Ihre Meinung Befragungsergebnisse zur Biologischen Vielfalt Schatz Lotse Was denken wir über Natur und Landschaft unserer Region? 2 Die Ergebnisse der Befragung Das Verbundvorhaben »Schatz an der Küste« möchte die Biologische Vielfalt der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide erhalten und wiederherstellen. Das geht nur zusammen mit der lokalen Bevölkerung. Aber wie denken die Menschen der Region eigentlich über ihre Natur und Landschaft? Die Universität Greifswald befragte hierzu 1.019 Personen in einer wissenschaftlichen Umfrage. Die Ergebnisse sind repräsentativ und damit auf die gesamte erwachsene Wohnbevölkerung übertragbar. Die Befragung gibt Aufschluss über das Verhältnis der Bevölkerung zu Natur und Landschaft der Region. Die Befragten wurden aus 30 Gemeinden zufällig ausgewählt und nahmen an einem etwa 15-minütigen Telefoninterview teil. Die Gemeinden der Befragungsregion 3 Was unterscheidet uns von der restlichen Bevölkerung Deutschlands? ▶ Bei uns leben etwas mehr Frauen als im Bundesdurchschnitt. ▶ Unsere Region ist deutlich dünner besiedelt als das durchschnittliche Deutschland. ▶ In unserer Region wohnen weniger Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit als im durchschnittlichen Deutschland. ▶ Bei uns gibt es mehr ledige Personen im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt. ▶Der Bevölkerungsrückgang von 2005 bis 2013 ist bei uns höher als im gesamten Bundesgebiet. Durchschnittlich? Wir nicht. 4 ▶ ln unserer Region leben weniger Kinder und Jugendliche als im Durchschnitt in Deutschland. ▶ Bei uns gibt es einen höheren Anteil an Mehrpersonenhaushalten als im Bundesdurchschnitt, wo die Menschen häufiger in Einpersonenhaushalten leben. ▶Der Anteil der Menschen ohne Er- werbstätigkeit ist in unserer Region höher als im durchschnittlichen Deutschland. ▶ Bei uns gibt es überdurchschnittlich viele Beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft oder Fischerei im Vergleich zur durchschnittlichen Beschäftigung in Deutschland. 5 Was verbindet uns mit der Region? 6 Der Großteil der Befragten fühlt sich stark mit der Region verbunden. Lediglich ein Viertel der Befragten fühlt sich weniger stark mit der Region verbunden und nur ein sehr kleiner Teil kaum oder gar nicht. der Region eng verbunden fühlen, auf sie zutrifft. Lediglich 36 % der Befragten gaben an, dass die Aussage voll und ganz zutrifft; 45 % der Befragten sagten, dass die Aussage eher zutrifft (BMUB & BFN, 2014). Untersuchungen in anderen Regionen zeigen, dass diese regionale Verbundenheit überdurchschnittlich ist. In der Naturbewusstseinsstudie 2013 wurde die in Deutschland lebende Bevölkerung gefragt, inwiefern die Aussage, dass sie sich mit Natur und Landschaft Ein Grund für die starke Verbundenheit der Menschen mit ihrer Region könnte die verbrachte Lebenszeit in der Region sein. Zwei Drittel der Befragten sind in der Region aufgewachsen. Fast die Hälfte der Befragten lebt dort seit ihrer Geburt. 7 Stärke der Verbundenheit mit der Region »Ich mag die Natürlichkeit und Weite« Die wichtigsten Faktoren für die Verbundenheit mit der Region sind Natur und Landschaft sowie Familie und Freunde. phärenreservaten spielte die Natur und Landschaft eine weniger wichtige Rolle für die regionale Verbundenheit (STOLL-KLEEMANN et al., 2012). ln der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide stimmten 76 % der Befragten der Aussage, dass Natur und Landschaft wichtig für die Verbundenheit sei, voll und ganz zu. ln drei von vier untersuchten Bios­ Für die Menschen in der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide hat Natur und Landschaft somit eine mindestens genauso große Bedeutung wie für die Menschen in einigen deutschen Großschutzgebieten. Ursachen für die Verbundenheit mit der Region 8 9 Wie sehr gefallen Natur und Landschaft der Region? Was gefällt uns an Natur und Landschaft der Region? ln der Bevölkerung überwiegt große Zufriedenheit mit der Natur und Landschaft der Region. Den meisten Befragten gefällt die Natur und Landschaft der Region sehr. Bei der Frage, was den Menschen besonders an Natur und Landschaft gefällt, wurde am häufigsten der Wald genannt. Das Meer, das Wasser und der Bodden waren weitere häufige Antworten. Auch die Frage, was nicht an Natur und Landschaft gefällt, wurde während der Befragung gestellt. Zu den häufig­ sten Antworten gehören Nichts (46 %), Bebauung (15 %), Windräder (6 %) und intensive Landwirtschaft (5 %). Knapp die Hälfte der Befragten hat demnach nichts an der regionalen Natur und