Regionalforum, 03. September 2014, Berlin Naturnahe Firmengelä nde rechnen sich! Kurzfassung der Beiträge Veranstalter: Partner: Gefördert von: Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge (Fotos Titelblatt: Bodensee-Stiftung und Heinz Sielmann Stiftung) Rahmen und Förderer: Das Regionalforum war eine gemeinsame Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) - www.ihkberlin.de/naturschutz - und der Heinz Sielmann Stiftung im Rahmen des Projekts „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“. Das Projekt „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Der Bericht gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen. Impressum: Diese Tagungsdokumentation ist eine Veröffentlichung der Heinz Sielmann Stiftung. Sie wurde 1994 von dem Naturfilmer Heinz Sielmann und seiner Frau Inge Sielmann als öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet und setzt sich für den Natur- und Artenschutz ein. Heinz Sielmann Stiftung Gut Herbigshagen 37115 Duderstadt Tel.: 05527 914-0 Mail: [email protected] www.sielmann-stiftung.de 2 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Hintergrund und Ziele Die biologische Vielfalt nimmt Einfluss auf jedes Unternehmen! „Biodiversität? Was haben wir denn damit zu tun?" Oft reagieren Unternehmen zunächst verständnislos auf die Frage, ob sie die Auswirkungen ihres Handelns auf die biologische Vielfalt kennen und in ihrer Unternehmensstrategie berücksichtigen. Dabei profitiert die Wirtschaft in jeder Branche von den Leistungen der Natur. Und was ist die Kehrseite der Medaille? Unternehmerische Aktivitäten verursachen erhebliche Belastungen für Ökosysteme, Pflanzen und Tiere. Bei einigen Branchen wie der Lebensmittelbranche oder dem Rohstoffabbau ist der Bezug zur biologischen Vielfalt offensichtlich, andere Wirtschaftszweige haben einen indirekten Einfluss über Rohstoffe und Materialien, Zulieferer oder das Produkt selbst. Der Verlust der biologischen Vielfalt ist dramatisch: Zwei Drittel aller Ökosysteme weltweit sind gefährdet und jeden Tag sterben bis zu 1.000 Arten aus. Auch Europa, Deutschland und unsere Region sind vom Verlust von Ökosystemen und der Artenvielfalt betroffen. Es gibt bereits Unternehmen, die sich frühzeitig mit ihren Auswirkungen auf die biologische Vielfalt beschäftigen und sich um den schonenden Umgang mit Ressourcen und Lebensräumen kümmern. Sie haben einen Vorsprung im Wettbewerb und nehmen gleichzeitig rechtliche Anforderungen vorweg. Insbesondere Betriebe, die sich nach EMAS zertifizieren lassen, müssen seit 2010 über das Thema Biodiversität berichten. Inzwischen hat auch der Revisionsprozess für die ISO 14001 begonnen, und es ist zu erwarten, dass dieser Aspekt auch bei ISO zukünftig relevant sein wird. Regionalforum „Naturnahe Firmengelände rechnen sich!“ Das Regionalforum will Unternehmen motivieren, sich mit dem Aspekt Biodiversität auseinanderzusetzen und damit auf dem eigenen Firmengelände anzufangen. Das Forum informierte über gesetzliche Vorgaben, die politischen Ziele, Risiken und Chancen in Bezug auf die biologische Vielfalt. Es stellte Möglichkeiten vor, wie Unternehmen zur Schaffung und zum Schutz von Lebensräumen beitragen können. Ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bietet Unternehmen eine kostenfreie Beratung zur naturnahen Gestaltung ihres Außengeländes. Das Beispiel der Initiative „Berlin summt!“ zeigt, wie Unternehmen zum Schutz der Bienen beitragen können. Der Veranstaltungsort – die Schöneberger Malzfabrik – wurde für ihr Nachhaltigkeitsengagement mehrfach ausgezeichnet. Dieses Unternehmen steht beispielhaft Pate für verantwortungsbewusstes Denken und Handeln. Bei einer Betriebsführung erläuterte eine Fachexpertin aus dem Naturgarten e.V. an konkreten Flächen praktisch, wie diese mit kleinen oder großen Maßnahmen naturnaher gestaltet werden können. Das Thema richtete sich an Unternehmer, Umweltbeauftragte oder Facility Manager von Firmengeländen, die herausfinden möchten, wie sich die naturnahe Gestaltung auf ihrem Areal rechnet. 