
Zudem stellen die heute verwendeten Materialien sicher, dass ein implantiertes
Hüftgelenk über Jahrzehnte komplikationslos funktioniert.
Mit und ohne Zement
Das künstliche Hüftgelenk muss mit dem körpereigenen Knochen verbunden werden.
Nach der Art und Weise der Verankerung der Prothese im Knochen werden drei
Prothesentypen unterschieden: die zementfreie Prothese, die zementierte Prothese und
die Hybridprothese, eine Kombination aus zementfreier und zementierter Prothese. Von
jedem dieser Prothesentypen gibt es eine Vielzahl verschiedener Modelle, die
individuell ausgewählt werden.
Während man in den US-amerikanischen Ländern noch auf zementierte Implantate
setzt, vertraut man hierzulande eher auf die zementfreien Titanimplantate.
Die sogenannte „Sportlerhüfte“ (Cup-Prothese) ist eine spezielle Metallkappe, die den
Hüftkopf ummantelt. Da der operative Aufwand jedoch hier recht groß ist und eine
größere Pfanne verwendet werden muss ist sie umstritten. Auch die Revisionsrate, also
die Notwendigkeit zu einer erneuten Operation scheint gegenüber den konventionellen
Methoden erhöht zu sein.
Haltbarkeit der Prothese
Endoprothesen können nach der Implantation sofort belastet werden und bieten eine
hohe Stabilität. Die Haltbarkeit der modernen Endoprothesen ist in den vergangenen
Jahrzehnten deutlich angestiegen. Heute sind 90 Prozent der Implantate nach 10 Jahren
funktionsfähig. Bei den älteren Prothesen kann es durch den Abrieb danach zu den
ersten Problemen kommen. Eine frühe Austauschoperation kann hier ins Auge gefasst
werden. Die neueren Modelle weisen etwa durch die Gleitpaarungen mit
hochvernetztem Polyethylen ein verbessertes Gleitverhalten, einen verringerten
Verschleiß und damit eine längere Haltbarkeit auf.
Quelle:
DFP-Artikel Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Bösch Vorstand der Abt. f. Orthopädie und
orthopädische Chirurgie 2009, MMA 2008
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HÜFTPROBLEME
VOR DER OPERATION
„Ich würde mir wünschen, dass die Bewegungstherapie, die nach dem Eingriff beginnt,
bereits schon davor in Angriff genommen wird, erläutert der Facharzt für Physikalische
Medizin Prim. Dr. Klaus Hohenstein vom Geriatriezentrum am Wienerwald.
Denn der Operationserfolg hängt stark davon ab, wie fit die Patientinnen und Patienten
bei der Aufnahme in die Klinik sind. Die Wartezeit auf einen geplanten Hüftersatz – in
der Regel viele Monate – sollte nicht nur mit Schmerztherapie überbrückt werden.
Vielmehr kann man das körperliche Training auf die „Zeit danach“ bereits beginnen.
Wie bei jedem Eingriff ist die Abklärung und Operationsfreigabe durch einen
Internisten erforderlich. Mitunter kann eine Eigenblutvorsorge getroffen werden.
Blutverdünnende Medikamente, wie Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) oder
Clopidogrel müssen abgesetzt werden, eine Therapie mit Marcoumar® durch eine
Heparinbehandlung ersetzt werden.
Die Operation kann einerseits in Allgemeinnarkose, andererseits auch in spinaler
Betäubung durchgeführt werden. Beide Methoden sind heute gut verträglich und
weitgehend ungefährlich.
DIE OPERATION
Ziel des Eingriffes ist es, möglichst schonend für Weichteile und Muskulatur das
künstliche Gelenk stabil einzusetzen. Die geschädigten Knochen- bzw. Knorpelanteile
werden aus dem Hüftgelenk entfernt. Das gesunde Gewebe soll weitgehend erhalten
bleiben. Der Hüftkopf wird aus der Pfanne herausgekugelt. Die Hüftpfanne wird mit
konzentrischen Fräsen zirkulär eröffnet. Sowohl der Hüftkopf, als auch die Pfanne (das
Acetabulum) wird durch künstliche Gelenkteile ersetzt.
Minimalinvasive Variante
Generell kann die Länge des Hautschnittes (zwischen 10 und 30 cm) und der damit
verbundenen Operationsnarbe zwar von kosmetischer Bedeutung sein, lässt jedoch
keine Rückschlüsse auf die Qualität der Operation zu.
