Evangelikalismus und Johannes 17 – Was der jüdische Messias wirklich erbat Auszug aus dem Reihe Zeitgeschichte Aktuell Michael Windhövel, Missionswerk Christus Central, 2012 Einleitung Einheit sei der erklärte Wille des Herrn für seine weltweite Gemeinde. Alle christlichen Kreise müssten deshalb zusammenarbeiten, sich zusammenfinden und dabei ihre individuellen Lehrvorstellungen und Traditionen, eben um dieser, offenbar doch von Gott gewollten, Einheit willen zurückstellen. Durch die Herausstellung und öffentliche Darstellung dieser Einheit würde die Welt leichter vom christlichen Glauben überzeugt und zum Glauben finden. Zur Begründung vorgenannter evangelikaler Thesen wird immer wieder das sogenannte Hohepriesterliche Gebet Jesu aus dem Johannes-Evangelium, Kapitel 17 herangezogen. Diese Abhandlung soll dazu dienen, diese evangelikale Doktrin (lat. doctrina, Lehre = ein System von Ansichten und Aussagen mit dem Anspruch allgemeiner Gültigkeit) einmal kritisch zu hinterfragen und darüber nachzudenken, worum es in dem in Johannes 17 überlieferten Gebet des jüdischen Messias wirklich ging. Das hohepriesterliche Gebet – Wichtige Vorüberlegungen bezüglich des heilsgeschichtlichen Kontextes Das sogenannte hohepriesterliche Gebet Jesu in Johannes Kapitel 17 dient wesentlich zur scheinbar biblischen Begründung der Notwendigkeit von Einheit auf evangelikaler Basis. Immer wieder werden die Gebetsaussagen Jesu: „…damit sie eins seinen, gleichwie wir ….. auf dass sie alle eins seien ….. auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“, aus dem Kontext herausgelöst, rezitiert, um möglichst alle christlichen Kreise 1 und Kirchen zum Einstieg in den und zum Verbleib auf dem evangelikalen und ökumenischen Einheitszug zu bewegen. Na bitte, wenn Jesus also selbst so um die Einheit seiner Jünger betete, wie könnten wir es uns leisten, uns dem Anliegen evangelikaler Einheit zu verweigern? Das nicht Mitmachen in der Allianz scheint so schon Ungehorsam gegenüber dem Willen Jesu, eine kaum verzeihliche Sünde zu sein. Zum grundsätzlichen Verständnis des Gebetes, welches der jüdische Messias am letzten Abend vor seiner Kreuzigung, nach dem gemeinsamen Passah mit seinen noch elf verbliebenen jüdischen Jüngern und Aposteln vor diesen betete, sollten wir zunächst unbedingt folgendes bedenken: Die Evangelien gehören noch zum Rechtskomplex des Alten, Mosaischen Bundes für Israel. Alles, was Jesus während seines irdischen Wirkens unter seinem jüdischen Volk sagte und tat – was eben die Evangelien überliefern – ist unter dieser Gesetzmäßigkeit, ist zunächst rein jüdisch, alttestamentlich zu verstehen und auszulegen. Die neutestamentliche Gemeinde existierte zur Zeit des irdischen Wirkens Jesu noch nicht. Der jüdische Messias sprach zudem zu seinem Volk in Hebräisch oder Aramäisch, nicht in Griechisch, er redete noch nicht von der späteren Gemeinde (gr. ekklesia) aus Juden und Nationen, auch wenn die Evangelientexte später in Griechisch geschrieben wurden. Jeshua Meshiach benutzte dort, wo im griechischen Text der Begriff „ekklesia“ benutzt wird, höchstwahrscheinlich den alttestamentlichen, hebräischen Ausdruck „Quahilah“ (Kultversammlung Israels), der konsequenter Weise auch im heutigen hebräischen NT benutzt wird. Das gesamte AT, speziell ab 1.Mose Kapitel 12, mit Beginn der Geschichte des Stammvaters Israels, Abraham, einschließlich die vier Evangelien, enthalten die Lehre Gottes über und für Israel. Wir dürfen nicht einfach Israel betreffende Aussagen unbedarft auf die heilsgeschichtlich spätere Gemeinde übertragen, die erst Pfingsten, nach der Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in der Ausgießung des Heiligen Geistes begründet wurde. Wir können zwar etliche Wahrheiten aus den Schriften des Alten Bundes und der 2 Evangelien vorsichtig anwenden, aber wir können nicht einfach Israel betreffende Aussagen missbrauchen, aus dem heilsgeschichtlichen Kontext herauslösen, um daraus ein Dogma, eine Doktrin für die Gemeinde aus Juden und Nationen zu formulieren. Dies gilt auch für den Text aus Johannes Kapitel 17 ! Die Anordnung der Evangelien am Anfang unseres heutigen Neuen Testamentes ist irreführend und, wie auch die Verseinteilung unserer heutigen Bibelübersetzungen, nicht vom Heiligen Geist inspiriert. Heilsgeschichtlich genau genommen müssten die vier Evangelien am Ende des Alten Testamentes eingeordnet werden. Denn der Alte Bund endete nicht mit der Geburt, sondern mit dem Vollzug des Sühnopfers Jesu in Kreuz, Auferstehung, Himmelfahrt und Darbringung seines Blutes im himmlischen Heiligtum. Christus wurde geboren, Christus lebte, wirkte und starb während der Zeit des Alten Bundes (Galater 4;4 im Kontext Kapitel 3;17 bis 4;7) Und von diesem seinen Wirken berichten eben die Evangelien. Zudem wurde der, im AT für die Zukunft verheißene Neue Bund, dessen Rechtskontext auch die spätere Gemeinde aus Juden und Nationen zuzuordnen ist, nicht bei der Geburt des Messias eingesetzt und rechtsgültig, sondern erst auf der Grundlage des