3 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Programm 4 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Was kostet uns die Natur? – Wirtschaftliche Bedeutung biologischer Vielfalt Der Global Nature Fund führt weltweit Natur- und Umweltschutzprojekte durch und entwickelt Modellprojekte zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens. Ein Schwerpunkt der gemeinnützigen Stiftung liegt auf dem Thema „Unternehmen und Biologische Vielfalt“. Die wirtschaftliche Bedeutung und der Verlust der Natur Die biologische Vielfalt sorgt für stabile Ökosysteme, die nicht nur Nahrungsmittel, Holz oder medizinische Wirkstoffe, sondern auch reines Wasser und gesunden Boden – so genannte Ökosystemleistungen – bereitstellen. Die ökonomische Bewertung von Biodiversität ist vor allem durch die von der Europäischen Kommission beauftragte Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ (TEEB) in das Rampenlicht gerückt worden. So wurde beispielsweise der ökonomische Gesamtwert der Bestäubungsleistung von Insekten auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Das © Fotolia/ Irochka Naturkapital wird allerdings in rasendem Tempo verbraucht. Die aktuelle Aussterberate von Arten übersteigt die natürliche Rate um das 1000-fache. Die Natur kann ihre Güter kaum noch in dem Maße zur Verfügung stellen, wie sie von der Wirtschaft verbraucht werden. Die TEEB-Autoren beziffern bei einem „Weiter so wie bisher“ einen weltweiten Wohlstandsverlust durch die kumulierte Zerstörung von Ökosystemleistungen bis 2050 auf 7 Prozent des globalen BIPs1 . In letzter Zeit gibt es vermehrt Bestrebungen seitens der Privatwirtschaft, Umweltkosten zu messen und diese Kosten in interne Entscheidungsfindungen zu integrieren. Beispielsweise hat der World Business Council on Sustainable Development einen „Guide to Corporate Ecosystem Valuation” veröffentlicht2. 14 global agierende Unternehmen3 testeten die im Leitfaden vorgestellte Vorgehensweise und nutzen diese zur internen Unterstützung bei der Auswahl von Produktionsprozessen oder bei der Bestimmung des Werts der Natur für das Unternehmen. Im Jahr 2011 veröffentlichte PUMA die ersten Ergebnisse seiner Umweltkostenrechnung. Die vollständige Berechnung der ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung unter Einbeziehung der externen Effekte von Wasserverbrauch und Treibhausgasen, aber auch von 1 The Economics of Ecosytems and Biodiversity (TEEB) (2010): Synthesis Report World Business Council for Sustainable Development (WCMC) (2011): Guide to Corporate Ecosystem Valuation http://www.wbcsd.org/work-program/ecosystems/cev.aspx; auf deutsch: econsense (2011): Handbuch zur unternehmerischen Bewertung von Ökosystemdienstleistungen (CEV): http://www.econsense.de/sites/all/files/WBCSD_Handbuch_CEV.pdf 3 Die 14 Unternehmensstudien stammen von: AkzoNobel, EDP, ENI, Eskom, GHD, Hitachi, Holcim, Lafarge, Mondi, Rio Tinto, Syngenta, Veolia Water, Weyerhaeuser und dem US BSCD. 2 5 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Landverbrauch, Abfall und Luftschadstoffen, ergab jährliche Umweltkosten von insgesamt 145 Millionen Euro. Dies entspricht immerhin 70 Prozent des Unternehmensgewinns in 20104. Chancen und Risiken für Unternehmen Umfragen zeigen, dass die meisten Unternehmen jedoch weder die Auswirkungen ihres Handelns auf noch ihre Abhängigkeiten von den Leistungen der Natur kennen. Nur wenige Unternehmen berücksichtigen bisher Biodiversitätsaspekte in ihren Unternehmensstrategien. Nur langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Erhalt des Naturkapitals eine unternehmerische Kernaufgabe ist5. Bei Unternehmen aus der Nahrungsmittel- oder Kosmetikbranche, beim Abbau von Kies oder in der Holz- oder Papierindustrie sind die Einflüsse auf die biologische Vielfalt offensichtlich. Auch der Tourismus profitiert von intakten Landschaften und Natur. In der Bekleidungsbranche, Metallverarbeitung oder Elektronikindustrie liegen die © Fotolia / Rob Bouman entscheidenden Auswirkungen meistens in der Lieferkette und beim An- oder Abbau der Rohstoffe, die verwendet werden. Im Auto verarbeitete metallische Rohstoffe wie Platin oder Zinn werden überwiegend in Staaten mit hoher Artenvielfalt abgebaut. Finanzinstitute können ihre Kreditvergabe oder Investitionsentscheidungen so gestalten, dass sie für oder gegen die biologische Vielfalt ausfallen können. Die Liste der Branchen mit Bezug zur Biodiversität lässt sich beliebig erweitern. Ebenso ergeben sich vielfältige Chancen und Risiken für Unternehmen aller Branchen in Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt. Übersicht zu Risiken und Chancen in Bezug zur Biologischen Vielfalt6 Typ Regulierung • • • Eingriffs- Ausgleichsregelungen / No Net Loss Umweltschadensgesetz Nagoya Protokoll Beispiel • • Fraport: 160 Mio. € für Ausgleichsmaßnahmen – Ökopunkte Schwabe Spitzner: Aberkennung des Patents auf ein Verfahren zur Extraktion der Umckaloabo-Wirkstoffe 4 PUMA: http://safe.puma.com/us/en/2011/11/puma-completes-first-environmental-profit-and-loss-accountwhich-values-impacts-at-e-145-million 5 Ifo-Institut (2012): Bedeutung von Komponenten einer grünen Transformation in: Wackerbauer, J. (2012): “Green Economy” – Faktum oder Fiktion, Ifo-Schnelldienst, 65. Jg., No. 22/2012, S. 31-34. 