Prof. Dr. Moritz Kaßmann Fakultät für Mathematik Wintersemester 2014/2015 Universität Bielefeld Übungsaufgaben zu Analysis 1 Lösungen von Blatt II vom 30.10.14 Aufgabe II.1 (2 Punkte) a) Prüfen Sie, ob die folgenden Mengen die Potenzmenge einer Menge sind und geben Sie diese gegebenenfalls an: (i) {4}, {6}, {8}, {7, 8}, {6, 7}, {6, 7, 8}, {6, 8}, ∅, {4, 6, 8}, {4, 8}, {4, 6}, {7}, {4, 7} , (ii) {a}, {a, b}, {b}, {a, b, c}, {c}, {a, c}, {b, c}, ∅ . b) Bestimmen Sie jeweils die Potenzmenge der folgenden Mengen: (i) {2, 3}, (ii) {w, x, y, z}. Aufgabe II.2 (4 Punkte) a) Zeichnen Sie die Punkte P1 , P2 ∈ R × R und die Teilmengen A1 , A2 , B ⊂ R × R in ein gemeinsames Koordinatensystem ein: P1 = 32 , 2 , P2 = 52 , 2 , A2 = 23 ; 52 × 12 , A1 = {2} × 1; 23 , −1 B = [1; 3] × 2 ; 3 . b) Skizzieren Sie die folgenden Teilmengen von R × R: (i) [0; 4] × [1; 5] ∪ [3; 4] × [2; 6] , (ii) (x, y) ∈ R × R : y = x2 ∩ [−1; 4] × [−4; 1] , (iii) (x, y) ∈ R × R : y = |2x + 1| − 7 , (iv) {(x, y) ∈ R × R : x ≤ |y|} . Aufgabe II.3 (4 Punkte) Gegeben sind die folgenden Punkte in R × R: (x1 , y1 ) = (0, 4), (x2 , y2 ) = (1, 2), (x3 , y3 ) = (−2, −4) . Bestimmen Sie Koeffizienten a, b, c ∈ R derart, dass für die Funktion f : R → R, f (x) = ax2 + bx + c, gilt: f (xi ) = yi für alle i = 1, 2, 3. Bringen Sie diese Zuordnungsvorschrift in Scheitelpunktsform und bestimmen Sie d ∈ R derart, dass f : R → (−∞; d] surjektiv ist. Aufgabe II.4 (6 Punkte) a) Bestimmen Sie alle möglichen Werte für m, b ∈ R, sodass die Funktion f (x) = mx + b eine bijektive Funktion f : [1; 2] → [3; 4] definiert. b) Sei f (x) = ax2 + bx + c für a 6= 0. Prüfen Sie, ob in Abhängigkeit von a, b, c ∈ R Mengen D ⊂ R und M ⊂ R existieren, sodass f : D → M bijektiv ist. Geben Sie gegebenenfalls die Mengen D und M an. c) Untersuchen Sie die folgenden Abbildungen auf Injektivität und Surjektivität: (i) f : [0; 12] → [0; 10], f (x) = |x − 2| , (ii) f : (−∞, 0) → (−∞, 3), f (x) = −3x2 + 2, (iii) f : (−1, ∞) → (−2, ∞), f (x) = x2 + 2x − 1, Aufgabe II.5 (4 Punkte) Seien f : A → B und g : B → C Abbildungen. Beweisen Sie: Erreichbare Punktzahl: 20 Übungsblatt II – Lösungen Seite 2 a) f, g injektiv ⇒ g ◦ f injektiv, b) g ◦ f surjektiv, g injektiv ⇒ f surjektiv, c) f, g bijektiv ⇒ g ◦ f bijektiv und (g ◦ f )−1 = f −1 ◦ g −1 . Lösungsvorschläge Aufgabe II.1 a) (i) Diese Menge besteht aus 13 Elementen1 . Laut Vorlesung ist bekannt, dass die Potenzmenge einer n-elementigen Menge genau 2n Elemente für n ∈ N0 enthält. Da es kein n ∈ N mit 2n = 13 gibt, existiert keine Menge A derart, dass die vorliegende Menge die Potenzmenge von A ist. (ii) Die