scinexx | Ozeane „rülpsten“ CO2: Erwärmung nach der letzten

Werbung
scinexx | Ozeane „rülpsten“ CO2: Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus den Meeren frei
Freitag, 14.12.2007
Ozeane „rülpsten“ CO2
Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus
Suche
>>
den Meeren frei
Die Erwärmung der Erde nach der letzten Eiszeit hat nicht nur die
Meeresströmungen verändert, sie hat auch einen gewaltigen
Kohlendioxid-„Rülpser“ provoziert: Eine in „Science“ erschienene
Studie weist jetzt erstmals nach, dass die wärmebedingten
Veränderungen zu der Freisetzung großer Mengen CO2 aus der
Tiefsee in die Atmosphäre geführt haben.
Die Ozeane der Erde spielen eine
entscheidende Rolle im globalen
Kohlenstoffkreislauf, von dem das in der
Atmosphäre befindliche Kohlendioxid nur
einen Ausschnitt darstellt. 40 Billionen
metrischen Tonne – 15 Mal mehr als in
Atmosphäre, Boden und Süßwasser
zusammen - ist im Wasser der Weltmeere
gespeichert. Wie dieses gewaltige
Klima und Meer
© IMSI MAsterClips
Reservoir jedoch mit der Atmosphäre
interagiert, ist bislang nur in Teilen bekannt und wird seit Jahren intensiv
erforscht und diskutiert.
Hinweis auf „altes“ Kohlendioxid
Eine neue Studie von Forschern der Universität von Colorado, der Kent
State University und der Columbia University hat nun erstmals belegt,
was viele Wissenschaftler bereits vermuteten, aber nicht belegen
konnten: Dass der CO2 Austausch zwischen Meer und Luft nicht nur
langsam, sondern auch abrupt und in großen Mengen erfolgen kann. Die
entscheidenden Hinweise entdeckten die Forscher in einem Bohrkern aus
dem Meeresboden der Baja California vor der Küste Mexikos.
Die Bohrkerne enthielten die Kalkschalen von fossilen, am Meersgrund
lebenden Einzellern, den Foraminiferen. Sie nehmen gelöstes
http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=6529&datum=2007-05-18 (1 von 4)14.12.2007 16:04:43
Premiumbereich
Login
Benutzer
Kennwort
Newsletter
Bestellen Sie jetzt
den kostenlosen
Newsletter!
Dossiers zum Thema
Treibhaus Kreidezeit
Klimawandel in der
Erdgeschichte
Meeresströmungen
Schlüssel zum Klima
der Zukunft
Klimawandel
Bringt der Mensch das
irdische Klima aus dem
Gleichgewicht?
scinexx | Ozeane „rülpsten“ CO2: Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus den Meeren frei
Kohlendioxid aus dem umgebenden Wasser auf und bauen den darin
enthaltenen Kohlenstoff in ihre Schalen ein. Als die Wissenschaftler diese
Schalen mithilfe der C-14 Methode datierten, fielen ihnen zwei deutliche
Abweichungen auf: In diesen Zeitabschnitten, beginnend jeweils vor
18.000 und vor 13.000 Jahren, ergaben die Isotopenwerte für den
Kohlenstoff in den Schalen ein sehr viel höheres Alter als für die
Foraminiferen in Frage kam.
„Rülpser“ vor der antarktischen Küste
Für die Forscher war klar: Die Einzeller mussten in diesen Perioden
Kohlendioxid aufgenommen und umgewandelt haben, dass nicht
„zeitgenössisch“ war, sondern aus einer älteren, lange Zeit von der
Atmosphäre isolierten Quelle stammen musste. Dafür jedoch kam nur
eine Quelle in Frage: eine plötzliche Freisetzung von Kohlendioxid aus der
Tiefsee. Im Pazifik allerdings sind solche „Rülpser“ eher unwahrscheinlich.
Die Wissenschaftler vermuten daher, dass dies im Meeresgebiet vor der
Antarktis geschah. Hierbei wurde ein Großteil des Gases direkt in die
Atmosphäre entlassen, ein Teil des CO2-angereicherten Wasser gelangte
jedoch durch Meeresströmungen auch in nördlichere Meeresgebiete. Das
Aufströmen und die Freisetzung des Kohlendioxids stimmt zeitlich gut
überein mit einem Anstieg des atmosphärischen CO2-Gehalts von 190
ppm (parts per million) während der Eiszeit bis auf 270 ppm in der
folgenden Warmphase.