6 Quellen: PwC (2010): Biodiversity and Business Risk www.pwc.de/de/nachhaltigkeit/assets/Biodiversity_businessrisk.pdf; Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2013): Die Unternehmensperspektive. Auf neue Herausforderungen vorbereitet sein; UNEP Finance Initiative (2010): Mythos Naturkapital, http://www.unepfi.org/fileadmin/documents/CEO_DemystifyingMateriality_de.pdf United Nations Environment Programme (UNEP) (2010): Are you a green leader? Business and biodiversity: making the case for a lasting solution. Online unter http://www.unep.fr/shared/publications/pdf/DTIx1261xPAAreYouaGreenLeader.pdf ; eigene Recherche. 6 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Physisch Verfügbarkeit von Rohstoffen Kosten für Rohstoffe • Unilever: Sinkende Kabeljaubestände – Gewinnmargenreduzierung um 30% Innovation / Entwicklung neuer Produkte (z.B. Bionik) Kundenbindung (auch B2B) • Bionade: Alte Sortenverwendung, Bioanbau Rhön Biosphärenreservat Finanzierung • • Zugang zu Krediten Aufnahme in Nachhaltigkeitsfonds / Indizes • Freeport McMoran – Rio Tinto: Ausschluss aus norwegischem Pensionsfonds wegen naturzerstörendem Bergbau Reputation NGO-Proteste / Kooperation Auszeichnungen • Nestle Kitkat: Greenpeace Kampagne – Palmöl TUI, Delinat: Deutscher CSR-Preis für Biodiversität • • Märkte • • • • • Was Unternehmen tun können: Biodiversitätsmaßnahmen vom Firmengelände bis zur Lieferkette Mit dem Projekt „Unternehmen und Biologische Vielfalt – Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ unterstützt der Global Nature Fund gemeinsam mit der Heinz Sielmann Stiftung und der Bodensee-Stiftung Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Dazu zählt auch der Biodiversity Check, der Unternehmen dabei hilft, ihre Geschäftsprozesse und © Sven Schulz/ Bodenseestiftung Wertschöpfungsketten systematisch auf Bezüge zur Biodiversität zu überprüfen, Chancen wie auch Risiken zu erkennen und Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität zu ergreifen. Stefan Hörmann, Programmleiter Unternehmen und Biologische Vielfalt, Tel. 0228-1848694 11, [email protected] 7 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Berlins biologische Vielfalt – Was Berliner Unternehmen tun können Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ist auch Oberste Naturschutzbehörde des Landes Berlin. Sie ist zuständig für die Umsetzung der „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“. Biologische Vielfalt und das Gewerbe in Berlin Das Unternehmensregister7 wies für Berlin am 31.05.2013 rund 159.000 Unternehmen und 165.000 Betriebe - davon über 90 % mit unter 10 Beschäftigen - aus. An der Berliner Gesamtfläche von mehr als 89.000 ha hat die gewerbliche Baufläche einen Anteil von rund 4.700 ha8. Diese Areale stehen Pflanzen und Tieren nur sehr eingeschränkt zur Verfügung, da sie bebaut sind oder als Verkehrs- und Lagerfläche genutzt werden. Doch auch hier können durch die Schaffung von ökologischen Bereichen auf Restflächen oder in Randbereichen wertvolle Lebensräume entstehen. Berliner Kampagne zur biologischen Vielfalt Berlin ist aber auch eine grüne Stadt: Rund 36% der Fläche sind Wälder, Felder, Wiesen, Grünanlagen und Friedhöfe. Fast 7% Gewässerfläche ergänzen das Freiraumsystem. Und in diesen Bereichen ist Berlin auch eine artenreiche Stadt! Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch viele bedrohte Arten geben würde. 31% der Arten, die natürlicherweise in Berlin vorkommen, sind gefährdet. Und in der Regel sind es die fehlenden oder bedrohten Lebensräume, die für den Rückgang der Arten verantwortlich sind. Arten und ihre Lebensräume sind in vielfältiger Weise die Grundlage für Ökosystemleistungen. Und die wiederum tragen zum Funktionieren von “Stadt“ und “Wirtschaft“ bei. Diesen Zusammenhang greift eine Kampagne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt unter dem Motto “Biologische Vielfalt. Mehr als Mensch kann.