(Evangelikalismus und Johannes 17

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Evangelikalismus und Johannes 17 –
Was der jüdische Messias wirklich erbat
Auszug aus dem Reihe Zeitgeschichte Aktuell
Michael Windhövel, Missionswerk Christus Central, 2012
Einleitung
Einheit sei der erklärte Wille des Herrn für seine weltweite Gemeinde.
Alle christlichen Kreise müssten deshalb zusammenarbeiten, sich
zusammenfinden und dabei ihre individuellen Lehrvorstellungen und
Traditionen, eben um dieser, offenbar doch von Gott gewollten,
Einheit willen zurückstellen. Durch die Herausstellung und öffentliche
Darstellung dieser Einheit würde die Welt leichter vom christlichen
Glauben überzeugt und zum Glauben finden.
Zur Begründung vorgenannter evangelikaler Thesen wird immer
wieder das sogenannte Hohepriesterliche Gebet Jesu aus dem
Johannes-Evangelium, Kapitel 17 herangezogen. Diese Abhandlung
soll dazu dienen, diese evangelikale Doktrin (lat. doctrina, Lehre = ein
System von Ansichten und Aussagen mit dem Anspruch allgemeiner
Gültigkeit) einmal kritisch zu hinterfragen und darüber nachzudenken,
worum es in dem in Johannes 17 überlieferten Gebet des jüdischen
Messias wirklich ging.
Das hohepriesterliche Gebet –
Wichtige Vorüberlegungen bezüglich
des heilsgeschichtlichen Kontextes
Das sogenannte hohepriesterliche Gebet Jesu in Johannes Kapitel 17
dient wesentlich zur scheinbar biblischen Begründung der
Notwendigkeit von Einheit auf evangelikaler Basis. Immer wieder
werden die Gebetsaussagen Jesu: „…damit sie eins seinen, gleichwie
wir ….. auf dass sie alle eins seien ….. auf dass auch sie in uns eins
seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“, aus dem
Kontext herausgelöst, rezitiert, um möglichst alle christlichen Kreise
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und Kirchen zum Einstieg in den und zum Verbleib auf dem
evangelikalen und ökumenischen Einheitszug zu bewegen. Na bitte,
wenn Jesus also selbst so um die Einheit seiner Jünger betete, wie
könnten wir es uns leisten, uns dem Anliegen evangelikaler Einheit zu
verweigern? Das nicht Mitmachen in der Allianz scheint so schon
Ungehorsam gegenüber dem Willen Jesu, eine kaum verzeihliche
Sünde zu sein.
Zum grundsätzlichen Verständnis des Gebetes, welches der jüdische
Messias am letzten Abend vor seiner Kreuzigung, nach dem
gemeinsamen Passah mit seinen noch elf verbliebenen jüdischen
Jüngern und Aposteln vor diesen betete, sollten wir zunächst
unbedingt folgendes bedenken:
Die Evangelien gehören noch zum Rechtskomplex des Alten,
Mosaischen Bundes für Israel. Alles, was Jesus während seines
irdischen Wirkens unter seinem jüdischen Volk sagte und tat – was
eben die Evangelien überliefern – ist unter dieser Gesetzmäßigkeit, ist
zunächst rein jüdisch, alttestamentlich zu verstehen und auszulegen.
Die neutestamentliche Gemeinde existierte zur Zeit des irdischen
Wirkens Jesu noch nicht. Der jüdische Messias sprach zudem zu
seinem Volk in Hebräisch oder Aramäisch, nicht in Griechisch, er
redete noch nicht von der späteren Gemeinde (gr. ekklesia) aus Juden
und Nationen, auch wenn die Evangelientexte später in Griechisch
geschrieben wurden. Jeshua Meshiach benutzte dort, wo im
griechischen Text der Begriff „ekklesia“ benutzt wird,
höchstwahrscheinlich den alttestamentlichen, hebräischen Ausdruck
„Quahilah“ (Kultversammlung Israels), der konsequenter Weise auch
im heutigen hebräischen NT benutzt wird.
Das gesamte AT, speziell ab 1.Mose Kapitel 12, mit Beginn der
Geschichte des Stammvaters Israels, Abraham, einschließlich die vier
Evangelien, enthalten die Lehre Gottes über und für Israel. Wir dürfen
nicht einfach Israel betreffende Aussagen unbedarft auf die
heilsgeschichtlich spätere Gemeinde übertragen, die erst Pfingsten,
nach der Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in der
Ausgießung des Heiligen Geistes begründet wurde. Wir können zwar
etliche Wahrheiten aus den Schriften des Alten Bundes und der
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Evangelien vorsichtig anwenden, aber wir können nicht einfach Israel
betreffende Aussagen missbrauchen, aus dem heilsgeschichtlichen
Kontext herauslösen, um daraus ein Dogma, eine Doktrin für die
Gemeinde aus Juden und Nationen zu formulieren. Dies gilt auch für
den Text aus Johannes Kapitel 17 !
Die Anordnung der Evangelien am Anfang unseres heutigen Neuen
Testamentes ist irreführend und, wie auch die Verseinteilung unserer
heutigen Bibelübersetzungen, nicht vom Heiligen Geist inspiriert.
Heilsgeschichtlich genau genommen müssten die vier Evangelien am
Ende des Alten Testamentes eingeordnet werden. Denn der Alte Bund
endete nicht mit der Geburt, sondern mit dem Vollzug des Sühnopfers
Jesu in Kreuz, Auferstehung, Himmelfahrt und Darbringung seines
Blutes im himmlischen Heiligtum. Christus wurde geboren, Christus
lebte, wirkte und starb während der Zeit des Alten Bundes (Galater 4;4
im Kontext Kapitel 3;17 bis 4;7) Und von diesem seinen Wirken berichten
eben die Evangelien. Zudem wurde der, im AT für die Zukunft
verheißene Neue Bund, dessen Rechtskontext auch die spätere
Gemeinde aus Juden und Nationen zuzuordnen ist, nicht bei der
Geburt des Messias eingesetzt und rechtsgültig, sondern erst auf der
Grundlage des Sühnopfers Jesu Christi, nach Vollzug der Sühnung
durch den Hohepriester Christus im himmlischen Allerheiligsten bei
dem einen „Großen Versöhnungstag“ (s. Hebräer Kapitel 8 bis 10).