In den vergangenen Jahren wurde die Knopflochchirurgie auch bei der Hüfte
angewandt. Diese Operationstechnik kommt mit einer fünf bis neun Zentimeter langen
Narbe aus. Zudem wird die Abduktorenmuskulatur des Hüftgelenks nicht durchtrennt.
Allerdings bedarf dies eines hohen Geschickes des Operateurs. Die Langzeitergebnisse
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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HÜFTPROBLEME
dürften sich allerdings von den konventionellen Operationsmethoden nicht
unterscheiden.
Bei beginnenden Arthrosen kann auch die Durchführung einer Arthroskopie des
Hüftgelenkes eine Operation eine Zeit lang hinauszögern und die Betroffenen
beschwerdefrei halten.
NACH DER OPERATION
„Die frühe Mobilisierung nach der Operation ist das Um- und Auf einer gelungenen
Rehabilitation“, erklärt Klaus Hohenstein. Denn viele schwere Komplikationen, die
man früher bei Hüftoperationen vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten
fürchtete, wie Lungenentzündungen, Thrombosen und Embolien oder eine
langdauernde Invalidität, lassen sich durch eine raschen Beginn der Rehabilitation
vermeiden.
Die Thromboseprophylaxe, die selbst zu injizieren ist, sollte bis 5 Wochen nach dem
Eingriff weitergeführt werden. Bereits am Tag eins nach der Operation sollten die
Operierten bereits „vertikalisiert“ sein, das heißt sie sollten sich bereits im Bett
aufrichten und unter Anleitung erste Schritte unternehmen.
Das Implantat ist in der Regel sofort belastbar. Der Operateur gibt schließlich den
Startschuss für die Rückkehr in die normale Bewegung. Zu Beginn steht der 3- und 4Punkte-Gang mit einer oder zwei Krücken. Dabei sollten die Gehhilfen auch nicht allzu
früh beiseite gelegt werden, um erneute Stürze durch einen noch unsicheren Gang zu
vermeiden.
Wesentlich ist es, die Empfehlungen der Ärzte und Therapeuten hinsichtlich der
Bewegungsmöglichkeiten zu beherzigen, um einer Luxation des künstlichen
Hüftgelenks entgegenzusteuern.
Ein Heilverfahren (Kuraufenthalt) hat etwa sechs Wochen nach erfolgter Operation den
größten Erfolg zu verzeichnen. Die Rehabilitation richtet sich nach Alter und
Leistungsanspruch der Patientinnen und Patienten.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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HÜFTPROBLEME
KOMPLIKATIONEN
Bei bis zu zehn Prozent der Patienten kann es den ersten Tagen nach der Operation zu
einer Luxation des Gelenkes, das heißt ein Herausgleiten des Hüftkopfes aus der
Pfanne, kommen.
Da in vielen Fällen unsachgemäße Bewegungen die Ursache sind, sollten die
Vorsichtsmaßnahmen, die von Operateur oder Physiotherapeuten kommen, eingehalten
werden. Auch eine zu schwache Muskulatur kann eine solche frühe Luxation
begünstigen. Ein nochmaliger Eingriff ist in der Regel hier nicht nötig, die Fehlstellung
kann leicht behoben werden.
Brüche des Implantats, die die Prothesenhälse oder die Keramikteile der Kunstgelenke
betreffen, sind sehr selten.
In rund einem von hundert Fällen kann es bei den Totalendoprothesen der Hüfte durch
eine Infektion zu Komplikationen kommen, die zu einer Lockerung des Implantats
führen und damit eine Revision erfordern. Schmerzen und eine Erhöhung der
Entzündungswerte im Blut gelten als die ersten Anzeichen und sollten von einem
Facharzt abgeklärt werden. Mitunter kann durch eine medikamentöse Therapie
gelenkserhaltend operiert werden, unter Umständen ist jedoch auch ein Austausch des
Implantats nötig.
Auch ohne Infektion kann sich die Prothese lockern. Dies äußert sich für die
Betroffenen durch einen Schmerz, der bei Belastung der Hüfte auftritt, sowie bei der
Drehung des Hüftgelenkes nach innen. Auch das Anheben des Beines kann zu
Beschwerden führen. Bei starker Lockerung muss das Implantat ausgetauscht werden.
Verschleißerscheinungen des künstlichen Hüftgelenkes
Das Versagen des Implantats durch die mechanischen Verschleißerscheinungen sind in
den vergangenen Jahren durch den Einsatz neuer Materialien seltener geworden und
kommen erst bei sehr langer Verweildauer im Körper vor. Wie beim natürlichen Gelenk
kann ein Abrieb zwischen künstlichem Hüftkopf und Hüftpfanne die Funktion des
Gelenkes beeinträchtigen.
