Thema Schulverpflegung

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April 2013 7. Jahrgang
23
Unterfränkische Schule
Zeitschrift des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes - Bezirksverband des BLLV
Thema Schulverpflegung
Kleine Menschen – kleiner Geschmack?
Editorial/Inhalt
Alle essen mit.
Inhalt
Liebe Leserin, lieber Leser,
kennen Sie das Ritual? Bei uns zu
Hause reichen sich vor dem Essen alle
die Hände und sprechen im Chor: „Wir
wünschen einen guten Appetit“. Und
der hungrige Nachwuchs ergänzt, weil
sich’s so schön reimt: „Alle essen mit“.
Alle essen mit. Das gilt auch für immer mehr Schulen. Nachdem
selbst die Regierungspartei vor Jahren schon die Ganztagsschule als „ihr“ Projekt entdeckt hat, stehen viele Schulträger
und/oder Schulleiter vor der Frage: Wie organisieren wir die
Mittagsverpflegung?
Unterstützung bietet die Vernetzungsstelle Schulverpflegung in
Unterfranken. Ein Projekt, das nicht vom Kultusministerium,
sondern vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft,
Ernährung und Forsten getragen wird. Pat Christ, eine freie
Journalistin, die erste Mal für die Unterfränkische Schule
schreibt, stellt das Netzwerk und ihre Leiterin Marion Begerau
vor.
Pat Christ besuchte auch die Würzburger Ganztagsschule Heuchelhof. Dort kommt das Mittagessen aus der Küche des Stadtkasinos. Und es schmeckt. Vielleicht auch und gerade weil die
Mittagsverpflegung fester Bestandteil des Schulkonzepts ist.
Von ganz anderer Warte schaut Bernhard Reiser auf das Thema
Schulverpflegung. Der Koch, der in Würzburg zwei Restaurants,
eine Kochschule und eine Eventmanufaktur betreibt, vermisst die
Ernährungslehre im Fächerkanon. Das sieht die Redaktion der
Unterfränkische Schule genauso: Wir brauchen das Fach Ernährung, fordert Joachim Huppmann in seinem Kommentar.
Ernährung und Bewegung werden oft in einem Atemzug
genannt. Und das zu recht. Nachlesen können Sie das im Interview mit Prof. Dr. Harald Lange, Leiter des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg.
Deshalb unser Tipp, auch wenn bei Redaktionsschluss der Winter uns noch näher war als das Frühjahr: Gehen Sie raus,
bewegen Sie sich und genießen all’ die Köstlichkeiten, die bald
wieder in Gärten, auf Feldern und an Bäumen wachsen.
Guten Appetit! Und denken Sie daran: Alle essen mit.
Ihr Peter Nossol
Leiter des Referates Öffentlichkeitsarbeit
Unterfränkische Schule im Internet
Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web
unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml
2
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
THEMA
03
04
Kommentar
Vernetzungsstelle Schulverpflegung
06
Interview mit Bernhard Reiser
08
Mittagsverpflegung am Heuchelhof
10
Interview mit Prof. Dr. Lange
12
Glosse
VERBAND
12
Infos zu BLLV-Auslandspraktika
13
Schulung von Atmung, Stimme, Körpersprache
13
PädSem spezial startet
14
Lehrertage im neuen Gewand
15
ULLV trifft Ministerialbeauftragten für RS
16
Erhard Reis 65 Jahre ULLV-Mitglied
17
Verdienstmedaille für Siegbert Mantel
17
Irma Amrehn neue Sachgebietsleiterin
18
Wechsel im KV Mellrichstadt
18
ULLV ehrt verdiente Mitglieder
20
Regionaler Lehrertag in Gerbrunn
AUSFLUGSTIPP
20
Freilandmuseum Bad Windsheim
IMPRESSUM:
Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrer- und
Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de
Vorsitzender: Gerhard Bleß
Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen
Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1762
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Adalberostraße 1,
97072 Würzburg, Tel.: 0931/72778; E-Mail: [email protected]
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach,
Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773,
E-Mail: [email protected]
Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14,
97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de
Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 €. Nichtmitglieder können die „Unterfränkische Schule“ bei der Redaktion bestellen. Namentlich
gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift
erscheint jährlich viermal.
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Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen
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Thema
Wir brauchen das Fach Ernährung
Ein Kommentar von Joachim Huppmann
Liebe Kollegen,
sie finden auf dieser Seite ein Filmbild von Ulrich
Seidls „PARADIES: Hoffnung“.
Der dritte Film der
Paradies-Trilogie
erzählt von der
13jährigen Melanie. Während ihre Mutter nach Kenia fährt,
verbringt die Teenagerin mit anderen
Jugendlichen ihre Ferien in einem streng
geführten Diätcamp am Wechselgebirge.
Neben Diät und Gesundheitssport mit all
den anderen übergewichtigen Mädchen
erfährt Melanies erste Liebe so etwas wie
einen Fehlstart. Laut Robert Koch-Institut
sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig. Ernährung ist zur Zeit ein Megathema in den Medien. Welche Aufgaben
diesbezüglich vom Bildungssystem zu
schultern sind ist noch unklar.
Das Verhaltensspektrum der Schulen
reicht von bloßer Lehrplanerfüllung bis hin
zu einer großen Presseaffinität. Unklar
bleibt die Frage nach der Nachhaltigkeit
der unterschiedlichsten Aktionen und Aktiönchen. Einige wenige Schulen entwickeln
die Ernährungsprojekte mit dem nötigen
Unterbau aber mit von anderen Fächern
“gepumpten” Stunden.
Große deutsche Zeitungen diskutierten
die Problematik ebenso wie das Fernsehen. Das Niveau der Diskurse könnte
unterschiedlicher nicht sein. Ganz zu
schweigen von den monatlichen Lebensmittelskandalen, die anscheinend alle
Grundnahrungsmittel mal betreffen.
Gefälschte Bioeier zum alljährlichen Vorosterskandal sind dabei noch eher harmlos und ärgerlich.
Um uns zu mehr zu beruhigen als zu
schützen wirft die Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner über all das
ihren Mantel der Ankündigungen. Das
Fach Ernährungslehre solle an den Schulen eingeführt und mit Hilfe einer Fastfoodkette und großen Lebensmittelkonzernen
inhaltlich gefüllt werden. Als die BLLVFachgruppe Ernährung und Gestalten in
einem Politikergespräch dieses Unterrichtsfach, wie jedes Schulfach regulär mit
Lehrerstunden, Lehrplan und Schulbuch
ausgestattet fordert, winken die Landtagsabgeordneten ab. Privilegierte betrifft das
nicht. Anscheinend ist Schulbildung in diesem Bereich zu teuer. Es ist ja ohnehin so,
dass nach einschlägigen Studien Besserverdienende und die Kinder von Besserverdienenden sich gesünder ernähren.
Bio für Akademiker, Junkfood für die
Arbeiterklasse?
So spiegelt sich die höchst unterschiedliche Chancenverteilung unseres Bildungssystems im Bereich Ernährung und
Gesundheit wieder. Ernährung darf nicht
nur in bildungsnahen Haushalten als
Insiderwissen kursieren. Jeder junge
Mensch muss die Chance haben sich
bewusst und emanzipiert zu ernähren und
gesund zu halten. Der Schlüssel dazu ist
wie so oft Bildung. Nicht über Aktiönchen
nach einem Zufallsprinzip, nicht auf das
Fach “Soziales” obendrauf. Deswegen
brauchen wir das Fach “Ernährung”.
So wie es die Fachgruppe Ernährung und
Gestalten fordert. Und zwar jetzt!
Gut genährt? Szene aus einem Film von Ulrich Seidl. Der Filmemacher hat eine Trilogie gedreht, Titel: PARADIES: Liebe – Glaube – Hoffnung.
Foto: Stadtkino Filmverleih und KinobetriebsGmbH, Wien
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Thema
Gesund und gleichzeitig lecker
Vernetzungsstelle Schulverpflegung hilft regionalen Schulen
Würzburg. Schüler mögen Äpfel, Bananen und Melonen. Nicht immer wird ihnen
jedoch solch leckeres Obst in der Schule
angeboten. „Es gibt noch zu viel Fleisch
und Frittiertes“, stellt Marion Begerau, Leiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Unterfranken, fest. Auch Vollkornprodukte seien rar. Was bedeutet, dass der
„Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE) von Unterfrankens
Schulen häufig nicht eingehalten wird.
Dass Vollkornbrötchen gesünder sind als
Stangenweißbrot, ist hinlänglich bekannt.
Wenn aber doch das weiße Brot so viel
besser schmeckt! Das Problem ist Marion
Begerau bekannt: Bestimmte Vollkornprodukte werden von Kindern und Jugendlichen verschmäht. Beim Brot scheiden
sich die Geister noch am geringsten.
Naturreis hingegen isst kaum ein Schüler
gern. Doch das muss auch nicht sein:
„Parboiled-Reis ist völlig okay.“
Während sich fast jedes Kind liebend gern
Pommes mit Ketchup einverleibt, werden
klassische Vollkornnudeln ebenfalls kaum
akzeptiert. Anders schaut es bei Dinkelprodukten aus: „Da schmeckt man inzwi-
schen kaum noch einen Unterschied.“
Prinzipiell sieht der DGE-Qualitätsstandard vor, dass Vollkornprodukte mindestens einmal wöchentlich auf dem Speiseplan zu stehen haben. Das gleiche gilt für
Seefisch. Rohkost oder Salat sollen zweimal wöchentlich angeboten werden.
Fünf Jahre Vernetzungsstelle
Immerhin rund die Hälfte von Unterfrankens Ganztagsschulen ist bereits auf dem
Weg zu einer Bildungsinstitution, in der
das Thema „Schulverpflegung“ eine wichtige Rolle innehat. Knapp 270 Schulen mit
Verpflegung gibt es in der Region. „Etwa
jede zweite beteiligt sich bei uns.“
Marion Begeraus Netzwerk expandiert seit
der Gründung Ende 2008 kontinuierlich.
Etwa ein Jahr nach der Gründung wurden
sogenannte RegioTreffs ins Leben gerufen. Drei dieser Austausch- und Informationsplattformen gibt es heute in Unterfranken. Hier diskutieren jeweils zwischen 10
und 25 engagierte Akteure in der Schulverpflegung, wie eine gesundheitsförderliche, bezahlbare und akzeptierte Schulverpflegung langfristig etabliert werden kann.
