Morph® Sandoz® Retardtabletten

Werbung
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale der Arzneimittel / SPC)
Morph® Sandoz® Retardtabletten
Wirkstoff: Morphinsulfat (Ph.Eur.)
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Morph Sandoz 10 mg
1 Retardtablette enthält 10 mg Morphin­
sulfat (Ph.Eur.), entsprechend 7,5 mg Mor­
phin.
Morph Sandoz 30 mg
1 Retardtablette enthält 30 mg Morphin­
sulfat (Ph.Eur.), entsprechend 22,6 mg
Morphin.
Morph Sandoz 60 mg
1 Retardtablette enthält 60 mg Morphin­
sulfat (Ph.Eur.), entsprechend 45,1 mg
Morphin.
Morph Sandoz 100 mg
1 Retardtablette enthält 100 mg Morphin­
sulfat (Ph.Eur.), entsprechend 75,2 mg
Morphin.
Die vollständige Auflistung der sonstigen
Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Retardtablette
Morph Sandoz 10 mg
Morph Sandoz 10 mg sind gräulich-rosa­
farbene, runde Retardtabletten mit ein­
seitiger Prägung „10“.
Morph Sandoz 30 mg
Morph Sandoz 30 mg sind gräulich-blaue,
runde Retardtabletten mit einseitiger Prä­
gung „30“.
Morph Sandoz 60 mg
Morph Sandoz 60 mg sind rosafarbene,
runde Retardtabletten mit einseitiger Prä­
gung „60“.
Stand: September 2011
Morph Sandoz 100 mg
Morph Sandoz 100 mg sind cremefarbe­
ne, runde Retardtabletten mit einseitiger
Prägung „100“.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1Anwendungsgebiete
Starke und stärkste Schmerzen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Initial wird die Behandlung mit nicht retar­
diertem Morphin (Tablette oder Lösung)
begonnen, um diejenige Dosis zu ermit­
teln, mit der eine angemessene Schmerz­
kontrolle erzielt wird. Danach wird der
Patient auf die entsprechende Tagesdo­
sis Morph Sandoz umgestellt. Weiter be­
stehende Schmerzen (Durchbruchschmer­
zen) sind mit einer unretardierten Darrei­
chungsform von Morphin (Tablette oder
Lösung) zu behandeln.
Retardiertes Morphin wird in der Regel in
einem 12-Stunden-Intervall eingenom­
men. Dabei hängt die Dosierung von der
Schwere der Schmerzen sowie vom Alter
des Patienten und dessen bisherigem
Analgetika-Bedarf ab.
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre
Morph Sandoz 10 mg
Bis zu 3 Retardtabletten 2-mal täglich
(entsprechend bis zu 45 mg Morphin/Tag)
Morph Sandoz 30 mg
1 Retardtablette 2-mal täglich (entspre­
chend 45,2 mg Morphin/Tag)
Morph Sandoz 60 mg
1 Retardtablette 2-mal täglich (entspre­
chend 90,2 mg Morphin/Tag)
Morph Sandoz 100 mg
1 Retardtablette 2-mal täglich (entspre­
chend 150,4 mg Morphin/Tag)
Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunk­
tionsstörungen sowie bei Verdacht auf
verzögerte Magen-Darm-Passage soll
Morph Sandoz besonders vorsichtig do­
siert werden.
Ältere Patienten
Patienten im höheren Lebensalter (im Re­
gelfall ab 75 Jahre) und Patienten mit
schlechtem körperlichem Allgemeinzu­
stand können empfindlicher auf Morphin
reagieren. Daher ist darauf zu achten,
dass die Dosiseinstellung vorsichtiger er­
folgt und/oder längere Dosisintervalle zu
wählen sind. Gegebenenfalls ist auf ge­
ringere Wirkstoffstärken auszuweichen.
Kinder
Für Kinder unter 12 Jahren ist Morph
Sandoz 100 mg im Allgemeinen nicht ge­
eignet, da der Wirkstoffgehalt zu hoch ist.
Darüber hinaus liegen zur Anwendung von
Morph Sandoz 10 mg/- 30 mg/- 60 mg/
- 100 mg bei Kindern unter 12 Jahren kei­
ne ausreichend dokumentierten Erfah­
rungen vor.