Da, logisch schlussfolgernd, nun auch das hohepriesterliche Gebet
Jesu im Johannes-Evangelium, Kapitel 17 noch dem Rechtskomplex
des Alten Bundes zuzuordnen ist, betete Jesus, als er um die Einheit
der elf um ihn beim Passah versammelten Jünger und Apostel, um die
Einheit aller derer, die künftig durch deren Wort an ihn glauben
würden, zunächst noch gar nicht für die Gemeinde, alle späteren
Christen auch aus den Nationenvölkern. In seinem Gebet für seine
damals anwesenden elf Jünger, beziehungsweise Apostel, betete er
auch nicht pauschal für alle Jünger, für alle seine damaligen
Nachfolger. Den jüdischen Messias bewegte ein besonders wichtiges
Anliegen speziell hinsichtlich seiner jüdischen mit ihm zu Tisch
liegenden Apostel und aller derer, welche durch deren Zeugnis, durch
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deren Verkündigung und Überlieferung nach seiner Erhöhung zum
Glauben an ihn finden würden.
Wir unterstreichen nochmals: Die Gemeinde, die „ekklesia“ des
Neuen Bundes, der Herausgerufenen aller an Christus Glaubenden aus
Israel und den Heidenvölkern, existierte vor Kreuzigung,
Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten noch nicht. Die Gemeinde
des Neuen Bundes entstand erst Pfingsten, nach der ersten
allgemeinen Ausgießung des Heiligen Geistes, wobei auch hier zu
bedenken ist, dass die frühe Gemeinde zunächst eine rein jüdischmessianische Bewegung war. (Apostelgeschichte Kp. 2)
Erst rund vierzehn Jahre später, wesentlich angestoßen durch den
jüdischen Apostel Paulus, kam es allmählich zum Durchbruch des
Evangeliums von dem jüdischen Messias Jeshua, über die ethnischen
Grenzen Israels hinaus, hin auch zu den Nationen. Und Paulus wurde
dann ebenso wesentlich das Werkzeug zur Übermittlung der Lehre
über und für die Gemeinde auch aus den Heidenvölkern. Gemäß der
Aussagen des Paulus, Apostel Jesu Christi für die Heidenvölker, war
die Lehre über und für die Gemeinde auch aus den Nationen vor
seiner Zeit, also auch zur Zeit des Alten Bundes, des Wirkens Jesu
unter dem Alten Bund – wovon die Evangelien berichten - noch nicht
geoffenbart worden. Erst durch Paulus wurden die Lehre der
Rechtfertigung allein durch den Glauben an Christus, auch für die
Heidenvölker, außerhalb des Mosaischen Gesetzes und des
Judentums, geoffenbart, ebenso die umfassende Lehre und Dogmatik
über und für die Gemeinde, wie auch die praktischen Anordnungen
Jesu hinsichtlich der Praxis des Gemeinde- und Christenlebens. (s. dazu
Galater Kp. 1-2, Epheser Kp. 3;1-12, Kolosser 1;24-27)
(Diese Thematik wird ausführlich behandelt und begründet in der
MCC Bibel-Studien-Mappe „Einführung in die Bibel – Heilszeiten
und Bundeschlüsse der Bibel und die sich daraus ergebenden
Grundsätze richtiger Schriftauslegung“)
Die Briefe des Neuen Testamentes, speziell die apostolischen Briefe
des Paulus, wie die wenigen ergänzenden Schriften der anderen
Apostel oder Apostelschüler, enthalten die umfassende Lehre und
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Dogmatik über und für die Gemeinde. Um also ein dogmatisch
sauberes, wirklich biblisches Verständnis wahrer geistlicher Einheit zu
erhalten, können wir uns nicht auf das AT, nicht auf die Evangelien
beziehen, sondern unsere Lehre muss auf den apostolischen Briefen
des NT gründen und mit diesen völlig übereinstimmen. Weichen
unsere Lehrvorstellungen nur im Geringsten von den göttlich
autorisierten Briefen des NT ab, bewegen wir uns schnell auf dem
Boden von falschen und irreführenden Lehren. Und wie wir noch
sehen werden, ist die evangelikale Einheitsdoktrin keineswegs so
biblisch, wie es zunächst scheinen mag. Evangelikale Einheit ist
durchaus nicht automatisch wahre biblische, geistgewirkte Einheit.
Halten wir also hier nochmals fest: Der Text, mit welchem Vertreter
des Evangelikalismus ihre Vorstellungen von Einheit begründen,
enthält nicht Dogmatik für und über die neutestamentliche Gemeinde
auch aus den Nationenvölkern. Es ist dogmatisch, biblischheilsgeschichtlich nicht korrekt, diesen Text zur Begründung
universeller, organisierter christlicher Einheit heranzuziehen. In den
Briefen des NT, welche die umfassende Dogmatik über und für die
Gemeinde beinhalten, finden wir ganz andere Aussagen hinsichtlich
Einheit und nötiger, geistlicher, sauberer Grenzziehung für die
Gemeinde.