Am 7. Mai findet der „RegioTreff Unterfran-
Bei Regionaltreffen gibt Marion Begerau Anstöße, wie Speisepläne von Schulen optimiert werden können.
Foto: Pat Christ
4
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
ken-Mitte“ im Karlstadter Johann-SchönerGymnasium statt. „Die Mensa aus Sicht
der Küchenleitung“, lautet das Thema.
Gesunde Ernährung kann und soll man
Schülern ebenso wenig eintrichtern wie
irgendeinen anderen Lernstoff. Am besten,
die Kinder und Jugendlichen gestalten und
bestimmen selbst mit. Dies ist im Hösbacher Hanns-Seidel-Gymnasium der Fall.
Hier gibt es nicht nur ein „Essensgremium“, sondern eine eigene Schüler-AG, die
sich Gedanken zur Schulverpflegung
macht. Die Schülerinnen und Schüler
selbst wollen eine gesunde Ernährung –
wobei sie sich mit einer Realität konfrontiert sehen, die etwas anders ausschaut
als ihr Ideal. Begerau: „Wenn Pommes
angeboten werden, gibt es darauf einen
regelrechten Run.“ Kaum ein Schüler
wählt dann in der Mensa die Alternative.
Auf die Menge kommt es an
Auf die Menge und Häufigkeit kommt es
an - bei jeder Art von Lebensmittel. Letztlich sollte nichts tabu sein. Auch Pommes
nicht. Wobei gleichzeitig etwas dafür
getan werden kann, dass Kinder von
selbst auf einen „gesunden Geschmack“
kommen. Wie das gelingt, zeigt die Hösbacher Astrid-Lindgren-Grundschule.
Wer die Kleinen hier über ihre Essensvorlieben interviewt, erfährt von vergleichsweise wenig Abneigung gegen „Grünzeug“. Der Grund: In der dritten Klasse
der Astrid-Lindgren-Grundschule wird der
„aid-Ernährungsführerschein“ umgesetzt.
„Dabei lernen die Kinder, gut mit Lebensmitteln umzugehen“, erläutert Marion
Begerau. Sie erfahren, wie man ein leckeres Brot zubereitet, auch werden einfache
Gerichte gekocht. Wer nun die Aufgabe
hat, einen Bund Möhren zu schnippeln,
wird neugierig – und steckt sich so ein
Stückchen Gemüse mal in den Mund.
Eklig...?
Nein, das schmeckt ja gar nicht schlecht!
Vor allem gibt es Dutzende Möglichkeiten,
Gemüse köstlich zuzubereiten. In einigen
Thema
Schmeckt das Mensa-Essen nicht, holen
sich die Schüler ein Croissant vom
Bäcker, einen Döner oder eine Pizza.
Ganz verhindert werden kann dieses Ausweichen auf Mensa-Alternativen nicht –
was aber auch nicht nötig sei, betont die
Leiterin der Vernetzungsstelle: „Es ist
schon in Ordnung, dass man manchmal
Appetit auf einen Döner hat.“ In einigen
Schulen wird diese Schülervorliebe sogar
in das Schulverpflegungskonzept integriert.
Schule Unterfrankens geschieht dies nicht
nur durch ausgebildete Köchinnen und
Köche – hier schwingen Schülerinnen und
Schüler selbst den Kochlöffel. Zum Beispiel in der Mittelschule am Glasberg in
Mömbris (Kreis Aschaffenburg).
Interessante Rezepte
Hier lernen Jugendliche aus dem „Schülerbistro“, mit Mengenangaben bei Rezepten
klarzukommen, eigenverantwortlich in
einem Küchenteam zu arbeiten und durchzuhalten – auch wenn es einmal arg stressig zwischen den Töpfen wird. Von Montag bis Donnerstag bieten die Jugendlichen ihren Mitschülern zum Preis von 2,50
Euro ein gesundes, vollwertiges Mittagessen an. Mit ihrem ehrgeizigen Projekt
gewann die Mömbriser Mittelschule im
vergangenen Jahr den zweiten Platz bei
den bayernweiten „Tagen der Schulverpflegung“.
Interessante Rezepte für anspruchsvolle
Schülermägen zu finden, ist nicht ganz
einfach, sagt Begerau: „Besonders oft
werden wir nach vegetarischen Rezepten
gefragt.“ Die Vernetzungsstelle hilft gerne.
Wobei es aber auch noch intensivere
Möglichkeiten der Unterstützung gibt. Wer
sich zum Beispiel tief in die Materie „Speiseplangestaltung“ oder in ein anderes
Thema rund um die Mensa hineinbohren
möchte, kann dies ein Jahr lang mit einem
Coach tun.
Der hilft, gut an ein im Vorfeld definiertes
Ziel zu kommen. Insgesamt 50 über das
Schuljahr verteilte Stunden kann er in der
Schule eingesetzt werden. Die jeweiligen
Ziele können völlig unterschiedlich sein,
ebenso die Ergebnisse. So kann am Ende
eine spannende Rezeptsammlung herauskommen. „Es ist aber auch möglich,
zusammen mit dem Coach an der Gestaltung einer angenehmen Atmosphäre in
der Mensa zu arbeiten“, sagt Begerau. In
diesen Fällen geht es oft um Konzepte,
Wie Schülern Appetit auf gesundes Essen gemacht
werden kann, das weiß Marion Begerau, Leiterin der
Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Unterfranken.
Foto: Pat Christ
wie der hohe Lärmpegel im Speiseraum
reduziert werden kann.
Croissants statt
Vollkornnudeln
Sicher aufschlussreich wird der Evaluationsbericht aller Coachingschulen in Bayern, die bei Projektstart im Schuljahr
2009/2010 mit dabei waren. Marion
Begerau ist aktuell mit der Informationserhebung beschäftigt. Die Rückmeldungen
sind bisher durchweg positiv. Aktuelle
Zahlen zeigen, dass das Projekt nachhaltig gut angenommen wird. Derzeit lassen
sich sieben unterfränkische Schulen von
Ernährungsfachleuten coachen. Fünf
davon sind Volksschulen: Die HefnerAlteneck Volksschule in Aschaffenburg,
die Sinnberg-Volksschule in Bad Kissingen, die Barbarossa-Volksschule in Erlenbach, die Herigoyen-Volksschule in Sulzbach sowie die Johannes-Petri-Schule in
Elfershausen.
Als Beispiel nennt Marion Begerau das
Erlenbacher Hermann-Staudinger-Gymnasium. Hier ist es erlaubt, den Pizzakarton
mit in die Mensa zu nehmen. Die Leiterin
der Vernetzungsstelle findet diesen offenen Umgang gut: Niemand soll vom
gemeinsamen Mittagessen ausgegrenzt
werden. Zumal es ja nicht nur um gesunde
Ernährung geht. Essen hat wichtige soziale Aspekte - die im Mulitmediazeitalter verloren zu gehen drohen. Begerau: „Die
Heißtheken in den Schulmensen sind
gerade deshalb so beliebt, weil man sich
etwas auf die Hand mitnehmen, nach
draußen gehen und beim Agieren mit dem
Handy nebenbei essen kann.“
Dass Schüler auf Limonaden, Fruchtsaftgetränke, Nektar und Energydrinks stehen,
auch das ist ein Problem, das beim Thema
Schulverpflegung ins Auge gefasst werden muss. Durch die Getränkeautomaten
haben es Schulen selbst in der Hand, was
sie den Pennälern anbieten. Im besten
Falle gibt es einen Trinkwasserspender, an
dem mitgebrachte Flaschen kostenlos
oder gegen einen geringen Obulus aufgefüllt werden können. Der pekuniäre Aspekt
zieht so gut wie immer, weiß Marion Begerau: „Auch wenn es Getränkeautomaten
gibt, kommen die Schüler hierher und füllen ihre Flaschen mit Wasser.“
Pat Christ
Näheres im Internet unter:
schulverpflegung.bayern.de/unterfranken
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Thema
Schulranzen oft wichtiger als Essen
Interview mit Bernhard Reiser über Schulverpflegung und Ernährungslehre
Würzburg. Bernhard Reiser ist ein viel
beschäftigter Mann. Er führt zwei Restaurants, eine Kochschule und eine Eventmanufaktur. An der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg unterricht er im Studiengang Foodmanagment die Fächer
Sport- und Ernährungswissenschaften. Vor
wenigen Tagen kam er zurück vom Trainingslager der Fußballnationalmannschaft
der Frauen. Für sie arbeitet er als Ernährungscoach.
Unterfränkische Schule: Herr Reiser,
warum nehmen Sie sich Zeit für ein
Gespräch über Schulverpflegung?
Bernhard Reiser: Ernährungslehre ist mit
das Wichtigste. Leider stand das Thema
in den letzten Jahren nicht mehr im Focus,
auch in der Schule nicht. Jetzt haben wir
die Misere: Kinder und Jugendliche wissen fast nichts mehr über Lebensmittel
und ihre Zubereitung. Deshalb möchte ich
unterstützen und helfen.
Unterfränkische Schule: Ihr Credo lautet: „Der größte Luxus des Alltags ist es,
zu entscheiden, was wir essen und trinken. Und dieser Luxus hat nichts mit Geld
zu tun“. Gilt das auch für Schulverpflegung?
Bernhard Reiser: Ja. Nirgends sind
Lebensmittel so günstig wie in Europa.
Deshalb verstehe ich nicht, warum wir
dafür so wenig Geld ausgegeben. Ein
Problem ist auch der Staat: Ich hab’ kein
Verständnis, dass Schulverpflegung mit 19
Prozent versteuert werden muss.
Unterfränkische Schule: Schulen
machen landauf landab Aktionen zum
Thema „Gesundes Pausebrot“. Wann ist
ein Pausebrot gesund?
Bernhard Reiser: Warum muss es
eigentlich ein Brot sein? Ein Pausensnack
ist wertvoll, wenn er abwechslungsreich
ist: Einen Tag gibt es Nüsse und Früchte,
dann wirklich ein Wurst- oder Käsebrot,
an einem anderen Tag ein Müsli. Ganz
schlimm sind versteckte Fette, wie in
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Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
zent. Bei 200 Essen am Tag sind das
nicht einmal 50 Euro. Das ist zu wenig für
einen kommerziellen Anbieter. Schulverpflegung rechnet sich nur bei sehr hohen
Stückzahlen.