Besondere Hinweise zur Dosiseinstellung
Zur ersten Dosiseinstellung sollten schnell
freisetzende Morphin-Zubereitungen ge­
nutzt werden. Für eine Neueinstellung der
Dosis kommen gegebenenfalls Darrei­
chungsformen mit geringerem Wirkstoff­
gehalt zur Anwendung, eventuell auch
zusätzlich zu einer bestehenden Therapie
mit Retardtabletten.
Patienten, die von einer parenteralen
Morphin-Therapie auf Morphin Retard­
tab­letten umgestellt werden, müssen un­
ter Berücksichtigung der individuell un­
terschiedlichen Empfindlichkeit vorsich­
tig behandelt werden, d. h. der Tagesbe­
darf darf nicht überschätzt werden.
Patienten mit schweren Schmerzen soll­
ten im Regelfall mit 10-30 mg Morphin­
sulfat alle 12 Stunden beginnen, wobei
Patienten mit geringem Körpergewicht
(KG) (unter 70 kg KG) eine niedrige Initial­
dosis benötigen.
Bei sich verstärkender Schmerzsympto­
matik ist eine höhere Morphin-Dosis er­
forderlich. Individuell optimal eingestellt
ist die Dosierung dann, wenn ohne Ne­
benwirkungen, bzw. wenn diese zu ver­
treten sind, für die Dauer von 12 Stunden
Schmerzlinderung erzielt wird.
Grundsätzlich sollte eine ausreichend ho­
he Dosis gegeben werden und gleichzei­
tig die im Einzelfall kleinste schmerzlin­
dernd wirksame Dosis angestrebt wer­
den.
Bei der Behandlung chronischer Schmer­
zen ist der Dosierung nach einem festen
Zeitplan der Vorzug zu geben.
Bei Patienten, die einer anderen zusätzli­
chen Schmerztherapie (z. B. Operation,
Plexusblockade) unterzogen werden, ist
nach der Maßnahme die Dosis neu einzu­
stellen.
Art und Dauer der Anwendung
Die Retardtabletten sind unzerkaut, un­
zerkleinert und ungeteilt mit ausreichend
Flüssigkeit - unabhängig von den Mahl­
zeiten - einzunehmen, wobei sich die Ein­
nahme morgens und abends empfiehlt.
Über die Dauer der Behandlung entschei­
det der Arzt in Abhängigkeit von den
Schmerzen.
Morph Sandoz sollte auf keinen Fall län­
ger als unbedingt notwendig eingenom­
men werden. Wenn entsprechend Art und
Schwere der Erkrankung eine länger dau­
ernde Schmerzbehandlung mit Morph
Sandoz erforderlich erscheint, sollte eine
sorgfältige und in kurzen Abständen re­
gelmäßige Überprüfung erfolgen (gege­
benenfalls durch Anwendungspausen),
ob und inwieweit ein medizinisches Erfor­
dernis weiter besteht. Gegebenenfalls ist
auf geeignetere Darreichungsformen aus­
zuweichen. Bei chronischen Schmerzzu­
ständen ist einem festen Dosierungs­
schema der Vorzug zu geben.
51003064
1. BEZEICHNUNG DER ARZNEIMITTEL
Morph® Sandoz® 10 mg Retardtabletten
Morph® Sandoz® 30 mg Retardtabletten
Morph® Sandoz® 60 mg Retardtabletten
Morph® Sandoz® 100 mg Retardtabletten
1
2011-09_51003064.indd 1
14.09.2011 09:54:06
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale der Arzneimittel / SPC)
Morph® Sandoz® Retardtabletten
Da das Risiko des Auftretens von Ent­
zugserscheinungen bei plötzlichem Be­
handlungsabbruch größer ist, sollte die
Dosierung nach Absetzen der Behand­
lung schrittweise verringert werden.
4.3Gegenanzeigen
Morph Sandoz darf nicht eingenommen
werden bei
• Überempfindlichkeit gegen Morphin oder
einen der sonstigen Bestandteile
• Ileus
• akutem Abdomen.