Das hohepriesterliche Gebet –
Wichtige Vorüberlegungen bezüglich
des Dienstes der Apostel
Nach
den
wichtigen
Vorüberlegungen
hinsichtlich
der
heilsgeschichtlichen Zuordnung des sogenannten hohepriesterlichen
Gebetes Jesu, sollten wir auch grundsätzlich darüber nachdenken, was
die Heilige Schrift zu Amt, Funktion und Dienst der Apostel sagt. Der
jüdische Messias feierte das letzte Passah nicht allgemein mit allen
seinen noch verbliebenen rund hundertundzwanzig Nachfolgern,
Jüngern und Jüngerinnen (Apostelgeschichte 1;15), sondern nur mit
denjenigen, welche er zuvor als Apostel berief und erwählte. Auch
diese Vorüberlegungen sind absolut wichtig bezüglich einer
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sachlichen Auseinandersetzung mit der evangelikalen, ökumenischen
Einheitsdoktrin, die uns auch in der christlich-politisierten Bewegung
„Miteinander für Europa“ begegnet, welche das offenkundige Ziel der
Einbindung möglichst aller christlichen Kirchen und Bewegungen in
das Programm der paneuropäischen Innenpolitik des Europarates,
zwecks Herausarbeitung einer neuen europäischen Gesellschaft und
Werteordnung, verfolgt.
Worum ging es dem jüdischen Messias in dem, in Johannes 17
überliefertem Gebet in Gegenwart seiner Apostel?
Jesus Christus lebte als Gott im Fleisch, als historische Persönlichkeit
im historischen Kontext seiner Zeit. Innerhalb nur weniger Jahre
wirkte und lehrte er öffentlich, vollzog er das ihm vom Vater
aufgetragene Werk der Versöhnung auf dem Boden Israels, bevor er
dann wieder in sein unsichtbares Reich der Himmel zurückkehrte.
Von Anfang an war es dem historischen Jesus ein höchst bedeutsames
Anliegen, dass alle relevanten Informationen über sein Wirken, seine
Worte und Lehren, sicher bewahrt und überliefert werden würden,
zunächst für sein eigenes Volk Israel, darüber hinaus aber auch für
alle Völker auf Erden. Unerlässlich wichtig zwecks einer sicheren,
späteren Vermittlung aller wichtigen Informationen über ihn an alle
Nationen der Erde, das war Jesus völlig klar, würde die zuverlässige,
mündliche und schriftliche Überlieferung von Zeugen seines irdischen
Lebens sein! Diese Zeitzeugen seines öffentlichen Wirkens sollten die
gleiche juristische Funktion zwecks Wahrheitsfeststellung eines
geschehenen Sachverhaltes erfüllen, wie eben Zeugen in heutigen
gerichtlichen Verfahren.
Direkt zu Beginn seines öffentlichen Wirkens erwählte Jesus von
Nazareth darum aus einer größeren Menge seiner Jünger zwölf junge
Juden, die er Apostel (hebräisch Schalachim) nannte (Lukas 6;12-16).
Der griechische Begriff Apostel, wie der hebräische Ausdruck
bedeuten beide: „Gesandte“. Die Apostel hatten, haben damit, neben
ihrer juristischen, beglaubigenden Aufgabe als Zeitzeugen, zudem die
Funktion diplomatischer Vertreter des göttlichen Reiches der Himmel,
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sie vertreten die Interessen, die Anliegen des Königs der Könige vor
allen Völkern dieser Erde.
Entsprechend vorgenannter Überlegungen hinsichtlich einer sicheren
Überlieferung des Wirkens, der Worte Jesu an die Nachwelt, wurden
von dem Apostel Petrus, als es, kurz vor Pfingsten, um die Wahl eines
Ersatzapostels und Ersatzzeitzeugens für den ausgefallenen Judas
Ischarioth ging, klare Kriterien hinsichtlich des neuen zwölften
Apostels genannt: Als Ersatzperson kam nur jemand in Frage, welcher
eben Zeitzeuge des gesamten öffentlichen Wirkens Jesu von dessen
Taufe bis zu seiner Himmelfahrt war. Insbesondere musste er ein
Zeuge der Auferstehung Jesu gewesen sein. Zwei Männer, welche die
Kriterien erfüllten, wurden der Gemeinde vorgeschlagen. Gemäß
jüdischer Tradition (s. Brustschild des Hohepriesters mit den
Lossteinen Urim und Thummim) warf einer der Apostel das Los, um
zudem klar Gottes Willen und Berufung zu erfahren. Das Los fiel auf
den Mann Matthias, der daraufhin den Apostel hinzugezählt wurde,
womit nun die Vollzahl der zwölf apostolischen Zeugen wieder
hergestellt war. (Apostelgeschichte 1;15-26)
Ein Apostel konnte also nur jemand sein, der den historischen Jeshua
Meschiach kannte, der Jesu Worte gehört, Jesu Taten gesehen,
Zeitzeuge seines Leidens, seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt
war und zudem von Gott selbst persönlich zu diesem Dienst berufen
worden war. Gleiche Kriterien erfüllte später nur noch, als dreizehnter
Apostel für die Nationen, der Jude Paulus, welcher ebenfalls in seinen
Briefen erwähnte, dass er erstens den historischen Jesus zumindest
kurzfristig persönlich erlebt hatte (2.Korinther 5;16 b) und dass er
zweitens dem auferstandenen Jesus persönlich vor Damaskus
begegnete und dabei von ihm zum Apostel berufen wurde.
(Apostelgeschichte 9;1-20 und 1.Korinther 9;1)
Aus diesem biblischen Befund schließen wir auch, dass es heute keine
Apostel oder übergemeindliche apostolische Autorität mehr gibt, da
keine Person der späteren und gegenwärtigen Kirchengeschichte die
genannten Kriterien hinsichtlich des Apostelamtes erfüllen konnte,
beziehungsweise erfüllt. Völlig konform zu vorgenannten
Überlegungen betont auch der Apostel Johannes in seinem ersten
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Brief, dass sie, die Apostel, den Gemeinden als Zeitzeugen Jesu
dessen Lehre und Wirken überlieferten und dass Gemeinschaft mit
dem Vater und dem Sohn für alle Völker nur auf der Basis dieser
einzig wahren apostolischen Überlieferung und Verkündigung
möglich ist. Nur durch den Glauben an die von den Aposteln als
Zeitzeugen überlieferten Wahrheiten über Jesus, besonders
hinsichtlich
seiner
Gottessohnschaft,
Heilsbedeutung
und
Auferstehung, ist Gemeinschaft der Hörer dieser Botschaft mit den
Aposteln selbst, mit derem Auftraggeber und Berufer Jesus Christus
und damit umfassende geistliche Einheit möglich. (1.Johannes 1;1+3)
Gleichzeitig warnt der Apostel Johannes vor falschen Lehrern, vor
Irrlehren, welche von der sauberen apostolischen Überlieferung und
Lehre abweichen, welche nicht dem Geist Gottes, sondern einem
antichristlichen Geist der Finsternis entspringen. Darum fordert der
Apostel Johannes die Empfänger seines Schreibens auf, unbedingt an
der alleinigen Wahrheit ihrer apostolischen Überlieferung und Lehre
festzuhalten, sich keinesfalls von Menschen und Geistern verführen zu
lassen, welche, auch wenn deren Worte scheinbar noch so „biblisch“
klingen, von der klaren apostolischen Überlieferung und Lehre
abzuweichen. Der Apostel Johannes fordert in solchen Fällen eine
klare Trennung (2.Johannes 7-11).
