GEO-PFAD OBERE AMPELSBACH-/ FILZMOOSBACH-SCHLUCHT K Übersichtstafel am Köglboden (953m) GEO-PFAD OBERE AMPELSBACH-/ FILZMOOSBACH-SCHLUCHT Auf dem Weg vom Köglboden zur Guffert-Hütte durchwandern wir ein Teilgebiet der Nördlichen Kalkalpen, dessen Bau durch ausgeprägte geologisch- tektonische Strukturen gekennzeichnet ist. Die eine davon ist die so genannte Thiersee-Mulde. Es ist eine vom Vorkarwendel im Westen bis nahe Kufstein im Osten weiträumig verlaufende Faltenstruktur. Die andere dieser Strukturen sind die gewaltigen Massive aus Wettersteinkalk Guffert und Unnutz, auch als „Achentaler Schubmasse“ bezeichnet. Diese „Achentaler Schubmasse“ hat sich als Folge der Entstehung des Alpengebirges nach Norden bewegt und die Thiersee-Mulde, insbesondere ihren Südschenkel mit der Natterwand verschoben. Dabei wurde eine bedeutende Bruchlinie erzeugt. Entlang dieser Bruchlinie hat der zunächst als Filzmoosbach aus dem Gebiet der Guffert-Hütte kommende Obere Ampelsbach eine tiefe und eindrucksvolle Schlucht gegraben. Durch sie führt der normale Wanderund Fahrweg zur Hütte. „Eine Wanderung durch Jahrmillionen Erdgeschichte“ Die Schlucht des Oberen Ampelsbachs vom Köglboden bis zur Einmündung des Filzmoosbaches bei Höhe 1144 m durchschneidet – einem Profilschnitt ähnlich – den aufgebogenen, teils sogar nach Norden überkippten Südschenkel der Thiersee-Mulde. Dadurch wird sein innerer Schichtenaufbau sichtbar, der gewöhnlich durch die aufliegenden, geologisch jungen Schichtglieder verdeckt ist. Das bietet die Gelegenheit, während der Wanderung eine Abfolge von Gesteinsschichten zu betrachten, die über einen Zeitraum von rund 110 Millionen Jahren im Erdmittelalter (Mesozoikum) mit seinen Abschnitten TRIAS, JURA und KREIDE auf dem nordafrikanischen Schelf abgelagert und später im Lauf der Bildung des Alpen-Gebirges an ihre heutige Position verfrachtet wurden. Die Abfolge dieser „Wanderung durch Jahrmillionen Erdgeschichte“ entspricht nahezu idealtypisch einer stratigraphischen Tabelle. Die Abfolge beginnt unten am Köglboden mit dem Hauptdolomit in älteren Gesteinsformationen und führt – mit gewissen Lücken – aufwärts in jüngere Gesteinsformationen. In der West-Ostverlaufenden Schlucht des Filzmoosbaches befinden wir uns bereits im rund 110 Millionen Jahre jüngeren kreidezeitlichen Kern der Thiersee-Mulde mit seinen im Bachbett schön aufgeschlossenen graugrünen Schrambach-Schichten. Als Letztes folgen dann noch die Lockergesteine (Moränen und Felssturzblöcke) der eiszeitlichen Gletscher des QUARTÄRS (jüngster Abschnitt der Erdgeschichte). Die Gesteine mit ihrer wechselnden chemischen und mineralischen Zusammensetzung, ihren unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften (hart, weich, spröd) und ihren Lagerungsarten (massig, geschichtet, gefaltet, verstellt, verschoben) bilden das Gerüst für die „Architektur“ der Landschaft. Sie prägen ihr stark differenziertes Aussehen, bestimmen aber auch die Art und Weise ihrer allmählichen Zerstörung durch Erosion und Abtrag. Mit dem Zerfall bilden sie wiederum die Ausgangs- und Grundstoffe für eine reiche Pflanzenwelt und deren Artenvielfalt. All dies erschließt sich dem aufmerksamen Wanderer auf seinem Weg hinauf zur Guffert-Hütte.