Sühnopfers Jesu Christi, nach Vollzug der Sühnung durch den Hohepriester Christus im himmlischen Allerheiligsten bei dem einen „Großen Versöhnungstag“ (s. Hebräer Kapitel 8 bis 10). Da, logisch schlussfolgernd, nun auch das hohepriesterliche Gebet Jesu im Johannes-Evangelium, Kapitel 17 noch dem Rechtskomplex des Alten Bundes zuzuordnen ist, betete Jesus, als er um die Einheit der elf um ihn beim Passah versammelten Jünger und Apostel, um die Einheit aller derer, die künftig durch deren Wort an ihn glauben würden, zunächst noch gar nicht für die Gemeinde, alle späteren Christen auch aus den Nationenvölkern. In seinem Gebet für seine damals anwesenden elf Jünger, beziehungsweise Apostel, betete er auch nicht pauschal für alle Jünger, für alle seine damaligen Nachfolger. Den jüdischen Messias bewegte ein besonders wichtiges Anliegen speziell hinsichtlich seiner jüdischen mit ihm zu Tisch liegenden Apostel und aller derer, welche durch deren Zeugnis, durch 3 deren Verkündigung und Überlieferung nach seiner Erhöhung zum Glauben an ihn finden würden. Wir unterstreichen nochmals: Die Gemeinde, die „ekklesia“ des Neuen Bundes, der Herausgerufenen aller an Christus Glaubenden aus Israel und den Heidenvölkern, existierte vor Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten noch nicht. Die Gemeinde des Neuen Bundes entstand erst Pfingsten, nach der ersten allgemeinen Ausgießung des Heiligen Geistes, wobei auch hier zu bedenken ist, dass die frühe Gemeinde zunächst eine rein jüdischmessianische Bewegung war. (Apostelgeschichte Kp. 2) Erst rund vierzehn Jahre später, wesentlich angestoßen durch den jüdischen Apostel Paulus, kam es allmählich zum Durchbruch des Evangeliums von dem jüdischen Messias Jeshua, über die ethnischen Grenzen Israels hinaus, hin auch zu den Nationen. Und Paulus wurde dann ebenso wesentlich das Werkzeug zur Übermittlung der Lehre über und für die Gemeinde auch aus den Heidenvölkern. Gemäß der Aussagen des Paulus, Apostel Jesu Christi für die Heidenvölker, war die Lehre über und für die Gemeinde auch aus den Nationen vor seiner Zeit, also auch zur Zeit des Alten Bundes, des Wirkens Jesu unter dem Alten Bund – wovon die Evangelien berichten - noch nicht geoffenbart worden. Erst durch Paulus wurden die Lehre der Rechtfertigung allein durch den Glauben an Christus, auch für die Heidenvölker, außerhalb des Mosaischen Gesetzes und des Judentums, geoffenbart, ebenso die umfassende Lehre und Dogmatik über und für die Gemeinde, wie auch die praktischen Anordnungen Jesu hinsichtlich der Praxis des Gemeinde- und Christenlebens. (s. dazu Galater Kp. 1-2, Epheser Kp. 3;1-12, Kolosser 1;24-27) (Diese Thematik wird ausführlich behandelt und begründet in der MCC Bibel-Studien-Mappe „Einführung in die Bibel – Heilszeiten und Bundeschlüsse der Bibel und die sich daraus ergebenden Grundsätze richtiger Schriftauslegung“) Die Briefe des Neuen Testamentes, speziell die apostolischen Briefe des Paulus, wie die wenigen ergänzenden Schriften der anderen Apostel oder Apostelschüler, enthalten die umfassende Lehre und 4 Dogmatik über und für die Gemeinde. Um also ein dogmatisch sauberes, wirklich biblisches Verständnis wahrer geistlicher Einheit zu erhalten, können wir uns nicht auf das AT, nicht auf die Evangelien beziehen, sondern unsere Lehre muss auf den apostolischen Briefen des NT gründen und mit diesen völlig übereinstimmen. Weichen unsere Lehrvorstellungen nur im Geringsten von den göttlich autorisierten Briefen des NT ab, bewegen wir uns schnell auf dem Boden von falschen und irreführenden Lehren. Und wie wir noch sehen werden, ist die evangelikale Einheitsdoktrin keineswegs so biblisch, wie es zunächst scheinen mag. Evangelikale Einheit ist durchaus nicht automatisch wahre biblische, geistgewirkte Einheit. Halten wir also hier nochmals fest: Der Text, mit welchem Vertreter des Evangelikalismus ihre Vorstellungen von Einheit begründen, enthält nicht Dogmatik für und über die neutestamentliche Gemeinde auch aus den Nationenvölkern. Es ist dogmatisch, biblischheilsgeschichtlich nicht korrekt, diesen Text zur Begründung universeller, organisierter christlicher Einheit heranzuziehen. In den Briefen des NT, welche die umfassende Dogmatik über und für die Gemeinde beinhalten, finden wir ganz andere Aussagen hinsichtlich Einheit und nötiger, geistlicher, sauberer Grenzziehung für die Gemeinde. Das hohepriesterliche Gebet – Wichtige Vorüberlegungen bezüglich des Dienstes der Apostel Nach den wichtigen Vorüberlegungen hinsichtlich der heilsgeschichtlichen Zuordnung des sogenannten hohepriesterlichen Gebetes Jesu, sollten wir auch grundsätzlich darüber nachdenken, was die Heilige Schrift zu Amt, Funktion und Dienst der Apostel sagt. Der jüdische Messias feierte das letzte Passah nicht allgemein mit allen seinen noch verbliebenen rund hundertundzwanzig Nachfolgern, Jüngern und Jüngerinnen (Apostelgeschichte 1;15), sondern nur mit denjenigen, welche er zuvor als Apostel berief und erwählte. Auch diese Vorüberlegungen sind absolut