Johannes spricht sogar von einer antichristlichen, aus okkulten
Wurzeln erwachsenen religiösen Tradition, die, wie wir rückblickend
in die Geschichte erkennen, in der jüdischen Kabbalah und der
frühchristlichen Gnosis beginnend, sich über die Templer, die
Rosenkreuzer (und Reformation) bis in die heutige Freimaurerei (und
die aus der englischen Freimaurerei erwachsene Evangelical Alliance)
fortsetzte. (1.Johannes 2;18-27, s. auch Internationaler Freimaurerlexikon,
Lehnhoff, Possner, 1932, S. 1080-1081 und Der Gottesmord, Eric Voegelin, 1999,
S. 107)
Die Apostel waren also Zeitzeugen des Lebens, des Wirkens, der
Lehren, des Heilshandelns des jüdischen Messias Jeschua. Ihre
Überlieferung sollte die Grundlage sein für die Verkündigung des
Evangeliums von Jesus Christus zunächst vor Israel, dann später vor
allen Nationen der Erde. Lägen Widersprüche und Ungereimtheiten in
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der apostolischen Überlieferung vor, würde die Überlieferung über
Jesus Christus, würde das NT allgemein zwangsläufig als nicht
zuverlässig, als unglaubwürdig dastehen. Können wir nun verstehen,
worum es dem jüdischen Messias ging, als er seinen Vater so
inständig um die Einheit seiner Apostel untereinander, um deren
Einheit mit der Gottheit selbst, um die Einheit aller der apostolischen
Botschaft Glaubenden mit den Aposteln und damit mit dem Vater und
dem Sohn bat?
Und so können wir nun, nachdem wir uns mit wichtigen biblischen
Wahrheiten bezüglich der heilsgeschichtlichen Einordnung des
Gebetes Jesu in Johannes Kapitel 17 und zugleich der juristischen
Funktion der Apostel als Zeitzeugen vertraut gemacht haben, konkret
in die überlieferten Aussagen das Gebetes Jesu einsteigen.
Das hohepriesterliche Gebet –
Was der jüdische Messias wirklich erbat
In den ersten Sätzen dieses Gebetes pries der Messias seinen
himmlischen Vater für die ihm von diesem verliehene Vollmacht,
allen denen (zunächst aus Israel) göttliches Leben zu geben, die den
Vater und ihn selbst als Sohn Gottes, als den Messias, erkannt hatten.
Der jüdische Gesalbte schaute rückblickend auf die Zeit seines
irdischen Wirkens, während der er seinen Vater im Tun des ihm
aufgetragenen Werkes verherrlichte und seines Vaters Wort an Israel
weitergab. Der Messias dankte für diejenigen aus seinem Volk, die
sein Wort angenommen, bewahrt, ihn als von Gott gesandten Messias
erkannt hatten und an ihn gläubig geworden waren (vergl. Matthäus
16;13-20). Und dies waren in der damaligen Situation gerade die
während des letzten Passah mit ihm zu Tisch liegenden, von ihm als
Apostel berufenen Zeitzeugen seines Wirkens, seiner Taten und
Worte.
Nach diesen einleitenden Worten brachte der Messias gegenüber
seinem himmlischen Vater und Auftraggeber sein eigentliches
Anliegen hinsichtlich der, nach Judas Weggang nun noch elf
verbliebenen Apostel zum Ausdruck, für diese betete der jüdische
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Messias nun ganz speziell (Johannes 17;9). Weil sie nun, nach seiner
Zeit als Mensch ihm Fleisch bei ihnen, nach seiner Rückkehr zu
seinem himmlischen Vater, sozusagen „alleine“ in der Welt stehen
würden, bat der Messias um die Bewahrung seiner Apostel im Namen
des Vaters und um eine gleiche Einheit dieser untereinander, wie sie
zwischen ihm, dem Sohn und dem Vater immer bestand. Gerade hatte
Jesus ja erlebt, wie Judas, der den gleichen Dienst, das gleiche
apostolische Amt empfing, (Apostelgeschichte 1;15-20) ihn als Messias
schließlich aber verworfen und die Gruppe der apostolischen
Zeitzeugen verlassen hatte, um zum Verräter zu werden. Darum betete
Jesus hinsichtlich der verbliebenen Elf ernstlich um deren Bewahrung
in der Welt und um ihre Absonderung in der absoluten, alleinigen
Wahrheit seines göttlichen, vom Vater geoffenbarten Wortes (Johannes
17;10-19). Das Anliegen dieser geheiligten Bewahrung und
Absonderung in der Wahrheit war dem Messias besonders deshalb so
wichtig, weil er wusste, dass seine Apostel und Zeitzeugen nun bald
mit ihrer Botschaft über ihn, ihrer Überlieferung über ihn, in die Welt
hineingesandt werden würden. Fünfzig Tage nach dem Passah sollte
der Heilige Geist über sie kommen, und dann würden sie Zeugen all
dessen sein, was sie hinsichtlich des Messias erlebt und erkannt
hatten, zunächst vor Israel, dann später indirekt, in Form der
schriftlichen Evangelienüberlieferung, vor allen Heiden bis ans Ende
der Erde. (Apostelgeschichte 1;8)
Christus wusste, dass wenn die Apostel, als seine Zeugen, als
Zeitzeugen seines historischen, öffentlichen Wirkens in Israel, in ihrer
Überlieferung über ihn uneins und widersprüchlich sein würden, ihre
Aussagen juristisch kaum glaubhaft und verwertbar wären. Es gäbe
dann keine sichere, widerspruchsfreie, einheitliche und eindeutige
Überlieferung über seine Lehren und sein Wirken für die Nachwelt.
