Schwerpunkt Good Governance – Umwelt in der Politik Von Tillmann Buttschardt, Karlsruhe B etrachtet man die aktuellen Veröffentlichungen und Standards der politischen Diskussion, so findet sich der Begriff der Good Governance immer verbunden mit dem Blick nach draußen, aus dem eigenen Land heraus, vor allem im Bereich der wirtschaftlichen und Entwicklungszusammenarbeit. Aufgrund zweier Auffälligkeiten der aktuellen Debatte soll der Fokus in einigen Beiträgen dieser Forumsausgabe nach innen gerichtet werden und auch unser eigenes Politikgeschehen hinterfragen. So ist erstens die Frage zu stellen, ob die hier im Lande Handelnden die Maßstäbe, die sie an andere Staaten im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit anlegen, selbst erfüllen. Dies soll zweitens nicht allgemein oder politikwissenschaftlich geschehen, sondern vor dem Hintergrund der Umweltpolitik. Aus umweltpolitischer Sicht sticht ins Auge, dass der Aspekt der ökologisch nachhaltigen Entwicklung in der Auslegung von Good Governance nur unzureichend berücksichtigt wird. Es erscheint undenkbar, in ärmsten Ländern dieser Erde ökonomische Entwicklung nachzuholen, ohne gleichzeitig ökologische Nachhaltigkeit zentral und verstärkt zu berücksichtigen. Hier muss also der aktuelle Ansatz erweitert werden und die Umweltpolitik in die Agenda der Good Governance aufgenommen werden. Good Governance lässt sich ins Deutsche nur unzulänglich, aber doch im Großen und Ganzen treffend mit „verantwortungsvoller Staatsführung“ übersetzen. Ein hoch konsensfähiger Ansatz, der dennoch in der Praxis aufgrund der Viel- 22 zahl unterschiedlicher Interessen, Handlungsimpulse und Erwartungen kontrovers diskutiert wird. Der einleitende Beitrag geht hierauf ein, stellt die bislang bestehenden Grund- und Ansätze dieses Politikfeldes dar und fordert die verstärkte Berücksichtung des Umweltschutzes in den Ansätzen zu Good Governance. In weiteren Artikeln formulieren Gisela Splett und Ulrike Gote, ob und gegebenenfalls wie Umweltaspekte auf verschiedenen Ebenen der deutschen Politik verortet werden kann und was es bedeuten würde, wenn die Regierenden in ihrem jeweiligen Handlungsrahmen eine umweltgerechte nationale bzw. kommunale Good Governance umsetzen würden. Einen Blick in die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bietet der Beitrag von Ulrike Böttcher über die Arbeit der GTZ in Mali, Westafrika. Wenn in diesem Schwerpunkt also versucht wird, praktische Überbleibsel von Geoökologie in der politischen Umsetzung zu finden, so geschieht dies vor der Frage, inwieweit Erkenntnisse unseres Wissenschaftsfeldes durchsickern bis in die tägliche Praxis der sogenannten „policy maker“. Dr. Tillmann Buttschardt Institut für Geographie und Geoökologie Univ. Karlsruhe (TH), Kaiserstr. 12 76128 Karlsruhe E-Mail: Tillmann.Buttschardt at ifgg.unikarlsruhe.de FORUM GEOÖKOL. 16 (1), 2005