Zusätzlich für Morph Sandoz 30 mg
• Überempfindlichkeit gegen Ponceau 4R,
Aluminiumsalz
Zusätzlich für Morph Sandoz 60 mg
• Überempfindlichkeit gegen Gelboran­
ge S, Aluminiumsalz oder Ponceau 4R,
Aluminiumsalz
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichts­
maßnahmen für die Anwendung
Eine besonders sorgfältige ärztliche Über­
wachung und gegebenenfalls Dosisreduk­
tion ist erforderlich bei
• Abhängigkeit von Opioiden
• Bewusstseinsstörungen
• Krankheitszuständen, bei denen eine
Störung des Atemzentrums und der
Atemfunktion vorliegt oder vermieden
werden muss
• Cor pulmonale
• Zuständen mit erhöhtem Hirndruck, wenn
nicht eine Beatmung durchgeführt wird
• Hypotension bei Hypovolämie
• Prostatahyperplasie mit Restharnbil­
dung (Gefahr der Blasenruptur durch
Harnverhalten)
• Harnwegsverengungen oder Koliken der
Harnwege
• Gallenwegserkrankungen
• obstruktiven und entzündlichen Darm­
erkrankungen
• Phäochromozytom
• Pankreatitis
• schwerer Beeinträchtigung der Nieren­
funktion
• Hypothyreose
• epileptischen Anfallsleiden oder erhöh­
ter Neigung zu Krampfanfällen.
Um die Retardierung der Tabletten nicht
zu beeinträchtigen, müssen die Retard­
tabletten als Ganzes geschluckt werden
und dürfen nicht zerteilt, zerkaut oder
zerrieben werden. Die Anwendung zer­
teilter, zerkauter oder zerriebener Tablet­
ten führt zu einer schnellen Wirkstofffrei­
setzung und zur Resorption einer mögli­
cherweise letalen Dosis von Morphin
(siehe Abschnitt 4.9).
Morph Sandoz ist nur für den oralen Ge­
brauch bestimmt. Eine missbräuchliche
parenterale Verabreichung von Morph
Sandoz kann wegen der Bestandteile zu
schwerwiegenden, potentiell letalen un­
erwünschten Ereignissen führen.
Eine Atemdepression ist die bedeutsams­
te Gefährdung einer Opioid-Überdosierung.
Bei längerfristiger Anwendung von Morph
Sandoz kann es zur Entwicklung einer
Toleranz mit der Erfordernis höherer Do­
sen zum Erzielen des erwünschten anal­
getischen Effekts kommen. Die chroni­
sche Anwendung von Morph Sandoz
kann zu physischer Abhängigkeit führen,
und bei abrupter Beendigung der Thera­
pie kann ein Entzugssyndrom auftreten.
Wenn die Therapie mit Morphin nicht
mehr länger erforderlich ist, kann es rat­
sam sein, die Tagesdosis allmählich zu
reduzieren, um das Auftreten der Symp­
tome eines Entzugssyndroms zu vermei­
den.
Morphin besitzt ähnlich wie andere starke
Opioide ein Missbrauchspotential und
kann daher von Personen mit latenten
oder manifesten Suchterkrankungen be­
wusst missbraucht werden. Eine psychi­
sche Abhängigkeit (Arzneimittelsucht) kann
sich nach Gabe opioidhaltiger Analgetika
wie Morph Sandoz entwickeln. Daher ist
Morph Sandoz bei anamnestischem Al­
kohol- oder Arzneimittelmissbrauch nur
mit besonderer Vorsicht zu verordnen.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol
und Morph Sandoz können vermehrt
Nebenwirkungen von Morph Sandoz auf­
treten. Die gleichzeitige Einnahme sollte
vermieden werden.
liert und gegebenenfalls Kortikoide subs­
tituiert werden.
Wegen der mutagenen Eigenschaften von
Morphin sollte dieser Wirkstoff Männern
und Frauen im zeugungs- bzw. gebärfä­
higen Alter nur dann verabreicht werden,
wenn eine wirksame Verhütung sicherge­
stellt ist (siehe Abschnitt 4.6).
Die Anwendung von Morph Sandoz kann
bei Dopingkontrollen zu positiven Ergeb­
nissen führen. Eine missbräuchliche An­
wendung des Arzneimittels Morph San­
doz zu Dopingzwecken kann die Ge­
sundheit gefährden.