Landschaft auszusetzen. Neben den Naturbestandteilen wurden auch Eigenschaften von Natur und Land­schaft genannt, die den Befragten besonders gefallen. Hierzu gehören vor allem die Weite, die Natürlichkeit und die Ruhe. 10 11 Positive Bestandteile von Natur und Landschaft Boddenufer Positive Eigenschaften von Natur und Landschaft Intensive Landwirtschaft 12 13 80 % der Befragten haben den Begriff Biologische Vielfalt bereits gehört. ln einer deutschlandweiten Befragung waren es lediglich 76 %, die den Begriff kannten (BMUB & BFN, 2014). Was ist Biologische Vielfalt? Während der Befragung wurden die Teilnehmenden gebeten, spontan zu äußern, was sie mit dem Begriff Biologische Vielfalt assoziieren. Am häufigsten wurde die Artenvielfalt genannt. Hierbei wurden die Vielzahl von Tieren oder Pflanzen genannt oder bestimmte Tierarten aufgezählt. Viele Befragte verbinden mit dem Begriff eine intakte Natur bzw. eine nachhaltige Nutzung der Natur. Interessant ist, dass ein Viertel der Befragten keine Aussage machte. Es lässt sich vermuten, dass diese Befragten keine genaue Vorstellung von der Biologischen Vielfalt haben. Laut dem Bundesamt für Naturschutz steht »der Begriff Biologische Vielfalt oder Biodiversität [...] als Sammelbegriff für die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde [...]. Biodiversität umfasst drei Ebenen: die Vielfalt der Ökosysteme (dazu gehören Lebensgemeinschaften, Lebensräume und Landschaften), die Artenvielfalt und drittens die genetische Vielfalt innerhalb der Arten.« (BFN, 2015). Assoziationen mit »Biologische Vielfalt« 14 15 »Unsere Natur ist besonders vielfältig und artenreich« Vergleicht man die Assoziationen der Befragten mit den drei Ebenen der Biologischen Vielfalt, so lässt sich sagen, dass die Artenvielfalt die bekannteste Ebene ist. Lediglich 16 % der Befragten dachten bei dem Begriff an Lebensräume und Landschaften und weniger als 1 % an genetische Vielfalt. ln der deutschlandweiten Studie assoziierten 92 % der Befragten den Begriff mit Artenvielfalt, 36 % mit der Vielfalt von Lebensräumen und 12 % mit genetischer Vielfalt. Die Bedeutung des Begriffes ist damit auf nationaler Ebene deutlich bekannter. Blütenvielfalt 16 17 Die Mehrheit der Befragten stimmte der Aussage zu, dass Natur und Landschaft der Region besonders vielfältig und artenreich sind. Vielfältige Natur – von nationaler Bedeutung? Die Vorpommersche Boddenlandschaft und Rostocker Heide gehört zu einem von 30 Gebieten in Deutschland, die von besonderer Bedeutung für die Biologische Vielfalt sind (Hotspots). Die Mehrheit der Befragten (69 %) wusste nicht, dass ihre Region zu einem dieser Gebiete gehört. 20 % gaben an, zu wissen, dass sowohl die Vorpommersche Einschätzung der Vielfalt von Natur und Landschaft vielfältig 18 Boddenlandschaft als auch die Rostocker Heide diese nationale Bedeutung genießen. Die Antworten zeigen zudem, dass die Rostocker Heide als Besonderheit für die Biologische Vielfalt deutlich unbekannter ist als die Vorpommersche Boddenlandschaft. < > wenig vielfältig 19 Wo halten wir uns in der Natur auf? Knapp über die Hälfte der Befragten hält sich nach eigener Aussage immer, wenn möglich in ihrer Freizeit in der Natur auf. 31% der Befragten halten sich häufig, 12% gelegentlich, 4% selten und 2% fast nie in ihrer Freizeit in der Natur auf. Der Strand und das Meer sind die häufigsten Aufenthaltsorte der Befragten. Aber auch im Wald und an der Boddenküste halten sich viele Befragte in ihrer Freizeit auf. Auffällig ist, dass die Menschen gerne verschiedene Naturorte aufsuchen. Über die Hälfte der Befragten nannten mehr als einen beliebten Aufenthaltsort in der Natur. Neben der Abwechslung spielt für die Befragten jedoch auch die Entfernung vom Wohnsitz zur Natur eine große Rolle. Die Mehrheit nutzt die Natur in der unmittelbaren Umgebung (bis 5 km). ... und was machen wir dort? Radfahrer in der Rostocker Heide 20 21 Häufige Freizeitaktivitäten in der Natur 22 Die Befragten bewegen sich am liebsten zu Fuß durch die Natur. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie in der Natur spazieren gehen oder wandern. Über die Hälfte der Befragten halten sich in der Natur auf, um Fahrrad zu fahren und ein knappes Drittel, um Baden oder Schwimmen zu gehen. Baden und Schwimmen gehört damit zu der dritthäufigsten Freizeitbeschäftigung in der Natur der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide. Auch in Bezug auf die Freizeitbeschäftigungen gilt, dass die Befragten die Abwechslung mögen. Die Mehrheit gab an, mehrere Freizeitbeschäftigungen in der Natur auszuüben. 