Christian Boigenzahn

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Anforderungen an eine bienenfreundliche Kulturlandschaft DI Christian Boigenzahn, Biene Österreich Email: office@biene-­‐oesterreich.at Internet: www.biene-­‐oesterreich.at Bienen haben sich über Jahrmillionen gemeinsam mit Blütenpflanzen entwickelt (Koevolution). In Europa sind 25 Mio Jahre alte fossile Honigbienen aus den Kohleschichten von Rott nachgewiesen. Honigbienen haben nahezu alle terrestrischen Naturlandschaften, vom Polarkreis über die gemäßigten Zonen bis hin zu den tropischen und subtropischen Regionen der Erde erobert. Die Gattung Apis ist sehr artenarm. Nur 9 Arten sind bekannt, wobei 8 davon auf Südostasien beschränkt sind. In Europa und Afrika gibt es nur 1 Art der Gattung Apis (Apis mellifera, Westliche Honigbiene), jedoch mit zahlreichen (25) Unterarten. Diese findet man vom Polarkreis im Norden über Mitteleuropa, Vorderasien und ganz Afrika bis zum Kap der Guten Hoffnung. Unsere Westliche Honigbiene war also in der Lage, sämtliche Klimazonen und Naturlandschaften durch optimale Anpassung und Verhaltensweisen dauerhaft zu besiedeln. Honigbienen sind somit weltweit Teil dieser Landschaften und leben in und von ihr. Die Kulturlandschaften sind erst mit der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen entstanden: Es entstand über Jahrhunderte ein vielfältiger, kleinteiliger und artenreicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dies änderte sich erst mit Beginn des Industriezeitalters. Es kam zu einer gravierenden Veränderung der Kulturlandschaft. Ausdehnung der Waldfläche, Bevölkerungswachstum und Änderung der Bewirtschaftung (größere Parzellen, Meliorierung und Intensivierung) sind die Hauptgründe. Damit einhergehend kommt es zu einem teilweise drastischen Rückgang der Artenvielfalt. Viele Indikatoren zeigen das ganz eindrücklich: So nahm der Biodiversitäts-­‐Indikator „Farmland Bird Index“ (Bestandstrend von 20 ausgewählten Kulturlandvögeln) zwischen 1998 und 2010 um 32 % ab. Auch die Lebensbedingungen der Blüten bestäubenden Insekten haben sich in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. Der Rückgang von Nektar und Pollen spendenden Pflanzen und der Einsatz von Pestiziden sind zentrale Ursachen. Was muss nun die Kulturlandschaft bieten, damit sie als Lebensraum für Honigbienen (und andere Bestäuber) geeignet ist: Sicherung der Nahrungsversorgung: Honigbienen sind reine Vegetarier. Sie benötigen als einzige Eiweißquelle Pollen zum Aufbau ihres Fett-­‐Eiweiß Körpers, sowie zur Entwicklung der Futtersaftdrüsen, mit dessen Sekreten die Brut gefüttert wird. Ein Bienenvolk braucht pro Jahr 25-­‐40 kg Pollen. Als „Treibstoff“ wird Nektar der Blütenpflanzen und Honigtau eingetragen. Geeignete Maßnahmen in der Kulturlandschaft: • Sicherung der Verfügbarkeit von Pollen und Nektar über die ganze Vegetationsperiode durch Förderung von Pollenspendern und Blühhecken vor allem auch im Frühjahr: möglichst breites Artenspektrum heimischer Gehölze (Beispiel: Heckentag in NÖ) • Anlage von Blühflächen im Ackerbau, aber auch im intensiven Grünland (einjährige und mehrjährige Mischungen möglichst regionaler Herkunft) jedoch mit flankierenden Maßnahmen zum effektiven Bienenschutz: Kein Pflanzenschutz in der Blühfläche, Verhinderung der Abdrift von Pestiziden von der Hauptkultur in die Blühfläche, Pflegemaßnahmen nicht bei Bienenflug • Ansaat von für Bienen interessanten Zwischenfrüchten und Untersaaten • Erhöhung der Kulturartenvielfalt und weitere Fruchtfolgen • Förderung von blühenden Kulturen für Biogasanlagen: •
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Die Entwicklung der letzten Jahre beim Anbau von Biomasse zur Energieerzeugung ist aus Sicht der Bienenhaltung problematisch. Vor allem durch den zunehmenden, intensiven Maisanbau gibt es durch verarmte Fruchtfolgen immer wieder Probleme mit Bienenschäden durch eingesetzte Maisbeizmittel Im Grünland: Insekten schonende Mahd, belassen von Wiesenrandstreifen, gestaffelte Mähzeiten, Heugewinnung Anlage und Pflege von Streuobstwiesen Erhaltung und Pflege von Landschaftselementen Agrarpolitische Rahmenbedingungen: • Ausreichende finanzielle Dotierung von Agrarumweltprogrammen (ÖPUL) unter Schaffung von speziellen Maßnahmen zur Förderung von Bestäubern • Der Einsatz von Pestiziden, vor allem von Insektiziden, hat Auswirkungen auf Bestäuber. Daher: o Strikte Umsetzung der Nationalen Aktionspläne für den Pflanzenschutz o Etablierung geeigneter Methoden für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Bezug auf Bienengefährlichkeit o Keine Zulassung von nachweislich für Bestäuber gefährliche Mittel o Kein Einsatz von systemischen Neonicotinoiden in Agrarumweltprogrammen • Förderung des biologischen Landbaus 
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