wichtig bezüglich einer 5 sachlichen Auseinandersetzung mit der evangelikalen, ökumenischen Einheitsdoktrin, die uns auch in der christlich-politisierten Bewegung „Miteinander für Europa“ begegnet, welche das offenkundige Ziel der Einbindung möglichst aller christlichen Kirchen und Bewegungen in das Programm der paneuropäischen Innenpolitik des Europarates, zwecks Herausarbeitung einer neuen europäischen Gesellschaft und Werteordnung, verfolgt. Worum ging es dem jüdischen Messias in dem, in Johannes 17 überliefertem Gebet in Gegenwart seiner Apostel? Jesus Christus lebte als Gott im Fleisch, als historische Persönlichkeit im historischen Kontext seiner Zeit. Innerhalb nur weniger Jahre wirkte und lehrte er öffentlich, vollzog er das ihm vom Vater aufgetragene Werk der Versöhnung auf dem Boden Israels, bevor er dann wieder in sein unsichtbares Reich der Himmel zurückkehrte. Von Anfang an war es dem historischen Jesus ein höchst bedeutsames Anliegen, dass alle relevanten Informationen über sein Wirken, seine Worte und Lehren, sicher bewahrt und überliefert werden würden, zunächst für sein eigenes Volk Israel, darüber hinaus aber auch für alle Völker auf Erden. Unerlässlich wichtig zwecks einer sicheren, späteren Vermittlung aller wichtigen Informationen über ihn an alle Nationen der Erde, das war Jesus völlig klar, würde die zuverlässige, mündliche und schriftliche Überlieferung von Zeugen seines irdischen Lebens sein! Diese Zeitzeugen seines öffentlichen Wirkens sollten die gleiche juristische Funktion zwecks Wahrheitsfeststellung eines geschehenen Sachverhaltes erfüllen, wie eben Zeugen in heutigen gerichtlichen Verfahren. Direkt zu Beginn seines öffentlichen Wirkens erwählte Jesus von Nazareth darum aus einer größeren Menge seiner Jünger zwölf junge Juden, die er Apostel (hebräisch Schalachim) nannte (Lukas 6;12-16). Der griechische Begriff Apostel, wie der hebräische Ausdruck bedeuten beide: „Gesandte“. Die Apostel hatten, haben damit, neben ihrer juristischen, beglaubigenden Aufgabe als Zeitzeugen, zudem die Funktion diplomatischer Vertreter des göttlichen Reiches der Himmel, 6 sie vertreten die Interessen, die Anliegen des Königs der Könige vor allen Völkern dieser Erde. Entsprechend vorgenannter Überlegungen hinsichtlich einer sicheren Überlieferung des Wirkens, der Worte Jesu an die Nachwelt, wurden von dem Apostel Petrus, als es, kurz vor Pfingsten, um die Wahl eines Ersatzapostels und Ersatzzeitzeugens für den ausgefallenen Judas Ischarioth ging, klare Kriterien hinsichtlich des neuen zwölften Apostels genannt: Als Ersatzperson kam nur jemand in Frage, welcher eben Zeitzeuge des gesamten öffentlichen Wirkens Jesu von dessen Taufe bis zu seiner Himmelfahrt war. Insbesondere musste er ein Zeuge der Auferstehung Jesu gewesen sein. Zwei Männer, welche die Kriterien erfüllten, wurden der Gemeinde vorgeschlagen. Gemäß jüdischer Tradition (s. Brustschild des Hohepriesters mit den Lossteinen Urim und Thummim) warf einer der Apostel das Los, um zudem klar Gottes Willen und Berufung zu erfahren. Das Los fiel auf den Mann Matthias, der daraufhin den Apostel hinzugezählt wurde, womit nun die Vollzahl der zwölf apostolischen Zeugen wieder hergestellt war. (Apostelgeschichte 1;15-26) Ein Apostel konnte also nur jemand sein, der den historischen Jeshua Meschiach kannte, der Jesu Worte gehört, Jesu Taten gesehen, Zeitzeuge seines Leidens, seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt war und zudem von Gott selbst persönlich zu diesem Dienst berufen worden war. Gleiche Kriterien erfüllte später nur noch, als dreizehnter Apostel für die Nationen, der Jude Paulus, welcher ebenfalls in seinen Briefen erwähnte, dass er erstens den historischen Jesus zumindest kurzfristig persönlich erlebt hatte (2.Korinther 5;16 b) und dass er zweitens dem auferstandenen Jesus persönlich vor Damaskus begegnete und dabei von ihm zum Apostel berufen wurde. (Apostelgeschichte 9;1-20 und 1.Korinther 9;1) Aus diesem biblischen Befund schließen wir auch, dass es heute keine Apostel oder übergemeindliche apostolische Autorität mehr gibt, da keine Person der späteren und gegenwärtigen Kirchengeschichte die genannten Kriterien hinsichtlich des Apostelamtes erfüllen konnte, beziehungsweise erfüllt. Völlig konform zu vorgenannten Überlegungen betont auch der Apostel Johannes in seinem ersten 7 Brief, dass sie, die Apostel, den Gemeinden als Zeitzeugen Jesu dessen Lehre und Wirken überlieferten und dass Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn für alle Völker nur auf der Basis dieser einzig wahren apostolischen Überlieferung und Verkündigung möglich ist. Nur durch den Glauben an die von den Aposteln als Zeitzeugen überlieferten Wahrheiten über Jesus, besonders hinsichtlich seiner Gottessohnschaft, Heilsbedeutung und Auferstehung, ist Gemeinschaft der Hörer dieser Botschaft mit den Aposteln selbst, mit derem Auftraggeber und Berufer Jesus Christus und damit umfassende geistliche Einheit möglich. (1.Johannes 1;1+3) Gleichzeitig warnt der