Die fruchtbare Kuh: Gliedmassengesundheit

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Kapitel :: Herdenmanagement
Gliedmassengesundheit
Gliedmassen und Klauen
Die Faktoren, welche die Klauengesundheit beeinflussen, sind vor allem das Management (Fütterung, Haltung und Pflege)
und das Tier selber (Genetik, Alter). Unsere Kühe werden immer grösser und schwerer und im selben Masse nehmen
auch die Klauenprobleme zu.
Klauen- und Gliedmassenerkrankungen haben grossen wirtschaftlichen Schaden zur Folge. Da lahme Kühe Schmerzen
haben, liegen sie mehr, fressen weniger und ihre Leistung ist reduziert. Dazu kommen der Mehraufwand des Landwirtes,
um klauenkranke Tiere zu behandeln und zu versorgen, Liefersperren für die Milch behandelter Tiere und die
Remontierungskosten nach unfreiwilligen Abgängen. Klauenprobleme sind mit 15% der ausgemerzten Kühe dritthäufigste
Abgangsursache für Milchkühe. Auch eine schlechtere Fruchtbarkeit ist Folge von schlechter Klauengesundheit, da lahme
Kühe die Brunst viel schlechter zeigen und schmerzhafte Zustände die Wahrscheinlichkeit von frühembryonalem
Fruchttod erhöhen.
Klauenprobleme können reduziert werden durch eine wiederkäuergerechte Fütterung, mit einer regelmässigen,
fachkundigen Klauenpflege, um eine richtige Belastungsverteilung in den Klauen zu erzielen und einer kuhgerechten
Aufstallung. Die Abstände der Klauenpflege hängen sehr stark von der Aufstallung (Bodenbeschaffenheit) und den
Bewegungsmöglichkeiten (Laufhof, Weide) der Tiere ab. Es ist aber auf jeden Fall gut, wenn die Klauen 2 mal jährlich
kontrolliert und gepflegt werden.
Mehr Informationen finden Sie im Kapitel Fachartikel-Literatur-Links
Vorgehensweise bei Lahmheit
Mehr als 90% der Lahmheiten sind auf Klauenprobleme zurückzuführen, wobei die Klauen der Hintergliedmasse häufiger
betroffen sind. Der erste Schritt zur Abklärung einer lahmen Kuh ist immer die Untersuchung der Klaue in einem
Zwangsstand. Zur weiteren, richtigen Beurteilung sind gute Kenntnisse der Anatomie und der häufigen
Klauenerkrankungen nötig, um die richtigen Massnahmen zu ergreifen.
Im Falle eines Herdenproblems (Anteil lahmer Tiere innerhalb eines Jahres >25%, Anteil lahmer Kühe während des
letzten Monats >3%) muss neben den betroffenen Einzeltieren die Ursache für die gehäuften Lahmheiten gefunden
werden. Zu finden sind diese meist bei den Tieren, den Böden bzw. der Aufstallung und der Fütterung. Die Ergebnisse
dieser Faktoren zusammen ergeben oft ein vollständiges Bild von Ursache und Folge und helfen Massnahmen zu
ergreifen, um die Situation im Betrieb zu verbessern.
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Gliedmassengesundheit
Klauen
Für die fachgerechte Beurteilung der Klauen ist viel Wissen nötig, ein Klauenstand und es gibt praktische Werkzeuge und
Hilfsmittel dazu.
Untersuchung der Tiere
Die Art der Klauenveränderung gibt Aufschluss über deren Ursache. So stehen z.B. infektiöse Klauenerkrankungen wie
Panaritium oder Mortellaro in engem Zusammenhang mit der Sauberkeit der Aufstallung und Klauenrehe
(Lederhautentzündung) ist häufig ein Zeichen von schlechter, nicht wiederkäuergerechter Fütterung (Pansenübersäuerung
oder verpilztes Futter).
Zur Untersuchung eines lahmen Tieres gehört die Adspektion (wie steht das Tier, ist der Rücken aufgekrümmt, wie
belastet das Tier seine Klauen), die Ganganalyse (wo und wie stark lahm geht das Tier) und dann die Untersuchung der
Klaue selbst.
Auch die ganze Herde muss beurteilt werden. Wie viele Tiere sind betroffen? Wie viele Tiere haben gleiche oder ähnliche
Klauenveränderungen?
Mehr Informationen finden Sie im Kapitel Fachartikel-Literatur-Links
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Krankes Tier
Dieses Tier steht mit aufgekrümmten Rücken da und macht insgesamt einen sehr kranken Eindruck. Ein Tierarzt sollte
gerufen werden.