Zusätzlich für Morph Sandoz 10 mg/- 30 mg/
- 60 mg
Patienten mit der seltenen hereditären
Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder
Glucose-Galactose-Malabsorption sollten
Morph Sandoz 10 mg/- 30 mg/- 60 mg
nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arznei­
mitteln und sonstige Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen dieser Arz­
neimittel müssen beachtet werden:
Die gleichzeitige Anwendung von Mor­
phin und anderen zentraldämpfend wir­
kenden Arzneimitteln, wie Tranquilizer,
Anästhetika, Hypnotika und Sedativa,
Neuroleptika, Barbiturate, Antidepressiva,
Gabapentin, Antihistaminika/Antiemetika
und andere Opioide, oder Alkohol kann
zu einer Verstärkung der Nebenwirkun­
gen von Morphin bei üblicher Dosierung
führen. Dies betrifft insbesondere die Mög­
lichkeit einer Atemdepression, Sedierung,
Hypotonie oder auch eines Komas.
Morph Sandoz wird präoperativ und in­
nerhalb von 24 Stunden postoperativ we­
gen des gegenüber Nichtoperierten in der
postoperativen Phase höheren Risikos
eines Ileus oder einer Atemdepression
nicht empfohlen.
Arzneimittel mit anticholinerger Wirkung
(z. B. Psychopharmaka, Antihistaminika,
Antiemetika, Arzneimittel bei Morbus
Parkinson) können anticholinerge Neben­
wirkungen von Opioiden verstärken (z. B.
Obstipation, Mundtrockenheit oder Stö­
rungen beim Wasserlassen).
Aufgrund der analgetischen Wirkung von
Morphin können schwerwiegende intra­
abdominelle Komplikationen, wie z. B.
eine Darmperforation, maskiert werden.
Durch Cimetidin und andere den Leber­
stoffwechsel belastende Arzneimittel kön­
nen durch Hemmung des Abbaus erhöh­
te Plasmakonzentrationen von Morphin
auftreten.
Bei einer Hyperalgesie, die sehr selten
insbesondere bei hoher Dosierung auf­
treten kann, wird eine weitere Dosiserhö­
hung von Morph Sandoz zu keiner weite­
ren Schmerzreduktion führen. Eine Do­
sisreduktion oder der Wechsel zu einem
anderen Opioid kann dann erforderlich
werden.
Bei bestehender Nebennierenrindenin­
suffizienz (z. B. Morbus Addison) sollten
die Plasmakortisolkonzentration kontrol­
Durch Morphin kann die Wirkung von
Muskelrelaxanzien verstärkt werden.
Bei Vorbehandlung von Patienten mit be­
stimmten Antidepressiva (MAO-Hemm­
stoffe) innerhalb der letzten 14 Tage vor
der Opioid-Anwendung sind lebensbe­
drohende Wechselwirkungen auf Zentral­
nervensystem (ZNS), Atmungs- und Kreis­
lauffunktion mit Pethidin beobachtet wor­
den. Dies ist auch mit Morphin nicht aus­
zuschließen.
2
2011-09_51003064.indd 2
14.09.2011 09:54:07
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale der Arzneimittel / SPC)
Morph® Sandoz® Retardtabletten
Bei gleichzeitiger Anwendung von Rifam­
picin kann es zu einer Abschwächung der
Morphinwirkung kommen.
Alkohol kann die pharmakodynamischen
Effekte von Morph Sandoz verstärken.
Die gleichzeitige Einnahme sollte vermie­
den werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Beim Menschen liegen keine ausreichen­
den Daten vor, die die Bewertung eines
möglichen teratogenen Risikos erlauben
würden. Über einen möglichen Zusam­
menhang mit einer erhöhten Häufigkeit
von Leistenbrüchen wurde berichtet.
Morphin passiert die Plazentaschranke.
Untersuchungen an Tieren zeigten ein
Schädigungspotential für die Nachkom­
men während der gesamten Dauer der
Trächtigkeit (siehe Abschnitt 5.3). Mor­
phin darf daher in der Schwangerschaft
nur angewendet werden, wenn der Nut­
zen für die Mutter das Risiko für das Kind
klar überwiegt. Wegen der mutagenen
Eigenschaften von Morphin sollte es
Männern und Frauen im zeugungs- und
gebärfähigen Alter nur dann verabreicht
werden, wenn eine wirksame Verhütung
sichergestellt ist.