23 Die Natur: gefährdet und verändert? 24 Knapp zwei Drittel der Bevölkerung sind überzeugt, dass der Mensch einen maßgeblichen Einfluss auf die Veränderung der Biologischen Vielfalt hat. Eine negative Veränderung der Biologischen Vielfalt in der Region wird jedoch nur von wenigen Befragten wahrgenommen. Die Mehrheit ist der Auffassung, dass sich die Biologische Vielfalt der Region nicht verändert oder sie etwas bzw. stark zunimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass es einigen Befragten schwer fiel, die Entwicklung der Biologischen Vielfalt der Region einzuschätzen. Sie beantworteten die Frage nicht. Einschätzung der Entwicklung der Biologischen Vielfalt 25 »Die Natur der Umgebung ist mein wichtigster Erholungsraum« Den Befragten wurden sechs Faktoren vorgelesen, welche jeweils mit »Ja« oder »Nein« als eine Gefahr für die Biologische Vielfalt der Region eingeschätzt werden sollten. Vor allem der Klimawandel, die Bebauung und Verkehrswege sowie die intensive Landwirtschaft werden als Gefahren für die regionale Biologische Vielfalt wahrgenommen. Diese drei Faktoren wurden von mehr als der Hälfte der Befragten als Gefahr eingestuft, während die Faktoren Windparks, Industrieanlagen und Freizeitaktivitäten bzw. Tourismus von weniger als der Hälfte der Befragten als Gefahr eingestuft wurden. Windenergieanlage 26 27 Wie schützen wir die Natur? Die Befragten wurden gebeten anzugeben, ob sie derzeit Möglichkeiten zum Erhalt der Biologischen Vielfalt nutzen. Von den sechs vorgeschlagenen Möglichkeiten wurde der Kauf regionaler Produkte am häufigsten und das Spenden für den Erhalt der Natur am zweithäufigsten genannt. Alle anderen vorgeschlagenen Möglichkeiten wurden von weniger als einem Drittel der Befragten genannt. Insgesamt engagieren sich 94 % der Befragten der Vorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide für den Erhalt der Biologischen Vielfalt. Die meisten Befragten engagieren sich sogar mit mehr als einer der vorgeschlagenen Möglichkeiten. Maßnahmen, die mit wenig Aufwand betrieben werden können, sind dabei verbreiteter. Deutlich seltener werden Maßnahmen genutzt, die zeitaufwändiger als beispielsweise der Kauf regionaler Produkte sind. Engagement zum Erhalt der Natur 28 29 Quellen »Natur und Landschaft verbinden mich mit der Region« BFN, 2015: Bundesamt für Naturschutz (2015): Biologische Vielfalt und die CBD . Offizielle Webseite des Bundesamtes für Naturschutz http://www.bfn.de/0304_biodiv.html (eingesehen am 24.06.2015). BMUB & BFN, 2014: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit & Bundesamt für Naturschutz (Hrsg. ) (2014): Naturbewusstsein 2013. Bevölkerungs­ umfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. Berlin und Bonn. STOLL-KLEEMANN ET AL., 2012: Stoll-Kleemann S., Buer C. & Solbrig F. (2012): Erprobung eines sozioökonomischen Monitoringsystems in ausgewählten deutschen Großschutzgebieten, In: Brickwedde, Stocket al. (Hrsg.): Das Nationale Naturerbe in der Praxis - Impulse, Herausforderungen, Perspektiven: 17. Internationale Sommerakademie St. Marienthal. Initiativen zum Umweltschutz: 85, Berlin: Erich Schmidt Verlag. Impressum Text: Anne Kettner und Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann, Universität Greifswald Karte, Diagramme und Fotos: Anne Kettner Grafik und Gestaltung, Titelfotos: Dipl.-Ing. Jörg Schmiedel, Büro für Landschaftsplanung und Umweltberatung, Rostock Druck: Altstadt-Druck, Rostock Text und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Herausgebers. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. BUND-Regionalgeschäftsstelle Rostock: Waldemarstr. 20a, 18057 Rostock Tel. 03 81 – 29 06 55 25, Email: [email protected] © BUND Mecklenburg-Vorpommern / Universität Greifswald 2016 Mehr Informationen Der ausführliche Endbericht zur Bevölkerungsbefragung steht auf www.schatzküste.com zum Download kostenfrei zur Verfügung. 30 31 Das Projekt »Schatz an der Küste« wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung aus Mitteln der Umweltlotterie BINGO, durch das Land Mecklenburg-Vorpommern sowie durch die OSTSEESTIFTUNG . Diese Broschüre gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers wieder und muss nicht mit der Auffassung der Zuwendungsgeber übereinstimmen. Der SchatzLotse wird herausgegeben vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. BUND Regionalgeschäftsstelle Rostock, Waldemarstr. 20a, 18057 Rostock Grafik & Gestaltung: Dipl.-Ing. Jörg Schmiedel, Rostock / 2016 www.schatzküste.com