Bernhard Reiser vermisst an Schulen das Fach
Ernährungslehre. Foto: Reisers Genussmanufaktur
gefüllten Croissants oder Pizzataschen.
Nicht zu empfehlen sind auch die Angebote großer Lebensmittelkonzerne. Dabei
geht es nur darum das Geschmacksempfinden der Kinder zu formen.
Unterfränkische Schule: Immer mehr
Schulen bieten auch warme Mittagessen.
Wie sollte der Speiseplan aussehen?
Bernhard Reiser: Es gibt nicht ein Essen
für alle. Rücksicht nehmen muss man auf
die Religion, auf mögliche Stoffwechselerkrankungen. Dann sollte es immer etwas
Herzhaftes geben, zum Beispiel Schinkennudeln. Wer eher auf Süßes steht, der
mag vielleicht als Beilage ein PastinakenPüree. Wichtig ist auch ein Angebot für
Vegetarier.
Unterfränkische Schule: Für eine
warme Mahlzeit verlangen Schulen etwa
drei Euro. Reicht das, um eine ausgewogene Mittagsverpflegung anzubieten?
Bernhard Reiser: Nein. Es geht ja nicht
nur um Materialbeschaffung. Der größte
Posten sind die Personalkosten. Auch die
Betriebskosten werden immer teurer.
Hinzu kommen Kosten für Instandhaltung.
Als Gewinn bleiben vielleicht 6 bis 8 Pro-
Unterfränkische Schule: Schulen stehen vor der Wahl: Essen aus der Kantine
nebenan, einen Caterer für Kinderverpflegung buchen, einen Bäcker oder Metzger
ins Schulhaus holen oder engagierte
Eltern bitten. Wem soll man den Vorrang
geben?
Bernhard Reiser: Auf jeden Fall den
Eltern, allerdings tauchen dabei schnell
rechtliche Fragen auf. Wer haftet, wenn
trotz größter Sorgfalt doch Krankheitserreger im Essen sind. Stichwort Salmonellen?
Unterfränkische Schule: Vor Jahren
haben Sie, Herr Reiser, die Verpflegung
von Kindertagesstätten unter die Lupe
genommen. Welche Erfahrungen haben
Sie gemacht?
Bernhard Reiser: Wo Eltern mit in der
Verantwortung stehen, funktioniert das
super. Mit anderen Anbietern gibt es
immer wieder Probleme. Beobachtet habe
ich, dass in vielen Kindertagesstätten das
Essen zu süß und zu salzig zubereitet
wird.
Unterfränkische Schule: Die Kleinen
mögen dies nicht, mögen das nicht. Wie
können wir Kinder und Jugendliche für die
Vielfalt an Lebensmitteln begeistern?
Bernhard Reiser: Eltern sollten nicht zu
schnell nachgeben. Es ist in Deutschland
noch kein Kind verhungert oder verdurstet.
Wichtig ist es, schon den Kleinen spielerisch eine Vielfalt zu vermitteln. Je mehr du
kennst, umso eher weißt du, auf was du
später Appetit hast. Sonst greift ein Kind
immer wieder zu den gleichen Lebensmitteln. Vielleicht hat es auch was mit der
eigenen Haltung zu tun. Wir müssen
Essen wieder als etwas Positives rüberbringen.
Thema
Unterfränkische Schule: Welchen Beitrag können bzw. sollten Schulen für eine
gesunde Ernährung leisten?
Bernhard Reiser: Aufgabe der Schulen
ist Aufklärung. Ich würde das Fach Ernährungslehre einführen. Der Mensch braucht
Licht, Luft und Liebe, danach kommen
gleich Essen und Trinken. Alles andere
sollte zweitrangig sein – auch in den
Schulen.
Bernhard Reiser: Den natürlichen
Umgang mit dem Produkt. Kinder sind
ganz schnell im Markendenken drin. Bietest du deinem Kind ein Naturjoghurt mit
frischen Früchten an, kriegst du schnell
die Antwort: „Das ist aber kein Fruchtzwerg“. Wer sein Kind natürlich ernährt,
spart nebenbei auch noch ein Menge
Geld. Kinder sollten lernen, was ihnen
schmeckt und nicht schmeckt. Und sie
müssen diese Geschmackserlebnisse
dann auch artikulieren können.
Unterfränkische Schule: Ernährungsministerin Ilse Aigner hat ein Bündnis Verbraucherbildung ins Leben gerufen und
als Bündnispartner die Fastfood-Anbieter
McDonalds ins Boot geholt. Ist das der
richtige Weg?
Bernhard Reiser: Ihr bleibt ja nichts
anderes übrig. McDonalds ist der größte
Gastronom im Land. Wenn die Konzepte
gut sind, erreicht man auf diesem Weg
zumindest viele Leute. Ein Problem ist die
Glaubwürdigkeit. Vieles aus der FastfoodEcke ist ungesund.
Unterfränkische Schule: Was kann
Ihrer Einschätzung nach die Schule nicht
leisten? Was müssen die Kleinen in punkto Ernährung zu Hause lernen?
Bernhard Reiser: Die Grundlagen für
eine gesunde Ernährung werden zu Hause
gelegt. Die Angebote der Schule kommen
später und bauen idealerweise auf dem
Vorwissen aus dem Elternhaus auf. Es
macht wenig Sinn, sich gegenseitig die
Verantwortung in die Schule zu schieben.
Unterfränkische Schule: Kochkurse für
Kinder sind schwer im Kommen. Was können die Kleinen dort lernen?
Unterfränkische Schule: Eltern sind
Vorbilder in Sachen Ernährung. Aber auch
Erwachsene finden sich im Dschungel von
konventionellen Lebensmitteln, Bio-Produkten, Angeboten aus der Region nicht
mehr zu Recht. Auch die Vielzahl an
Lebensmittelskandalen verunsichert die
Verbraucher. An was kann man sich orientieren?
Bernhard Reiser: Am eigenen Bauchgefühl. Man sollte keinen Weg der Lebensmittelherstellung pauschal verurteilen. Der
fränkische Apfel, der monatelang begast
wird, damit er auch im April noch knackig
ausschaut, ist in Sachen Umweltbilanz
auch nicht besser wie der Apfel aus Neuseeland, der erntefrisch verschifft wird.
Generell würde ich empfehlen, sich an die
Jahreszeit angepasst zu ernähren und auf
Nahrungsergänzungsmittel zu verzichten.
Die braucht kein Mensch.
Unterfränkische Schule: Ist der eigene
Garten die ultima ratio?
Bernhard Reiser: Der eigene Garten ist
immer ein guter Weg, nicht nur der Qualität der Produkte wegen. Es macht einfach
Freude, Obst und Gemüse selbst anzubauen.
Unterfränkische Schule: Junk-Food für
das Volk, Bio-Produkte für die Besserverdienenden. Wie teuer ist gutes Essen?
Bernhard Reiser: Wir müssen, was die
Ausgaben für Lebensmittel angeht,
umdenken. In Frankreich und Italien geben
die Menschen anteilig viel mehr Geld für
Lebensmittel aus, etwa 20 Prozent des
Einkommens. In Deutschland kommen wir
nicht einmal auf 10 Prozent. Wir sollten
auch den Eltern klar machen, dass es sich
lohnt, mehr Geld für Schulverpflegung
auszugeben. Der schicke Schulranzen ist
leider vielen wichtiger als ein gesundes
Mittagessen.
Interview: Peter Nossol
Bernhard Reiser
im Internet unter:
der-reiser.de
Nicht „zu süß und zu salzig“: frisches Gemüse.
Foto: Reisers Genussmanufaktur
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Thema
Sophie liebt Grießbrei mit Obst
Mittagsverpflegung am Beispiel der Ganztagsschule am Heuchelhof
Auf Croûtons in der Suppe oder einen fein
mit Tomaten und Radieschen dekorierten
Salat, hat Manfred Hochrein erfahren,
legen die kleinen Gourmets aus der Heuchelhofschule wenig wert. Darin unterscheiden sie sich von Erwachsenen: „Sie
haben die Speisen am liebsten sortenrein.“ Und doch spielen Optik und Ästhetik bei der Schulverpflegung eine wichtige
Rolle, betont Schulleiterin Christine
Dusolt.
Zweitklässler der Ganztagsschule Heuchelhof mit Sozialpädagogen Gerhard Adam in ihrer Mitte sowie Manfred Hochrein vom Würzburger Stadtkasino und Schulleiterin Christine Dusolt.
Foto: Pat Christ
8
Würzburg. Eine cremige Suppe als Vorspeise, danach einen Grießbrei mit Obst,
das findet Sophie lecker. Die Siebenjährige besucht die Ganztagsschule im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Mittags
gemeinsam zu essen, hat hier eine lange
Tradition: Bereits im Herbst 1974 wurde
die Ganztagsschule eingerichtet. Seither
hat sich in puncto Mensa allerdings einiges verändert. Sehr viel leckerer wurden
die Mahlzeiten, als man vor sechs Jahren
auf das Cook&Chill-System umstellte.
sagt Felix aus der 2a. Gut findet der
Junge, dass sich die Kinder einmal im
Monat etwas wünschen dürfen. Das geht
reihum in den Klassen. „Einmal haben wir
uns Leberkäse mit Spiegelei und Knoblauchkartoffeln gewünscht“, erzählt er.
Was kein Kind gern isst, weiß Hochrein,
sind Vollkornnudeln. Das geht an die Kleinen einfach nicht dran. Daher weicht das
Stadtkasino-Team auch an „Ökotagen“ auf
Varianten aus, die zwar „bio“ sind, den
Kindern aber dennoch gut munden.
