Vorsicht vor dem Fuchsbandwurm 23.07.2015

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FOKUS GESUNDHEIT
Walliser Bote
Donnerstag, 23. Juli 2015
Vorsicht vor
dem Fuchsbandwurm
Echinokokkose – Echinokokkose ist eine seltene, für
den Menschen aber lebensgefährliche Krankheit. Sie
wird von einem Bandwurm
übertragen, der hauptsächlich im Gedärm von Füchsen,
aber auch von Katzen und
Hunden lebt. Beim Essen von
bodennahen Früchten und
Gemüse ist daher Vorsicht
geboten.
Lysiane Fellay
(dt. Text Karin Gruber)
Die meisten von uns haben wohl
schon einmal die Warnung gehört,
im Wald keine Beeren zu essen,
weil damit ein gefährlicher Bandwurm übertragen werden kann.
Die Rede ist vom Fuchsbandwurm, mit wissenschaftlichem
Namen Echinococcus multilocularis, der im Dünndarm von befallenen Füchsen, aber auch von
anderen Tieren wie Katzen oder
Hunden, lebt. Was Meister Reinecke nicht schadet, kann für pflanzenfressende Tiere – und auch
für den Menschen! – verheerend
sein. Die Eier dieser Bandwürmer
werden mit dem Kot der Füchse
ausgeschieden, bleiben an bodennahen Pflanzen haften und
können dort in feuchter Umgebung monatelang überleben. Werden sie von Pflanzenfressern oder
vom Menschen aufgenommen,
lösen sie die lebensgefährliche
Wurmkrankheit Echinokokkose
aus. Vorsicht ist aber nicht nur mit
Pflanzen aus dem Wald, sondern
auch mit Gemüse aus Hausgärten
geboten, da sich Füchse gerne in
Dorf- oder Stadtnähe aufhalten.
Seltene Krankheit
Der beste Schutz vor diesem
Parasiten bilden einige Hygienemassnahmen. Lebensmittel, die
auf dem Boden oder in Bodennähe wachsen – also in einer Höhe,
in der sie von Fuchsexkrementen
verunreinigt werden können –
sind vor dem Verzehr sorgfältig
zu waschen. Werden die Lebensmittel gekocht, stellen sie keine
Gefahr mehr dar. Waschen Sie immer die Hände, wenn Sie im Land
gearbeitet haben oder mit Hunden oder Katzen Kontakt hatten,
die Freigänger sind – denn diese
können auch Träger des gefürchteten Parasiten sein.
Allerdings ist zu präzisieren,
dass die vom Fuchsbandwurm
übertragene Krankheit Echinokokkose ziemlich selten ist, wie
Prof. Nicolas Troillet, Leiter der
Abteilung Infektionskrankheiten
des Spital Wallis, bestätigt. Schätzungen zufolge werden in der
Schweiz pro Jahr beim Menschen
durchschnittlich 10 bis 20 Neuerkrankungen verzeichnet. Und
dennoch – wer an Echinokokkose
Auch Hunde und Katzen können Krankheitsträger sein
Zwar weitaus seltener als Füchse, doch auch
Katzen und Hunde können Träger des Parasiten
Echinococcus multilocularis sein und diesen
auf den Menschen übertragen. Man geht davon
aus, dass in der Schweiz 30 bis 70 % der Füchse
infiziert sind. Bei den Hunden sind es rund 0,3 bis
0,4 %. Obschon die Haustiere seltener befallen
sind, können sie mit ihrem Kot eine grosse Menge
infizierter Eier ausscheiden. Die Infektionsgefahr
für den Menschen ist also hoch. «Die betroffenen Hunde und Katzen können meist frei nach
erkrankt, hat sich keine harmlose
Krankheit eingefangen. Hat man
die Eier dieses Bandwurms erst
einmal aufgenommen, entwickeln
sich im Dünndarm Larven, die auf
dem Blutweg in die Leber wandern. Dort bilden sie Zysten, die
tumorähnlich in das Gewebe hineinwachsen und das befallene Organ schädigen. «Die Erkrankung
wird häufig erst sehr spät, nach
mehreren Monaten oder Jahren,
entdeckt, wenn sich bereits die
draussen gehen. Da sie Kleintiere wie Mäuse
jagen und fressen, können sie mit dieser Beute
Larven des Fuchsbandwurms aufnehmen», erklärt
Kantonstierarzt Jérôme Barras. Alle Fälle von
Echinokokkose bei Hunden oder Katzen werden
dem Kantonstierarzt gemeldet.
Bestmöglichen Schutz bietet eine regelmässige Entwurmung der Katzen und Hunde. Fragen
Sie am besten Ihren Tierarzt, welche Wurmkur Sie
verwenden sollten. Er wird Sie auch beraten, wie
regelmässig Sie Ihr Haustier entwurmen sollten.
