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Kinder und Stress: Knirschen und Kauen als Ventil - Medizin - Eltern.de
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Kinder und Stress
Knirschen und Kauen als Ventil
30. Dezember 2008 Weiterleiten Drucken Bookmarks
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Immer mehr Kinder "arbeiten" wie Erwachsene ihre Anspannungen und Belastungen mit dem Mund ab.
Sie knirschen mit den Zähnen, lutschen oder kauen auf Stiften. Das sind keine Marotten, sondern - zumal
wenn sie länger anhalten -ernstzunehmende Verhaltensstörungen mit schwer wiegenden Folgen für die
Kieferentwicklung.
Die Expertin: Dr. Gundi Mindermann ist Bundesvorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen
Kieferorthopäden und Expertin für "Parafunktionen" (belastende Mundbewegungen und -beanspruchungen).
Immer wieder hört man, Knirschen bei Kindern sei normal. Sie müssten verarbeiten, was an Neuem auf
sie einströmt. Was sagen Sie dazu?
Es ist normal, dass man bei größerer Belastung mit den Zähnen knirscht oder sie zusammenpresst oder auf etwas
herumkaut. Der Mund gehört zu den Körperbereichen, an denen man seinen Stress bzw. den Druck, unter dem
man steht, abreagiert. Überdruck auf der Seele oder den Nerven will und muss ja irgendwie raus aus dem Körper.
Allerdings nimmt die Gesundheit nachhaltig Schaden, wenn der Mund zu oft oder zu lang als Stress-Ventil
missbraucht wird. Wenn also der Stress zu stark ist und/oder geeignete Entspannungsfertigkeiten fehlen.
Kann man erkennen, wann ein Kind seinen Mund zu oft als Stress-Ventil benutzt?
Wir können nur dazu anregen, den Kieferorthopäden einmal darauf anzusprechen. Ob ein Kind knirscht, sehen
wir beispielsweise daran, dass die Ecken der Eckzähne flach abgerieben sind. Presst ein Kind seine Zähne
unbewusst aufeinander, sind oft die Wangenmuskeln verhärtet vom "Dauer-Training", und die Zähne können
ebenfalls beschädigt sein; hier leiden dann auch besonders die Backenzähne, sie werden in der Regel flach
abgearbeitet.
Das Pressen ist eine körperliche Anspannung, die zu Verkrampfungen führen kann
Kinder, die "pressen", leiden oft auch unter Kopfschmerzen, denn das Pressen selbst ist eine körperliche
Anspannung, die zu Verkrampfungen führen kann. Die Kaumuskeln sind nicht auf Dauergebrauch ausgerichtet,
sie sollen in der Regel nur beim Kauen, Sprechen und Lachen aktiv werden. Stehen die Zähne im Oberkiefer vor,
liegt das meist daran, dass zu oft ein "Ding" Platz zwischen den Zähnen findet - also der Daumen, ein Stift oder
Ähnliches. Jedenfalls etwas, was nicht in den Mund gehört.
Welche Folgen hat es für die Gesundheit, wenn der Stress solche Spuren hinterlässt?
Oft versuchen die Kiefer, Fehlpositionen auszugleichen, in dem sie sich anpassen und dabei verschieben. Eine
solche unnatürliche Verschiebung hat natürlich Auswirkungen auf das ganze Mund- und Kopfsystem - und nicht
selten weit darüber hinaus: Fehlstehende Kiefer führen zu einer Verschiebung der beweglichen Bereiche im
Kiefergelenk, das fehlfunktionierende Kiefergelenk gibt die Störung an die Wirbelsäule weiter, die an sich
ausgleichend wirken soll.
Schiefe Körperhaltung, weil eine Zahnfehlstellung nicht behandelt worden ist
http://www.eltern.de/gesundheit-und-ernaehrung/medizin/parafunktionen-kinder.html... 17.08.2009
Kinder und Stress: Knirschen und Kauen als Ventil - Medizin - Eltern.de
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Letztlich kann jemand tatsächlich eine schiefe Körperhaltung mit allen Folgen wie Gelenkschäden und
Schmerzen bekommen, nur weil in der Kindheit eine Zahnfehlstellung erworben, aber nicht frühzeitig und
erfolgreich behandelt worden ist. Das mag weit hergeholt klingen - aber wir erleben heute in vielen Studien und
auch in praktischen Kursen, dass schon ein kleiner Ausgleich der Kieferfehlstellung, z. B. mit einem perfekt
platzierten Watteröllchen bei zuvor völlig entspannten Muskeln zu einer wieder aufrechten und geraden Haltung
des gesamten Körpers führt.
Stressbewältigungsversuche mit dem Mund - das soll bei immer mehr Kindern vorkommen. Ist das auch
Ihre Beobachtung?
Wir stellen durchaus fest, dass die Anzahl der Kinder mit psychischen Belastungen einen wachsenden Anteil in
unseren Praxen ausmacht. Dabei unterscheiden wir sehr wohl zwischen "Wildheit" oder "Ungezogenheit" und
den Anzeichen, die auf Überlastung hindeuten. Auch eine bestimmte Form von Aggressivität ist oft ein Ventil für
inneren Stress. Der zeigt sich an den Zähnen, an den Mundbewegungen, an der Kaumuskulatur. Wir müssen
vielen Eltern klar machen, dass bestimmte Verhaltensweisen ihrer Kinder nicht "normal" sind, sondern eine
Störung, die auch aus gesundheitlicher Sicht frühzeitig behoben werden sollte.
Kinder stehen heute unter ebenso viel Stress wie Erwachsene
Wir sollten es ebenso nicht als "normal" bezeichnen, wenn Kinder derart unter Stress bzw. einer emotionalen
Bedrohung stehen, dass sie Knirschen, Pressen oder Herumkauen dauerhaft als Ventil benötigen. Es geht hier
nicht um "viele neue Eindrücke", denen Kinder ausgesetzt sind. Die mögen anstrengend sein, aber sie erfordern
nicht diese Kraft, die der Körper einsetzt, um innere Spannungen loszuwerden. Wir verdrängen leicht, dass
Kinder heute unter ebenso viel Stress stehen können wie die Erwachsenen. Alle Maßnahmen wie beispielsweise
kindgerechte Stress-Abbau-Mechanismen brauchen in der Regel Zeit - eine Zahnschutz-Schiene hilft zumindest
den Zähnen sofort. Erst wenn die Stress-Ursachen verstanden und abgebaut worden sind, können mit einem
Fachzahnarzt für Kieferorthopädie weitere Strategien entwickelt werden, die Zähne des Kindes vor Zerstörung
oder Verlagerung zu schützen.
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
von Martina am 20. März 2009, 22:28 Uhr
Mein Sohn fing erst im Kindergarten mit der Knirscherei an. Außerdem näßte er wieder öfter ein. Nach
einem halben Jahr "Eingewöhnungsphase" nahm ich ihn wieder raus.
Er war glücklich, stets trocken und knirschte nur noch ab und zu. Als ein halbes Jahr Kindergartenpause
vorüber war, wagte ich einen neuen Versuch, der erfreulicherweise von Erfolg gekrönt war. Mein Sohn
knirschte nun manchmal und sprach auch im Schlaf deutlich hörbar "mit anderen Kindern".
Seit er in die Schule geht, ist es ziemlich extrem.
Mein Sohn ist eher feinfühlig veranlagt. Er interessiert sich für Details und hat deshalb oft Probleme mit
dem verlangten Arbeitstempo.
http://www.eltern.de/gesundheit-und-ernaehrung/medizin/parafunktionen-kinder.html... 17.08.2009
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