Menge besteht aus 8 Elementen. Somit könnte sie die Potenzmenge einer 3-elementigen Menge sein. Da die Menge {a, b, c} inklusive aller Teilmengen in dieser Menge enthalten ist, ist diese Menge die Potenzmenge von {a, b, c}. b) Es gilt: P({2, 3}) = {∅, {2}, {3}, {2, 3}}. c) Es gilt: P({w, x, y, z}) = {∅, {w}, {x}, {y}, {z}, {w, x}, {w, y}, {w, z}, {x, y}, {x, z}, {y, z}, {w, x, y}, {w, x, z}, {w, y, z}, {x, y, z}, {w, x, y, z}}. Aufgabe II.2 a) 1 Beachten Sie, dass die Elemente der Potenzmenge selbst wieder Mengen sind. Übungsblatt II – Lösungen Seite 3 b) y 6 5 y 1 4 3 x 2 −1 1 1 x 1 2 3 4 y 4 y 7 3 6 2 5 1 x 4 3 −1 −1 2 1 x −5 −4 −3 −2 −1 −1 2 1 2 3 4 1 2 3 4 −2 −3 −4 Aufgabe II.3 Folgende Gleichungen erhalten wir durch Einsetzen der gegebenen Punkte: g(0) = c = 4, g(1) = a + b + c = 2, g(−2) = 4a − 2b + c = −4. Indem wir c = 4 in Zeile 2 und 3 einsetzen, erhalten wir a + b = −2, 4a − 2b = −8. (1) (2) Übungsblatt II – Lösungen Seite 4 Multiplikation von (1) mit der Zahl 2 und Addition beider Zeilen liefert 6a = −12 ⇐⇒ a = −2 . Einsetzen in (1) liefert sofort b = 0. Also ist die gesuchte Zuordnungsvorschrift f (x) = −2x2 + 4 . Die Scheitelpunktsform der Funktion f ist gegeben durch: f (x) = −2(x − 0)2 + 4. Der Graph von f ist also eine nach unten geöffnete Parabel mit dem Scheitelpunkt (0, 4). Folglich ist f : R → (−∞, 4] surjektiv. In der Tat: Sei y ≤ 4. Dann gilt r 4−y 4−y 2 2 −2x + 4 = y ⇐⇒ x = ⇐⇒ |x| = . 2 2 q x = ± 4−y 2 sind also die beiden Urbilder von y < 4, und x = 0 ist Urbild von y = 4. Aufgabe II.4 a) Die Funktion ist bijektiv genau dann, wenn ihr Graph entweder von links unten nach rechts oben oder von links oben nach rechts unten durch das Quadrat [1; 2] × [3, 4] ⊂ R × R verläuft. Es ergeben sich die folgenden beiden Möglichkeiten für die Steigung: m1 = 4−3 4−3 = 1 oder m2 = − = −1. 2−1 2−1 Für m1 ergibt sich der folgende Wert für c1 : f (1) = 1 · 1 + c1 = 3 ⇐⇒ c1 = 2 und für m2 der folgende Wert für c2 : f (1) = −1 · 1 + c2 = 4 ⇐⇒ c2 = 5. Somit erhalten wir die folgenden bijektiven Funktionen fi : [1; 2] → [3; 4] für i = 1, 2: f1 (x) = x + 2 und f2 (x) = −x + 5. b) Wir erhalten durch quadratische Ergänzung: b f (x) = ax +bx+c = a x + x + a 2 2 b 2a 2 − b 2a 2 ! b 2 b2 + c− . +c = a x + 2a 4a Somit hat die Funktion f den Scheitelpunkt b b2 . S = − ,c − 2a 4a Die Wahl2 von b b2 • D = − 2a ; ∞ und M = [c − 4a ; ∞) oder h b b2 • D = −∞; − 2a und M = c − 4a ;∞ 2 Wir können die abgeschlossenen Intervalle auch durch offene oder halboffene Intervalle ersetzen. Hierbei muss nur darauf geachtet werden, dass sowohl D als auch M ein Intervall vom