Wellness für den Ackerboden

Werbung
PFLANZENBAU
Wellness für den Ackerboden
GRÜNDÜNGUNGEN UND ZWISCHENKULTUREN geben dem Boden die
Möglichkeit, sich vom Anbaustress zu erholen. Dazu benötigt er neben Zeit, eine ausgewogene Artenvielfalt aus Pflanzen verschiedener Artenfamilien und
Leguminosen.
Hanspeter
Hug
Sommerwicke ist
die anspruchsloseste
Leguminose.
Eine ausgewogene Nährstoffversorgung bildet die Ertragsgrundlage
für jede Kultur. Dazu gehört ein optimaler Wasser-, Sauerstoff- und
Humusgehalt. Böden mit diesen Voraussetzungen bieten ein perfektes Milieu für das ganze Bodenleben, mit geringerem Schädlings- und Pilzdruck als
Folge. Gründüngungen und Zwischenkulturen regenerieren diese Faktoren
und verbessern somit die Voraussetzungen für ein optimales Wachstum
der Hauptkulturen.
Die Bewirtschaftungspause zwischen zwei Hauptkulturen soll als
Wellnesszeit für den Boden genutzt
werden. Dabei bringt eine geschlossene Pflanzendecke die grössten Vorteile.
Im Schutze dieser Decke trocknet der
Boden nicht aus und die Bodenlebewesen können sich vermehren. Zudem
wird das mitauflaufende Unkraut von
der Gründüngung überwachsen. Tiefwurzelnde Pflanzen holen Nährstoffe,
die in tiefere Bodenschichten ausgewaschen wurden, wieder an die Oberfläche. Dabei durchlüften sie den Boden
mit Sauerstoff und Kohlenstoff, beides
unverzichtbar für einen aktiven Boden.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass mit
optimalen Zwischenkulturen riesige
Mengen an organischer Substanz gebildet werden. Dieses in den Boden eingearbeitete Material ist Nahrung für
das Bodenleben, Wasserspeicher,
Schwamm und Sauerstofflunge zugleich. Zusätzlich wird damit Humus
gebildet, die wichtigste Substanz jedes
gesunden Bodens.
Mit der Standzeit einer Gründüngung lässt man den Boden ruhen. Er
hat dabei Zeit sich vom Anbau- und
Erntestress zu erholen. Pflanz- und
Saatarbeiten, Pflanzenschutzmittel,
Hackdurchgänge und vor allem die Ernte sind sehr grosse Belastungen für die
Ackerkrume. Je länger die Standzeit einer Zwischenkultur ist, desto besser ist
die Erholungswirkung.
Erfolgsfaktoren Nur mit einer exakten Saat kann sich eine Gründüngung
richtig entwickeln. Das Unkraut läuft
regelmässiger auf. Dieser Effekt ist
gewünscht und wichtig in der nachhaltigen Unkrautunterdrückung. Das auflaufende Unkraut wird von der Grün34
7-8 2015 · UFA-REVUE
PFLANZENBAU
Tabelle: Beurteilung verschiedener Gründüngungsarten
Artenfamilie
Vorteile
Nachteile
Fruchtfolge Einschränkung
Leguminosen
Sommerwicken, Sommer-
erbsen, Ackerbohnen, Wicken,
Kleearten
Schnelle Bodenbedeckung,
Stickstoffsammler, blühend,
keine Absamung, zum Teil
mehrschnittig
Grosse Unterschiede in den
Korngrössen, daher Sätiefe und
Einstellung der Sämaschine
beachten
Nicht vor Leguminosen, keine
Erbsen in der Fruchtfolge
Korbblütler
Guizottia (Ramtillkraut),
Sonnenblumen
Sehr schnelle Jugend­
entwicklung mit mittlerer Unkrautunterdrückung
Schnecken lieben Korb­blütler
(Sonnenblumen) Nicht in Fruchtfolgen mit Sonnenblumen
Wasserblattgewächs
Phacelia
Fruchtfolgeneutral, da keine Nutzpflanzen aus dieser Pflanzenfamilie, frühe Blüte und
sehr späte Samenbildung
Dunkelkeimer, Saatgut muss in den Boden abgelegt werden,
bringt bei Strukturschäden geringe Erträge
keine
Knöterichgewächs
Buchweizen
Fruchtfolgeneutral, schnelle
