43. Aachener Baustofftag, 22.03.2012 Einbindung von Schwermetallen während der Hydratation Dipl.-Ing. Anya Vollpracht Institut für Bauforschung der RWTH Aachen University (ibac) Gliederung Hintergrund und Zielsetzung Literaturergebnisse zu ausgewählten Schwermetallen Vorstellung der Versuchsmethodik Ergebnisse und Interpretation Zusammenfassung und Ausblick ABT43_Vollpracht.ppt 2 Hintergrund und Zielsetzung Die Auslaugung von Beton ist seit Jahrzehnten ein Forschungsschwerpunkt am ibac Bisherige Herangehensweise • Durchführung von Auslaugversuchen (i. d. R. mit deionisiertem Wasser) • Ermittlung der Eluatkonzentrationen und Bestimmung von Freisetzungsverläufen • Modellierung der Schadstoffkonzentration im Grundwasser Offene Fragen • Relevante Zementsteinphasen • Dauerhaftigkeit der Einbindung unter realen, ggf. variablen Randbedingungen ABT43_Vollpracht.ppt 3 Literaturauswertung zu ausgewählten Schwermetallen Chemische Eigenschaften Barium Blei Chrom Gruppe Erdalkalimetalle Kohlenstoffgruppe Übergangsmetall der Gruppe 6 Oxidationsstufe(n) +2 0, +2 und +4 hauptsächlich +2, +3 und +6 Häufigste Verbindungen BaSO4 (Baryt) und BaCO3 (Witherit) FeCr2O4 (Chromit), PbS (Bleiglanz), PbSO4, PbCO3 und daneben Pb3O4 PbCrO4 und Cr2O3 Anteil in der Lithosphäre 425 mg/kg Humantoxische Wirkung Muskelkrämpfe und Herzstörungen Geringfügigkeitsschwelle 340 µg/l für Grundwasser ABT43_Vollpracht.ppt 4 13 mg/kg 100 mg/kg Hemmung der Synthese von Hämoglobin, einer Reihe von Enzymen und Proteinen essentielles Spurenelement, toxisch sind nur die CrVI-Verbindungen (Hautexzeme, Magen-, Darm-, Leberund Nierenschäden) 7 µg/l 7 µg/l Literaturauswertung zu ausgewählten Schwermetallen Einbindung in Portlandzement und Hydratationsprodukte Einbindung Barium Blei Chrom Zementklinker Austausch von Calcium mit Koordinationszahl 8 im C2S Stabilisierung von Belit Höchste Affinität: C4AF, gute Einbindung auch in C3S – Einbau in C3S und C2S anstelle von Si4+ – Ausfällung von K2CrO4 oder K2Cr2O7 Hydratationsprodukte ABT43_Vollpracht.ppt – CSH-Phasen (Endgruppe Si-O-Pb) Hinweise auf Ausfällung von BaSO4 oder (Ba,Sr)SO4 – Anlagerung an Eisenoktaeder in Ferritphase 5 – CSH-Phasen (Substitution von Si4+ durch Cr3+) – CAH-Phasen (Substitution von Al3+ durch Cr3+) – Ettringit und Monosulfat (Substitution von Al3+ durch Cr3+ und von SO42- durch CrO42-) – Fällung von BaCrO4 oder Ba(S,Cr)O4 Versuchsmethodik Bestimmung der Porenlösungskonzentrationen von Schwermetallen im Verlauf der Hydratation Ermittlung des Hydratationsverlaufs Untersuchungen zum Auslaugverhalten Bilanzierung der gelösten Anteile von Schwermetallen im Lauf der Zeit Rückschlüsse auf einbindende Phasen ABT43_Vollpracht.ppt – Frischbetonphase – Festbetonphase – eluierte Zementsteine Überprüfung der Rückschlüsse anhand des Elutionsverhaltens 6 Ermittlung des Hydratationsverlaufs Prüfverfahren Thermogravimetrie Ermittlung von Portlandit- und Hydratwassergehalt In-Situ-Röntgendiffraktometrie (mit Quarzmehl als interner Standard) Quantifizierung der kristallinen Bestandteile (Zementphasen, Quarz, Portlandit, Ettringit) Porenwasseranalysen pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Redoxpotential, Na, K, Mg, Ca, Si, Al, Fe, SO42-, Cl-, OH- (durch