Auch die Reaktion des Gewebes auf die Abriebpartikel kann zu Problemen führen.
Denn bei den neuen Materialien, wie Polyethylen, können Knötchen in den
Weichteilen, sogenannte Granulome entstehen, die das Implantat mitunter aus dem
Knochenlager lösen.
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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HÜFTPROBLEME
Was man mit einer Hüftprothese alles (nicht) tun darf
Heute ist man der Auffassung, dass es – unter der Voraussetzung eines festen Sitzes des
Implantates und dem guten Muskelaufbau nach der Operation – keinerlei
Einschränkung hinsichtlich sportlicher Aktivitäten geben soll.
Von Hochleistungssport oder Kampfsportarten raten die Experten allerdings ab.
Mitunter ist auch beim Reiten, aufgrund der luxationsbegünstigenden Haltung im
Hüftgelenk, Vorsicht angebracht. Es gibt eine Vielzahl an Broschüren zu diesem
Thema.
Auch die Sexualität spielt eine Rolle. Fast neun von zehn Patientinnen und Patienten
mit einer Hüftprothese haben, so hat der Münchner Arzt Dr. Stefan Grote in einer
Studie erhoben, ein „erhöhtes Informationsbedürfnis zum Thema Sexualität“. Vor allem
die Frage, ab wann das Sexualleben nach einer Operation wieder möglich und auch in
welcher Stellung Sex erlaubt ist, scheint von Relevanz. Da diese Thematik jedoch – vor
allem bei der älteren Generation – ein großes Tabuthema darstellt, führen derartige
Empfehlungen eher ein Schattendasein.
Generell beruhigen die Experten jedoch, dass nach dem Einsatz eines künstlichen
Hüftgelenkes, einem normalen Leben ohne Einschränkungen nichts im Wege steht.
Quelle: MMW 51-52, 2008, 44
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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BUCHTIPPS
BUCHTIPPS
Anne Lelièvre, Claire Valentin
Leben mit einem künstlichen Hüftgelenk
Verlag Schulz-Kirchner 2006
ISBN: 3824801992
Ulrich Hinkelmann
Die Endoprothese
Verlag Elsevier; 2. Auflage 2007
ISBN: 3437471902
Connie Koesling, Uta Stiegler
Hüftgelenkersatz: Selbstständigkeit und Sicherheit im Alter
Verlag Schulz-Kirchner; 4., überarbeitete Auflage 2010
ISBN-13: 978-3824804924
Klaus-Dieter Thomann
Wirksame Hilfe bei Arthrose
Verlag Trias 2003
ISBN-13: 978-3830430940
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QUELLEN UND LINKS
QUELLEN UND LINKS
Deutsches Arthrose Forum
http://www.deutsches-arthrose-forum.de/
Rheumaliga Österreich
http://www.rheuma-online.at
Leitlinien der deutschen und österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie
http://www.awmf-leitlinien.de/012-001.htm
Ursachen der Coxarthrose
http://www.medizinfo.de/becken/coxarthrose/ursachen.shtml
Das Hüftgelenk und seine Krankheitsbilder
http://www.orthinform.de/new/zonen/zone.php?THEMA=2000000005
Therapiebeispiele, Dehnungsübungen, Theraband
http://www.orthinform.de/new/orthodoc/downloads/0.52269400_105714528936Horstm
ann.pdf
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT
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SENDUNGSGÄSTE
SENDUNGSGÄSTE
In der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit vom 4. Oktober 2010 waren zu
Gast:
Prim. Dr. Klaus Hohenstein
Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation Geriatriezentrum am Wienerwald
Jagdschloßgasse 59
A-1130 Wien
Tel.: +43/1/801 10/3876
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.wienkav.at/kav/gzw/
Ordination:
Columbus-Fitnessclub
Columbusplatz 7-8, Stiege 2
A-1100 Wien
Tel.: +43/1/890 20 93.
Dr.in Elisabeth Schwendenwein
Universitätsklinik für Unfallchirurgie
Allgemeines Krankenhaus Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/5901
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.meduniwien.ac.at/trauma/
Dr. Harald Zehetgruber
1. Abteilung des Orthopädischen Krankenhauses Wien - Speising
Speisinger Straße 109
A-1130 Wien
Tel.: +43/1/801 82-0
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.oss.at/
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SENDUNGSGÄSTE
Ordination:
Health Consult
Freyung 6
A-1010 Wien
Tel.: +43/1/795 80/8000
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.orthozehetgruber.at/
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