Folgen der Organschädigung bemerkbar machen», erklärt Prof.
Nicolas Troillet. Häufig suchen
die infizierten Patienten wegen
Bauchschmerzen oder wegen
einer Verschlechterung ihres Allgemeinzustands einen Arzt auf.
Es kann auch vorkommen, dass
die Krankheit bei einer RoutineUntersuchung entdeckt wird.
Um klar die Diagnose Echinokokkose stellen zu können,
sind verschiedene Untersuchun-
gen nötig. Das können Blutabnahmen, radiologische Untersuchungen oder auch Biopsien sein,
mit denen die Parasiten nachgewiesen werden können. «Ohne
Pflege und Behandlung nimmt die
Krankheit in 90 % der Fälle einen
tödlichen Ausgang. Glücklicherweise ist Echinokokkose heutzutage behandelbar und es kommt
nur noch selten vor, dass infizierte
Patienten daran sterben. Die Behandlung besteht in erster Linie
«Ohne Pflege und Behandlung nimmt die
Krankheit in 90 %
der Fälle einen tödlichen Ausgang»
Prof.
Nicolas Troillet,
Leiter der
Abteilung
Infektionskrankheiten
des Spital
Wallis
in einem chirurgischen Eingriff,
bei dem die von Parasiten befallenen Teile der Leber entfernt
werden. Ist die Infektion bereits
zu weit fortgeschritten, können
lebenslang einzunehmende Medikamente verschrieben werden,
mit denen die Entwicklung der Parasiten gehemmt wird. In einigen
Fällen kann eine Lebertransplantation ins Auge gefasst werden»,
präzisiert Prof. Nicolas Troillet.
Wichtig ist zu betonen, dass
die Krankheit nicht von Mensch
zu Mensch übertragbar ist. «Für
den Parasiten ist der Mensch ein
sogenannter Fehlwirt, also quasi
eine Sackgasse. Der Bandwurm
kann seinen Entwicklungszyklus
nicht fortsetzen, da die in den
Organen des Menschen eingenisteten Larven nicht von einem
fleischfressenden Tier aufgenommen werden», präzisiert Jérôme
Barras, Kantonstierarzt. Der normale Entwicklungszyklus beginnt
mit dem erwachsenen Fuchsbandwurm, der sich im Dünndarm
eines Endwirtes (z. B. Fuchs)
niedergelassen hat. Dort werden
täglich bis zu 200 reife Eier in
den Darm des Endwirts abgegeben und gelangen mit dem Kot in
die Umwelt. Nach der Aufnahme
der Eier durch einen Zwischenwirt (z. B. Nager) entwickeln sich
Larven, welche die Darmwand
durchdringen und über das Blut
des Zwischenwirts in dessen Leber oder auch in andere Organe
gelangen. Durch die Larven, die
sich im Zwischenwirt entwickeln,
wird dieser geschwächt, womit
er leichte Beute für ein fleischoder aasfressendes Tier wird. Die
mit der Beute aufgenommenen
Larven setzen sich im Dünndarm
des Endwirts fest, wo sie zu Bandwürmern heranwachsen – womit
der Zyklus abgeschlossen ist und
von Neuem beginnen kann… «In
der Schweiz sind 30 bis 70 % der
Füchse Träger dieses Parasiten.
Im Wallis beträgt dieser Satz unseren Schätzungen zufolge rund
30 %. Auch Katzen und Hunde
können an Echinokokkose erkranken und die Parasiten auf den
Menschen übertragen. Das bleibt
allerdings eher die Ausnahme»,
fährt der Kantonstierarzt fort
(siehe Kasten).
Füchse in Städten
Füchse halten sich gerne in Stadtnähe oder in Wohnsiedlungen auf.
«In den Städten gibt es immer
mehr Füchse. Läuft man nachts
durch die Strassen, begegnet man
ihnen häufig. Für Personen, die in
den Dörfern und Städten Gemüsegärten haben, ist es daher wichtig, ebenfalls darauf zu achten,
das Gemüse und die bodennahen
Früchte aus ihrem Garten immer
gut zu waschen», präzisiert Jérôme Barras. Der Kantonstierarzt
erinnert ebenfalls daran, dass es
im Kontakt mit Haustieren wie
Katzen und Hunden wichtig ist,
stets die grundlegenden Hygieneregeln zu beachten. «Durch
regelmässiges
Händewaschen
kann eine solche Infektion, eine
Salmonellose oder auch eine Toxoplasmose vermieden werden.»
PARTNER
Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur
Dienststelle für Gesundheitswesen
www.sucht-wallis.ch
www.gesundheitsförderungwallis.ch
www.vs.ch/gesundheit
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