Bei Neugeborenen wurden Entzugser­
scheinungen nach längerer Morphin-An­
wendung während der Schwangerschaft
beschrieben.
Entbindung
Morphin kann die Dauer der Wehentätig­
keit verlängern oder verkürzen. Neuge­
borene, deren Mütter während der Ent­
bindung Opioidanalgetika erhalten, soll­
ten auf Anzeichen einer Atemdepression
oder eines Entzugssyndroms überwacht
und gegebenenfalls mit einem spezifi­
schen Opioidantagonisten behandelt wer­
den.
Stillzeit
Morphin wird in die Muttermilch ausge­
schieden und erreicht dort höhere Kon­
zentrationen als im mütterlichen Plasma.
Da beim Säugling klinisch relevante Kon­
zentrationen erreicht werden können, ist
vom Stillen abzuraten.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtig­
keit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen
Morphin kann Aufmerksamkeit und Reak­
tionsvermögen so weit verändern, dass
die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am
Straßenverkehr oder zum Bedienen von
Maschinen beeinträchtigt oder nicht mehr
gegeben ist. Dies ist insbesondere bei
Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und
Präparatewechsel sowie im Zusammen­
wirken mit Alkohol oder der Einnahme von
Beruhigungsmitteln zu erwarten.
Die Beurteilung der jeweils individuellen
Situation ist durch den behandelnden Arzt
vorzunehmen. Bei einer stabilen Therapie
ist ein generelles Fahrverbot nicht zwin­
gend erforderlich.
4.8Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen
werden folgende Häufigkeiten zugrunde
gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage
der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Immunsystems
Häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen
Nicht bekannt: anaphylaktische Reaktionen
Endokrine Erkrankungen
Sehr selten: Syndrom der inadäquaten
ADH-Sekretion (SIADH; Leitsymptom: Hy­
ponatriämie)
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Appetitabnahme bis zum Appetit­
verlust
Psychische Erkrankungen
Morphin zeigt vielfältige psychische Ne­
benwirkungen, die hinsichtlich Stärke und
Art individuell unterschiedlich (je nach
Persönlichkeit und Behandlungsdauer) in
Erscheinung treten.
Sehr häufig: Stimmungsänderungen, meist
Euphorie, aber auch Dysphorie
Häufig: Veränderungen der Aktiviertheit
(meist verminderte Aktivität, aber auch
Hyperaktivität oder Agitiertheit), Schlaf­
losigkeit, Denkstörungen, Wahrnehmungs­
störungen (z. B. Halluzinationen), Verwirrt­
heitszustände
Sehr selten: Abhängigkeit (siehe auch Ab­
schnitt 4.4), verminderte Libido
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen, Schwindel, Ge­
schmacksstörungen
Sehr selten: Konvulsionen, Tremor, unwill­
kürliche Muskelkontraktionen, Hyperalge­
sie oder Allodynie (siehe Abschnitt 4.4)
Nicht bekannt: Benommenheit, Sedierung
(dosisabhängig), Synkope, Parästhesien
Augenerkrankungen
Sehr häufig: Miosis
Sehr selten: verschwommenes Sehen,
Doppeltsehen, Nystagmus
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Nicht bekannt: Vertigo
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Tachykardie, Bradykardie
Nicht bekannt: Palpitationen, Herzversagen
Gefäßerkrankungen
Gelegentlich: Blutdruckabfall, Blutdruck­
anstieg
Nicht bekannt: Hitzegefühl
Erkrankungen der Atemwege, des Brust­
raums und Mediastinums
Selten: Bronchospasmen
Sehr selten: Dyspnoe
Nicht bekannt: Husten vermindert, Atem­
depression (dosisabhängig), nicht-kardio­
gen bedingte Lungenödeme nach rascher
Dosissteigerung
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Obstipation (bei Dauerbehand­
lung)
Häufig: Erbrechen (besonders zu Beginn
der Behandlung), Dyspepsie
Selten: Erhöhung der Pankreasenzyme
bzw. Pankreatitis
Sehr selten: Darmverschluss, Abdominal­
schmerz; Zahnerkrankungen, wobei je­
doch ein ursächlicher Zusammenhang zur
Morphin-Behandlung nicht hergestellt wer­
den kann
Nicht bekannt: Übelkeit, Mundtrockenheit
(beides dosisabhängig)
Leber- und Gallenerkrankungen
Selten: Gallenkoliken
Sehr selten: Erhöhung leberspezifischer
Enzyme
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig: Schwitzen, Urtikaria, Pruritus
Sehr selten: andere Hautausschläge (z. B.