Gerade diese einheitliche, glaubwürdige apostolische Überlieferung
und Lehre über Jesus von Nazareth, verbunden mit der weiterstgehend
sicheren Überlieferung der griechischen Grundtexte der Evangelien
und der Briefe des NT über rund zweitausend Jahre bis heute, ist
einzigartig im Gegensatz zu allen anderen Religionen und deren
Überlieferungen über deren Stifter. Eine derartig umfangreiche,
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glaubwürdige, widerspruchsfreie und zuverlässige Überlieferung
finden wir weder hinsichtlich Buddha, Konfuzius, Zarathustra und
selbst nicht bei Mohammed. Wären die damaligen Apostel Jesu in der
Weitergabe ihrer Informationen über den Christus, den Messias, nicht
völlig eins gewesen, gäbe es für uns heute keine sicheren,
widerspruchsfreien, verlässlichen Informationen über Jesus Christus.
Das Christentum hätte sich im Laufe der Jahrhunderte nach Christus
im
Nebel
von
Spekulation,
Vermutungen
und
Bruchstücküberlieferung verloren. Das Evangelium, wie die Bibel
insgesamt, hätten niemals eine derart rettende und verändernde Kraft
für ungezählte Menschen, für ganze Kulturkreise entwickeln können.
Die historischen, apostolischen Schriftzeugnisse mit ihrem
Dokumentencharakter (Evangelien und Briefe des NT) galten darum
schon im frühen Christentum als unantastbares, überliefertes
Gotteswort (vergl. 1.Tessalonicher 2;13); sie bildeten das tragende
Fundament der Gemeinde Gottes während der gesamten
Kirchengeschichte bis in die Gegenwart.
Darum also bat der jüdische Messias seinen himmlischen Vater am
Abend vor seiner Kreuzigung so eindringlich um die Einheit seiner
Apostel, um deren Bewahrung und Absonderung in der Wahrheit des
in ihm überlieferten Gotteswortes. Im sogenannten hohepriesterlichen
Gebet betete Jesus also nicht pauschal um eine allgemeine Einheit
evangelikaler Art aller späteren Kirchen und Gemeinden der
Kirchengeschichte in gemeinsamen Aktionen, unter Zurückstellung
individueller Lehrtraditionen um dieser Einheit willen, weil so die
Welt angeblich schneller glauben würde! Jesus betete zuerst einmal
um die Einheit, die lehrmäßige Einheitlichkeit seiner Apostel mit der
Gottheit selbst und zudem um deren Einheitlichkeit in ihrer
Überlieferung über ihn!
Die in den Versen 14 bis 19 überlieferten Worte Jesu Christi
verdeutlichen zusätzlich, dass diese wahre göttliche, wirklich Geist
gewirkte Einheit niemals ohne eine gleichzeitige, klare Absonderung
und Grenzziehung möglich ist. Die apostolische Überlieferung über
Jesus Christus, die heiligen Schriften der Evangelien und der Briefe
11
des NT, die biblische Heilslehre, werden wesensbedingt immer eine
Hass und Gegenreaktionen hervorrufende Provokation sein, in der
verlorenen Welt allgemein, wie auch innerhalb „christlicher“ Kreise,
die sich nicht umfassend an die apostolischen Überlieferungen halten
und eigene christliche Lehren, Traditionen und Vorstellungen
entwickelten oder entwickeln. Jeder entschiedene Einsatz für die
unfehlbare, widerspruchsfreie Wahrheit des heiligen Wortes Gottes,
niedergelegt in den prophetischen Schriften des AT, den Evangelien
und den apostolischen Schreiben des NT, zwingt zwangsläufig zu
heiliger Absonderung, führt zwangsläufig zu Konfrontation mit allem,
was nicht Geist gewirkt ist, mit dem Profanen (des sich außerhalb des
Heiligen Befindenden)
Führen
wir
die
Gedanken
evangelikaler,
ökumenischer
Einheitsvorstellungen doch mal konsequent zu Ende. Würden Gott,
der Vater und Jesus als Messias und Gottessohn, jemals
unterschiedlich bezüglich verschiedener dogmatischer Themen
denken, sich dann aber auf evangelikale Weise arrangieren, ihre
Differenzen zurückstellen, sich gegenseitig einfach mal stehen lassen,
weil so anscheinend die Welt allgemein leichter vom Evangelium
überzeugt und zum Glauben kommen würde? Undenkbar, nicht wahr!
Die trinitarische Gottheit des Christentums, welche beansprucht
absolute und alleinige Wahrheit zu sein und zu offenbaren, würde in
sich selbst, neben den anderen Religionen, als wenig glaubwürdig
erscheinen. Und kein Mensch wäre dann überhaupt jemals in der Lage
die Wahrheit zu erkennen, weil es in letzter Konsequenz keine
Möglichkeit zur Erkenntnis absoluter Wahrheit gäbe. Verbirgt sich
darum hinter dem evangelikalen, möglicher Weise freimaurerischen
Einheitsverständnis, eventuell ein raffinierter, versteckter Versuch zur
Zersetzung der Wahrheit des Wortes Gottes, welches vom Vater
ausging, vom Sohn geoffenbart und von den Aposteln als Zeitzeugen
überliefert und bis heute in den heiligen Schriften des NT bewahrt
wurde?