Titration) Betrachteter Zeitraum: Ausgewählte Zemente: ABT43_Vollpracht.ppt 10 min bis 28 Tage zwei übliche graue CEM I 42,5 R, ein CEM I 42,5 R-HS und ein Weißzement (42,5 R) 7 Ermittlung des Hydratationsverlaufs Abgleich der Ergebnisse zum Portlanditgehalt 0,25 Gebildetes Ca(OH)2 in g/g Zement TG-Daten Rietveldauswertung CEM I 42,5 R - HS C3S + 5,3 H C1,7SH4 + 1,3 CH Alit- und Belit-Auswertung 0,20 Ausgleichskurve 0,15 C2S + 4,3 H C1,7SH4 + 0,3 CH Bereich 3 (über 55 h): y = -0,028.(lgt)² + 0,169.lgt + 0,057 0,10 Bereich 2 (10 bis 48 h): y = -0,098.(lgt)² + 0,380.lgt - 0,213 0,05 Bereich 1 (bis 10 h): y = 0,154.(lgt)² - 0,111.lgt + 0,023 0,00 1 10 100 1000 Zeit in h ABT43_Vollpracht.ppt 8 C: CaO S: SiO2 H: H2O Ermittlung des Hydratationsverlaufs Korrektur der Ettringitgehalte Bilanzierung der Sulfatgehalte und Vergleich mit Gesamtgehalt 0,05 SO3-Gehalt in g/g Zementeinwaage CEM I 42,5 R (Z1) 0,04 Gesamtgehalt CSA 0,03 Korrekturfaktor: 0,62 0,02 0,01 0,00 0 ABT43_Vollpracht.ppt 1 10 100 1000 Zeit in h 9 Ermittlung des Hydratationsverlaufs Konzentration in der Porenlösung in mmol/l 120 CEM I 42,5 R (Z1) 100 80 Sulfat Calcium Gehalt im Feststoff in g/g Zement 0,6 Ettringit Portlandit 0,5 CSH-Phasen Anhydrit 0,4 Konzentration in der Porenlösung in mmol/l 60 Weißzement 50 Sulfat Calcium 40 Gehalt im Feststoff in g/g Zement 0,6 Ettringit Portlandit 0,5 CSH-Phasen Anhydrit 0,4 0,3 30 0,3 40 0,2 20 0,2 20 0,1 10 0,1 60 0 0,1 1 10 Anfangs- Ruhe- beschleunigte periode periode Reaktion 100 0,0 1000 Zeit in h 0 0,1 verzögerte Reaktion und Übergang zur Endperiode 1 10 Anfangs- Ruhe- beschleunigte periode periode Reaktion Beschleunigte Reaktion des Weißzements ABT43_Vollpracht.ppt 10 100 0,0 1000 verzögerte Reaktion und Übergang zur Endperiode Porenlösungskonzentrationen der Schwermetalle 5500 Ba-Konzentration in µg/l 5000 4500 4000 35000 CEM I mit CR CEM I ohne CR CEM I HS Weißzement Cr-Konzentration in µg/l CEM I mit CR CEM I ohne CR CEM I HS Weißzement 30000 25000 3500 3000 20000 2500 15000 2000 10000 1500 1000 5000 500 0 0,1 1 10 100 1000 Zeit in h 120 Pb-Konzentration in µg/l CEM I mit CR CEM I ohne CR CEM I HS Weißzement 100 80 60 40 20 0 0,1 ABT43_Vollpracht.ppt 1 10 11 100 1000 Zeit in h 0 0,1 1 10 100 1000 Zeit in h Bilanzierung der gelösten Anteile Menge der Porenlösung wPL(t) = w/z – m (wc,max + wph,max) m : Hydratationsgrad (m = wc(t) / wc,max) wc,max : chemisch gebundenes Wasser bei vollständiger Hydratation wph,max : physikalisch gebundenes Wasser bei vollständiger Hydratation Gelöster Anteil eines Stoffes mPL w PL c aPL mges mges c : Konzentration in der Porenlösung mges : Gesamtgehalt des betrachteten Stoffs ABT43_Vollpracht.ppt 12 Vergleich von Hydratationsverlauf und gelösten Anteilen Barium 2,5 Gelöster Anteil in ‰ Gehalt im Feststoff in g/g Zement 0,5 Weißzement 2,0 12 0,4 Barium Ettringit Portlandit 1,5 0,3 CSH-Phasen 1,0 Gelöster Anteil von S in % 10 8 6 0,2 4 2 0,5 0,0 0,1 0,1 1 10 100 0 0,1 1 10 0,0 1000 Zeit in h Lösen von Barium nach dem Ausfällen von Sulfat ABT43_Vollpracht.ppt 13 100 1000 Zeit in h Schlussfolgerung für die Einbindung von Barium 1,0E-07 a(Ba2+) . a(SO42-) in (mol/l)² 1,0E-08 1,0E-09 CEM I (Z1) CEM I (Z5) CEM I - HS Weißzement 1,0E-10 } Literaturdaten zum LP 1,0E-11 0,1 1 10 100 1000 Zeit in h Bildung von Bariumsulfat ist als sehr wahrscheinlich anzusehen ABT43_Vollpracht.ppt 14 Vergleich von Hydratationsverlauf und gelösten Anteilen Chrom Gelöster Anteil in % Gehalt im Feststoff in g/g Zement 25 Gelöster Anteil in % Gehalt im Feststoff in g/g Zement 5,0 0,5 0,5 CEM I ohne CR (Z5) Ettringit 4,0 0,4 20 Chrom Portlandit Chrom 0,4 CSH-Phasen Ettringit 15 Portlandit 0,3 0,3 3,0 CEM I mit CR (Z1) CSH-Phasen 10 0,2 2,0 0,2 5 0,1 1,0 0,1 0 0,1 1 10 100 0,0 1000 Zeit in h 0,0 0,1 1 10 100 0,0 1000 Zeit in h – Verringerung der Löslichkeit durch Chromatreduktion zu Beginn der Hydratation, nach Erhärtung jedoch kaum Unterschiede – Korrelation mit Ettringitbildung ABT43_Vollpracht.ppt 15 Vergleich von Hydratationsverlauf und gelösten Anteilen Blei Gehalt im Feststoff in g/g Zement Gelöster Anteil in ‰ 0,45 0,45 CEM I 42,5 R (Z5) 0,40 0,40 0,35 0,35 Blei 0,30 Ettringit 0,30 Portlandit 0,25 CSH-Phasen 0,25 0,20 0,20 0,15 0,15 0,10 0,10 () ( ) 0,05 0,05 0,00 0,1 1 10 100 0,00 1000 Zeit in h – Sehr geringe gelöste Anteile – Ausfällung von Blei innerhalb der ersten Stunden der Hydratation – Leichter Anstieg für t > 7 d ABT43_Vollpracht.ppt 16 Schlussfolgerungen für die Einbindung von Blei Theorien – Einbindung in Ettringit (z. B. Pb2+ für Ca2+) – Adsorption an CSH (I)-Phasen, die sich direkt nach der Wasserzugabe in sehr geringer Menge an der Oberfläche der Zementkörner bilden – Adsorption in Form von Pb(OH)3⎯ an unhydratisiertem C3S – Freisetzung aus Ettringit oder Brownmillerit für t > 7 d Aufgrund der sehr geringen Mengen ist keine eindeutige Aussage möglich ABT43_Vollpracht.ppt 17 Auslaugversuche Frischbetonstandtest 100 mm 120 mm Wasser Frischbeton Modifizierter Langzeitstandtest Eluent Gummistopfen Eluent Zementleim mit Quarzmehlzusatz Probekörper: Zementsteinwürfel (40 mm) Probenalter bei Versuchsbeginn: 1 Tag Entnahmezeiten: 1 / 4 / 10 Stunden und 1 / 2 / 4 / 7 / 14 / 28 Tage Entnahmezeiten: 0,5 / 2 / 4,5 / 8 / 14 und 24 Stunden Eluenten: deionisiertes Wasser bzw. Leitungswasser Volumen des Eluenten / Oberfläche der Probe: V/O = 80 l/m² ABT43_Vollpracht.ppt 18 Frischbetonstandtest Beispiel: Barium Ba-Konzentration in µg/l 10000 1000 Porenlösungen CEM I mit CR (Z1) CEM I ohne CR (Z5) CEM I - HS (Z3) Weißzement (W) 1000 SO42--Konzentration in mmol/l 100 10 1 Eluate(Mittelwerte) 100 Z1.1 Z3.1 W1 Z5 10 Z1.2 Z3.2 W2 0,1 0,01 0,001 0 5 10 15 20 25 Zeit in h 0 5 10 15 20 25 Zeit in h Porenlösungskonzentrationen spiegeln sich in den Eluatkonzentrationen wieder, allerdings mit Verdünnung ABT43_Vollpracht.ppt 19 Modifizierter Langzeitstandtest Beispiel: Barium und Blei Ba-Konzentration in µg/l Pb-Konzentration in µg/l 1000 10000 Porenlösungen CEM I mit CR (Z1) CEM I ohne CR (Z5) CEM I - HS (Z3) Weißzement (W) 1000 100 10 Eluate(Mittelwerte) 100 Z1.1 Z3 Z5 10 10 100 Z1.2 W 1 0,1 10 1000 Probenalter in h 100 1000 Probenalter in h Voraussetzung für diffusionskontrollierte Freisetzung ist i. d. R. gegeben, es bestehen jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den beiden Schwermetallen