Exantheme)
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und
Knochenerkrankungen
Sehr selten: Muskelspasmen, Muskelrigi­
dität
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Häufig: Harnretention
Selten: Nierenkoliken
Erkrankungen der Geschlechtsorgane
und der Brustdrüse
Sehr selten: Erektionsstörungen, Amenor­
rhö
Allgemeine Erkrankungen und Beschwer­
den am Verabreichungsort
Gelegentlich: Unwohlsein
Selten: körperliche Abhängigkeit mit Arz­
neimittelentzugssyndrom
3
2011-09_51003064.indd 3
14.09.2011 09:54:07
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale der Arzneimittel / SPC)
Morph® Sandoz® Retardtabletten
Sehr selten: Asthenie, Schüttelfrost, peri­
phere Ödeme
Nicht bekannt: Müdigkeit, Toleranzentwi­
cklung
Zusätzlich für Morph Sandoz 30 mg
Ponceau 4R, Aluminiumsalz kann allergi­
sche Reaktionen hervorrufen.
Die Dosis des Opiatantagonisten beträgt
bei Kindern pro Einzeldosis 0,01 mg pro
kg KG.
Ferner können Maßnahmen zum Schutz
vor Wärmeverlusten und zur Volumenthe­
rapie erforderlich sein.
Zusätzlich für Morph Sandoz 60 mg
Gelborange S, Aluminiumsalz und Pon­
ceau 4R, Aluminiumsalz können allergi­
sche Reaktionen hervorrufen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Opioide
ATC-Code: N02AA01
4.9Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Da die Empfindlichkeit auf Morphin indi­
viduell stark schwankt, können Intoxika­
tionserscheinungen beim Erwachsenen
ab Einzeldosen auftreten, die einer sub­
kutanen und intravenösen Gabe von ca.
30 mg entsprechen. Bei Karzinompatien­
ten werden diese Werte oft überschritten,
ohne gravierende Nebenwirkungen her­
vorzurufen.
Morphin ist ein Phenanthren-Alkaloid aus
Schlafmohn (Papaver somniferum) mit
opiatagonistischen Eigenschaften. Es zeigt
eine ausgeprägte Affinität zu My-Rezep­
toren.
Die Opiatvergiftung äußert sich durch die
Trias Miosis, Atemdepression und Koma:
Die Pupillen sind zunächst stecknadel­
kopfgroß. Bei starker Hypoxie dilatieren
sie jedoch. Die Atmung ist stark reduziert
(bis auf 2-4 Atemzüge pro Minute). Der
Patient wird zyanotisch.
Periphere Wirkungen
Obstipation, Kontraktion der Sphinkteren
im Bereich der Gallenwege, Steigerung
des Tonus der Harnblasenmuskulatur und
des Blasenschließmuskels, Verzögerung
der Magenentleerung durch Pyloruskon­
striktion, Hautrötung, Urtikaria und Juck­
reiz durch Histaminfreisetzung sowie bei
Asthmatikern Bronchospasmus, Beein­
flussung der hypophysär-hypothalamischen
Achse und damit Beeinflussung der Hor­
monwirkung von Kortikoiden, Sexualhor­
monen, Prolaktin und antidiuretischem
Hormon. Eine Manifestation klinischer
Symptome aufgrund dieser Hormonver­
änderungen kann möglich sein.
Überdosierung mit Morphin führt zu Be­
nommenheit und Stupor bis hin zum
Koma. Der Blutdruck bleibt zunächst nor­
mal, fällt jedoch bei fortschreitender In­
toxikation rapide ab. Anhaltender Blut­
druckabfall kann in einen Schockzustand
übergehen. Tachykardie, Bradykardie und
Rhabdomyolyse bis hin zum Nierenver­
sagen können auftreten. Die Körpertem­
peratur fällt ab. Die Skelettmuskulatur wird
relaxiert, gelegentlich können, insbeson­
dere bei Kindern, generalisierte Krämpfe
auftreten. Der Tod tritt meist durch Atem­
insuffizienz oder durch Komplikationen,
wie z. B. pulmonales Ödem, ein.