Stellen wir uns theoretisch auch einmal vor, die Apostel hätten wenige
Wochen später, bei der Gründung der Bewegung der Gemeinde
(Apostelgeschichte, erste Kapitel) widersprüchliche Aussagen über Jesus
12
gemacht, wären sich hinsichtlich mancher Worte Jesu und Ereignisse
aus Jesu Leben nicht ganz einig gewesen, hätten sich dann aber darauf
verständigt, ihre Meinungsverschiedenheiten einfach zurückzustellen
und sich auf das ihrer Meinung nach Wesentliche zu beschränken.
Wie hätte dies wohl vor der damaligen, in den Heiligen Schriften
Israels allgemein gut unterrichteten und gegründeten, jüdischen
Zuhörerschaft gewirkt? Wären dann wohl auch tausende Juden von
der Wahrheit der apostolischen Botschaft, deren Übereinstimmung mit
den Propheten des AT überzeugt worden und zum Glauben an Jesus
als den Messias gekommen? Wären sich die Apostel als Zeitzeugen in
ihrer Christusbotschaft nicht absolut einig gewesen, wären ihre
Aussagen nicht als zwingend wahr und glaubwürdig erschienen.
Kommen wir hier zurück auf den Text des Hohepriesterlichen Gebetes
Jesu. Betrachten wir die fortführenden Aussagen des jüdischen
Messias ab dem zwanzigsten Vers:
Nachdem Christus also zunächst für die umfassende Einheit der
Apostel mit der Gottheit, untereinander und hinsichtlich deren
Überlieferung über ihn bat, betete er nun erweiternd darum, dass
zusätzlich alle (aus Israel und den Nationen), welche durch die
(mündliche und schriftliche) apostolische Überlieferung in künftigen
Zeiten zum Glauben an ihn finden würden, gleichfalls so eins sein
würden wie sie als Vater und Sohn, so eins wie die Apostel mit ihnen
und untereinander. Christus bat also um eine erweiterte Einheit aller
später an ihn Glaubenden untereinander, um eine umfassende Einheit
zwischen diesen und den Aposteln und deren Überlieferung; und so
würden dann alle Glaubenden eine vollendete Einheit mit den
Aposteln und deren Überlieferung und damit zugleich mit der in sich
völlig eins seienden Gottheit bilden.
Vollendete, vollkommene geistliche Einheit im Sinne Jesu ist eine
andere Einheit als evangelikale, ökumenische, menschlich gemachte
und organisierte Einheit unter Zurückstellung unterschiedlichster
Lehren und Traditionen, um gemeinsamer Aktionen und gemeinsam
zu finanzierender Großprojekte willen, weil so die Welt angeblich
leichter zum Glauben fände. Vollendete, vollkommene Einheit im
13
Sinne Jesu ist nur da gegeben, wo alle an Christus Glaubenden völlig
eins sind mit den Aposteln, deren Überlieferung als Zeitzeugen und
deren Lehre als göttliche Gesandte und dadurch mit der Gottheit
selbst. Geistliche Einheit bedeutet vollkommen eins zu sein mit dem
Vater und dem Sohn, den Aposteln und deren heiligen Schriften!
Geistliche Einheit ist nicht gegeben, wo Gemeinden und Christen von
der sauberen apostolischen Lehre abweichen, weil sie damit zugleich
nicht wirklich eins sind mit der Gottheit selbst!
Die Formel für wahre geistliche Einheit ist einfach: Der Sohn und der
Vater sind eins. Die Apostel und die Gottheit sind eins. Alle wahren
Christen und Gemeinden müssen eins sein mit den Aposteln, damit sie
wirklich eins sind untereinander und eins mit dem Vater und dem
Sohn. Und in der Umkehrung gilt: Wenn Christen und Gemeinden
nicht vollkommen eins sind mit den Aposteln, deren Überlieferungen,
Schriften und Lehre, sind sie niemals wirklich eins mit dem Vater und
dem Sohn, können sie auch niemals wirklich geistlich eins sein
untereinander.
Wenn also in einer örtlichen Gemeinde von verschiedenen Teilen ihrer
Mitglieder unterschiedliche Lehrmeinungen vertreten werden,
Uneinigkeit
hinsichtlich
organisatorischer
Fragen
besteht,
unterschwellig Spannungen, Streit, gar Spaltungen entstehen, liegt ist man auch noch so aktiv in gemeinsamen evangelikalen
Veranstaltungen - keine Einheit im Sinne der heiligen Schrift vor.
Dann macht jede evangelikale Forderung nach Zurückstellung der
Differenzen um der Einheit in gemeinsamen Aktionen vor der
Öffentlichkeit willen absolut keinen Sinn. Damit werden dogmatische
und traditionelle Risszonen nur kaschiert, überdeckt, aber nicht
wirklich behoben. Das Gleiche gilt bezüglich des Zusammengehens
von Gemeinden mit unterschiedlichen Lehrschwerpunkten,
Traditionen und Formen. Der einzige Weg in genannten
Problemfeldern zu wahrer geistlicher Einheit zurückzufinden, ist ein
sogfältiger Abgleich aller eigenen Vorstellungen und Traditionen mit
der einheitlichen, widerspruchsfreien, eindeutigen apostolischen Lehre
des NT, Buße vor Gott über gemachte Fehler, scharfe Absonderung
14
von allen falschen Dingen und die erneute Verpflichtung zum
absoluten Gehorsam gegenüber den apostolischen Anweisungen und
Lehren.
Wie kann man denn nur meinen es läge tatsächlich gottgewollte
Einheit vor, wenn Kirchen und Gemeinden zusammenarbeiten,
zwischen denen nicht unerhebliche Differenzen hinsichtlich Lehre und
Tradition bestehen? Wie können „Christen“ sich anmaßen durch
gemeinsame Programme tatsächlich Einheit im Sinne Jesu
darzustellen, während sie andererseits über etliche Lehrfragen völlig
unterschiedliche Ansichten vertreten? Wir können doch hier nicht
einfach die Augen vor Tatsachen verschließen.