Apostel Johannes vor falschen Lehrern, vor Irrlehren, welche von der sauberen apostolischen Überlieferung und Lehre abweichen, welche nicht dem Geist Gottes, sondern einem antichristlichen Geist der Finsternis entspringen. Darum fordert der Apostel Johannes die Empfänger seines Schreibens auf, unbedingt an der alleinigen Wahrheit ihrer apostolischen Überlieferung und Lehre festzuhalten, sich keinesfalls von Menschen und Geistern verführen zu lassen, welche, auch wenn deren Worte scheinbar noch so „biblisch“ klingen, von der klaren apostolischen Überlieferung und Lehre abzuweichen. Der Apostel Johannes fordert in solchen Fällen eine klare Trennung (2.Johannes 7-11). Johannes spricht sogar von einer antichristlichen, aus okkulten Wurzeln erwachsenen religiösen Tradition, die, wie wir rückblickend in die Geschichte erkennen, in der jüdischen Kabbalah und der frühchristlichen Gnosis beginnend, sich über die Templer, die Rosenkreuzer (und Reformation) bis in die heutige Freimaurerei (und die aus der englischen Freimaurerei erwachsene Evangelical Alliance) fortsetzte. (1.Johannes 2;18-27, s. auch Internationaler Freimaurerlexikon, Lehnhoff, Possner, 1932, S. 1080-1081 und Der Gottesmord, Eric Voegelin, 1999, S. 107) Die Apostel waren also Zeitzeugen des Lebens, des Wirkens, der Lehren, des Heilshandelns des jüdischen Messias Jeschua. Ihre Überlieferung sollte die Grundlage sein für die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus zunächst vor Israel, dann später vor allen Nationen der Erde. Lägen Widersprüche und Ungereimtheiten in 8 der apostolischen Überlieferung vor, würde die Überlieferung über Jesus Christus, würde das NT allgemein zwangsläufig als nicht zuverlässig, als unglaubwürdig dastehen. Können wir nun verstehen, worum es dem jüdischen Messias ging, als er seinen Vater so inständig um die Einheit seiner Apostel untereinander, um deren Einheit mit der Gottheit selbst, um die Einheit aller der apostolischen Botschaft Glaubenden mit den Aposteln und damit mit dem Vater und dem Sohn bat? Und so können wir nun, nachdem wir uns mit wichtigen biblischen Wahrheiten bezüglich der heilsgeschichtlichen Einordnung des Gebetes Jesu in Johannes Kapitel 17 und zugleich der juristischen Funktion der Apostel als Zeitzeugen vertraut gemacht haben, konkret in die überlieferten Aussagen das Gebetes Jesu einsteigen. Das hohepriesterliche Gebet – Was der jüdische Messias wirklich erbat In den ersten Sätzen dieses Gebetes pries der Messias seinen himmlischen Vater für die ihm von diesem verliehene Vollmacht, allen denen (zunächst aus Israel) göttliches Leben zu geben, die den Vater und ihn selbst als Sohn Gottes, als den Messias, erkannt hatten. Der jüdische Gesalbte schaute rückblickend auf die Zeit seines irdischen Wirkens, während der er seinen Vater im Tun des ihm aufgetragenen Werkes verherrlichte und seines Vaters Wort an Israel weitergab. Der Messias dankte für diejenigen aus seinem Volk, die sein Wort angenommen, bewahrt, ihn als von Gott gesandten Messias erkannt hatten und an ihn gläubig geworden waren (vergl. Matthäus 16;13-20). Und dies waren in der damaligen Situation gerade die während des letzten Passah mit ihm zu Tisch liegenden, von ihm als Apostel berufenen Zeitzeugen seines Wirkens, seiner Taten und Worte. Nach diesen einleitenden Worten brachte der Messias gegenüber seinem himmlischen Vater und Auftraggeber sein eigentliches Anliegen hinsichtlich der, nach Judas Weggang nun noch elf verbliebenen Apostel zum Ausdruck, für diese betete der jüdische 9 Messias nun ganz speziell (Johannes 17;9). Weil sie nun, nach seiner Zeit als Mensch ihm Fleisch bei ihnen, nach seiner Rückkehr zu seinem himmlischen Vater, sozusagen „alleine“ in der Welt stehen würden, bat der Messias um die Bewahrung seiner Apostel im Namen des Vaters und um eine gleiche Einheit dieser untereinander, wie sie zwischen ihm, dem Sohn und dem Vater immer bestand. Gerade hatte Jesus ja erlebt, wie Judas, der den gleichen Dienst, das gleiche apostolische Amt empfing, (Apostelgeschichte 1;15-20) ihn als Messias schließlich aber verworfen und die Gruppe der apostolischen Zeitzeugen verlassen hatte, um zum Verräter zu werden. Darum betete Jesus hinsichtlich der verbliebenen Elf ernstlich um deren Bewahrung in der Welt und um ihre Absonderung in der absoluten, alleinigen Wahrheit seines göttlichen, vom Vater geoffenbarten Wortes (Johannes 17;10-19). Das Anliegen dieser geheiligten Bewahrung und Absonderung in der Wahrheit war dem Messias besonders deshalb so wichtig, weil er wusste, dass seine Apostel und Zeitzeugen nun bald mit ihrer Botschaft über ihn, ihrer Überlieferung über ihn, in die Welt hineingesandt werden würden. Fünfzig Tage nach dem Passah sollte der Heilige Geist über sie kommen, und dann würden sie Zeugen all dessen sein, was sie hinsichtlich des Messias erlebt und erkannt hatten, zunächst vor Israel, dann später indirekt, in Form der schriftlichen Evangelienüberlieferung, vor allen Heiden bis ans Ende der Erde. (Apostelgeschichte 