Netzwerk Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz Vorschläge für Aktionen der Binding-Stiftung Schaan im Rahmen des Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz Ausgangslage Die Binding Stiftung in Schaan hat in den vergangenen 20 Jahren ca. 3.9 Mio Franken für den Binding Preis für Natur- und Umweltschutz und sein Netzwerk aufgewendet (mündl. Mitteilung Andreas Adank). Die Binding Stiftung wird heute stark mit diesen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Der Stiftungsrat ist bereit weiterhin jährlich mindestens Fr. 50 000.— für Aktivitäten einzusetzen, wenn diese die Jugend, die Politik und allgemein die Menschen ansprechen und die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Natur- und Umweltschutzes zu unterstreichen vermögen und dies auch zu Umsetzungen führt. Der Stiftungsrat wünscht sich dabei explizit eine fokussierte Umsetzung des Netzwerkgedankens. Grundlage hierfür soll das von den Grossen Binding-Preisträgern erarbeitete Handlungs-Leitbild der Tagung vom 4./5.November 2005 bilden. Der Stiftungsrat und das Kuratorium des Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz haben am 30.März 2006 erste diesbezügliche Handlungsvorschläge diskutiert. Aus diesen Diskussionen werden hier zwei Handlungsmodule weiter entwickelt. Sie sollen im Falle des Eintretens darauf in Projektskizzen mit den Auftragnehmern konkretisiert und ab 2007 in Angriff genommen werden. Handlungsfeld 1 Förderung des emotionalen Zugangs zur Natur - Handlungspotenziale/-spielräume aufdecken „Natur- und Umweltschutz zählen zu den grössten Herausforderungen des 21.Jahrhunderts. Vielleicht wird man als neue Helden nicht mehr Leute feiern, die auf dem Mond landen, sondern solche, die dafür sorgen, dass die Erde nicht zu einer ähnlich unfruchtbaren Landschaft wird. Menschen, die allen Wichtigkeiten zum Trotz, für die Erhaltung wilder Tiere und unberührter Naturlandschaft kämpfen“ William Conway, Vorsitzender Wildlife Conservation Society, WCS Natürlich sind alle Menschen grundsätzlich für den Schutz der Umwelt und trotzdem verschwinden mit beängstigender Geschwindigkeit beispielsweise der Regenwald und die damit verbundenen Tiere und Pflanzen. Ein unersetzliches, uraltes Erbe der Schöpfung geht schnell verloren. Was bedeutet es, wenn eine Art ausstirbt? Wir nehmen den Artenschutz aus den Medien zur Kenntnis, doch erzeugt es auch emotionale Betroffenheit? Ganz offensichtlich zu wenig. Noch ausgeprägter ist dies im Falle des Bodensverbrauchs und Landschaftsverschleisses (1m2 Bodenverbrauch pro Minute in Liechtenstein, 1 m2 pro Sekunde in der Schweiz) festzustellen. Der Natur- und Umweltschutz muss offensichtlich neue Wege finden in einer reizüberfluteten Zeit Menschen dennoch zu erreichen, aufzurütteln und sie zur Mitwirkung zu motivieren. Nur wenn es gelingt fachliche Information und emotionale Betroffenheit zusammenwirken zu lassen, werden wir Menschen uns der Dringlichkeiten für das Raumschiff Erde bewusst. Wo setzen wir an? Ein wichtiger Vorschlag liegt gemäss Handlungsleitbild der Binding-Preisträger in der Weiterentwicklung der Jugendarbeit, die beispielsweise in Liechtenstein in Ansätzen schon gut entwickelt ist. Wichtig ist deren Fortsetzung in den Bemühungen auf der Ebene der ausserschulischen Fortbildung. Auf den schulischen Ansatz wird hier verzichtet, weil er international wegen unterschiedlicher Schulsysteme schwer exportierbar ist. Darüber hinaus gilt es die geeigneten Nahtstellen, z.B. für einen intergenerationellen Ansatz zu berücksichtigen. Es sei in diesem Zusammenhang an Freizeitinstitutionen (wie z.B. PfadfinderInnen, Elternvereine, Senioren etc.) als interessante Zielgruppen erinnert. Es wird vorgeschlagen, dass die Binding Stiftung den Auftrag für ein Pilotprojekt im Alpenrheintal erteilt, wie der emotionale Zugang zur Natur erleichtert und die moralischethische Dimension der Wertevermittlung gefördert werden kann und wie das zu Umsetzungen führt. Es sind die entsprechenden Instrumentarien zu