Da vertritt eine Organisation die Kindertaufe, die Lehre, dass ein
Mensch bei dieser den Heiligen Geist empfinge, Glied am Leib Christi
würde, in einer anderen, freikirchlichen, wird die Glaubens-und
Erwachsenentaufe praktiziert. Eine Kirche vertritt die Unfehlbarkeit
bestimmter geistlicher Würdenträger, die Verbindlichkeit von
Kirchen- und Konzilsbeschlüssen für alle Gläubigen, andere betonen
die reformatorische Haltung „Sola scriptura“. Etliche Christen
meinen, dass ein Christ wieder verloren gehen, das Heil wieder
verlieren könne, andere sind von der Heilsgewissheit und
Heilssicherheit überzeugt. Liberale Theologen und Leiter zweifeln an
der Jungfrauengeburt, übernatürlichen Wundern und der
Auferstehung, zweifeln am Schöpfungsbericht und glauben an die
Theorie der Evolution, fundamentale theologische Dozenten und
Pastoren betonen die Unfehlbarkeit der Bibel in allen Fragen des
Glaubens und des Lebens. Traditionelle Brüder- und
Mennonitengemeinden legen großen Wert auf gewisse äußerliche
Formen und Traditionen, in christlichen Jugendbewegungen hopsen
und kreischen mit knappen Röcken bekleidete, christliche
Cheerleader-Mädchen herum, werden geile Sprüche über Jesus
geklopft und Gebetstänze praktiziert. Protestantische Kirchen
vertreten die Rechtfertigung allein durch Gnade, bei
Allianzveranstaltungen mitarbeitende Katholiken die offizielle
römische Kirchenlehre der Rechtfertigung durch Gnade und Werke,
die Notwendigkeit der Unterordnung unter den Papst als Stellvertreter
15
Gottes auf Erden. Auf der modernen Welle der Spiritualität
schwimmende
Kreise
praktizieren
Zungenrede,
Prophetie,
Heilungsveranstaltungen, vertreten die Haltung, dass heute noch alle
Geistesgaben verliehen würden, man diese nur wie Werkzeuge in
einer Werkstatt benutzen müsse, glauben, dass das Reich Gottes schon
jetzt im Lobpreis, in sogenannten Jesusmärschen auf Erden
verwirklicht wird, einen klaren Dispensationalismus vertretende
Gemeinden lehnen derartige Ideen kategorisch ab. Manche Christen
und Kirchenvertreter lehren, dass Israel seine Berufung auf Grund der
Verwerfung des Messias verlor, die Kirche die Stellung Israels
einnahm, prophetische Aussagen bezüglich Israel mehr bildhaft zu
verstehen
seien,
fundamentale
Gemeinden
betonen
die
unwiderrufliche Berufung Israels und die Aufrichtung des Reiches
Gottes auf Erden allein künftig durch Israel nach der Wiederkunft
Christi in Macht und Herrlichkeit. Mitglieder orthodoxer Kirchen
verehren Reliquien und sogenannte Heilige, was freikirchliche,
fundamentale und bibeltreue Kreise entschieden von sich weisen.
Vertreter
moderner
US-amerikanischer
Religionswirtschaft
proklamieren ein Wohlstandsevangelium, nach dem gehorsamen
Christen Erfolg, Geld, Wohlstand und Gesundheit als göttlicher Segen
verheißen seien, als unbequeme Fundamentale eingestufte Kritiker
lehren, dass Verheißungen und Garantien irdischen, äußerlichen
Segens Israel gelten und nicht der Gemeinde. Mitarbeiter kirchlicher
Organisationen betonen, gemäß dem Motto „Wes Brot man ist, des
Lied man singt“ die Notwendigkeit der Mitgliedschaft in der Kirche,
freie, unabhängige Gemeinden, welche argwöhnisch als Fast-Sekten
beäugelt werden, versuchen biblische Gemeinde nach den
ausschließlichen Maßstäben des NT zu bauen. Christliche
Medienverbünde vertreiben Literatur zwecks Erlernung von
Spiritualität, höherer geistlicher Erfahrungen und Kontemplation
(Mystische Versenkung zur Erreichung übersinnlicher Erfahrungen),
Medien für Kinder und Gemeindekinder mit christlicher Phantasie und
Phantasiereisen in jenseitige Realitäten, alles Dinge, die von alttraditionellen Christen vehement als Magie im christlichen Gewand
abgelehnt werden. Manche Theologen konstruieren theologische
Begründungen zur Rechtfertigung von wohl doch in von der Bibel
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eingeräumten
Möglichkeiten
der
Ehescheidung
und
Wiederverheiratung christlicher Männer und Frauen, gar die
Möglichkeit der Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare, andere
unterstreichen die ihrer Meinung nach klaren Aussagen des Neuen
Testamentes dagegen. Etliche Freikirchliche und kirchliche Pastoren
erklären, dass etliche Aussagen der Apostel zeit- und kulturbedingt zu
verstehen seien, Liebe untereinander vieles möglich mache, andere
betonen die universelle Bedeutung der apostolischen Aussagen für alle
Gemeinden in allen Zeiten und Kulturen. Der Allversöhnung oder
Wiederbringungslehre zuneigende Gläubige lehren die unendliche,
letztlich auch Satan und alle Verlorenen erlösende Liebe Gottes und
stehen damit konträr gegenüber Christen welche mit nie endendem
Gericht, mit Hölle und ewiger Verlorenheit „drohen“. Christliche
Kreise und Ausbildungsstätten, welche sich auf Grund ihres Schrift
gebundenen Gewissens gegenüber gewissen Lehren oder Personen
distanzieren und sich als „Bibel-treu“ bezeichnen, werden von
anderen Christen, die ein dehnbareres theologisches Denken vertreten,
die sich, im Gegensatz zu bibeltreu, aber betont als „Christus-treu“
titulieren, verärgert als Harmonie und Einheit störende Faktoren
registriert. Und diese alle sollen nun ihre Differenzen einfach um der
Einheit willen zurückstellen, sich auf den Minimalkonsens einer
Allianzglaubensgrundlage verständigen, auf keinen Fall eigene
Denkweisen und Traditionen werbend herausstellen und vertreten,
unbedingt auf Allianzebene zusammenarbeiten, andere unbedingt
tolerieren, weil sie recht haben könnten, weil dann die Welt besser
zum Glauben fände? Glauben wir denn allen Ernstes das wäre wahre
geistliche Einheit im Sinne Jesu? Und glauben wir auch allen Ernstes,
dass dann in gemeinsam erlebter Spiritualität bei Veranstaltungen
tatsächlich Gottes Heiliger Geist wirkend sei?