1;8) Christus wusste, dass wenn die Apostel, als seine Zeugen, als Zeitzeugen seines historischen, öffentlichen Wirkens in Israel, in ihrer Überlieferung über ihn uneins und widersprüchlich sein würden, ihre Aussagen juristisch kaum glaubhaft und verwertbar wären. Es gäbe dann keine sichere, widerspruchsfreie, einheitliche und eindeutige Überlieferung über seine Lehren und sein Wirken für die Nachwelt. Gerade diese einheitliche, glaubwürdige apostolische Überlieferung und Lehre über Jesus von Nazareth, verbunden mit der weiterstgehend sicheren Überlieferung der griechischen Grundtexte der Evangelien und der Briefe des NT über rund zweitausend Jahre bis heute, ist einzigartig im Gegensatz zu allen anderen Religionen und deren Überlieferungen über deren Stifter. Eine derartig umfangreiche, 10 glaubwürdige, widerspruchsfreie und zuverlässige Überlieferung finden wir weder hinsichtlich Buddha, Konfuzius, Zarathustra und selbst nicht bei Mohammed. Wären die damaligen Apostel Jesu in der Weitergabe ihrer Informationen über den Christus, den Messias, nicht völlig eins gewesen, gäbe es für uns heute keine sicheren, widerspruchsfreien, verlässlichen Informationen über Jesus Christus. Das Christentum hätte sich im Laufe der Jahrhunderte nach Christus im Nebel von Spekulation, Vermutungen und Bruchstücküberlieferung verloren. Das Evangelium, wie die Bibel insgesamt, hätten niemals eine derart rettende und verändernde Kraft für ungezählte Menschen, für ganze Kulturkreise entwickeln können. Die historischen, apostolischen Schriftzeugnisse mit ihrem Dokumentencharakter (Evangelien und Briefe des NT) galten darum schon im frühen Christentum als unantastbares, überliefertes Gotteswort (vergl. 1.Tessalonicher 2;13); sie bildeten das tragende Fundament der Gemeinde Gottes während der gesamten Kirchengeschichte bis in die Gegenwart. Darum also bat der jüdische Messias seinen himmlischen Vater am Abend vor seiner Kreuzigung so eindringlich um die Einheit seiner Apostel, um deren Bewahrung und Absonderung in der Wahrheit des in ihm überlieferten Gotteswortes. Im sogenannten hohepriesterlichen Gebet betete Jesus also nicht pauschal um eine allgemeine Einheit evangelikaler Art aller späteren Kirchen und Gemeinden der Kirchengeschichte in gemeinsamen Aktionen, unter Zurückstellung individueller Lehrtraditionen um dieser Einheit willen, weil so die Welt angeblich schneller glauben würde! Jesus betete zuerst einmal um die Einheit, die lehrmäßige Einheitlichkeit seiner Apostel mit der Gottheit selbst und zudem um deren Einheitlichkeit in ihrer Überlieferung über ihn! Die in den Versen 14 bis 19 überlieferten Worte Jesu Christi verdeutlichen zusätzlich, dass diese wahre göttliche, wirklich Geist gewirkte Einheit niemals ohne eine gleichzeitige, klare Absonderung und Grenzziehung möglich ist. Die apostolische Überlieferung über Jesus Christus, die heiligen Schriften der Evangelien und der Briefe 11 des NT, die biblische Heilslehre, werden wesensbedingt immer eine Hass und Gegenreaktionen hervorrufende Provokation sein, in der verlorenen Welt allgemein, wie auch innerhalb „christlicher“ Kreise, die sich nicht umfassend an die apostolischen Überlieferungen halten und eigene christliche Lehren, Traditionen und Vorstellungen entwickelten oder entwickeln. Jeder entschiedene Einsatz für die unfehlbare, widerspruchsfreie Wahrheit des heiligen Wortes Gottes, niedergelegt in den prophetischen Schriften des AT, den Evangelien und den apostolischen Schreiben des NT, zwingt zwangsläufig zu heiliger Absonderung, führt zwangsläufig zu Konfrontation mit allem, was nicht Geist gewirkt ist, mit dem Profanen (des sich außerhalb des Heiligen Befindenden) Führen wir die Gedanken evangelikaler, ökumenischer Einheitsvorstellungen doch mal konsequent zu Ende. Würden Gott, der Vater und Jesus als Messias und Gottessohn, jemals unterschiedlich bezüglich verschiedener dogmatischer Themen denken, sich dann aber auf evangelikale Weise arrangieren, ihre Differenzen zurückstellen, sich gegenseitig einfach mal stehen lassen, weil so anscheinend die Welt allgemein leichter vom Evangelium überzeugt und zum Glauben kommen würde? Undenkbar, nicht wahr! Die trinitarische Gottheit des Christentums, welche beansprucht absolute und alleinige Wahrheit zu sein und zu offenbaren, würde in sich selbst, neben den anderen Religionen, als wenig glaubwürdig erscheinen. Und kein Mensch wäre dann überhaupt jemals in der Lage die Wahrheit zu erkennen, weil es in letzter Konsequenz keine Möglichkeit zur Erkenntnis absoluter Wahrheit gäbe. Verbirgt sich darum hinter dem evangelikalen, möglicher Weise freimaurerischen Einheitsverständnis, eventuell ein raffinierter, versteckter Versuch zur Zersetzung der Wahrheit des Wortes Gottes, welches vom Vater ausging, vom Sohn geoffenbart und von den Aposteln als Zeitzeugen überliefert und bis heute in den heiligen Schriften des NT bewahrt wurde? Stellen wir uns theoretisch auch einmal vor, die Apostel hätten wenige Wochen später, bei der Gründung der Bewegung der