Manfred Hochrein und seine Crew vom
Kasino der Stadt Würzburg bereiten das
Essen für die rund 250 Ganztagsschüler
und weitere 50 Schüler mit Mittagsbetreuung vor. Die im Rathaus gekochten Speisen werden binnen 90 Minuten auf zwei
Grad heruntergekühlt und vor Ort in der
Schule regeneriert: „Dadurch bleiben Vitamine und Mineralstoffe erhalten.“ Und das
Gemüse ist knackig. Einmal in jeder
Woche bereitet das Kasino-Team ein Bioessen für die Kinder zu. Zum Beispiel BioLinguine mit Tomatensoße oder Bio-Rigatoni mit einer ökologischen Sauce aus
Gemüse und Tomaten und einem Rohkostsalat mit Zutaten aus Bio-Anbau.
Für jedes Kind ist etwas anderes verlockend. „Ich mag Schinkennudeln gern“,
Zweite Schicht um 12.30 Uhr
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
Um 11.45 Uhr steht das Essen für die
Kleinen bereit. Um 12.30 Uhr essen die
Größeren. Um 13 Uhr kommen noch einmal 50 Kinder von der Mittagsbetreuung.
Drei Bedienstete des Stadtkasinos sorgen
vor Ort dafür, dass logistisch alles klappt.
Sie nehmen das vom Kasino angelieferte
Essen in Empfang und bringen es in die
Regeneratoren. „Wir holen es von dort
dann heraus“, schildert Sozialpädagoge
Gerhard Adam, der mittags gemeinsam
mit den Kindern isst. Gegessen wird in
kleineren Räumen mit jeweils 25 Kindern
und bis zu fünf Erwachsenen. Das war früher anders. Da gab es einen großen, offenen Essraum mit wenig Atmosphäre.
Der schön gedeckte Tisch soll ein Augenschmaus sein. Darum wäre es tabu, von
Plastikgeschirr zu essen. Auf den Tisch
kommt ganz normales Service, wie bei
den Kindern zu Hause. Das Essen steht in
Schüsseln bereit und die Kinder lernen,
damit umzugehen. Gerhard Adam: „Was
zum Beispiel bedeutet, dass ich, nachdem
ich mich selbst mit Kartoffeln bedient
habe, kurz in die Runde schaue, wer wohl
als nächstes die Schüssel braucht.“
Manchmal gibt es schon auch etwas, auf
das die Kids nicht so recht abfahren. „Ich
mag es nicht, wenn in den Spätzle zu viel
Gemüse ist“, sagt die sieben Jahre alte
Emily. Steht dieses Gericht auf dem Speiseplan, fischt sie die Spätzle heraus und
lässt das Gemüse zum großen Teil liegen.
Gerhard Adam hütet sich, Kinder zum
Essen zu zwingen. Wobei es eine goldene
Regel gibt: Alles sollte zumindest einmal
probiert werden. Dazu werden die Kinder
animiert.
Einwirken muss der Sozialpädagoge mitunter bei jenen Kindern, die Ritalin erhalten: „Sie haben einen unterdrückten
Appetit.“ In diesem Fall versucht Gerhard
Adam mit Geduld, die Kleinen zum Essen
zu bewegen. Was oft nicht leicht ist.
Das Gewicht soll trotz Hyperaktivität möglichst im Normbereich sein. Was natürlich
auch umgekehrt gilt: Bei Kindern, die dazu
neigen, zu viel in sich hineinzustopfen,
wird, oft in Abstimmung mit den Eltern,
Thema
darauf geachtet, dass sie etwas maßvoller
zugreifen.
Anouk findet es stark, wenn es Spinatlasagne gibt. Die Siebenjährige aus der 2b
ist Vegetarierin – ebenso wie ihre Mutter
und ihre Schwester. Selbstverständlich
gibt es täglich ein vegetarisches Gericht.
Etwas schwieriger war es anfangs mit
Johann. Bei dem Jungen wurde vor zwei
Jahren Diabetes diagnostiziert. Das macht
das Essen etwas kompliziert. Gerhard
Adam steht in engem Kontakt mit der Mutter des Siebenjährigen. Sie erhält den
Speiseplan. Und rechnet aus, welche
Mengen Johann jeweils zu sich nehmen
muss, damit sein Blutzuckerspiegel nicht
entgleist. Adam: „Dann wiegen wir zum
Beispiel genau 90 Gramm Reis oder 120
Gramm Nudeln ab.“
Wertschätzung des Essens
In der Würzburger Heuchelhofschule ist
die Mensa aus dem Schulkonzept nicht
mehr wegzudenken. Während man
andernorts noch um die Wertschätzung
des gemeinsamen Essens kämpft, hat
man hier erkannt, welch wichtiger Bildungsauftrag in diesem Zusammenhang
zu erfüllen ist. „Es ist ja heute nicht mehr
selbstverständlich, dass in den Familien
gemeinsam gegessen wird“, betont Schul-
leiterin Christine Dusolt. Nicht selten muss
den Kindern das ABC der Tischmanieren
von den Anfängen an beigebracht werden.
Zum Beispiel müssen sie lernen, dass
man nicht einfach wortlos aufsteht und
türmt. Oder wie man Messer und Gabel
verwendet. Nie vergessen wird die Schulleiterin einen Erstklässler, der am ersten
Mensatag in den Speiseraum kam und
weit den Mund aufsperrte. Er war bis
dahin von seiner Mutter gefüttert worden.
wird an sich gerissen und der eigene Teller ohne Rücksicht auf die anderen Kinder
vollgehauen. Manchmal muss auch um ein
wenig mehr Ruhe gebeten werden. Wobei
Adam die Sache mit dem Lärm, vielerorts
als großes Problem empfunden, nicht dramatisch sieht: „Wenn wir Erwachsenen
auf Betriebsausflug gehen und irgendwo
einkehren, geht es doch auch mitunter
recht laut zu.“
Nicht den Teller vollhauen
Wie steht es in Schulmensen mit regionalen Speisen? „Wir kochen auch schon mal
Sauerbraten, Knödel und Blaukraut“, sagt
Hochrein. Wobei die Gerichte letztlich
international sind. So gab es im März Bifteki und Zaziki, Gyros und Fladenbrot, Linguine mit Mascarpone, Haloumi, griechischen Tofu und Ratatouille. Wert wird
darauf gelegt, dass die Produkte aus der
Region stammen. Über das Essen soll den
Kindern außerdem vermittelt werden, welches Obst und welches Gemüse zu welcher Jahreszeit wächst.
Weil in kleineren Räumen gegessen wird,
wirft die Frage nach der Aufsicht keine
allzu großen Probleme auf. „Natürlich
muss ein Erwachsener da sein“, sagt
Pädagoge Gerhard Adam. Sonst gibt es
gleich wieder Gerangel um den Tischdienst. Oder die Schüssel mit den Nudeln
Es schmeckt! Mittagessen an der Ganztagsschule Heuchelhof aus der Küche des Stadtkasinos.
Foto: Ganztagsschule
Das hygienisch und ernährungsphysiologisch einwandfrei produzierte Essen aus
der Stadtmensa kommt weithin gut an –
bei den Lehrkräften, den Schülerinnen und
Schülern und bei den Eltern. Ergänzt wird
das Mensa-Angebot durch das Schulfruchtprogramm. Und weil man schon einmal in einer FairTrade-Stadt lebt, gibt es
fair gehandelte Bananen. Wie viele Dimensionen das Thema „Ernährung“ hat, wird
auch am Beispiel der Massentierhaltung
deutlich. Die belastet nämlich das Klima
stark. Ein Thema, mit dem sich die
Umwelt-AG der Schule beschäftigt. Faszinierend finden es deren Mitglieder im
Übrigen, dass es an einigen Schulen
inzwischen Veggie-Tage gibt.
„Ich esse aber auch gern mal Pommes
und Currywurst“, gibt Felix zu. Toll ist für
den Jungen, wenn er mit den Eltern
irgendwo einkehrt und sich dort ohne jede
„moralische“ Hinweise etwas aussuchen
darf: „Dann nehme ich, was mir am besten
schmeckt.“ Sein Mitschüler Paul hingegen
ist ein Kind, das einer Currywurst gar
nichts abgewinnen kann. Von zu Hause
her ist Paul es gewohnt, dass gekocht
wird: „Mama kocht immer Gesundes.“
Paul hilft oft. Er schält zum Beispiel
Gemüse. Das er roh nicht mag. Wie gut
Gemüse schmecken kann, wenn es fein
zubereitet ist, das hat er aber inzwischen
erfahren. Sowohl bei seiner Mama. Als
auch in der Mensa.
Pat Christ
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
9
Thema
Bewegung ist Weltzugang
Prof. Dr. Harald Lange und die Fähigkeiten der „Generation Playstation“
Professor Lange: „Dem Bewegungsthema wird zu
wenig Bedeutung beigemessen.“
Würzburg. Professor Doktor Harald
Lange ist seit 2009 Lehrstuhlinhaber für
Sportwissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Wissenschaftlich hat sich Prof. Dr. Lange mit dem Phänomen menschlichen “Sich-Bewegens”,
der Bewegungskoordination und pädagogischen Fragen und Problemen des Lehrens und Lernens beschäftigt.
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Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
Unterfränkische Schule: Herr Professor, wenn man sich mit altgedienten
Sportlehrern unterhält, gewinnt man den
Eindruck, dass sich Kinder schlechter als
früher bewegen können. Stimmt das?
Prof. Lange: Teils teils. Wir wissen aus
verschiedenen Studien, dass sich die
Leistungsfähigkeit von Schulkindern in vielen klassischen Konditionsbereichen verschlechtert hat. Im Bereich der Ausdauerfähigkeiten beispielsweise um 10%. Andererseits wissen wir auch, dass Kinder im
Bereich der Feinmotorik besser sind als je
zuvor
Unterfränkische Schule: Warum ist das
so?
Prof. Lange: Das liegt an den Anforderungen, denen sich die Kinder tagtäglich
stellen. Also auch an der Umwelt, in der
Kinder aufwachsen. Die sollte bewegungsfreundlich gestaltet werden.
Unterfränkische Schule: Welche Rolle
spielt dabei die Ernährung?
Prof. Lange: Mit der Ernährung ist es
genauso wie mit der Bewegung. Die
Umwelt und die dort vorherrschenden
Ernährungsgewohnheiten spiegeln sich im
Essverhalten der Kinder wieder.
Unterfränkische Schule: Wie kann ich
es schaffen, dass sich die jetzigen Kinder und zukünftigen Erwachsenen sich
oder ihre Familien richtig ernähren? Kann
Schule das bewältigen?