ABT43_Vollpracht.ppt 20 Modifizierter Langzeitstandtest Beispiel: Calcium Ca-Konzentration in mmol/l 10 () 1 Porenlösungen CEM I mit CR (Z1) CEM I ohne CR (Z5) CEM I - HS (Z3) Weißzement (W) 0,1 Eluate(Mittelwerte) Z1.1 Z3 Z5 Z1.2 W 0,01 10 100 1000 Probenalter in h Keine Diffusion, sondern lösungskontrollierte Freisetzung Durch unterschiedliche Milieubedingungen teilweise Überschreitung der Porenlösungskonzentration in den Eluaten ABT43_Vollpracht.ppt 21 Modifizierter Langzeitstandtest Einfluss des Eluenten 13 pH-Wert 12 11 10 9 8 7 deion. Wasser Z1 2a 6 deion. Wasser Z1 2b 5 4 Parameter Leitungswasser deionisiertes Wasser - mg/m² mg/m² Ba 0,44 79,3 Pb 0,24 1,44 Crges < 0,26 1,22 Leitungswasser Z1 3a Leitungswasser Z1 3b 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Eluat-Nr. – Hohe pH-Werte durch deionisiertes Wasser – Freisetzung der Schwermetalle erhöht sich bei deionisiertem Wasser deutlich ABT43_Vollpracht.ppt 22 Modifizierter Langzeitstandtest Einfluss des Eluenten 0 0 -2.000 -4.000 5 10 15 20 Zeit in d 25 30 Z1.1 a Z1.1 b Z1.1 MW Z1.2 a Z1.2 b Z1.2 MW Z1.3 a Z1.3 b Z1.3 MW Ca-Freisetzung in mg /m² 70.000 deionisiertes Wasser 60.000 50.000 -6.000 40.000 -8.000 30.000 -10.000 20.000 -12.000 10.000 -14.000 Leitungswasser -16.000 0 Ca-Freisetzung in mg/m² 0 10 Z1.1 a Z1.1 b Z1.2 a Z1.2 b Z1.1 MW Z1.2 MW 20 Leitungswasser: Adsorption von Calcium Deionisiertes Wasser: erhebliche Freisetzung Grund für die erhöhte Freisetzung der Schwermetalle: lösender Angriff des deionisierten Wassers ABT43_Vollpracht.ppt 23 30 Zeit in d Bilanzierung der ausgelaugten Stoffmengen Anteil vom Gesamtgehalt in % 100 64,1 58,6 72,4 38,7 10 Sulfat Barium Blei Chrom Natrium Kalium 4,42 1 0,59 0,36 0,33 0,18 0,22 0,11 0,1 0,02 0,01 gelöst (Porenwasser) freigesetzt (mod. Langzeitstandtest) – Bei allen Stoffen tritt ein Nachlösen von ursprünglich im Feststoff vorliegenden Anteilen auf – Chrom und Blei werden vergleichbar mit Sulfat nur in geringem Maße ausgelaugt – Leicht verfügbare Alkalien werden innerhalb der 28 Tage Auslaugzeit zum Großteil freigesetzt ABT43_Vollpracht.ppt 24 Mineralogische Untersuchung von eluierten Proben (Oberflächen von Zementsteinen aus Z1) Leitungswasser Deionisiertes Wasser M.-%kristallin M.-%kristallin C3S 0,71 0 C2S - 2,19 3,18 Brownmillerit 3,43 37,86 Portlandit 2,39 0,02 Calcit 79,81 58,13 Dolomit 0,21 0,46 Quarz 0,21 0,35 Aragonit 12,52 - Parameter Leitungswasser: sehr starke Karbonatisierung der Oberfläche Verdichtung des Porengefüges ABT43_Vollpracht.ppt 25 Zusammenfassung Erfolgreiche Entwicklung einer Methodik zur Untersuchung der Einbindung von Spurenelementen Hinweise auf Einbindungsmechanismen: Barium: BaSO4 Chrom: Ettringit (Substitution von SO42- durch CrO42- und wahrscheinlich auch von Al3+ durch Cr3+) Blei: keine eindeutige Schlussfolgerung möglich ABT43_Vollpracht.ppt 26 Ausblick Einfluss von Zusatzstoffen Einfluss der Mitverbrennung von Abfallstoffen bei der Zementherstellung Verwendung von mineralisiertem Wasser anstelle von deionisiertem Wasser führt zu realistischeren Freisetzungen Anpassung des Bewertungskonzepts für die Umweltverträglichkeit von Beton ist sinnvoll ABT43_Vollpracht.ppt 27