“ auf. Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt – Auch Unternehmen sind gefragt Im März 2012 hat der Berliner Senat die „Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt“ beschlossen, die danach das Abgeordnetenhaus zur Kenntnis genommen hat. Sie geht von der 7 https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/BasisZeitreiheGrafik/BasUnternehmensregister.asp?Ptyp=300&Sageb=52001&creg=BBB&anzwer=4 8 http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/stadtentwicklungsplanung/download/industrie_gewerbe/Step_ Industrie_Gewerbe_Gesamt.pdf (Seite 25) 8 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Verantwortung der gesamten Stadtgesellschaft für die biologische Vielfalt aus und setzt auf umfassende Beteiligung der Stadtgesellschaft. So wurde als erster Schritt für die Entwicklung von Maßnahmen ein „Arbeitsgespräch Wirtschaft“ gemeinsam mit der IHK Berlin organisiert und dabei Interessen und Möglichkeiten zur Umsetzung der Strategie abgeglichen. Die Strategie enthält 38 Ziele für die Bereiche Arten und deren Lebensräume, genetische Vielfalt, urbane Vielfalt und Gesellschaft. Darin sind auch sieben Ziele enthalten, die sich mehr oder weniger direkt an die Wirtschaft wenden bzw. nur durch die Wirtschaft umgesetzt werden können. Dabei geht es um das öffentliche Bau- und Beschaffungswesen, die Förderung von Schutz und Erforschung biologischer Vielfalt, Zertifizierung und Bilanzierung in den Unternehmen, die globale Verantwortung bei Auslandsinvestitionen und natur- und sozialverträgliche Importe sowie das gesellschaftliche Engagement. Ein besonderer Schwerpunkt ist aber das Ziel 23 „Biologische Vielfalt auf Firmengeländen“. Hier schlummern noch beachtliche Reserven, um biologische Vielfalt zu fördern. Durch die ökologische Aufwertung eines Firmengeländes können win-win-Situationen entstehen. Zum Beispiel kann die Belegschaft eines Betriebes vom „grünen“ Arbeitsumfeld profitieren, gleichzeitig wird das territoriale Biotopverbundsystem um grüne „Trittsteine“ auf Firmenarealen ergänzt. Vorschläge zum Handeln – Was Berliner Unternehmen tun können Um den Berliner Unternehmen das Handeln für Berlins biologische Vielfalt zu erleichtern, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt einen Leitfaden „Berliner Unternehmen fördern Biologische Vielfalt“ erarbeitet und als Broschüre herausgegeben, die zwischenzeitlich auch auf Englisch verfügbar ist9. Die darin vorgestellten Möglichkeiten für Unternehmen, sich auf dem eigenen Firmengelände für die biologische Vielfalt einzusetzen, sind mannigfaltig: ein naturnah gestalteter Eingangsbereich, entsiegelte Parkflächen, die Verwendung heimischer Pflanzen oder die Bereitstellung von Nisthilfen. Und dabei können sich naturnah gestaltete Firmengelände sogar ökonomisch rechnen: Die Neuanlage einer artenreichen Wiese kostet vergleichbar viel wie ein Rasen, ca. 8 €/m2, ihre Pflege ist jedoch günstiger. Statt mit 10 Schnitten zu 2,50 €/m2 im Jahr bei einem Rasen, kommt eine Wiese mit zwei Schnitten zu 0,60 €/m2 im Jahr aus. So hat sich die Neuanlage einer naturnahen Wiese nach etwa vier Jahren finanziell amortisiert und spart dem Betrieb pro Jahr 1,90 €/m2.10 Doch auch Unternehmen ohne eigenes Firmenareal können aktiv werden: Glasfassaden und Fenster vogelfreundlich gestalten, Stadtbäume spenden, beim Betriebsausflug gemeinsam Naturschutzarbeit leisten oder Bienenpatenschaften übernehmen. Der Leitfaden zeigt in vielfältiger Weise auf, welche Möglichkeiten Unternehmen haben, zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen. Reinhard Schubert, Koordinator Biologische Vielfalt, Tel. 030-9025 1359, [email protected] 9 http://www.stadtentwicklung.berlin.de/natur_gruen/naturschutz/downloads/publikationen/Leitfaden_Biologis cheVielfalt_BerlinUnternehmen.pdf 10 SenStadtUm Berlin 2014: Berliner Unternehmen fördern Biologische Vielfalt. Vorschläge zum Handeln – ein Leitfaden. Seite 12. 9 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ – Ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt Die Stiftung setzt sich im Namen ihres Gründers, des Naturfilmers Heinz Sielmann und seiner Frau Inge für den Natur- und Artenschutz ein. Sie schützt und entwickelt großräumige Gebiete in Brandenburg, die sogenannten „Sielmanns Naturlandschaften“, und sensibilisiert die Öffentlichkeit durch Naturerleben und Umweltbildung. Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt – Naturnahe Firmengelände als Beitrag zur Umsetzung Am 7. November 2007 wurde in Deutschland die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) vom Bundeskabinett verabschiedet. Sie formuliert die Zukunftsvision der Bundesregierung für den Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Verwirklichung der rund 330 formulierten Ziele und 430 Maßnahmen ist nicht allein Aufgabe der Bundesregierung, sondern aller staatlichen und nicht-staatlichen Akteure. Auch die Wirtschaft trägt hierfür Verantwortung. Um Ansätze zur Umsetzung der Strategie zu entwickeln und modellhaft zu realisieren, wurde das Bundesprogramm Biologische Vielfalt aufgelegt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen. Das von der Heinz Sielmann Stiftung, der Bodensee-Stiftung und dem Global Nature Fund entwickelte Projekt „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ wird über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Im Mittelpunkt steht die Schaffung naturnaher Firmengelände als konkreter Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt. Vielfacher Nutzen naturnaher Firmengelände Naturnahe Firmengelände tragen zur Sicherung bzw. Erhöhung der Artenvielfalt und zur Vermehrung von ökologisch wertvollen, extensiv genutzten Lebensräumen in Deutschland bei. Eine naturnahe Gestaltung setzt auf die Verwendung heimischer Arten, regionaler Materialien, eine extensive Pflege, verzichtet auf Dünger sowie Pestizide und leistet so einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Denn gebietseigene Wildpflanzen sind am besten an die örtlichen Gegebenheiten Magere Blumenwiese (© Sven angepasst und bieten reichlich Nahrung und Lebensraum. Schulz/ Bodenseestiftung) Zum Beispiel gehören nährstoffarme Blühwiesen statt 10 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge akkurat geschnittener Rasenflächen zu den artenreichsten Biotoptypen in Europa – und sind nebenbei pflegeleicht. Mit der naturnahen Gestaltung fördern Unternehmen nicht nur die biologische Vielfalt vor Ort, sie verbessern zugleich auch das Arbeitsumfeld und bieten Mitarbeitern, Kunden und Nachbarn praktischen Anschauungsunterricht zur Bedeutung der biologischen Vielfalt. Mit der Einbindung und Information von MitarbeiterInnen wird ein Beitrag zur Sensibilisierung der Gesellschaft für den Wert der biologischen Vielfalt geleistet. Eine naturnahe Gestaltung kann sich auch wirtschaftlich rechnen, denn durch die extensive Pflege reduzieren sich die Unterhaltskosten des Betriebsgeländes. Zudem lässt sich aktives Handeln zum Thema Biodiversität auch mit neuen unternehmerischen Chancen verbinden, denn das Interesse der Verbraucher am Thema biologische Vielfalt steigt stetig. Kostenfreies Beratungsangebot – Naturschutzstiftungen unterstützen bei naturnaher Gestaltung Im dicht besiedelten Deutschland ist wenig Raum für Tiere und Pflanzen. Dabei verfügen Unternehmen oft über Brachen, Restund Randflächen, die sie der Natur zur Verfügung stellen könnten. Werden diese naturnah gestaltet, können sie speziell in dicht besiedelten Gebieten wertvolle Lebensräume schaffen. Das Projekt „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“ informiert Unternehmen über die Vorteile der naturnahen Gestaltung und berät zu konkreten Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Dabei kann auch ein „Biodiversity Check“ unterstützen: Experten der Naturschutzstiftungen checken alle Unternehmensbereiche auf Berührungspunkte zur biologischen Vielfalt und geben Handlungsempfehlungen für Ziele und Maßnahmen, um negative Wirkungen zu reduzieren. Darüber hinaus bietet das Projekt Unternehmen kostenfreie Beratungen zu den Möglichkeiten naturnaher Gestaltung ihres Firmengeländes, der praktischen Umsetzung, zur Pflege und den Vorteilen. Grundlage ist ein Vor-Ort-Besuch, bei dem der Ist-Zustand erfasst und ökologische Aufwertungspotentiale identifiziert werden. Im Ergebnis erhält das Unternehmen Maßnahmenvorschläge nach Prioritäten und Aufwand, die den Betriebsablauf nicht stören und der Artenvielfalt nutzen. Ziel ist es, „Leuchtturmunternehmen“ zu gewinnen, die repräsentative Maßnahmen modellhaft umsetzen. Die konkreten Planungen und Umsetzungen der Maßnahmen werden in einem Leitfaden dokumentiert, um Unternehmen bundesweit zu motivieren, ihre Firmengelände biodiversitätsfreundlich zu gestalten. Bereits über 25 Firmen aus unterschiedlichen Branchen (Stand 10/2014) haben eine