Therapie von Intoxikationen
Bei bewusstlosen Patienten mit Atem­
stillstand sind Beatmung, Intubation und
die intravenöse Gabe eines Opiatantago­
nisten (z. B. 0,4 mg Naloxon i.v.) ange­
zeigt. Bei anhaltender Ateminsuffizienz
muss die Einzeldosis 1-3-mal in 3-minüti­
gen Abständen wiederholt werden, bis
die Atemfrequenz normalisiert ist und der
Patient auf Schmerzreize reagiert.
Strenge Überwachung (mindestens 24 Stun­
den) ist notwendig, da die Wirkung des
Opiatantagonisten kürzer ist als die des
Morphins, so dass mit einem erneuten
Auftreten der Ateminsuffizienz gerechnet
werden muss.
Zentrale Wirkungen
Morphin wirkt analgetisch, antitussiv, se­
dierend, tranquillisierend, atemdepressiv,
miotisch, antidiuretisch, emetisch und
antiemetisch (Späteffekt) und geringgra­
dig blutdruck- und herzfrequenzsenkend.
Der Wirkungseintritt nach oraler Applika­
tion erfolgt nach 30-90 Minuten. Die Wirk­
dauer beträgt ca. 4-6 Stunden und ist bei
retardierter Wirkstofffreisetzung erheblich
verlängert.
Der Wirkungseintritt nach intramuskulä­
rer oder subkutaner Applikation erfolgt
nach 15-30 Minuten, nach intravenöser
Gabe in wenigen Minuten. Die Wirkdauer
beträgt unabhängig von diesen Applika­
tionsarten ca. 4-6 Stunden. Nach epidu­
raler und intrathekaler Gabe sind lokal
begrenzte analgetische Wirkungen be­
reits nach wenigen Minuten nachweisbar.
Die Wirkdauer beträgt bei epiduraler An­
wendung ca. 12 Stunden und geht bei
intrathekaler Gabe noch darüber hinaus.
In-vitro- und Tierstudien zeigen unter­
schiedliche Effekte natürlicher Opioide,
wie Morphin, auf Komponenten des Im­
munsystems. Die klinische Bedeutung
dieser Befunde ist nicht bekannt.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Morphin wird nach oraler Applikation re­
lativ rasch, vorwiegend aus dem oberen
Dünndarm und geringfügig auch aus dem
Magen, resorbiert. Die geringe absolute
Bioverfügbarkeit (20-40 %) ist auf einen
ausgeprägten First-Pass-Effekt zurück­
zuführen.
Cmax wird nach oraler Einnahme von einer
60 mg Retardtablette (bei Probanden)
nach durchschnittlich 2,3 ± 1,1 Stunden
erreicht. Morphin wird zu ca. 20-35 % an
Plasmaproteine, bevorzugt an die Albu­
minfraktion, gebunden.
Das Verteilungsvolumen von Morphin
wird mit 1,0-4,7 l/kg nach i.v.-Einmalgabe
von 4-10 mg angegeben. Hohe Gewebe­
konzentrationen findet man in der Leber,
Niere, im Gastrointestinaltrakt und im
Muskel. Morphin überwindet die BlutHirn-Schranke.
Morphin wird vorwiegend in der Leber,
aber auch im Darmepithel metabolisiert.
Der wesentliche Schritt ist die Glucuroni­
dierung der phenolischen Hydroxylgrup­
pe mittels der hepatischen UDP-Glucuro­
nyltransferase und N-Demethylierung.
Hauptmetaboliten sind vor allem Mor­
phin-3-glucuronid und in geringerer Men­
ge Morphin-6-glucuronid. Außerdem ent­
stehen unter anderem Sulfatkonjugate
sowie oxidative Stoffwechselprodukte wie
Normorphin, Morphin-N-oxid und ein in
2-Stellung hydroxyliertes Morphin. Die
Halbwertszeit der Glucuronide ist erheb­
lich länger als die des freien Morphins.
Das Morphin-6-glucuronid ist biologisch
wirksam. Es ist möglich, dass eine ver­
längerte Wirkung bei Patienten mit Nie­
reninsuffizienz auf diesen Metaboliten
zurückzuführen ist.