Gemeinde (Apostelgeschichte, erste Kapitel) widersprüchliche Aussagen über Jesus 12 gemacht, wären sich hinsichtlich mancher Worte Jesu und Ereignisse aus Jesu Leben nicht ganz einig gewesen, hätten sich dann aber darauf verständigt, ihre Meinungsverschiedenheiten einfach zurückzustellen und sich auf das ihrer Meinung nach Wesentliche zu beschränken. Wie hätte dies wohl vor der damaligen, in den Heiligen Schriften Israels allgemein gut unterrichteten und gegründeten, jüdischen Zuhörerschaft gewirkt? Wären dann wohl auch tausende Juden von der Wahrheit der apostolischen Botschaft, deren Übereinstimmung mit den Propheten des AT überzeugt worden und zum Glauben an Jesus als den Messias gekommen? Wären sich die Apostel als Zeitzeugen in ihrer Christusbotschaft nicht absolut einig gewesen, wären ihre Aussagen nicht als zwingend wahr und glaubwürdig erschienen. Kommen wir hier zurück auf den Text des Hohepriesterlichen Gebetes Jesu. Betrachten wir die fortführenden Aussagen des jüdischen Messias ab dem zwanzigsten Vers: Nachdem Christus also zunächst für die umfassende Einheit der Apostel mit der Gottheit, untereinander und hinsichtlich deren Überlieferung über ihn bat, betete er nun erweiternd darum, dass zusätzlich alle (aus Israel und den Nationen), welche durch die (mündliche und schriftliche) apostolische Überlieferung in künftigen Zeiten zum Glauben an ihn finden würden, gleichfalls so eins sein würden wie sie als Vater und Sohn, so eins wie die Apostel mit ihnen und untereinander. Christus bat also um eine erweiterte Einheit aller später an ihn Glaubenden untereinander, um eine umfassende Einheit zwischen diesen und den Aposteln und deren Überlieferung; und so würden dann alle Glaubenden eine vollendete Einheit mit den Aposteln und deren Überlieferung und damit zugleich mit der in sich völlig eins seienden Gottheit bilden. Vollendete, vollkommene geistliche Einheit im Sinne Jesu ist eine andere Einheit als evangelikale, ökumenische, menschlich gemachte und organisierte Einheit unter Zurückstellung unterschiedlichster Lehren und Traditionen, um gemeinsamer Aktionen und gemeinsam zu finanzierender Großprojekte willen, weil so die Welt angeblich leichter zum Glauben fände. Vollendete, vollkommene Einheit im 13 Sinne Jesu ist nur da gegeben, wo alle an Christus Glaubenden völlig eins sind mit den Aposteln, deren Überlieferung als Zeitzeugen und deren Lehre als göttliche Gesandte und dadurch mit der Gottheit selbst. Geistliche Einheit bedeutet vollkommen eins zu sein mit dem Vater und dem Sohn, den Aposteln und deren heiligen Schriften! Geistliche Einheit ist nicht gegeben, wo Gemeinden und Christen von der sauberen apostolischen Lehre abweichen, weil sie damit zugleich nicht wirklich eins sind mit der Gottheit selbst! Die Formel für wahre geistliche Einheit ist einfach: Der Sohn und der Vater sind eins. Die Apostel und die Gottheit sind eins. Alle wahren Christen und Gemeinden müssen eins sein mit den Aposteln, damit sie wirklich eins sind untereinander und eins mit dem Vater und dem Sohn. Und in der Umkehrung gilt: Wenn Christen und Gemeinden nicht vollkommen eins sind mit den Aposteln, deren Überlieferungen, Schriften und Lehre, sind sie niemals wirklich eins mit dem Vater und dem Sohn, können sie auch niemals wirklich geistlich eins sein untereinander. Wenn also in einer örtlichen Gemeinde von verschiedenen Teilen ihrer Mitglieder unterschiedliche Lehrmeinungen vertreten werden, Uneinigkeit hinsichtlich organisatorischer Fragen besteht, unterschwellig Spannungen, Streit, gar Spaltungen entstehen, liegt ist man auch noch so aktiv in gemeinsamen evangelikalen Veranstaltungen - keine Einheit im Sinne der heiligen Schrift vor. Dann macht jede evangelikale Forderung nach Zurückstellung der Differenzen um der Einheit in gemeinsamen Aktionen vor der Öffentlichkeit willen absolut keinen Sinn. Damit werden dogmatische und traditionelle Risszonen nur kaschiert, überdeckt, aber nicht wirklich behoben. Das Gleiche gilt bezüglich des Zusammengehens von Gemeinden mit unterschiedlichen Lehrschwerpunkten, Traditionen und Formen. Der einzige Weg in genannten Problemfeldern zu wahrer geistlicher Einheit zurückzufinden, ist ein sogfältiger Abgleich aller eigenen Vorstellungen und Traditionen mit der einheitlichen, widerspruchsfreien, eindeutigen apostolischen Lehre des NT, Buße vor Gott über gemachte Fehler, scharfe Absonderung 14 von allen falschen Dingen und die erneute Verpflichtung zum absoluten Gehorsam gegenüber den apostolischen Anweisungen und Lehren. Wie kann man denn nur meinen es läge tatsächlich gottgewollte Einheit vor, wenn Kirchen und Gemeinden zusammenarbeiten, zwischen denen nicht unerhebliche Differenzen hinsichtlich Lehre und Tradition bestehen? Wie können „Christen“ sich anmaßen durch gemeinsame Programme tatsächlich Einheit im Sinne Jesu darzustellen, während sie andererseits über etliche Lehrfragen völlig unterschiedliche Ansichten vertreten? Wir können doch hier nicht einfach die Augen vor Tatsachen verschließen. Da