Untersuchung der Haltung inkl. Böden
Die Haltung hat einen grossen Einfluss auf die Klauengesundheit. Einerseits muss der Beschaffenheit der Laufflächen
(Laufstall, Laufhof und Weide) Beachtung geschenkt werden und andererseits dem Liegekomfort. Ein häufiges Problem in
der Anbindehaltung sind die oft knappen Lägerabmessungen. Ein zu kurzes Läger zwingt die Kuh auf der Kante zu
stehen, was für die Klauen eine enorme Belastung bedeutet und zu vermehrten Rusterholz’schen Sohlengeschwüren
führt oder die Kuh muss ihre Beine zu weit nach vorne unter den Bauch stellen, was nicht ihrer natürlichen Haltung
entspricht. Zu schmale Standplätze zwingen die Kuh zu einer unnatürlich engen Fussstellung, was zu einer vermehrten
Belastung der Aussenklaue und somit zu häufigerem Vorkommen von Rusterholz’schen Sohlengeschwüren führt. Oft
können in der Anbindehaltung nicht alle Tiere gleichzeitig liegen. Kann eine Kuh längere Zeit nicht abliegen (Kühe liegen
bis 14 Stunden pro Tag), ist die Belastung der Klaue enorm und die Durchblutung der Lederhaut gestört. Diese erhöhte
Belastung erhöht wiederum das Risiko für ein Sohlengeschwür.
Laufflächen müssen griffig und rutschfest sein, um den Tieren ein angst- und schmerzfreies Gehen zu ermöglichen. Lässt
man Kühen die Wahl, bevorzugen sie Gummimatten. Gummimatten sind weich und rutschfest und erlauben sicheres
Gehen, aber der Klauenabrieb ist ungenügend und Klauenpflege häufiger nötig als in Ställen mit Betonboden. Betonboden
wird oft mit Rillen versehen, um ihn rutschfester zu gestalten. Er muss jedoch in den meisten Fällen nach ein paar Jahren
aufgeraut werden, da er in Kontakt mit Harn schnell rutschig wird. Der Klauenabrieb ist auf Beton in der Regel nicht
übermässig. Gussasphalt ist rutschfest und der Klauenabrieb oft stärker als bei Betonböden. Je nachdem wie gross die
Partikel im Guss sind, raut sich der Boden noch mehr auf und der Abrieb des Klauenhorns wird verstärkt. In solchen Fällen
muss der Boden nach ein paar Jahren abgeschliffen werden. Wichtig bei allen Laufflächen ist, dass sie sauber und
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Gliedmassengesundheit
trocken gehalten werden. Stehen die Tiere bis zu den Afterklauen im Mist, wird das Klauenhorn und die Haut im
Zwischenklauenbereich aufgeweicht und Bakterien können sich gut ansiedeln und Infektionen wie Mortellaro oder
Panaritien breiten sich aus. Deswegen ist es wichtig, bei infektiösen Klauenproblemen im ganzen Bestand die Klauen
möglichst trocken zu halten und desinfizierende Klauenbäder anzuwenden. Welche Klauenbäder zugelassen sind, weiss
Ihr Tierarzt.
Kurzes Läger
Das Läger ist so kurz, dass die Kuh ihre Hinterbeine weit nach vorne stellen muss, was zu Fehlbelastungen in den
Gliedmassen führt.
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Kurzes Läger
Das Läger ist zu kurz, so dass die Tiere die Beine hinten über die Kante auf den Rost strecken. Verletzungsgefahr an
Euter und Sprunggelenken ist gross.
Platz
Dieses Tier hat keinen Platz zum Abliegen. Die Gliedmassen werden dadurch übermässig belastet.
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Gliedmassengesundheit
Platz
Diese Tiere haben alle genug Platz sowohl in der Länge als auch in der Breite zum Liegen.
Untersuchung der Fütterung
Es ist hinlänglich bekannt, dass die Fütterung einen grossen Einfluss auf die Klauengesundheit hat. Hochleistungstiere mit
energiebetonten, strukturarmen Futterrationen sind gefährdet, (subklinische) Pansenübersäuerungen zu entwickeln. Eine
häufige Folge davon ist Klauenrehe.
Die sehr gut durchblutete Sohlenlederhaut ist enorm empfindlich auf Giftstoffe, welche bei einer Infektion
(Gebärmutterentzündung, Euterentzündung, etc.) oder bei einer Pansenübersäuerung entstehen kann. Diese
Giftstoffe erhöhen die Durchlässigkeit der Blutgefässe und es kommt zu Blutungen in die Sohle. Diese sogenannt
aseptische (= nicht infektiöse) Lederhautentzündung, auch Klauenrehe genannt, ist im akuten Fall sehr schmerzhaft und
im chronischen Fall kommt es zu Deformationen des Hornschuhes und zur Bildung der typischen Querrillen in der
Hornwand.
Hat man bei der Untersuchung der Tiere Verdacht auf ein fütterungs-bedingtes Problem, so muss dieses unbedingt
analysiert werden. Untersucht werden v.a. die Futterkomponenten und die -reihenfolge auf ihre Tauglichkeit zur
Wiederkäuerfütterung.
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Klauenrehe
Typisch bei chronischer Klauenrehe nach anhaltender Pansenübersäuerung sind die Querrillen an den Klauen. Die
Fütterung muss auf den Strukturgehalt überprüft werden.
(Bild: Wiederkäuerklinik Bern)
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