Bibelwort zu Kolosser 2,1-4 | veröffentlicht auf: www.steyler.de | © Thomas Heck SVD Schrecken der Tiefe Jesus möchte für jeden von uns das Leben in Fülle. Daher dürfen wir nicht der Angst dienen, die uns davon abhält, sondern sollen uns im Vertrauen auf ihn in die ganze Tiefe des Geheimnisses führen lassen. In den letzten Jahren machen neu entdeckte Arten von Meerestieren immer wieder Schlagzeilen. Dank moderner Tauchboote und auch -roboter können Forscher in immer größere Tiefen vorstoßen und diese erkunden. Übrigens ist die Oberfläche des Mondes wesentlich besser erforscht, inzwischen auch diejenige des Planeten Mars, als die Tiefen der Meere unserer eigenen Erde. Auch da, wo man nie Leben erwartet hätte, in den heißen Schloten der Tiefe, wimmelt es von Mikroorganismen, die sich an die unwirtlichen Bedingungen angepasst haben. Von den fotografierten Tiefenbewohnern sieht einer skurriler aus als der andere. Da gibt es einen In den unerforschten Tiefen der Meere gibt es noch Fisch, der vor seinem Maul eine Lampe Vieles zu entdecken. spazieren führt, um Beute anzulocken. Foto: Doe100 / pixelio.de Das Licht erzeugt er selbst durch biochemische Prozesse. Oder ein Fisch mit einem Maul wie dem eines Monsters, weil es durch die übergroßen Zähne gar nicht zugeht. Die Natur zeigt hier ihren ganzen Erfindungsreichtum, um Leben unter schwierigsten Bedingungen möglich zu machen. Wenn man bedenkt, dass wir Menschen schon sehr früh auf den Meeren unterwegs waren, dass sich sehr bald ein reger Handel von Küste zu Küste entwickelte, dass auf den Meeren entscheidende Völkerschlachten und Piratenabenteuer stattfanden, dass wir die Kunst des Schiffbaus bis zur Konstruktion von Flugzeugträgern und haushohen Kreuzfahrtschiffen perfektioniert haben und dass die Ozeane zu richtigen Trassen des weltweiten Warentransportes geworden sind, dann sind unsere Kenntnisse des größten Lebensraumes unseres Planeten, nämlich dem unterhalb der Meeresoberfläche, noch ziemlich gering. Es warten dort noch viele unbekannte Wesen auf uns und neue Gattungen, die entdeckt werden wollen. Natürlich, die Tiefe des Meeres war schon immer gut für Seemannsgeschichten. Da wurde von Kraken erzählt, so groß, dass sie ganze Schiffe samt Mannschaft verschlangen, von sagenumwobenen Kreaturen, die mit den Booten spielten, von Riesenhaien, die Löcher in den Rumpf reißen konnten. Wirklich erforschen kann man die Tiefen der Ozeane jedoch erst in unserer Zeit. Und was uns dort begegnet, ist nicht so furchterregend und schrecklich, wie es uns die Vorfahren weis machen wollten. Vielmehr ist es auf eine Weise faszinierend, bizarr und phantastisch. Vor allem, weil man sich nie hätte ausmalen können, wie raffiniert sich Tiere anpassen können, um auch in eher lebensfeindlicher Umgebung zu überleben. Handeln wir jedoch in unserem Leben nicht oft genug genauso? Wir begnügen uns mit der Oberfläche, hoffen, dass das Leben möglichst geradlinig verläuft und wir bei allem Oberwasser behalten können. Wir fürchten nichts mehr als die Tiefe, weil dort unerforschte Geschöpfe ihr 1 Unwesen treiben. Weil es uns viel zu gefährlich erscheint und wir das Seemannsgarn mit den uns vor Augen gemalten Schreckgespenstern zum Handlauf unseres Lebensweges gemacht haben. Die Angst lehrt uns wegzuschauen und die alten Erinnerungen, die wir in die Tiefe versenkt haben, bloß nicht mehr hervorzuholen. Aber auch in der Erforschung der Seele haben wir Menschen riesige Fortschritte gemacht. Mit Hilfe von therapeutischen Methoden können wir heute in die Tiefen der Seele des Menschen hinabsteigen, die bizarren Gestalten seiner Vergangenheit erforschen, benennen, heilen und ihm so die Ängste nehmen. Die Unterwasserbereiche, die er zuvor aus ahnungsschwerer Furcht gemieden hat, werden wieder zu einem Raum des Lebens, überraschend und vielfältig. Wenn man zum Verbündeten der Entwicklungsverweigerung des anderen wird. Es gibt vielfältige Hilfe! Ich leide daran, wenn ich in seelsorglichen Gesprächen immer wieder erfahre, in welcher Oberflächlichkeit Beziehungen blockiert sind. Menschen, die mit einem Traum von gegenseitiger Hingabe in die Partnerschaft gestartet sind, dann aber in einem weniger als mittelmäßigen Abkommen enden: „Du tust mir nicht weh, und ich tu dir nicht weh!“. Die ursprüngliche Lebensfreude ist versickert in einem grau gefärbten Alltag, der durch das Abspulen der immer gleichen Muster jede wirkliche Auseinandersetzung und damit auch die Tiefe vermeidet. Sehr oft erlebe ich dann, dass sich in einer Partnerschaft der eine wieder zum Leben entwickeln möchte, der andere aber nicht. Der andere lässt sich blockieren aus irrationaler Angst heraus. Und von dort lässt er sich auch mit den besten Argumenten und Wünschen nicht wegbewegen. Dabei gibt es heutzutage eine ganze Bandbreite von Angeboten, die einem aus der Klemme helfen können: von Paarberatung über Theophostisches Gebet, Quantenheilung, Healing Codes, Hypnose, Kinesiologie und Hagiotherapie bis hin zur klassischen Psychotherapie. Wer solche Angebote nicht nutzt, verhält sich wie jemand aus vergangenen Jahrhunderten, der sich weigert in einen Fahrstuhl einzusteigen, weil er das für Hexerei hält. Wer solche Angebote zur Befreiung in seinem Leben ausschlägt, der glaubt lieber an das Seemannsgarn und die Schreckgespenster, die man sich erzählt, als den Forschern, die mit erprobten Methoden die Tiefe wirklich erforscht haben. Foto: Peter Hebgen / pixelio.de Wo immer Jesus Menschen begegnet, lädt er sie ein, tiefer zu blicken, das Innere zu erkunden mehr als das Äußere, in sich zu gehen, in Berührung zu kommen mit dem göttlichen Grund. Nur die Schriftgelehrten, Pharisäer und Machthaber konnte er nicht überzeugen, denn sie hielten fest an ihrem Seemannsgarn. Wie Paulus möchte ich gerne sagen: „Ihr sollt wissen, wie sehr ich mich für euch einsetze. Ich kämpfe um euch und auch um alle anderen, die mich nicht persönlich kennen. Ich möchte, dass sie alle Mut bekommen und in Liebe zusammenfinden und dass sie zur tiefen und umfassenden Fülle des Verstehens gelangen und Gottes Geheimnis begreifen, nämlich Christus. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.“ (Kol 2,1-4) 2