Prof. Lange: Na klar kann Schule das
schaffen. Wir müssen darauf achten, dass
dort ausgewogen gegessen wird und
dass die Kinder günstig an gesundes und
wohlschmeckendes Essen kommen. Auch
der Rhythmus ist wichtig.
Unterfränkische Schule: In den Schulen werden immer mehr Initiativen bezüg-
Thema
lich einer guten Ernährung gestartet.
Daneben gibt es einen regulären Unterricht Ernährung/Gestaltung. Wie effektiv
ist dieses Konglomerat?
Prof. Lange: Wir brauchen dringend eine
repräsentative Schulsport- und Ernährungsstudie, um zu dieser Frage belastbare Aussagen treffen zu können. Letztlich
wäre es wichtig zu wissen was der Unterricht in diesen Fächern wirklich bringt,
oder was zu tun ist um die wichtige und
wertvolle Arbeit der Kolleginnen und Kollegen, die diesen Unterricht geben, zu stützen und weiterzubringen.
in der Schulentwicklung nur allzu leicht
vernachlässigt.
Unterfränkische Schule: Wie sollte ein
zeitgemäßer Sportunterricht für Mittelschüler aussehen?
Prof. Lange: Wir müssen alles tun um
den Spaß und die Bewegungsfreude in
den Mittelpunkt zu stellen. Kinder lieben
den Sport, werden aber durch allzu ehrgeizige Leistungsziele überfordert und
frustriert. Wenn es gelingt die enge Sportartenorientierung zu erweitern, dann resultieren zumeist spannende Sportstunden,
die auch die leistungsschwächeren Kinder
begeistern.
Unterfränkische Schule: Gibt es Unterschiede bezüglich der Schularten? Kann
der “Durchschnittsgymnasiast” mehr als
der “Durchschnittshauptschüler”?
Prof. Lange: Also hierzu existiert im
deutschsprachigen Raum kein belastbares
Datenmaterial. Hier ist aber auch der qualitative Aspekt wichtig. Es kommt nicht
darauf an der Schnellste oder Stärkste zu
sein, sondern es ist wichtig wie man sich
bewegt. Und da lassen sich nur bedingt
schulartspezifische Unterschiede erkennen.
Unterfränkische Schule: Stichwort Pausengestaltung: In welche Materialien oder
Angebote sollten Schulen investieren?
Prof. Lange: Zentral ist die Landschaft,
aber auch die Architektur der Schule.
Schule sollte nicht nur Lern-, sondern
auch Erfahrungs- und vor allem Bewegungsraum sein. Darüber hinaus lässt sich
mit einem Gerätepool, aus dem sich die
Schüler während der Pausen bedienen
können, sehr viel erreichen.
Unterfränkische Schule: Wer prägt
denn in erster Linie das Ernährungsverhalten?
Prof. Lange: Ausschlaggebend für das
Bewegungs- und Ernährungsverhalten
sind die Eltern. Achten sie darauf? Kümmern sie sich? Unterstützen und fordern
sie ihre Kinder auch in diesen Themenfeldern, dann ernähren und bewegen sich
die Kinder in aller Regel optimal.
Unterfränkische Schule: Welche
Gedanken sollte sich eine gebundene
Ganztagsschule bezüglich
der Rhythmisierung des Tagesablaufes
machen?
Prof. Lange: Der Sport darf nicht an den
Rand bzw. in den Nachmittag abgeschoben werden. Der gesamte Schultag muss
bewegungsorientiert gestaltet und rhythmisiert werden.
Unterfränkische Schule: Warum fehlen
immer mehr Bewegungs(zeit)räume im
Leben der Kinder?
Prof. Lange: Weil dem Bewegungsthema
zu wenig Bedeutung beigemessen wird.
Bewegung ist der zentrale und entscheidende Weltzugang für Kinder. Sie erschießen sich damit ganz viele Lernthemen.
Bedauerlicherweise wird diese Bedeutung
Unterfränkische Schule: Welche Mindestanforderungen an eine Schulverpflegung muss es geben?
Prof. Lange: Vollwert statt Fastfood, auch
wenn es mehr kostet.
Fakten
15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben Übergewicht; bei rund einem Drittel von ihnen
ist es so ausgeprägt, dass man von
Adipositas spricht.
Der Anteil übergewichtiger Kinder und
Jugendlicher hat sich gegenüber den
1980er- und 1990er-Jahren um 50 Prozent erhöht.
Übergewicht kann bereits bei Kindern
zu Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes führen und leistet
zahlreichen Spätfolgen im Erwachsenenalter Vorschub.
Jungen und Mädchen aus sozial
benachteiligten Familien sind dreimal so
häufig adipös wie Kinder und Jugendliche mit hohem Sozialstatus.
Das höchste Risiko für Übergewicht
haben Kinder, deren Eltern übergewichtig sind.
Junge Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf bedürfen der Beratung
und konkreter Hilfe zu den Themen
Stillen bzw. Ernährung, Bewegung und
Stressregulation sowie die Vermittlung
von konkreten Angeboten in der näheren Umgebung.
Mit dem Ausbau von Ganztagsschulen
und Kindertagesstätten müssen verstärkt gesundheitsfördernde Konzepte
umgesetzt werden. Dazu gehören vor
allem täglich gesunde Mahlzeiten und
ausreichend Bewegungsräume und
-zeiten.
Präventions- und Therapiemaßnahmen,
die sich als wirksam erwiesen haben,
sollen künftig ein Qualitätssiegel
bekommen.
Quelle: Robert Koch-Institut
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Thema/Verband
Habemus Papam!
Nun, da weißer Rauch aus dem Schornstein der sixtinischen Kapelle gequollen ist, sind auch die Konzentrationsschwierigkeiten der 115 wahlberechtigten Kardinäle beendet. Für Ablenkung sorgten Michelangelos Adam und Eva
im Paradies: Sie zeigen sich an der Decke so, wie man
eben im Paradis bekleidet ist. Das war nicht immer so.
Jahrhundertelang waren die Pikanterien durch aufgemalte
Kleidungsstücke verdeckt. Der künstlerische Moralapostel
war Volterra, ein Schüler Michelangelos. Als Hosenmaler
ging der in die Geschichte ein. Tausende kunstgeschichtliche Peinlichkeiten wurden von ihren Schöpfern vorauseilend mit Grünzeug übermalt. “Feigenblatt” ist heute ein
Synonym für die Verdeckung beschämender Tatsachen
mit einer Kleinigkeit, die mehr gewollt als gekonnt ablenken soll. In den Lokalteilen der Heimatzeitungen, wo sich
Feuerwehr und Geflügelzüchter tummeln, findet der an
Lokalkolorit interessierte Leser vermehrt feigenlaubfarbiges Grün.
Um der Öffentlichkeit zu zeigen wie lebenskompetent und
beliebt ihre Schule sei, fühlen sich Lehrer aller Fachrichtungen gemüßigt, von Alibibekörnung bedeckte Stullen,
aus denen ein labberiges Grün heraushängt an Kinder zu
verfüttern und dies für die Presse zu fotografieren. Die
Kinder fügen sich denn: “Alles ist besser als Mathe in der
ersten Stunde!” Auch die “weiterführenden” Schulen sind
in den Chlorophyllwettbewerb eingestiegen. Zu groß
scheint die Gefahr, dass Gemüseliebhaber lieber die saftiggrüne Mittelschule besuchen als das bisher eher kalbskäsfarbene Betonymnasium.
So entwickelt sich das Grün der Salatkultur zum Feigenblatt eines schräggewachsenen Schulsystems. Doch nicht
genug des Grünzeugs: Die bayerischen Lehrer wunderten
sich letztes Jahr über den Sinn von getrockneten duftenden Halmen und Blättern, die der allmorgendliche Postler
kartonweise und kostenlos auf die Theken der Sekretariate verteilte. Mit besten Grüßen vom Landwirtschaftsministerium: Kisten voller Heu!
Einmal um die Welt
Infos zu BLLV-Auslandspraktika
Würzburg. In zwei Stunden um die Welt – so wirkte zumindest
das Programm, das BLLV-Hochschulreferentin Catrin Seegerer
im Januar etwa 60 Studenten der Uni Würzburg vorstellte. Von
Australien über Namibia, Indien und Ungarn bis hin zu Mexiko
und den USA war alles dabei. Die Rede war natürlich von den
Praktikumsplätzen, die der BLLV, zum Teil auch in Kooperation
mit dem Goethe-Institut, jährlich an rund 40 Lehramtsstudenten
aller Schularten vergibt.
Zweck dieser Praktika von meist vier bis acht Wochen ist es,
einige der Lücken zu schließen, die es in der universitären Lehrerausbildung leider immer noch gibt. Durch die vielfältigen
Erfahrungen, die die Praktikanten im Kontext anderer Kulturen
sammeln könnten, solle nicht zuletzt auch die Professionalität
des Lehrerberufes sichergestellt werden, so die Hochschulreferentin.
Nach einer kurzen Vorstellung der einzelnen Praktikumsschulen
in allen Teilen der Welt berichteten die SG-Mitglieder Nina
Schwind und Veronika Dumbacher von ihren persönlichen Praktikumserfahrungen in Neuseeland und Ungarn und beantworteten
viele Fragen der Studenten. Abschließend zeigte Catrin Seegerer noch einige Impressionen aus verschiedenen Praktikumsschulen, die sicher auch im kommenden Jahr wieder viele Lehramtsstudenten beeindrucken werden. Vielen Dank für diesen
informativen und anekdotenreichen Vortrag!
Bedankt hat sich auch der ULLV-Vorsitzende Gerhard Bleß, der
die SG Würzburg im Januar ins „Backöfele“ einlud, um auf die
gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr anzustoßen. Auch
wir möchten deshalb an dieser Stelle noch einmal Danke sagen,
wir freuen uns auf ein spannendes und ereignisreiches Jahr
2013, das mit über 250 neu geworbenen studentischen Mitgliedern für uns als Studentengruppe des BLLV schon sehr gut
angefangen hat!