Im Harn werden nach oraler oder paren­
teraler Applikation ca. 80 % des verab­
reichten Morphins wieder gefunden (10 %
unverändertes Morphin, 4 % Normorphin
und 65 % als Glucuronide, davon Mor­
phin-3-glucuronid: Morphin-6-glucuronid
im Verhältnis 10:1). Die Eliminationshalb­
wertszeit von Morphin unterliegt großen
interindividuellen Schwankungen. Sie liegt
nach parenteraler Gabe durchschnittlich
zwischen 1,7 und 4,5 Stunden, gelegent­
lich wurden auch Werte um 9 Stunden
gefunden. Etwa 10 % der Morphin-Glu­
curonide werden über die Galle mit den
Fäzes ausgeschieden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bei fortgesetzter Anwendung von Mor­
phin nimmt die Empfindlichkeit des ZNS
gegenüber Morphin ab. Diese Gewöh­
nung kann so ausgeprägt sein, dass Do­
sen vertragen werden, die bei erstmaliger
4
2011-09_51003064.indd 4
14.09.2011 09:54:07
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale der Arzneimittel / SPC)
Morph® Sandoz® Retardtabletten
Anwendung infolge Atemdepression to­
xisch wirken. Aufgrund der euphorischen
Wirkungskomponente des Morphins be­
steht Suchtgefahr (siehe auch Abschnitt
4.4).
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die
Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern. In der Original­
verpackung aufbewahren, um den Inhalt
vor Licht zu schützen!
Es liegen zur Mutagenität klar positive
Befunde vor, die darauf hindeuten, dass
Morphin klastogen wirkt und eine solche
Wirkung auch auf Keimzellen ausübt. Da­
her ist Morphin als mutagen wirksame
Substanz anzusehen; eine derartige Wir­
kung muss auch im Menschen angenom­
men werden.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
PVC/PVDC-Aluminium-Blister
Morphin sollte nur unter sicherem Kon­
zeptionsschutz eingenommen werden.
Langzeituntersuchungen am Tier auf ein
tumorerzeugendes Potential von Morphin
liegen nicht vor.
Untersuchungen an Tieren zeigten ein
Schädigungspotential für die Nachkom­
men während der gesamten Dauer der
Trächtigkeit (ZNS-Missbildungen, Wachs­
tums­
retardierung, Testisatrophie, Verän­
derungen bei Neurotransmittersystemen
und Verhaltensweisen, Abhängigkeit). Da­
neben hatte Morphin bei verschiedenen
Tierspezies Auswirkungen auf das männ­
liche Sexualverhalten und die weibliche
Fertilität.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Hypromellose
Macrogol 400
Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
hochdisperses Siliciumdioxid
Stearinsäure (Ph.Eur.)
Farbstoff Titandioxid (E 171)
Zusätzlich für Morph Sandoz 10 mg
Lactose-Monohydrat
Farbstoffe Eisen(II,III)-oxide und -hydroxi­
de, Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172)
Zusätzlich für Morph Sandoz 30 mg
Lactose-Monohydrat
Farbstoffe Indigocarmin, Aluminiumsalz
(E 132), Ponceau 4R, Aluminiumsalz (E 124)
Packungen mit
20, 50 und 100 Retardtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die
Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
7. INHABER DER ZULASSUNGEN
Sandoz Pharmaceuticals GmbH
Raiffeisenstraße 11
83607 Holzkirchen
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Morph Sandoz 10 mg
41106.00.00
Morph Sandoz 30 mg
41106.01.00
Morph Sandoz 60 mg
41106.02.00
Morph Sandoz 100 mg
41106.03.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNGEN / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNGEN
Morph Sandoz 10 mg/- 30 mg
21.06.1999 / 15.05.2007
Morph Sandoz 60 mg/- 100 mg
15.06.1999 / 15.05.2007
10. STAND DER INFORMATION
September 2011
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Betäubungsmittel
Zusätzlich für Morph Sandoz 60 mg
Lactose-Monohydrat
Farbstoffe Gelborange S, Aluminiumsalz
(E 110), Ponceau 4R, Aluminiumsalz (E 124)
Zusätzlich für Morph Sandoz 100 mg
Farbstoff Eisen(II,III)-oxid (E 172)
6.2Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
5
2011-09_51003064.indd 5
14.09.2011 09:54:07
Herunterladen