Seite 1 von 2 zurück 21. Februar 2003 Dübendorf / Das ehemals in Dübendorf domizilierte Architekturbüro Bob Gysin gewinnt den Wettbewerb für den Eawag/Empa-Neubau Wo eine Heizung Schnee von gestern ist Der Neubau bildet das Portal der Eawag und soll zum Ort des Bildungsaustauschs werden. (zvg) Eawag und Empa spannen zusammen. In den nächsten Jahren soll zwischen Chriesbach und Überlandstrasse für rund 35 Mio. Franken ein Neubau für die zentralen Bereiche beider Institutionen entstehen. Urs Schwarz Die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) baut gemeinsam mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) ein neues Gebäude für die zentralen Bereiche. Aufgrund einer öffentlichen Ausschreibung im Sommer 2002 wurden sechs Teams mit einer Studie beauftragt. Zwei der eingereichten Studien wurden weiterverfolgt. Vor kurzem haben die Bauherren nun das Projekt des ehemals in Dübendorf beheimateten Architekturbüros Bob Gysin + Partner AG aus Zürich zur Ausführung empfohlen. Das fünfgeschossige Gebäude soll von Eawag und Empa gemeinsam genutzt werden und die Zusammenarbeit beider Institutionen weiter verstärken. Während Schulungs-, Seminar- und Büroräume fest zugeteilt sind, stehen Bibliothek, Cafeteria und Ausstellungsbereich beiden Forschungsanstalten zur Verfügung. Kern des Gebäudes ist ein grosszügiges Atrium, um welches die Räumlichkeiten angeordnet sind. Ökologisch nachhaltig Eine Aufgabe, mit der sich die Architekten konfrontiert sahen, bestand darin, «ein visionäres Konzept bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit zu ermitteln, das sich an Teilbereichen der Forschungstätigkeit von Empa und Eawag ausrichtet». Ein Konzept war also gefragt, welches nicht der Verschleuderung das Wort redet, sondern verantwortlich mit Energie und Ressourcen umgeht. Das Gebäude weist eine doppelte Hülle auf: Eine Holzfassade ist in rund 80 Zentimeter Abstand mit Glas ummantelt. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, die ganze Fassade durch Storen zu beschatten. Ein Teil der Fassade lässt sich ausserdem umbauen und soll der Empa künftig dazu dienen, Fassadenmuster auf ihre Witterungsbeständigkeit zu testen. Keine Heizung, keine Kühlung Getreu dem Grundsatz «Energie einsparen statt aufwändig erzeugen» wird das neue Gebäude keine Heizung erhalten. Durch bauliche Massnahmen sei es gelungen, den Heizwärmebedarf so gering zu halten, dass er durch die ohnehin anfallende Wärme im Gebäude gedeckt werden könne. «Diese Wärme wird in der Baumasse gespeichert und verzögert wieder abgegeben», erklärt Marco Giuliani vom Architekturbüro Bob Gysin. Die Umsetzung eines Null-Energie-Hauses ohne Heizung sei damit gelungen und rechnerisch bewiesen, lässt das Architekturbüro stolz verlauten. Auch die Gebäudekühlung erfolgt auf rein passivem Weg. Durch automatisches Öffnen der Fenster wird eine optimale http://www.glattaler.ch/storys/storys.cfm?vID=426 10.04.2003 Seite 2 von 2 Nachtauskühlung erreicht. «Im Gebäude wird aber kein Durchzug entstehen», so Giuliani. «Die Benutzer werden den feinen, oben durchziehenden Luftstrom nicht bemerken.» Bodenschnitt fällt weg Eine weitere Auflage bestand darin, dem Wasserkreislauf Rechnung zu tragen und ihn zu visualisieren. Das siegreiche Büro von Bob Gysin hat sich dazu etwas Besonderes einfallen lassen: Ein sich über alle fünf Stockwerke erstreckendes Glaselement sollte – einem grossen Bohrkern gleich – einen Querschnitt durch die Bodenschichten beinhalten. «Das Meteorwasser, das sich auf dem Dach sammelt, versickert dann durch diesen Bodenschnitt», erklärt Giuliani. Gemäss der für das Baumanagement verantwortlichen Projektleiterin Judith Hornberger kann dieses Element jedoch nicht realisiert werden. «Eine solche Glaswand wäre bereits nach einigen Wochen verschlammt.» Dieses Element sei jedoch «nicht schlachtentscheidend» gewesen, erklärt Hornberger. Das Projekt Gysin habe auch aufgrund anderer Elemente überzeugt. So sieht es zum Beispiel vor, dass sämtliches Meteorwasser zu Nutz- und Trinkwasser aufbereitet wird. Ein Bestandteil des Projektes ist ausserdem die Aufwertung der Umgebung zum naturnahen Erholungsraum. «Der Chriesbach, der an dieser Stelle in einem engen Bett geführt ist, soll wieder natürlicher gestaltet werden», erklärt Giuliani. Parlament hat das letzte Wort Die Kosten für den Bau dürften sich auf rund 35 Mio. Franken belaufen. Bevor das Projekt realisiert werden kann, muss es noch den eidgenössischen Räten präsentiert werden. Gegen Ende dieses Jahres werden diese über den Kredit zu befinden haben. Stimmt das Parlament zu, so könnte mit der Realisierung im Frühling 2004 begonnen werden. Ein Bezug wäre Ende 2005 möglich. http://www.glattaler.ch/storys/storys.cfm?vID=426 10.04.2003