Kristina Schwind
Trostodeur für die wegen der Rechenfehler in der Salvatorstraße verdufteten Kollegen? Diese Frage ließen die
Landwirte offen. Nur: Wer früher nicht rechnen konnte, der
bekam den Titel Schulesel. Und Esel lieben Heu. Liebes
Landwirtschaftsministerium: Danke für die beunruhigend
großen Mengen an Eselsfutter! Wir füllen lieber damit
unsere Entspannungskissen und bringen unseren Schülern Rechnen bei.
Es glossierte Joachim Huppmann
Mitglieder der Würzburger Studentengruppe in froher Runde im „Backöfele“.
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Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
Verband
Stöckelschuhe und heiße Milch mit Honig
Studenten und Junglehrer schulen Atmung, Stimme, Körpersprache
Würzburg. Was haben diese Dinge mit
Atmung, Sprache und Körperhaltung zu
tun? Mehr, als man für möglich hält. Schuhe mit hohen Absätzen hindern frau aufgrund des mangelnden Bodenkontaktes
daran, ihre Atmung gezielt und sicher einsetzen zu können. Heiße Milch mit Honig
blockiert und belegt die Stimmbänder,
stellt also ein Hindernis bezüglich perfekter Atmung und Stimmkontrolle dar.
Zwölf Teilnehmer der Studentengruppe
Würzburg und der Arbeitsgemeinschaft
Bayerischer Junglehrer versammelten sich
im März im BLLV-Wohnheim in Würzburg,
um mehr über Atmung, Stimme und Körpersprache zu lernen. Angeleitet wurden
sie von Theaterpädagogen Martin Hornung, sein Motto: „Ich komme aus der
Praxis und lebe für die Praxis.“
Mit interessanten Fakten bezüglich Auftreten und Erscheinung – dabei macht die
Stimme 38% und die Körpersprache
ganze 55% aus – brachte er den zehn
Frauen und zwei Männern einiges über
den menschlichen Körper bei. Anstatt Kaffee solle man beispielsweise lieber Tee mit
Spitzwegerich und Thymian trinken, so
würden die Stimmbänder geschont. Eine
Tatsache, die für Lehrerinnen und Lehrer
noch hilfreich sein könnte.
Martin Hornungs konkretes Ziel zu Beginn
des Workshops war, dass die Teilnehmer
am Ende tiefer und kräftiger sprechen
können. Um dies zu erreichen, sollte man
zunächst seine Füße und Hände spüren
lernen, später das Ein- und Ausatmen
gezielt kontrollieren können. Dies geschah
mit Hilfe bunter Bälle, die der Fußmassage dienten, Luftballons, Strohhalmen und
Murmeln, sowie weiterer Sprechübungen.
Gezielt wurden Methoden gezeigt, wie die
Stimmbänder am frühen Morgen ganz einfach beim Zähneputzen gelockert werden.
Auch das Auftreten vor der Gruppe sollte
durch spontanes Unterricht-Halten trai-
niert werden. Hier wären jedoch konkrete
Anweisungen oder Themenkonstellationen
noch hilfreich gewesen.
Insgesamt bleibt zu resümieren, dass es
sich lohnt, über Körpersprache, Stimme
und die Kontrolle der Atmung nachzudenken, sie bewusster wahrzunehmen. Denn
der Mensch atmet 23.000 Mal pro Tag
ein. Jedoch fehlten den meisten Teilnehmern am Ende noch explizite praktische
Beispiele für den Schulalltag.
Dankeschön an Martin Hornung, der uns
auch durch verblüffende Zahlen die Schulter-, Brust-, Zwerchfell- und Beckenatmung näher brachte. Ein letzter Tipp, wie
man seine Stimme schulfähig machen
kann: Ein Buch (wahlweise auch eine
Hantel) auf das Zwerchfell legen und
beobachten, wie es sich beim Atmen aufund niedersenkt. Dies stärkt die Stimme
beim nächsten „Ruhe bitte“-Ruf.
Kristina Schwind
PädSem spezial startet
Zum Auftakt besucht der Kurs das Flexible Klassenzimmer
Würzburg. Das Pädagogische Seminar
im ULLV startet in die nächste Runde –
und zwar als PädSem spezial. Eingeladen
wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der letzten regulären Durchgänge.
Dieser Kurs soll nochmals eine Möglichkeit bieten, über die staatliche Fortbildung
hinaus, interessante Themen zu diskutieren und zu vertiefen.
Zum Auftakt geht es am Samstag, 4. Mai,
nach Röckingen. Dort steht ein Besuch
des Flexiblen Klassenzimmers auf dem
Programm. Das Konzept schafft Lösungen
für alle Arten von Bildungseinrichtungen
von der Grundschule bis hin zur Erwachsenenbildung. Raum- und Lernklima stehen dabei im Mittelpunkt. Als Referentinnen wurden Simone Fleischmann und
Karin Doberer verpflichtet. Fleischmann
leitet die BLLV-Abteilung Berufswissenschaft und spricht zum Thema Lernen im
21. Jahrhundert: Kompetenzorientierung –
LehrplanPLUS. Doberer hat das Projekt
LernLandSchaft ins Leben gerufen. Ihr
Thema: Wie gelingt Lernen und Arbeiten?
Am Samstag, 8. Juni 2013, heißt das
Thema Öffentlichkeitsarbeit. Tomi Neckov,
Schriftleiter der Verbandszeitschrift Bayerische Schule und Peter Nossol, welcher
als ULLV-Referent für Öffentlichkeitsarbeit
auch die Unterfränkische Schule betreut,
gestalten den Tag.
Gleich zwei Tage lang, nämlich vom 22.
bis 23. November 2013, beschäftigt sich
das PädSemSpezial mit Führungsaufga-
ben aus systemisch-konstruktivistischer
Sicht. Referenten sind Heike Sowa, Nadine Moritz-Steigerwald, Eva Reinwald,
Rupert Kestler, Anneliese Pollack und
Christoph Hartmann, das Team Systemische Beratung.
Am 22. Februar 2014 spricht Kommunikationstrainerin Sabine Nerl über Kommunikation – Schlüssel und Werkzeug für ein
leistungsstarkes und motivierendes Miteinander in der Schule. Zum Abschluss
machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des PädSem spezial Bekanntschaft
mit E.U.L.E, einem Entwicklungsprogramm
für Unterricht und Lernqualität. Lernen
verstehen? Verstehen lernen! heißt das
Thema von Ute Waldenburger von der
Universität Jena.
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Verband
Lehrertage in neuem Gewand
Jetzt im Dreijahresturnus – „Qualität vor Quantität“
Würzburg. Die Lehrerinnen und Lehrer in
Unterfranken sind verwirrt: Was ist los mit
dem „Würzburger Lehrertag“? Seit im
März 2011 beim Vortrag von Dr. Winterhoff die Aula der Heuchelhof-Mittelschule
von den Besuchern nahezu gesprengt
wurde, hat man nichts mehr vom Lehrertag in Würzburg gehört und gelesen.
Es hat sich wohl noch nicht überall herumgesprochen: die Struktur der Lehrertage in
Unterfranken hat sich seit 2010 grundlegend geändert. Die Gründe für die notwendige Neukonzeption waren vielfältig:
Die Besucherzahlen in Würzburg und
auch auf den regionalen Lehrertagen gingen immer weiter zurück, Workshopanbieter mussten mangels Teilnehmern unverrichteter Dinge nach Hause fahren, Verlage klagten über geringes Interesse. Finanzielle, personelle und zeitliche Ressourcen
des Verbandes wurden stark beansprucht,
die Resonanz blieb zunehmend aus.
Das neue Motto „Qualität vor Quantität“
sieht künftig für Veranstaltungen im Großen
und Ganzen einen Dreijahresturnus vor.
Im Jahr 1 (2011 – 2014 – 2017 - …) findet der „Unterfränkische Lehrertag“ in der
Heuchelhof-Mittelschule in Würzburg
statt, wie gewohnt an einem Samstag.
Neben einem Vortrag eines hochkarätigen
Referenten (evtl. mit anschließender Diskussion o.ä.) werden außer der Prüfungsvorbereitung der ABJ keine zusätzlichen
Workshops angeboten. Die große Verlagsausstellung bietet weiterhin Möglichkeit
zum Stöbern und „Schnäppchen schlagen“ und ein Bistro, in dem Schülerinnen
und Schülern der Schule kleine Leckereien bereithalten, bietet Gelegenheit zur
Begegnung und zum informellen Austausch mit KollegInnen.
Im Jahr 2 (2012 – 2015 – 2018 - …) veranstalten die einzelnen Fachgruppen im
Geplante Veranstaltungen im Jahr 2013
14
Wer
KV Ebern
KV Haßfurt
KV Eltmann
KV Hofheim
Was
Regionaler
Lehrertag
Wann
17. April
Thema
SCHULE NEU DENKEN
Jürgen Kaletsch:
„… damit das Lernen gelingt“
Bedingungen für erfolgreiches, selbständiges Lernen
Ort
DreibergSchule,
Knetzgau
FG FöSch
BLLV-Tag
der sonderpädagogischen
Förderung
27. April
Ausnahme,
da 2012 organisatorische
Hindernisse im
Weg standen
16. Mai
Prof. Dr. Romanos:
„Kinder- und jugendpsychiatrische Störungsbilder
in der Schule“
Don-BoscoBerufsschule,
Würzburg
Dr. Silke Neuderth:
„Belastungsfaktoren im
Lehrerberuf und Strategien zur
Lösung“
EichendorffVolksschule
Gerbrunn
Simone Fleischmann „Lernen
im 21. Jahrhundert –
Kompetenzorientierung,
LehrplanPLUS“
Prof. Rudi Heidemann:
„Körpersprache“
Gustav-WalleSchule,
Würzburg
KV WÜ-Stadt
KV WÜ-Land
KV Ochsenfurt
KV Kitzingen
Regionaler
Lehrertag
ULLV
Sonstige
Großveranstaltung
7. Juni
KV SW-Land
KV SW-Stadt
KV Geo
KV AB-Land
KV AB-Stadt
KV AlzenauSchöllkrippen
KV Obernburg
KV Miltenberg
FG VA
Regionaler
Lehrertag
12. Juni
Regionaler
Lehrertag
9. Oktober
Prof. Rudi Heidemann:
„Körpersprache“
voraussichtlich
Niedernberg
3. Tag der
Verwaltungsangestellten
19. Oktober
Verschiedene Workshops
HeuchelhofMittelschule,
Würzburg
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
Dittelbrunn
ULLV an unterschiedlichen Orten ihre Lehrertage, so z.B. die FG Förderlehrer, die
FG Fachlehrer, die FG Förderschule, die
FG Schulberatung, die FG Schulverwaltung, die FG Schulleitung etc.
