Fachinfo-Kinderernährung - Arbeitskreis für Ernährungsforschung

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Arbeitskreis für Ernährungsforschung
Info
2/09
Schon Kleinkinder essen zuviel Eiweiß
Was essen Säuglinge und Kleinkinder wirklich? Diese Frage sollte mit der Verzehrsstudie zur Ermittlung der Lebensmittelaufnahme von Säuglingen und Kleinkindern (VELS) beantwortet werden. Von
etwa 750 Kindern, deren Eltern 2001/02 befragt wurden, konnten die Angaben zu verzehrten Lebensmitteln und Getränken ausgewertet werden. Dabei teilte man die Kinder ein in die Altersgruppen
6-12 Monate, das Beikostalter, 1-3 Jahre, das Kleinkindalter, wo die Familienkost eingeführt wird und
4-5 Jahre, das Kindergartenalter, wo auch Mahlzeiten in den Einrichtungen gegessen werden. Verglichen wurden die verzehrten Lebensmittel mit den Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung (Optimix).
Im 2. Lebenshalbjahr beginnt mit der Beikost der Verzehr an Gemüse und Obst. Das wichtigste Gemüse ist von Anfang an bis zum 5. Lebensjahr (der letzte untersuchte Jahrgang) die gekochte Möhre.
Sie macht fast 50 % der verzehrten Gemüsemenge aus. Beim Obst ist dies die Banane, die an erster
Stelle des Obstverzehrs liegt und mengenmäßig mit ebenfalls etwa 50 % dominiert. Dies liegt sicherlich an ihrem süßen Geschmack, ihr natürlicher Zuckergehalt beträgt 18 % (Apfel 11 %). Sie ist daher
auch sehr energiereich.
Die Obst- und Gemüseversorgung im Beikostalter wird durch die zwei Breimahlzeiten (Gemüse- und
Obst-Brei) gut abgedeckt. Mit der Einführung der Familienkost ändert sich dies, die Obst- und Gemüseaufnahme stagniert, anstatt mit der Essensmenge zu steigen. Ähnliches ist zum Getreide, Brot und
Kartoffeln zu sagen. Während diese kohlenhydratreichen Lebensmittel mit der Beikost noch genügend
zugeführt werden, lag die Menge bei den 1-5 jährigen viel zu niedrig bei nur 60 % der Empfehlungen.
Dies wurde nicht durch Brot kompensiert, auch dieser Verzehr war zu gering. Mit einer Vollwerternährung, die Getreide in vielerlei Speisen verwendet, sähe die Bilanz besser aus.
Aber was haben die Kinder gegessen, wenn es zu wenig Obst, Gemüse, Getreide und Brot war? Die
Kalorienzufuhr entsprach den Vorgaben. Wesentlich zu hoch war der Verzehr von Fleisch und Wurstwaren. Zusammen mit Käse und Quark lag die Eiweißmenge bei 35 % der Jungen und 30 % der Mädchen um das zwei- bis dreifache über den Empfehlungen. 19 % der Kinder aßen weniger Fleisch als
empfohlen bzw. wurden vegetarisch ernährt. Hier wäre es interessant, die aufgenommene Eiweißmenge zu sehen, denn sie würde sicherlich eher den Empfehlungen entsprechen und nicht solch große Überschreitungen aufweisen. Eine überhöhte Eiweißzufuhr wird heute in Verbindung mit Übergewicht gebracht. Eine Reihe von Kindern war bereits zu schwer für ihr Alter. Hier sollten die frühen
Fleischempfehlungen überdacht werden. In der anthroposophischen Kinderernährung wird kein
Fleisch in den ersten Lebensjahren empfohlen. Außerdem ist ein so hoher Fleischverzehr von den
Auswirkungen auf die Welternährung kritisch zu sehen. Es muss viel Getreide verfüttert werden, was
dann für die Menschen nicht mehr zur Verfügung steht.
Ein weiterer negativer Punkt war der Verzehr von Zucker und Süßwaren, der mit der Beikost begann
und bei den 1-5 jährigen bereits bis 40 g betrug. Es sollten laut DGE höchstens 30-35 g sein. Sie
scheinen die höhermolekularen Kohlenhydrate zu verdrängen. Interessant war, dass die empfohlene
Milchmenge inkl. Säuglingsmilchnahrung nach dem ersten Lebensjahr nicht erreicht wurde. Dies mag
auch mit Milcheiweißallergien oder der Angst davor zu tun zu haben. Von den Milchtrinkern tranken
Jungen mehr als Mädchen. Erst nach dem vierten Lebensjahr glichen sich diese Unterschiede aus.
Diese Ergebnisse zeigen, dass mehr Getreide, mehr Milch, mehr fleischfreie Mahlzeiten und mehr
Obst und Gemüse ab dem 2. Lebensjahr wichtig wären. Offenbar erfordert die Umstellung von der
Babykost auf die Familienmahlzeit mehr Aufmerksamkeit.
Quelle: Ernährungsbericht 2008. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Bonn. S.56-61
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