gleichen Typ ist. Übungsblatt II – Lösungen Seite 5 liefert im Fall a > 0 die Bijektivität der Funktion f . Analog ist f im Fall a < 0 für i b b2 • D = − 2a ; ∞ und M = −∞; c − 4a oder i b2 b und M = −∞; c − 4a • D = −∞; − 2a bijektiv. Hinweis: Es ist auch möglich kleinere Mengen für D und M zu wählen. Wir betrachten hierzu b b d1 , d2 ∈ R mit d1 ≤ d2 und d1 , d2 ≥ − 2a oder d1 , d2 ≤ − 2a . Dann liefern die Mengen D = [d1 , d2 ] und M = [ad21 + bd1 + c; ad22 + bd2 + c] ebenfalls die Bijektivität von f . c) (i) (ii) (iii) • f ist nicht injektiv. Betrachte hierzu x1 = 1 und x2 = 3. Dann gilt: x1 6= x2 , aber f (x1 ) = |3 − 2| = 1 = |1 − 2| = f (x2 ). • f ist surjektiv. Sei y ∈ [0; 10] beliebig und es gelte o.B.d.A x ≥ 2. Dann gilt: 2 + y ∈ [0, 12] und somit: y = |x − 2| = x − 2 ⇐⇒ x = y + 2. • f ist injektiv. Es gilt: f (x1 ) = f (x2 ) ⇐⇒ −3x21 + 2 = −3x22 + 2 ⇐⇒ x1 = x2 , da x1 , x2 ∈ (−∞, 0). • f ist nicht surjektiv. Betrache hierzu y = 2. Dann gilt: 2 = −3x2 + 2 ⇐⇒ x = 0. Aber 0 ∈ / (−∞, 0). • f ist injektiv, denn für x1 6= x2 gilt: f (x1 )−f (x2 ) = x21 −x22 +2(x1 −x2 ) = (x1 − x2 )(2 + x1 + x2 ) 6= 0 ⇐⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ). • f ist surjektiv. Sei y ∈ (−2, ∞). Dann gilt 2 + y > 0 und somit f (x) = √ y ⇐⇒ x2 + 2x − 1 − y = 0 ⇐⇒ x = −1 + 2 + y, da x ∈ (−1, ∞). Aufgabe II.5 a) Seien f, g injektiv. Dann gilt für beliebige a1 , a2 ∈ A: (g ◦ f )(a1 ) = (g ◦ f )(a2 ) ⇐⇒ g(f (a1 )) = g(f (a2 )) =⇒ f (a1 ) = f (a2 ) (g injektiv) =⇒ a1 = a2 (f injektiv). Also ist g ◦ f injektiv. b) Zu zeigen ist: ∀b ∈ B∃a ∈ A : f (a) = b. Sei also b ∈ B beliebig. Dann gilt g(b) ∈ C. Da laut Voraussetzung g ◦ f surjektiv ist, existiert ein a ∈ A derart, dass (g ◦ f )(a) = g(b), also g(f (a)) = g(b). Die Injektivität von g liefert: g(f (a)) = g(b) =⇒ f (a) = b, was zu zeigen war. c) Seien f, g bijektiv. Dann folgt die Injektivität von g ◦f aus Aufgabenteil a). Es bleibt also noch die Sujektivität zu zeigen. Sei c ∈ C beliebig. Dann existiert aufgrund der Surjektivität von g ein b ∈ B derart, dass g(b) = c. Da f surjektiv ist, gibt es ein a ∈ A, sodass f (a) = b. Also gilt: c = g(b) = g(f (a)) = (g ◦ f )(a), was zu zeigen war. Somit ist g ◦ f injektiv und surjektiv, also bijektiv. Es verbleibt noch der Nachweis von (g ◦ f )−1 = (f −1 ◦ g −1 ), d.h. f −1 ◦ g −1 ist die Umkehrabbildung von g ◦ f . Es ist zu zeigen, dass (f −1 ◦ g −1 )(g ◦ f )(a) = a für alle a ∈ A gilt. Sei also a ∈ A beliebig. Dann gilt: (f −1 ◦ g −1 )(g ◦ f )(a) = (f −1 ◦ g −1 )(g(f (a)) = f −1 (g −1 (g (f (a)))) = f −1 (f (a)) = a. | {z } | {z } idB Somit ist die Behauptung bewiesen. idA