Im Jahr 3 (2013 – 2016 – 2019 - …)
schließen sich mehrere Kreisverbände
zusammen und bündeln so ihre Ressourcen, um mindestens in den Regionen
West-Mitte-Ost je einen regionalen Lehrertag anzubieten. Der Ablauf wird von den
Kreisverbänden jeweils auf den individuellen Bedarf vor Ort abgestimmt.
Außerhalb dieses Konzepts findet im Zweijahresturnus der Tag der Verwaltungsangestellten statt. Zusätzliche Veranstaltungen der Fachgruppen, Kreisverbände oder
Abteilungen des ULLV bleiben von dieser
Neuregelung selbstverständlich unberührt,
so dass zeitnah auf aktuelle Situationen
reagiert werden kann und bewährte
Zusammenkünfte ihren Platz behalten.
Mit diesem Konzept lassen sich künftig die
Lehrertage langfristiger planen, so dass
Termine bereits frühzeitig in den Veranstaltungskalendern bzw. Jahresprogrammen
bekannt gegeben werden und so auch
vorausschauend in privaten Terminkalendern Platz finden können.
Wir hoffen, dass so die Lehrertage wieder
für alle Kolleginnen und Kollegen an
Attraktivität gewinnen und künftig einen
Besucherzuwachs verzeichnen können.
Mehr als 450 begeisterte Besucher in
Würzburg im Jahr 2011 zeigen, dass wir
auf einem guten Weg sind.
Julia Schuck
Verband
Viele Schnittmengen mit BLLV
ULLV-Vorstand trifft sich mit Ministerialbeauftragten für Realschulen
Würzburg. ULLV-Vorsitzender Gerhard
Bleß und seine Vorstandskollegen Ingrid
Otto und Helmut Schmid führten ein ausführliches Gespräch mit dem Ministerialbeauftragten für Realschulen Horst Karch
in dessen Dienststelle in Würzburg. Dass
Karch Grundsätze des ULLV teilen würde,
etwa eine längere gemeinsame Schulzeit
für alle Kinder oder die Zusammenlegung
von Mittelschulen und Realschulen, war
von vorneherein nicht zu erwarten. Dass
sich im Gespräch dennoch viele Schnittmengen offenbarten, wurde vom ULLVVorstand wohlwollend zur Kenntnis
genommen.
In standespolitischen Fragen sind Realschullehrer und Lehrer an Grund-, Mittelund Förderschulen nahezu auf einer Wellenlänge. Die Schaffung von Beförderungsämtern für alle Lehrer war eines der
zentralen Anliegen, das die im Bayerischen Beamtenbund vereinten Lehrerverbände gemeinsam durchsetzten. Auch die
verstärkte Anwendung von Leistungselementen in der Besoldung ist allen Lehrergruppen wichtig.
„Ein weiteres Etappenziel hin zur Gleichwertigkeit der Lehrämter ist mit der
Dienstrechtsreform erreicht“, stellte Gerhard Bleß fest. Mit Horst Karch war er
einer Meinung, als er weiter anmerkte:
„Die Verbesserungen sind zwar ein
lobenswerter erster Schritt, jedoch dürfen
sie nicht die letzten bleiben.“ Dabei spielte
Bleß auf die noch immer nicht vollzogene
Gleichbehandlung mit den Gymnasiallehrern an.
Einig waren sich die Diskutanten auch
recht schnell, dass der Übergang von der
Grundschule/Mittelschule in die Realschule nach wie vor nicht optimal für die Kinder
verläuft. Beiderseits anerkannt wurde zwar
die Einrichtung der Lotsen, die vielerorts
segensreich wirkten.
Helmut Schmid machte indes die völlig
unzureichende Stundenzuweisung in den
Gespräch im Büro des Ministerialbeauftragten: Stellvertretende ULLV-Vorsitzende Ingrid Otto, MB Horst
Karch, ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß und stellvertretender ULLV-Vorsitzender Helmut Schmid.
unterfränkischen Grundschulen dafür verantwortlich, dass sich Grundschullehrer
und Realschullehrer nicht öfters zu Kooperationstreffen zusammenfinden könnten.
„Es ist nicht möglich, dass sich aus jeder
Grundschule ein Grundschullehrer zu
regelmäßigen Kooperationstreffen begibt,
weil die nicht ausreichende mobile Reserve eine adäquate Vertretung unmöglich
macht“, kritisierte der ULLV-Vertreter.
Dabei gibt es vielerorts gute Kooperationen, die aber nur deshalb funktionierten,
weil alle Beteiligten viel Freizeit in derartige Unternehmungen investieren. Horst
Karch teilte diese Auffassung und versprach mit der Schulabteilung der Regierung von Unterfranken Gespräche zu führen, um auch die aus der Warte der Realschulen nicht befriedigende Lage zu verbessern.
Schnell wurde klar, dass das Thema Inklusion nicht nur in den Grund-, Mittel- und
Förderschulen, sondern auch in den Realschulen unter den jetzigen Bedingungen
kritisch zu sehen ist. „Inklusion ist wichtig
und richtig,“ bekräftigte Ingrid Otto die
grundsätzliche Auffassung des ULLV, gab
aber auch kritisch zu bedenken: „Inklusion
gibt es nicht zum Nulltarif! So lange die
Einzelschulen nicht mehr Handlungsfreiheit für entsprechende materielle und personelle Budgets erhalten, wird das Thema
Geld Inklusionsbemühungen immer behindern.“ Außerdem regte Ingrid Otto an, im
Fortbildungsbereich stärker den Schulterschluss der Schularten zu suchen.
Die Tatsache, dass sich ein ULLV-Vorstand
erstmals in der langen Verbandsgeschichte mit einem Ministerialbeauftragten für
Realschulen in Unterfranken traf, stimmte
alle Gesprächsteilnehmer hoffnungsfroh.
Bei allen Unterschieden – die Lehrer der
verschiedenen Schularten sind näher beisammen als sie denken. Der Gesprächsnachmittag an der Jakob-Stoll-Realschule
war ein beredtes Beispiel dafür.
Helmut Schmid
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Verband
Ein Mann mit vielen Talenten
Erhard Reis für 65jährige BLLV-Mitgliedschaft geehrt
Die Ehrenurkunde für 65jährige Mitgliedschaft überreichten Erhard Reis (Mitte) ULLV-Kreisvorsitzender Stephan Debes, BLLV-Ehrenpräsident Albin Dannhäuser und
ULLV-Ehrenvorsitzender Fritz Schäffer (stehend von links) im Geriatriezentrum des Bürgerspitals in Würzburg. Mit dabei: Erna Holzinger, ehemalige Vizepräsidentin
und Ehrenmitglied im BLLV (sitzend links), Ehefrau Elisabeth Reis (stehend Mitte), Elli Schäffer, Ehefrau von Fritz Schäffer.
Foto: Nossol
Würzburg. Wer Erhard Reis, den frisch
gekürten Neunziger, im Würzburger Stadtteil Sanderau mit dem Stock, aber nicht
am Stock, seines Weges gehen sieht,
denkt nicht an dessen Lebensjahre.
Daraufhin angesprochen, sagt der Schulmann: „Viel Bewegung, Sport, frische Luft,
täglich die kleine Gymnastik, als Dreingabe die Gene.“ Dass er, Sanderauer seit
2002, im Innersten jung geblieben ist,
erstaunt seine Mitmenschen immer, hat er
doch neben den Jahren mehrere Operationen am Herzen hinter sich.
Der Ausbildungslehrer an der Würzburger
Schillerschule – 42 Kinder samt 12-köpfiger Studentenschaft – und Rektor der
Rimparer Maximilian-Kolbe-Schule ist
BLLV-Mitglied seit 1947. Auch jenseits von
Schule und Wissenschaft hat er mit Rat
und Tat gewirkt. In seinem Wohnort Versbach war er Gemeinderat von 1972 bis
1978, Pfarrgemeinderatsvorsitzender „St.
Jakobus“, beim DJK-Versbach erster Vorsitzender von 1973 bis 1992, CSU-Mit-
16
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
glied seit 1972 und in der Europa-Union
Würzburg engagiert.
Erhard Reis ist als Mann mit sozialer Ader
bekannt. So hat ihn die Stadt Frankfurt mit
der Goldmedaille für „Besondere Verdienste“ geehrt. Der Ausgezeichnete hatte
sich über zwei Jahrzehnte hinweg um
Frankfurter Familien aus angeschlagenem
Milieu gekümmert. Diese hatte Reis in verschiedenen Spessartgemeinden fernab
des Großstadtmilieus im Auge behalten:
„Die Feierstunde im Römer, dem Frankfurter Rathaus, werde ich nie vergessen.“
Im Gespräch mit dem wissensdurstigen
Senior bemerkt man sehr bald seine fundierte Grundbildung. Diese erwarb er von
1932 bis 1941 am Humanistischen Gymnasium Münnerstadt, der „Rhönuniversität“. Reis über seine Schulzeit: „Es wurde
von uns etwas verlangt und es wurde sortiert.“ Im Jahr 1938 habe dann die „braune
Besatzung“ nach der Traditionsschule
gegriffen.
Als Kind eines Landwirtsehepaares aus
dem Weiler Neuhof/Fellen im Landkreis
Main-Spessart – „Die Feldarbeit kenne ich
sehr gut!“ – musste er sich seine Grundschuljahre förmlich erlaufen: „Täglich eine
Stunde über den Berg.“ Gleich drei Stunden Berg waren an Mariae Geburt, dem 8.
September 1945, angesagt, als der englische Kriegsgefangene a.D. aus einer
Waggonluke heraus „Partenstein“ las.
„Nichts wie raus in Richtung Heimat“ hieß
es. Vorausgegangen waren von 1941 bis
1945 Kriegseinsatz in Russland als Peilfunker und englische Kriegsgefangenschaft.
Seit 1949 ist Erhard Reis glücklich mit
Ehefrau Elisabeth verheiratet, die ihm mit
Rat, Tat und Charme zur Seite steht. Zwei
Töchter, ein Sohn, fünf Enkeltöchter und
vier Urenkel gehören zur Familie. Die schönen Erinnerungen nennt das Paar „unser
weiteres Kapital“.