erarbeiten und zu erproben. Neben der Jugend soll die Nahtstelle zu weiteren Zielgruppen angestrebt werden. Als Ergebnis der Arbeiten könnte sich im Verlauf von vier Jahren ein virtuelles Kompetenzzentrum für Naturpädagogik im Alpenrheintal entwickeln, das rollend anderswo erprobt wird. Stichworte zum Modul: ➨ Übergeordnete Aspekte: Wie kann den Nachhaltigkeitsprinzipien mittels „kultureller“ Wege (z.B. mit Hilfe des Abbaues von Wachstumszwängen und Wachstumsentkoppelung) nachgelebt werden (Stichworte: individuelle Verantwortung des Einzelnen, intakte Umwelt befriedigt direkt essentielle menschliche Bedürfnisse, sich der Last des Möglichen entziehen, solidarisches Handeln) ➨ Fördern des emotionalen Zugangs zur Natur (emotion vor ratio) ➨ Ebenso Vermittlung der moralisch-ethischen Dimension wie der Wertdimension ➨ Schaffen eines Landschaftsbewusstseins, wie macht man das? ➨ Fördern von Aktivitäten im Sinn des erlebnisorientierten Naturkontaktes (Naturerfahrungsgebiete mit Ausweisen entsprechender Räume) ➨ Stärken der NGOs (z.B. LGU, BZG oder Einzelpersonen als Binding-Preisträger wie Jürgen Kühnis) ➨ Schaffung reproduzierbarer, exportierbarer Methoden im Sinne eines entsprechenden Kompetenzzentrums für den Export des Know hows. ➨ Konkrete, exportierbare Umsetzungsbeispiele von innovativen Ideen. Handlungsfeld 2 Anwendung ökonomischer Instrumente im Dienste von Natur und Umwelt fördern Die Binding Stiftung wirbt bei zwei wichtigen Entscheidungsträgern - den Gemeinden und der lokalen Wirtschaft - für die vermehrte Anwendung von Instrumenten, welche die Kultur der Nachhaltigkeit verankern und die Brücke zwischen Ökonomie und Ökologie schlagen können. Dies soll der Kostenwahrheit und der Nachhaltigkeit verpflichtet sein. Ziel wäre es demgemäss • den Entscheidungsträgern des Alpenrheintals (als Freilandlabor) auf Stufe Kleinregion und Gemeinde die ökonomischen Instrumente (z.B. Ökobilanz, Audits, Unternehmensverfassung, Mobilitätsmanagement) zur Unterstützung der Ökologie näher zu bringen. • • • Die Entscheidungsträger werden ermuntert diese Instrumente in ihrem Entscheidungsumfeld anzuwenden. Aufzeigen von Wegen zur Integration des übergeordneten Konzeptes der Nachhaltigkeit in den politischen Alltag. Wie kann dem Kommentar von Hans Ruh Rechnung getragen werden: „Tue Gutes und verdiene dabei“? Die Binding-Stiftung ermöglicht die Durchführung entsprechender Workshops, schafft Anreize für die Bekanntmachung geeigneter Vorhaben und bietet damit den Ideen eine attraktive und umweltpolitisch integre Plattform, mit der sich diese profilieren können. Es sind „case studies of good practice“ für den „Export“ zu entwickeln. Stichworte zum Modul: ➨ haushälterischer Umgang mit Landschaft ➨ Bottom up Initiativen ➨ Ökonomische Instrumente auf Ebene Kleinregion und Gemeinde mit Transparenz Kostenwahrheit und Nachhaltigkeit, Internalisierung der externen Kosten. ➨ Fortentwicklung von umweltverträglichen Instrumenten ➨ Fördern entsprechender Erkenntnisse über Freilandlabor hinaus und schaffen reproduzierbarer Erkenntnisse ➨ Stärken von NGOs im Arbeitsgebiet, vor allem auch mit Bezug zum Binding-Preis (z.B. CIPRA, Gemeindeallianz) ➨ Einbezug von Binding-Preisträgern in Arbeit, spätestens bei Evaluation nach der ersten Laufzeit von vier Jahren. Vernetzung der beiden Module Die beiden Aktionsfelder sollten schliesslich gegenseitig vernetzt werden. Wie kann Naturerlebnis bei Mandatsträgern den Willen zu neuen Steuerungsinstrumenten in der lokalen/regionalen Politik gefördert werden? Wie kann das Wecken von Naturbegeisterung mit dem Nachdenken darüber, weshalb die Welt trotzdem anders funktioniert, kombiniert werden? Damit wird das ganze Vorhaben zum Pilot, wie wir das NaturwissenschaftlichEmotionale und das Ökonomisch-Politische näher zusammenbringen. Weiteres Vorgehen Diese Vorschläge für die beiden Handlungsfelder werden dem Kuratorium zur Vernehmlassung gegeben, das Papier anschliessend bereinigt und dem Stiftungsrat unterbreitet. Nach Genehmigung