Ausgabe 7 | Dezember 2014 Kompetenz 1in Kleintiermedizin Ausgabe 7 | Dezember 2014 VETtrust-VETnews n e w s Zahn-Alarm beim treuen Freund Auch Hundeschnauzen müssen manchmal unters Messer Daniel Koch, Kleintierpraxis Aabach Brandstr. 31 • 8610 Uster • T 044 941 41 41 Kleintierpraxis im Boden Bodenstrasse 20 • 6403 Küssnacht am Rigi T 041 850 35 35 Dr. med. vet. ECVS, Diessenhofen, www.dkoch.ch In einer gut ausgerüsteten Tierarzt­ Kleintierpraxis Dorf Dorfstr. 32 • 5430 Wettingen • T 056 430 26 66 praxis werden nicht nur der Zahn­ Kleintierpraxis Flora Florastrasse 5 • 9500 Wil/SG • T 071 912 12 10 stein entfernt, die Zähne poliert und Kleintierpraxis Göbli Industriestrasse 49 • 6300 Zug • T 041 761 35 45 die Heimbehandlung für die Erhal­ Kleintierpraxis Mühlebach Zürichstr. 16 • 4665 Oftringen • T 062 797 33 22 tung des Gebisses erläutert. Kleintierpraxis Schönegg Asylstrasse 18 • 8953 Dietikon • T 044 740 85 33 Manchmal müssen Zähne gezogen Kleintierpraxis Spalen Birkenstrasse 35 • 4055 Basel • T 061 302 99 68 und bei Komplikationen chirur­ Kleintierpraxis Telli Tellistrasse 70 • 5000 Aarau • T 062 824 44 55 gische Operationen durchgeführt werden. Dazu brauchen Tierärzt­ innen und Tierärzte fachspezi­ fisches Wissen, das sie sich meist erst nach dem Studium aneignen, und spezielle Gerätschaften. Zwei häufige Eingriffe werden hier vorgestellt. Hund mit deutlicher Schwellung unter dem rechten Auge. Zahnextraktion am Beispiel des Reisszahns Für das Ziehen eines Zahns (Zahnextraktion) gibt es viele Gründe: nicht zu reparierende Brüche, Löcher in den Zähnen, störende Milchzähne, Fehlstellungen, überzählige Zähne und vieles mehr. Ein besonderes Problem stellt der Reisszahn im Oberkiefer dar. PraxisZentrum Turbenthal Bahnhofstr. 6 • 8488 Turbenthal • T 052 385 25 70 n e w s Unerkannte Zahnbrüche mit Zahnmarkentzündungen oder aufsteigende Zahnhalteapparatentzündungen führen zu einer lokalen Schwellung und Eiterbildung an der Wurzelspitze. Die Bakterien finden ihren Weg durch den dünnen Kieferknochen bis unter die Haut. Das Resultat ist eine Backenschwellung direkt unter dem Auge (Bild Seite 1). Antibio­ tikagaben nützen nur kurzfristig, weswegen entweder eine sehr aufwändige Zahnsanierung oder eben die Zahnextraktion angezeigt ist. Hunde können in der Regel sehr gut mit dem Verlust von Zähnen umgehen, weil sie nicht mehr darauf angewiesen sind, Beutetiere zu erlegen. Hunde mit Entzündungen und Abszessen im Bereich der Reisszahn-Wurzeln stehen meist im letzten Lebensdrittel. Die Erkrankung verläuft oft ohne Symptome oder Fieber, bis die markante Schwellung und eventuell Flüssigkeitsaustritt auffallen. Die Diagnose wird mit einem Röntgenbild erhärtet (Abbildung 2). Zur Zahnentfernung wird der Patient in Vollnarkose gelegt. Dann werden Ausmass und Lokalisation bestimmt, denn es kann sein, dass auch benachbarte Zähne entzündet sind. Der Reisszahn des Oberkiefers ist dreiwurzlig; der Zahn muss zur Entfernung geteilt werden. Nachdem das Zahnfleisch backenseitig angehoben und der Knochen mit einem wassergekühlten Bohrer vorsichtig entfernt wurde, kann der Zahn mit einem Diamantschneider in seine drei Teile zerlegt werden. Das ist heikel, denn in unmittelbarer Nähe verlaufen Gaumenarterien, Kiefernerven und der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse. Jetzt werden die einzelnen Zahnwurzeln mit einem Zahnhebel aus dem umgebenden Knochen gelöst. Geduld ist gefragt beim langsamen Dehnen der kurzen Bänder, die den Zahnzement in seinem Fach halten. Ist der Zahnanteil