Beratung durch das Projekt in Anspruch genommen. Die Beratungen werden fortgeführt, damit weitere Unternehmen ein Zeichen für biologische Vielfalt setzen und eine Vorbildfunktion in der Gesellschaft übernehmen. Weitere Informationen auf www.naturnahefirmengelaende.de. Dr. Nicole Schrader, Referentin für Energie, Natur- und Umweltschutz, Tel. 0160-90440923, [email protected] 11 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Begeistern Sie Mitarbeiter und Kunden: Bienen am Unternehmensstandort Die Stiftung entwickelt eigene Konzepte und Kommunikationsformate zu den Themen Nachhaltigkeit und Naturschutz. Unter ihrer Trägerschaft wurde die Initiative "Deutschland summt!“ aufgebaut. Die Stiftung wurde damit Bundessieger im Bereich „Umwelt“ bei der Initiative Deutschland – Land der Ideen. Keine biologische Vielfalt ohne Bienen Wild- und Honigbienen sind Schlüsselwesen für die biologische Vielfalt, denn sie sorgen durch ihre Bestäubungsleistung für die Fortpflanzung der Blütenpflanzen. Etwa 80 % der heimischen Blütenpflanzen bilden gute, nahrhafte Früchte und Samen nur aus, wenn sie von Bienen bestäubt wurden. Auch jede dritte Anbaufrucht ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Viele Früchte heimischer Pflanzen dienen nicht nur uns Menschen, sondern einer Vielzahl von Vögeln und anderen Kleintieren als Nahrung. Der Wert dieser „ökologischen Dienstleistung“ der Bienen und der anderen blütenbesuchenden Insekten betrug einer Studie zufolge im Jahre 2005 weltweit etwa 150 Milliarden Euro. Experten sind sich einig, dass der seit Jahren zu beobachtende Rückgang der Bestäuber-Insekten eine der Hauptbedrohungen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist und eingedämmt werden muss. Honig- wie Wildbienen sind aus teilweise unterschiedlichen Gründen auf dem Rückmarsch. Allerdings setzt beiden Gruppen die konventionelle Landwirtschaft zu, die mit großflächigen Monokulturen, Wildkräuterbekämpfung, zunehmend intensivierter Grünland- und Ackernutzung sowie fehlenden Randstreifen kaum noch Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten für Bienen lässt. Der Einsatz bestimmter Wildblumenwiese (© Stiftung Pestizide führt zudem zu Schädigungen der Bienen, die sie Mensch und Umwelt) orientierungslos machen und nicht mehr zu ihrem Stock bzw. Nest zurückfinden lassen. Eine weitere Ursache für den Rückgang sind Flächenverluste durch Bebauung und Versiegelung. Aber auch „aufgeräumte“ und zu häufig gemähte öffentliche Grünflächen im privaten und kommunalen Bereich tragen zur Verminderung der Nistflächen und des Nahrungsangebots für Bienen bei. Berlin summt! macht mobil! Die 2010 ins Leben gerufene Initiative Berlin summt! versucht vor allem über eine Vielzahl von Kommunikationsmaßnahmen und Mitmach-Aktionen, Bürger und Führungskräfte aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen auf die Bedeutung der Bienen aufmerksam zu machen und sie zu eigenen Schutzmaßnahmen anzuregen. Das Aufstellen von Bienenstöcken auf mehr als einem Dutzend prominenter Gebäude der Stadt Berlin wie dem 12 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Abgeordnetenhaus (Politik), dem Berliner Dom (Kirche) oder dem Haus der Kulturen der Welt (Kultur) sorgte für starke Medienpräsenz und ermöglicht, in die Mitarbeiterschaften sowie in die gesellschaftlichen Gruppen hineinzuwirken, die diese Gebäude repräsentieren. Der Wettbewerb „Wir suchen die bienenfreundlichsten Gärten der Stadt“ im Jahr 2012 gab Anregungen zur naturnahen Gartengestaltung, animierte zum Umgestalten der Gärten und wertschätzte diejenigen, die in ihrem direktem Umfeld bereits für den Bienen- und Naturschutz aktiv sind. Ein 2013 konzipierter „Bienenkoffer“ enthält Materialien, mit denen schon Kita-Kinder und Grundschüler spielerisch an das Thema „Biologische Vielfalt“ herangeführt werden können. Mit einer Wanderausstellung, einer Website und Infoflyern sowie einer Vielzahl an Vorträgen, Führungen und Informationsständen vermittelt die Initiative den Stadtbewohnern, was sie selber tun können, um die Bienen zu unterstützen. Für „die erfolgreiche Arbeit ihrer Initiative Berlin summt!" erhielt die Stiftung für Mensch und Umwelt den Berliner Naturschutzpreis 2014. Was Unternehmen für die Bienen tun können – und wie sie profitieren Auch Unternehmen können einen Beitrag zum Schutz der Bienen und der biologischen Vielfalt leisten. Das Spektrum möglicher Maßnahmen reicht