AKTUELL DIABETES MELLITUS Glinide nur noch eingeschränkt verordnungsfähig Ärzte dürfen Glinide zur Behandlung des Diabetes nicht mehr zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) entschieden und setzt damit einen Beschluss von 2010 um. Eine Ausnahme gilt für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 mit schweren Nierenfunktionsstörungen. Ihnen kann der Arzt den Wirkstoff Repaglinid weiterhin zulasten der GKV verordnen, wenn keine anderen oralen Antidiabetika infrage kommen und eine Insulintherapie nicht angezeigt ist. Der G-BA hatte 2010 eine Verordnungseinschränkung beschlossen, da der therapeutische Nutzen dieser Wirkstoffgruppe nach dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse nicht als nachgewiesen angesehen werden konnte. Das Bundes- gesundheitsministeriums beanstandete den Beschluss, wogegen der G-BA vorm Landessozialgericht Berlin-Brandenburg erfolgreich klagte. „Bis heute liegen dem G-BA keine wissenschaftlich einwandfrei geführten klinischen Studien mit patientenrelevanten Endpunkten vor, anhand derer der therapeutische Nutzen beziehungsweise die Zweckmäßigkeit dieser – immerhin seit nun 15 Jahren auf dem Markt befindlichen – Wirkstoffgruppe hätte nachgewiesen werden können,“ sagte der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Josef Hecken. Für Glinide gäbe es zu den patientenrelevanten Endpunkten wie Mortalität, diabetische Folgekomplikationen und gesundheitsbezogene Lebensqualität keine relevanten Studien. Die Verordnungseinschränkung tritt zum 1. Juli in Kraft. hil ZIKAVIRUS WHO legt internationalen Aktionsplan vor Foto: picture alliance Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will mit einem internationalen Aktionsplan die rasante Ausbreitung des Zikavirus bremsen. Erkrankte sollen eine verbesserte medizinische Betreuung erhalten und die Entwicklung eines Impfstoffes Die Stechmücke Aedes aegypti ist Hauptvektor des Zikavirus. Sie überträgt auch Gelbfieber und Dengue. soll schneller vorangebracht werden, teilte die WHO in Genf mit. Bei der Bekämpfung des Zikavirus dürfe keine Zeit verloren werden. Die Strategie des Aktionsplans umfasst Hilfen für den Kampf gegen die Überträger-Mücken sowie eine bessere Aufklärung über Risi- Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 8 | 26. Februar 2016 ken einer Infektion. Den betroffenen Staaten sollen Experten und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Die Kosten werden sich auf rund 50 Millionen Euro belaufen. Das Zikavirus ist bereits in etwa 40 Ländern aufgetaucht. Am stärksten ist derzeit Brasilien betroffen. Das südamerikanische Land hat nun nach Angaben der WHO aufgrund der hohen Zahlen aufgehört, Zikavirus-Infektionen zu registrieren. Laut Schätzungen lokaler Behörden haben sich bisher zwischen 500 000 und 1,5 Millionen Menschen infiziert. Die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, will Ende Februar nach Brasilien reisen und Vertreter von Regierung sowie Gesundheitsbehörden treffen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat unterdessen Personen mit einem Infektionsrisiko für Zika von der Blutspende ausgeschlossen. Tagesaktuelle Informationen zum Zikavirus: www.aerzteblatt.de/nach richten/sw/Zikavirus afp/BH RANDNOTIZ Birgit Hibbeler Zehntausende Soldaten sind in Brasilien im Einsatz. Bewaffnet mit Insektiziden und Informationsmaterial ziehen sie durch Städte und Dörfer. Ihr Gegner: Das Zikavirus – beziehungsweise die Stechmücken, die das Virus übertragen. Militär gegen Mücken. Damit wollte die brasilianische Regierung Stärke zeigen. Doch es ist ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Das Zikavirus ist bisher kaum erforscht. Wann ein Impfstoff vorliegen wird, ist unklar. Der Zusammenhang Militär gegen Mücken von Zika-Infektionen und Mikrozephalie bei Neugeborenen ist wahrscheinlich, aber noch nicht abschließend geklärt. Eine verlässliche Zikavirus-Serologie ist komplex und ein Fall für Speziallabore. Daher ist eine Titerbestimmung für alle Schwangeren – wie zum Beispiel in Deutschland bei Röteln üblich – in den betroffenen Ländern aktuell nicht realisierbar. Gleiches dürfte für den Zugang zu qualifizierten Ultraschalluntersuchungen gelten, um Fehlbildungen frühzeitig zu erkennen. Dass die WHO den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen und einen Aktionsplan vorgelegt hat, ist ein wichtiges Signal, wird aber für viele Menschen vor Ort zunächst nichts ändern. Der Zika-Ausbruch in Lateinamerika hat eine soziale Dimension. Besonders in Stadtvierteln ohne Kanalisation, in denen Müll herumliegt, finden die Mücken Brutstätten. Man darf bezweifeln, ob Brasiliens Regierung, die vermutlich geschützt vor den (auch tagsüber aktiven) Mücken in klimatisierten Räumen tagt, diese Dimension thematisieren wird. Nach einer Zikavirus-Infektion besteht lebenslange Immunität. Allein diese Tatsache ist derzeit für die Bevölkerung vor Ort ein konkreter Anlass zur Hoffnung. Irgendwann kommt es zur Herdimmunität, und das Geschehen wird sich beruhigen. A 303