Anton Halbich
Verband
Aufrechter Streiter für Lehrerstand
Landrat überreicht Verdienstmedaille an Siegbert Mantel
Haßfurt. Seit über 40 Jahren ist er im
ULLV eine bekannte und anerkannte Persönlichkeit. Seine Stimme hatte und hat
Gewicht. Er war und ist immer zur Stelle,
wenn Unrecht und unbillige Härten drohen. Bis zum heutigen Tag ist er aufrechter Anwalt und Streiter für den Lehrerstand. Die Rede ist von Siegbert Mantel,
dem für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement nunmehr die Verdienstmedaille des Verdienstkreuzes der
Bundesrepublik Deutschland verliehen
wurde.
Im Landratsamt in Haßfurt würdigte der
amtierende Landrat Siegmund Kerker
Siegbert Mantel. Als Lehrer und Erzieher,
schließlich als Rektor in Ebelsbach hat
sich Mantel verdient gemacht. Darüber
hinaus wirkte er ehrenamtlich und stets an
herausgehobener Stelle als Gemeinderat,
als Sportvereinsvorsitzender und als Mitglied des heimatgeschichtlichen Arbeitskreises, jeweils in seiner zweiten Heimat,
Ebelsbach im Haßbergkreis. „Es braucht
viel Energie und Organisationstalent, um
neben der alltäglichen Arbeit im Beruf und
in der Familie in weiteren Lebensberei-
der ULLV-Delegiertenversammlungen in
Schweinfurt. Mittlerweile mischt Siegbert
Mantel als Unruheständler im Referat Pensionisten mit, wiederum an vorderster
Front.
Hohe Auszeichnung: Landrat Sigmund Kerker heftet
die Verdienstmedaille an Siegbert Mantels Revers.
chen so aktiv zu sein“, meinte Kerker in
seiner Laudatio.
Neben seinem Engagement in Ebelsbach
steht sein weit verzweigtes Engagement
für seinen Lehrerverband, dem BLLV. Gut
20 Jahre führte Siegbert Mantel den
ULLV-Kreisverband in Eltmann an. Als solcher war er Mitglied und Mitarbeiter des
ULLV. Schon zuvor verdiente er sich erste
Sporen als Streiter für die ABJ. Als Mitglied verschiedener Personalräte in Kreis
und Bezirk engagierte sich Mantel für
seine Kollegen. Zuletzt auch den Jüngeren
bekannt wurde er als Tagungspräsident
Geprägt hat Siegbert Mantel aber besonders ein Tätigkeitsfeld, die Vertretung der
Schwerbehinderten. Er war es, der als
Pionier in Kreis und Bezirk als einer auftrat, der seiner Klientel Gehör verschaffte.
Er war es, der diesbezüglich für eine „Verfassung“ sorgte. Ausdruck für die große
Wertschätzung Mantels war, dass er
schließlich als Schwerbehindertenvertreter
am Kultusministerium auftrat und dort landesweit für seine Gruppe eintrat.
Nunmehr, fast 70jährig, wurde ihm eine
Ehre zuteil, die in Deutschland gerade einmal 2300 Menschen vorbehalten ist.
„Dein ULLV ist stolz auf dich!“, rief Helmut
Schmid dem Geehrten zu. Der Bezirksvorsitzende Gerhard Bleß dankte Siegbert
Mantel für die geleistete Arbeit und
wünschte sich noch viele Zugaben für den
ULLV auch in der Zukunft.
Irma Amrehn ist neue Sachgebietsleiterin an der Regierung von Unterfranken
Würzburg. Das Sachgebiet “Grund- und Mittelschulen Erziehung, Unterricht, Qualitätssicherung” im Bereich Schulen an der Regierung von Unterfranken hat eine neue Leiterin. Schulamtsdirektorin Irma Amrehn (rechts im Bild), zuvor
Fachliche Leiterin des Staatlichen Schulamtes im Landkreis
Kitzingen, ist seit Dezember 2012 als Nachfolgerin vom Leitenden Regierungsschuldirektor Günter Renner in dieser
Funktion tätig. Der ULLV- und Bezirkspersonalratsvorsitzende Gerhard Bleß gratulierte Frau Amrehn bei einem ersten
Meinungsaustausch sehr herzlich. Eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit wurde vereinbart. Als erstes
Thema wurden die Planungen der regionalen Lehrerfortbildung für das Jahr 2013 erörtert.
Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
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Verband
Wechsel im Kreisverband Mellrichstadt
Bernadette Hench tritt Nachfolge von Kreisvorsitzendem Erich Schmitt an
Karlstadt. Bernadette Hench (rechts) ist neue Vorsitzende des BLLV-Kreisverbands Mellrichstadt. ULLV-Vorsitzender
Gerhard Bleß begrüßte sie als neues Mitglied im Bezirksausschuss, gratulierte herzlich und wünschte ihr alles
Gute für die neue Aufgabe. Dem bisherigen Kreisvorsitzenden Erich Schmitt (Mitte), der 18 Jahre lang die Geschicke
des KV Mellrichstadt lenkte und insgesamt mehr als 30
Jahre aktive Verbandsmitarbeit aufzuweisen hat, dankte er
herzlich für seinen nachhaltigen und zuverlässigen Einsatz
für die Kolleginnen und Kollegen seiner Region und verabschiedete ihn mit einem Präsent aus dem ULLV-Bezirksausschuss.
ULLV ehrt verdiente Mitglieder
Dem neuen Ehrenvorsitzenden des ULLV-Kreisverbandes Eugen Albert (zweiter von links):
Kreisvorsitzender Wolfgang Wittmann, seine
Stellvertreterin Anneliese Albert und ULLV-Ehrenvorsitzender Walter Roth (von links).
KV Münnerstadt: Eugen
Albert Ehrenvorsitzender
Münnerstadt. Eugen Albert wurde im
BLLV-Kreisverband Münnerstadt nicht
nur für seine 40jährige Mitgliedschaft
geehrt, sondern vom Kreisvorsitzenden
Wolfgang Wittmann und dem ULLVEhrenvorsitzenden Walter Roth zum
Ehrenvorsitzenden des Kreisverbandes.
Eugen Albert war 19 Jahre Vorsitzender
des Kreisverbandes Münnerstadt,
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Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
14 Jahre Vorsitzender des Personalrats
im Schulamtsbereich Bad Kissingen,
sowie sechs Jahre 3. ULLV-Vorsitzender.
Nach seiner Wahl zum Bürgermeister der
Stadt Münnerstadt 1996 setzte er sich
weiterhin auch als Bürgermeister und
Kreisrat für den Volksschulbereich ein.
So war er ein engagierter Kämpfer gegen
die Einführung der sechsstufigen Realschule. Mit der Generalsanierung der
Freiherr-von-Lutz-Volksschule in Münnerstadt 2006 bis 2008 setzte er seinem
schulischen Wirken vor Ort die Krone
auf. Eugen Alberts Anliegen war es bis
heute, das Ansehen der Volksschule und
ihrer Lehrerschaft in der Öffentlichkeit zu
steigern.
Goldene Ehrennadel
für Berta Glania
Karlstadt. Die Goldene Ehrennadel des
BLLV wurde im Rahmen der ULLVBezirksausschusssitzung in Karlstadt an
Berta Glania (rechts) verliehen. Sie
erhielt diese Auszeichnung für ihre langjährige Tätigkeit im Verband und den
hohen Einsatz beim Auf- und Ausbau
der Fachgruppe Verwaltungsangestellte.
Berta Glania war 1992 Gründungsmitglied der Fachgruppe und wurde damals
zur ersten Fachgruppenleiterin benannt.
Dienstlich tätig war sie in dieser Zeit bei
den Staatlichen Schulämtern in Stadt
und Landkreis Würzburg. Von 1990 bis
2002 fungierte sie zudem
als Gruppenvertreterin der Angestellten
und Stellvertretende Vorsitzende des
Bezirkspersonalrates bei der Regierung
von Unterfranken.
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Regionaler Lehrertag am 16. Mai in Gerbrunn
Würzburg. Starke Lehrer - starke Kinder. Unter diesem Motto laden die
ULLV-Kreisverbände Würzburg-Stadt,
Würzburg-Land, Ochsenfurt und Kitzingen am Donnerstag, 16. Mai zum regionalen Lehrertag.
In der Eichendorff-Schule in Gerbrunn
besteht ab 13.30 Uhr die Möglichkeit zu
einem Imbiss. Erster Programmpunkt
nach der Begrüßung um 14.00 Uhr ist
ein schulpolitisches Statement von
ULLV-Vorsitzenden Gerhard Bleß.
Diplom-Psychologin Dr. Silke Neuderth
von der Universität Würzburg spricht um
14.45 zum Thema: Belastungsfaktoren
im Lehrerberuf und Stategien zur
Lösung.
Von 16.00 bis 17.00 Uhr stehen drei
Workshops zur Wahl: Dr. Silke Neuderth – Stressmanagement und Ent-
spannung, Susann Lojewski – Imagination mit Kindern: „Komm ins Land der
Phantasie“, Angela Langenstein von der
privaten Schule für Kranke – der psychisch kranke Schüler. Den ganzen
Nachmittag über warten Verlagsausstellung, Kinderbetreuung, Kaffee und
Kuchen auf die Besucher. Parkmöglichkeiten gibt es nur am Sportplatz in der
Nähe der Schule.
Ochsengespann und Museumsbier
Der Ausflugstipp: Besuch im Museum Bad Windsheim
Über 100 originalgetreu eingerichtete
Häuser geben den Besuchern einen Einblick in das bäuerliche Leben früherer Zeiten. In wechselnden Aktionen wird nicht
mehr alltägliches Handwerk gezeigt.
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Unterfränkische Schule Ausgabe 23 April 2013
Der Besucher kann beispielsweise die
Produktion von Bier in der Museumsbrauerei verfolgen.
Wer seine historischen Studien mit dem
Hopfensaft und einem urfränkischen Menü
belohnen will, dem sei das Wirtshaus am
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