vertritt eine Organisation die Kindertaufe, die Lehre, dass ein Mensch bei dieser den Heiligen Geist empfinge, Glied am Leib Christi würde, in einer anderen, freikirchlichen, wird die Glaubens-und Erwachsenentaufe praktiziert. Eine Kirche vertritt die Unfehlbarkeit bestimmter geistlicher Würdenträger, die Verbindlichkeit von Kirchen- und Konzilsbeschlüssen für alle Gläubigen, andere betonen die reformatorische Haltung „Sola scriptura“. Etliche Christen meinen, dass ein Christ wieder verloren gehen, das Heil wieder verlieren könne, andere sind von der Heilsgewissheit und Heilssicherheit überzeugt. Liberale Theologen und Leiter zweifeln an der Jungfrauengeburt, übernatürlichen Wundern und der Auferstehung, zweifeln am Schöpfungsbericht und glauben an die Theorie der Evolution, fundamentale theologische Dozenten und Pastoren betonen die Unfehlbarkeit der Bibel in allen Fragen des Glaubens und des Lebens. Traditionelle Brüder- und Mennonitengemeinden legen großen Wert auf gewisse äußerliche Formen und Traditionen, in christlichen Jugendbewegungen hopsen und kreischen mit knappen Röcken bekleidete, christliche Cheerleader-Mädchen herum, werden geile Sprüche über Jesus geklopft und Gebetstänze praktiziert. Protestantische Kirchen vertreten die Rechtfertigung allein durch Gnade, bei Allianzveranstaltungen mitarbeitende Katholiken die offizielle römische Kirchenlehre der Rechtfertigung durch Gnade und Werke, die Notwendigkeit der Unterordnung unter den Papst als Stellvertreter 15 Gottes auf Erden. Auf der modernen Welle der Spiritualität schwimmende Kreise praktizieren Zungenrede, Prophetie, Heilungsveranstaltungen, vertreten die Haltung, dass heute noch alle Geistesgaben verliehen würden, man diese nur wie Werkzeuge in einer Werkstatt benutzen müsse, glauben, dass das Reich Gottes schon jetzt im Lobpreis, in sogenannten Jesusmärschen auf Erden verwirklicht wird, einen klaren Dispensationalismus vertretende Gemeinden lehnen derartige Ideen kategorisch ab. Manche Christen und Kirchenvertreter lehren, dass Israel seine Berufung auf Grund der Verwerfung des Messias verlor, die Kirche die Stellung Israels einnahm, prophetische Aussagen bezüglich Israel mehr bildhaft zu verstehen seien, fundamentale Gemeinden betonen die unwiderrufliche Berufung Israels und die Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden allein künftig durch Israel nach der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit. Mitglieder orthodoxer Kirchen verehren Reliquien und sogenannte Heilige, was freikirchliche, fundamentale und bibeltreue Kreise entschieden von sich weisen. Vertreter moderner US-amerikanischer Religionswirtschaft proklamieren ein Wohlstandsevangelium, nach dem gehorsamen Christen Erfolg, Geld, Wohlstand und Gesundheit als göttlicher Segen verheißen seien, als unbequeme Fundamentale eingestufte Kritiker lehren, dass Verheißungen und Garantien irdischen, äußerlichen Segens Israel gelten und nicht der Gemeinde. Mitarbeiter kirchlicher Organisationen betonen, gemäß dem Motto „Wes Brot man ist, des Lied man singt“ die Notwendigkeit der Mitgliedschaft in der Kirche, freie, unabhängige Gemeinden, welche argwöhnisch als Fast-Sekten beäugelt werden, versuchen biblische Gemeinde nach den ausschließlichen Maßstäben des NT zu bauen. Christliche Medienverbünde vertreiben Literatur zwecks Erlernung von Spiritualität, höherer geistlicher Erfahrungen und Kontemplation (Mystische Versenkung zur Erreichung übersinnlicher Erfahrungen), Medien für Kinder und Gemeindekinder mit christlicher Phantasie und Phantasiereisen in jenseitige Realitäten, alles Dinge, die von alttraditionellen Christen vehement als Magie im christlichen Gewand abgelehnt werden. Manche Theologen konstruieren theologische Begründungen zur Rechtfertigung von wohl doch in von der Bibel 16 eingeräumten Möglichkeiten der Ehescheidung und Wiederverheiratung christlicher Männer und Frauen, gar die Möglichkeit der Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare, andere unterstreichen die ihrer Meinung nach klaren Aussagen des Neuen Testamentes dagegen. Etliche Freikirchliche und kirchliche Pastoren erklären, dass etliche Aussagen der Apostel zeit- und kulturbedingt zu verstehen seien, Liebe untereinander vieles möglich mache, andere betonen die universelle Bedeutung der apostolischen Aussagen für alle Gemeinden in allen Zeiten und Kulturen. Der Allversöhnung oder Wiederbringungslehre zuneigende Gläubige lehren die unendliche, letztlich auch Satan und alle Verlorenen erlösende Liebe Gottes und stehen damit konträr gegenüber Christen welche mit nie endendem Gericht, mit Hölle und ewiger Verlorenheit „drohen“. Christliche Kreise und Ausbildungsstätten, welche sich auf Grund ihres Schrift gebundenen Gewissens gegenüber gewissen Lehren oder Personen distanzieren und sich als „Bibel-treu“ bezeichnen, werden von anderen Christen, die ein dehnbareres theologisches Denken vertreten, die sich, im Gegensatz zu bibeltreu, aber betont als „Christus-treu“ titulieren, verärgert als Harmonie