„Wir können daraus die Lehre ziehen, dass abrupte Veränderungen der
Ozeanzirkulation in der Vergangenheit die Fähigkeit des Meeres
beeinträchtig haben, Kohlendioxid aus der Atmosphäre fernzuhalten“,
erklärt Thomas Marchitto, Geologe der Universität von Colorado und
Koautor der Studie. „Das könnte uns dabei helfen zu verstehen, wie diese
Fähigkeit durch die zukünftige Erwärmung beeinflusst werden könnte.“
Eisschmelze als Ursache
Was damals die plötzliche Freisetzung des Kohlendioxids aus der Tiefe
verursacht hat, ist bisher unklar. Viele Forscher vermuten jedoch, dass
die massive Erwärmung nach der Eiszeit große Teile der Eisdecke der
Nordhalbkugel schmelzen ließ. Dies wiederum brachte die Atlantische
Zirkulation zum Erliegen und damit auch das globale „Förderband“ der
Meeresströmungen. Dadurch erwärmten sich die antarktischen Gewässer,
das Meereis schmolz und ermöglichte das plötzliche Aufsteigen von
Kohlendioxid aus der Tiefe.
“Nachdem das CO2 einmal aufstieg, beschleunigte es den
Erwärmungsprozess noch, wie stark, können wir allerdings nicht sagen“,
erklärt Robert Anderson, ebenfalls Mitarbeiter der Studie. „Es gibt auch
noch immer große Unsicherheiten darüber, wie die Ozeane auf die
http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=6529&datum=2007-05-18 (2 von 4)14.12.2007 16:04:43
Streit ums Klima
Klimawandel unter
Beschuss?
Wohin mit dem CO2?
Auf der Suche nach
„Endlagern“ in
Untergrund und
Ozeanen
Tiefbohrungen im
Ozean
Spurensuche auf dem
Grund der Meere
Vorstoß in die Tiefe
Warum Wissenschaftler
Löcher in die Erde
bohren
Eiszeiten
Die frostige
Vergangenheit der
Erde...
News des Tages
Ozeane „rülpsten“ CO2
Ring aus Dunkler Materie
entdeckt
Känguru-Plage bedroht
Australiens Grasflächen
„Moderne“ Arche Noah auf
dem Berg Ararat
Junge Menschen sind
egoistischer
Haben Taufliegen einen
freien Willen?
scinexx | Ozeane „rülpsten“ CO2: Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus den Meeren frei
aktuelle Erwärmung reagieren werden.“ Seiner Ansicht nach könnte die
Studie eine Art „Weckruf“ für die Wissenschaftlergemeinschaft sein, sich
zukünftig noch intensiver mit dem Einfluss der Ozeane auf den
Klimawandel zu beschäftigen.
(The Earth Institute at Columbia University, 18.05.2007 - NPO)
Artikel drucken
Nach verwandten Themen suchen:
Atmosphäre, Meeresströmungen, CO2, Treibhausgase,
Bohrkerne, Kohlendioxid
Weitere News zum Thema
IYPE: Forschen und informieren (14.12.2007)
Zielgruppen und Aufgaben des „Internationalen Jahres des
Planeten Erde“
Stürme werden heftiger und feuchter (12.12.2007)
Mehr Stürme in der Arktis, weniger, aber dafür stärkere in den
mittleren Breiten
Roter Sonnenuntergang auf extrasolarem Planeten
(11.12.2007)
Weltraumteleskop enthüllt erstmals vollständigen Blick auf
extrasolare Atmosphäre
Halbzeitbilanz in Bali (10.12.2007)
Deutsche Delegation zuversichtlich, Umweltorganisation fordert
mehr Engagement der Industrieländer
Tiefsee: Wimmelndes Leben auch an kalten Quellen
(06.12.2007)
Neue Bilder widerlegen Lehrmeinung
Bücher zum Thema
Eine unbequeme
Wahrheit
von Al Gore, Richard
Barth, Thomas Pfeiffer
Der Klimawandel
von Stefan Rahmstorf
und Hans J.
Schellnhuber
Wetterkatastrophen und
Klimawandel
Sind wir noch zu
retten? von Hartmut
Grassl u. a.
Atmosphäre im
Wandel
Die empfindliche
Lufthülle unseres
Planeten von Thomas
E. Graedel, Paul J.
Crutzen
Wetterwende
Vision: Globaler
Klimaschutz von
Hartmut Graßl
Der unsichtbare
Kontinent
Die Entdeckung der
Meerestiefe von Robert
Kunzig
Unter Wasser
von Bill Curtsinger
Deep Blue
Entdecke das
Geheimnis der Ozeane
http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=6529&datum=2007-05-18 (3 von 4)14.12.2007 16:04:43
scinexx | Ozeane „rülpsten“ CO2: Erwärmung nach der letzten Eiszeit setzte große CO2-Mengen aus den Meeren frei
Top-Clicks der Woche
1. Höllen-Mikrobe als
Treibhausgas-Fresser
2. Schmelzwasser
löste Klimaabkühlung
aus
3. Tiefsee:
Wimmelndes Leben
auch an kalten Quellen
4. Megakurzschlüsse
auf ultrakaltem
Zwergenstern
5. Roter
Sonnenuntergang auf
extrasolarem Planeten
Copyright (c) 1998 - 2007 scinexx
Springer-Verlag, Heidelberg - MMCD NEW MEDIA, Düsseldorf
http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=6529&datum=2007-05-18 (4 von 4)14.12.2007 16:04:43
Herunterladen