Wir wiederholen: Der jüdische Messias betete nicht für eine pauschale
Schmalspureinheit im evangelikalen Sinne. Er betete um
vollkommene Einheit der Apostel mit der Gottheit, ihrer
Überlieferung über ihn, die vollendete Einheit aller künftig durch das
apostolische Zeugnis, die apostolische Überlieferung und Lehre zum
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Glauben findenden Menschen aus allen Völkern und Kulturen mit den
Aposteln und deren Schriften.
Wir wiederholen auch: Die Formel für wahre geistliche Einheit ist
einfach: Der Sohn und der Vater sind eins. Die Apostel und die
Gottheit sind eins. Alle wahren Christen und Gemeinden müssen eins
sein mit den Aposteln, damit sie wirklich eins sind untereinander und
eins mit dem Vater und dem Sohn. Und in der Umkehrung gilt: Wenn
Christen und Gemeinden nicht vollkommen eins sind mit den
Aposteln, deren Überlieferungen, Schriften und Lehre, sind sie
niemals wirklich eins mit dem Vater und dem Sohn, können sie auch
niemals wirklich geistlich eins sein untereinander.
Fazit
Aus der sorgfältigen Beachtung des gesamtheilsgeschichtlichen
Kontextes und des direkten Kontextes der Gebetsaussagen Jesu, sowie
den wichtigen Überlegungen bezüglich Berufung, Dienst und
Überlieferung der Apostel und ihres apostolischen Amtes müssen
eigentlich einige Schlussfolgerungen gezogen werden, die da lauten:
Die Begründung unbedingter Notwendigkeit evangelikaler,
ökumenischer, gar christlich-politischer Einheit mit aus dem Kontext
herausgelösten einzelnen Aussagen Jesu ist theologisch nicht wirklich
stichhaltig und korrekt.
Christen und christliche Gemeinden brauchen keineswegs ein
schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie nicht bei allem mitmachen,
was ihnen als scheinbar biblische Notwendigkeit angetragen wird.
Und vielleicht stehen Christen sogar auf wesentlich biblischeren
Fundamenten, wenn sie den Mut haben klare Grenzen zu ziehen, nein
zu sagen zu Etlichem, was Gemeinden im Rahmen scheinbar
notwendiger Einheit vorgesetzt und gewinnbringend verkauft wird.
In den Einheitsbestrebungen des Evangelikalismus begegnet uns
vielfach nicht wahre biblische, von Gott gewirkte Einheit, sondern
eine menschlich gemachte christliche Pseudoeinheit. Der griechische
Begriff „pseudo“ bedeutet schein, falsch oder unecht, er findet sich in
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analogen Wortbildungen wie z. B. “Pseudoprophetes“ (falscher
Prophet). In der Wissenschaftstheorie benutzt man den Begriff um
solche Erklärungsversuche, Theorien und Schlussfolgerungen als
unwissenschaftlich oder überhaupt als ungültig zu kennzeichnen,
welche scheinbar die Struktur und Funktion echter wissenschaftlicher
Erklärungen aufweisen, diese aber dennoch nicht erfüllen. (Karl Popper,
„Zielsetzung der Erfahrungswissenschaft“, in Hans Albert, „Aufsätze zur
Wissenschaftslehre der Sozialwissenschaften“, 1964, S. 73)
Wenn wir also im Rahmen dieser Abhandlung von pseudo-biblischer
Einheit sprechen, wollen wir verdeutlichen, dass die Begründung der
Notwendigkeit zur unbedingten Einheit innerhalb der Allianz, wie in
der Bewegung „Miteinander für Europa“, unter Bezugnahme auf das
sogenannte hohepriesterliche Gebet Jesu in Johannes Kapitel 17, eine
logisch fehlerhafte Scheinerklärung darstellt, weil erstens einzelne
Aussagen Jesu völlig aus Sinn und Kontext herausgelöst und zweitens
viele andere relevante Aussagen der Apostel, der Briefe des NT, des
Wortes Gottes, welche scharfe Grenzziehung fordern, einfach
unterschlagen werden. Die evangelikale Begründung unbedingter,
christlicher Einheit ist somit eine Scheinerklärung, deren Logik
beschränkt und fehlerhaft ist, eine Pseudobegründung, die auf logisch
mangelhaften Prämissen und Schlussfolgerungen beruht. Wir haben
sozusagen eine Art „Zirkelschluss“ (gr. „Hysteron proteron“, wörtl.
das Spätere vor dem Früheren) vorliegen, denn die erst in jüngerer
Kirchengeschichte entwickelte pseudo-biblische evangelikale
Einheitstheorie wird rückwirkend Jesus in den Mund gelegt, so als
hätte er damals schon gesagt, was er künftig für alle Christen,
insbesondere für Allianz, Miteinanderbewegung und Ökumene wolle.
Die evangelikale Einheitstheorie klingt zunächst glaubwürdig, ist aber
in Wirklichkeit fragwürdig.
Michael Windhövel, Ing. grad., Evangelist im
Missionswerk Christus Central e.V.
Alte Schulstraße 6
D 57539 Bruchertseifen
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