und Einheit störende Faktoren registriert. Und diese alle sollen nun ihre Differenzen einfach um der Einheit willen zurückstellen, sich auf den Minimalkonsens einer Allianzglaubensgrundlage verständigen, auf keinen Fall eigene Denkweisen und Traditionen werbend herausstellen und vertreten, unbedingt auf Allianzebene zusammenarbeiten, andere unbedingt tolerieren, weil sie recht haben könnten, weil dann die Welt besser zum Glauben fände? Glauben wir denn allen Ernstes das wäre wahre geistliche Einheit im Sinne Jesu? Und glauben wir auch allen Ernstes, dass dann in gemeinsam erlebter Spiritualität bei Veranstaltungen tatsächlich Gottes Heiliger Geist wirkend sei? Wir wiederholen: Der jüdische Messias betete nicht für eine pauschale Schmalspureinheit im evangelikalen Sinne. Er betete um vollkommene Einheit der Apostel mit der Gottheit, ihrer Überlieferung über ihn, die vollendete Einheit aller künftig durch das apostolische Zeugnis, die apostolische Überlieferung und Lehre zum 17 Glauben findenden Menschen aus allen Völkern und Kulturen mit den Aposteln und deren Schriften. Wir wiederholen auch: Die Formel für wahre geistliche Einheit ist einfach: Der Sohn und der Vater sind eins. Die Apostel und die Gottheit sind eins. Alle wahren Christen und Gemeinden müssen eins sein mit den Aposteln, damit sie wirklich eins sind untereinander und eins mit dem Vater und dem Sohn. Und in der Umkehrung gilt: Wenn Christen und Gemeinden nicht vollkommen eins sind mit den Aposteln, deren Überlieferungen, Schriften und Lehre, sind sie niemals wirklich eins mit dem Vater und dem Sohn, können sie auch niemals wirklich geistlich eins sein untereinander. Fazit Aus der sorgfältigen Beachtung des gesamtheilsgeschichtlichen Kontextes und des direkten Kontextes der Gebetsaussagen Jesu, sowie den wichtigen Überlegungen bezüglich Berufung, Dienst und Überlieferung der Apostel und ihres apostolischen Amtes müssen eigentlich einige Schlussfolgerungen gezogen werden, die da lauten: Die Begründung unbedingter Notwendigkeit evangelikaler, ökumenischer, gar christlich-politischer Einheit mit aus dem Kontext herausgelösten einzelnen Aussagen Jesu ist theologisch nicht wirklich stichhaltig und korrekt. Christen und christliche Gemeinden brauchen keineswegs ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie nicht bei allem mitmachen, was ihnen als scheinbar biblische Notwendigkeit angetragen wird. Und vielleicht stehen Christen sogar auf wesentlich biblischeren Fundamenten, wenn sie den Mut haben klare Grenzen zu ziehen, nein zu sagen zu Etlichem, was Gemeinden im Rahmen scheinbar notwendiger Einheit vorgesetzt und gewinnbringend verkauft wird. In den Einheitsbestrebungen des Evangelikalismus begegnet uns vielfach nicht wahre biblische, von Gott gewirkte Einheit, sondern eine menschlich gemachte christliche Pseudoeinheit. Der griechische Begriff „pseudo“ bedeutet schein, falsch oder unecht, er findet sich in 18 analogen Wortbildungen wie z. B. “Pseudoprophetes“ (falscher Prophet). In der Wissenschaftstheorie benutzt man den Begriff um solche Erklärungsversuche, Theorien und Schlussfolgerungen als unwissenschaftlich oder überhaupt als ungültig zu kennzeichnen, welche scheinbar die Struktur und Funktion echter wissenschaftlicher Erklärungen aufweisen, diese aber dennoch nicht erfüllen. (Karl Popper, „Zielsetzung der Erfahrungswissenschaft“, in Hans Albert, „Aufsätze zur Wissenschaftslehre der Sozialwissenschaften“, 1964, S. 73) Wenn wir also im Rahmen dieser Abhandlung von pseudo-biblischer Einheit sprechen, wollen wir verdeutlichen, dass die Begründung der Notwendigkeit zur unbedingten Einheit innerhalb der Allianz, wie in der Bewegung „Miteinander für Europa“, unter Bezugnahme auf das sogenannte hohepriesterliche Gebet Jesu in Johannes Kapitel 17, eine logisch fehlerhafte Scheinerklärung darstellt, weil erstens einzelne Aussagen Jesu völlig aus Sinn und Kontext herausgelöst und zweitens viele andere relevante Aussagen der Apostel, der Briefe des NT, des Wortes Gottes, welche scharfe Grenzziehung fordern, einfach unterschlagen werden. Die evangelikale Begründung unbedingter, christlicher Einheit ist somit eine Scheinerklärung, deren Logik beschränkt und fehlerhaft ist, eine Pseudobegründung, die auf logisch mangelhaften Prämissen und Schlussfolgerungen beruht. Wir haben sozusagen eine Art „Zirkelschluss“ (gr. „Hysteron proteron“, wörtl. das Spätere vor dem Früheren) vorliegen, denn die erst in jüngerer Kirchengeschichte entwickelte pseudo-biblische evangelikale Einheitstheorie wird rückwirkend Jesus in den Mund gelegt, so als hätte er damals schon gesagt, was er künftig für alle Christen, insbesondere für Allianz, Miteinanderbewegung und Ökumene wolle. Die evangelikale Einheitstheorie klingt zunächst glaubwürdig, ist aber in Wirklichkeit fragwürdig. Michael Windhövel, Ing. grad., Evangelist im Missionswerk Christus Central e.V. Alte Schulstraße 6 D 57539 Bruchertseifen Telefon: Mail : Internet : 02682 / 4854 [email protected] www.Christus-Central.de 19