von der bienenfreundlichen Gestaltung von Außenflächen, Fassaden und Dächern, über das Angebot von Bio-Produkten in der Kantine bis zur Mobilisierung der eigenen Mitarbeiterschaft. Das Engagement kann Einweihung des Bienenstandes der KfW (© Stiftung für Mensch und Umwelt) zudem nach innen und außen kommuniziert werden und so zu gestärkter Mitarbeiterbindung und einem Imagegewinn führen. Hier unterstützt die Stiftung Unternehmen im Rahmen von Kooperationen gern. Mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, wurden beispielsweise an deren Hauptsitz in Frankfurt am Main Bienenschutz-Maßnahmen und Bewusstseinsförderung der Mitarbeiter umgesetzt. Dazu gehören die bienenfreundliche Umgestaltung des KfW-Gartens, das Aufstellen einer Wildbienennisthilfe und von Honigbienenstöcken. Über diese Aktionen wurde in den Medien vielfältig berichtet. Für die Mitarbeiter wurden Bienentage mit Vorträgen veranstaltet. Zu einem „Bienentalk“ mit Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Naturschutz waren auch interessierte Bürger eingeladen. Im Treppenhaus weisen im sogenannten „Bienenpfad“ kurze Texte und Bilder auf das Engagement der KfW hin und geben nützliche Infos zum Bienenschutz. Solche Maßnahmen sind mit überschaubarem personellem und finanziellem Aufwand in vielen Unternehmen umsetzbar. Auch Fortbildungsveranstaltungen für Unternehmensgärtner oder Mitarbeiter sind möglich. Die Stiftung kann mit ihren Kompetenzen und Erfahrungen in der Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen Unterstützung leisten. Dr. Corinna Hölzer, Stiftungsgründerin, Tel. 030-394 064-304, [email protected] 13 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Praxis naturnaher Gestaltung – Grundlagen und Erfahrungen Renate Froese-Genz ist freiberuflich als Garten- und Landschaftsarchitektin in den Bereichen Gartenarchitektur und Umweltplanung tätig. Ihr Büro ist zertifizierter Fachbetrieb für Naturnahes Grün des Naturgarten e.V. nach den Kriterien von Bioland e.V. Sie berät schwerpunktmäßig zur naturnahen Gestaltung von Außenanlagen. Das 1 x 1 naturnaher Gestaltung Naturnah gestaltete Gärten zeichnen sich durch großen Arten- und Strukturreichtum aus und sind zunächst Lebensraum für uns Menschen, aber auch für die Pflanzen und Tiere. Hier die wesentlichen Prinzipien des „Naturnahen Gärtnerns“: • Es werden keine gentechnisch veränderten Pflanzen verwendet. Im Mittelpunkt steht die Verwendung von heimischen Pflanzen (indigene, archäophytische und autochtone Arten), möglichst aus kontrolliert biologischem Anbau. Denn: heimische Wildpflanzen sind für unsere Tierwelt unverzichtbar. So leben z.B. an Wildrosen 103 Insektenarten – weit mehr als an Kulturrosen. Auch die hiesigen Gehölze schneiden als Vogelfutter 6-mal besser ab: die Früchte eines Wildstrauches ernähren im Schnitt 24 Vogelarten, die eines Exoten nur 4. • Bei Saatgut empfiehlt es sich, auf zertifizierte Erzeugnisse wie VWW-Regiosaat zurück zu zugreifen (Verband Deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.). • Die zur Verfügung stehenden Flächen werden so weit wie möglich standortgerecht begrünt, auch kleinste Abstandsflächen und ansonsten ungenutzte Flächen können naturnah begrünt werden. • Versiegelung wird minimiert: so können z.B. selten genutzte Zufahrten mit Schotterrasen begrünt werden - anstelle von teuren Pflasterungen. Hierdurch wird zudem die Versickerung des Regenwassers vor Ort gefördert. • Mit Wildblumen gestaltete Beete unterliegen einer natürlichen Dynamik und dürfen sich im Laufe der Zeit verändern und sind dadurch besonders nachhaltig und ausdauernd. Es muss nicht ständig nachgepflanzt werden. • Die in unserer Region häufig anzutreffenden nährstoffarmen, mageren Standorte fördern die Artenvielfalt im besonderen Maße und sollten erhalten und unterstützt werden (z.B. durch die Ansaat von Sandrasenflächen). • Soweit möglich, werden regionale, schadstofffreie und natürliche Materialien wiederverwendet (Recycling). Zudem sollten regionaltypische Natursteine aus Mitteleuropa genutzt werden, Steine aus Übersee sollten nicht verwendet werden (keine Kinderarbeit und lange Transportwege). Auch Holzmaterialien sollten aus Mitteleuropa stammen (keine Abholzung des Regenwaldes). Die Verwendung von Torf wird abgelehnt (kein Abbau der Moore, CO2-Freisetzung). 