Jugendentwicklung
Schlechte Unkrautunter­
drückung, schnelle Blüte und
Samenreife, Durchwuchsgefahr
von Ausfall­samen
keine
Kreuzblütler
Senf, Rettich, Rübsen, Raps
Schnelle Bodendeckung, einfache Saat, Lichtkeimer, sehr gute
Unkrautunter­drückung, je nach
Sorte mit Biofumigations-
wirkung
Zum Teil frühe Samenreife, daher Durchwuchsgefahr bei
Ausfallsamen, schlechte Entwicklung bei Strukturschäden, friert nicht immer ab
Nicht in Fruchtfolgen mit Raps
Gramineen Getreide
Sandhafer, Grünschnitthafer
Schnelle Jugend­entwicklung,
Möglichkeit zum Verfüttern
Mittlere bis geringe Unkrautunterdrückung
Grundsätzlich keine Einschränkung, ev. Durchwuchs
im Getreide
Gramineen Gräser
Raigras
Schnelle Jugendentwicklung
und Bodenbedeckung, grosser
Grünmasseertrag,
Durchwuchsgefahr in der Folgekultur
keine
Mischungen
UFA Alpha, UFA Lepha, UFA Delta, UFA Arpi, UFA Lolinca, UFA Colzafix
Sehr Anbausicher, sehr schnelle
Jugendentwicklung und Unkrautunterdrückung, liefert
grosse Erntemengen und speichert zusätzlich Stickstoff,
bringt klare Mehr­erträge bei
exakter Saat (flache Drillsaat)
Nicht unmittelbar vor Leguminosen, UFA Delta nicht
in Rapsfruchtfolgen
Gründüngungsmischungen bringen
die sichersten Erträge.
düngung überwachsen und so
vernichtet. Ein feinkrümeliges Saatbett
ist entscheidend für den Erfolg.
Die Gründüngungsarten werden
von der Fruchtfolge bestimmt. Hauptfrucht-Fruchtfolgen dürfen nicht mit
Gründüngungen unterbrochen werden.
Darum müssen die Arten auf ihre Artenfamilien überprüft werden. Im
UFA-Samen Feldsamenkatalog ist die
Fruchtfolgeverträglichkeit einsehbar.
Grundsätzlich sind Mischungen mit
verschiedenen Arten und Leguminosen
den Reinsaaten einer einzelnen Art
vorzuziehen. Die Mehrkosten pro ha
von 50.– bis 100.– Fr. sind mit der entstehenden Mehrleistung mehr als kompensiert. Gründüngungsmischungen
mit Leguminosen können zudem LuftUFA-REVUE · 7-8 2015
stickstoff für die Folgekultur speichern.
Alle Arten sollten spätblühend sein
oder späte Blütenanlagen bilden. Ansonsten muss die Anlage zu früh gemulcht werden, was wiederum nicht
optimal ist. Je nach Vegetationsdauer und Gründüngungsart können Trockensubstanz-Massen von 50 bis
100 dt erwartet werden.
Das Ziel einer Gründüngung ist ein
aktiver, gesunder Boden mit einem
konstanten Humusanteil von mindestens 3 bis 4 %. Weiter muss sie in der
Lage sein, mitaufgelaufenes Unkraut zu
überwachsen. Sie soll sich gewinnbringend in die Fruchtfolge einschieben
und durch die Bewirtschaftung der
Hauptkultur entstandene Strukturprobleme beheben. Zudem verhindern
erfolgreiche Zwischenbegrünungen das
Auswaschen mineralisierter Nährstoffe.
Mit Leguminosen wird zusätzlich Stickstoff aus der Luft organisch gespeichert.
Fazit In erster Linie wird nicht die
Kultur gedüngt, sondern der Boden,
denn nur ein gesunder Boden lässt gesunde und ertragsstarke Kulturen gedeihen. Bewirtschaftungsprozesse wie
beispielsweise Pflanz- und Saatarbeiten
in den Hauptkulturen belasten den Boden. Folglich braucht er Zeit für Erholung. Gründüngungen, die optimal angelegt werden, bieten zusätzlich
Wellness für den Boden. Damit kann
der Boden nachhaltig erhalten und ihm
das zurückgegeben werden, was die
Hauptkulturen ihm abverlangen. m
Autor Hanspeter Hug,
UFA-Samen,
8401 Winterthur
www.ufarevue.ch 7-8 · 15
35
Herunterladen