ganz gelöst, wird er mit einer Zahnzange entfernt. Mit den anderen Wurzeln wird Kompetenz in Kleintiermedizin 2 gleich verfahren, bevor der Kieferknochen etwas getrimmt, die Wunde gespült und die abgelöste Schleimhaut vernäht wird (Abbildung 3). Die Hunde bekommen Schmerzmittel und schon nach wenigen Tagen ist die Kieferschwellung verschwunden und das Fressen kein Problem mehr. Maul-Nasen-Fisteln Bei älteren Hunden mit fortgeschrittener Zahnhalteapparatentzündung entsteht manchmal nach Entfernung von Zähnen oder durch den bakteriellen Zerfall des Kieferknochens eine Verbindung zwischen Maul- und Nasenhöhle; eine oronasale Fistel. Sie tritt vor allem im Bereich der grossen Eckzähne auf. Das Problem dabei ist, dass der Druck in der Nase wegen der Atmungstätigkeit leicht tiefer ist als in der Maulhöhle. Futterreste und Maulschleimhautzellen werden deswegen bei jedem Atemzug in die Nasenhöhle gezogen, was die spontane Heilung der Fistel verhindert und zu Eiteraustritt aus dem Nasenloch führt. Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 2 Röntgenbild eines Oberkiefers mit Knochenauflösung um die Reisszahnwurzeln (Pfeil). Abbildung 3 Nach Extraktion des Reisszahns sind die Wurzelhöhlen gut sichtbar; die Schleimhaut wird nun verschlossen. Abbildung 4 Abbildung 4 Beim Verschluss der Fistel; der erste Lappen ist gesetzt (Pfeil), der zweite Lappen wird gleich über den gesamten Defekt gezogen. Abbildung 5 Fertig gestellter Verschluss der Fistel bei einem 8 Jahre alten Mops. . Abbildung 5 Ausgabe 7 | Dezember 2014 Oronasale Fisteln werden in einem aufwändigen Verfahren zweischichtig verschlossen. Ein erster Verschiebelappen wird aus der Gaumenschleimhaut geschnitten; er bleibt auf einer Seite für die Blutversorgung mit der Schleimhaut verbunden. Er wird über das Loch der Fistel gedreht und mit Fäden­ ­fi xiert (Abbildung 4). Ein zweiter, grösserer Verschiebelappen wird aus der Backenschleimhaut gewonnen. Er überdeckt den ersten Lappen, v­ erdoppelt also die Schichtdicke und verhindert somit, dass durch die Druckdifferenz die Nähte wieder aufgehen ­(Abbildung 5). Der ­Eingriff heilt in rund 10 Tagen vollständig ab und der Nasenausfluss hört ­sofort auf. 3 Katze Wichtig zu wissen! Hund Dentalhygiene bei Hund und Katze Das kommerzielle Fertigfutter unserer Haustiere kann zwar die Nährstoffe der natürlichen Ernährung von Beutefressern ersetzen, nicht aber deren Zahnpflegefunktion. Deshalb entsteht – genau wie bei uns Menschen – Zahnstein. ● Kleine Hunde und Indoor-Katzen sind gehäuft betroffen von Zahnsteinbefall. ● Ab 6 Jahren kann bei kleinen Hunderassen und Katzen eine jährliche, in extremen Fällen sogar halbjährliche Entfernung des Zahnsteins nötig werden. ● Das Tier wird narkotisiert, bevor der Zahnstein von Hand mit speziellen Instrumenten und mit dem Ultraschallgerät entfernt wird. ● Lockere und abgebrochene Zähne werden saniert oder entfernt und bestehende Infektionen im Bereich der Zahnwurzeln oder der Maulschleimhaut behandelt. ● Spezielles Futter, Kauartikel oder Zahngel können eingesetzt werden, um den Wiederbefall mit Zahnstein zu verzögern. Es ist manchmal notwendig, den Unterkiefereckzahn zu ziehen, damit er mit ­seiner Spitze die Wundränder nicht verletzt. Auch ohne Eckzähne kann der Hund alles fressen und tragen. hil-1410-01013_190_x_126_de.indd 1 Wichtig : Erreger aus Infektionen im Maulbereich können über den Kreislauf im Körper gestreut werden. Lassen Sie das Gebiss Ihres Tieres deshalb regelmässig vom Tierarzt kontrollieren. 03.10.2014 14:28:11