14 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Zur Pflege des naturnahen Gartens: Bei der Pflege werden keine naturfremden, chemisch-synthetischen Stickstoffdünger, leichtlösliche Phosphate, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und synthetische Bodenhilfsstoffe verwendet. Es finden alternative Methoden bei der Pflege Anwendung, wie z.B. das Abbrennen. Sonniger Saum (© Froese-Genz) Durch die standortgerechte Pflanzenwahl wird der Verhütung von Krankheiten entgegengewirkt: standortgerechte Pflanzen sind kräftig und widerstandsfähig. Wildpflanzen werden nur im Pflanzjahr und nach der Aussaat bewässert. Der Pflegeschnitt auch bei Sträuchern beschränkt sich auf die nötigsten Schnittmaßnahmen. Blumenwiesen werden je nach Standorttyp ein- bis zweimal pro Jahr gemäht, das Mahdgut wird stets abgeräumt. Mehrwert naturnaher Firmengelände – wie Mensch und Natur profitieren Naturnah gestaltete Firmengelände bieten den Mitarbeitern Erholungsmöglichkeiten während ihrer Pausenzeiten und fördern die Regeneration und Entspannung in besonderer Weise. Bunt blühende Wiesen um das Firmengelände schaffen eine freundliche Atmosphäre und fördern zudem ein positives Image des Betriebes. Fachgerecht angelegte Wildblumenbeete und -wiesen bedürfen nach der Anwuchsphase keiner Wässerung. Hierdurch werden die Kosten einer Bewässerungsanlage sowie wertvolle Wasserressourcen gespart und die Flächen sind trotzdem grün und blühen bunt. Die Pflegekosten verringern sich, sobald von z.B. wöchentlicher Rasenmahd auf eine zweimal jährliche Pflege reduziert wird. Die naturnahe Gestaltung von Firmengeländen ist zudem ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der lokalen Artenvielfalt: hier können wertvolle Biotope und damit wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Die Zeit ist reif – naturnahe Alternativen zum Einheitsgrün Unternehmen können durch ihre Zugriffsmöglichkeit auf ihre eigenen Flächen mit einer naturnahen Umgestaltung wertvolle Biotope schaffen und im gleichen Zuge ihr Image und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter stärken. Bei der naturnahen Gestaltung von Firmengeländen bieten sich insbesondere folgende Gestaltungsmöglichkeiten an: Sandmagerrasen (© Froese-Genz) 15 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Übersicht naturnaher Gestaltungsmöglichkeiten Blumenwiesen Anlegen und Ansaat einer Blumenwiese anstelle einer intensiv gepflegten Schurrasenfläche Beachten der jeweiligen Standortvoraussetzungen zur Auswahl des passenden Saatgutes (z.B. auf magersten Standorten: Sandmagerrasen, auf feuchten Böden: feuchte Blumenwiese, auf eher mageren Böden: magere Blumenwiese, frische, nährstoffreiche Blumenwiese auf frischen Böden) Schotterrasen Ansaat eines Schotterrasens z.B. auf einer Feuerwehrzufahrt oder einer sonstigen selten befahrenen Zufahrt Schmetterlings- und Wildbienensaum oder sonniger Saum Aussaat von Säumen am Fuße von Wildstrauchflächen Heimische Wildstrauchflächen Anlegen von Wildstrauchflächen mit heimischen Wildsträuchern mit verschiedenen Schwerpunkten wie z.B. das Anlegen von Vogelschutzhecken, Hecken mit Wildobst, Hecken mit besonderen Blühaspekten, Hecken für Schattenstandorte, Hecken für sonnige, trockene Standorte Wildstaudenmischpflanzungen Pflanzen und säen von Wildstaudenpflanzungen, die die gesamte Vegetationsperiode mit Blütenreichtum erfreuen Schattpflanzungen Pflanzen von heimischen, schattenverträglichen Wildstauden, Farnen und Gräsern. Hier wird zudem ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung von frühblühenden Blumenzwiebeln gelegt. Schattsaaten Ansäen von Schattsäumen bei größeren, schattigen Flächen Begrünung von Restflächen Bepflanzung oder Ansaat von nicht benötigten Restflächen mit heimischen Wildpflanzen Renate Froese-Genz, Landschaftsarchitektin, Tel. 0331-501520, [email protected] 16 Berliner Regionalforum „Naturnahe Firmengelände“ – Kurzfassung der Beiträge Impressionen und Kontakt © Heinz Sielmann Stiftung Kontakt und weitere Informationen: Heinz Sielmann Stiftung, Projektinformationen www.sielmann-stiftung.de/aktuelles/naturnahe-gestaltung-von-firmengelaenden/ Dr. Nicole Schrader, Projektleiterin, 0160-90440923 [email protected] Andrea Hoffmann, Projektmitarbeiterin, 0151-11 34 90 15 [email protected] Die Heinz Sielmann Stiftung ist Träger des Projekts „Naturnahe Gestaltung von Firmengeländen“. Partner sind die Bodensee-Stiftung und der Global Nature Fund. Ausführliche Informationen zum Projekt auf www.naturnahefirmengelaende.de. 17