werden die vorgeschlagenen Projektnehmer zur Erstellung von Projektskizzen mit Festlegung der Ziele, Methodik Zeit- und Finanzplanung eingeladen. Als Projektträger der Module werden nicht gewinnstrebende Institutionen vorgeschlagen, die im Umfeld des Binding-Preises stehen und lokal-regionale Kenntnisse im „Freilandlabor“ Alpenrheintal haben. Es muss ihnen überdies gelingen rollend über diesen Raum hinaus vorzudringen. Für das erste Modul „emotionaler Zugang“ werden die Liechtensteinische Gesellschaft und die Botanisch-Zoologische Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg als Projektträger vorgeschlagen. Für das zweite Modul „ökonomische Instrumente“ wird angeregt die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA und die Allianz der Gemeinden in den Alpen anzufragen. Begründung: Alle diese Organisationen sind Binding-Preisträger und im Alpenrheintal – unserem Freilandlabor - gut verankert. Die LGU und die BZG besitzen einiges an didaktischen Vorkenntnissen zur Thematik. Die LGU betreibt überdies ein Grossprojekt „Kids for the alps“. Im Falle der Gemeindeallianz besteht bereits ein Mikronetzwerk im Alpenrheintal mit gemeinsamen Arbeiten bei Mobilitätsfragen in einem Interreg IIIA-Projekt (Mäder, Frastanz, Mauren, Grabs und Schaan, ergänzbar durch weitere Werdenberger und Vorarlberger Gemeinden sowie durch Triesenberg). Weiters können hier Synergien zum Dynalp2-Programm der Gemeindeallianz geschaffen werden, wo entsprechende Erprobungen stattfinden könnten. Damit könnten auch weitere Finanzen Dritter eingesetzt werden. Die CIPRA startet derzeit ein weiteres Programm mit einem „Netzwerk Unternehmen Alpen“ (NENA-Interreg IIIB-Projekt). Bei Auftragsvergabe im Modul 2 wäre eine Verstärkung der ökonomischen und regionalplanerischen Kompetenz nötig. Es wird vorgeschlagen, unser Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Martin Boesch für diese Aufgabenstellung anzufragen. Als finanzieller Rahmen werden für jedes Modul jährlich je Fr. 25 000,- mit einer Laufzeit von vier Jahren vorgesehen. Jährlich weitere Fr. 10 000,- sind der Projektsteuerung als Mikrokredit für notwendige, unvorhergesehene Arbeiten wie Flyers, Workshops etc. zur Verfügung zu stellen. Damit wird der Stiftung ein Jahreskredit von je Fr. 60 000,- für die Jahre 2007-2010 beantragt. Die Arbeiten sollen in Form einer Projektdefinition mit den Auftragnehmern noch präzisiert werden und laufen dann in einer rollenden Planung über die vier Jahre ab. Hierfür werden als Meilensteine neben dem Gesamtplan jeweils klare Jahresziele definiert, die auf das Jahresende mit den Ergebnissen jeweils gesichtet, diskutiert und neu fokussiert werden. Jedes Modul erhält seinen Advisory Board, der mit Vorteil aus dem Kreis der Preisträger, dem Stiftungsrat und dem Kuratorium rekrutiert wird. Die Steuerung des Gesamtprojektes kann durch mich erfolgen. Die Ergebnisse der Arbeiten werden in einem Reporting gegenüber dem Stiftungsrat, dem Kuratorium und dem Advisory Board jährlich vorgelegt. Die Schluss-Evaluation wird am Symposium der Grossen Binding-Preisträger im Jahre 2010 aus Anlass 25 Jahre BindingPreis für Natur- und Umweltschutz präsentiert. Dort soll das weitere Vorgehen diskutiert werden. Das Preisträger-Gremium und der Stiftungsrat/Kuratorium sind wie folgt in die weitere Entwicklung eingebunden: ➨ Die grossen Linien wurden anlässlich des Symposiums aus Anlass 20 Jahre Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz für die anstehenden Arbeiten vorgespurt. ➨ Mitglieder nehmen Einsitz in den Advisory Board und alle Mitglieder werden jährlich über den Fortschritt der Arbeiten informiert. ➨ Alle PreisträgerInnen werden nach vierjähriger Laufzeit über die Ergebnisse der beiden Module inkl. der ersten Umsetzungen in der Region und darüber hinaus informiert. ➨ Die PreisträgerInnen werden aus Anlass des Symposiums 25 Jahre Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz die Weichen für die weiteren Arbeiten stellen. Schaan, 5. Oktober 2006 Mario F.Broggi